Zum Inhalt springen

Amper

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. April 2005 um 11:54 Uhr durch Zerohund (Diskussion | Beiträge) (Geschichte: überarbeitet). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die Amper südlich von Fürstenfeldbruck

Die Ammer – im Unterlauf Amper genannt – ist ein Fluss in Bayern. Ihre Ausprägung als typischer Gebirgs- und Voralpenfluss mit sich verlagernden Flussbett, Kiesbänken und verzweigten Flussarmen weist sie nur noch in einzelnen Bereichen des Oberlaufs auf. Das Flußsystem von Ammer und Amper ist mit rund 150 km Länge und einem mittleren Abfluss von 50 cm³/s einer der wichtigsten Zuflüsse der Isar.

Etymologie

Die Worte „Ammer“ und „Amper“ lassen sich aus der indogermanischen Wurzel ab herleiten, die „Wasser“ oder einen „Wasserlauf“ bezeichnet. Die Römer nannten den Fluss im 3. Jahrhundert auf lateinisch Amprae und auch die keltischen Bewohner der Gegend haben wahrscheinlich eine ähnliche Bezeichnung verwendet. So ist möglicherweise der Begriff ampart, der im Bretonischen, einer keltischen Sprache, „geschickt“, „gewandt“ und „stark“ bedeutet, mit den Flussnamen verwandt.

Geographie

Das Flusssystem Ammer/Amper

Der Quellbereich der Ammer befindet sich südwestlich von Oberammergau im Bereich des Ammergebirges.

Wenige Kilometer westlich der Quellen versickert das Wasser der für das Schloss Linderhof namensgebenden Linder im durchlässigen kalkigen Untergrund. Dieser Gebirgsbach entspringt 10 km südöstlich fast unmittelbar an der Grenze zwischen Tirol und Bayern. Das Wasser der Linder fließt im Untergrund weiter in Richtung Osten und tritt als Quellwasser der Ammer nach vier Kilometern wieder zutage. Nördlich von Unterammergau verlässt der Fluß nach ungefähr 15 km die Bayerischen Alpen und durchfließt anschließend das Ammer-Loisach-Hügelland. In dieser aus den Ablagerungen des Isar-Loisach-Ammersee-Gletschers während der Würmeiszeit entstandenen Jungmoränenlandschaft schneidet sich die Ammer bis zu 80 Meter tief in die Moränen und in die darunter anstehende Molasse ein. Bei Peißenberg verlässt sie die Schlucht und durchfließt ein lang gestrecktes und breites Tal, bis sie östlich von Diessen in den Ammersee mündet.

Nur bis zum Ammersee wird der Fluss als Ammer bezeichnet, der Abfluss im Norden des Sees heißt bis zur Mündung in die Isar Amper. Bei Grafrath durchschneidet das Tal der Amper zunächst eine Endmoränenlandschaft und durchfließt anschließend ab Fürstenfeldbruck die Münchner Schotterebene. Nordöstlich von Dachau kommt sie in den Bereich des Tertiären Hügellandes und mündet schließlich bei Moosburg in die Isar.

Geschichte

Ammer und Amper wurden sehr wahrscheinlich schon seit vorgeschichtlicher Zeit von den am Flusslauf siedelnden Kelten als Transportweg genutzt. Als die Römer im 1. Jahrhundert den Bereich des heutigen Oberbayerns eroberten, erschlossen sie das Land mit gut ausgebauten Verkehrswegen. Eine der bedeutendsten Straßen war die Via Claudia Augusta, welche Augusta Vindelicorum (Augsburg) mit Oberitalien verband. Eine weitere Straße ermöglichte den Salzhandel zwischen Augsburg und Salzburg. Um die Amper einfacher überwinden zu können und den Warenhandel zu erleichtern, bauten die Römer Brücken, so zum Beispiel westlich von Inning am Ammersee. Die mittelalterliche Gründung der Stadt Fürstenfeldbruck steht im direkten Zusammenhang mit dem Bau einer Brücke. Während der jährlichen Hochwasser des Flusses kam es immer wieder zu Überschwemmungen in den anliegenden Städten und Gemeinden. Seit dem 19. Jahrhundert begann man zur Verringerung der Hochwassergefahr damit, die Ufer zu befestigen und den Fluss zu kanalisieren, damit er sich tiefer in sein Bett eingrub. Weitere regulierende Maßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von Wehren, sollten zusätzlich dazu beitragen, den Hochwasserschutz zu verbessern, griffen jedoch auch stark in den natürlichen Flusslauf ein. Beim Pfingsthochwasser von 1999 wurden trotz aller Maßnahmen unter anderem auch die Wehre zum Teil stark bechädigt.

Biologie

Ökologie

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird der natürliche Verlauf der Ammer und der Amper durch verschiedenen Hochwasserschutzmaßnahmen und den Bau von Kraftwerken stark eingeschränkt – mit weitreichenden Folgen für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt. Um zumindest in Teilbereichen die ursprüngliche Flusslandschaft zu erhalten wurden mehrere Naturschutzgebiete ausgewiesen. So gehören der Mündungsbereich der Ammer, sowie das Naturschutzgebiet Ampermoos nördlich des Ammersees zu den sieben international bedeutsamen Feuchtgebieten Bayerns (Siehe auch: Ramsar-Konvention).

Fauna und Flora

Der Bestand von Fauna und Flora hängt direkt mit der Gestaltung der Flusslandschaft zusammen, auf die der Mensch seit dem vorletzten Jahrhundert starken Einfluss nimmt. Durch Kanalisierung und Aufstauung wurde die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt, was auch zur Erhöhung der Wassertemperatur führte. Fischarten, die sauerstoffreiches und kühleres Wasser als Lebensraum benötigen, wurden durch Arten aus dem Stillwasserbereich verdrängt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit werden auch die Kiesbänke nur noch selten umgeschichtet, so dass diese zunehmend zuwachsen. Vogelarten, die offene Kiesflächen bevorzugen, finden hier so keinen Lebensraum mehr.

Durch verschiedene Maßnahmen wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten, das Einrichten von verbesserten Fischpässen an Stauwehren wurden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um die Lebensbedingungen für viele zum Teil seltene Tiere und Pflanzen zu verbessern. So konnte der Biber im Mündungsbereich der Ammer wieder angesiedelt werden.

Fauna

Das Flusssystem der Ammer und Amper lässt sich in drei Flussregionen gliedern. So wird die Amper wird von der Mündung in die Isar bis hin zum Ammersee fast ausschließlich der Barbenregion zugeordnet. In erster Linie ist dies der Lebensraum für Bachforellen, Rotaugen und Hecht oder aber auch für den eingebürgerten Aal. Neben dem typischen Fischbestand kommen in diesem Gewässer auch seltene Fische, wie die Barbe und die Nase vor.

Die Ammer lässt sich von der Mündung in den Ammersee bis zur Ammerschlucht südwestlich von Peißenberg der Äschenregion und von dort an bis zum Quellbereich der Forellenregion zuordnen. Ein Teil des typischen Fischbestandes ist in seinem Bestand bedroht, wie zum Beispiel der Huchen oder die Äsche. Untersuchungen haben belegt, dass der kontinuierliche Rückgang des Äschenbestandes mit der zunehmenden Population der Gänsesäger zusammenhängt - ein als gefährdet eingestufter Entenvogel, der sich auf die Jagd von kleinen Fischen spezialisiert hat. An dieser Tatsache wird deutlich, wie schwierig es ist ein ursprünglich vorhandenes ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen, nachdem dieses nachhaltig gestört wurde.

Neben häufig vorkommenden Vogelarten bietet die Ammer und die Amper auch anderen, weniger häufig vorkommenden Arten einen Lebensraum. So lassen sich Wasseramseln, Eisvögel, Graureiher oder auch der Großer Brachvogel beobachten. Selten geworden ist der Flussuferläufer, dieser Bodenbrüter gilt als gefährdet. Sein Nest liegt sehr gut getarnt inmitten des Gerölls der Kiesbänke und wird von Erholungssuchenden meist nicht wahrgenommen. So werden die dort brütenden Vögel besonders während der Brutzeit massiv und nachhaltig gestört. Eine Besonderheit ist das Vorkommen des seltenen Schwarzstorches im Bereich der Ammer.

