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Deutschland im Frühmittelalter

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Dieser Artikel befasst sich mit Deutschland im Frühmittelalter. Er bietet einen geschichtlichen Überblick über die Zeit von 814 bis 1002. In dieser Zeit entwickelte sich unter den Karolingern und den Ottonen aus dem östlichen Teil des Frankenreichs das Heilige Römische Reich deutscher Nation.

Die Zeit der Karolinger

Nach dem Tod Karls des Großen 814 konnte sein Sohn Ludwig der Fromme die Einheit des Frankenreichs zunächst noch wahren. Als Nachfolger bestimmte er seinen ältesten Sohn, der 825 als Lothar I. die Kaiserwürde empfing. Dessen jüngere Brüder Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle verbündeten sich nach dem Tode des Vaters (840) gegen Lothar I. und besiegten ihn 841 in der Schlacht von Fontenoy.

842 wurde das Bündnis in den Straßburger Eiden bestätigt. Die Straßburger Eide wurden sowohl in althochdeutsch als auch in altfranzösisch abgefasst und zählen zu den ältesten Belegen der französischen und deutschen Sprache.

843 wurde im Vertrag von Verdun das Frankenreich in ein ostfränkisches, ein westfränkisches und ein Mittelreich geteilt. Dabei bekam Lothar das Mittelreich, das Norditalien und die heutige Provence, Burgund, Lothringen sowie das heutige Belgien und die Niederlande umfasste. Er behielt auch die Kaiserwürde. Karl der Kahle bekam den Westteil und Ludwig der Deutsche den Ostteil, der Bayern, Schwaben, Hessen, Thüringen, das Sachsen sowie Teile Frankens umfasste.

Im Vertrag von Mersen 870 wurde das Mittelreich unter Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen aufgeteilt. Im Vertrag von Ribemont zehn Jahre später konnte der ostfränkische König Ludwig III. der Jüngere auch Westlothringen gewinnen. Dies sollte im Wesentlichen bis 1648 die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland bleiben.

Der ostfränkische König Karl der Dicke erreichte 881 wieder die Kaiserwürde und konnte das Fränkische Reich nochmals kurze Zeit vereinigen. Mit Ludwig dem Kind starb 911 der letzte ostfränkische Karolinger. Damit brach auch das dynastische Bindeglied zwischen west- und ostfränkischen Reich endgültig ab.

Die Zeit der Ottonen (Liudolfinger)

Nach der Spaltung des Reiches kam es im Ostfrankenreich zu einem Verfall des Königtums und zum Aufstieg einzelner Adelsfamilien. Durch die Abwehrkämpfe gegen Slawen und Ungarn im 9. und 10. Jahrhundert wurde diese Entwicklung und die Herausbildung der besonders mächtigen Stammesherzogtümer Bayern, Schwaben, Franken und Sachsen entscheidend gefördert. Um ihre eigene Macht nicht zu gefährden, wählten die Stammesherzöge den vermeintlich schwachen Frankenherzog Konrad I. zu ihrem König.

Ihm folgte auf dessen eigene Empfehlung mit Unterstützung der Herzöge von Sachsen und Franken der Sachsenherzog Heinrich I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger oder Ottonen nach. Heinrich I. gelang es, das ostfränkische Reich zu festigen und es gegen Einfälle von Ungarn und Slawen zu verteidigen. Sein Sieg gegen die Ungarn 933 an der Unstrut war jedoch noch nicht endgültig. 920 taucht erstmals die Bezeichnung Regnum teutonicum auf, neben dem fränkische Erbe trat nun immer mehr eine eigene "deutsche" Identität hervor.

Otto der Große

Zum Nachfolger bestimmte Heinrich I. seinen Sohn Otto I. der Große. Als sich die übrigen Stammesherzöge gegen ihn erhoben, konnte Otto I. sie im Kampf besiegen. Er enthob sie ihrer Herzogswürde und setzte stattdessen Verwandte als Amtsherzöge ein. Diese erhoben sich jedoch später ebenfalls gegen ihn. Zur Sicherung seiner Macht stützte sich deshalb Otto I. auf die Kirche. Dazu besetzte er geistliche Ämter mit Vertrauten und stattete sie durch Vergabe von Lehen aus dem Reichsgut und königlichen Rechten (Regalien) mit weltlicher Macht aus. Diese als Reichskirchensystem bezeichnete Verwaltungspraxis hatte den Vorteil, dass Geistliche wegen des Zölibats ihr Lehen nicht vererben konnten und nach ihrem Tod der König das Lehen wieder an Vertraute neu vergeben konnte. Die Sicherung des Reichs nach außen führte Otto I. ebenfalls konsequent fort. 955 besiegte er die Ungarn entscheidend in der Schlacht auf dem Lechfeld.

Zur Abwehr der Slawen richtete er Marken ein, die zur Grenzsicherung, aber auch zur christlichen Bekehrung der Slawen dienten. Auf dem Gebiet des heutigen Ostdeutschlands wurden zahlreiche neue Bistümer gegründet. 950 wurde Böhmen unterworfen. 963 musste Polen die Vorherrschaft des Deutschen Reiches anerkennen. Otto I. unternahm drei Italienfeldzüge (951952, 961965, 966972), durch die er sein Herrschaftsgebiet um Nord- und Teile Mittelitaliens erweitern konnte. Beim ersten Feldzug besiegte er den Langobardenkönig Berengar II. und heiratete die von Berengar gefangen gehaltene Witwe des italienischen Königs, Adelheid von Burgund. Daraufhin nannte er sich König der Langobarden.

Kaiser Otto II.

Beim zweiten Italienfeldzug erreichte er 962 die Kaiserkrönung durch Papst Johannes XII.. Als Gegenleistung gewährte der Kaiser dem Kirchenstaat seinen Schutz. Durch seinen Anspruch auf Süditalien geriet Otto der Große in Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser, der die Herrschaft über Kalabrien und Apulien hatte. Erst nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zur gegenseitigen Anerkennung der beiden Kaiserhäuser. Sein Sohn Otto II. heiratete die Kaisernichte Theophanu, Süditalien verblieb jedoch bei Byzanz. Das Imperium übte nun de facto eine Hegemonie im westlichen Europa aus.

Das Ende der Ottonen

Otto II. kämpfte in Unteritalien gegen die Araber, die ihm jedoch 983 eine vernichtende Niederlage beibrachten. Im selben Jahr gingen die Gebiete östlich der Elbe durch einen Aufstand der Slawen 983 größtenteils wieder verloren. Nach seinem Tod übernahmen seine Frau Theophanu und seine Mutter die Regierungsgeschäfte für seinen minderjährigen Sohn Otto.

Sein Sohn und Nachfolger Otto III. scheiterte mit seinem Versuch, die Machtbasis nach Rom zu verlegen. Seine grandios propagierte Renovatio Imperii, die darauf abzielte, die Stadt Rom wieder ins Zentrum des mittelalterlichen Imperiums zu rücken, scheiterte nicht zuletzt wegen der immensen Probleme, die sich in Italien und auch mit der stadtrömischen Bevölkerung ergaben. Dennoch knüpfte auch Otto III. an die Ostpolitik der Ottonen an (Pilgerfahrt nach Gnesen). Der letzte Ottonenkönig Heinrich II. konnte sich gegen Polen und Ungarn nicht behaupten. Unter ihm wurde das Reichskirchensystem zur Machtsicherung weiter ausgebaut. Der deutsche König konnte nach Belieben Päpste ein- und absetzen. Um der Verweltlichung der Kirche entgegenzutreten, entstand eine von den Klöstern Cluny, Gorze und Hirsau ausgehende Klosterreformbewegung. Zentrale Reformziele waren die Einhaltung kirchlicher Normen, insbesondere des Zölibats, sowie die Bekämpfung von Simonie und Laieninvestitur.

Siehe auch

Literatur

Quellenausgaben

  • Müller, Rainer A. (Hg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung,, Bd. 1 und 2, Reclam, Stuttgart 1995 und 2000 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 17001-17002).
  • Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe: Reihe A: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. von R. Buchner u. Franz-Josef Schmale, Bd.1-Bd.40a, Darmstadt 1955ff

Darstellungen

  • Carlrichard Brühl: Deutschland-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, Köln und Wien 1990
  • Heinrich Fichtenau: Lebensordnungen des 10. Jahrhunderts, München 1992 ISBN 3-423-04577-9
  • Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter, Handbuch der Geschichte Europas, Bd. 2, Stuttgart 2003
  • Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter, München 1990 ISBN 3-423-04551-5
  • Eckhard Müller-Mertens, Regnum Teutonicum. Aufkommen und Verbreitung der deutschen Reichs- und Königsauffassung im frühen Mittelalter (Forschungen z. mittelalterl. Gesch. 15), Berlin 1970
  • Friedrich Prinz: Grundlagen und Anfänge. Deutschland bis 1056, Neue Deutsche Geschichte 1, 2. durchgesehene Aufl., München 1993
  • Propyläen Geschichte Deutschlands, hrsg. von Dieter Groh u.a., Bd. 1, Berlin 1983 ff.
  • Siedler Deutsche Geschichte., Berlin, Bd. 1-3
  • Gerd Tellenbach: Die Unteilbarkeit des Reiches, in: H. Kämpf (Hrsg.), Entstehung des Deutschen Reiches, Darmstadt 1956