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Deutscher Kreuzzug

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Der Deutsche Kreuzzug von 1096 ist der Teil des Ersten Kreuzzugs, in dem von zumeist deutschen kleinbäuerlichen Kreuzfahrern unter adliger oder klerikaler Führung nicht Muslime, sondern Juden angegriffen wurden. Obwohl es in Europa Antisemitismus seit Jahrhunderten gab, war dies das erste organisierte Pogrom.

Hintergrund

Die Predigten zum Ersten Kreuzzug regten auch einen Ausbruch von Antisemitismus an. Es war ein volkstümlicher Glaube, dass die christliche Eroberung Jerusalems und die Errichtung eines christlichen Reiches dort das Ende der Zeit herbeiführe, während die Juden zum Christentum konvertierten. In Teilen Deutschlands und Frankreichs galten die Juden ebenso als Feinde wie die Muslime: sie wurden für die Kreuzigung verantwortlich gemacht, und sie waren in der Nähe. Viele Leute fragten sich, warum sie Tausende von Kilometern reisen sollten, um gegen die Ungläubigen zu kämpfen, wenn die Ungläubiger in ihrer Umgebung wohnten. Genauso wahrscheinlich ist es, dass der Finanzbedarf oder die persönliche Verschuldung der Kreuzfahrer die Ausbrüche motivierte: die rheinischen jüdischen Gemeinden war wohlhabend, vor allem, weil es ihnen erlaubt war, Geld zu verleihen.

Der erste Gewaltausbruch wurde gerüchteweise aus Rouen berichtet, dort seien Juden einem Massaker zum Opfer gefallen. Im Dezember 1095 schrieben die nordfranzösischen jüdischen Gemeinden einen Brief an die rheinischen Juden, in dem sie vor der Ankunft der Kreuzfahrer gewarnt wurden. Die Rheinländer beantworteten das Schreiben mit der Aussage, sie hätten keine Angst, gaben aber Peter dem Einsiedler bei seinem Volkskreuzzug einen Brief mit, in dem ihre europäischen Glaubensbrüder aufgefordert wurden, ihn und seine Anhänger zu unterstützten und zu alimentieren.

Volkmar und Gottschalk

Im Frühjahr 1096 setzten sich eine Vielzahl von kleinen Gruppen von Rittern und Bauern, durch die Predigten angeregt, aus verschiedenen Teilen Deutschlands und Frankreichs in Bewegung. Der Zug des Priesters Volkmar, der im Rheinland Ende April mit dem Ziel begann, sich Peter dem Einsiedler im Osten anzuschließen, verfolgte Juden in Magdeburg und später in Prag (30. Juni), und wurde von den Ungarn, als diese merkten, dass es sich um Aufrührer handelte kurzerhand gewaltsam aufgelöst.

Ein anderer Priester namens Gottschalk, den Peter der Einsiedler bei seinem Aufbruch am 20. April ebenfalls zurückgelassen hatte, führte Kreuzfahrer aus dem Rheinland und aus Lothringen rheinaufwärts und durch Bayern nach Ungarn, wobei sie auf dem Weg (zum Beispiel in Regensburg) Juden angriffen. Gottschalks Gruppe wurde von den Ungarn vernichtet, nachdem ihre betrunkenen Mitglieder ungarisches Gebiet geplündert hatten.

Emich von Leiningen

Der größte dieser Kreuzzüge und der am stärksten in die Angriffe auf Juden involvierten, war der, den der Graf Emich I. von Leiningen anführte. Eine Armee von rund 10.000 Männern, Frauen und Kindern aus dem Rheinland, Ostfrankreich, Lothringen, Flandern und sogar England war im Frühsommer 1096 gestartet, wälzte sich durch das Rheintal, den Main hinauf bis zur Donau. Emich wurde unter anderem begleitet vom Vizegrafen Wilhelm von Melun, genannt der Zimmermann, und Drogo von Nesle aus Frankreich, Hartmann von Dillingen und den Herren von Zweibrücken und Salm aus seiner rheinischen Nachbarschaft.

