Jörg Haider
Jörg Haider (* 26. Jänner 1950 in Bad Goisern, Oberösterreich) ist ein österreichischer Politiker der im April 2005 gegründeten Partei BZÖ, einer Abspaltung der FPÖ, der er bis dahin angehört hatte. Er ist seit 1999 Landeshauptmann von Kärnten.[1]
Haiders Elternhaus
Seine Eltern, die 1945 heirateten, kamen aus unterschiedlichen Bildungsschichten. Sein Vater Robert Haider war Schuhmacher, die Mutter, eine geborene Rupp, die Tochter eines Gynäkologen und Primararztes am Linzer Allgemeinen Krankenhaus.[2] Beide waren überzeugte Nationalsozialisten. Robert Haider war illegales Mitglied der NSDAP, der „Österreichischen Legion“ und aktiv am nationalsozialistischen „Juliputsch“ beteiligt.[2] Im Zweiten Weltkrieg an der West- und Ostfront mehrfach verwundet, kehrte er als Leutnant in die Heimat zurück. Die Mutter war Bund Deutscher Mädel-Führerin. Nach 1945 wurden sie als „minderbelastet“ eingestuft. Robert Haider musste Massengräber für die von der SS im KZ Ebensee Getöteten ausheben. Die Mutter, eine Lehrerin, konnte erst viele Jahre später wieder ihren Beruf ausüben. Der Vater, der Arbeit in einer Schuhfabrik fand, wurde später freiheitlicher Parteisekretär für den Bezirk Gmunden.[2]
Jugend und Ausbildung
Jörg Haider besuchte von 1956 bis 1960 die Volksschule in Bad Goisern und anschließend bis 1968 das Gymnasium in Bad Ischl, wo er auch bei der schlagenden Schülerverbindung „Albia“ aktiv war. Nach der Matura leistete er 1968–69 seinen Präsenzdienst als einjährig Freiwilliger. Sein Entlassungsdienstgrad war der übliche Wachtmeister (E-5).
Anschließend absolvierte Haider bis 1973 ein Studium der Rechte und Staatswissenschaften an der Universität Wien[3] , das er als Doktor der Rechte abschloss. Während dieser Zeit war er in der fakultativ schlagenden Burschenschaft Silvania Wien aktiv, in der er heute noch als „Alter Herr“ Mitglied ist[4]. Danach arbeitete er unter anderem mit Peter Kostelka bis 1976 als Universitätsassistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien unter Günther Winkler.
Haider ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Politische Karriere
Überblick
Haider fungierte im Laufe seiner Karriere in verschiedenen Positionen innerhalb der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), unter anderem für 14 Jahre als Parteichef. Unter seiner Führung erlebte die FPÖ ein stetiges Steigen in der Wählergunst, die ihren Zenit bislang bei den Nationalratswahlen 1999 erreichte. Die FPÖ wurde außerdem zur stärksten Partei in Kärnten. Allerdings wird er wiederum auch als hauptverantwortlich für die größte Wahlniederlage in der österreichischen Parteiengeschichte angesehen (Verlust von fast zwei Dritteln der Wählerstimmen bei der Nationalratswahl 2002). Seine Politik sorgte im Laufe der Zeit für zahlreiche Kontroversen und führte zum Parteiaustritt einer großen Zahl von Parteimitgliedern.
Anfänge (1966–1985)
Erste öffentliche Aufmerksamkeit gewann Haider 1966, als er sich an einem Redewettbewerb des als deutschnational eingestuften Österreichischen Turnerbundes in Innsbruck beteiligte. Er gewann mit einem Beitrag mit dem Titel „Sind wir Österreicher Deutsche?“.[5] Haiders politische Karriere in der FPÖ begann als Vorsitzender (Funktionsbezeichnung:Bundesjugendführer) des Rings Freiheitlicher Jugend in den Jahren 1971 bis 1975.
1979 zog Jörg Haider als damals jüngster Abgeordneter für die FPÖ in den österreichischen Nationalrat ein.[3] Als die SPÖ 1983, nach dem Verlust der absoluten Mehrheit, eine Koalition mit der FPÖ bildete, hatte er Ambitionen auf das Amt des Sozialministers. In den Folgejahren kritisierte Haider häufig den liberalen Flügel der FPÖ um Vizekanzler Norbert Steger.
Politischer Aufstieg (1986–1999)
Mit Hilfe des deutschnationalen Flügels gelang es ihm am 13. September 1986 bei einem Parteitag in Innsbruck, Steger als Vorsitzenden der FPÖ abzulösen.[3] Auf diesen Führungswechsel hin kündigte Bundeskanzler Franz Vranitzky die Koalition mit den Freiheitlichen auf. Bei den darauf folgenden Nationalratswahlen konnte die FPÖ vor allem dank Haider ihr Ergebnis verdoppeln. Hauptthemen seiner Wahlreden waren Privilegienabbau und Kritik an den herrschenden politischen Verhältnissen. Im Inlandsreport bezeichnete er die österreichische Nation als eine „ideologische Missgeburt“.[6]
1989 wurde er mit Unterstützung der ÖVP-Abgeordneten zum Landeshauptmann von Kärnten gewählt.[3] Nach einem Misstrauensantrag von ÖVP und SPÖ verlor er dieses Amt 1991 wieder. Anlass für den Misstrauensantrag war eine Äußerung Haiders in einer Debatte über Arbeitslosigkeit im Kärntner Landtag am 13. Juni 1991: „Na, das hat’s im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen.“ [7]
Obwohl Jörg Haider und die FPÖ bis etwa 1993 den Beitritt Österreichs zur damaligen Europäischen Gemeinschaft befürworteten, sprachen sich die FPÖ und Haider später gegen den Beitritt aus. Haider gilt bis heute als erklärter EU-Skeptiker. Anders als die FPÖ sprach er sich selbst jedoch für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union aus.
Am 15. März 1999 gewann die FPÖ mit Haider als Spitzenkandidat mit einem Stimmenanteil von 42,09 % die Wahl zum Kärntner Landtag. Die FPÖ wurde damit erstmals die stimmenstärkste Partei in einem Bundesland. Am 8. April 1999 wurde Haider nur mit den Stimmen der FPÖ-Abgeordneten zum zweiten Mal zum Landeshauptmann gewählt.[3] Bei den Nationalratswahlen im selben Jahr wurde die FPÖ unter seiner Führung, nach Stimmen knapp vor der ÖVP, hinter der SPÖ zweitstärkste Partei. ÖVP und FPÖ bildeten eine Regierungskoalition (Bundesregierung Schüssel I). Dies löste internationale Proteste aus, da die FPÖ mit Haider im Ausland teilweise als rechtsextreme Partei angesehen wurde. Die Regierungen der anderen EU-Staaten stellten diplomatische und politische Kontakte mit Österreich vorübergehend ein („Sanktionen“). Auf den Straßen Wiens kam es zu regelmäßigen Demonstrationen von Gegnern der Regierungskoalition (siehe Donnerstagsdemonstrationen). Auch im Ausland wurde gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ unter Jörg Haider demonstriert.
Rückzug zur Landespolitik (2000–)
Im Jahr 2000 war Haider an der Bildung einer Koalitionsregierung zwischen ÖVP und FPÖ in Österreich maßgeblich beteiligt, was international aufgrund verschiedener fremdenfeindlicher und antisemitischer Äußerungen Haiders zu erheblichen Protesten bis hin zu diplomatischen Sanktionen durch die damals 14 übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (nicht jedoch der EU selbst) sowie der Tschechischen Republik führte. Im Februar 2000 trat Haider überraschend von seinem Posten als FPÖ-Vorsitzender zurück, bestreitet jedoch, sich damit den internationalen Protesten gebeugt zu haben. Auch ohne offizielles bundespolitisches Amt hatte er immer noch erheblichen Einfluss auf die Bundespartei und die FPÖ-Regierungsmitglieder. 2002 kritisierte Jörg Haider seine Partei aufgrund der Verschiebung einer Steuerreform heftig und löste damit einen FPÖ-internen Machtkampf aus. Dieser fand seinen Höhepunkt bei der außerordentlichen Knittelfelder FPÖ-Delegiertenversammlung, als ein Kompromisspapier öffentlich zerrissen wurde. In der Folge der Ereignisse traten Parteiobfrau und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, Finanzminister Karl-Heinz Grasser und FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler zurück.