Vor allem im Uferbereich, aber auch auf den Kiesbänken kommen neben Erdkröten und Zauneidechsen auch Blindschleichen vor. Die verschiedenen Schlangenarten sind durch die Kreuzotter sowie durch die Ringel- und Schlingnatter vertreten. Bemerkenswert ist das große Ringelnatter-Vorkommen im Naturschutzgebiet Amperauen südlich von Fürstenfeldbruck.

Flora

Besonders im oberen, aber teilweise auch im mittleren Flussabschnitt entstehen durch Erosion und Sedimentation immer wieder neue Flussaufschüttungen. Diese noch offenen Schotterflächen werden zuerst von Pionierpflanzen besiedelt, welche mit den schwierigen Bedingungen dort gut zurecht kommen; dazu gehören das Alpen-Leinkraut, das gelbblütige Habichtskraut und die seltene Deutsche Tamariske. Wird die Kiesbank nicht von Hochwasser wieder abgetragen, siedeln sich nach einigen Jahren auch Silberwurz, Wacholder und schließlich auch verschiedene Weidenarten an.

In den letzten verbliebenen Auwäldern sind Grauerlenwälder und am Unterlauf der Amper auch Traubenkirschen-Erlen-Eschenwälder verbreitet. Entlang der Ammer haben sich eine Reihe von Moore entwickelt, welche bekannt für ihre bunte Blumenwelt sind, so zum Beispiel das Ettaler Weidmoos südlich von Oberammergau.

Wirtschaft

Das erste Wasserkraftwerk Bayerns

Die Ammer/Amper hat keine Bedeutung für die Binnenschifffahrt und somit für den Transportverkehr, da der Fluss über seinen gesamten Verlauf nicht schiffbar ist. Eine eher historische Bedeutung kommt zwei Wasserkraftwerken zu. So wurde schon 1891/92 in Schöngeising das erste Wasserkrafts- und Elektrizitätswerk in Bayern von Oskar von Miller erbaut. Das erste Bahnkraftwerk der Welt für Einphasenwechselstrom – das Kraftwerk Kammerl – wurde wenige Jahre später um 1898 westlich von Saulgrub im Ammertal in Betrieb genommen. Es diente zur Versorgung der 23 Kilometer langen Strecke zwischen Murnau und Oberammergau, welche 1905 den ersten fahrplanmäßigen elektrischen Zugverkehr aufnahm.

Energie

Eine Reihe weiterer kleinerer Kraftwerke entlang des Flusssystems haben ausschließlich regionale wirtschaftliche Bedeutung. Wasserkraftwerke benötigen einen gleichmäßig hohen Wasserstand, damit die Energieerzeugung in niederschlagsarmen Monaten nicht zum Erliegen kommt. Dies wurde durch den Bau von einigen kleineren Kanälen, Wehren und einem Stausee (bei Fürstenfeldbruck) sichergestellt.

Tourismus

Datei:Schleifälle.jpg
Die Schleierfälle im NSG Ammerleite

Neben einer Reihe sehenswerter Städte entlang der Ammer und der Amper, wie Oberammergau und Dachau ist vor allem der Ammersee von touristischer Bedeutung. Entlang der Ammer zählen unter anderem aber auch die Schleierwasserfälle in der Ammerschlucht südlich von Bad Bayersoien und die Echelsbacher Brücke zu den Sehenswürdigkeiten. Über weite Strecken wird der Fluss von Radwanderwegen gesäumt, die eine Radwanderung von den Alpen bis zur Ampermündung bei Moosburg an der Isar ermöglichen. Das Befahren der Ammer und der Amper mit Kanus oder ähnlich wendigen Booten ist über fast die gesamte Strecke möglich. Die Stadt Fürstenfeldbruck hat eine Reihe von offiziellen Badegelegenheiten entlang der Amper ausgewiesen.

Literatur

  • Norbert Göttler: An Ammer und Amper - Eine kulturhistorische Wanderung. Verlagsanstalt "Bayerland", Dachau ISBN 3-89251-060-1

Für den gleichnamigen Fluss Ammer, der in Tübingen in den Neckar mündet, siehe Ammer (Neckar)