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Julius Streicher

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Julius Streicher (* 12. Februar 1885 in Fleinhausen bei Augsburg, † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein nationalsozialistischer Politiker und Herausgeber des Stürmer.

Leben

Als unehelicher Sohn eines Volksschullehrers war Streicher selbst ab 1905 als Lehrer angestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde der spätere Leutnant der Reserve mehrfach dekoriert. Streicher war 1919 Mitbegründer der der Nürnberger Ortsgruppe der antisemitischen Deutsch-Sozialen Partei, die er 1922 nach seinem Übertritt in die NSDAP mit dieser verschmolz. Er hatte Hitler im Im Münchener Bürgerbräukeller kennen gelernt. 1923 wurde er wegen seiner Beteiligung am Hitler-Putsch vom Schuldienst suspendiert. Von 1925 bis 1940 war er Gauleiter der NSDAP für Mittelfranken, später von Franken. Gern zeigte er sich in seinem neuen Amt mit Reitpeitsche in der Hand. Zwischen 1924 und 1932 war er Landtagsabgeordneter in München, danach Mitglied des Reichstags. Er hatte außerdem den Rang eines Obergruppenführers der SA. Im Gau Mittelfranken ging er besonders scharf gegen Juden und bürgerliche Gegner vor.

Streicher war als einer der radikalsten Antisemiten der NSDAP Organisator von Pogromen und Boykotten gegen Juden und Herausgeber des nationalsozialistischen Hetzblatts 'Der Stürmer'. Das 1923 zum ersten Mal erschienene Hetzblatt erreichte 1938 mit einer halben Million Exemplaren seine größte Auflagenhöhe. Berüchtigt war "Der Stürmer" für seine gehässigen Judenkarikaturen und seine Verquickung von Antisemitismus mit pornographischen Obsessionen. Ab 1927 wurde auf der Titelseite des "Stürmers" ständig der Spruch "Die Juden sind unser Unglück" des Historikers Heinrich von Treitschke aufgedruckt.

Wöchentlich veröffentlichte das Blatt triumphierend Listen verhafteter Juden, die angeblich gegen die neuen "Rassengesetze" verstoßen hätten. "Der Stürmer" erhielt täglich bis zu 700 Leserbriefe, viele mit denunziatorischem Inhalt; selbst die Gestapo hatte Probleme, alle Hinweise abzuarbeiten.

1936 gab der Stürmer-Verlag ein antisemitischen Kinderbuch heraus (Autorin: Elvira Bauer), angeblich in einer Auflage von 100.000 Stück: "Nun wird es in der Schule schön, denn alle Juden müssen gehen." (Buchzitat). Streicher forderte die Todesstrafe für jüdische "Rasseschänder", bezichtigte indirekt sogar Hitler der Nachgiebigkeit in der "Judenfrage". "Nur die Lösung der Judenfrage kann uns erlösen." Selbst manche Parteigenossen hielten Streicher für "nicht ganz zurechnungsfähig", doch der Hetzer genoss die persönliche Protektion des "Führers".

Ab Kriegsbeginn 1939 wurde die offene Propagierung des Antisemitismus in der Presse ein wenig zurückgefahren. 1940 entschied ein NS-Parteigericht, dass Streicher zur "Menschenführung nicht fähig" sei, er wurde aller Ämter enthoben. Der "Stürmer" aber erschien weiter in einer Auflage von 300.000 Exemplaren.

Streicher-Fans schickten ihm in der Kriegszeit diverse Fotos von Hinrichtungen und Greueltaten an jüdischen Menschen. Nach dem Krieg behauptete Streicher, von den Vernichtungsprogrammen nichts gewusst zu haben, er sei lediglich ein "Naturfreund" gewesen.

Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess von 1946 wurde Streicher im Anklagepunkt 4 (Verbrechen gegen die Menschlichkeit) für schuldig befunden, zum Tod durch den Strang verurteilt und hingerichtet.