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Panzerhaubitze 2000

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Panzerhaubitze 2000
[[Datei:Panzerhaubitze 2000|alt=|zentriert|300px]]

PzH 2000 der Niederlande

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 5 ( 3 )
Länge 11.690 mm
Breite 3.540 mm
Höhe 3.460 mm
Masse 49 t / 55,5 t Gefechtsgewicht inkl. Dachschutz
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung Panzerstahl
zurüstbarer Dachschutz
Hauptbewaffnung 155 mm Haubitze L/52 mit 60 Schuss
und 288 Treibladungsmodulen
Sekundärbewaffnung 7,62 mm MG3 1.200 Schuss
Nebelmittelwurfanlage
Beweglichkeit
Antrieb MTU 881 Ka-501
736 kW (1000 PS)
Federung Torsionsstab
Geschwindigkeit ca. 67 km/h Strasse / ca. 45 km/h Gelände
Leistung/Gewicht 13,4 kW/t
Reichweite 420 km

Die Panzerhaubitze 2000 (kurz PzH 2000) ist ein selbstfahrendes, gepanzertes Artilleriegeschütz, das von den deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall produziert wird.

Sie ist das Standardgeschütz der Brigade-Panzerartilleriebataillone der Bundeswehr und ersetzte dort die Panzerhaubitze M109. Die Bundeswehr erhielt in den Jahren 1998 bis 2003 insgesamt 185 Stück; weitere PzH 2000 wurden an verschiedene europäische NATO-Mitgliedsstaaten geliefert.

Gegenüber ihrer Vorgängerin ist die PzH 2000 bei fast identischem Leistungsgewicht stark verbessert in den Bereichen effektive Reichweite der Kanone, Zielgenauigkeit, Schussfolge, Panzerschutz, eigenständiger Operationsfähigkeit sowie Reichweite des Fahrzeugs, Geschwindigkeit und Fahrkomfort.

Entwicklungsgeschichte

Mitte der 1970er-Jahre zeigte sich, dass die vorhandenen Artilleriesysteme in der NATO in Bezug auf Mobilität, Schussweite, Feuergeschwindigkeit und Schutz nicht mehr den gestiegenen Anforderungen im Gefechtsfeld entsprachen.

Darauf bauten Deutschland, Italien und Großbritannien die gemeinsam entwickelte Feldhaubitze FH-155, mit der es gelang, die Anzahl der unterschiedlichen Typen von Geschützen zu reduzieren und dadurch die Kampfkraft der Artillerie zu stärken. Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme war die Reduzierung des logistischen Aufwands.

1973 unterzeichnete man eine Regierungserklärung mit dem Ziel, ein neues Waffensystem zu entwickeln mit den ballistischen Eigenschaften der FH-155 und dem Mobilitäts- und Schutzniveau des Kampfpanzers Leopard. Technische Probleme stoppten jedoch 1986 das Programm PzH 155-1 beziehungsweise SP-70, und die daraus resultierenden Verzögerungen führten zur Einstellung des Programms.

Nach dem gescheiterten Versuch entwickelte Großbritannien die AS-90, während Deutschland und Italien in einem Gemeinschaftsprojekt ab 1991 die Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) entwickelten.

Aus einem Wettbewerb in der Konzept- und Definitionsphase ging das Rüstungsunternehmen Wegmann & Co. GmbH (heute Teil von Krauss-Maffei Wegmann) mit MaK Systemgesellschaft und der Rheinmetall Industries AG als Sieger hervor. MaK ist heute ein Tochterunternehmen von Rheinmetall.

Die Einführungsgenehmigung für die Bundeswehr wurde 1996 erteilt und die ersten von geplanten 185 seriengefertigten Panzerhaubitzen 2000 wurden 1998 an das PzArtLehrBtl 345 in Kusel ausgegeliefert. Das Bataillion gehört zur 10. Panzerdivision (Sigmaringen).

Eigenschaften

Durch die lange Entwicklungsphase entspricht das Waffensystem noch den Anforderungen der Bundeswehr aus dem Kalten Krieg, weswegen besonders Wert auf schnelles Instellunggehen, Feuern und Bewegen gelegt wurde, um der feindlichen Artillerie zu entgehen. Als autonomes Waffensystem kann sie den eigenen Standort und die Nordrichtung unter Nutzung von GPS und einer Fahrzeugnavigationsanlage (Weggeber und Kurs-Lage-Gerät) bestimmen. Alle Zieldaten, die von Aufklärungssystemen über Datenfunk an die PzH 2000 gemeldet werden, können im Feuerleitrechner in Schusswerte und entsprechende Kommandos an die Waffenanlage umgesetzt werden.

Für Fahrer, Geschützführer und Richtkanonier sind Nachtsichtgeräte (Restlichtverstärker) vorhanden, die das Fahrzeug nachtkampffähig machen.

Die Bewaffnung besteht aus einer 155-mm-Haubitze L/52 mit 52 Kaliberlängen. Die Panzerhaubitze 2000 ist im Einsatz extrem flexibel. Sie feuert mit neun verschiedenen Munitionstypen und zwei vollständigen Munitionsfamilien, die als L 15 A1 und M 483 A1 (US) bezeichnet sind. Eine Ladeautomatik führt dem Geschütz Geschosse zu, modulare Treibladungen werden durch einen Bediener eingelegt. Mit dieser Anlage werden kurze Feuerschläge geschossen. Die Feuerrate beträgt drei Schüsse in den ersten zehn Sekunden (fünf Sekunden für jeden Schuss). Bei längerem Feuerkampf wird die Feuerrate durch die thermische Belastung des Rohres auf knapp sieben Schuss je Minute und damit neun Sekunden für jeden Schuss begrenzt.

Die Haubitze ist in der Lage, im sogenannten MRSI-Verfahren zu schießen. MRSI steht für Multiple Round Simultaneous Impact und bedeutet, dass das Geschütz bis zu sechs Schuss abgibt, die zeitgleich im Ziel einschlagen. Erreicht wird dieser Effekt durch unterschiedliche Erhöhungen des Rohres, die unterschiedliche Flugzeiten bewirken. Das Schießen beginnt in diesem Fall mit großer Rohrerhöhung und wird schrittweise auf die tiefste Rohrerhöhung abgesenkt. Die Pausen zwischen den einzelnen Schüssen werden benötigt, um die modulare Treibladung einzulegen. Bei der Anwendung des MRSI-Verfahren verringert sich die effektive Kampfentfernung, da die größte Reichweite nur durch einen bestimmten Winkel (45°) erreicht werden kann und so ein Verändern der Flugbahnen bei maximaler Kampfentfernung nicht möglich ist.

Die Kampfbeladung der PzH 2000 umfasst 60 Artilleriegeschosse im Kaliber 155 mm in unterschiedlicher, nach Auftrag variierender Sortierung. Als Sekundärbewaffnung ist ein MG3 montiert.

Wanne und Turm sind Neukonstruktionen aus Panzerstahl. Bei den Antriebskomponenten und Laufwerksteilen wurde allerdings auf die bewährte Technik der Leopard-1- und Leopard-2-Panzerfamilie zurückgegriffen.

Besatzung

Die Besatzung der PzH 2000 besteht aus fünf Mann, ist aber auch mit nur drei Mann voll kampffähig.

  • Geschützführer (GF):
Führt das Geschütz, überwacht die Kommunikation, die Tätigkeiten des Munitionskanoniers 2 (MK2) und feuert das Geschütz ab.
  • Richtkanonier (RK):
Im Normalbetrieb überwacht er die Waffenanlage und ist stellvertretender Geschützführer. Er kann bei Bedarf, besonders im direkten Richten bei Selbstverteidigung die Waffenanlage manuell richten und ist zusammen mit dem MK2 für das Beladen zuständig.
  • Munitionskanonier 1 (MK1) und 2 (MK2):
Der MK1 überwacht und bedient das pneumatische System und sichert während des Marsches aus seiner Luke mit dem Fliegerabwehr-MG.
Der MK2 überwacht und bedient die Ladeautomatik und übernimmt deren Tätigkeit bei Ausfall .
  • Fahrer (MKF):
Fährt das Geschütz und überwacht das Triebwerk. Weitere Aufgabe sind Wartungsarbeiten (Technischer Dienst) an der Wanne und Betrieb des Stromerzeugeraggregates.
PzH 2000 des 2. PzArtLehrBtl 345 in Kusel

Waffenanlage

  • Hauptwaffe: 155 mm L/52 von Rheinmetall (Gesamtlänge mit Bodenstück: 9,129 m)
  • Bodenstück

Waffenpositionierungsanlage

Durch ein aufwendiges System erreicht die PzH 2000 eine hohe Genauigkeit von einer Winkelminute. Das sind 40 Meter (m) Abweichung auf 40 Kilometer (km). Um die Lage der Waffe im Raum festzustellen und die Treffergenauigkeit zu erhalten, werden folgende Systeme genutzt:

  • GPS
  • Kurs-Lage-Gerät (dient bei Fahrt als Trägheitsnavigationsgerät, in Feuerstellung misst es die Lage des Rohrs im Raum)
  • Weggeber (misst anhand der Kettenbewegung die Wegstrecke des Fahrzeugs)
  • V0-Messgerät (misst die Geschwindigkeit des Geschosses beim Austritt aus dem Rohr per Doppler-Radar)

Ausbildung

Zur Ausbildung der Geschützbesatzung stehen folgende Systeme zu Verfügung

  • Ausbildungssimulator-Feuerkampf
  • Turmsimulator
  • Simulatorgeschütz Kurzrohr
  • Fahrschulpanzer
  • Fahrsimulator

Zukunft und Entwicklung

Niederländische PzH 2000 beim Einsatz in Chora/Afghanistan am 16. Juni 2007

Krauss-Maffei Wegmann arbeitet seit 2005 an einem luftverladbaren Artillerie-Geschütz-Modul (AGM). Dieses Waffensystem, bestehend aus dem Turm der PzH 2000 und dem Kettenfahrgestell des MLRS-Raketenwerfer, soll so wie der Schützenpanzer Puma im Airbus A400M transportiert werden können.

Der Geschützturm der Panzerhaubitze 2000 wurde im Rahmen des Monarc-Konzepts zur Erprobung der Möglichkeit der Einführung eines neuen Marine-Schiffsgeschützes auf zwei Schiffen der Sachsen-Klasse (F124) montiert und getestet. Auf die Einführung wurde aus technischen und politischen Gründen verzichtet und statt dessen das Marinegeschütz 127/64 Lightweight von Oto Melara gekauft.

Am 18. April 2006 feuerte die Panzerhaubitze 2000 in der Nähe von Alkantpan (Südafrika), im Rahmen einer Schießkampagne des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), ein Artilleriegeschoss über eine Entfernung von 56 km. Die von Denel hergestellte reichweitengesteigerte V-LAP-Munition (Base Bleed) zündet nach dem Abschuss einen kleinen Raketenmotor, dessen Strahl die bremsenden Luftwirbel, die hinter dem Geschoss entstehen, glättet und so die Reichweite erheblich vergrößert. Diese Munition konnte ohne Anpassungen der Waffenanlage verschossen werden.[1]

Seit August 2006 bestreiten drei Panzerhaubitzen der niederländischen Armee ihren ersten Kampfeinsatz im Süden von Afghanistan. Sie unterstützten vom 2. September 2006 bis 17. September 2006 die Operation Medusa in der Provinz Kandahar mit Artilleriefeuer und verbleiben danach in Uruzgan.

Einsatzstaaten der Panzerhaubitze 2000

Literatur

  • Jürgen Plate / Lutz-Reiner Gau / Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-61302-152-8

Quellen

  1. : PzH 2000 steigert Schussreichweite um fast 40 Prozent
Commons: Panzerhaubitze 2000 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien