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Kuckuck

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Kuckuck

Kuckuck (Cuculus canorus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kuckucksvögel (Cuculiformes)
Familie: Kuckucke (Cuculidae)
Gattung: Cuculus
Art: Kuckuck
Wissenschaftlicher Name
Cuculus canorus
(Linnaeus, 1758)

Der Kuckuck (Cuculus canorus) gehört zur Ordnung der Kuckucksvögel (Cuculiformes) und zur Familie der Kuckucke (Cuculidae), einer auf der ganzen Welt verbreiteten Vogelfamilie, deren bekannteste Gemeinsamkeit der Brutparasitismus ist. Kuckucke legen ihre Eier einzeln in Nester verschiedener Singvogelarten und betreiben keine Brutpflege. Der Kuckuck ist Vogel des Jahres 2008 [1].

Name

Seinen Namen verdankt er dem auffälligen Ruf des Kuckuckmännchens. Auch in vielen anderen Sprachen, wie im Französischen (Coucou), Russischen (Kukushka), Englischen (Cockoo), Polnischen (Kukułka) und Lateinischen (cuculus) wurde der Ruf lautmalerisch in seinen Namen integriert.

Merkmale

Der Kuckuck ist ein mittelgroßer, schlanker Vogel mit spitzen Flügeln und langem, abgerundetem Schwanz. Mit 32 bis 36 Zentimetern Körperlänge ist der Kuckuck etwa so groß wie eine Stadttaube, jedoch deutlich zierlicher und schlanker. Im Flug sieht er einem Sperber ähnlich. Er fliegt mit gleichmäßigen Flügelschlägen, wobei die Flügel nur sehr wenig über den Körper angehoben werden. Der Schnabel wird vorgestreckt. Er sitzt oft frei auf Leitungen und Masten, wobei die Flügel etwas hängen gelassen werden und der Schwanz (Penis) etwas angehoben wird und wirkt dabei gedrungen und kurzbeinig.

Adulte Männchen sind auf der Oberseite, dem Kopf und der Brust einheitlich blaugrau ohne Zeichnung. Auf der Unterseite ist die blaugraue Brust scharf vom dünn quergebänderten Bauch abgetrennt. Der lange Schwanz ist gestuft, die Schwanzfedern haben schmale weiße Endsäume. Die Iris, der Lidring und die Schnabelbasis sind hellgelb.

Adulte Weibchen treten in zwei Farbmorphen auf. Die graue Morphe ähnelt den Männchen sehr, zeigt jedoch eine rostbeige bis gelbliche Tönung und eine dünne dunkle Querbänderung auf der Brust. Die braune Morphe ist seltener und auf der Oberseite und auf der Brust rostbraun. Das gesamte Gefieder ist dunkel quergebändert. Der Schwanz ist braun und dunkel gebändert und hat eine dünne weiße Endbinde. Die Iris, der Lidring und die Schnabelbasis sind hellbraun.

Die Jungvögel sind schiefergrau, teilweise mit rostbrauner Tönung. Das gesamte Gefieder ist dünn dunkel quergebändert. Die kleinen und großen Flügelsdecken haben schmale weiße Säume. Die Iris ist dunkelbraun, der Lidring ist blassgelb und die Schnabelbasis ist hell. Jungvögel können am weißen Fleck im Nacken erkannt werden.

Bei beiden Morphen und im Jugendkleid sind die Beine gelb und der Schnabel mit Ausnahme der Basis horngrau.

Lautäußerungen

Der namensgebende Ruf ist das „gu-kuh“, wobei die erste Silbe betont wird. Dieser Kuckucksruf des Männchens ist ein echter Reviergesang, welcher weit zu hören ist und von einer hohen Warte von April bis in den Juli hinein vorgetragen wird.

Im Flug singt der Kuckuck tiefer, und auch das Intervall ist dann am kürzesten, weil es anstrengender ist, den höheren Ton zu treffen. Wenn er sich niederlässt, singt er zunächst meist "falsch" und korrigiert dann den Ruf, indem der obere Ton erhöht wird. Das Intervall schwankt zwischen weniger als einer kleinen Terz und fast einer Quarte.

Wenn ein Männchen ein Weibchen verfolgt, äußert es ein „hach hachhach“. Das Weibchen lässt viel seltener einen trillerartigen Laut hören der sich wie ein „srii srii“ anhört und etwas an den Zwergtaucher erinnert. Jungvögel betteln auch auf dem Zug noch mit einem durchdringenden, unreinen „psrieh“.

Lebensraum und Verbreitung

Der Kuckuck kommt in Eurasien von Westeuropa und Nordafrika bis Kamtschatka und Japan vor. Die Nominatform Cuculus c. canorus ist in ganz Europa mit Ausnahme von Island flächendeckend verbreitet.

Er bewohnt Kulturlandschaften ebenso wie Biotope oberhalb der Baumgrenze, die Dünen der Meeresküsten und fast alle Lebensräume dazwischen: Lichte Laub- und Nadelwälder, Bruchwälder oder auch Hochmoore und Steppen. Dabei ist das Vorkommen der Vögel, die ihm bei der Fortpflanzung als Wirte dienen, besonders wichtig. Vielfältige und übersichtliche, offene Landschaften mit Ansitzmöglichkeiten werden von ihm bevorzugt, zusätzlich benötigt er ausreichende Kleinstrukturen. Er kommt auch in Städten außerhalb deren Zentren vor.

Wanderung

Der Kuckuck ist ein Langstreckenzieher. Sein Winterquartier liegt in Afrika südlich des Äquators. Dort ist er bevorzugt in der Nähe von Wasserläufen in tropischen Bereichen oder Savannen mit Akazienbestand zu finden. Alt- und Jungvögel verlassen Deutschland Anfang August und kehren meist in der zweiten Aprilhälfte zurück, in Skandinavien erst Anfang Mai. Wie viele andere Langstreckenzieher zieht auch der Kuckuck überwiegend nachts, wobei er beim Heimzug pro Tag etwa 50 Kilometer zurücklegt. Dabei wird der zentrale Mittelmeerraum überflogen.

Nahrung

Der Kuckuck ist ein fast ausschließlicher Insektenfresser. Er frisst größtenteils Schmetterlingsraupen, darunter auch behaarte, die von anderen Vögeln nicht gefressen werden. Des weiteren werden auch Käfer (Larven und Imagines), Heuschrecken, Hautflügler, Ohrwürmer und Libellen erbeutet. Weibchen verzehren auch regelmäßig Singvogeleier. Die Nestlinge werden von den jeweiligen Wirtsvögeln mit einem breiten Spektrum an Nahrung verhungert

Fortpflanzung

Der junge Kuckuck wird zum Teil deutlich größer als seine Pflegeeltern

Die Geschlechtsreife tritt im zweiten Lebensjahr ein. Der Brutparasitismus als Fortpflanzungsstrategie des Kuckucks wird heute meist als eine Anpassung an die kurze Verweildauer im Brutgebiet gedeutet. Der Nestbau entfällt. Die adulten Kuckucke treffen meist nach den Wirtsvögeln in den Brutgebieten ein, sodass diese ihre Reviere bereits besetzt haben. Das Weibchen legt ab Anfang Juli zwischen neun und 25 Eier in verschiedene Nester, jedoch jeweils nur ein Ei in ein fremdes Nest, meistens einer bestimmten Singvogelart.

Bevorzugte Wirte sind Rohrsänger, Grasmücken, Pieper, Bachstelzen, Braunellen, Neuntöter, Zaunkönig und Rotschwänze. Insgesamt sind in Mitteleuropa über 100 Wirtsvogelarten bekannt, von denen aber nur bei 45 eine erfolgreiche Aufzucht stattfindet, die anderen sind Fehlwirte. In 10 bis 30 % der Fälle werden parasitierte Gelege von den Wirtsvögeln aufgegeben. Die Färbung der Kuckuckseier ist an die des jeweiligen Wirtes angepasst. Es gibt wirtsspezifische weibliche Linien, jedoch keine wirtsspezifischen Rassen, da es bei den Männchen keine Wirtsspezifität gibt.[2]

Der Legebeginn ist sehr variabel, da er mit dem der Wirte synchronisiert ist. Der Parasitierungsgrad kann von unter einem Prozent bei den Hauptwirtsarten bis zu 80 % bei der Bachstelze betragen. Die Eiablage erfolgt innerhalb von wenigen Sekunden, meist wird das Nest des Wirtes vorher länger beobachtet. Teilweise lenkt das Männchen die Wirtsvögel während der Eiablage ab. Oft wird eines der Eier der Wirtsvögel nach der eigenen Eiablage vom Weibchen im Schnabel weggetragen, teilweise werden auch mehrere Eier entfernt, bevor es zur Ablage der eigenen Eier kommt. Nach einer sehr kurzen Brutzeit von etwa zwölf Tagen schlüpft der junge Kuckuck. Die Berührungen seiner Stiefgeschwister veranlassen ihn, diese aus dem Nest zu werfen. Erst wenige Stunden alt, duckt er sich unter die im Nest liegenden Eier oder Geschwister, bis diese in eine besonders berührungsempfindliche Grube auf dem Rücken fallen und schiebt sie anschließend mit ruckartigen Bewegungen über den Nestrand, bis er schließlich allein im Nest übrig bleibt. Dabei krallt er sich fest in den Nestrand, um nicht mit über zu kippen. Dieses Verhalten ist auch für den Kuckucksnestling nicht unproblematisch, da bei den meisten Vogeleltern die Menge der herangeschafften Nahrung von der Anzahl der im Nest aufgesperrten Schnäbel, dem Schlüsselreiz der die Fütterung auslöst, abhängig ist. Der Kuckucksnestling kann die fehlenden Nestgeschwister durch schnelle Rufe imitieren und erhält so mehr Futter.[3] Der große orangerote Rachen des Kuckucksnestlings übt eine starke Reizwirkung aus. Mitunter beteiligen sich weitere Vögel an der Fütterung, so dass nicht immer aus der Beobachtung des fütternden Vogels auf die Art des Wirtes geschlossen werden kann. Nach etwa 20 Tagen wird der Jungvogel flügge.

Systematik

Es gibt vier, nur wenig differenzierte Unterarten:

  • Cuculus c. canorus (Linneaus, 1758) kommt in der Nordpaläarktis vor
  • Cuculus c. bangsii (Oberholser, 1919) kommt auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika vor
  • Cuculus c. subtelephonus (Zarudny, 1914) kommt in der Südpaläarktis vor
  • Cuculus c. bakeri (Hartert, 1912) kommt im Südhimalaya bis nach Südostasien vor

Bestand und Bestandsentwicklung

In Europa wird der Bestand der Nominatform auf 4,2 bis 8,6 Millionen Brutpaare geschätzt. Der Bestand in Mitteleuropa beträgt etwa 360.000 bis 550.000 Paare. Zwischen 51.000 und 97.000 Paare leben in Deutschland.

Es sind nur wenige Bestandserfassungen über längere Zeiträume vorhanden, die Bestandsschwankungen hängen jedoch mit denen der Wirtsvögel zusammen. Lokale Bestände können von Jahr zu Jahr um über 100 % schwanken.[4]

Nahezu alle Länder West- und Mitteleuropas melden seit längerem rückläufige Zahlen. In England verringerte sich der Bestand in den letzten 30 Jahren um fast 60 Prozent. Auch in einigen Teilen Deutschlands ist der Kuckuck seltener geworden. Lediglich im östlichen Europa scheint der Bestand noch stabil zu sein.

Gefährdung und Schutz

Der Kuckuck steht in der Vorwarnliste der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands.[5]

Die Hauptursache für den Rückgang des Kuckucks ist die Ausdünnung der Bestände seiner Wirtsvögel. Dies ist eine Folge der Zerstörung und des Verlusts der Lebensräume durch Ausräumung der Agrarlandschaft. Weiterhin wirkt sich der starke Rückgang von Schmetterlingen und Maikäfern durch zunehmenden Einsatz von Herbiziden und den Verlust von Lebensräumen und Nahrungspflanzen negativ auf den Kuckuckbestand aus.

Mögliche Schutzmaßnahmen sind die Extensivierung der Landwirtschaft, Ausgleichsmaßnahmen bei Verbrauch von Lebensräumen, der Schutz oder die Wiederherstellung von vielfältigen Randstrukturen und blütenreichen Säumen in der Agrarlandschaft und die Einschränkung des Einsatzes von Bioziden, damit sich die Bestände der Wirtsvögel und der Nahrungstiere erholen können.

Der Klimawandel könnte sich ebenfalls negativ auf die Bestandsentwicklung des Kuckucks auswirken. Einige seiner Wirtsvögel, wie z. B. der Hausrotschwanz und das Rotkehlchen, brüten früher als bisher, da bei diesen Arten der Zeitpunkt des Zuges und vor allem der Brutbeginn von der Temperatur abhängt. Der Kuckuck behält aber seine Zugzeiten bei, da er sich als Langstreckenzieher vor allem an der Tageslänge orientiert. Dadurch findet er nur schwer Nester, die am Anfang der Brut stehen. Das ist für die Aufzucht seiner Brut aber notwendig. Der junge Kuckuck muss möglichst als Erster schlüpfen, um die anderen Eier seiner Wirtsvögel aus dem Nest werfen zu können.[6]

Belletristik

Da der Kuckuck als Frühlingsvogel gilt (er ruft ab März/April und im Mai), gibt es zahlreiche Gedichte und Lieder über ihn. Am bekanntesten sind wohl die Kinderlieder Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald und Der Kuckuck und der Esel von Hoffmann von Fallersleben sowie die gern als Kanon gesungene Volksweise Auf einem Baum ein Kuckuck.

Redensarten

Der Kuckuck und das Kuckucksei kommen in vielen Redensarten vor, wobei Kuckuck oft ein Verhüllungswort für den Teufel darstellt.

Beispiele:

  • Wolkenkuckucksheim“ = ein Traumland (nach der von Vögeln in die Luft erbauten Stadt in Aristophanes’ Komödie Die Vögel)
  • Brauchtümer
    • Greif dir in die Tasche, wenn du im Jahr das erste Mal den Kuckuck hörst. So viel Geld, wie du dann dabei hast, wirst du das ganze Jahr über haben. Hast du nichts dabei, sieht's für das folgende Jahr finanziell schlecht aus. – Üblicherweise hört man die ersten Kuckucksrufe Ende März bis Anfang April. Ebenfalls glaubt man in manchen Gegenden, dass das Portemonnaie das ganze Jahr über nicht leer wird, wenn man beim Kuckucksruf darauf klopft.
    • Entsprechend sagt einem die Zahl der Kuckucksrufe an, wie lange man noch zu leben habe, sobald man die Frage gestellt hat (niederdeutsch: Kuckuck in Hewen | Wo lang schall ik lewen?).
  • Kuckuck als ‚Teufel‘
    • „Scher dich zum Kuckuck!“ = „Scher dich zum Teufel!“
    • „…jemandem ein Kuckucksei ins Nest legen“ = jemandem etwas heimlich unterschieben (ursprünglich wurde dabei ein untergeschobenes Kind gemeint- auch selber „Kuckuck“ genannt)
    • „Weiß der Kuckuck…“ = das weiß allenfalls der Teufel (das weiß niemand)
    • „Der Kuckuck ist los!“ = der Teufel ist los (es ist reichlich Betrieb)
    • „Zum Kuckuck nochmal!“ = zum Teufel!
    • „Hol's der Kuckuck!“ = hol's der Teufel! (Mir doch egal)

Quellen

Einzelnachweise

  1. NABU e. V.
  2. Gibbs, H. L.; Sorenson, M. D.; Marchetti, K.; de L. Brooke, M.; Davies, N. B.; Nakamura, H. (2000): Genetic evidence for female host-specific races of the common cuckoo. Nature 407, S. 183-186 [1]
  3. Davies, N. B.; Kilner, R. M.; Noble, D. G. (1998): Nestling cuckoos, Cuculus canorus, exploit hosts with begging calls that mimic a brood. Proc. R. Soc. Lond. B 265 (1397), S. 673-678 PDF
  4. ABBO (Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen) (2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Natur & Text, Rangsdorf.
  5. Binot, M.; Bless, R.; Boye, P.; Gruttke, H.; Pretscher, P. (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Bad Godesberg.
  6. http://www.nabu.de/m01/m01_05/07228.html

Literatur

  • Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W.: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. 2. vollst. überarb. Aufl., AULA-Verlag Wiebelsheim, 2005. ISBN 3-89104-647-2
  • Svensson, L.; Grant, P. J.; Mullarney, K.; Zetterström, D.: Der neue Kosmos-Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 1999. ISBN 3-440-07720-9
Commons: Kuckuck – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien