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Schlacht bei Actium

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Schlacht bei Actium
Teil von: Ptolemäischer Krieg

Taktische Darstellung der Schlacht bei Actium
Datum 2. September 31 v. Chr.
Ort Actium, Griechenland
Ausgang Sieg Octavians

Die Schlacht bei Actium am 2. September 31 v. Chr. war eine wichtige Seeschlacht am Ende der Römischen Republik, durch die Octavian, der spätere Kaiser Augustus, endgültig die Vorherrschaft im Römischen Reich erlangte. Er besiegte in dieser Schlacht mit Hilfe von Marcus Agrippa seinen Gegenspieler Marcus Antonius und die ägyptische Königin Kleopatra VII.

Vorgeschichte

Nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars 44 v. Chr. bildeten sein Adoptivsohn Octavian und seine langjährigen Gefolgsleute Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus ein Triumvirat. Während Lepidus nach 36 v. Chr. kaum noch politische Bedeutung besaß, wurden die Differenzen zwischen Octavian, der den Westen des Reiches beherrschte, und Antonius, der den Osten kontrollierte, im Verlauf der 30er Jahre immer größer. Antonius verließ Octavians Schwester Octavia, die er zur Festigung des Triumvirats geheiratet hatte, zugunsten einer Beziehung zur Ptolemäerin Kleopatra, deren Nachkommen er unter anderem Teile des römischen Reiches versprach. Seine von Octavian propagandistisch angeprangerte Zuwendung zum hellenistischen Osten, wo er sich als neuer Dionysos feiern ließ, stieß bei Senat und Volk von Rom auf Ablehnung. Eine Verlängerung des Triumvirats durch den Senat stand vor diesem Hintergrund nicht mehr zur Debatte. Zum offenen Bruch kam es, als 32 v. Chr. ein Teil der Senatoren mit den beiden amtierenden Konsuln Rom verließ und zu Antonius und Kleopatra nach Ephesos ging.

Zu Beginn des Jahres 31 v. Chr. landete Octavian mit 80.000 Soldaten bei Toryne in Epirus, während sein Feldherr Agrippa die Insel Korfu eroberte. Sie versuchten nun, die gegnerischen Truppen im ambrakischen Golf nahe der griechischen Hafenstadt Aktion (latinisiert Actium) einzuschließen. Marcus Antonius, der bald mit Nahrungsmangel zu kämpfen hatte und durch Desertion zahlreiche Männer verlor, bot mehrfach vergeblich eine Landschlacht an.

Verlauf

Datei:Liburna Rome BC31.jpg
Liburne um 31 v.Chr.

Am 2. September entschloss sich Antonius schließlich dazu, Octavian und Agrippa auf See entgegenzutreten. Er formierte seine großen, recht schwerfälligen Schiffe, die bis zu zehn Ruderreihen hatten, in einem Halbkreis am Eingang der Bucht. Dahinter nahmen die 60 Schiffe seiner Geliebten Kleopatra mit der Kriegskasse Aufstellung. Die kleineren, wendigeren Schiffe seiner Gegner, die nicht mehr als drei Ruderreihen besaßen, konnten diese Formation jedoch schnell auflösen. Die zahlreichen Vorstöße der maßgeblich von Agrippa kommandierten Liburnen Octavians brachten jedoch zunächst noch keine Entscheidung, die Situation erschien festgefahren, bis die Schiffe Kleopatras den Durchbruch wagten und nach Süden flohen. Antonius brach daraufhin die Schlacht ab und wandte sich ebenfalls zur Flucht.

Zeitgenössische Quellen überliefern nur wenige Einzelheiten der Schlacht. Von den Darstellungen späterer Historiker gilt die Version Cassius Dios[1] als relativ plausibel, während die von Plutarch[2] und Velleius Paterculus[3] überlieferte überraschende Flucht Kleopatras, der ein verliebter Antonius überstürzt folgte, als weniger wahrscheinlich angesehen wird. Insbesondere Johannes Kromayer hat in mehreren Untersuchungen gezeigt, dass Marcus Antonius die Schlacht von vornherein als Durchbruchs- und Rückzugsgefecht geplant hatte und somit kein Verrat Kleopatras vorlag. Die Schiffe des Antonius und der Kleopatra hatten jedenfalls – anders als in antiken Seeschlachten üblich – eine vollständige Segelausrüstung an Bord. Nach einer Rekonstruktion[4] stieß Kleopatra mit der Kriegskasse durch eine Lücke, die wie erhofft zwischen dem Zentrum der Schlachtreihe und dem rechten Flügel des Antonius entstanden war, und Antonius schloss sich ihr verabredungsgemäß an. Antonius erreichte somit sein primäres Ziel, sich selbst, Kleopatra und die Kriegskasse in Sicherheit zu bringen, die meisten seiner Schiffe konnten sich jedoch nicht vom Feind lösen, um segelnd zu entkommen. Das von Octavian eingeschlossene Landheer aus 19 Legionen (bis zu 114.000 Soldaten) musste sich wenige Tage später ergeben. Insgesamt endete die Schlacht bei Actium also mit einer klaren Niederlage des Antonius und der Kleopatra.

Da die Einzelheiten der Schlacht weitgehend unklar sind, kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Verräter in den Reihen des Antonius zu seiner Niederlage beitrugen.

Folgen

Datei:Battle of Actium.jpg
Darstellung der Schlacht bei Actium von Lorenzo A. Castro, 1672

Der römische Bürgerkrieg war nach der Schlacht bei Actium weitgehend entschieden, Antonius und Kleopatra mussten sich nach Alexandria zurückziehen. Im darauffolgenden Jahr zog Octavian über Korinth nach Syrien, gewann die Unterstützung des jüdischen Königs Herodes und marschierte über die Sinaihalbinsel in Ägypten ein. Nach einer letzten Niederlage beim Hippodrom von Alexandria beging Antonius am 1. August 30 v. Chr. Selbstmord, Kleopatra folgte wenige Tage später. Octavian gewann die neue Provinz Aegyptus als persönlichen Besitz und stellte sie unter die Verwaltung eines ritterlichen praefectus Aegypti. Ab 27 v. Chr. hatte er als Augustus eine Machtstellung inne, die ihn im Rückblick als ersten römischen Kaiser erscheinen lässt.

In Anlehnung an die von Octavian und Antonius jeweils besonders herausgestellten Götter wurde die Schlacht, deren einschneidende Bedeutung wohl erst später klar wurde, als Sieg Apollons über Dionysos dargestellt, in Anlehnung an die propagandistische Darstellung ihres Konflikts als Krieg zwischen Rom und der ägyptischen Königin Kleopatra auch als Triumph Italiens über Ägypten oder Sieg des Westens über den als dekadent empfundenen Osten. Diese nachträglichen Überhöhungen dürften am 2. September 31 v. Chr. noch keine Rolle gespielt haben, der britische Althistoriker Ronald Syme spricht im Zusammenhang mit der Schlacht selbst gar polemisch zugespitzt von einer „schäbigen Affäre“.[5] Ihre Nachwirkungen in Gestalt der römischen Kaiserzeit ließen aber ihren wenig rühmlichen Verlauf in den Hintergrund treten.

Literatur

  • John Mackenzie Carter: Die Schlacht bei Aktium. Aufstieg und Triumph des Kaisers Augustus. Brockhaus, Wiesbaden 1972, ISBN 3-7653-0245-7.
  • Johannes Kromayer: Der Feldzug von Actium und der sogenannte Verrath der Cleopatra. Kleine Forschungen zur Geschichte des Zweiten Triumvirats. Teil VII. In: Hermes. Band 34, 1899, S. 1–54.
  • Johannes Kromayer: Antike Schlachtfelder. Band 4, Berlin 1924–1931, S. 662–671.
  • Johannes Kromayer: Actium: Ein Epilog. In: Hermes. Band 68, 1933, S. 361–383.
  • Dewid Laspe: Actium. Die Anatomie einer Schlacht. In: Gymnasium 114 (2007), S. 509–522.
Commons: Schlacht bei Actium – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Cassius Dio 50, 15.
  2. Plutarch, Antonius 66.
  3. Velleius Paterculus 2, 85.
  4. Dewid Laspe, Actium. Die Anatomie einer Schlacht, in: Gymnasium 114 (2007), S. 509–522.
  5. Ronald Syme: Die römische Revolution. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, S. 307.

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