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Zionismus

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Zionismus (von Zion) ist die Bezeichnung für eine während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene jüdische National-Bewegung, die sich für die Wiedererrichtung eines eigenen jüdischen Staates in Palästina einsetzte. Der jüdische Journalist Nathan Birnbaum aus Wien prägte den Begriff ca. 1890.

Der moderne Zionismus entstand als Folge der jüdischen Aufklärung in der europäischen Diaspora. Er sieht sich selbst als die zeitgemäße Form des jahrtausendealten jüdischen Traums von Freiheit und einem eigenen Staat im Land Israel, das allen Juden gemeinsam gehören und gerecht verteilt sein sollte. Diese Idee gab es in der jüdischen Gemeinschaft schon, seit das Römische Reich den Zweiten Tempel im Jahre 70 zerstörte. Ihre Ursprünge gehen auf zahlreiche biblische Verheißungen zurück.

Wurzeln des Zionismus

Der Ausdruck „Zionismus“ ist abgeleitet von Har Zion („Berg Zion“), einem Hügel im Südosten Jerusalems auf dem sich ursprünglich eine im Alten Testament erwähnte jebusitische Festung befand. Der Name „Zion“ wurde zu einem Synonym für die Stadt des Tempels. Der Begriff „Zionismus“ spielt somit auf die prophetische Erwartung der Heimkehr der nach Babylon vertriebenen Juden nach „Zion“ (auch in Abwesenheit des Tempels) an, die in der Bibel untrennbar mit der Erwartung des Völker-Friedens verbunden ist (Jes. 2, 3f/Mi. 4, 2f).

Der Begriff wird meist auf Theodor Herzl (1860-1904) zurückgeführt. Die Wurzeln dieser jüdischen Nationalbewegung reichen aber viel weiter zurück. Schon seit dem 12. Jahrhundert pilgerten fromme Juden Europas zu ihren heiligen Stätten im verlorenen Land (Eretz) Israel; ein bekanntes Beispiel aus dem Mittelalter ist der spanisch-jüdische Dichter und Philosoph Jehuda ha-Levi.

Nach seiner ersten Palästina-Reise im Jahre 1827 wurde Moses Montefiore (1784-1885) zu einem strenggläubigen Juden und fasste den Plan, die Emigration in das gelobte Land finanziell wie auch durch industrielle und landwirtschaftliche Ansiedlungen zu befördern. Er plante ein Siedlungsprojekt, kaufte Land von arabischen Großgrundbesitzern in Palästina und stellte es verfolgten Juden zur Verfügung.

Moses Hess schrieb 1862 Rom und Jerusalem, worin er als erster jüdischer Autor den Gedanken an eine Heimkehr der Juden in das „gelobte Land“ aussprach. Zugleich war er Sozialist. Damit gilt er als Vorbereiter des sozialistischen Zionismus, aus dem später die Kibbuz-Bewegung und die israelische Arbeitspartei hervorgingen.

Ende des 19. Jahrhunderts führte das Aufflammen des religiösen und rassistischen Antisemitismus zu Pogromen in Russland und Osteuropa, die sämtliche Versprechen der Aufklärung von Gleichheit und Toleranz ad absurdum führten. Als Folge verstärkte sich aus ganz Europa die jüdische Emigration nach Palästina. 1882 kam die erste Gruppe junger russischer Juden dorthin und machte Wüsten sprichwörtlich zu fruchtbarem Ackerland.

Im selben Jahr veröffentlichte Leo Pinsker sein Werk Autoemanzipation („Selbstbefreiung“), das nach mehreren wirkungslosen Anläufen über ein eigenes Land der Juden nachdachte. Auch er reagierte damit auf den damals immer aggressiver auftretenden Antisemitismus in Europa (siehe Juden in Russland).

Doch erst Herzls Buch Der Judenstaat - Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage 1896, das im Zusammenhang mit der Dreyfus-Affäre entstand, führte das Streben nach staatlicher Organisation aus. Diese war noch nicht unbedingt mit dem Land Israel in Palästina verbunden.

1897 fand in Basel der 1. Zionistenkongress statt. Dort forderte Herzl, der bis zu seinem Tod 1904 Vorsitzender des Aktionskommitees blieb, erstmals eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina. Auf dem 6. Zionistenkongress in Basel am 26. August 1903 schlug er das britische Uganda-Programm als eine vorläufige Lösung vor, da sich die russischen Juden durch Pogrome in unmittelbarer Gefahr befanden. Er betonte, dass dieses Programm nicht das eigentliche Ziel des Zionismus, eine Heimstätte in Palästina zu errichten, berühre. Dennoch rief sein Vorschlag heftige Proteste hervor, die fast zur Spaltung der zionistischen Bewegung führten. Es kam zu einem Bündnis verschiedener Gruppen, die die Uganda betreffenden Vorschläge in der Zeit von 1903 bis 1905 unterstützten. Daraus ging die Jewish Territorialist Organization (JTO) hervor. Das Uganda-Programm wurde jedoch auf dem 7. Zionistenkongress im Jahre 1905 endgültig fallengelassen.

Am 6. Zionistenkongress 1903, als gleichzeitig das Pogrom von Kischinew stattfand, nahm auch Wladimir Jabotinsky teil und identifizierte sich bei dieser Gelegenheit völlig mit der Persönlichkeit Herzls und seinem politischen Programm. Jabotinsky, ab 1923 Gründer und Hauptvertreter des revisionistischen Flügels und der Jugendbewegung Betar, entwickelte sich zu einem der beredtesten Sprecher des Zionismus.

Ab 1900 entwickelte sich mit dem Zentrum im russischen Reich die Strömung eines sozialistischen Zionismus, von denen die marxistisch orientierte Poalei Tzion und ihr Theoretiker Ber Borochov die größte Bedeutung und einen prägenden Einfluß auf die Kibbuz- und Arbeiterbewegung in Israel erlangten. Daneben existierten als auf Osteuropa begrenzte nichtmarxistische sozialistisch-zionistische Strömungen die Zionisten-Sozialisten um Nachman Syrkin, welche im Unterschied zur Poalei Tzion nicht auf Palästina als zukünftiges Siedlungsgebiet festgelegt waren und die Sejmisten um Chaim Shitlowskij, welche die Erreichung kultureller und politischer Autonomie in Rußland als Zwischenschritt zu einem eigenen Territorium ansahen.

Im 20. Jahrhundert waren die bedeutendsten Zionisten Martin Buber, Hugo Bergman, Robert Weltsch, Leo Herrmann und Felix Weltsch. Sie alle bereiteten die Schaffung des Staates Israel gedanklich und durch aktive Planung vor, hielten Vorträge, publizierten hunderte Artikel und gaben Zeitschriften wie die Jüdische Rundschau in Berlin oder die Selbstwehr in Prag heraus.

Während Herzl seine und des Kongresses Hauptaufgabe in diplomatischen Bemühungen sah, verlangte sein Nachfolger David Wolffsohn (1905-1911) bereits die praktische Umsetzung der Kolonisation Palästinas, und dies auch unabhängig von Zustimmung seitens der dafür maßgeblichen Staaten. Die „Perspektive Palästina“, auch ohne eigenen Staat, hatte auch der „Kulturelle Zionismus“, wie ihn Ascher Ginsberg (Ahad Ha'am) vertrat, im Auge. Erst Chaim Weizmann gelang es dann nach 1914, den Ausgleich zwischen beiden Tendenzen herbeizuführen.

Beginn der Einwanderung nach Palästina

1901 wurde der Jüdische Nationalfonds (JNF) gegründet (hebräisch: (קרן קימת לישראל) Keren Kajemet Lejisrael, „Dauernder Fonds für Israel“), dies umzusetzen. 1907 wurde das (jüdische) Palästina-Amt in Jaffa geschaffen, das Arthur Ruppin leitete. 1909 wurde die Jüdische Kolonialbank („Jewish Colonial Trust“) gegründet - wie auch der erste Kibbuz am Tiberiassee und die Stadt Tel Aviv, die bis 1938 bereits 150.000 Einwohner zählte. Allein bis 1914 waren bereits 85.000 jüdische Einwanderer in Palästina zu verzeichnen, von denen jedoch etliche nicht längerfristig im Land blieben.

Am 2. November 1917 signalisierte die britische Regierung ihre Unterstützung des Zionismus mit der Balfour-Declaration zur Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk, kurz bevor 1918 Palästina als Mandat an Großbritannien übertragen (und dort dem Colonial Office untergeordnet) wurde. Die Zionisten strebten bei allen Unternehmungen internationale Zustimmung an. Auch gegenüber der arabischen Bevölkerung der Region wurde Akzeptanz angestrebt und auch erreicht.

1920 wurde die zionistische Gewerkschaft Histadrut gegründet, mit dem Ziel, die von privaten Investoren gemiedenen Branchen zu besetzen und so im Laufe der Zeit größter Arbeitgeber in Palästina zu werden. 1923 wurde Palästina aufgeteilt. Der kleinere Teil wurde von nun an „Palästina“ genannt, während aus dem größeren Teil Transjordanien (erst als Sultanat, dann als Königreich Jordanien) entstand. Seit Mitte der 1920er Jahre fand sich dann die zionistische Hachschara („Vorbereitung“ auf die Auswanderung) in Deutschland.

Judenverfolgung in Deutschland

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler deutscher Reichskanzler. Die erste betont antijüdische Maßnahme der neuen Machthaber war der „Judenboykott“ vom 1. April 1933; doch auch durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April verloren zahlreiche deutsche Juden ihre Stelle. Schon 1933 verließen etwa 150.000 Juden Deutschland, die meisten zogen zunächst in die europäischen Nachbarstaaten.

Ab 1935 verschlechterte sich die Situation der deutschen Juden entscheidend. Nach blutigen antisemitischen, von den Reden Goebbels' angefachten Straßenkrawallen (Juli) und den Nürnberger Gesetzen (15. September) wuchs ihre Bereitschaft zur Palästina-Emigration, obwohl konservative jüdische Verbände wie der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens weiterhin zur Zurückhaltung mahnten.

Bereits 1933 trat das Ha'vara-Abkommen („Transfer“) zwischen der Jewish Agency und dem Deutschen Reich in Kraft, das bis 1938 Bestand hatte und mit dem von Seiten der NS-Politiker bis zu diesem Zeitpunkt die Ausbürgerung von deutschen Juden gefördert wurde.

Von 1933 bis 1941 erreichten ca. 55.000 Juden aus dem Deutschen Reich Palästina (was ca. 25% Anteil an der Gesamteinwanderung entsprach). Von 1933 bis 1938 wanderten über 100.000 Juden in die USA, über 50.000 nach Großbritannien, über 30.000 nach Frankreich, über 60.000 nach Argentinien und über 25.000 nach Südafrika aus, verglichen mit etwa 33.000 nach Palästina. Dazu gehörten auch ca. 15.000-20.000 illegale Einwanderer, da ab 1934 die Alija Bet („zweite Einwanderungswelle“ im Sinne von illegale Einreise) begann.

Palästina selbst wurde nicht nur durch die Besatzungsmacht, sondern auch durch die 1936 einsetzenden arabischen Aufstände, die dann in einen Generalstreik mündeten, zunehmend unattraktiv. Im Juli 1937 schließlich lehnte die britische Peel-Kommission die Teilung Palästinas zwischen Arabern und Juden ab.

1938, kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März, verschärfte sich nochmals die Situation für Juden in Reichsdeutschland. Mit der „Reichskristallnacht“, den Pogromen vom 9. auf den 10. November, ging bei vielen die vielleicht letzte Hoffnung auf ein „vorübergehendes Phänomen Hitler“ verloren. In Palästina nahmen 1938 die arabischen Aufstände weiter zu. Nun begannen aber auch die von der illegalen jüdischen Organisation Etzel gegen die Briten verübten Anschläge.

1939 wurde die Reichszentrale für die jüdische Auswanderung bei der Gestapo in Deutschland eingerichtet. Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 brachte Hunderttausende weiterer Juden zusätzlich in Gefahr. Der Einmarsch in die neutralen Niederlande („Fall Gelb“) am 10. Mai 1940 zwang allein ca. 20.000 jüdische Emigranten aus Deutschland zur erneuten Flucht, in Belgien dann 25.000, in Frankreich („Fall Rot“) (Juni) 35.000.

Der Holocaust / Die Shoa

1941 verschärften sich die Diskriminierungen in Deutschland, als am 9. Januar durch Polizeiverordnung das Tragen des Judensterns vorgeschrieben wurde. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni begannen auch die Deportationen (Oktober). Ein Emigrationsverbot für Juden, das Himmler am 23. Oktober erließ, schnitt nun zudem die Möglichkeit ab, das Land legal zu verlassen. Es folgte die Anordnung, dass mit der Deportation der Vermögenseinzug und Verlust der Staatsangehörigkeit einherginge (November).

1941 wurde in Palästina mit dem Palmach eine jüdische „Elite-Einheit“ der Hagana gegründet, derweil sich Hai Amin Al-Husseini, der Mufti von Jerusalem, in Berlin mit Hitler solidarisierte und Erwin Rommels Afrikakorps sich bereits in Libyen befand. Am 20. Januar 1942 wurde auf der Wannsee-Konferenz die Endlösung der Judenfrage, die in praktischer Umsetzung den organisierten Massenmord an allen Juden im deutschen Einflussbereich (also fast ganz Europa) meinte, beschlossen. Sofort begannen erste Versuche, die „Endlösung“ praktikabel zu gestalten, wie Erschießungen, Vergiftung mit Autoabgasen in geschlossenen Lkw etc. Sowohl das Ansinnen als auch die spätere Ausführung des Holokaust wurden offenbar recht schnell auch außerhalb Deutschlands bekannt, aber ignoriert. Trotz jüdischer Freiwilligenbrigade in der Britischen Armee (siehe auch Chana Szenes) und der Biltmore-Konferenz vom (9.-11. Mai) in den USA, auf der gefordert wurde, „die Tore Palästinas zu öffnen“, blieben die britischen Mandatsträger angesichts der weiterhin schwelenden arabischen Unruhen bei ihrer ablehnenden Politik. Lediglich Rommel konnte vor El Alamein gestoppt werden, bevor er jüdische Siedlungen erreichte.

Im Januar 1943 kam es zum Aufstand im Warschauer Ghetto. Am 18. Februar hielt Goebbels seine Sportpalastrede („Wollt ihr den totalen Krieg?“). Die britische Regierung deportierte die anwachsende Zahl illegaler Palästina-Einwanderer nun nach Zypern. Siedlungsdurchsuchungen und Verhaftungen häuften sich. Zionistische Zeitungen wurden verboten. 1944 vermehrten die Organisationen Etzel (Irgun) und Lechi ihre Anschläge gegen die Briten, währenddessen sich der Palmach zu einer Befreiungsexpedition in Europa fand. Etzelmitglieder wurden von der Hagana festgesetzt und teilweise den Briten ausgeliefert.

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. Am 8. Mai war der 2. Weltkrieg in Europa zu Ende. Die Alija Bet nach Palästina verstärkte sich aber weiter – nun zunehmend mit Shoa-Überlebenden („Bericha“), die von Hagana und Mossad geleitet wurden. Allein aus Polen, wo erneut am 4. Juli 1946 in Kielce ein Pogrom stattfand, kamen 95.000 Flüchtlinge hinzu, sowie weitere Tausende aus der Sowjetunion. Allein 1945-1946 wurden von den Briten 50.000 Illegale aus Palästina als „Displaced Persons“ zurück nach Deutschland (in die US-Zone) deportiert.

Gründung des Staates Israel

Im Jahr 1946 nahmen dann Etzel-Angriffe, vor allem auf britische Eisenbahnlinien, zu. Palmach-Einheiten sprengten (vom 16.-17. Mai) zehn Brücken. Im Gegenzug zu den Terroranschlägen verhafteten die Mandatsträger am 29. Juni alle zionistischen Führer, worauf am 22. Juli Irgun einen Seitenflügel des King David Hotels in Jerusalem sprengte, in dem sich das britische Hauptquartier befand. Die Eskalation der Unruhen zog sich dann durch das ganze Jahr 1947 - bis die Vereinten Nationen am 29. November über den UN-Teilungsplan für Palästina und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates abstimmten.

Mit dem UN-Beschluss nahmen nun die arabischen Unruhen und Anschläge wieder zu. Der Überfall auf zwei (Egged-)Busse (30. November) gilt als Beginn des „Israelischen Unabhängigkeitskrieges“ aus palästinensischer Sicht „Al-Nakba“ die Katastrophe. Das Ende des britischen Mandates wurde auf den 15. Mai gesetzt. Erste arabische Anschläge auf Jerusalem fanden statt.

Am 14. Mai 1948 verlas David Ben Gurion in Tel Aviv die israelische Unabhängigkeitserklärung; damit wurde das zionistische Ziel eines Judenstaates erreicht. Ein Angriff der arabischen Anrainer (Jordanien, Ägypten, Irak, Syrien und Libanon) misslang. Es folgte die Anerkennung des Staates Israel durch die USA und (drei Tage darauf) durch die Sowjetunion – nun begann die legale Masseneinwanderung aus Europa. Als ersten gesetzgeberischen Akt verabschiedete die Knesset 1950 das Rückkehrgesetz, das allen Juden das Recht zusichert, sich in Israel niederzulassen und sofort die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Heutige Situation

Der Begriff Zionismus bezeichnet heute verschiedene Ausprägungen des ursprünglichen Begriffes und muss differenziert betrachtet werden:

  • der politische Zionismus: Nationalbewegung des jüdischen Volkes, welche zur Gründung des Staates Israel führte
  • der territoriale Zionismus: Anstrebung eines Judenstaates auf eigenem Territorium, ohne dabei auf Palästina fixiert zu sein (Herzl selbst hätte z.B. auch Uganda akzeptiert)
  • der kulturelle Zionismus: Vitalisierung der jüdischen Kultur und des jüdischen Selbstbewusstseins
  • der religiöse Zionismus: siehe Messianismus
  • der praktische Zionismus: Besiedlung des Landes Israel durch Juden und dadurch die Unterstützung des politischen Zionismus`
  • der christliche Zionismus: Christliche Unterstützung des Zionismus und des Staates Israel
  • der synthetische Zionismus: Ideenkonstrukt Chaim Weizmanns; Verbindung zwischen dem politischen und dem praktischen Zionismus (siehe: J. H. Schoeps: Zionismus)

Aufgrund der verschiedenen Ansätze ist der Begriff des Zionismus heute missverständlich geworden und wird sehr unterschiedlich verwendet. Die Siedlungspolitik während der Regierung der Likud-Partei (1977-1992) und die radikale Gush Emunim Bewegung stützen sich auf zionistische Argumentationen, wenngleich ihre Vorgehensweise nicht als stellvertretend für den Zionismus im Allgemeinen gehalten werden kann. So ist die Integration von Immigranten in Israel in den Grenzen von 1948 für viele Israelis die eigentliche Fortsetzung der zionistischen Idee. Während der Amtszeit von Jitzhak Rabin (1992-1996) standen zwar sicherheitstechnische Aspekte in den Vordergrund der Siedlungspolitik, jedoch nahm nach 1996 mit der erneuten Machtübernahme der Likud-Partei die expansorische Politik wieder zu. Gleichzeitig wächst aber in jüngerer Zeit auch innerhalb Israels die Kritik an der Besiedlung palästinensischer Gebiete. Unter Anderem engagiert sich beispielsweise die Gusch Schalom Initiative für eine Versöhnung mit dem palästinensischen Volk.

Kritik am Zionismus

Antizionisten verstehen den Zionismus generell als eine politische Strömung, die zu Lasten der Palästinenser eine Vergrößerung des israelischen Territoriums befürwortet. Vor allem in der arabischen, aber auch in der restlichen Welt gibt es Organisationen und Personen, die antizionistisch auftreten. Kritik an der jüdischen Besiedlung Palästinas folgt jedoch nicht zwangsläufig aus einer antizionistischen oder antisemitischen Grundhaltung heraus.

Insbesondere die Palästinenser und die arabischen Nachbarn Israels stellen das Existenzrecht des Staates Israel in Frage und beklagen die Vertreibung der Palästinenser aus ihren Siedlungsgebieten. Die daraus folgenden Spannungen schaukelten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts immer weiter auf und führten zum Nahostkonflikt.

Besonderes Aufsehen erregte im Jahre 1975 die Resolution 3379 der UN-Generalversammlung, in der Zionismus als eine Form des Rassismus bezeichnet wurde. Die Resolution wurde am 16. Dezember 1991 durch die Resolution 4686 von der UN-Generalversammlung mit 111 zu 25 Stimmen bei 13 Enthaltungen zurückgenommen. 1998 bezeichnete UN-Generalsekretär Kofi Annan die Resolution 3379 als einen Tiefpunkt in der Geschichte der Vereinten Nationen. Die vom Europarat eingesetzte Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) veröffentlichte im Jahr 2005 eine Studie über die Formen des heutigen Antisemitismus, in dem sie betonte, dass sich in der Behauptung, der Staat Israel sei "ein rassistisches Vorhaben", eindeutig Antisemitismus manifestiere.[1]

Der Zionismus ist bis heute eine Zielscheibe und Projektionsfläche für Verschwörungstheorien, dessen populärstes Beispiel die Protokolle der Weisen von Zion sind. Auf diese Protokolle berufen sich noch heute verschiedene islamistische Vereinigungen wie die Hamas.[2] Autoren wie Norman Finkelstein vertreten die Theorie, dass das Schlagwort „Zionismus“ von israelischen Parteien dazu benutzt würde, Israel in einem Dauerkriegszustand zu halten, um damit die eigene Macht zu festigen. Er geht so weit, den heutigen zionistischen Interessensgruppen eine Art Pakt mit den palästinensischen Terrororganisationen zu unterstellen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. A Working Definition of Anti-Semitism
  2. Matthias Küntzel: Sprache der Vernichtung

Literatur

Historische Dokumente

Geschichte

  • Nathan M. Gelber: Zur Vorgeschichte des Zionismus. Judenstaatsprojekte in den Jahren 1695-1845. Phaidon-Verlag, Wien 1927
  • Simha Flapan: Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit. (dt. Übers. aus dem Amerikanischen; engl. Originaltitel: The birth of Israel), Melzer Semit-Edition Neu-Isenburg 2005, ISBN 3-937389-55-5.
  • Michael Brenner: Geschichte des Zionismus. Orig.-Ausg., C. H. Beck Verlag, München 2002, ISBN 3-406-47984-7.
  • Walter Laqueur: Der Weg zum Staat Israel. Geschichte des Zionismus; 1. Aufl., Europa Verlag, Wien 1972, ISBN 3-203-50560-6.
  • Amnon Rubinstein: Geschichte des Zionismus. Von Theodor Herzl bis Ehud Barak. Dt. Erstausg., Dt. Taschenbuch-Verl., München 2001, ISBN 3-423-24267-1
  • David Vital, The Origins of Zionism, Clarendon Press, 1980
  • David Vital, Zionism: The Formative Years, Clarendon Press, New Edition 1989
  • David Vital, Zionism. The Crucial Phase, Oxford University Press, 1988
  • M. Kühntopf, Juden, Juden, Juden. Jüdische Chronik ... , 3 Bände (Bd. 1: bis 1862; Bd. 2: 1862-1909; Bd. 3: 1909-2007), Norderstedt 2008

Deutsche Juden und Zionismus

Nahostkonflikt

  • Sami Hadawi: Bittere Ernte. Palästina 1914-1967 2. Aufl., Verl. für Zeitgeschichtliche Dokumentation, Rastatt 1977, Palästina Monographien, Bd. 5, ISBN 0-940793-76-8.
  • Rudolf Hirsch: Exil in Palästina; in: Ludwig Hoffmann u.a. (Hrsg.): Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933 - 1945; Bd. 5: Exil in der Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina. 2. erweit. Aufl., Reclams Universal-Bibliothek, Leipzig 1987, S. 605-670, ISBN 3-379-00229-1.
  • Raid Sabbah: Der Tod ist ein Geschenk: die Geschichte eines Selbstmordattentäters. Droemer Verlag, München 2002, ISBN 3-426-27297-0.

Einzelthemen

  • Philipp Theisohn: Die Urbarkeit der Zeichen. Zionismus und Literatur - eine andere Poetik der Moderne. Metzler Verlag, Stuttgart u. Weimar 2005, ISBN 3-476-02072-X. (Dissertation a.d. Universität Tübingen, 2004)

Diskussion


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