Mensch
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem modernen Menschen, der Art Homo sapiens. Für seine näheren Anverwandten siehe auch die Gattung Mensch (Homo), für die etwas entfernteren Anverwandten und Vorfahren die Gruppe der Echten Menschen.
Moderner Mensch | ||||||||||||
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![]() Mann & Frau | ||||||||||||
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Aus biologischer Sicht ist der moderne Mensch (Homo sapiens) ein Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Damit gehört er zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae). Früher wurden Mensch (Hominidae) und Menschenaffen (Pongidae) insbesondere aufgrund der besonderen geistigen Entwicklung des Menschen als zwei getrennte Familien betrachtet, jüngere Untersuchungen sehen zwischen beiden Gruppen ein engeres Verwandtschaftsverhältnis und stellen sie daher in eine gemeinsame Familie.
Manchmal wird für den Menschen auch die wissenschaftliche Bezeichnung Homo sapiens sapiens gebraucht, die zum Ausdruck bringen soll, dass der Neanderthaler (dann Homo sapiens neanderthalensis) zur selben Art gehörte wie der moderne Mensch. Diese Ansicht gilt heute aber als sehr zweifelhaft, weswegen die moderne Bezeichnung schlicht Homo sapiens ist.
Das etwas andere Tier
Auch wenn der Mensch heute zu den Tieren gezählt wird, so unterscheidet er sich in vermutlich zwei, sicher in einem Kriterium von den heute bekannten übrigen Tierarten:
Mit Bestimmtheit lässt sich wohl sagen, dass beim Menschen die biologische Evolution zu Gunsten einer kulturellen Evolution in den Hintergrund geraten ist. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der Mensch noch auf "normalem" Weg aussterben kann, von Katastrophenereignissen (wie einem Meteoriteneinschlag oder einer gigantischen Epidemie) einmal abgesehen: Aufgrund seiner kulturellen Fähigkeiten ist er in der Lage, sich veränderten Umweltbedingungen sehr viel besser und schneller anzupassen als jedes andere Tier. Die Evolution hat sich beim Menschen auf die Verbesserung dieser Kulturfähigkeiten (Schrift, Computer, gedankliche Konstrukte wie Mathematik, Religion oder Recht, Ausdruck von Gefühlen und Gedanken durch Kunst) ausgeweitet; diese Kulturtechniken unterliegen nunmehr selbst einem Evolutionsprozess. Andere Tierarten dagegen unterliegen nach heutigem Wissen mitsamt ihrer Kultur der Evolution, sofern überhaupt von einer Kultur gesprochen werden kann.
In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass andere Tiere nicht im selben Maße wie der Mensch die Fähigkeit besitzen, ihre im Phänotyp entwickelten Fähigkeiten, ihr erlerntes Wissen, auf die nachfolgenden Generationen zu übertragen. Der Mensch besitzt ein historisches Bewusstsein: Er steht nicht in der Notwendigkeit, Informationen entweder durch die genetische Vererbung zu erhalten oder Erfahrungen genauso wie seine Vorgänger immer aufs Neue selbst machen zu müssen, sondern er kann auf Handlungen und Informationen zurückgreifen, die viele Generationen vor ihm geschaffen haben (wobei es aber auch bei zahlreichen sonstigen Tierarten zur Traditionsbildung kommt, beispielsweise bei Menschenaffen). Der Mensch ist viel stärker als jedes andere Tier in der Lage, in seinem zeitlichen Bewusstsein Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft in kausale Zusammenhänge zu bringen. Somit kann er seine Handlungen vergleichen, um "viele Ecken herum" planen (Kreativität) und somit eine Zukunft entwerfen, die er durch seine absichtlichen Handlungen schafft. Der Mensch ist in der Lage, die Lebensbedingungen seiner Art durch Arbeit bewusst zu gestalten.
Zum zweiten ist der Mensch – vermutlich als einziges Lebewesen auf der Erde – sich und seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Durch sein absehbares Sterben ergibt sich nur für den Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Leben nach dem Tod.
Nicht allein typisch für den Menschen, jedoch bei ihm besonders stark ausgeprägt, ist seine Eigenschaft, sich hochorganisiert in größeren Gruppen zusammenzuschließen. Dies wird begünstigt durch die komplexe Sprache des Menschen, die eine fortschreitende Arbeitsteilung ermöglicht. Auf der anderen Seite steht zu vermuten, dass die Entwicklung der Zivilisation auch die Entwicklung der Sprache in enger Wechselwirkung förderte und beides letztlich zu der hoch entwickelten Kultur führte, die die Menschheit heute besitzt.
Entwicklung
Mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis zum heutigen Jetzt-Menschen beschäftigt sich die Paläanthropologie, deren wichtigste Datenquellen die Archäologie liefert. Noch immer sind die Vorgänge der Menschwerdung aus affenartigen Vorfahren, vermutlich im Osten Afrikas, nicht endgültig aufgeklärt. Der gegenwärtige Stand der Erkenntnisse wird im Artikel Hominisation aufgezeigt.
Neben der biologischen Entwicklung ist für den Menschen jedoch auch seine kulturelle Entwicklung maßgeblich. Der kulturelle Entwicklungsstand des Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Mit der Entstehung des modernen Menschen und seiner nachfolgenden Auswanderung aus Afrika beschleunigte sich jedoch die kulturelle Innovation, bis seit Ende der letzten Eiszeit mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht der Mensch erstmals großräumig gestaltend in seine Umgebung eingriff. Seit dieser Zeit besitzt der Mensch eine über mehr als ein paar Generationen zurückreichende Geschichte, auf deren Grundlage die Individuen agieren.
Biologie
Zusammensetzung eines Menschen aus den Elementen
Die Angaben beziehen sich auf einen Menschen
von 70,0 kg Körpergewicht
Element | Gew-% ca. | Masse ca. |
Sauerstoff (0) | 63 | 44 kg |
Kohlenstoff (C) | 20 | 14 kg |
Wasserstoff (H) | 10 | 7 kg |
Stickstoff (N) | 3 | 2,1 kg |
Kalzium (Ca) | 1,5 | 1 kg |
Phosphor (P) | 1 | 0,7 kg |
Kalium (K) | 0,25 | 170 g |
Schwefel (S) | 0,2 | 140 g |
Chlor (CI) | 0,1 | 70 g |
Natrium (Na) | 0,1 | 70 g |
Magnesium (Mg) | 0,04 | 30 g |
Eisen (Fe) | 0,004 | 3 g |
Kupfer (Cu) | 0,0005 | 300 mg |
Mangan (Mn) | 0,0002 | 100 mg |
Iod (I) | 0,00004 | 30 mg |
Anatomie
Der menschliche Körper ist ein kompliziertes Gebilde, das zu 60 bis 70 % aus Wasser, etwa 20 % Proteinen, 15 % Fetten und 5 % Mineralen besteht. Die Anatomie dieses Körpers ist im Artikel Anatomie des Menschen detailliert beschrieben: Wie bei anderen Wirbeltieren auch, lässt sich der Körper strukturieren in einen Stütz- und Bewegungsapparat, die inneren Organe, das Nervensystem und die Sinnesorgane. Doch greift die Reduktion auf eine rein funktionale Betrachtung des Körpers zu kurz, der Körper des Menschen stellt als Grundbedingung für die Existenz des Menschen einen unabdingbaren Rahmen für seinen Geist und sein Erleben der Welt dar.
Genetische Verwandtschaft
Der Mensch hat DNA-Sequenzen, die mit der von Säugetieren und anderen Lebewesen teilweise identisch ist. Anhand der Übereinstimmung dieser Basenpaarketten kann man eine Verwandtschaft ableiten. Untereinander haben Menschen 99,9 % des Erbguts gemeinsam. So stimmen die Basenpaarketten mit Schimpansen zu 96-98 % und mit Schweinen zu 90 % überein. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Mensch zu 75 % der Basenpaarketten mit Fadenwürmern übereinstimmt und zu 60 % mit Taufliegen.
Soziologie
Die Soziologie beschäftigt sich nahezu ausschließlich mit dem Menschen, obwohl es in den 1920er Jahren Versuche gab, eine "Tiersoziologie", sogar eine "Pflanzensoziologie" zu etablieren.
Warum das biologisch erschlossene Tier "Mensch" besondere Eigenarten hat, untersuchen beziehungsweise beantworten i. w. S. die Anthropologie, sodann die Soziobiologie und die Biosoziologie. Daher nimmt dann die Soziologie ihre Axiome, wenn nicht Soziologen selber soweit ausgreifen.
Der Versuch, schon einmal eine Soziologie für extraterrestrischer Lebewesen mit menschenähnlicher geistiger Entwicklung zu entwerfen, wie beispielsweise die 'Exosoziologie', sind so lange rein spekulativ, bis sie empirisch geprüft werden können.
Recht
Rechtlich gesehen ist der Mensch zumeist eine ("natürliche") Person, deren Status je nach Staat unterschiedlich festgelegt ist, jedenfalls ist er rechtsfähig. Im "Bürgerlichen Gesetzbuch" der Bundesrepublik Deutschland heißt es dementsprechend in § 1: Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung seiner Geburt. Es gibt Gesellschaften, in denen das nicht jeder Mensch ist: In Stammesgesellschaften beispielsweise kann ein Neugeborenes bis zur Anerkennung durch den Vater ohne Rechtsfähigkeit sein; in Staaten mit Sklaverei gelten Sklaven zuweilen als "Sachen" u. a.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen soll in jedem Staat einen Grundstatus vorgeben. Gemäß diesem Menschenbild besitzt jeder einzelne Mensch von Geburt an eine besondere, unantastbare und unveräußerliche Würde. Aus diesem Grund hat jeder Einzelne bestimmte Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Religionsfreiheit und auf Meinungsfreiheit sowie auf einen angemessenen Arbeitslohn. Dieses Ideal ist aber nicht überall verwirklicht, denn in vielen Staaten werden Leute ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, Gefangene gefoltert, Frauen und Kinder unterdrückt und Menschen leben in Armut. Ferner wird das Grundrecht auf Leben, obgleich mit dem Begriff der Würde eng verknüpft, in keinem Land als unantastbar angesehen, da eine solche Unantastbarkeit mit jeglicher Bewaffnung (Armee, Polizei usw.) im Widerspruch stünde.
Manche Kulturkreise und Religionen kennen keine allgemeingültigen Menschenrechte. Insbesondere der Islam, die indische und die chinesische Kultur machen einen Unterschied zwischen "Gläubigen" und "Ungläubigen" bzw. zwischen den Rechten des Mannes und denen der Frau.
Religion
Menschen entwickeln und entwickelten unterschiedliche Religionen und Glaubensvorstellungen.
Dabei handelt der Mensch selbst sowohl als glaubendes, betendes, Riten ausübendes Subjekt, als auch als Objekt religiöser Riten und Anbetungen. Nicht in allen Religionen gilt er als direkte Schöpfung (eines) Gottes.
Religionen und religiöse Motive haben nahezu die gesamte bekannte Geschichte des Menschen begleitet, zuerst als Verehrung von Naturkräften, dann als Anbetung mehrerer Götter und schließlich als Monotheismus. Dies führte zu der philosophischen Frage, in wieweit die Religion zu den spezifischen Merkmalen des Menschen gehöre.
Das Christentum, das Judentum und der Islam betrachten die Entwicklung des Menschen, wie auch die gesamte Schöpfung als Werk Gottes. Für die großen christlichen Religionsgemeinschaften bestehen dabei keine Widersprüche zwischen dem wissenschaftlich Bewiesenem und dem christlichen Glauben, weil nach ihrer Auffassung Theologie und Wissenschaft unterschiedliche Fragestellungen behandeln.
Aus Sicht christlicher Kreationisten, die vor allem in den USA ein umfangreiches Unterstützerfeld haben, wird die Vorstellung, der Mensch habe sich über Jahrmillionen aus tierischen Vorfahren entwickelt, in wörtlicher Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte entschieden abgelehnt.
Verwandte Themen
- Anatomie
- Anthropologie
- Hominisation
- Humanismus
- Körpergröße
- Körper des Menschen
- Kreativität
- Menschenbild
- Menschenrechte
- Philosophische Anthropologie
- Psychologie
- Schwanzmensch
- Soziologie
- Weltbevölkerung
Literatur
- Friedemann Schrenk, Timothy G. Bromage, Henrik Kaessmann: Die Frühzeit des Menschen: Zurück zu den Wurzeln. Biologie in unserer Zeit 32(6), S. 352 - 359 (2002), ISSN 0045-205X
Weblinks
- Faszination Mensch - Buch im PDF-Format (stark religiös motiviert)
- Anatomie-Der Mensch
- Body Surface Area Calculator - Tool zur Berechnung der Körperoberfläche eines Menschen (engl.)
- 3D Anatomie
- Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen (in der ersten deutschen Übersetzung (1875) des englischen Originaltextes)
- www.wissenschaft.de: Knapp 200.000 Jahre alte Fossilien belegen: Homo sapiens ist älter als vermutet
- Vergleich von Menschenaffen und Menschen