Deutsche Sprache
Deutsch | ||
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Gesprochen in |
Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, Italien (Südtirol), Belgien (Eupen), Frankreich (Elsass / Lothringen), Namibia Weitere (>100.000 Sprecher): Brasilien, Argentinien, Australien, Kasachstan, Polen, Ungarn | |
Sprecher | 101 Millionen (Muttersprachler) (Platz 9) 121 Millionen (Zweitsprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, Belgien, Italien, | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
de | |
ISO 639-2 | (B) ger | (T) deu |
Die deutsche Sprache (Deutsch) zählt zur Familie der indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachen, spezifisch zu den westgermanischen Sprachen.
Geschichte
Als hochdeutsche Sprache bezeichnet man zunächst alle germanischen Dialekte, die im frühen Mittelalter an der zweiten oder althochdeutschen Lautverschiebung beteiligt waren (alemannisch, bairisch, ost-, rhein-, mittelfränkisch = ober- und mitteldeutsche Mundarten = hochdeutsche Mundarten). Die germanischen Dialekte, die diese zweite germanische Lautverschiebung nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil mitgemacht haben, bezeichnet man seit der frühen Neuzeit als niederdeutsche Sprache = Niederdeutsch.
Das Wort "teutsch" (deutsch) bildete sich dabei innerhalb des Lateinischen aus dem germanischen Wort für "Volk" (thioda, thiodisk) heraus und bezeichnete die Sprache der nicht lateinisch (und nicht romanisch) sprechenden Bevölkerung. Die ältere Bezeichnung "fränkisch" für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, nachdem einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und anderseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Bayern und die Sachsen umfasste.
Da während des ganzen Mittelalters im Unterschied zu den Nachbarländern in dem Land der Teutschen stark territorial zersplitterte politische Strukturen existierten, entwickelten sich die zum Teil extrem unterschiedlichen deutschen Dialekte (deutsche Mundarten) lange parallel nebeneinander her.
Einen ersten Ansatz zu einem überregionalen Ausgleich der Mundarten hat man teilweise in der mittelhochdeutschen Dichtersprache der höfischen Dichtung um 1200 sehen wollen. In der Tat ist teilweise das Bemühen der Dichter zu erkennen, nur regional verständliches Vokabular und dialektale lautliche Besonderheiten zu vermeiden, um ein überregionales Verständnis ihrer Werke zu ermöglichen; andererseits darf aber der Einfluss der Dichter zu einer Zeit, als nur eine verschwindend geringe Minderheit der Bevölkerung alphabetisiert war, nicht überschätzt werden. Der Beginn der neuhochdeutschen Schrift- und Standardsprache kann daher erst in überregionalen Ausgleichsprozessen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit gesehen werden.
Während die Standardsprache in den meisten europäischen Ländern aus dem Dialekt der jeweiligen Hauptstadt hervorgegangen ist, stellt die heutige deutsche Hochsprache (Standardsprache) eine Art "Kompromiss" zwischen den mittel- und oberdeutschen Dialekten südlich der Benrather Linie dar.
In Norddeutschland hat sich das Hochdeutsche, vor allem im Gefolge der Reformation und durch das Sprachgesetz Bismarcks als Amts- und Schulsprache gegen und das Niederdeutsche (Plattdeutsche/Niedersächsische und Niederfränkische) durchgesetzt. Zur Blütezeit der Hanse fungierte das Niederdeutsche als Verkehrssprache im gesamten Nord- und Ostseeraum. Auch die Niederländische Sprache ist eine niederdeutsche Sprache.
Martin Luther übersetzte 1521 das Neue Testament und 1534 das Alte Testament in die sich damals noch entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache. Die dort verwendete Sprache in einer ostmitteldeutschen Färbung prägte durch die religiöse Bedeutung Luthers ganze Generationen. Es muss aber angemerkt werden, dass Luthers Bedeutung im Hinblick auf die Entstehung der Neuhochdeutschen Schriftsprache lange Zeit überschätzt wurde. Bereits seit dem 14. Jahrhundert bildete sich allmählich eine immer stärker überregional geprägte Schriftsprache heraus, die man auch als Frühneuhochdeutsch bezeichnet. Die Herausbildung der hochdeutschen Schriftsprache war im 17. Jahrhundert zum Großteil abgeschlossen. Durch die Beseitigung der so genannten Letternhäufelung im 18. Jahrhundert wurde das seitdem in Grundzügen kaum veränderte deutsche Schriftbild abgerundet.
Die Geschichte der deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte unterteilt:
- 750 - 1050 : Althochdeutsch
- 1050 - 1350 : Mittelhochdeutsch
- 1350 - 1650 : Frühneuhochdeutsch
- ab 1650 : Neuhochdeutsch
Johann Christoph Adelung veröffentlichte 1781 das erste große Wörterbuch. Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten Deutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird.
Die deutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer deutschen "Einheitsschreibung" gelang mit dem "Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache" von Konrad Duden (1880), das in der Rechtschreibreform von 1901 in leicht veränderter Form zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Erst 1996 kam es zu einer erneuten Rechtschreibreform. Siehe dazu auch Geschichte der deutschen Rechtschreibung.
In der Bundesrepublik Deutschland ist Hochdeutsch:
- nach §23 Verwaltungsverfahrensgesetz (BVwVfG) als Amtssprache,
- nach §5 Beurkundungsgesetz als Sprache für notarielle Urkunden,
- nach §184 Gerichtsverfassungsgesetz als Gerichtssprache festgelegt.
In Österreich ist laut Artikel 8. (1) Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) die deutsche Sprache, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.
Länder, in denen Deutsch gesprochen wird:
als offizielle Hauptsprache
als Amtssprache (neben anderen Sprachen)
- Belgien (mit Französisch und Niederländisch)
- Luxemburg (mit Luxemburgisch und Französisch)
- Schweiz (75 % deutsch) (mit Französisch, Italienisch und Rätoromanisch)
- Italien: nur regional in Südtirol (mit Italienisch und Ladinisch; in anderen Regionen: Aostatal: Französisch; Friaul: Slowenisch jeweils mit Italienisch)
- Namibia (seit Juni 1984 mit Afrikaans und Englisch, seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 nicht mehr)
Dass Deutsch beinahe Amtssprache der USA geworden wäre, ist ein Gerücht (Mühlenberg-Legende).
als Minderheitensprache
- Argentinien 300.000
- Australien 150.000
- Brasilien (1.900.000)
- Belgien 112.458
- Chile (40.000)
- Dänemark 20.000
- Estland 3.460
- Frankreich: von den 1.200.000 potenziell deutschsprachigen Elsässern und Lothringern spricht nur noch ein kleiner Teil den angestammten Dialekt
- Kasachstan 358.000
- Kroatien 11.000
- Lettland 3.780
- Litauen 2.060
- Moldawien 7.300
- Namibia 30.000
- Niederlande 47.775
- Polen 50.000-120.000
- Rumänien (70.000.)
- Russland: europäischer Teil (75.000), Sibirien (767.300)
- Südtirol 300.000
- Togo
- Tschechien 50.000 und Slowakei 12.000
- Ukraine 38.000
- Ungarn 145.000
- Paraguay 200.000
Siehe auch: Deutschsprachige Minderheiten
als Fremdsprache
Deutsch (Hochdeutsch) wird in vielen Ländern als Fremdsprache gelehrt; in Europa ist es nach Englisch am weitesten verbreitet. Besonders häufig wird Hochdeutsch als Fremdsprache in den Niederlanden, Skandinavien, Baltikum, Slowenien, Kroatien, Polen, Japan, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Ungarn, Montenegro und Mazedonien gewählt. Teilweise gilt Deutsch in diesen Ländern als erste Schulfremdsprache und steht damit noch vor dem Englischen. In anderen Ländern, so zum Beispiel in Frankreich und den USA, verliert Deutsch zunehmend an Bedeutung gegenüber Spanisch.
In Ostasien (Japan) wurde im 19. und 20. Jahrhundert Deutsch als Medizinsprache verwendet (an Stelle von Latein).
Nach einer Erhebung der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, der u.a. das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut angehören, gab es 2000 die meisten Deutschlerner in:
- Russische Föderation: 4.657.500
- Polen: 2.202.708
- Frankreich: 1.603.813
- Ukraine: 629.742
- Tschechische Republik: 799.071
- Ungarn: 629.472
- Kasachstan: 629.874
- Niederlande: 591.190
- USA: 551.274
Aussprache
Nachdem sich die neuhochdeutsche Schriftsprache herausgebildet hatte, setzte sich in gebildeten Kreisen die Idealvorstellung der Schreiblautung durch. Damit ist eine Aussprache gemeint, die sich möglichst stark am Geschriebenen orientiert. Im 19. Jahrhundert kam die Vorstellung auf, dass das beste Deutsch auf der Theaterbühne gesprochen werde. Auch die Aussprache in Norddeutschland wurde als vorbildlich eingestuft, da sich das Niederdeutsche zu stark von der Standardsprache unterscheidet und diese deshalb nicht so leicht beeinflussen kann. Deswegen orientiert sich die dortige Aussprache der im Zeitalter der Reformation übernommenen hochdeutschen Schriftsprache an der Schreibung, so dass man das Ideal der Schreiblautung in dieser Region am ehesten als verwirklicht betrachten kann.
Die Aussprache des Deutschen wurde erstmals 1898 in der "Deutschen Bühnensprache" von Theodor Siebs für den Gebrauch im Theater kodifiziert. Heute existieren verschiedene Aussprachewörterbücher, die in einigen Punkten von einander abweichen.
Die Aussprache des Deutschen in den verschiedenen Sprachgebieten weicht unterschiedlich stark voneinander ab (siehe dazu z.B. den Artikel Helvetismus). Wenn sogar die Aussprache der Schriftsprache markante regionale Unterschiede aufweist, dann gilt das erst recht für die regionalen Dialekte. Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben die Aussprache der Standardsprache. Vieles davon trifft auf einzelne oder mehrere Dialekte nicht zu. Insbesondere das phonetische Inventar der Dialekte weicht oft beträchtlich von der Standardsprache ab.
Eine große Wirkung geht heutzutage von den deutschen Fernseh- und Rundfunkprogrammen aus, bei denen überwiegend auf eine Aussprache geachtet wird, die sich stark an der hochdeutschen Schriftsprache orientiert.
Akzentuierung von Wörtern und Sätzen
In deutschen Wörtern wird meistens die Stammsilbe betont ('le-sen, 'Spra-che, ver'steh-en, ent-'füh-ren), aber auch einige Präfixe ('Aus-spra-che, 'vorlesen) und Suffixe (z. B. -ei wie in Bä-cke-'rei) können den Akzent tragen. Das bedeutet, dass der Akzent im Deutschen beweglich ist, da er innerhalb einer Wortfamilie variieren kann (Vergleiche z.B. 'Aussprache, 'Sprache und be'sprechen).
Bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) wird immer das erste Wort (Bestimmungswort) betont.
Für Fremdwörter im Deutschen lassen sich keine Regeln angeben, da die Betonung häufig zusammen mit dem Wort übernommen wird.
Die betonte Silbe wird im Vergleich zu den unbetonten stärker, und damit lauter gesprochen (dynamischer Akzent). Silben mit langem Vokal können zusätzlich gedehnt werden, um dem betreffenden Wort mehr Gewicht zu verleihen (temporaler Akzent).
Der Hauptakzent liegt im Satz auf dem Rhema, meistens gegen Ende des Satzes.
Intonation
Deutsch kennt drei verschiedene Melodieverläufe, nämlich fallende, steigende und schwebende (progrediente) Intonation. Die fallende Intonation kennzeichnet den Satzschluss bei Aussagesätzen und Wortfragen wie zum Beispiel bei den Sätzen: Wann kommst du? - Ich komme jetzt. Die schwebende Intonation wird bei Pausen wie zum Beispiel zwischen Haupt- und Nebensatz verwendet. Die steigende Intonation ist typisch für Satzfragen (auch Entscheidungsfragen) wie zum Beispiel: "Isst du gerne Schokolade?". Auch Wortfragen können mit steigender Intonation gesprochen werden, wenn man ihnen einen freundlichen Ton verleihen will.
Die Hebung oder Senkung der Stimme erfolgt ausgehend von der letzten betonten Silbe im Satz. Bei fallender Intonation wird diese Silbe etwas höher gesprochen als die vorangehenden. Die nachfolgenden Silben fallen dann bis unter das Niveau des Satzes. Ist die letzte betonte Silbe ein einziges Wort, findet diese Melodiebewegung innerhalb dieses Wortes statt. Bei steigender Intonation wird die letzte betonte Silbe analog etwas tiefer gesprochen.
Konsonanten
noch auszuführen vgl. auch Auslautverhärtung
Vokalsystem
Überblick
Vokale, auch Selbstlaute genannt, sind Klang- und Öffnungslaute. Als solche sind sie Silbenträger. Die deutsche Hochlautung umfasst in dieser Darstellung 16 monophthongische Vokalphoneme und 3 Diphthonge (der Status einzelner Phoneme ist umstritten), eine ziemlich hohe Anzahl. (Spanisch zum Beispiel kennt nur 7).
Laut | Beschreibung |
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iː | geschlossener, palataler, langer Monophthong mit Lippenspreizung wie in Familie. |
ɪ | fast halbgeschlossener, palatal bis zentraler, kurzer Monophthong mit leichter Lippenspreizung wie in billig. |
e(ː) | halbgeschlossener, palataler, langer (oder kurzer) Monophthong mit Lippenspreizung wie in gehen (lang) bzw. Telefon (kurz). |
ɛː | halboffener, palataler, langer Monophthong mit leichter Lippenspreizung wie in Käse. |
ɛ | halboffener, palatal bis zentraler, kurzer Monophthong mit leichter Lippenspreizung wie in Hecke. |
ə | fast halbgeschlossener, zentraler, kurzer Monophthong mit neutraler Lippenspreizung wie in bitte. |
aː | offener, zentraler bis velarer, langer Monophthong mit offener Lippenrundung wie in Schwan. |
a | offener, zentraler, kurzer Monophthong mit neutraler Lippenstellung wie in Schwamm. |
oː | halbgeschlossener, velarer, langer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in Not. |
ɔ | halboffener, velarer, kurzer Monophthong mit leicht offener Lippenrundung wie in Otter) |
uː | geschlossener, velarer, langer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in Mut. |
ʊ | fast halbgeschlossener, velar bis zentraler, kurzer Monophthong mit geschlossener, aber nicht vorgestülpter Lippenrundung wie in Mutter. |
øː | halbgeschlossener, palatal bis zentraler, langer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in Höhle. |
œ | halboffener, palatal bis zentraler, kurzer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in Hölle. |
yː | geschlossener, palataler, langer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in müßig. |
ʏ | fast halbgeschlossener, palatal bis zentraler, kurzer Monophthong mit vorgestülpter Lippenrundung wie in müssen. |
Laut | Beschreibung |
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aʊ̯ | der zentrierende Diphthong setzt mit einem [a] wie in Schwamm ein, und gleitet in Richtung auf das deutsche [ ʊ ], wobei die Lippen von neutraler zu leichter Rundung übergehen. Beispiel: Haus. |
aɪ̯̯ | der zentrierende Diphthong setzt mit einem [a] wie in Schwamm ein, und gleitet in Richtung auf das deutsche [ɪ], das jedoch selten erreicht wird. Beispiel: Heim. |
ɔɪ̯ | der zentrierende Diphthong setzt mit einem halboffenen, leicht gerundeten [ɔ] wie in Gott ein, und gleitet in Richtung [ʏ], wobei die leichte Rundung der Lippen zum Ende hin fast verloren geht (aus [ʏ] wird fast [ɪ]). Beispiel: Eule. |
Die Vokalphoneme werden durch die acht Vokalbuchstaben a, e, i, o, u, ä, ö und ü dargestellt, sowie in Fremdwörtern durch "y" (z. B. Rhythmus) und gelegentlich "é" (z. B. Varieté). Allerdings können Vokalbuchstaben in bestimmten Kontexten auch Konsonanten darstellen (z. B.: "y" in Yacht, "u" in Qualle, Suite, "i" in Familie).
Die Vokalphoneme können in ähnliche Paare (lang – kurz) eingeteilt werden. Dabei unterscheiden sich die Paare nicht nur in ihrer Länge (Quantität) voneinander sondern auch in ihrer Qualität, wie es die folgende Tabelle deutlich macht:
langer Vokal | Bemerkung | kurzer Vokal | Bemerkung |
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aː | langes, zentrales bis velares a (Schwan) | a | kurzes, zentrales a (Schwamm) |
iː | langes, geschlossenes i (Familie) | ɪ | kurzes, fast halbgeschlossenes i (billig) |
eː | langes, halbgeschlossenes e (ewig) | ɛ | kurzes, halboffenes e (Hecke, Ächtung) |
ɛː | langes, halbgeschlossenes bis halboffenes e (Käse) | ɛ | kurzes, halboffenes e (Hecke, Ächtung) |
oː | langes, halbgeschlossenes o (Not) | ɔ | kurzes, halboffenes o (Otter) |
uː | langes, geschlossenes u (Mut) | ʊ | kurzes, fast halbgeschlossenes u (Mutter) |
øː | langes, halbgeschlossenes ö (Höhle) | œ | kurzes, halboffenes ö (Hölle) |
yː | langes, geschlossenes ü (müßig) | ʏ | kurzes, fast halbgeschlossenes ü (müssen) |
Die Aussprache der Wörter Höhle und Hölle (['høːlə] bzw. ['hœlə]) unterscheidet sich also nicht nur durch die Länge des Vokals sondern zusätzlich durch dessen Qualität: [ø] - [œ].
Anhand der Tabelle erkennt man das Prinzip der hochdeutschen Vokal-Lautung: die langen Vokale werden geschlossener ausgesprochen als ihre kurzen Nachbarvokale (allerdings ist der Qualitätsunterschied bei a und ä nur regional oder umgangssprachlich ausgeprägt).
Ähnlich wie im Deutschen verhält es sich in allen germanischen Sprachen.
Vorlage:Lautschrift wie in "Käse" stellt in dem System jedoch eine Ausnahme dar, da er der einzige lange offene Vokal im Deutschen ist. Umgangssprachlich fällt Vorlage:Lautschrift oft mit Vorlage:Lautschrift zusammen, d.h. der Vokal in "Käse" und in "Seele" haben oft den gleichen Lautwert. Daher ist umstritten, ob der Laut überhaupt als eigenständiges Phonem des Deutschen anzusehen ist.
Vollkommen aus diesem System fällt im Deutschen der in der Linguistik so genannte Schwa-Laut: [ə] wie in "bitte", "greifen".
Dieser Mittelzungenvokal kommt im Deutschen (im Gegensatz zum Englischen) normalerweise nur in seiner Variante als Kurzvokal vor.
Als Langvokal erscheint er lediglich als rhetorisches Füllwort, z. B. "Was ich, eh, sagen wollte...".
Ausspracheregeln für die Vokalbuchstaben
Die Quantität und damit auch die Qualität der Vokale kann meistens aus der Schreibung abgeleitet werden.
Länge kann durch doppelten Vokalbuchstaben ("aa", "ee", "oo", z. B. wie in "Tee"), Vokalbuchstabe plus h (z. B. "ah" wie in "Zahl", "ih" wie in "ihm") oder für [i:] außerdem durch die Buchstabenkombination "ie" oder "ieh" (wie in "Liebe", ihm oder "ziehen") gekennzeichnet werden.
Ebenfalls lang sind Vokale ganz regelmäßig in offenen Silben wie das "e" in "Leben" oder das "a" in "raten".
Eine offene Silbe liegt dann vor, wenn im Wort ein einzelner Konsonantenbuchstabe plus Vokalbuchstabe folgt. Denn ein einzelner Konsonantenbuchstabe gehört in der Regel zur nächsten Silbe.
Kurz sind dagegen Vokale häufig in geschlossenen Silben, vor allem wenn im Wort weitere Silben folgen ("Kante", "Hüfte", "Wolke").
Von daher leitet sich die Regel ab, dass zwei gleiche Konsonantenbuchstaben (ebenso "ck" und "tz") nach einem einzelnen Vokal dessen Kürze signalisieren (zum Beispiel in "Sonne", "irren", "Ratte", "Masse"), da der doppelt dargestellte Konsonant zu beiden Silben gehört und damit die erste Silbe zu einer geschlossenen macht.
Umgekehrt deutet daher ein einzelner Konsonantenbuchstabe (inkl. ß, dessen Entstehung und Gebrauch u.a. gerade in der funktionalen Abgrenzung zu "ss" begründet ist) die Länge des vorangehenden Vokals an ("Krone", "hören", "raten", "Maße"), da er, wie gesagt, den Vokal in einer offenen Silbe stehen lässt. (Ausnahme: der Konsonantenbuchstabe x - vor "x" wird ein einzelner Vokalbuchstabe immer kurz gesprochen, z.B. "Hexe", "Axt".)
Ebenfalls lang sind Vokale, die zwar in geschlossenen Silben stehen, welche aber so erweitert werden können, dass eine offene Silbe entsteht. Bei "hörst" handelt es sich um eine geschlossene Silbe, "hö" in "hören" ist offen, deshalb wird auch das "ö" in "hörst" lang gesprochen.
Ebenfalls lang sind Vokale, die zwar in geschlossenen Silben stehen, welche nicht zu offenen Silben erweiterbar sind, welche aber erkennbar in Parallele zu solchen erweiterbaren Silben aufgebaut sind. "Obst" hat einen erkennbar parallelen Aufbau zu "lobst" (von "loben"), da von der Aussprache her statt b eigentlich der Buchstabe p zu erwarten wäre.
So lässt sich verallgemeinern: Lang sind Vokale vor den Konsonantenbuchstaben "b", "d", "g", "ß" (wenn "t", "s" oder "st" folgt), sowie vor "gd" und "ks". (Diese markieren die lange Aussprache, da sie anstelle von sonst zu erwartenden "p", "t", "k", "s"; "kt" und "x"/"chs" stehen.) Die Vorhersagbarkeit der Vokallänge gilt vor diesen Konsonantenbuchstaben also unabhängig von der Erweiterbarkeit der Silben. Vgl.: "Obst"/"lobst" (lang) vs. "optisch" (kurz), "Krebs"/"lebst" vs. "Klops", "beredt"/"lädt" vs. "nett", "Vogt"/"legt" vs. "Sekt", "spaßt" vs. "fast", "Magd"/"Jagd" vs. "Akt", "Keks"/"piksen" vs. "fix". In Eigennamen gilt dies auch für "w" (statt "f") und "sd" (statt "st"): "Drews", "Dresden".
Vor anderen Häufungen von Konsonantenbuchstaben sind die Vokale in der Regel kurz (da es sich hier oft um geschlossene Silben handelt). Allerdings gibt es einige vor denen Vokale kurz oder lang vorkommen können ("tsch", "st", "chs", "nd", "rd" u.a.) oder in der Regel lang sind ("br", "kl", "tr" u.a.); insbesondere vor Di- und Trigrafen: vor "ch", "sch" meist kurz, vor "ph", "th" meist lang).
Einzelne Vokale in Wörtern aus geschlossenen Silben mit nur einem Konsonantenbuchstaben am Ende, die aber keine erweiterte Form mit langem Vokal haben (in der Regel Funktionswörter und Präfixe), wie zum Beispiel bei "mit", "ab", "um", "un-" (nach alter Rechtschreibung auch "daß", "miß-"), werden meistens kurz gesprochen (aber lang: "dem", "nun", vor "r": "der", "er", "wir", "für", "ur-"). Diese Ausspracheregel wird unter bestimmten Bedingungen auch auf Nomen und Adjektive angewandt: Bei (orthografisch) noch nicht vollständig integrierten Wörtern aus dem Englischen und Französischen ("Top", "fit", "Bus", "chic"), bei sog. Abkürzungswörtern ("TÜV", "MAZ"), bei einigen undurchschaubaren Wortbestandteilen ("Brombeere"). Generell gilt diese Regel für Wörter mit "x" (vgl. oben) und (wenn es denn ausnahmsweise vorkommt) für Wörter mit "j" am Ende ("Fax"; "Andrej", "ahoj"). Nach alter Rechtschreibung galt dies auch für einen Teil der Wörter mit "ß": "Nuß", "Boß", "iß!". Die kurze Aussprache des Vokals in solchen Nomen und Adjektive, denen orthographisch der doppelt dargestellte Konsonant am Wortende fehlt, lässt sich z.T. daraus erschließen, dass es verwandte Formen mit orthographisch markiertem kurzen Vokal gibt ("in" wg. "innen", "fit" wg. "fitter", "Bus" wg. "Busse", "Top" wg. "toppen", "Nuß" wg. "Nüsse"; dagegen lang: "Biotop" wg. "Biotope", "Fuß" wg. "Füße").
In Eigennamen (Familien- und geografische Namen) kann die Vokalkürze auch vor doppelt dargestellten Konsonanten nicht immer eindeutig bestimmt werden. Insbesondere "ck", "ff", "ss" und "tz", aber auch andere, kommen dort nicht ausschließlich nur nach kurzen Vokalen vor ("Bismarck", "Hauff", "Zeiss", "Hartz", "Kneipp", "Württemberg"). So kann auch ein einzelner Vokal vor diesen Doppelbuchstaben ausnahmsweise lang sein: "Buckow", "Mecklenburg", "Bonhoeffer", "Gross", "Lietzensee".
Da in der Schweiz anstelle des Eszetts "ss" in Gebrauch ist, signalisiert dort "ss" als einziger doppelter Konsonantenbuchstabe (außerhalb von Eigennamen) nicht die Kürze des vorangehenden Vokals (neben "gg", wenn man schweizerdeutsche Wörter miteinbezieht); Länge oder Kürze des Vokals ist also in diesem Fall nicht vorhersagbar (wie sonst auch vor den Di- und Trigrafen "ch", "sch" u.a.). Allerdings werden auch in Deutschland und in Österreich die Regeln für die korrekte Verteilung von "ß" und "ss", besonders in den Fernsehmedien, in Werbung ("Heisse Tasse") und Öffentlichkeitsarbeit, nicht immer konsequent angewandt.
Phonotaktische Besonderheiten
Ein typisches Merkmal für den phonotaktischen Aufbau deutscher Wörter sind relativ komplexe Konsonantencluster in den Wortstämmen, konjugierten Formen und an der Wortfuge, die in der geschriebenen, graphotaktischen Form (wegen der verwendeten Di- und Trigraphen) oft besonders komplex wirken (z.B. kleckste, auftrumpfen, Angstschweiß, schreiben, ernst, schrumpfst, trittst, knutschst, hältst, Herbst, jetzt, Schrift, Schnitt).
Dies verleiht der Sprache einen konsonantischen Charakter. Silbische Vokale (Monophthonge) treten (außer in Fremdwörtern: Bio, Chaos usw.) nur dort nacheinander auf, wo ein langer Vokal auf die typischen Wortausgänge mit Schwa ("gemurmeltes e"), -ig, -ung o.a. trifft (gehen, tue, Erziehung, fähig).
Die deutsche Sprache ist eine flektierende Sprache, d. h. die grammatischen Beziehungen zwischen den Wörtern werden mit Hilfe von Affixen und teilweise durch Wurzelflexion ausgedrückt.
Deutsch zeichnet sich durch eine besonders flexible Wortbildungsfähigkeit aus.
Nomen
Numerus
Die deutsche Sprache unterscheidet Singular und Plural in den Formen der Substantive, Adjektive, Pronomina.
Beim Nomen kann der Plural durch Anhängen eines Suffixes und/oder durch die Variation eines Vokals (Umlaut) angezeigt werden (s. unten: Deklination)
Genera
Das Deutsche kennt drei Genera:
Wenngleich keine wirklichen Regeln existieren, lassen sich doch Regelmäßigkeiten in der Zuordnung der der Genere beobachten. So sind die meisten Substantive auf -e feminin. Substantivierte Adjektive und Verben sind grundsätzlich neutral. Substantive, die mit den Silben -keit und -heit enden, sind grundsätzlich Femina. Die Endsilbe -chen lässt jedes Substantiv zum Neutrum werden; auffallend in diesem Zusammenhang ist, dass sich natürliches Geschlecht und grammatisches Genus unterscheiden können: z. B. das Mädchen.
Im Plural verschwindet die Unterscheidung zwischen den Genera, im Gegensatz zu den meisten romanischen Sprachen wie Französisch.
Kasus
Zu unterscheiden sind vier Kasusformen: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Einige Kasusendungen sind in der Sprachgeschichte verloren gegangen, so dass der Artikel als eigentlicher Kasusanzeiger dient. Gut markierte Endungen haben im Singular der Genitiv, im Plural der Dativ.
- Nominativ (Frage: Wer oder was?) (Subjekt, Redegegenstand; Prädikativ) "Hans ist Bäcker"
- Genitiv (Frage: Wessen?) (attributiv, Objekt bei wenigen Verben) "Claudias Tasche"; "Wir gedenken der Toten"
- Dativ (Frage: Wem?) (von Handlung/Ereignis betroffene Personen oder Dinge) "jemandem vertrauen"
- Akkusativ (Frage: Wen oder was?) (Objekt, auf das eine Handlung zielt, das von einem Prozess erfasst wird) "ein Buch verschenken", "ein Programm abschießen"
- Der Vokativ (Anredefall) entspricht formal dem Nominativ "Kater, verzieh dich"
- Der Partitiv (Mengenfall) entspricht formal dem Genitiv: "Ein Tropfen roten Honigs". Jedoch wird häufig der Nominativ verwendet: "Ein Tropfen roter Honig"
Artikel
Das deutsche kennt grundsätzlich zwei Artikel, den bestimmten (definiten) und den unbestimmten (indefiniten). Die Artikel werden nach Kasus, Numerus und Genus dekliniert.
männlich weiblich sächlich Nominativ der die das Genitiv des der des Dativ dem der dem Akkusativ den die das
männlich weiblich sächlich Nominativ ein eine ein Genitiv eines einer eines Dativ einem einer einem Akkusativ einen eine ein
Substantive und Deklinationsklassen
Die Regeln der deutschen Deklination sind sehr subtil, was die Erlernung der deutschen Sprache am Anfang erschwert.
Die deutschen Deklinationsklassen
-(e)s, -e der Berg, des Berg(e)s, die Berge Nom. Acc. Dat. Gen. -0- -0- -(e) -(e)s -e -e -en -e -(e)s, -er das Bild, des Bild(e)s, die Bilder -0- -0- -(e) -(e)s -er -er -ern -er -(e)s, -en der Staat, des Staat(e)s, die Staaten -0- -0- -(e) -(e)s -en -en -en -en -s, -0- der Fahrer, des Fahrers, die Fahrer -0- -0- -0- -s -0- -0- -(n) -0- -s, -e der Lehrling, des Lehrlings, die Lehrlinge -0- -0- -0- -s -e -e -en -e -s, -s das Radio, des Radios, die Radios -0- -0- -0- -s -s -s -s -s -en, -en der Student, des Studenten, die Studenten -0- -en -en -en -en -en -en -en -0-, -0- die Mutter, der Mutter, die Mütter -0- -0- -0- -0- -0- -0- -(n) -0- -0-, -en die Meinung, der Meinung, die Meinungen -0- -0- -0- -0- -en -en -en -en -0-, -e die Kraft, der Kraft, die Kräfte -0- -0- -0- -0- -e -e -en -e -0-, -s die Gang, der Gang, die Gangs -0- -0- -0- -0- -s -s -s -s -(e)ns, -(e)n der Name, des Namens, die Namen -0- -(e)n -(e)n -(e)ns -(e)n -(e)n -(e)n -(e)n
Der Genitiv wird heute zunehmend durch Konstruktionen mit Präposition und Dativ ersetzt:
- die Freundin meines Vaters → die Freundin von meinem Vater (umgangssprachlich und in Dialekten auch "meinem Vater seine Freundin")
- wegen des Regens → wegen dem Regen
In der formellen Sprache gilt dies jedoch als Fehler, nach wegen steht immer der Genitiv (wegen des Regens), im Plural wird der Dativ verwendet, wenn der Genitiv nicht erkennbar ist (wegen manchem). Personalpronomen stehen nach "wegen" generell im Dativ (wegen dir statt wegen deiner...). Dieser Sprachdrift wird von vielen missbilligend beäugt.
Der Genitiv lebt als Attribut zu Substantiven, nach den zahlreichen Halbpräpositionen (dank, kraft, aufgrund ...) und nach substantivierten Verben (Nominalstil: die Kirche besichtigen => die Besichtigung der Kirche). Der Nominalstil ist Mode.
Zusätzliche Erklärungen
Singular
- Bei allen Feminina sind die Formen des Nomens in allen 4 Deklinationsfällen gleich. (Siehe Beispiel a).
- Maskulina und Neutra folgen einem der beiden Typen b oder c:
- a) Frau Frau Frau Frau
- b) Löwe Löwen Löwen Löwen
- c1) Geist Geistes Geist(e) Geist
- c2) Segel Segels Segel Segel
Plural
Grundregeln (Es gibt Ausnahmen. Die Grundregel ist aber gültig für ca. 70% der Substantive):
- Maskuline und neutrale Substantive bilden den Plural mit -e "Dative", "Substantive "
- Feminina bilden den Plural mit -(e)n "Frauen".
