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Diskussion:Kommunistische Partei Deutschlands

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Januar 2005 um 15:02 Uhr durch Felixkrull (Diskussion | Beiträge) (Verfassungsmäßigkeit der KPD während der Weimarer Republik). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hm, ich hätte da noch ein paar dinge zu bemängeln:

  • die KPD initiierte die Aufstände weniger um der Weltrevolution willen als vielmehr als Reaktion auf die Bedrohung durch die Angriffe reaktionärer und faschistischer Gruppen auf die Republik. Siehe zum Beispiel Kapp-Putsch. Ich denke das sollte unbedingt erwähnt werden.
  • zur Sozialfaschismusthese muss unbedingt erwähnt werden das die SPD 1918/19 als es um die Option Parlamentarische Republik oder Räte Republik ging die Anhänger des letzteren (insbesondere die KPD, beziehungsweise deren Vorläufer) zusammenschießen liess und sich zu diesem Zwecke mit dem reaktionären Militär verbündete.

-- morni Jan 30 01:11 CET 2004


Seit wann ist der Kampf gegen eine faschistische Diktatur skrupellos und warum kann man zu der Epoche 33-45 nicht einfach faschistische Diktatur sagen sondern muss das in Anführungszeichen setzen??? morni
"skrupellos" sollte in einer Enzyklopädie wirklich mit Vorsicht verwendet werden.
Bei Faschismus denke ich an Italien. "Nazis" wäre besser, oder?
Werde es ändern.
--zeno 22:12, 27. Jan 2004 (CET)
Ich bin zufällig über "letzte Änderungen" auf die diskussion gestoßen:
Ob der begriff faschismus nur auf sogenannte "massenbewegungen" wie in italien zutrifft oder auch z.b. auf nazi-deutschland - darüber kann man unterschiedlicher meinung sein, also vermeiden wir hier sicherheitshalber den begriff.
Aktuell fand ich im artikel den begriff "nationalsozialistische Diktatur" - m.E. noch "fälscher".
Auch wenn ich mit "national" wenig anfangen kann - ich bin nicht bereit dieser bande diesen begriff zu überlassen ( gab ja auch etliche deutsche opfer ) - und "sozialistisch" ???
Um es kurz zu machen, ich habe das ganze in "Nazi-Diktatur" geändert.
mfg Wzwz 23:20, 27. Jan 2004 (CET)
Aber bitte, die Partei nannte sich halt "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei", und sie werden Nationalsozialisten genannt, Nazi ist nur ein Kurzwort für genau das gleiche. --zeno 23:24, 27. Jan 2004 (CET)

Hallo Sebastian ! Erklär mir doch bitte deine Aussage : die KPD und die DKP hatten nichts miteinander zu tun. Die DKP hatte weitgehend dieselben Ziele wie die KPD. Außerdem erhielt sie einen größeren Teil ihrer Finanzierung direkt aus der DDR. Die DKP wurde nur deswegen nicht so schnell verboten, weil sie keine wirkliche Bedrohung der BRD darstellte und deren Mitglieder leichter beobachtet werden konnten, wenn sie einer nicht verbotenen Partei angehörten. Benutzer:rho

Ich denke, dass diese Aussage so zu unterstützen ist, da die KPD und DKP ja nur dann wirklich etwas miteinander zu tun hätten, wenn eine rechtliche Beziehung zu erkennen sei. Denn nur aufgrund der angestrebten kommunistischen Gesellschaftsordnung lässt sich meiner Ansicht nach noch kein Zusammenhang ausmachen. Die SPD und die CDU haben ja auch beide die Demokratie als Grundlage ihrer Parteiprogramme, haben aber doch nichts miteinander zu tun. -- Gruß raz

Kriegt man "Es wird heute manchmal so dargestellt [...] Die KPD strebte aber [...]" vielleicht etwas neutraler hin? Das mag ja alles richtig sein, das Ziel der Wikipedia ist es aber bestimmt nicht, vor ideologischer Verblendung zu bewahren. Und den größten Teil des Artikels verschiedene Positionen zum KPD-Verbot darzustellen, ohne dass klar wird, wer welche vertritt, erscheint mir unangemessen.

Ich habe deshalb, obwohl ich die Verbotsgründe für Vorwände halte, versucht, das Ganze neutral(er) zu formulieren. Benutzer:WRomey

"Sie brachte im Kampf gegen die faschistische Diktatur von 1933 bis 1945 große Opfer." ist mir nicht neutral genug, weil man das beliebig auslegen kann. Fakten, die diese großen Opfer belegen und vergleiche mit Opfern anderer Parteien oder Organisationen wären hier angebrachter. --Coma


Zumindest ab 1968 ist die Darstellung unhaltbar, weil der Autor den Bemühungen verschiedener rivalisierender Gruppierungen, sich als Erben der von einer mythischen Aura umgebenen KPD darzustellen, auf den Leim geht. Natürlich behaupten diese Gruppen alle, sie stünden für die wahre Tradition Ernst Thälmanns und Wilhelm Piecks.

Wenn man sich aber nicht auf ideologische Sektenstreitigkeiten einlässt, dann ist festzustellen: Das tatsächliche Erbe der KPD hat 1968 die DKP angetreten. Zwar musste diese sorgfältig darauf achten, nicht als Nachfolgeorganisation der verbotenen KPD zu erscheinen. Deshalb hat die DKP auf Programmbegriffe wie "Marxismus-Leninismus" und "Diktatur des Proletariats" verzichtet und Ersatzformeln dafür gefunden. In Westdeutschland hat aber bereits die KPD nach 1945 de facto einen sehr gemäßigten Kurs eingeschlagen. So verweigerte sie 1949 dem Grundgesetz die Zustimmung, weil es die Teilung Deutschlands besiegelte, aber kündigte zugleich an, das Grundgesetz zu verteidigen. Die DKP hat diese moderate Linie der KPD der Nachkriegszeit übernommen, wobei sie sich bloß dadurch in Widersprüche verwickelte, dass sie sich einerseits auf das Grundgesetz berief, andererseits aber Staaten wie die DDR als Vorbilder betrachtete, deren politisches System den Normen des Grundgesetzes widersprach. Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang, dass die KPD die 1948 von Stalin nach dem Bruch mit Jugoslawien angeordnete Säuberung der kommunistischen Parteien von angeblichen "Titoisten" nur sehr zaghaft, widerwillig und behutsam durchführte; dies ist ein Beispiel dafür, dass die KPD nach der Erfahrung der verheerenden Folgen einer sektiererischen Politik, die die Machtergreifung Hitlers begünstigte, zu großer Vorsicht und Mäßigung neigte. Für die Kontinuität von KPD und DKP spricht insbesondere die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Mitglieder der illegalen KPD in die DKP eintrat.

Allerdings existierte die KPD im Untergrund formell noch einige Zeit weiter. Das war eine Sicherheitsmaßnahme zum Schutz der DKP. Indem bei internationalen Treffen kommunistischer Parteien aus der BRD Delegationen von KPD und DKP auftraten, sollte deutlich gemacht werden, dass die DKP nicht die Nachfolgeorganisation der KPD ist. Das war natürlich mit der KPdSU und der SED abgestimmt.

Kader, die die Gründung der DKP und überhaupt die Politik der Sowjetunion nach 1956 ablehnten, waren in der KPD eine winzige Minderheit. Zu ihnen gehörten Ernst Aust und Willi Dickhut - letzterer wurde Mitte der 60er Jahre aus der KPD ausgeschlossen -, die am 31. Dezember 1968 - exakt fünfzig Jahre nach der Gründung der KPD - die KPD/ML gründeten. Wenn heute eine aus der KPD/ML hervorgegangene Restgruppe, die sich KPD nennt, behauptet, das sei eine Neukonstituierung der alten KPD gewesen, ist das schlicht Mythenbildung zur Selbstlegitimation. Tatsächlich entstanden in den 60er Jahren, nach dem Bruch zwischen China und der UdSSR, weltweit an China orientierte Parteien mit dem Namenszusatz "ML", durch den sie sich als wahre "Marxisten-Leninisten" gegen den "Verrat" der sowjetischen "Revisionisten" nach dem Tode Stalins darstellten. Zwischen den KPD/ML-Gründern Aust und Dickhut kam es allerdings bald zum Zerwürfnis. Dickhut gründete dann den Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD), aus dem 1982 die MLPD hervorging. Die MLPD behauptet, nach der "Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion" durch die "Chruschtschow-Revisionisten" habe die KP Chinas unter der Führung Mao Zedongs die richtigen Lehren daraus gezogen und richtungsweisende revolutionäre Erfahrungen gesammelt, während es sich bei der DDR um "bürokratischen Kapitalismus" gehandelt habe. Willi Dickhut und der von ihm eingesetzte MLPD-Vorsitzende Stefan Engel hätten mit der "Lehre von der Denkweise" die Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao "schöpferisch weiterentwickelt". Auch in China aber habe die trotz der Kulturrevolution ungenügende Entwicklung der "proletarischen Denkweise" schließlich die Machtergreifung der Revisionisten ermöglicht.

Während die meisten Mitglieder und Sympathisanten der illegalen KPD in die DKP gingen, schlossen sich der KPD/ML vorwiegend Jugendliche und Studenten an. Mit der historischen KPD hatte also die KPD/ML weniger zu tun als die DKP. Die KPD/ML erlebte in der Anfangszeit einige Spaltungen, nur mit Mühe konnte Ernst Aust die Organisation wieder in den Griff bekommen.

1970 entstand in West-Berlin, gegründet von ehemaligen Aktivisten des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, eine weitere maoistisch orientierte Partei, die sich KPD nannte. Diese KPD war, wie ehemalige Mitglieder später eingestanden, in hohem Maße ein Kunstprodukt, eine Inszenierung von Intellektuellen. Mit der alten KPD hatte sie überhaupt keine Verbindungen. Mitte der 70er Jahre bemühten sich die KPD/ML und die andere maoistische KPD, wohl auf Ermahnungen der chinesischen Führung, um eine Vereinigung, was aber an unüberbrückbaren Differenzen scheiterte.

Der Unterschied zwischen der DKP und den maoistischen Konkurrenzparteien bestand zum einen darin, dass die DKP sich in der Tradition der Nachkriegs-KPD eher gemäßigt gab und insbesondere die Zusammenarbeit ("Aktionseinheit") mit Sozialdemokraten anstrebte, während die Maoisten eher an die Linie der KPD Ende der 20er Jahre anknüpften, also eine besonders "linke" Rhetorik pflegten und zum Aufbau einer organisierten revolutionären Opposition in den Gewerkschaften aufriefen - was die DKP immer als "Spaltertum" verurteilte. Die DKP strebte danach, im Bündnis mit Sozialdemokraten und anderen "fortschrittlichen und demokratischen Kräften" auf parlamentarisch-reformerischem, verfassungstreuem Weg eine "antimonopolistische Demokratie" als Zwischenstadium des Übergangs zum Sozialismus zu errichten, während die Maoisten dieses Konzept als "revisionistisch" verwarfen und die bewaffnete Revolution propagierten. Zum anderen waren die Maoisten der Meinung, die Führung der KPdSU habe nach dem Tode Stalins Verrat am Sozialismus begangen und in verdeckter Form in der UdSSR den Kapitalismus restauriert. Sie bezeichneten die Sowjetunion unter Breschnew als "sozialfaschistisch" und "sozialimperialistisch". Während die DKP - nicht zuletzt aufgrund ihrer materiellen Abhängigkeit - in absoluter Loyalität die DDR verteidigte, betrachteten die Maoisten Deutschland als ein von US-Imperialisten und sowjetischen Sozialimperialisten geteiltes und unterdrücktes Land, das SED-Regime müsse gestürzt werden. Der Kampf für die Befreiung und nationale Einheit Deutschlands sei Bestandteil des Kampfes für den Sozialismus. Von der Nachkriegs-KPD und der SED der Anfangsjahre übernahmen sie die auf nationale Einheit gerichtete Rhetorik. Die KPD/ML versuchte Ende der 70er Jahre sogar, eine illegale Sektion in der DDR aufzubauen, die aber schnell vom Staatssicherheitsdienst zersetzt und zerschlagen wurde. Ihre Mitglieder wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

