Geschichte der Juden in der Spätantike
Die über dreitausendjährige Geschichte des Jüdischen Volkes läßt sich in zwei Perioden unterteilen:
(1) die Periode von den Anfängen bis zur zweiten Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem 70 n.Chr. und
(2) die darauffolgende Periode bis heute, die in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Europas vom rabbinischen Judentum geprägt wurde, das aus der antiken jüdischen Strömung der Pharisäer, nach dem Krieg Israels gegen Rom entstand.
Von den Anfängen bis zur Landnahme
- Die historisch nachweisbare Zeit beginnt erst mit der Epoche der sogenannten Richter, etwa 1.250 v.Chr.. Dieser Epoche ging eine Zeit des Nomandentums voraus, in welcher der Prozess der nationalen Konsolidierung erfolgte. Die biblische Schilderung, die als kontinuierliche Geschichtsschreibung vom Tage der Schöpfung an verstanden sein will, genügt nur eingeschränkt den wissenschaftlichen Anforderungen der modernen Geschichtsforschung. Es ist gibt aber kaum noch Zweifel, dass die Bibel sehr viel archaisches Material wiedergibt, das aus einer Zeit weit vor den Richtern stammt. Zumindest jedoch haben die biblischen Berichte als Nationalepos eine historische und religiöse Bedeutung für das jüdische Volk. Sie seien hier kurz wiedergegeben.
Die Erzväter (Patriarchen)
Der erste Erzvater Abraham stammt aus Ur, am östlichen Ende des Fruchtbaren Halbmondes. Er bekam von Gott den Befehl: "Geh weg von deinem Vaterland und von deiner Verwandschaft und aus deines Vaters Haus, in ein Land das ich dir zeigen will" (Gen 12). Darauf hin zog er auf dem Weg über die nördlichen Städte des Fruchtbaren Halbmondes nach Kanaan, einer Gegend an der Ostküste des Mittelmeeres zwischen dem Libanongebirge und der Negevwüste.
Abrahams Enkel Jakob geriet dem Bericht der Genesis zufolge am östlichen Ufer des Flusses Jabbok in einen Ringkampf mit Gott (Gen 32). Er erhielt darauf hin von Gott den Namen "Israel" (hebräsich Jisrael = Kämpfer mit o. für Gott). Er hatte zehn Söhne und zwei als Söhne angenommene Enkel, die zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels (Israeliten) wurden: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isaschar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naphtali, Gad, Asser und Joseph.
Joseph, der Lieblingssohn Jakobs, wurde aus Neid von seinen Brüdern an ägyptische Sklavenhändler verkauft. Durch seine Talente gelangte er in eine einflussreiche Position am Pharaonen-Hof und konnte seine Angehörigen nachholen.
Die Israeliten in Ägypten
Hier in Ägypten wuchsen nach dem Bericht der Bibel die Israeliten zu einem Volk heran. Über den dortigen Aufenthalt im Lande Goschen (östliches Nil-Delta) und den anschließenden Exodus gibt es keine außerbiblischen Quellen. Jedoch spiegeln die biblischen Berichte historische Erscheinungen des zweiten Jahrtausends v.Chr. deutlich wieder. Die Einwanderung erfolgte zusammen mit anderen kanaanäischen Gruppen, die bereits Ende des dritten Jahrtausends einsetzte und wirtschaftlich motiviert war. Einige der Einwanderer erlangten hohe Stellungen; die Einwanderer insgesamt fügten sich aller Wahrscheinlichkeit relativ nahtlos in die ägyptische Gesellschaft ein (siehe die spätere jüdische Militärkolonie Elephantine).
Ein indirekter historischer Beleg für den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten könnte die Erwähnung von Volksgruppen Namens habiru in ägyptischen Urkunden aus dem 15. bis 12. Jahrhundert sein. Einige Forscher setzen diese habiru mit den hibri, den Hebräern gleich. Der Begriff stand aber vermutlich weniger für ein Volk als eher für einen sozialen Status (etwa die Fremden oder die Anderen) und muss nicht unbedingt die Israeliten gemeint haben.
Aller Wahrscheinlichkeit nach war der in den biblischen Berichten geschilderte Pharao Ramses II.. In seine Amtszeit fielen umfangreiche Bauvorhaben, zu denen die habiru, ebenso wie das gewöhnliche Volk, zwangsweise zur Saisonarbeit herangezogen wurden. Wegen seiner außenpolitischen Orientierung nach Asien verlegte Ramses seine Residenzen in das östliche Nil-Delta, also in die Nähe des biblischen Goschen.
Exodus und Offenbarung am Berg Sinai
Schenkt man dem Bericht in Exodus 2 Glauben, so muss der Auszug der Israeliten aus Ägypten unter Merneptha, dem Nachfolger Ramses II., stattgefunden haben. Auf seiner Siegesstele von ca. 1220, dessen fünftem Amtsjahr, rühmt sich Merneptha, die Israeliten besiegt zu haben. Dies ist zugleich die erste außerbiblische Erwähnung des Namens Israel. Das kriegerische Zusammentreffen fand auf kanaanäischem Boden statt. Die Israeliten indessen waren dem biblischen Bericht zufolge zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus Ägypten ausgewandert und sicherlich nicht schon in Kanaan angekommen, sieht man, wie weit ihre Reise der Bibel zufolge ja gewesen sein muss. Die Bezeichnung Israel kann hier nicht die noch ausziehende Exodusgruppe, sondern muss anderweitige Bewohner Kanaans meinen. Der Begriff Israel ist hier also missverständlich und kritisch zu sehen. Dass der Exodus in zeitgenössischen Quellen keinen Niederschlag gefunden hat, bedeutet, dass der biblische Bericht zumindest über die Größe der Exodusgruppe eine heillose Übertreibung darstellen muss. Einen derartig großen Fluchtversuch - zumal dann, wenn der Pharao davon Kenntnis nahm und ihn militärisch zu verhindern suchte - wäre nicht unentdeckt und vor allem niemals erfolgreich gewesen. Das Land Kanaan selbst war ägyptisch besetzt, und auf der Route dorthin lagen gleich mehrere ägyptische Befestigungen samt ganzer Garnison - eine Flucht aus Ägypten endete wieder in Ägypten.
Die Marschroute, welche die Israeliten nach Kanaan nahmen, lässt sich trotz der biblischen Wegbeschreibung nicht genau rekonstruieren. Die genauen Lagen des Jam-suf (Schilfmeer) und des Berges Sinai sind ebenfalls nicht geklärt.
Nach dem biblischen Bericht war es Mose, der die Israeliten aus Ägypten führte. Er gilt noch heute im Judentum als der bedeutendste Prophet. Am Berg Sinai offenbarte sich den Juden der Gott JHWH, der sich ihnen als der Gott ihrer Erzväter vorstellte. Hier erhielten die Juden durch Mose die Tora (Weisung) und schlossen einen Bund mit Gott, dieses Gesetz zu halten. Der Bund umfasst eine vollentwickelte soziale und moralische Botschaft, die in den Zehn Geboten (Dekalog) zusammengefasst ist.
Der Glaube an den einzigen Gott (Monotheismus) stellt eine Neuerung in der Religionsgeschichte dar. Er unterscheidet sich vom monolatrischen Glauben der Patriarchen, der die Existenz anderer Götter nicht negierte. Dass Israel indessen seit mosaischer Zeit in monotheistischer Weise den Gott des Sinai allein verehrte, ist fromme Rückprojektion späterer Zeiten und verkennt, dass monolatrische Verhältnisse bis weit in nach-exilische Zeit nachweisbar sind: Durch die Archäologie und durch den biblischen Bericht selbst, der oftmals monolatrische Verhältnisse (siehe das 1. Gebot des Dekalogs, das die Existenz anderer Gottheiten nicht leugnet) voraussetzt.
Landnahme und Ansiedlung
Nachdem sich die Israeliten in Ägypten angesiedelt hatten, gerieten sie dort in die Sklaverei und wurden durch Mose in die Freiheit geführt. Der historische Nachweis dieser Schilderung aus dem Buch Exodus ist nach heutiger Forschungslage nicht zu führen und äußerst fragwürdig. Nach jüdischem Selbstverständnis erhielten sie auf diesem Weg die Tora durch Mose und schlossen mit Gott einen Bund, dieses Gesetz zu halten. Die Israeliten kehrten dem Bericht zufolge in das Land Kanaan zurück, das sie unter der Führung Josuas erobern mussten. Man bezeichnet diese Epoche auch als Landnahme. Die Ansiedlung dieser israelitischen Volksstämme im Gebiet des heutigen Staates Israel und den umgebenden Regionen ist seit 1250 v.Chr. nachweisbar.
Die Richterzeit
Die Israeliten lebten etwa 200 Jahre in loser Stammesorganisation zusammen und wurden in Kriegsfällen von kurzweilig auftretenden Volkshelden, den sogenannten großen Richtern, angeführt. Einen ständigen Heerbann kannte das vorstaatliche Israel noch nicht - im Kriegsfall war man auf die Unterstützung der Mehrheit der in Sippen und Stämmen organisierten Männer angewiesen, die sich freiwillig zur Erreichung beschränkter militärischer Ziele miliz-ähnlich zusammenschlossen, nach dem Krieg aber sofort wieder nach Hause zurückkehrten.
Vom vereinten Königreich bis 70 n.Chr.
Das Königreich Davids und Salomos
Um 1000 v.Chr. mussten sie sich laut dem biblischen Bericht auf Grund des stärker werdenden militärischen Druckes durch die Philister zu einem Königreich zusammenschließen. Der erste König war Saul. Seine Nachfolger David und dessen Sohn Salomo begründeten ein unabhängiges Königreich mit Jerusalem als Hauptstadt. Historisch gesehen dürfte die tatsächliche Bildung von nennenswerten Königreichen in Israel und Juda, die über die Größe eines Stadtstaates samt Umland hinausgehen, sehr viel später anzusetzen sein. Gerade das karge und bevölkerungsarme Juda scheint erst besonders spät, ggf. erst ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., einen funktionierenden zentralistisch gelenkten Staatsapparat erhalten zu haben. Das Nordreich Israel hingegen war in seinen weiten Ebenen weitaus fruchtbarer und bevölkerungsreicher und stieg alsbald zu einer lokalen Größe auf, die Neid und Interessen der vor-antiken Großreiche auf sich zog.
Die Zeit der zwei Reiche
Nach Salomo teilten sich die vorübergehend vereinigten und vom freien Stadtstaat Jerusalem aus regierten Kleinstaaten Isdrael und Juda wieder in zwei Reiche auf. Das wirtschaftlich und politisch erfolgreichere Nordreich Israel wurde zwischen 722 und 721 v. Chr. von Assyrien erobert und in einen Vasallenstaat verwandelt. Ein Teil der Einwohner wurde zwangsumgesiedelt und durch deportierte Bewohner anderer Teile des assyrischen Großreichs ersetzt. Das Südreich Juda wurde 587 v. Chr. durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. besiegt und die Oberschicht nach Babylon verschleppt.
Zerstörung des Nordreiches Israel
Untergang des Südreiches Juda
Babylonisches Exil und Rückkehr
Im babylonischen Exil konnten die Juden ihre nationale und religiöse Identität erhalten. Als Kyros der Große von Persien Babylon 539 v. Chr. erobert hatte, erlaubte er den Juden nach Judäa, zurückkehren und gab ihnen eine relative Selbständigkeit.
Unter hellenistischer Herrschaft
Die Zeit Alexander des Großen prägte das Judentum hellenistisch.
Der hasmonäische Staat
Der Versuch von Antiochos IV. Epiphanes, den zweiten jüdischen Tempel durch die Aufstellung eines Statue des Zeus Olympios zu entweihen, führte zum Aufstand der Makkabäer. Die Aufständischen setzten ein unabhängiges jüdischen Königreich durch, das von 165 v. Chr. bis 63 v. Chr. währte. Durch das expandierende römische Reich und den Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus fand es sein Ende.
Unter Römischer Herrschaft
Ein im Jahr 66 n. Chr. begonnene Aufstand gegen das römische Reich scheiterte im Jahr 70, und endete mit dem Fall Jerusalems und der Zerstörung des jüdischen Tempels (Flavius Josephus: Der jüdische Krieg). Juden konnten weiter in ihrem Land leben, bis der Aufstand unter Simon Bar Kochba und der folgende Gegenschlag viele Juden um Leben oder Freiheit brachte.
Schon zu dieser Zeit lebten Juden im gesamten Mittelmeerraum (insbesondere in Alexandria und Kleinasien), sowohl Emigranten als auch Konvertierte. Zusammen mit den durch die Aufstände vertriebenen und verschleppten Juden bildeten diese Juden die Diaspora ohne Heimatland oder religiöses Zentrum.
Von 70 n.Chr. bis zum Ende der Antike
Die talmudische Periode
Die talmudische Periode der jüdischen Geschichte beginnt mit der Zerstörung des Zweiten Tempels zu Jerusalem (70. nach Chr.)und der Errichtung des Lehrhauses zu Jabne durch Rabbi Jochanan ben Zakkaj. In ihre Zeit fallen religionsgeschichtlich die Abfassung der Mischna, des Talmud Jerushalmi, des Talmud Bavli, der Tosefta, der Midrashim und der Hekhalot-Literatur. Wichtige geschichtliche Ereignisse sind:
115 bis 117 nach Chr. Aufstände der Juden in verschiedenen Diaspora-Gemeinden. 132 bis 135 nach Chr. der Aufstand des Simon bar Kochba.
Im Zuge der Expansion des Islam, der den monotheistischen Juden gegenüber relativ tolerant war, gelangten Juden bis in den Mittleren Osten (heute Pakistan/Indien), nach Nordafrika und nach Südwesteuropa.
Das Mittelalter
Die Juden und der Islam
Die Juden und das Christentum
Juden in Westeuropa
Wormser Privileg (Juden), Kammerknechtschaft
Juden in Osteuropa
allgemein
Vermutlich sind Juden seit Ende des 7. Jahrhundert von Byzanz kommend in der heutigen Ukraine ansässig. Bis in das 10. Jahrhundert können jüdisch-chasarische Siedlungen zurück verfolgt werden. In der Zeit zwischen 786-809 n.Chr. trat die gesamte Oberschicht der Chasaren zum Judentum über. Die Chasaren werden daher gelegentlich auch "der 13. Stamm Israels" genannt.
Die Zahl der Bekehrten belief sich angeblich auf etwa 4.000 Menschen, die jüdische Lehre durchdrang also auch das gesamte Volk. Im Laufe der Zeit mischten sich Juden und turksprachigen Chasaren.
In den Jahrzehnten nach Einfall der Russen um 944 und durch innere Zwistigkeiten zerbrach das Chazaren-Reich schließlich.
In der Zeit der Kiewer Rus (980-1015) erlebten die Juden eine weitere Blütezeit.
Polen
Die Neuzeit
Aufklärung
Emanzipation in Europa und deren Scheitern
Juden in Osteuropa
(besonders Polen, Russland)
Juden in Westeuropa
Juden in den Vereinigten Staaten
Vom Aufkommen des moderenen Antisemitismus bis zur Schoa
Der Zionismus und die Gründung des Staates Israel
Nahostkonflikt
Europäische Geschichte fehlt.