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Pangasius

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Pangasius

Pangasius (Pangasianodon hypophthalmus)

Systematik
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Überordnung: Ostariophysi
Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
Familie: Haiwelse (Pangasiidae)
Gattung: Pangasianodon
Art: Pangasius
Wissenschaftlicher Name
Pangasianodon hypophthalmus
(Sauvage, 1878)

Pangasianodon hypophthalmus ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Haiwelse, der im Mekonggebiet heimisch ist. Traditionell im Wildbestand befischt, wird die Art seit einigen Jahren in zunehmendem Maße in Hinterindien in Aquakultur gezüchtet und weltweit als SpeisefischPangasius“ vermarktet. Die Gesamtproduktion beläuft sich auf mehrere hunderttausend Tonnen im Jahr, wovon ein Großteil nach Europa importiert wird, wo er aufgrund seines zarten, mild schmeckenden Fleisches beliebt ist. Der im Handel gebräuchliche Name leitet sich von der gleichnamigen Gattung Pangasius ab, in die die Art aktuell allerdings nicht mehr eingeordnet wird.

Merkmale

Jungtier mit der typischen Streifenmusterung

P. hypophthalmus weist den für die Haiwelse (Pangasiidae) typischen Körperbau mit schuppenlosem, langgestrecktem Körper auf. Ausgewachsene Tiere erreichen bei einer Länge von bis zu 150 Zentimetern ein Maximalgewicht von 44 Kilogramm[1]. Sie sind dunkelgrau mit hellerem Bauch und dunkelgrauen bis schwarzen Flossen. Voll ausgewachsene, ältere Tiere sind einheitlich grau. Die Rückenflosse ist kurz, trägt einen Stachel und sechs verzweigte Weichstrahlen. Die Afterflosse liegt langgestreckt am Bauch an und trägt mittig einen schwarzen Streifen, ebenso beide Lappen der Schwanzflosse. Die Kiemen tragen eine Kiemenreuse, die aus vielen kurzen Strahlen gebildet wird, zwischen denen wenige längere stehen[2]. Als typische Merkmale der Gattung Pangasianodon sitzt das Maul endständig, Ober und Unterkiefer sind also gleich lang. Des weiteren fehlen bei ausgewachsenen Tieren die Zähne sowie die Barteln am Unterkiefer[3][4].

Frisch geschlüpfte Tiere sind gelblich und fast durchsichtig mit ausgeprägten Barteln[1], während ältere Jungtiere den ausgewachsenen ähneln und einen schwarzen Streifen entlang des Seitenlinienorgans sowie einen weiteren knapp darunter aufweisen[2].

Lebensweise und Fortpflanzung

P. hypophthalmus ist ein Allesfresser mit einem breiten Nahrungsspektrum, das Fische, Krustentiere und Pflanzenreste umfasst. Neben der Atmung über die Kiemen nimmt die Art auch an der Wasseroberfläche Luft auf, wobei die Schwimmblase als Atmungsorgan dient. Die Häufigkeit und Notwendigkeit dieser Luftatmung ist abhängig von der Sauerstoffkonzentration des umgebenden Wassers[5].

Im Laufe des Jahres unternehmen die Fische weitläufige Wanderungen, die mit den wechselnden Wasserständen der besiedelten Flüsse korrelieren. Ab Oktober wandern die Tiere stromaufwärts in die Laichgebiete, wo die Eiablage in den Monaten Mai bis Juli ihren Höhepunkt erreicht[2].

Entwicklungsstadien von P. hypophthalmus: Frisch geschlüpfte, sowie vier Tage alte Larve und 14 Tage alter Fingerling. Die schwarzen Balken entsprechen einer Länge von einem Millimeter

Die Weibchen legen zahlreiche kugelige, klebrige Eier mit gelblicher bis grünlichbrauner Kapsel an vom Ufer ins Wasser ragenden Baumwurzeln ab. Die produzierte Menge an Eiern steigt dabei mit zunehmender Körpergröße und erreicht bis zu zweihunderttausend Eier pro Kilogramm Körpergewicht. Manche große Weibchen laichen wahrscheinlich zweimal im Jahr ab. Die etwa drei Millimeter langen Larven schlüpfen nach 24 bis 36 Tagen und lassen sich flussabwärts treiben. Nach einer Entwicklungszeit von etwa zwölf Tagen beginnen die Jungtiere Nahrung und Luft aufzunehmen. Die Geschlechtsreife wird nach drei bis vier Jahren bei einer Länge von über fünfzig Zentimetern und einem Gewicht von etwa drei Kilogramm erreicht[1][6].

Nach der Eiablage wandern die Alttiere in die Fressgründe in den weitläufigen Überschwemmungsgebieten des Mekong und des Tonle Sap bis ins Mekongdelta. Mit den fallenden Wasserständen in den Monaten September bis Dezember kehren die Tiere in die Hauptströme zurück, wo sie sich vorwiegend in tiefem Wasser aufhalten[2].

Vorkommen und Bestand

Verbreitungsgebiet und Wanderbewegungen im Jahresverlauf

P. hypophthalmus besiedelt die großen Flussläufe des Mekong und des Chao Phraya. Es wird vermutet, dass die Mekongfälle das Vorkommen in eine südliche Population in Kambodscha und Vietnam und eine nördliche Population in Laos und Thailand teilen. Fänge im Gebiet der Fälle weisen allerdings zumindest auf einen gewissen Austausch zwischen den Populationen hin[7]. Das Laichgebiet der südlichen Population liegt in einem relativ kleinen Bereich im Norden Kambodschas zwischen Kratie und den Mekongfällen, das der nördlichen Population ist unbekannt [7]. Innerhalb der südlichen Population existieren drei gemeinsam vorkommende, genetisch unterscheidbare Unterpopulationen, die wahrscheinlich durch unterschiedliche Laichzeiten in der Fortpflanzung voneinander getrennt sind[8].

1999 wurde der Bestand der Art auf 20 bis 30 Millionen Tiere geschätzt. Sie wird vor allem in Kambodscha intensiv mit Netzen, Angeln und teilweise mit Explosivstoffen befischt und macht hier etwa 10 bis 15 % der Gesamtfangmenge an Süßwasserfischen aus[9]. Aufgrund der spät erreichten Geschlechtsreife und der daraus resultierenden langsamen Bestandserholung gilt die Wildpopulationen als gefährdet[2][6]. Als zusätzliche Bedrohung gilt der Fang der Fischbrut mit Moskitonetzen oder Schwimmkörben zur Bestückung von Aquakulturen. Seit 1994 ist diese Art der Befischung in Kambodscha verboten[10].

Nutzung durch den Menschen

Neben der traditionellen Befischung des Wildbestands wird P. hypophthalmus (Khmer: pra, Laotisch: souay kheo, Thai: swai, Vietnamesisch: cha) zunehmend in Aquakultur gezüchtet. Die Hauptproduktionsländer sind Vietnam und Thailand, in geringerem Umfang auch Myanmar, Bangladesh und Indien. Allein in Vietnam stieg die Produktion von P. hypophthalmus und der nah verwandten Art Pangasius bocourti („Basa“) von 400.000 Tonnen im Jahr 2005 auf über eine Million Tonnen im Jahr 2007 mit einem Marktwert von über 700 Millionen US-Dollar[11].

Die Tiere werden in eigens ausgehobenen, meist vier bis acht Hektar großen, Teichen oder in Käfigen innerhalb bestehender Gewässer in Mono- oder Mischkultur gehalten und vorwiegend mit Neben- und Abfallprodukten der Land- und Fischwirtschaft wie Reis- und Fischmehl gefüttert. Im Rahmen der intensiven Zucht kommt aber auch vermehrt industriell gefertigtes Hochleistungsfutter zum Einsatz[12]. Die Fische wachsen schnell und sind in sehr hohen Dichten von bis zu 150 Tieren je Kubikmeter haltbar[13]. Bei diesen hohen Dichten sind sie allerdings anfällig gegenüber verschiedenen Krankheiten und Parasiten. Nach acht Monaten erreichen die Tiere das Schlachtgewicht von etwa einem Kilogramm. Da die Weibchen in Gefangenschaft nicht von alleine ablaichen, sind Hormoninjektionen zum Auslösen der Eiablage oder das Auffüllen des Bestands über Wildfänge notwendig[14].

Von den Produzentenländern aus werden tiefgefrorene Filets in den Rest der Welt exportiert. Hauptabnehmer sind heute die Länder der Europäischen Union, wo die Art vorwiegend als „Pangasius“, im deutschsprachigen Raum seltener auch als „Schlankwels“ im Handel erhältlich ist. Das Fleisch ist weiß, wasserreich, fett-, cholesterin- und grätenarm und mild im Geschmack[15]. Aufgrund des geringen Preises sind Filets von P. hypophthalmus zuweilen als teurerer Fisch, zum Beispiel Scholle oder als Pangasius bocourti, ausgegeben worden[16]. Des Weiteren wurden zuweilen bei Importfischen aus Südostasien in Europa verbotene Antibiotika oder auch Malachitgrün, welche in der intensiven Zucht zur Behandlung von Erkrankungen verwendet werden, nachgewiesen[17].

Aquaristik

Besonders Jungfische werden aufgrund ihrer auffälligen Form und der glänzenden Flanken in Südostasien gerne als Zierfische gehalten. Aufgrund der von ausgewachsenen Tieren erreichten Größe und der Lebensweise in Gruppen von fünf oder mehr Tieren eignet sich P. hypopthalmus allerdings wenig für Heimaquarien. Die Art bevorzugt Wassertemperaturen von 22 bis 26 °C, einen pH-Wert von 6,5 bis 7,5 und eine Wasserhärte von 2 bis 29 °dH.

Systematik

Der Trivialname „Pangasius“ ist von der gleichnamigen Gattung Pangasius abgeleitet, in die die Art früher als Pangasius hypophthalmus gestellt wurde. Aufgrund morphologischer und molekularer Untersuchungen wird die Art heute allerdings zusammen mit dem Mekong-Riesenwels (Pangasianodon gigas) in die Gattung Pangasianodon gestellt[3][18]. Ein jüngeres, zuweilen in der Aquaristik noch verwendetes Synonym ist Pangasius sutchi, von dem sich der englische Trivialname „sutchi catfish“ ableitet.

Quellen

  • Pangasius auf Fishbase.org (englisch)
  • N. Van Zalinge, Lieng Sopha, Ngor Peng Bun, Heng Kong, J. Jørgensen: Status of the Mekong Pangasianodon hypophthalmus resources, with special reference to the stock shared between Cambodia and Viet Nam. In: MRC Technical Paper. Nr. 1. Mekong River Commission, 2002, ISSN 1683-1489 (pdf).

Einzelnachweise

  1. a b c Asiful Islam: Embryonic and larval development of Thai Pangas (Pangasius sutchi Fowler, 1937). In: Development Growth & Differentiation. Band 47, Nr. 1, Januar 2005, S. 1–6, doi:10.1111/j.1440-169x.2004.00773.x.
  2. a b c d e Pangasius auf Fishbase.org (englisch)
  3. a b T. R. Roberts, C. Vidthayanon: Systematic revision of the Asian catfish family Pangasiidae, with biological observations and descriptions of three new species. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 143, 1991, S. 97–144.
  4. W. J. Rainboth: Fishes of the Cambodian Mekong. FAO species identification sheets for fishery purposes. Food and Agriculture Organization, Rom 1996.
  5. Morris W. Browman, Donald L. Kramer: Pangasius sutchi (Pangasiidae), an air-breathing catfish that uses the swimbladder as an accessory respiratory organ. In: Copeia. Band 4, Nr. 4, 1985, S. 994–998 (abstract).
  6. a b N. Van Zalinge, Lieng Sopha, Ngor Peng Bun, Heng Kong, J. Jørgensen: Status of the Mekong Pangasianodon hypophthalmus resources, with special reference to the stock shared between Cambodia and Viet Nam. In: MRC Technical Paper. Nr. 1. Mekong River Commission, 2002, ISSN 1683-1489 (pdf).
  7. a b Poulsen, Valbo-Jørgensen (Hrsg.): Fish migrations and spawning habits in the Mekong mainstream: a survey using local knowledge (basin-wide). Mekong River Commission, Phnom Penh 2001.
  8. N. So, G. E. Maes, F. A. M. Volckaert: High genetic diversity in cryptic populations of the migratory sutchi catfish Pangasianodon hypophthalmus in the Mekong River. In: Heredity. Band 96, 2006, S. 166–174, doi:10.1038/sj.hdy.6800781.
  9. N. So, T. Nao: National Aquaculture Development Review (1984–1999) and Aquaculture Development Plan (2000–2020). Department of Fisheries, Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries, Phnom Penh 1999.
  10. Ngor peng Bun: Catfish fry collection in Kandal/Phnom Penh in the Mekong River. (pdf).
  11. Pangasius Aquaculutre Dialogue der World Wildlife Fund
  12. Wing-Keong Ng, Myint Soe and Hla Phone: Aquafeeds in Myanmar: A change from farm-made to factory-made feeds. In: Aquaculture Asia. Band 12, Nr. 3, 2007, S. 7–12 (pdf).
  13. Mohammed Mokhlesur Rahman, Md. Shahidul Islam, Govinda Chandra Halder, Masaru Tanaka: Cage culture of sutchi catfish, Pangasius sutchi (Fowler 1937): effects of stocking density on growth, survival, yield and farm profitability. In: Aquaculture Research. Band 37, Nr. 1, Januar 2006, S. 33–39, doi:10.1111/j.1365-2109.2005.01390.x.
  14. Marc Legendrea, Jacques Slembroucka, Jojo Subagjab, Anang Hari Kristanto: Ovulation rate, latency period and ova viability after GnRH- or hCG-induced breeding in the Asian catfish Pangasius hypophthalmus (Siluriformes, Pangasiidae). In: Aquatic Living Resources. Band 13, 2000, S. 145−151 (pdf).
  15. Elena Orban, Teresina Nevigatoa, Gabriella di Lenaa, Maurizio Mascia, Irene Casinia, Loretta Gambellia, Roberto Capronia: New trends in the seafood market. Sutchi catfish (Pangasius hypophthalmus) fillets from Vietnam: Nutritional quality and safety aspects. In: Food Chemistry. Band 110, Nr. 2, 2008, S. 383–389 (abstract).
  16. H. Rehbein: New Fish on the German Market: Consumer Protection against Fraud by Identification of Species. In: Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Band 3, Nr. 1, Februar 2008, S. 49–53, doi:10.1007/s00003-007-0301-9.
  17. Frank Brendel, Udo Ludwig: Delikatessen mit Gift. In: Der Spiegel. Nr. 23, 3. Juni 2006, S. 58 (online [abgerufen am 24. November 2008]).
  18. L. Pouyard, G. G. Teugels, R. Gustiano, M. Legendre: Contribution to the phylogeny of pangasiid catfishes based on allozymes and mitochondrial DNA. In: Journal of Fish Biology. Band 56, Nr. 6, 2000, S. 1509–1538, doi:10.1111/j.1095-8649.2000.tb02161.x.
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Wiktionary: Pangasius – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen