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Suchoi Su-27

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Suchoi Su-27 auf der MAKS 2007
Datei:Su27undF16August1990.jpg
Su-27 und eine US-amerikanische F-16A

Die Suchoi Su-27 (NATO-Codename: Flanker) war neben der MiG-29 das erste moderne Strahlflugzeug, mit dem die Sowjetunion nach längerer Zeit wieder den technischen Standard westlicher Jäger erreichte.

Design und Einordnung

Die Su-27 ist um etwa 30 Prozent größer als die MiG-29, und das Verhältnis zwischen den beiden mag ähnlich gesehen werden wie das ihrer amerikanischen Gegenstücke, der F-15 Eagle und der F-16 Fighting Falcon. Die Su-27 ist größer als der mittlere Bomber B-25 aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie gleicht der F-15 in aerodynamischer und struktureller Hinsicht, obwohl sie große Erweiterungen an der Vorderkante besitzt, die die Wendigkeit erhöhen, besonders bei großen Anstellwinkeln. Die aerodynamische Auslegung verleiht dem Flugzeug die Fähigkeit zu spektakulären Flugzuständen wie dem mit ihr demonstrierten Kobramanöver. Der Flugzeugtyp ist fortgeschrittener als die MiG-29 und ausgestattet mit Fly-by-Wire-Steuerung und einem Langstrecken-Such- und -Feuerleitradar vom Typ Puls-Doppler, das die „look down/shoot down“ Fähigkeit besitzt. Die Su-27 besitzt zehn Waffenaufhängungspunkte und kann in einer Kombination bis zu sechs AA-10 Alamo Luft-Luft-Raketen (russische Bezeichnung: R-27) und vier AA-11 Archer Luft-Luft-Raketen (R-73) tragen. Genauso wie die MiG-29 verfügt auch die Maschine von Suchoi über einen IR-Such- und Verfolgungssensor.

Geschichte

Die Su-27 flog am 20. Mai 1977 erstmals in ihrer Vorproduktionsform (Nato-Codename Flanker-A): mit geschwungenen Flügelspitzen und Zwillingsleitwerk zentral über den Triebwerksdüsen. Die Prototypenreihe mit der Bezeichnung Suchoi T10-1 wurde von Wladimir Iljuschin, dem Sohn des berühmten sowjetischen Flugzeugkonstrukteurs Sergei Wladimirowitsch Iljuschin, am 20. Mai 1977 zum ersten Mal geflogen. Der erste Entwurf T-10 erwies sich jedoch als Flop. Weil die Avionik zu schwer ausfiel, konnte die projektierte instabile Auslegung nicht erreicht werden. Dadurch wurde die Wendigkeit grundlegend beeinträchtigt. Die ursprünglich ungekühlten Turbinenschaufeln verkrafteten die Hitzebelastung nicht und mussten durch zapfluftgekühlte Exemplare ausgetauscht werden. Da man die Zapfluft dem Kompressor entnehmen musste, erhöhte sich der Verbrauch, und die Reichweite wurde weiter reduziert. Auch hatte der Entwurf T-10 eine mangelhafte seitliche Stabilität, der die Konstrukteure bei den späteren Serienprototypen T-10-S durch größere Seitenleitwerke, Finnen und der Verlegung vom Triebwerkbereich nach außen begegneten. Gleichzeitig zeigte sich, dass die LERX und die Tragflächen falsch ausgelegt waren. Der zweite Prototyp T-10-2 stürzte am 7. Juli 1978 ab. Der eigentliche Urahn der Su-27 ist die T10-S, die am 20. April 1981 zum ersten Mal flog. Die 1984 bei der IA-PVO (Luftverteidigungsstreitmacht) in Dienst gestellte Flanker-B ist mit Vorflügeln, umgekehrten, eckigen Flügelspitzen mit Raketenaufhängungen und mit in Richtung Heckausleger gerückten Seitenleitwerken ausgestattet. Das Zweisitzermodell Flanker-C ist voll kampftauglich, während die zweisitzige Su-27UB eine reine Trainervariante ist. Die Su-27PU ist ein zweisitziger Langstrecken-Abfangjäger. Weitere Varianten sind die Su-27IB (Jagdbomber) und die Su-27M (Vielzweck-Version). Die Su-30M ist ein für Bodenangriffe konzipiertes Flugzeug. Su-33 bezeichnet eine Variante für den Einsatz auf Flugzeugträgern. Der Prototyp Su-37 ist derzeit das fortgeschrittenste Modell.

Einsätze

Während des Kriegs zwischen Äthiopien und Eritrea 1998-2000 schossen äthiopische Su-27SK sechs MiG-29SMT der eritreischen Luftwaffe ohne eigene Verluste ab. Allerdings wurden die äthiopischen Su-27 von Werkspiloten von Suchoi geflogen, die äthiopischen Luftstreitkräfte hatten die Flugzeuge samt Piloten, Bodenpersonal und Angriffsplaner geleast. Dabei gab es unter anderem einen besonderen Vorfall: Am 26. Februar 1999 flog eine äthiopische Su-27SK Begleitschutz für einen Schwarm MiG-21, als die Pilotin der Suchoi, Captain Aster Tolossa, eine eritreanische MiG29UB angriff. Bei dem eritreischen Piloten handelte es sich um ihren ehemaligen Lehrer aus einer russischen Flugschule. Sie forderte ihn per Funk auf, in Debre zu landen, doch der Russe widersetzte sich. Sie schoss zwei Raketen, vermutlich R-73 (AA-11 Archer) auf den Piloten ab, doch die MiG-29UB konnte ausweichen. Captain Tolossa stellte die eritreische Maschine jedoch und schoss sie mit der Bordkanone ab. Bei ihrer Rückkehr wurde sie wie eine Heldin gefeiert, da sie als erste Afrikanerin gilt, die einen „Dogfight“ gewann. Der russische Pilot konnte entkommen.

Am 24. Dezember 2006 flogen äthiopische Su-27SK, von denen Äthiopien mittlerweile 16 Stück bezogen hat, zusammen mit MiG-23 Bombenangriffe auf strategisch wichtige Ziele in Somalia.

Benutzer

Mehrere Länder verwenden die Su-27 und ihre modernisierten Versionen. Darüber hinaus haben die russischen Luftstreitkräfte (WWS) im Jahr 2006 das 23. IAP mit 24 modernisierten. Su-27SM ausgestattet, und 2007 bekam das 22. IAP die ersten Su-27SM.

Folgende Länder setzen zur Zeit die Su-27 ein:

Russische Föderation und Ukraine, Volksrepublik China (>200 Stück, teilweise aus eigener Lizenzproduktion), Indien (40 Su-30MKI, Versuch der Lizenzfertigung), Vietnam (12 Su-27), Weißrussland, Indonesien (Erprobungs-Modelle, weitere Käufe geplant), Äthiopien, Eritrea, Angola, Kasachstan, Malaysia (Su-30MKM), Usbekistan, Algerien (Su-30 geplant), Venezuela.

Die immer größere Verbreitung der Su-27 und ihrer Versionen (vor allem in Südostasien) ist bis heute ein Grund zur Sorge für westliche Militäranalytiker.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Spannweite 14,70 m
Länge 21,93 m
Höhe 5,93 m
Flügelfläche 62,04 m²
Tragflächenbelastung
  • Minimal (Leergewicht): 258 kg/m²
  • Nominal (normales Startgewicht): 355 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 484 kg/m²
Leergewicht 16.000 kg
Startgewicht 22.000 kg bis max. 30.000 kg
int. Treibstoff 9.400 kg
Höchstgeschwindigkeit 1.345 km/h (in Seehöhe)
Höchstgeschwindigkeit 2.500 km/h (in 11.000 m Höhe)
Steigleistung 325 m/s
Gipfelhöhe 18.000 m
Reichweite max. 3.900 km
Einsatzradius max. 1.500 km
Besatzung 1
G-Limits -3/+9
Triebwerk(e) zwei Mantelstromtriebwerke Lyulka AL-31F mit je 122,8 kN Schub
Schub-Gewicht-Verhältnis
  • Maximal (Leergewicht): 1,57
  • Nominal (normales Startgewicht): 1,13
  • Minimal (maximales Startgewicht): 0,84
Bewaffnung eine einläufige 30-mm-Maschinenkanone mit 150-Schuss-Magazin und bis zu zehn Luft-Luft-Raketen

Versionen

Su-27P

Diese erste Serienversion war rein auf den Luftkampf ohne Luft-Boden-Kampfmöglichkeiten ausgelegt. Als Abfang- bzw. Luftüberlegenheitsjäger wurden die Maschinen ab 1982 bei der sowjetischen Luftverteidigung in Dienst gestellt. Gemeinsam mit den neuen MiG-31 bildeten sie die Elite der Langstrecken-Luftverteidigung. Viele Maschine stehen noch heute unverändert im Dienst, da die Modernisierung in den 90er Jahren fast völlig zum Erliegen kam.

Su-27PD

Diese Maschinen der Testflieger- und Kunstflugstaffel geben ihre Vorstellung auf fast allen großen Airshows auf der Welt. Sie sind u.a. voll kampffähig und sind mit einer Luftbetanktungsvorrichtung ausgerüstet.