- Eigennamen, Abkürzungen, viele Fremdwörter, Substantivierungen, Onomatopoetika bilden den Plural mit -s "LKWs", "Shirts"
Zusatzregeln:
- Einige Maskulina/Neutra bilden den Plural auf -(e)n "Bären"
- Einige Maskulina/Neutra bilden den Plural auf -(e)r (+ Umlaut) "Kinder, Männer"
- Einige Maskulina, 2 Neutra bilden den Plural auf -e + Umlaut "Söhne"
- Einige Feminina bilden den Plural auf -e (+ Umlaut) "Bänke"
- Maskulina/Neutra auf -el,-en,-er,-lein bleiben im Plural ohne Endung "Wagen", "Lehrer"
Fremd- und Fachwörter, die aus dem Lateinischen oder Griechischen stammen, bilden den Plural manchmal in Anlehnung an die Ursprungssprache:
- Visum, Visa, aber auch Visen
- Virus, Viren
- Atlas, Atlanten
Es gibt auch Wörter, bei denen zwei Pluralbildungen vorkommen, wobei die Bedeutung der beiden Plurale sich unterscheidet:
- Wort, Worte (Dichterworte), Wörter (Wörterbuch)
- Für den Dativ als einzigen im Plural speziell markierten Kasus gilt, dass Substantive auf -e oder -er und im Nominativ endungslose ein -n haben: "den Männern", "den Löhnen".
Verben
Wie in allen germanischen Sprachen ist der Unterschied zwischen starken Verben und schwachen Verben bedeutsam.
In der sekundären Konjugation der Verben unterscheidet das Deutsche 3 Persona - 1. Person, 2. Person und 3. Person - und 2 Numeri, Singular und Plural. Das Verb steht in PN-Kongruenz zum Subjekt des Satzes.
Die Deutsche Sprache tendiert dazu, den Gebrauch von Hilfsverben gegenüber der Flexion vorzuziehen. Während dies beim Passiv und dem Futur vollkommen normal ist, befürchten viele das langsame Aussterben des Konjunktiv I und II, oder sogar des Präteritums.
Tempusformen
Das Deutsche kennt folgende Zeiten oder Tempusformen:
Zeitachse der Gegenwart
- Präsens (zur Sprechzeit aktuell: Ich schreibe.)
- Futur I (demnächst erst aktuell: Ich werde schreiben.)
- Perfekt (jetzt vollzogen: Ich habe geschrieben.)
- Futur II (erst zum genannten Zeitpunkt vollzogen: Ich werde morgen geschrieben haben.)
- Konjunktiv I (zur Distanzierung vom Wahrheitsgehalt einer Aussage: "Er sagt, sie schreibe das, aber er wisse nicht, ob das stimmt.")
- Konjunktiv II (Spekulationen: "Er sagt, er schriebe das, wenn er Zeit hätte.)
- "Konjunktiv III" (anstelle K I und K II: "Er sagte, sie/er würde das schreiben, aber/wenn ...")
Zeitachse der Vergangenheit
- Präteritum (damals aktuell: Ich schrieb.) Für Jacob Grimm ist das Präteritum die einzige richtige Zeitform, die das Deutsche hat. Es ist die klassische Erzählvergangenheitsform. In Norddeutschland ist der Gebrauch des Präteritums in der Umgangssprache nahezu unverzichtbar, allerdings nimmt des Perfekt im Gebrauch zu. Dahingegen wird in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz mit der Ausnahme der Hilfs- und Modalverben statt des Präteritums auch dort das Perfekt verwendet, wo in Norddeutschland das Präteritum üblich wäre.
- Plusquamperfekt (damals bereits vollzogen: Ich hatte ihm geschrieben.)
- Doppeltes Perfekt ("Ich habe ihm geschrieben gehabt"), Doppeltes Plusquamperfekt ("Ich hatte ihm geschrieben gehabt") und Futur III ("ich werde ihm geschrieben gehabt haben"); das Doppelte Perfekt ist im Süden des deutschen Sprachraums entstanden, um Vorzeitigkeit auszudrücken, wenn im Perfekt erzählt wird.
- Konjunktiv I (zur Distanzierung vom Wahrheitsgehalt einer Aussage: "Er sagte, sie habe das geschrieben, aber er wisse nicht, ob das stimmt.")
- Konjunktiv II (Spekulationen: "Er sagte, er hätte das geschrieben, wenn er Zeit gehabt hätte.)
- Konjunktiv III (anstelle K I und K II: "Er sagte, sie/er würde das geschrieben haben, aber/wenn ...")
Anwendungsbereiche der Tempusformen
Die wichtigste Form ist das Präsens. Es kann als historisches Präsens Präteritum bzw. Perfekt ersetzen und steht vor allem in der Umgangssprache vielfach für das Futur I. In diesen Fällen stehen ergänzend Adverbiale des Ortes oder der Zeit.
Bildung der Tempusformen
Die Formen der Vergangenheitstempora Plusquamperfekt und Perfekt werden gebildet mit den Hilfsverben haben oder sein und dem Partizip II (oder Partizip Perfekt). Das Präteritum verwendet den Stamm des Infinitivs.
Die Futurformen werden mit dem Verb werden bzw. (Futur II) werden und haben bzw. sein gebildet.
Plusquamperfekt, Futur II und auch Futur I werden eher selten in der gesprochenen Sprache verwendet. Manche Dialekte kennen diese Tempora nicht. Einige Dialekte kennen dafür das Plusplusquamperfekt, in dem das Hilfsverb selbst das Perfekt verwendet. Süddeutsche Dialekte haben kein Präteritum mit Ausnahme der Modal- und Hilfsverben. Das Plattdeutsche kennt dagegen alle sechs Zeitformen, wobei die Futurformen mit sollen (auf Platt: süllen, sküllen oder schallen) gebildet werden.
Den Konjunktiv II bildet man aus der Präteritumform des Verbs, starke Verben bekommen einen Umlaut (ich tue etwas - ich tat etwas - ich täte etwas). Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen die Präteritumform und die Konjunktivformen identisch sind (ich sage etwas - ich sagte etwas - ich sagte etwas). Hier verwendet man meist den Konjunktiv III mit "würde" und Infinitiv (ich würde sagen). Den Konjunktiv I leitet man vom Infinitiv ab, der Wortstamm ändert sich nicht, spezielle Endungen kennzeichnen den Konjunktiv (er sieht etwas - er sehe etwas). Der Konjunktiv I gleicht in vielen Fällen dem Indikativ. Deshalb benutzt man dann den Konjunktiv II oder den Konjunktiv III (Indikativ: ich sehe - Konjunktiv I: ich sehe => Konjunktiv III: ich würde sehen).
Modus
Im Deutschen gibt es die folgenden Modi:
- Indikativ (Wirklichkeitsform): "Paul kommt"
- Konjunktiv I (Redewiedergabe, im Wunschsatz: Distanzierung vom Wahrheitsgehalt einer Aussage) "Paul sagte, er komme"
- Konjunktiv II [mögliche Welt (Irrealis): Spekulationen]: "Wenn Paul doch käme..."
- "Konjunktiv III" (ersetzt in der Umgangssprache und zunehmend auch in der Standardsprache den KI und K II): "Paul sagte, er würde kommen". Beispiele für den Konjunktiv III, auch "Konditional" genannt: "Er fragt sie höflich, ob es ihr etwas ausmachen würde, ihm etwas Geld zu leihen". "Im Geiste stellt er sich oft vor, er würde fliegen". "Das würdest du wirklich für mich tun?"
- Imperativ (Befehlsform): "Paul, komm!"
Diathese
Das Deutsche unterscheidet zwischen Aktiv und Passiv. Die Diathese des Mediums, welche in einigen indogermanischen Sprachen zu finden war, entspricht formal dem Aktiv, oder wird mittels Reflexivpronomen verdeutlicht.
Insbesondere im formalen Deutsch ist das Passiv wichtig. Es wird aus den Hilfsverben "werden" und dem Partizip Perfekt gebildet und verkehrt die Perspektive des Aktivsatzes.
Der Patient wird Ausgangspunkt, der Agent verliert die Subjektrolle und kann auch wegfallen.
Paula schlägt Egon - Egon wird (von Paula) geschlagen
Das Deutsche unterscheidet zwischen dynamischen Passiv, welches semantisch den Passiva der meisten anderen Europäischen Sprachen entspricht und bei denen allerdings meist mit dem Hilfsverb sein (engl. to be) gebildet wird, und dem statischen Passiv mit dem Hilfsverb sein. Diese Unterscheidung fehlt in vielen verwandten Sprachen.
Während das dynamische Passiv den Verlauf der Handlung ausdrückt, umschreibt das Statische die Abgeschlossenheit der Handlung. Man kann daher von einem imperfektem und perfektem Aspekt sprechen, ähnlich dem Englischen.
Adverbien und Prädikativa
Im Deutschen werden Adverbien schlicht durch die Grundform der Adjektive gebildet, nicht durch Adverbialmorpheme.
Im Gegensatz zum Englischen wird im Deutschen kein grammatischer Unterschied zwischen Prädikative und Adverbien vollzogen.
Prädikativa als Präfixe
Als einige Prädikativa und Verben im Sprachgefühl zu einer Einheit verschmolzen, beispielsweise ab-brechen - Der Ast is ab, weitete sich dieses Entwicklung auch auf Wörter aus, welche nicht als Prädikativa anzusehen sind.
bei-stehen- Ich stehe dir bei
Diese Wörter verschmelzen im Infinitiv mit dem Verb, werden jedoch in Hauptsätzen vom Verb getrennt.
Syntax
Im Gegensatz zu weitestgehend isolierenden Sprachen, wie dem Englischen, ist die Satzstellung im Deutschen relativ frei. Die Wortstellung wird oft zur gezielteren Betonung der Aspekte einer Handlung variert. Siehe Inversion.
Satzklammer
Charakteristisch für den Satzbau des Deutschen ist die Satzklammer. Im Aussagesatz und im W-Fragesatz treten flektierte und unflektierte Verbform auseinander und bilden eine Klammer. Die flektierte Verbform steht stets an zweiter Stelle und ist ein Hilfsverb ("sein", "haben", "werden") oder ein Modalverb, die unflektierte ist ein Vollverb ("sehen", bitten") oder eine Verbpartikel ("trennte...ab", "machte...blau", "machte...Männchen") und steht am Ende der Sinneinheit. Zwischen den Klammerelementen eröffnet sich das "Mittelfeld", dort stehen erst die thematischen, dann die gewichtigen Ergänzungen des Verbs. Vor der Klammer ist das "Vorfeld", in dem nur ein Wort oder eine Wortgruppe oder ein Nebensatz stehen kann. Auf die Klammer folgt das "Nachfeld" für Nebensätze, Ausklammerungen etc.
- "Der alte Mann hat seinem Pferd den Gnadenschuss gegeben."
- "Wo hast du das Geld her?"
- "Wer hat dich gestern besucht?"
Im Nebensatz wird der ganze Verbalkomplex am Ende realisiert, den ersten Klammerteil bildet ein Subjunktor ("dass", "als", "weil", "wenn") oder ein Relativum
- "...weil du ja immer alles vorhergesagt hast".
- "...wenn du mal zu Geld gekommen sein wirst."
- "Die Frau, die das hat wissen wollen..." (Bei solchen Komplexen mehr als zwei Modalverben wird das flektierte Verb vorgezogen.
Im Jiddischen, das dem Deutschen als Sprache am nächsten ist, wird die Satzklammer meist nicht realisiert. Die niederländische Syntax dagegen entspricht in dieser Hinsicht weitestgehend der deutschen. Im Englischen dagegen stehen die Verbteile stets zusammen und an zweiter Position, direkt vor dem Objekt/der Verbergänzung: "She has sent a letter to Germany".
Inversion
Besonders im formalen Deutsch wird exorbitanter Gebrauch von der Inversion gemacht. Hierbei wird das Subjekt hinter das flektierte Verb gesetzt, während ein Objekt, eine adverbiale Bestimmung, oder ein nicht flektierter Teil des Verbes an den Satzanfang gestellt wird.
Das Haus hast du abgebrannt! In jeder Lüge schlummert ein bißchen Wahrheit. Verloren ist die Schönheit der Jugend!
Literatur zur deutschen Grammatik
- O. Behaghel (1928), Deutsche Syntax Bd.I-IV, Heidelberg: Winter
- H. Brinkmann (1962), Die Deutsche Sprache, Düsseldorf: Schwann
- G. Drosdowski et al. (Hg.)(19986), Duden Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, Mannheim: Dudenverlag
- P. Eisenberg (1998/1999), Grundriss der deutschen Grammatik, Bd.1-2, Stuttgart: Metzler
- U. Engel (1988), Deutsche Grammatik, Heidelberg: Groos
- K.E. Heidolph/W. Flämig/W. Motsch u.a. (1981), Grundzüge einer deutschen Grammatik, Berlin: Akademie
- G. Helbig/J. Buscha (1991), Deutsche Grammatik, Berlin: Langenscheidt (14.Aufl.)
- H.J. Heringer (1988), Lesen lehren lernen: Eine rezeptive Grammatik des Deutschen, Tübingen: Niemeyer
- H. Paul (1920), Deutsche Grammatik Bd.I-V, Tübingen: Niemeyer
- H. Weinrich (1993), Textgrammatik der deutschen Sprache, Mannheim: Dudenverlag
- G. Zifonun/L. Hoffmann/B. Strecker et al. (1997), Grammatik der deutschen Sprache, Berlin/New York: de Gruyter
Weblinks zur Grammatik
- http://hypermedia.ids-mannheim.de/ (Grammis: grammatisches Lernsystem)
- http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/grammis/grammis_bib.ansicht (Bibliographische Datenbank zur deutschen Grammatik)
Orthographie
Siehe dazu deutsche Rechtschreibung.
Textsammlungen
Beim Projekt Gutenberg-DE gibt es Texte von über 1000 Autoren.
Siehe auch: Deutsche Literatur, Sprichwörter,
Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Dialekte der hochdeutschen Sprache
Die Einteilung der deutschen Dialekte beruht auf Untersuchungen des 19. Jahrhunderts. In gleicher Zeit begann die Herausbildung von Umgangssprachen als einer Art Mischform zwischen Standardsprache und Dialekt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängen die Umgangssprachen die alten Dialekte.
- Mitteldeutsch
- Westmitteldeutsch (siehe auch: Fränkische Sprache)
- Ostmitteldeutsche Sprache
- Fränkisch im Übergangsbereich zwischen dem Oberdeutschen und Mitteldeutschen (Wird häufig dem Oberdeutschen zugeordnet.)
- Ostfränkisch
- Mainfränkisch, umgangssprachlich "Fränkisch"
- Süd-Rheinfränkisch
- Ostfränkisch
- Oberdeutsch
Niederdeutsch - Sprache oder Dialekt?
Niederdeutsch bzw. die niederdeutschen Sprachen zeigen bedeutende phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede gegenüber den übrigen deutschen Mundarten. Diese Sprachgruppe hat die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nicht mitvollzogen.
Das Niedersächsische, in Deutschland gemeinhin als Niederdeutsch bezeichnet, wird daher von mitunter als Teil einer niederdeutschen Sprachgruppe aufgefasst. Dies war sowohl in der Fachwelt als auch unter Laien bisher umstritten. Mittlerweile hat das Niederdeutsche in der Europäischen Union einen offiziellen Status als Minderheitssprache erhalten, wodurch sein allmähliches Aussterben vermutlich jedoch nicht aufgehalten werden kann.
Das Niederfränkische lebt weiter im Niederländischen. Auch die ursprünglichen Dialekte am Niederrhein (Kleve, Wesel, Duisburg) sowie die alten Mundarten im Ostbergischen gehörten dem niederfränkischen Zweig an. Sie sind seit dem Zweiten Weltkrieg praktisch im Aussterben.
Die Mundarten des Gebietes zwischen der Uerdinger Linie (Ik-/Ich-Linie) und der Benrather Linie (Maken-/Machen-Linie) (Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Neuss) weisen sowohl niederfränkische als auch mittelfränkische Züge auf und sind ein mundartliches Übergangsgebiet zwischen den hochdeutschen und den niederfränkischen Mundarten.
Einflüsse fremder Sprachen auf die deutsche Sprache
Viele Worte und Redewendungen, stammen aus dem Jiddischen (Mischpoke, Schickse), dem Rotwelsch (Zoff), oder etwa über das Rotwelsch aus dem Jiddischen (meschugge).
Schon während früherer Jahrhunderte wurde die deutsche Sprache im Wortschatz durch verschiedene andere Sprachen, zum Beispiel Französisch (Boulevard), beeinflusst, das vor knapp 200 Jahren die Hauptsprache der "besseren Leute" war, die Deutsch, um es frei nach Voltaire zu sagen, nur zur Kommunikation mit Soldaten und Pferden gebrauchten.
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann besonders in Deutschland infolge der wirtschaftlichen und kulturellen Globalisierung unter Führung der USA ein wachsender Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, indem deutsche Wörter durch Anglizismen ersetzt werden sowie teilweise die interne Konzernsprache in manchen deutschen Konzernen und die in manchen Bereichen wie Fitnesscenter, Tourismus oder Freizeitgestaltung sowie in der Werbung benützte Sprache von Deutsch auf Englisch umgestellt wird. Weiterhin gibt es vor allem unter Wirtschaftswissenschaftlern einen Hang dazu profane Weisheiten und Begriffe in aufgeblasene Anglizismen zu kleiden. Diese Entwicklung ist umstritten, da es oftmals deutsche Synonyme gibt und nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung Deutschlands – insbesondere der älteren Generation, in den neuen Ländern und eingewanderte Personen – die englische Sprache nicht beherrscht.
Siehe auch
- Jiddisch
- Rotwelsch
- »BRD-Sprache« und »DDR-Sprache«
- Schweizer Hochdeutsch, Schweizerdeutsch
- Österreichische Sprache
- Belgranodeutsch
- Deutschsprachiger Raum
- Institut für Deutsche Sprache
- Gebärdensprache im deutschsprachigen Raum
- Moselromanisch
- Deutsche Sprache in Namibia
- Kategorie:Deutsche Sprache
- Variantenwörterbuch des Deutschen
- Texasdeutsch
- Riograndenser Hunsrückisch
- Deutsche Redewendungen
Wie das Deutsche in anderen Sprachen heißt
Aufgrund der sehr wechselhaften Geschichte Deutschlands gibt es in den Sprachen der Welt mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache als für die meisten anderen Sprachen der Welt.
Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in fünf Gruppen zusammenfassen.
1. Aus dem protogermanischen Wort für Volk:
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2. Von den Germanen abgeleitet: | 3. Von den Sachsen abgeleitet: |
4. Aus dem slawischen Wort für "stumm":
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5. Von den Alemannen abgeleitet:
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Anmerkung: In der Vergangenheit war im Rumänischen die dem Slawischen entlehnte Form nemţeşte üblich, aber heute wird im Rumänischen vorwiegend das Wort germană benutzt. Das ungarische német ist auch aus dem Slawischen entlehnt, ebenso der Name Österreichs im Arabischen, an-Nimsā (النمسا).
Weblinks
- Institut für deutsche Sprache Mannheim
- Mundart-Tonbeispiele
- Vollständige Ausgabe von Georg Wenkers Sprachatlas des Deutschen Reichs
- Verein Deutsche Sprache
- Grimm, Deutsches Wörterbuch
- FAQs:
- Newsgruppe zur deutschen Sprache (de.etc.sprache.deutsch bei Google)
- Wortschatz der deutschen Sprache
- www.goethe.de - Goethe-Institut zu: Dialektgebiete d. Deutschen Sprache (Karte mit Erläuterungen)
- Rechtschreibung mit Online-Prüfung, Grammatik, Morphologie und anderes
Eine Übersicht über die Beiträge in Wikipedia zum Thema Sprache bietet das Portal Sprache.