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Jan Udo Holey

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Jan Udo Holey [jan udo holaɪ] (* 22. März 1967 in Dinkelsbühl) ist ein Autor geschichtsrevisionistischer, verschwörungstheoretischer und esoterischer Bücher, der teilweise unter dem Pseudonym Jan van Helsing auftritt. Das Landgericht Mannheim nennt Teile seiner Publikationen antisemitisch, das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz ordnet Holey als Rechtsextremisten ein.[1]

Leben

Holey wurde als zweites von drei Kindern einer wohlhabenden Familie geboren. Seine Mutter bezeichnete sich als Seherin, sein Vater Johannes Holey verfasste drei Bücher gnostisch-esoterischen Inhalts. Laut eigenen Angaben besuchte Holey Schulen in Crailsheim, Bammental, Cambridge und München.

Holey wählte als Pseudonym „van Helsing“, nachdem er Bram Stokers Roman Dracula gelesen hatte, und führt zur Begründung an, die Illuminaten, gegen die sich mehrere seiner Bücher richten, seien ja ebenfalls Blutsauger.[2] Nach einer Weltreise Ende der achtziger Jahre verfasste er sein erstes Buch „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert“, das im März 1994 im Ewert-Verlag erschien und sich bereits nach wenigen Monaten zum Bestseller entwickelte. Ein Jahr später folgten Band 2 des Werks und erste Anzeigen wegen Volksverhetzung sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der Schweiz. Die beiden Bücher wurden beschlagnahmt und sind seitdem verboten. Entschärfte Versionen beider Bände sind im Internet zu finden.

1995 eröffnete Holey eine Buchhandlung im Zentrum Nürnbergs. Aufgedeckt wurde das Pseudonym im Juli 1996 durch die Zeitschrift esotera in einem kritischen Bericht. Anfang des Jahres 2000 erwarb Holey alle Buchrechte vom Ewert-Verlag zurück. Alle Titelrechte liegen nun beim von ihm selbst gegründeten "Ama Deus Verlag" (benannt nach seinem Sohn Amadeus), in dem er seine Werke und solche ideologisch verwandter Autoren herausgibt. Außer seiner schriftstellerischen und verlegerischen Tätigkeit betreibt Holey eine kommerzielle Webpräsenz und einzelne Projekte in anderen Medien. So produzierte er etwa einen Spieldokumentarfilm über die Cheops-Pyramide. Zu Jahresbeginn 2007 startete sein TV-Sender secret.TV, den er mit seinem Vater, Bruder und Freunden betreibt.

Werke

Holey verarbeitet in seinen Büchern verschiedene esoterische und verschwörungstheoretische Thesen. Das Spektrum reicht von Nostradamus über die Wiedergeburt bis hin zu Enthüllungen der angeblichen Mörder von John F. Kennedy und Uwe Barschel. Bei Holeys Büchern handelt es sich überwiegend um Kompilationen bestehender Publikationen, wobei Holey selbst passagenweise übernommene Abschnitte nicht als solche kenntlich macht. Er verwendet zudem keine seriösen Quellen, sondern verweist überwiegend auf andere Verschwörungstheoretiker. Auch zitiert er rechtsextremistische Autoren, wie etwa den Hausautor der John Birch Society, Gary Allen oder auch William Cooper, Des Griffin oder Dieter Rüggeberg. Auch bei Antisemiten bediente sich Holey, so bei dem kanadischen Rechtsradikalen William Guy Carr oder der britischen Faschistin Nesta Webster, auf die sich auch der Ku-Klux-Klan beruft. Von diesen Autoren übernimmt Holey auch die für sein Werk grundlegende Behauptung einer angeblichen Weltverschwörung der Illuminaten.

Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert

Inhalt

In den Geheimgesellschaften kombiniert Holey Science-Fiction, Esoterik, germanische Mythologie christliche Zahlenmystik sowie Ufologie und spricht von einer „weltweiten Verschwörung der - als jüdischen Ursprungs gekennzeichneten - `Illuminaten´ zum Nachteil der Welt und insbesondere Deutschlands“. Dabei bezieht er sich explizit auf die Protokolle der Weisen von Zion,[1] eine bekannte antisemitische Hetz-Schrift, die auch Adolf Hitler in Mein Kampf zustimmend zitiert.

Holey behauptet u. a. unter Berufung auf den Verschwörungstheoretiker William Guy Carr, der Ursprung der Protokolle liege Jahrhunderte zurück und diese seien der „Plan“ zur Erlangung der Weltherrschaft. In Holeys Vorstellungswelt arbeitet ein von ihm so genanntes „jüdisches Bankensystem“ (besonders weist er auf die Familie Rothschild hin) mit den „wahren Machthabern“, den Illuminaten, an einem weltumspannenden Verschwörungsplan.[3] Diese hätten absichtlich den Zweiten Weltkrieg ausgelöst, um durch dessen enorme Kosten die Vereinigten Staaten von der Hochfinanz abhängig zu machen. Ihr Endziel sei eine Neue Weltordnung.

Kritik

Obwohl Holey betont, für sein Weltbild sei der Unterschied zwischen rechts und links irrelevant,[4], trugen seine Thesen ihm von verschiedener Seite den Vorwurf des Rechtsextremismus ein. Erstmals berichtete das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg über Holey im Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 1996 unter der Rubrik Rechtsextremistische Einflußnahme auf die Esoterikszene. Das Bundesamt für Verfassungsschutz bezeichnet Holey als „rechtsextremistischen Esoteriker“.[5]

Laut Anton Maegerle wird in Holeys Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert auch der Holocaust geleugnet.[6] Der Berliner Historiker Wolfgang Wippermann zieht daraus den Schluss:

Die esoterischen Verschwörungsideologien gleichen den nationalsozialistischen aufs Haar, wie sich besonders an den Schriften Udo Holeys verdeutlichen lässt.[7]

Strafverfolgung

Die beiden Bücher Geheimgesellschaften wurden in Deutschland nach einem Beschlagnahmebeschluss des Amtsgerichts Mannheim wegen Volksverhetzung vom Markt genommen. In der Anklageschrift gegen Holey und seinen Mitverleger heißt es u. a.:

„In dieser durchgängig antisemitischen Schrift wird, in der Absicht, emotional feindselige Haltungen unter anderem gegenüber den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Juden zu erwecken und zu schüren, in bewusster Verdrehung historischer Tatsachen, unter anderem zur Begründung der Thesen, die Juden strebten die Weltherrschaft und die Zerstörung Deutschlands an, gestützt auf sachliche Unwahrheiten, unter Verwendung entstellter, erfundener oder nicht nachvollziehbarer Zitate […]“

Amtsgericht Mannheim[8]

Wegen „mangelnder örtlicher Zuständigkeit“ wurde das Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen ihm am 11. Februar 1998 eingestellt, Rechtsmittel blieben ohne Erfolg, das Oberlandesgericht Karlsruhe verwarf die Beschwerde der Staatsanwälte.[9]

Weitere Bücher

Nachdem Holey an der weiteren Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien gerichtlich gehindert wurde, hat er sein Themenspektrum erheblich erweitert. Sein drittes Buch „Der Dritte Weltkrieg“ erschien 1996 und enthält Prophezeiungen verschiedener Wahrsager. Es folgten die Bücher das „Unternehmen Aldebaran“ (1997), das sich mit arisch aussehenden Außerirdischen befasst[10], und „Die innere Welt“ (1998) über von den Nationalsozialisten angeblich erfundenen Reichsflugscheiben, die heute im hohlen Erdinneren stationiert seien. 1999 berichtete Holey in „Die Akte Jan van Helsing“ über den Strafprozess gegen ihn berichtet und stellt sich und seine Ideen als Opfer von Verschwörungen hin. Im Jahr 2000 berichtete er in „Die Kinder des neuen Jahrtausends“ über medial begabte Kinder, die Kontakt zu Toten haben, Auren lesen können. Im Jahre 2004 erschien „Hände weg von diesem Buch!", das diverse grenzwissenschaftlicher Konzepte wie Freie Energie oder eine menschliche Urzivilisation aus der Kreidezeit zum Thema hat. Das 2007 erschienene „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann...?" setzt sich mit Nahtod-Erfahrungen auseinander.

Veröffentlichungen

Bücher

  • Jan Udo Holey: Die Akte Jan van Helsing. ISBN 3-9805733-9-7.
  • Jan Udo Holey: Die innere Welt. Das Geheimnis der schwarzen Sonne. Roman. Ama Deus Verlag, Fichtenau 1998, ISBN 3-9805733-1-1
  • Jan Udo Holey: Die Kinder des neuen Jahrtausends - Mediale Kinder verändern die Welt. Ama Deus Verlag, Fichtenau, ISBN 3-9807106-4-5.

Unter dem Pseudonym „Jan van Helsing“

Hörbücher

Filme

  • Die Cheops-Lüge

Sekundärliteratur

  • Friedrich P. Heller, Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik. Jan van Helsing, Horst Mahler .... Schmetterling-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-89657-091-9.

Einzelnachweise

  1. a b Bundesamt für Verfassungsschutz: Argumentationsmuster im rechtsextremistischen Antisemitismus. November 2005, S. 10f.
  2. Birk Meinhardt, Arier im Mikrowellen-Krieg, in Süddeutsche Zeitung vom 15. und 16. März 2008, S. 3
  3. infoSekta: Van Helsing: Ideologischer Kern unverändert
  4. Interview mit Holey vom 19. 12. 2003
  5. Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungschutzbericht 2004. S. 106.
  6. Anton Maegerle: Antisemitische Propaganda. Blick nach Rechts, 10/96, S. 3.
  7. Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute, be.bra. Verlag berlin 2007, S. 146
  8. SWR2 Wissen - Manuskriptdienst: Die Weltordnung der Weltverschwörer. 31. Oktober 2003.
  9. OLG Karlsruhe, Beschluß vom 30.11.1998, zitiert von Stefan Meining, Rechte Esoterik in Deutschland. Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale, Vortrag gehalten auf dem Symposium Politischer Extremismus als Bedrohung der Freiheit - Rechtsextremismus und Islamismus in Deutschland und Thüringen am 3. September 2002 online aufrufbar (hier S.3).
  10. siehe hierzu Birk Meinhardt, Rechtsextreme Esoterik: Arier im Mikrowellen-Krieg, in: Süddeutsche Zeitung vom 15. und 16. März 2008, S. 3

Siehe auch