Su-27S

Die Maschinen sind praktisch Su-27P mit einem leicht modifiziertem Waffensystem, das neben Luft-Luft-Raketen zumindest den Einsatz ungelenkter Luft-Boden-Raketen zur Bodenunterstützung erlaubt. Die Maschinen wurden ab 1985 bei den Frontfliegerkräften in Dienst genommen. Auch hier sind noch viele Maschinen im „Originalzustand“ bei den russischen Luftstreitkräften im Einsatz.

Su-27SK

Bei Su-27SK handelt es sich um eine leicht abgespeckte Exportversion der Su-27S. Abstriche wurden lediglich im Bereich der russischen Avionik gemacht, die jedoch durch französische oder israelische Systeme verbessert werden kann. Die Su-27SK steht in China, Vietnam, Äthiopien, Indonesien und Angola im Dienst.

Su-27M

Werksbezeichnug der Su-35 Flanker-E (Vorserien-Produktion begann 1990)

Su-27SM

Dies ist eine MLU-Version (Midlife Upgrade), die ausschließlich (mit chinesischer Unterstützung) für die russischen Luftstreitkräfte entwickelt wurde. Der Hersteller gibt um 50 Prozent verbesserte Kampfmöglichkeiten an. Eingesetzt werden kann die gesamte Palette an gelenkten und ungelenkten Luft-Luft-, Luft-Boden- und Antischiffraketen. Das erste Regiment mit 24 Su-27SM war Ende 2006 einsatzbereit, weitere 24 Maschinen wurden zur Modernisierung zu KnAAPO gebracht.

Su-27SKM

Dies ist die Exportvariante die Su-27SM. Neben China hat man mit dieser Maschine Indien und Lateinamerika im Visier.

Su-27SM2

Bei der Su-27SM2, ehemlas als SU27BM bezeichnet, handelt es sich um eine modernisierte Variante der Su-27SM. Firmenintern wird sie als T-10BM bezeichnet. Der Prototyp soll 2007 erstmals abheben und wurde auf der MAKS-2007 vorgestellt. Das Upgrade umfasst eine einziehbare Tanksonde und vierfach-redundante digitale Fly-by-Wire-Flugsteuerung. Der gekürzte und verbreiterte Heckstachel beherbergt das nach hinten gerichtete Radar. Dazu kommen größere Lufteinlässe und möglicherweise Maßnahmen zur Reduzierung der Radaranfälligkeit. Eine weitere wichtige Neuerung stellen die AL-41F1A-Turbofantriebwerke dar. Sie beinhalten bereits viele Technologien, die für das AL-41F der PAK FA vorgesehen sind. Der AL-41F1A soll über ein FADEC-System verfügen und einen Nachbrennerschub von bis zu 147 kN erzeugen können. Insofern soll es eine Art Übergangslösung werden. Durch verstärkten Einsatz von Verbundwerkstoffen soll zudem bis zu 25 Prozent Startmasse eingespart werden. Das Cockpit wird ebenfalls modernisiert. Die Su-27SM2 bekommt ein Vollglas-Cockpit mit zwei großen LCD-MFD-Bildschirmen ohne analoge Instrumente. Ebenfalls vorhanden sind einen neues HUD, HOTAS-Steuerung und Spracherkennung.

Su-35

Die neue Su-35, auch Su-35BM, ist die geplante Exportverion der Su-27SM2 und hat mit der Su-35 nichts zu tun. Die Nummer 35 betreibt hier lediglich „Rufpflege“.

Su-27UB

Erste Serienversion eines Kampftrainers für Su-27P und Su-27S.

Su-27UP

Ebenfalls eine Kampftrainerversion, allerdings mit Luftbetankungsvorrichtung.

Su-27UBK

Exportversion der Su-27UB und Kampftrainer für die Su-27SK.

Su-27UBM

Modernisierungsprogramm vom Kampftrainer zum Mehrzweckjäger. Die WWS entschieden sich 2001 für diese Variante, stornierten jedoch dann wieder zu Gunsten der Su-27SM.

Su-27K

Werksbezeichnug der Su-33 Flanker-D

Su-27KUB

Schiffsgestützter Kampftrainer mit nebeneinander liegenden Sitzen, auch als Mehrzweckjäger verwendbar

Unfälle

  • 12. Juni 1999: Absturz bei einem Demonstrationsflug in unmittelbarer Bodennähe auf der Pariser Luftfahrtschau in Le Bourget bei Paris. Die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten.[1][2]
  • 15. September 2005: Absturz über Litauen, der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.[4]

Siehe auch

Quellenangaben

  1. Absturz auf der Flugmesse in Le Bourget am 12. Juni 1999 [1]
  2. Absturz in Le Bourget am 12. Juni 1999, Video bei YouTube [2]
  3. Flugshowunglück in Lwiw am 27. Juli 2002, Wikipedia-Chronik Juli_2002
  4. Absturz über Litauen am 15. September 2005, Bericht bei Wikinews. [3]
Commons: Sukhoi Su-27 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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