Haider wollte den Parteivorsitz wieder übernehmen, zog sich jedoch innerhalb weniger Tage wieder zurück, da angeblich Attentatsdrohungen gegen ihn und seine Familie vorlägen. Neuwahlen wurden anberaumt, bei denen Haider als Spitzenkandidat jedoch nicht zur Verfügung stand. Stattdessen wurde Herbert Haupt Vorsitzender. Während Haupt sich für ein Fortbestehen der Koalition mit der ÖVP einsetzte, war Haider dagegen. Aufgrund der großen Stimmen- und Mandatsverluste bei der Nationalratswahl 2002, für die ihm die Hauptverantwortung zugeschrieben wurde, kündigte er seinen Rücktritt als Kärntner Landeshauptmann an. Er setzte diesen jedoch nicht in die Realität um.
In seiner Funktion als Landeshauptmann ist er Mitglied des Österreich-Konvents. Bei den Kärntner Landtagswahlen am 7. März 2004 gelang es Haiders FPÖ, wieder die relative Mehrheit zu erringen. Laut offiziellem Endergebnis kam die FPÖ auf 42,5 Prozent, die SPÖ auf 38,4, die ÖVP auf 11,6 und die Grünen auf 6,7 Prozent. In der konstituierenden Landtagssitzung vom 31. März 2004 wurde Haider – erstmals mit der Unterstützung sowohl der SPÖ (durch Anwesenheit) als auch der ÖVP (durch aktive Ja-Stimmen) – wieder zum Landeshauptmann gewählt und schloss ein Arbeitsübereinkommen mit der SPÖ.
Als die FPÖ bei den Wahlen zum Europaparlament abermals eine deutliche Niederlage erlitt, wurde Haider von zahlreichen Parteimitgliedern aufgefordert, erneut die Obmannschaft zu übernehmen, was er jedoch – zur allgemeinen Überraschung – ablehnte. Stattdessen trat seine Schwester Ursula Haubner an die Parteispitze.
Gründung des „Bündnis Zukunft Österreich” (2005)
→ Hauptartikel: Bündnis Zukunft Österreich
Nach der Wahlniederlage bei den niederösterreichischen Gemeinderatswahlen am 6. März 2005 (Rückgang auf 3,3 %) schlug Haider eine Neugründung der FPÖ als „lässige, flotte und junge“ Partei vor, deren Führung er „im Notfall“ auch wieder zu übernehmen bereit wäre. Als dieser Vorschlag innerparteilich nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß, und sich bei einem für den 23. April anberaumten Parteitag eine Kampfabstimmung gegen den Wiener FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache abzeichnete, gab er am 4. April 2005 die Gründung der neuen Partei BZÖ bekannt und kündigte an, deren erster Vorsitzender werden zu wollen. Daraufhin wurde er am 7. April 2005 vom Interimsobmann der FPÖ Hilmar Kabas aus der FPÖ ausgeschlossen. Als Konsequenz der neuen Parteigründung verlor die FPÖ ihr Regierungsteam und einen Großteil der Abgeordneten. Das BZÖ übernahm Teile des FPÖ-Parteiprogramms und greift zum Beispiel den „Räuber-Kapitalismus der Globalisierung“ an, lobt die „Flat Tax“ und befürwortet die Förderung sowohl des „Klein- und Mittelstandes“ als auch des „kleinen Mannes“.
Bei der ersten Wahlteilnahme des BZÖ bei der Landtagswahl in der Steiermark 2005 erreichte die Partei 1,7 % der Stimmen (FPÖ: 4,6 %) und verfehlte damit den Einzug in den Landtag. Zu den kurz darauf folgenden Landtagswahlen im Burgenland am 9. Oktober 2005 trat das BZÖ nicht an. Bei den Landtagswahlen in Wien am 23. Oktober 2005 entfielen 1,2 % der Stimmen auf das BZÖ, das somit auch in der Bundeshauptstadt nicht in den Landtag (hier: Gemeinderat) gewählt wurde.
Haider gab nach der zweiten regionalen Niederlage die Geschäfte des Bundesparteiobmanns an Hubert Gorbach ab, behielt aber de facto die Führung auf Bundesebene und wurde gleichzeitig Obmann des Kärntner BZÖ. Die Positionierung des BZÖ in der österreichischen Parteienlandschaft wird nach wie vor entscheidend von Haider mitgestaltet. Nach einem koalitionsinternen Streit um die Sozialpolitik zerbrach die Koalition zwischen BZÖ und SPÖ in der Kärntner Landesregierung am 28. Februar 2006.
Am 23. Juni 2006 wurde er von seinem langjährigem Weggefährten Peter Westenthaler bei einem Bundeskonvent in Salzburg als Obmann des BZÖ abgelöst. Westenthaler übernahm auch die Parteiagenden von Hubert Gorbach. Bei der Nationalratswahl im Oktober 2006 schaffte das BZÖ überraschend den Einzug in den Nationalrat.
Am 12. August 2008 gab Haider bekannt, für die Nationalratswahl 2008 als Spitzenkandidat des BZÖ anzutreten, das etwaige Mandat allerdings nicht anzunehmen, sondern Landeshauptmann bleiben zu wollen. Haider wurde Ende August bei einem Parteitag des BZÖ in Graz, mit einem nahezu "kommunistischen Resultat" von 100% der Delegierten ohne Gegenkandidat, einstimmig zum Parteivorsitz gewählt und übernahm diesen auch. [8]
Standpunkte
Haider betreibt eine selbsterklärt EU- und Regierungs-kritische Politik und positioniert sich im politischen Spektrum zwischen ÖVP und FPÖ. Von Kritikern werden ihm zumeist rechtsextreme Tendenzen zugeschrieben. Gründe dafür sind seine ehemals und heute teilweise noch bestehenden ausländerfeindlichen Wahlkampagnen (im Wahlkampf 1999 wurde Stopp der Überfremdung propagiert). Im Jahr 2006 bekräftigte Haider seine Standpunkte in der Ausländerfrage und meinte, dass er die Abschiebung integrationsunwilliger und ungebildeter Immigranten befürworte. Außerdem stellte sich Haider im Sommer 2007 dem Bau eines Minaretts entgegen.
„Weil nicht brave biedere Muslime diese Minarette bauen wollen, sondern radikale Islamisten im Hintergrund. Sie wollen ihre Symbole der Macht in unsere Landschaft klotzen. Der jetzige Ministerpräsident (Erdoğan, Anm.) der Türkei sagte: „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten”.“
Weiters befürwortet Haider eine Volksbefragung über eine EU-Verfassung. Seine Kampagne beläuft sich auf Gegnerschaft zum Brüsseler Zentralismus und Bürokratie[10]. Er ist für ein innereuropäisches Selbstbestimmungsrecht der Ethnien.
Im Bereich Wirtschaft befürwortet er die Stärkung privater Unternehmen. Des weiteren will er eine Stärkung kleinerer und mittelständischer Privatunternehmen durch Verminderung der Unternehmenssteuern. Er tritt für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und die Stärkung des Mittelstandes ein.
Kritik
Bezug zum Rechtsextremismus
Die Kritiker Haiders bezeichnen ihn zumeist als Populisten mit rechtsextremer Weltanschauung. Einige seiner Äußerungen werden als fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch eingestuft. So verwendet er immer wieder das in der rechten Szene geläufige, antisemitische Klischee „Ostküste“ (als Chiffre für die New Yorker Juden).
„(…) Dass es in dieser regen Zeit, wo es noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben und die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind. Und das ist eine Basis, meine lieben Freunde, die auch an uns Junge weitergegeben wird. Und ein Volk, das seine Vorfahren nicht in Ehren hält, ist sowieso zum Untergang verurteilt. Nachdem wir aber eine Zukunft haben wollen, werden wir jenen Menschen, den politisch Korrekten, beibringen, dass wir nicht umzubringen sind und dass sich Anständigkeit in unserer Welt allemal noch lohnt, auch wenn wir momentan nicht mehrheitsfähig sind, aber wir sind den anderen geistig überlegen. (…) Wir geben Geld für Terroristen, für gewalttätige Zeitungen, für arbeitsscheues Gesindel, und wir haben kein Geld für anständige Menschen.“
Gegenüber anderen Politikern benutzt Haider oft und bewusst beleidigende Worte, welche Kritiker als „verbale Entgleisungen“ ansehen. Hierbei äußerte er sich auch über international angesehene Persönlichkeiten nicht selten abfällig. Beispielsweise behauptete er 1991, dass das polnische Volk „arbeitsscheu“ sei, könne man am polnischen Präsidenten Lech Wałęsa sehen, der „mehr breit als hoch“ geworden sei. Den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac bezeichnete er 2000 als „Westentaschen-Napoleon“, und über den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ariel Muzicant, sagte er am 28. Februar 2001 in einer Anspielung auf das Waschmittel „Ariel“, er wundere sich, wie jemand, der Ariel heißt, „soviel Dreck am Stecken haben“ könne. Die beiden zuletzt genannten Aussagen stammen von seinem langjährigen Gag- und Redenschreiber Herbert Kickl. Weiters äußerte er sich am 13. Februar 2002 über den Präsidenten des österreichischen Verfassungsgerichtshofes, Ludwig Adamovich: „Wenn einer schon Adamovich heißt, muss man zuerst einmal fragen, ob er überhaupt eine aufrechte Aufenthaltsberechtigung hat.“ Den österreichischen EU-Kommissar Franz Fischler bezeichnete er am 8. Juni 2004 wegen seines Verhaltens in Sachen Gentechnik als „Vaterlandsverräter“ und fügt hinzu: „normalerweise müsste man so jemandem die Staatsbürgerschaft entziehen“.
Der Nationalratsabgeordnete Peter Pilz bezeichnete Haider als „politischen Ziehvater des rechtsextremen Terrorismus“ und als „Verharmloser der NS-Vergangenheit“, wogegen sich Haider erfolglos mit einer Klage zur Wehr setzte. Der Oberste Gerichtshof wertete die Aussagen im Rahmen der politischen Auseinandersetzung als gerechtfertigt.
Populismus
Politische Anhänger gewinnt Haider durch Kritik an zum Teil tatsächlich vorhandenen, aber auch populistisch aufgebauschten Missständen. So kritisiert er den parteipolitischen Proporz („Parteibonzen“) ebenso wie die angeblich für soziale Missstände verantwortlichen Ausländer und Asylbewerber („Sozialschmarotzer“). Dem gegenüber stellt er die „guten, fleißigen und anständigen“ Österreicher als Ideal dar. Seine Appelle an latent vorhandenen Ressentiments sowie bewusste Tabubrüche und das vermeintliche Aufdecken von Missständen werden in seinen Reden besonders hervorgehoben.
So betonte die FPÖ unter Haider bis 2001, gegen „Filz und Proporz“ und gegen die „Parteibuchwirtschaft“ einzutreten. Haider gelang es, sich mit Aussagen wie „Ich bin lieber der Wolf im Schafspelz, als ein Schaf im Wolfspelz“ von den Politikern der von ihm so genannten „Altparteien“ abzugrenzen. Konzepte, um Abhilfe zu schaffen, bleibt er allerdings nach Ansicht seiner Kritiker in vielen Fällen schuldig.
Ortstafelstreit
Über die österreichische Bundesverfassung äußerte sich Jörg Haider in einem Kommentar am 29. Dezember 2005 im Rundfunkprogramm des ORF zu einem wenige Tage vorher ergangenen Verfassungsgerichtshofspruches über die Ortstafelfrage in Kärnten: „Die Sprüche des Verfassungsgerichtshofes akzeptieren wir nicht, da das Volk es so will.“ Den österreichischen Staatsvertrag, der die Grundlage zur Bildung der Zweiten Republik Österreichs bedeutete, bezeichnete Haider im Zusammenhang mit dem Ortstafelstreit im südlichen Grenzgebiet zu Slowenien am 18. Jänner 2006 als „historisch bedeutungslos“.
Umgang mit Migranten
Im Juli 2008 unternahm Haider mehrfach den Versuch, Asylbewerber aus dem von ihm regierten Bundesland Kärnten ins Flüchtlingslager Traiskirchen abzuschieben. Innenministerin Maria Fekter kündigte daraufhin rechtliche Konsequenzen gegen Haider an. Es bestehe Verdacht auf Freiheitsentzug, Nötigung und und Täuschung, so Fekter.[11]
Publikationen
- Friede durch Sicherheit Freiheitliches Bildungswerk, Wien, 1992
- Europa der Regionen Stocker, Graz: ISBN 3-7020-0676-1, 1993 (Umberto Bossi, Joze Pucnik, Jörg Haider)
- Die Freiheit, die ich meine Ullstein Verlag GmbH, Frankfurt/Main – Berlin, 1993
- The Freedom I Mean Swan Books, New York 12567, Juli 1995
- Befreite Zukunft jenseits von links und rechts Ibera Verlag/European University Press GmbH, Wien, 1997
- Zu Gast bei Saddam – Im Reich des Bösen Ibera Verlag/European University Press GmbH, Wien, 2003
- Bewegung Ibera Verlag: ISBN 3-85052-174-5, 2004
Literatur
- Alfred Worm: Ein Streitgespräch mit Jörg Haider, Wien, 2005, ISBN 3-8000-7107-X
- Michael Jungwirth: Haider, Le Pen und Co – Europas Rechtspopulisten. Styria, 2002. ISBN 3-222-12999-1
- Vida Obid, Mirko Messner, Andrej Leben: Haiders Exerzierfeld. Promedia, 2002. ISBN 3-85371-174-X
- Christa Zöchling: Haider. Licht und Schatten einer Karriere., Wien 1999 ISBN 3-85485-025-5
- Melanie A. Sully: The Haider phenomenon, East European Monographs – Columbia University Press New York 1997 ISBN 0-88033-381-2
- Brigitte Bailer-Galanda, Wolfgang Neugebauer: Haider und die Freiheitlichen in Österreich, Berlin 1997 ISBN 3-88520-638-2
- Herbert Schui (u. a.): Wollt ihr den totalen Markt?, Knaur FACTS 1997 ISBN 3-426-80083-7
- Brigitte Bailer-Galanda, Wolfgang Neugebauer: Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus, Wien 1996 ISBN 3-216-30099-4
- Gudmund Tributsch: Schlagwort Haider, Wien 1994 ISBN 3-85439-137-4 (Haiders Sprüche in chronolog. Auflistung)
- Brigitte Bailer-Galanda: Haider wörtlich – Führer in die Dritte Republik, Wien 1995 ISBN 3-85409-253-9
- Hans-Henning Scharsach: Haiders Kampf, Wien 1992. ISBN 3-7015-0285-4 (beschreibt Haiders Ideologie)
- Oliver Minich: Die Freiheitliche Partei Österreichs als Oppositionspartei in der Ära Haider – Strategie, Programmatik und innere Struktur, Blieskastel 2003. ISBN 3-935731-43-4
- Walter Ötsch: Haider light. Handbuch für Demagogie. Wien 2000. ISBN 3-7076-0047-5
- Klaus Ottomeyer: Die Haider-Show. Zur Psychopolitik der FPÖ. Klagenfurt 2000. ISBN 3-85435-337-5
Einzelnachweise
- ↑ Die Kärntner Landesregierung im Internet
- ↑ a b c Haiders Biografie auf feschismus.com
- ↑ a b c d e Politische Laufbahn Haiders auf cenjur.de
- ↑ Die Burschenschaft Silvania ist inzwischen in der Jägerschaft Silvania Wien aufgegangen, Haider ist über diesen Weg AH der Jägerschaft Silvania geworden
- ↑ Ausschnitt des Magazins Ausblicke (zu finden auf Seite 11)
- ↑ DÖW: FPÖ-Zitatsammlung, Zitat ORF-Inlandsreport 18.8. 1988 (3. Absatz): „Das wissen Sie ja so gut wie ich, dass die österreichische Nation eine Missgeburt gewesen ist, eine ideologische Missgeburt.“
- ↑ zitiert nach Czernin 2000, S. 31
- ↑ KURIER:Kommunistisches Ergebnis für Jörg Haider
- ↑ Im Interview mit Tom Schaffer im Falter vom 22. Oktober 2007
- ↑ http://www.bzoe-kaernten.at
- ↑ Asylwerber in Kärnten: Einmal Traiskirchen und zurück, Artikel der Presse vom 23. Juli 2008
Weblinks
Jörg Haider auf der Website des österreichischen Parlaments
- Vorlage:PND
- Wir sind geistig überlegen: Haider als Gastredner beim Treffen der Waffen-SS 1995
- Jörg Haider: Neonazi, Rechtsextremer oder Populist?
- Jörg Haiders Heimholung und die Vision eines völkischen Neoliberalismus (rtf-File)
- Haider light thematisch geordnete Sammlung von Zitaten Jörg Haiders
Personendaten | |
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NAME | Haider, Jörg |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 26. Januar 1950 |
GEBURTSORT | Bad Goisern |