Slowakische Sprache
| Slowakisch | ||
|---|---|---|
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Gesprochen in |
Slowakei , USA, Kanada, Vojvodina, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Australien, Ukraine, Kroatien, Westeuropa | |
| Sprecher | 6 Millionen | |
| Linguistische Klassifikation |
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| Offizieller Status | ||
| Amtssprache in | Slowakei | |
| Sprachcodes | ||
| ISO 639-1 | sk | |
| ISO 639-2 | (B) slo | (T) slk |
Slowakisch (slow. slovenčina) wird von etwa 5 Millionen Slowaken in der Slowakei und etwa einer Million Auswanderer in Nordamerika gesprochen. Kleinere Sprachgruppen gibt es heute noch in Ungarn, Rumänien, Serbien, Tschechien, Kanada und den USA. Seit dem 1. Mai 2004 ist es eine der Amtssprachen der Europäischen Union.
Slowakisch gehört – ebenso wie Tschechisch, Polnisch, Kaschubisch und Sorbisch – zu den westslawischen Sprachen. Slowaken und Tschechen verstehen sich relativ problemlos, allerdings tun sich jüngere Tschechen, die nach der Trennung der Slowakei und Tschechien sprachlich sozialisiert worden sind, schon deutlich schwerer.
Geschichte
Das Slowakische entstand im 10. Jahrhundert nach dem Untergang des Großmährischen Reiches aus der Sprache der slověne (ausgesprochen etwa [slowäne](offenes e) oder [slowene] (mittleres e)), das heißt der Bevölkerung dieses Reichs (siehe unter Slawen), in Form von mehreren Dialekten. Vom 10. bis zum 19. Jahrhundert wurde im Königreich Ungarn (dessen Bestandteil die Slowakei im 11. Jahrhundert geworden war) als Amts- und Literatursprache vorwiegend Latein verwendet. Außerdem wurde zum Teil Deutsch und Ungarisch verwendet. Daneben begann vor allem das Bürgertum der Slowakei im 13. und 14. Jahrhundert, die eigene Sprache als (parallele) Amtssprache zu verwenden, wobei man allerdings schon bald (am Ende des 14. Jahrhunderts) dazu überging, in dieser Funktion und später auch als Literatursprache das Tschechische einzusetzen. Die Gründe hierfür waren anfangs vor allem, dass es sich um eine bereits "fertige" Schriftsprache eines verwandten Landes mit einer berühmten Universität in Prag handelte, im 15. Jahrhundert auch der Einfluss tschechischer Hussiten in der Slowakei und später auch der Einfluss tschechischer protestantischer Emmigranten in der Slowakei. Die tschechischen Texte wurden aber sehr oft (bewusst oder unbewusst) mit slowakischen Elementen versehen (so genanntes slowakisiertes Tschechisch, siehe auch Žilina). Im mündlichen Gebrauch wurden natürlich weiterhin die jeweiligen slowakischen Dialekte verwendet.
Obwohl es schon im 16. Jahrhundert Versuche gab, eine slowakische Schriftsprache zu etablieren, wurde die erste richtige Schriftsprache erst 1787 von Anton Bernolák auf der Grundlage des westslowakischen Dialekts aus der Umgebung von Trnava festgelegt. Die heutige slowakische Schriftsprache wurde in den 1840er Jahren des 19. Jahrhunderts von Ľudovít Štúr auf der Basis eines mittelslowakischen Dialektes festgelegt (siehe Nationale Wiedergeburt der Slowaken). Die Tatsache, dass die Sprache erst so relativ spät kodifiziert wurde, ist verantwortlich dafür, dass das slowakische Formensystem einfacher ist als das tschechische.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowakisch eine der Amtssprachen in der EU.
Grammatik
Slowakisch ist eine stark flektierende Sprache mit sechs grammatischen Fällen.
Hauptartikel Slowakische Grammatik
Aussprache
Grundregeln:
- Im Slowakischen wird grundsätzlich die erste Silbe betont.
- Die mit dem so genannten "Dĺžeň" (=Verlängerungszeichen) gekennzeichneten Buchstaben (á, é, í, ý, ó, ú, ŕ, ĺ) werden lang ausgesprochen. Die beiden seltenen Konsonanten ŕ, ĺ sind dabei deutlich lang auszusprechen. Lange und betonte Silben fallen nicht notwendigerweise zusammen, das heißt es gibt auch unbetonte Längen.
- Die mit dem so genannten "Mäkčeň" (=Weichheitszeichen) gekennzeichneten Buchstaben (ť, ď, ľ) werden weich ausgesprochen, das heißt in der Regel mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Ferner werden mit diesem diakritischen Zeichen Zischlaute bezeichnet (š, č, ž, ň, dž).
- Vor e und i werden d/t/n/l weich ausgesprochen, das heißt mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen. Von dieser Regel gibt es eine Reihe von Ausnahmen, vor allem in Fremdwörtern (zum Beispiel wird das Wort telefón wie auf Deutsch ausgesprochen), aber auch in einer kleineren Gruppe einheimischer Wörter wie teraz "jetzt".
Die meisten Buchstaben werden ausgesprochen wie im Deutschen. Anders gesprochen werden (zum Teil aufgrund der vorstehend genannten Grundregeln):
| Aussprache der slowakischen Laute | Aussprache im Deutschen mit Beispielen | ||||
|---|---|---|---|---|---|
| á, é, ó, ú, í, ý | [a:], [e:], [o:], [u:], [i:], [i:] | langes a, e, o, u, i, y | áno, pekné, móda, kultúra, slovník, nový | Wahrheit, Mähne, Methode, Huhn, Liebe, Liebe | |
| ä | [æ] oder einfach [e] | sehr offenes e oder einfach e | päť | ungefähr wie Kälte | |
| ô | [u̯o] | uo | stôl | zusammengesprochenes uo, ein Diphthong | |
| c | [c] | stimmloses tz, z | ceruzka | z (Zimmer) | |
| dz | [ʒ] | stimmhaftes tz, z | medza | italienisch organizzare, griechisch dzügos | |
| č | [č] | stimmloses tsch | slečna | tsch (deutsch) | |
| dž | [ǯ] | stimmhaftes tsch | džem | englisch John | |
| s | [s] | stimmloses s | slovník | weiß | |
| z | [z] | stimmhaftes s | zošit | Rose | |
| š | [š] | stimmloses sch | škola | sch (Schule) | |
| ž | [ž] | stimmhaftes sch | žena | französisch garage | |
| ť | [ť] | weiches tʲ | robiť | ungefähr wie in Katja | |
| r | [r] | immer Zungen-r | ryba | reden (Zungen-r) | |
| ď | [ď] | weiches dʲ | ďakujem | ungefähr wie in Nadja | |
| ň | [ň] | weiches nʲ | deň | französisch Avignon oder spanisch ñ | |
| ľ | [ľ] | weiches lʲ | učiteľ | wie gli... im Italienischen oder ll im kontinentaleurop. Spanisch | |
| v | [v] | stimmhaftes w | váza | w (Wasser) | |
Noch zu beachten:
- die Vokale "e" und "o" sind im Gegensatz zum Deutschen immer etwa halboffen
- v wird am Ende der Silbe wie ein bilabiales u [u̯] ausgesprochen, zum Beispiel dievča [djiieu̯ča]
- Beachte: h wird immer ausgesprochen (nicht wie gähnen), ck = c + k (nicht wie Hacke), sch = s + ch (nicht wie Schule), sp = s + p (nicht wie speziell), st = s + t (nicht wie Stunde), eu = e + u (nicht wie Europa)
Die rhythmische Kürzung
Die als "rhytmische Kürzung" bekannte Regel ist für das Slowakische charakteristisch. Gemäß dieser Regel dürfen im Slowakischen zwei lange Silben nicht aufeinander folgen. Wenn zwei lange Silben aufeinderfolgen sollten, wird meistens die zweite gekürzt, zum Beispiel:
- krátky - normalerweise würde das "y" auch ein mit Dĺžeň geschrieben werden (Adjektivendung -ký), also "krátký", was aber durch die rhythmische Kürzung vermieden wird, denn "krá" ist schon eine lange Silbe
- biely - hier ist "bie" schon eine lange Silbe (-ie- ist nämlich ein Diphtong), somit kommt bei "y" kein Dĺžeň vor
- und so weiter.
Es gibt allerdings auch eine Reihe von Ausnahmen, so etwa die Possessivadjektive auf -í (z.B. vtáčí / vtačí "zum Vogel gehörig"), Substantive mit den Suffixen -ie (z.B. prútie "Reisig") u.a.m., außerdem wird die Endung der 3. Person Plural auf -ia nie gekürzt. Die Menge der Ausnahmen nimmt jedoch im Alltagsgebrauch und entsprechend bei jeder Neukodifizierung der Sprache ständig ab. So hieß es z.B. noch vor 15 Jahren píšúci (schreibend), mliekáreň (Molkerei), kamzíčí (zur Gemse gehörend), seit etwa 1997 jedoch bereits píšuci, mliekareň, kamzičí usw.
Dialekte
Das gesprochene Slowakisch zerfällt in zahlreiche Dialekte. Diese lassen sich jedoch in 3 Hauptgruppen unterteilen:
- Ostslowakische Dialekte in den Regionen Spiš (deutsch Zips), Šariš (deutsch Scharosch), Zemplín (deutsch Semplin) und Abov (deutsch Abaujwar oder Neuburg),
- Mittelslowakische Dialekte in den Regionen Liptov (deutsch Liptau), Orava (deutsch Arwa), Turiec (deutsch Turz), Tekov (deutsch Barsch), Hont, Novohrad (deutsch Neuburg oder Neograd), Gemer (deutsch auch Gömör) und des historischen Komitats Zvolen (deutsch Altsohl)
- Westslowakische Dialekte in der Region Kysuce und den Komitaten Bratislava (deutsch Preßburg), Esztergom (deutsch Gran), Komárno (deutsch Komorn), Nitra (deutsch Neutra), Trenčín (deutsch Trentschin).
Für eine genauere Beschreibung der Regionen siehe Liste traditioneller Regionen der Slowakei.
Unterschiede zum Tschechischen
Lautsystem
Das Slowakische und das Tschechische unterscheiden sich vor allem durch einige lautliche Entwicklungen. Eigene slowakische Laute, die es im Tschechischen nicht gibt, und die teilweise auch graphisch anders dargestellt werden, sind das ä, die Diphthonge ia/ie/iu und ô, das dz, das dž, sowie das ľ (zur Aussprache dieser Laute siehe unten). Wie im Tschechischen können l und r als Vokale auftreten, im Slowakischen gibt es dazu noch einen Unterschied zwischen langem und kurzem r oder l. (tschech.: vrba [vrba], slowak.: vŕba [vr:ba], dt.: Weide). Die Lautassimilierung sowie eine Art "liaison" bei der Aussprache ist (zumindest in der Schriftsprache) im Slowakischen viel deutlicher ausgeprägt als im Tschechischen.
Wortschatz
Der Wortschatz ist bis auf die lautlichen Differenzen zum großen Teil mit dem tschechischen identisch. Unterschiede betreffen im Wesentlichen die folgenden Bereiche:
a) Fremdwörter sind im Tschechischen oft bewusst durch eigene Bildungen ersetzt worden, im Slowakischen aber gebräuchlich (vergleiche Sekunde = ts. vteřina = sl. sekunda, Januar/Jänner = ts. leden = sl. január, ähnlich auch die anderen Monatsnamen, Grammatik = ts. mluvnice = sl. gramatika usw., dt. Flasche = ts. láhev = sl. fľaša;);
b) im Slowakischen gibt es eine kleine Zahl ungarischer Wörter, die im Tschechischen fehlen, vergleiche Nachricht = sl. chýr, ungar. hír, und Wörter der im Karpatenraum siedelnden Hirten, vergleiche Schafskäse = sl. bryndza (dies ist aus dem Rumänischen übernommen, wo es einfach Käse heißt);
c) gewisse Bereiche des Grundwortschatzes (zum Beispiel dt.sprechen = ts. mluvit = sl. hovoriť; dt.ja(wohl) = ts. jo = sl. hej, dt. falls, wenn = ts. jestli = sl. ak; dt. auf Wiedersehen = ts. nashledanou = sl. dovidenia).
Die Ähnlichkeiten gehen zum größeren Teil darauf zurück, dass das Tschechische vom 15. bis 18. Jahrhundert in weiten Teilen der Slowakei als Schriftsprache gebräuchlich war. Im 19. Jahrhundert entfernte sich die neue slowakische Schriftsprache (zum Teil auch bewusst) vom Tschechischen, in dieser Zeit wurden auch einzelne Wörter aus Dialekten in die Schriftsprache übernommen. Außerdem wurde vor allem in der Biologie eine eigene wissenschaftliche Terminologie gebildet. In der Zeit des gemeinsamen Staates Tschechoslowakei näherten sich die Sprachen wieder an. Von 1918 bis in die 1930er Jahre gingen die tschechoslowakischen Behörden von der Fiktion einer "tschechoslowakischen" Sprache aus, de facto wurde in dieser Zeit das Slowakische bewusst an das Tschechische herangeführt. Nachdem sich in den dreißiger Jahren deutlicher Widerstand gegen diese Politik gewandt hatte, wurde sie nach 1945 nicht wiederaufgenommen. Doch waren bis zum Ende der Tschechoslowakei terminologische Kommissionen bestrebt, den Fachwortschatz beider Sprachen möglichst ähnlich zu halten. Besonders großen Einfluss auf die heutige Ähnlichkeit des Wortschatzes der beiden Sprachen haben jedoch vor allem seit den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts tschechischsprachiges Fernsehen und Filme in der Slowakei.
Grammatik
Große Unterschiede bestehen hinsichtlich der Deklinations- und Konjugationsendungen in der Grammatik, die im allgemeinen im Slowakischen viel regelmäßiger und einfacher sind. Das Slowakische hat ursprünglich wie das Tschechische sieben grammatikalische Fälle besessen, aber während das Tschechische den 7. Fall (Vokativ für Anreden von Personen) aktiv verwendet, ist er im Slowakischen weitgehend außer Gebrauch gekommen. Er ist fast immer durch dem Nominativ ersetzt, weicht aber in einigen Sonderfällen (meist alte Wörter wie zum Beispiel: syn -> synku, oder kmotor -> kmotre) ab. Schon seit einigen Jahren wird er nicht mehr in den Grammatiken aufgeführt.
Ein anderer Unterschied besteht darin, dass auf dem Gebiet der Slowakei zahlreiche, zum Teil sehr unterschiedliche Dialekte gesprochen werden, während die Bedeutung der Dialekte in der Tschechischen Republik stark zurückgegangen ist.
Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen
und so schreibt man sie im Web und in der Wikipedia:
| Groß | Unicode | Beschreibung | Klein | Unicode | Beschreibung |
| Á | Á | A mit dĺžeň | á | á | a mit dĺžeň |
| Ä | Ä | A Umlaut | ä | ä | a Umlaut |
| Č | Č | C mit mäkčeň | č | č | c mit mäkčeň |
| Ď | Ď | D mit mäkčeň | ď | ď | d mit mäkčeň |
| É | É | E mit dĺžeň | é | é | e mit dĺžeň |
| Í | Í | I mit dĺžeň | í | í | i mit dĺžeň |
| Ľ | Ľ | L mit mäkčeň | ľ | ľ | l mit mäkčeň |
| Ĺ | Ĺ | L mit dĺžeň | ĺ | ĺ | l mit dĺžeň |
| Ň | Ň | N mit mäkčeň | ň | ň | n mit mäkčeň |
| Ó | Ó | O mit dĺžeň | ó | ó | o mit dĺžeň |
| Ô | Ô | O circumflex | ô | ô | o circumflex |
| Ŕ | Ŕ | R mit dĺžeň | ŕ | ŕ | r mit dĺžeň |
| Š | Š | S mit mäkčeň | š | š | s mit mäkčeň |
| Ť | Ť | T mit mäkčeň | ť | ť | t mit mäkčeň |
| Ú | Ú | U mit dĺžeň | ú | ú | u mit dĺžeň |
| Ý | Ý | Y mit dĺžeň | ý | ý | y mit dĺžeň |
| Ž | Ž | Z mit mäkčeň | ž | ž | z mit mäkčeň |
siehe dazu auch unter Slowakische Sonderzeichen
Textsammlungen
Beim Free Translation Project liegen zahlreiche Übersetzungen (Englisch-Slowakisch) aus dem Bereich freier Software vor: http://www.iro.umontreal.ca/contrib/po/HTML/team-sk.html
Siehe auch: Sprache
Literatur:
- Peter Rehder (Hrsg.): Einführung in die slawischen Sprachen, ISBN 3-534-06150-0
- Yvonne Tomenendal-Wollner: Slovenčina, ISBN 3-209-03181-9
Siehe auch
Weblinks
- Eine ausführliche Darstellung der slowakischen Deklination - auf Englisch
- Das slowakische Äquivalent des deutschen Duden - Universalwörterbuchs, 4. Auflage von 2003
- Wörterbuch DE->SK, SK->DE, EN->SK, SK->EN
- Offizielles slowakisches Sprachkorpus (noch ziemlich neu)
- Eine recht gute Darstellung der Geschichte der slowakischen Sprache
- Vereinfachte Übersicht der slowakischen Grammatik urspr. für die Peace Corps (slowakisch und englisch)
- alle notwendigen Details zur slowakischen Schrift, UniCode, HTML, Adobe, ISO, CodePage...