Freiburger Münster

Das Freiburger Münster (oder Münster Unserer Lieben Frau) ist die im romanischen und größtenteils im gotischen Stil erbaute römisch-katholische Stadtkirche von Freiburg im Breisgau. Da Freiburg seit 1827 Bischofssitz ist (Erzbistum Freiburg), ist die Kirche heute formell eine Kathedrale, wird aber aus Tradition Münster und nicht Dom genannt.
Der bekannte Kunsthistoriker Jacob Burckhardt sagte 1869 in einer Vortragsreihe über den 116 Meter hohen Turm im Vergleich mit Basel und Straßburg: Und Freiburg wird wohl der schönste Turm auf Erden bleiben. Daraus entwickelte sich wohl das häufig gehörte, aber nicht ganz wörtliche Zitat vom „schönsten Turm der Christenheit“.
Das Münster wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört, obwohl die umgebenden Gebäude durch den Bombenangriff vom 27. November 1944 weitgehend in Schutt und Asche lagen.[1] [2] Auch die Glasfenster sind original erhalten, da man sie vor den Bombenangriffen aus dem Münster entfernte und sie bis nach Kriegsende sicher lagerte. Kunsthistoriker aus der ganzen Welt rühmen das Münster Unserer Lieben Frau zu Freiburg als ein architektonisches Meisterwerk der Gotik.
Baugeschichte

Der erste Freiburger Kirchenbau, die konradinische Pfarrkirche ist nach dem Zähringer Konrad I. benannt und stammt aus der Gründungsphase der Stadt um 1120; in diesem Jahr erhielt Freiburg von ihm und seinem Bruder Berthold III. das Markt- und Stadtrecht: Diese beiden Zähringer gelten daher als „Stadtgründer“. Von diesem ersten Bau existieren nur noch Fundamentreste. Berthold V. († 1218) wollte eine angemessene Grabstätte schaffen und den konradinischen Bau, die zu klein gewordene Pfarrkirche, ersetzen. Anfänglich wurde mit dem Bau im spätromanischen Stil, nach dem Vorbild des Basler Münsters, begonnen. Davon sind heute noch das Querschiff und die Untergeschosse der Seitentürme, der so genannten „Hahnentürme“ erhalten, die während der gotischen Bauphase durchbrochene Turmhelme erhielten. Ab etwa 1230 wurde der Bau aber im neuen Stil der französischen Gotik fortgesetzt mit dem Langhaus und dem Turm (vollendet ca. 1330 und somit der einzige noch im Mittelalter fertiggestellte gotische Großturm in Deutschland). Anschließend wurde der spätgotische Chor mit Kapellenkranz errichtet, zu dem am 24. März 1354 der Grundstein gelegt wurde (mit mittelhochdeutschem Text: „von gottes geburt mcccliiii jar an unser frowen abent in der uasten leit man den ersten stein an disen kor“). Nach einer Bauunterbrechung von etwa 100 Jahren wurde 1510 das Gewölbe des Chors geschlossen (dieses Datum findet sich im Chorgewölbe). Anschließend wurde der spätromanische Chor, um den herum der neue Chor gebaut worden war, abgebrochen und der Neubau mit dem Langhaus verbunden[3]. Im Dezember 1513 fand dann die Chorweihe statt. Im 16. Jahrhundert wurde an die Südfassade des romanischen Querschiffs die Renaissancevorhalle angefügt. Besonders beachtenswert ist die Zahl an bizarren Wasserspeiern, die nur an wenigen anderen gotischen Kirchen ihresgleichen hat.
Während der Bau in einer lateinischen Urkunde vom 27. Mai 1298 noch als Pfarrkirche („ecclesia parochialis“) bezeichnet wird, erscheint die Bezeichnung "Münster" erstmals am 24. Dezember 1356 in einer Urkunde der Pfalzgräfin Klara von Tübingen, der Tochter des am 9. November 1356 gestorbenen Grafen Friedrich von Freiburg: „zuo Friburg in dem münster“. Man hatte also den zur Bezeichnung von Großkirchen gewordenen Namen für den gotischen Erweiterungsbau übernommen.
Architektur

Die Maße des Münsters: Länge innen: 124 Meter, Länge außen: 127 Meter, Breite: 30 Meter; Turmhöhe: 116 Meter (davon 70 Meter begehbar; 46 Meter gehören zum durchbrochenen Turmhelm)
Turm
Der markante Turm des Münsters, vom Schweizer Kunsthistoriker Jacob Burckhardt einst als „schönster Turm auf Erden“ bezeichnet (s. o.), ist 116 Meter hoch.
Am Fuße des Turms ist der Bau fast quadratisch im Grundriss; die Mauern sind wuchtig und fast ohne Durchbruch. Der Turm wird ungefähr oberhalb des ersten Drittels der Gesamthöhe von der zwölfeckigen Sterngalerie umgeben. Oberhalb der Galerie setzt sich der Turm als Achteck fort. Der achteckige Teil geht über in die sogenannte Laterne, die auch begehbar ist. Auf dieser Höhe ist der Turm bereits vielfach durchbrochen; von dessen acht hohen Spitzbogenfenstern geben vier den Blick nach außen frei. Über der Laterne befindet sich der ebenfalls achteckige, filigrane und vielfach durchbrochene Turmhelm. Die Rippenbögen sind mit Krabben besetzt. Seine Ausdruckskraft gewinnt der Turm durch die architektonisch vollendeten, wie spielerischen Übergänge von der viereckigen über die zwölfeckige zur achteckigen Form in den Turmhelm bis zur Kreuzblume auf der höchsten Spitze. Als Hauptbaumaterial wurde Sandstein verwendet, der im Mittelalter vor allem am Lorettoberg abgebaut wurde.
Es ist der einzige derartige gotische Kirchturm in Deutschland, der noch im Mittelalter vollendet wurde (um 1330) und seitdem fast wie ein Wunder die Zeit überdauert hat, auch den Bombenangriff vom 27. November 1944, der die Häuser in der nächsten Umgebung des Turmes zerstörte. Allerdings wurde das Gebäude durch die Erschütterungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Dass auch der filigrane Turmhelm die Erschütterungen überstand, wird auf die Bleianker zurückgeführt, die als Verbindung der einzelnen Segmente des Turmhelmes dienen. Die Fenster waren vor dem Angriff herausgenommen worden und überstanden deshalb ebenfalls die Erschütterungen.
Am Fuß des Turms, links vom ersten Portalbogen, sind mittelalterliche Maße (Längenmaße, Brotgrößen, Kornmaß und andere) eingemeißelt (13. Jahrhundert). Eine Inschrift nennt auch die Daten für die beiden Jahrmärkte der Stadt. Das Anbringen an der Kirche sollte diesen Maßen besondere Legitimität verleihen.
Der Turm enthält auch eine große und schöne Turmuhr von Jean-Baptiste Schwilgué, aus dem Jahr 1851. Man kann die Uhr im Turm besichtigen. Sie läuft noch, aber treibt nicht mehr den Zeiger am äußeren großen Zifferblatt und schlägt nicht mehr die Glocken. Der Turm enthält auch eine Kontrolluhr von Schwilgué, die im selben Jahr für den Turmwächter installiert wurde.
Mehrere Kirchtürme wurden jenem des Freiburger Münsters nachempfunden. Ganz in der Nähe befindet sich jener der Mülhausener evangelischen Stephanskirche (97 Meter), errichtet 1859−66. Der Turm der evangelisch-reformierten Kirche in Warschau (gebaut 1866–80 von A.A Loewe) wurde ebenfalls dem Turm des Freiburger Münsters nachempfunden. Dieser diente auch als Vorbild für den Neubau des Turmes der Lambertikirche in Münster (Westfalen), der 1888/89 an Stelle eines baufällig gewordenen älteren Turms errichtet wurde.
Glocken
Das Münster verfügt über einen Glockenbestand von 19 läutbaren Glocken, von denen die älteste – die Hosanna aus dem Jahr 1258 – zu den ältesten erhaltenen Glocken in dieser Größe zählt. Sie läutet heute auf Grund von Stiftungen regelmäßig donnerstagabends nach dem Angelus zur Erinnerung an die Angst Christi am Ölberg, freitags um 11 Uhr (deshalb Spätzleglocke – da war es Zeit, das Spätzlewasser aufzusetzen) zum Gedenken an die Kreuzigung Christi, samstagabends zum Gebet für die Verstorbenen der Woche und an jedem 27. November, dem Jahrestag der Bombardierung und Zerstörung der Stadt im Jahr 1944. In der Vergangenheit war sie auch die Brand- und Sturmglocke und wurde zur Einberufung einer Gerichtsversammlung geläutet. Diese Glocke hängt zusammen mit dem 15-stimmigen Geläut, das 1959 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen wurde, im Hauptturm. Ferner hängt im Dachreiter über dem Südquerhaus die Taufglocke. Das 1606 gegossene Vesperglöckchen und das Silberglöckchen aus dem 13. Jahrhundert sind nach erfolgreicher Restaurierung wieder läutbar gemacht und hängen mit den anderen Glocken im Hauptturm.
Vor 1959 gab es ein Geläut, das 1841/1843 von der Firma Rosenlaecher aus Konstanz gegossen wurde. Es umfasste die Töne b0, d1, f1, fis1, a1, b1, cis2, d2, f2 und b2. Nach dem Geschmack der Zeit erklangen nur harmonische Teilgeläute. Das Festgeläute bestand aus den Tönen b0, d1, f1, g1 und b1 (g1 erst ab 1950). Ab 1842 konnte die Hosanna nur einzeln geläutet werden, da sie im Gegensatz zur Stimmung der anderen Glocken einen Viertelton zu tief klang.
Seit 2002 wurde an der Sanierung des historischen Glockenstuhls gearbeitet, dessen älteste Balken von Bäumen stammen, die 1290/91 gefällt wurden. Diese Arbeiten sind Mitte 2008 mit einer neuen Hängung des Geläutes abgeschlossen worden. Die Hosanna, deren 750-jähriges Jubiläum 2008 gefeiert wird, kann dann zusammen mit dem übrigen Geläut erklingen, was bisher aufgrund der Hängung nicht möglich gewesen war.
Mit einem Tonumfang von über zweieinhalb Oktaven und einem Gesamtgewicht von rund 25 Tonnen gehört das Freiburger Münstergeläut zu den größten Domgeläuten in Deutschland.[4][5]

Nr. | Name | Durchmesser (mm) |
Gewicht (kg) |
Nominal (16tel) |
1 | Christusglocke | 2133 | 6856 | g0 ±0 |
2 | Petrusglocke | 1774 | 3917 | b0 ±0 |
3 | Paulusglocke | 1566 | 2644 | c1 ±0 |
4 | Marienglocke | 1490 | 2290 | d1 ±0 |
5 | Josefsglocke | 1242 | 1354 | f1 ±0 |
6 | Nikolausglocke | 1095 | 958 | g1 ±0 |
7 | Johannesglocke | 1081 | 913 | a1 ±0 |
8 | Jakobusglocke | 1022 | 803 | b1 ±0 |
9 | Konradsglocke | 903 | 560 | c2 ±0 |
10 | Bernhardsglocke | 798 | 381 | d2 ±0 |
11 | Lambert- und Alexanderglocke | 670 | 212 | f2 ±0 |
12 | Michaelsglocke | 594 | 149 | g2 ±0 |
13 | Schutzengelglocke | 575 | 130 | a2 ±0 |
14 | Odiliaglocke | 505 | 112 | c3 ±0 |
15 | Magnificatglocke | 456 | 79 | d3 ±0 |
I |
Hosanna | 1607/1614 | 3290 | es1 ±0 |
II |
Taufglocke | 550 | 95 | a2 |
III |
Vesperglöckchen | 510 | 70 | h2 |
IV |
Silberglöckchen | 352 | 33 | f3 |
Innenausstattung


Die bedeutendsten Stücke sind der Hochaltar von Hans Baldung Grien und ein Altar von Hans Holbein dem Jüngeren in einer der Chorkapellen. Der Hochaltar, gemalt von 1512 bis 1516, ist ein Flügelaltar, der in der Weihnachtszeit vier Weihnachtsbilder mit den Themen Mariä Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi und Flucht nach Ägypten zeigt. Die restliche Zeit des Jahres sieht man als Mittelbild die Krönung Mariens, umgeben von den zwölf Aposteln, je sechs auf einem Klappflügel, wobei Petrus und Paulus auf je einem der Flügel deutlich im Vordergrund stehen. Auf die Rückseite, die nur bei einer Besichtigung des Kapellenkranzes zu sehen ist, ist die Kreuzigung Christi gemalt. Hier hat sich Hans Baldung in einem der Knechte selbst portraitiert.