Kaiser Heinrich IV., der in Süditalien war, ordnete den Schutz der Juden an, als er von den sich anbahnenden Ausschreitungen erfuhr. Johann I., der Bischof von Speyer, gab den jüdischen Einwohnern der Stadt Schutz, als sie am 3. Mai von Emich angegriffen wurden, es gab lediglich 12 Tote. Der Bischof von Worms versuchte das gleiche, als Emich am 18. Mai vor der Stadt erschien, doch brachen die Kreuzfahrer am 20. Mai mit Unterstützung der Einwohner in seine Kathedrale ein und ermordeten die Juden, die sich in ihr befanden; hier lag die Zahl der Opfer schon bei 500.

Die Nachrichten über Emichs Kreuzzugs verbreiteten sich schnell, Erzbischof Ruthard hinderte ihn am 25. Mai von daran, Mainz zu betreten, doch am Tag darauf wurden ihnen die Tore von Gleichgesinnten geöffnet. Der Erzbischof versuchte, die Juden dadurch zu schützen, dass er sie in seinem leicht befestigten Palast versteckte, doch Emich und seine Leute brachen am 27. Mai in den Palast ein, Ruthard floh aus der Stadt, die Kreuzfahrer richteten ein Blutbad an. Mainz war wohl der Ort der größten Gewalttaten Emichs, hier wurden rund Tausend Juden getötet.

Von Mainz aus wandte sich Emich nach Norden, wo es in Köln bereits im April zu Ausschreitungen gekommen war. Die Juden hatten die Stadt verlassen und sich in der Umgebung versteckt, der Einfluss des Kölner Erzbischofs Hermann III. von Hochstaden verhinderte eine größere Zahl von Opfern. Emich kam zu den Schluss, das er im Rheinland seine Aufgabe erledigt habe, und setzte seinen Kreuzzug mainaufwärts und donauabwärts Richtung Ungarn fort.

In Mainz hatte sich eine Gruppe von seinem Haufen abgesetzt, die die Mosel hinauf zog, in Trier einige Opfer fand (auch hier war es dem Einschreiten des Erzbischofs, Egilbert, zu verdanken, dass es nicht mehr wurden) und schließlich nach Metz gelangte, wo sie noch einmal 22 Juden töteten. Sie zogen nach Köln weiter, wo sie feststellten, dass Emich bereits abgezogen war, ließen ihren Hass dann noch an Juden am Niederrhein aus (24. Juni bis 27. Juni in Neuss, Wevelinghofen, Eller (Düsseldorf) und Xanten), bevor sie sich endgültig zerstreuten.

Einige Wochen nach den Erfahrungen, die die Ungarn mit Volkmar und Gottschalk gemacht hatten, verweigerte König Koloman Emichs Kreuzfahrern die Durchreise durch sein Land. Bei den folgenden Kämpfen wurden sie in der Nähe von Niš fast vollständig aufgerieben. Emich kehrte nach Hause zurück, Wilhelm der Zimmermann und andere schlossen sich schließlich Hugo von Vermandois und dem Hauptzug der Kreuzfahrer an.

Quellen

  • Albert von Aachen, Historia Hierosolymitana
  • Robert Chazan, European Jewry and the First Crusade. University of California Press, 1987.
  • Robert Chazan, In the Year 1096: The First Crusade and the Jews. Jewish Publication Society, 1996 (enthält auch Auszüge aus den hebräischen Chroniken).
  • Jeremy Cohen, Sanctifying The Name of God: Jewish Martyrs and Jewish Memories of the First Crusade. University of Pennsylvania Press, 2004.
  • Kenneth Setton, Hg., A History of the Crusades. Madison, 1969-1989 (online zugänglich).
  • Steven Runciman:Geschichte der Kreuzzüge, 3. Buch, 2. Kapitel