Um den Hochchor ist ein Kapellenkranz mit zehn Kapellen angeordnet, die meist nach den Stifterfamilien benannt sind und teilweise hochrangige Kunstwerke enthalten. Es sind dies: Die Stürtzelkapelle mit einem Taufstein von Johann Christian Wentzinger (1768), die Universitätskapelle mit einem Tafelaltar von Hans Holbein dem Jüngeren (1521), die Lichtenfels-Krozingen-Kapelle mit einem Marienaltar (Verkündigung) von 1615, die Schnewlin-Kapelle. Die erste und zweite Kaiserkapelle sind am Scheitel des Chores angeordnet; von hier aus kann man die Rückseite des Hochaltars mit einer Kreuzigung von Hans Baldung sehen; in der zweiten Kaiserkapelle befindet sich ein Altar mit plastischen Arbeiten von Hans Wydyz und einem Gemälde auf der Innenseite von Hans Baldung (1515). Es schließen sich an die Villinger-Böcklin-Kapelle mit einem oberrheinischen romanischen Kreuz um 1200, die Sotherkapelle mit einem Altar aus der Zeit um das Jahr 1500, die Locherer-Kapelle mit einem Altar von Hans Sixt von Staufen (1521–1524), der eine Schutzmantelmadonna zeigt, und schließlich die Blumenegg-Kapelle.
Die Fenster wurden von den Handwerkszünften gestiftet, deren Symbole wie Brezel, Stiefel usw. sich auf ihnen wiederfinden. Seit 2003 wird der Chor in der Fastenzeit mit dem Fastentuch von 1612 verhängt. Dieses wurde restauriert und mit einem stützenden Stoff versehen. Es weist ein Gewicht von über einer Tonne auf. Eine der Fensterrosetten wurde von Valentin Peter Feuerstein gestaltet.
Renoviert präsentiert sich seit November 2004 die gotische Portalhalle im Westturm in neuem Glanz. Sie zeigt auf dem Tympanon eine Weltgerichtsdarstellung, die um Szenen aus dem Leben Jesu (Geburt und Passion) erweitert ist. Im Mittelpunkt steht Christus als barmherziger Richter. Die Archivolten zeigen wichtige Figuren des Alten Bundes und weisen so auf die Kontinuität von Altem und Neuem Bund hin. Das Portalgewände ist von einem Marienzyklus besetzt, in dessen Zentrum eine großartige Mariendarstellung auf dem Trumeaupfeiler des Portals steht. Zum reichen Figurenschmuck der Vorhalle gehören auch die Skulpturen der fünf törichten und fünf klugen Jungfrauen, wie sie in mehreren gotischen Kathedralen zu finden sind. Ergänzt werden sie durch eine Darstellung des Fürsten der Welt, der als Versucher dem aus der Kirche hinaustretenden Gläubigen als Mahnung besonders auffallen sollte. Bei der Renovierung und Säuberung der Figuren wurde bewusst der Zustand der vorangegangenen Renovierung aus den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wieder hergestellt, für die damals der Freiburger Glasmaler und Künstler Fritz Geiges verantwortlich war.
Bekannt ist das Freiburger Münster auch wegen seiner Orgel. Die vierteilige Anlage, bestehend aus der Marienorgel im nördlichen Querschiff, der Langschifforgel („Schwalbennest“), der Michaelsorgel auf der Empore unter dem Turm (Michaelskapelle) und der Chororgel ist mit 136 Registern auf vier Manualen und Pedal eine der größten Orgeln Deutschlands und der Welt. Die Orgeln können einzeln und über einen Zentralspieltisch gemeinsam gespielt werden. Die Orgeln stammen von verschiedenen Orgelbauern (Rieger, Marcussen, Späth und Fischer+Krämer) aus den Jahren 1964–1966, teilweise erneuert und umgebaut 1990 und 2001. Ende 2008 soll die Michaelsorgel durch einen Neubau der Orgelbaufirma Metzler aus Dietikon bei Zürich ersetzt werden.
Umstritten ist die Neugestaltung des Altarraumes (Altar, Ambo, Bischofskathedra und Chorgestühl) durch den Münstertäler Künstler Franz Gutmann, die im Dezember 2006 abgeschlossen wurde. Die schlicht gehaltene Umgestaltung, besonders die geplante Entfernung des Annen- und des Dreikönigsaltares und die Stellung des Bischofssitzes, rief teils heftige Proteste bei der Bevölkerung und bei den Gläubigen hervor. Am Sonntag, 10. Dezember 2006, fand durch Erzbischof Zollitsch die Weihe des neuen Altars statt.
Im Chor befindet sich das vom Bildhauer Johann Christian Wentzinger 1743–1745 geschaffene Grabmal des habsburgischen Generals von Rodt.
Im Innern und am Außenbau des Freiburger Münsters, aber auch auf dem Münsterplatz sowie in den Museen und Archiven der Stadt befinden sich heute noch zahlreiche Darstellungen der Freiburger Stadtpatrone: St. Georg, Bischof Lambert von Lüttich und Märtyrer Alexander. Bemerkenswert ist nicht nur die Vielzahl der Darstellungen als Skulpturen und Goldschmiedearbeiten, auf Gemälden und Glasfenstern, Holzschnitten und Kupferstichen, sondern auch die Tatsache, dass einige Darstellungen von bedeutenden Künstlern geschaffen worden sind, darunter Hans Baldung Grien (St. Georg auf der Rückseite des Hochaltars), Hans Holbein der Jüngere, Gregorius Sickinger und wahrscheinlich auch Johann Christian Wentzinger (Reiterstandbild des hl. Georg auf dem südwestlichen Strebepfeiler an der Chorpartie des Münsters.
Rechtliche Situation
In Bezug auf die rechtliche Situation ist das Freiburger Münster eine Besonderheit. Von Beginn an gehörte das Münster nicht der Kirche.
Die Herzöge von Zähringen begannen um 1200 mit dem Bau des heutigen Münsters. In der Position von sog. Eigenkirchenherren gehörte das Münster ihnen – sie finanzierten auch zum größten Teil den Bau. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts übernahmen die Bürger die Verantwortung für den Münsterbau und richteten viele Stiftungen ein. 1295 findet sich zum ersten Mal der Hinweis auf den Münsterfabrikfonds. Von der "fabrica ecclesiae" selbst ist erstmals 1314 die Rede: Dieses Rechtsinstitut umschließt den Münsterbau und den für seine Erhaltung bestimmten Fonds. Diese "fabrica ecclesiae" unterstand dem Rat der Stadt, der Münsterpfleger ernannte, die mit zahlreichen Mitarbeitern die Neu- und Umbauten, sowie die Reparaturen gewährleisteten.
1464 wurde die Münster-Pfarrei der 1457 von den Habsburgern gegründeten Universität einverleibt. Das bedeutete aber nicht, dass das Vermögen der Münsterfabrik einbezogen wurde – diese blieb selbständig und war weiterhin baupflichtig.
Die Säkularisation 1802 und der Übergang der Stadt Freiburg an das Großherzogtum Baden 1805 brachten eine neue rechtliche Situation mit sich. Das gesamte Kirchenvermögen wurde unter staatliche Verwaltung gestellt. 1813 wurde das Patronat der Universität aufgehoben.
Nach der Gründung des Erzbistums Freiburg 1821/27 und der Erhebung des Münsters zur Kathedrale des Erzbischofs von Freiburg entstand wiederum eine rechtlich neue Situation. Neben dem Münsterfabrikfonds existiert seitdem der Domfabrikfonds, der primär für die Bedürfnisse der Kathedralgottesdienste zuständig ist. Die genauen Zuständigkeiten sind exakt aufgeteilt, die beiden Institutionen sind also in keiner Gemengelage zu sehen.
Die Eigentumsfrage wurde endgültig 1901 in einem Vertrag zwischen der Stadt Freiburg, dem Erzbischöflichen Ordinariat und dem Katholischen Stiftungsrat der Münsterpfarrei geregelt. Das Münster gehört demnach dem Münsterfabrikfonds und ihm obliegt auch die Baupflicht. Der Stadt wurden einige Benutzungsrechte am Turm (beispielsweise Läuten der Glocken an Neujahr usw.) und am Platz eingeräumt.
Der Münsterbauverein, entstanden 1890 aus der dringenden Notwendigkeit heraus, das Münster zu sanieren, betreibt die Münsterbauhütte und ist für die Instandhaltung des Äußeren des Münsters zuständig. Eigentum am Bauwerk hat er nicht. Für das Innere, die Vorhalle, die Glocken und die Orgel ist der Münsterfabrikfonds oder der Domfabrikfonds zuständig. Diese Arbeitsteilung wurde 1891 durch Erlass des Erzbischöflichen Ordinariates festgeschrieben und besteht zum Wohle des Freiburger Münsters bis heute.



Denkmalpflege
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts blieb der bedrohliche Bauzustand des Freiburger Münsters der Stadt Freiburg und seinen Bürgern nicht verborgen, doch gleichzeitig hatten persönliches Engagement für das Münster und die finanziellen Zuwendungen der Freiburger einen Tiefpunkt erreicht. Eine Gutachterkommission stellte die Schäden 1889 offiziell fest.
Da der damalige Eigentümer des Freiburger Münsters - die Münsterfabrik, eine mittelalterliche Stiftung - die finanziellen Mittel nicht aufbringen konnte, rief Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer in einem dringenden Appell die Bürger zu einer Vereinsgründung zur Rettung des Münsters auf. Dem verstärkten Ruf nach kirchlicher Finanzierung und der öffentlichen Hand zur Erhaltung des Bauwerks, stellte Dr. Winterer bewusst die Idee eines Fördervereins entgegen.
So wurde 1890 zur Erhaltung des Münsters der Freiburger Münsterbauverein gegründet. Der Verein muss im Jahr mehrere Millionen Euro aufbringen um das Freiburger Münster zu sichern und zu erhalten. Derzeitige Münsterbaumeisterin ist die Architektin Yvonne Faller. Erster Vorsitzender des Vereins ist der jeweilige Regierungspräsident.
Physik im Freiburger Münster
Unterhalb des Glockenturms sind im Boden zwei Messingpunkte eingelassen. Der größere befindet sich geometrisch gesehen unmittelbar senkrecht unterhalb der Turmspitze des Glockenturms. Der kleinere Punkt ist der, an dem ein Gegenstand auftreffen würde, wenn man ihn direkt von der Spitze des Turmes fallen lassen würde. Die Diskrepanz (etwa 3,2 Zentimeter) zwischen dem geometrischen Punkt und dem Aufschlagspunkt entsteht durch die Erdrotation.
Literatur
- Freiburger Münsterblätter 1-15, Freiburg 1905-1919
- Friedrich Kempf: Das Freiburger Münster. Karlsruhe 1926
- Ingeborg Krummer-Schroth: Glasmalereien aus dem Freiburger Münster. Freiburg 1967
- Volker Osteneck: Die romanischen Bauteile des Freiburger Münsters und ihre stilgeschichtlichen Voraussetzungen. Köln 1973
- Ernst Adam: Das Freiburger Münster. 3. Aufl. Stuttgart 1981
- Wolfgang Hug: Das Freiburger Münster, Kunst-Geschichte-Glaubenswelt. 4. Aufl. Freiburg 1990
- Sibylle Groß: Die Schrein- und Flügelgemälde des Schnewlin-Altares im Freiburger Münster. Studien zur Baldung-Werkstatt und zu Hans Leu d. J., in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft (Berlin), 45 (1991), Nr. 1/2, S. 88-130
- Hermann Gombert: Das Münster zu Freiburg im Breisgau. 5. Aufl. Regensburg 1997
- Heike Köster: Die Wasserspeier am Freiburger Münster. Lindenberg 1997
- Wolf Hart: Das Freiburger Münster. 2. Aufl. Freiburg 1999
- Wolf Hart: Die Skulpturen des Freiburger Münsters. 3. Aufl. Freiburg 1999
- Wolf Hart: Die künstlerische Ausstattung des Freiburger Münsters. 2. Aufl. Freiburg 1999
- Heike Mittmann: Das Münster zu Freiburg im Breisgau. Lindenberg 2000
- Thomas Flum: Der spätgotische Chor des Freiburger Münsters. Baugeschichte und Baugestalt, Berlin (Dt. Verl. für Kunstwiss.) 2001,
- Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hg.): Die Turmvorhalle des Freiburger Münsters - Untersuchung und Konservierung der Polychromie. Stuttgart 2004
- Markus Aronica: Vom Teufelchen zum Weltenrichter - Eine Einführung in das Bildprogramm der Portalhalle im Freiburger Münsterturm. Freiburg 2004
- Wolfgang Hug: Schöne Frauen des Freiburger Münsters. Freiburg 2004
- Heike Mittmann: Die Glasfenster des Freiburger Münsters. Regensburg 2005
- Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten. Ein kunsthistorischer Stadtrundgang, 4. Aufl. Freiburg 2006
- Konrad Kunze: Himmel in Stein. Das Freiburger Münster. Vom Sinn mittelalterlicher Kirchenbauten. 13. Auflage, Freiburg 2007
- Hans Georg Wehrens: Die Stadtpatrone von Freiburg im Breisgau. Freiburg 2007
- Domkapitel und Dompfarrei Freiburg (Hg.): Identität im Wandel - Die Neugestaltung des Altarraums im Münster Unserer Lieben Frau zu Freiburg. Lindenberg 2007
Referenz
- ↑ http://stadtverwaltung.freiburg.de
- ↑ www.muensterbauverein-freiburg.de
- ↑ Peter Kalchthaler, Freiburg und seine Bauten. Nr 62: Münster Unserer Lieben Frau. Freiburg 1991
- ↑ Kurt Kramer: Die Glocke und ihr Geläute. 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1990, S. 51.
- ↑ Kurt Kramer u. a.: Die deutschen Glockenlandschaften. Baden-Hohenzollern. Deutscher Kunstverlag, München, S. 46.
Weblinks
- Website Freiburger Münster
- Geschichtliche und technische Informationen zu den Glocken des Münsters
- Das Freiburger Münster / Baugeschichte, Orgeln, Glocken
- Die Glasfenster im Freiburger Münster
- Informationen zum Münster, Turm, Altar, Markt
- Fotos vom Freiburger Münster
- Virtueller Rundgang im Freiburger Münster
- Sanierung des Freiburger Münsterturms
- http://www.freiburg-schwarzwald.de/muenster Münster, Münsteraltar, Münsterturm, Münstermarkt
- Interview mit der Münsterbaumeisterin Yvonne Faller bei Monumente Online