1978, als Albanien sich von China lossagte, stellte sich die KPD/ML auf die Seite Albaniens und verwarf den Maoismus. In der feindseligen Haltung gegen die "sozialimperialistische" Sowjetunion stimmte die albanische Linie allerdings mit der chinesischen überein. Den albanischen Positionen folgend betonte die KPD/ML jetzt noch mehr die Bedeutung Stalins als "Klassiker" und verherrlichte den albanischen Parteichef Enver Hoxha. Die maoistische KPD dagegen schwenkte auf die Linie der neuen chinesischen Führung nach Maos Tod ein. 1980 gestand sie ihr Scheitern offen ein und löste sich auf; ihre Mitglieder gingen großenteils zu den Grünen. Danach legte die KPD/ML den Namenszusatz "ML" ab und nannte sich nur noch "KPD". Damit nahm sie zum einen den begehrten Namen KPD für sich in Anspruch. Andererseits distanzierte sie sich zunehmend von der auf der Verteidigung Stalins beruhenden "ML-Linie". Ernst Aust trat 1983 aus Gesundheitsgründen vom Parteivorsitz zurück, die Kontrolle über die Entwicklung der schrumpfenden Organisation war ihm längst entglitten. Die Partei begann eine Zusammenarbeit mit der trotzkistischen (!) Gruppe Internationale Marxisten (GIM), mit der sie sich 1986 zur Vereinigten Sozialistischen Partei (VSP) zusammenschloss. Eine der "marxistisch-leninistischen" (stalinistischen und albaniengläubigen) Linie treue Minderheit weigerte sich, diesen Schritt mitzuvollziehen. Diese Minderheit spaltete sich aber ihrerseits in mehrere Gruppen. Die größte davon ist heute die "KPD", die weiterhin die einst von Ernst Aust gegründete Zeitung Roter Morgen herausgibt. Sie hat sich nach 1990 (nachdem auch in ihrem sozialistischen Musterland Albanien das Regime zusammengebrochen war) vom bizarren Dogmatismus der Vergangenheit gelöst und bemüht sich um eine "wissenschaftlichere" Argumentation, mit der sie allerdings weiterhin, wenn auch zurückhaltenderer und reflektierterer Form, Stalin zu verteidigen versucht. Diese KPD hat keinen Parteistatus im Sinne des Parteiengesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Sie tritt beispielsweise generell nicht zu Wahlen an, womit sie eine Grundvoraussetzung für die rechtliche Behandlung als Partei nicht erfüllt. Im Jahr 2002 kam es zu zwei Abspaltungen: Zum einen gründete eine kleine Gruppe von Jugendlichen aus Gelsenkirchen und Berlin, die der KPD/Roter Morgen "revisionistische Entartung" (unter anderem ungenügende Verteidigung Stalins und Enver Hoxhas) vorwerfen, die Gruppe "Roter Oktober" mit dem Ziel, eine neue wahrhaft marxistisch-leninistische Partei aufzubauen. Anschließend trennte sich ein Kreis um den langjährigen Parteivorsitzenden Diethard Möller von der Partei. Der Versuch, gemeinsam mit ehemaligen MLPD-Mitgliedern durch eine Zeitschrift Arbeit Zukunft eine Plattform für einen neuen Organisationsaufbau zu schaffen, scheint im Sande verlaufen zu sein. - Daneben bestehen noch zwei andere KPD/ML-Restgruppen - eine in Lüneburg um den Apotheker Wolfgang Eggers und eine im Ruhrgebiet -, die offenbar aus wenigen Personen ohne jeden politischen Einfluss bestehen.

Eine weitere Organisation, die das wahre Erbe der KPD für sich in Anspruch nimmt, ist der 1974 von "Arbeiter-Basisgruppen" in München gegründete Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD, der heute noch existiert, jedoch wohl nur noch wenige Dutzend Mitglieder hat (die meisten davon in Bayern). Auch der Arbeiterbund trägt, obwohl einige seiner Kader über Einfluss in den Gewerkschaften verfügen, ähnlich wie die maoistische KPD der 70er Jahre stark den Charakter einer Inszenierung. Durch Imitation des Brecht- und Thälmann-Stils und mit Agitprop-Theateraktionen und Schalmeienkapellen nach Art der 20er und frühen 30er Jahre versucht der Arbeiterbund in artifizieller und seltsam pathetischer Weise das Fortbestehen einer längst untergegangenen Arbeiterbewegungskultur zu simulieren. Unfreiwillig und entgegen seinen Intentionen mutet der Arbeiterbund wie ein postmodernes Stil-Zitat an. Er schätzt die DKP als "revisionistisch" und "sozialdemokratisch" ein, da er aber die Zusammenarbeit mit den sozialdemokratischen "Klassenbrüdern" anstrebt, versucht er auch DKP-Mitglieder für gemeinsame Aktivitäten zu gewinnen. Ein 1996 abgespaltener Teil des Arbeiterbundes hat sich der DKP angeschlossen. Nach 1990 hat der Arbeiterbund im Unterschied zur DKP keine Ausdehnung seiner Organisation in die neuen Bundesländer betrieben, sondern er ruft im "Annexionsgebiet" zur Unterstützung der PDS auf. Der programmatisch angestrebte "Wiederaufbau" der wahren KPD ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden, vorerst geht es nur ums Überwintern, in der Hoffnung, dass eines Tages die KPD wie Phönix der Asche entsteigt.

Anfang 1990 wurde in der DDR eine neue KPD gegründet. Die Initiative ging von Kommunisten aus, die nicht die zur PDS gewandelte SED unterstützen wollten - allerdings aus ganz unterschiedlichen Motiven: Einige waren zuvor Oppositionelle, manche von ihnen waren aus der SED ausgeschlossen worden. Andere dagegen kritisierten die SED wegen ihres "Opportunismus", ihrer zu nachgiebigen Haltung gegenüber "konterrevolutionären" Tendenzen und wollten mit der "revisionistischen" PDS nichts zu tun haben. Das Gesuch des entmachteten und aus der SED-PDS ausgeschlossenen Erich Honecker um Aufnahme in die neue KPD rief Kontroversen hervor. Der Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten sah vor, dass in der DDR entstandene Parteien im vereinigten Deutschland anerkannt werden. Das führte zu dem Paradox, dass eine in der alten BRD verbotene Partei geduldet werden musste. Ich bin allerdings nicht sicher, ob diese Ost-KPD den Parteienstatus im Sinne des Parteiengesetzes hat. Sie tritt jedenfalls öfters zu Wahlen an, teilweise in Bündnissen mit der DKP, mit der sie sich trotz ideologischer Differenzen um Kooperation bemüht. In der Ost-KPD, die wenige hundert Mitglieder (überwiegend im Rentenalter) hat, setzte sich spätestens ab Mitte der 90er Jahre eine extrem dogmatische, stalinistische Linie durch, Kritiker dieses Kurses wurden aus der Partei gedrängt. Die Ost-KPD stellt sich in die Tradition der KPD und SED. Durch die Herausgabe einer Zeitung namens Die Rote Fahne mit dem Originalkopf der von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegründeten gleichnamigen KPD-Zeitung versucht sie die historische Kontinuität besonders zu betonen. Sie verteidigt die DDR, wobei sie allerdings die Auffassung vertritt, dass "revisionistische" und "opportunistische" Fehler zur Destabilisierung beigetragen hätten. Kommunisten müssten deshalb besonders die Lehren von Stalin befolgen, der erfolgreich den Sozialismus aufgebaut habe, während sich unter seinen Nachfolgern Erscheinungen der Fäulnis einstellten. Besonders eng fühlt sie sich mit Nordkorea verbunden, von dessen politischer Führung sie finanzielle Zuwendungen erhält. Auch China und Vietnam werden, obwohl sich dort längst ein Kapitalismus unter staatlicher Kontrolle entwickelt hat, als "sozialistische Bruderländer" angesehen, die nicht kritisiert werden dürfen. Mit der DKP möchte die Ost-KPD zusammenarbeiten, wirft aber deren Führung "Revisionismus" und "Opportunismus" vor, was unter anderem daran festgemacht wird, dass die DKP Stalin nicht verteidigt. Vor einigen Jahren unternahm die Ost-KPD den Versuch, gemeinsam mit anderen an Nordkorea orientierten Splitterparteien eine neue "Internationale" zu gründen, was aber scheiterte.

Fazit: Kommunisten haben ihre eigene Geschichtsmythologie produziert, in der sie die Resultate von mehr oder weniger zufälligen historischen Entwicklungen und insbesondere von innerparteilichen Machtkämpfen als Ausdruck von "Gesetzmäßigkeiten" interpretieren und sich selbst als direkte Nachfahren in einer von Marx und Engels über Lenin und die Oktoberrevolution bis in die Gegenwart reichenden "Erfolgs"-Geschichte darstellen - auch wenn der "Bund der Kommunisten" von Marx und Engels und die von Stalin brutal "gesäuberte" KPdSU sehr wenig miteinander gemein hatten. Dabei wird jede nüchterne Betrachtung zu der Feststellung gelangen, dass schon die von Ernst Thälmann geführte, bedingungslos auf den Kurs der Sowjetunion als "Vaterland der Werktätigen" eingeschworene KPD des Jahres 1929 nicht mehr dieselbe Partei war wie die, welche Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zehn Jahre zuvor gegründet hatten, denn Thälmann konnte die Stalin-Linie in der KPD nur durchsetzen, indem er Andersdenkende aus der Partei entfernte. In der stalinistischen Parteigeschichtsmythologie wurden die in den Machtkämpfen Unterlegenen jeweils als "Verräter", "Agenten" und "Abweichler" von der "richtigen" Linie dargestellt. Die KPD musste ab 1956 in der Illegalität arbeiten, aber sie konnte im Untergrund regelrechte Clan- und Sippenstrukturen aufbauen, an die nach 1968 die DKP anknüpfen konnte. Personell und inhaltlich ist von allen seither in Westdeutschland entstandenen kommunistischen Organisationen die DKP diejenige, die eindeutig die größte Kontinuität zur KPD der 50er Jahre aufweist. Demgegenüber waren die verschiedenen maoistisch orientierten Gruppen, die nach 1968 Zulauf vor allem unter Studierenden und Auszubildenden fanden, eher Retorten-Parteien, die die ihnen tatsächlich fehlende historische Tradition vor allem durch Stilzitate aus den späten 20er Jahren zu simulieren versuchten. Die 1990 in der DDR entstandene Ost-KPD schließlich sucht sich in eine Traditionslinie KPD -> SED -> KPD zu stellen. Tatsächlich ist die KPD Geschichte, keiner der vielen Wiederbelebungsversuche kann jenseits der jeweiligen fraktionellen Mythologie Glaubwürdigkeit und Erfolgschancen beanspruchen.

Literaturempfehlung

Georg Fülberth: KPD und DKP 1945-1990, Heilbronn 1990 (vergriffen, leider nur in Bibliotheken verfügbar)


Könnte man nicht eine Kurzfassung der auf dieser Diskussionseite stehenden Abhandlung in den eigentlichen Artikel einarbeiten?~


Dieser lange Text finde ich ist eine ganz gute Darstellung, von dem man aus sicher weiter arbeiten sollte(auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin).

Meiner Ansicht nach sollte der Artikel KPD in mehrere Teile gespalten werden: a) KPD von der Weimarer Republik bis zum Verbot 1956 und teilsweise die illegalen Aktivitäten bis zu den Neugründungen ende der 60er. b) je ein Artikel für alle sich KPD nennenden Gruppen in der BRD c) illegale KPDs in der DDR (soweit nicht Anhängsel von BRD-Gruppen)

Eine solche Strukturierung verhindert, dass man bis alle Ewigkeit diskutiert, wer die "richtige" KPD ist.

212.238.215.149 15:47, 16. Jul 2004 (CEST)

Neugründungen

Ich habe den Bereich "Neugründungen" mal Neustrukturiert und nur kurze Anmerkungen zu den einzelnen Gruppen stehen lassen. Der Rest gehört in Artikel zu den jeweiligen Organisationen (wo er bei DKP, KPD/ML und MLPD ja auch ist).

Die PDS-Geschichte gehört IMHO auch eher zu dem Artikel. Wie seht ihr das?

Löschungen

Die anderen kommunistischen Parteien in der BRD wie PDS, DKP etc. haben für den Artikel der KPD keinerlei Relevanz.

Entstehung und Weimarer Zeit

  • Ich habe den Anfangsteil klarer abgegrenzt als Entstehungsgeschichte (von Gruppe Internationale über Spartakus zur KPD-Gründung im Kontext der Novemberrevolution).
  • Zur Weimarer Zeit fehlen noch ein bisschen die Klarhiet und auch die Hintergründe für die vielen Richtungsstreitigkeiten. Dafür ist als Lektüre ganz hervorragend zu empfehlen: Wolfgang Abendroth, Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung, Band 1: Von den Anfängen bis 1933.
  • Ich würde auch die Zeitabschnitte etwas anders einteilen (1918-1923/ -1929/ -1933/ -1945), um die Zäsuren klar zu machen.
  • Für die Nachkriegszeit scheint mir der obige lange Kommentar bestens geeignet, - allerdings wüsste man gern von wem und woher er stammt. Außerdem soll hier ja nicht der Ártikel K-Gruppen gedoppelt werden. Wer also vertrat seit 1968 die "wahre" Kommunistische Partei in Deutschland, und gab es die eine Wahrheit überhaupt noch? Waren nicht die Bedingungen im Spätkapitalismus ganz andere geworden, so dass im Grunde sämtliche Konzepte, ob von Engels, Lenin oder Mao, ihren Realitätsbezug weitgehend verloren hatten? Grundsatzfrage!

Werde mein Wissen und auch Sprachgefühl hier nach und nach einbringen und auch versuchen, die Inhalte mit den bestehenden Artikeln im Umfeld abzugleichen und abzustimmen: Novemberrevolution, Weimarer Republik (Geschichte Deutschlands), SPD, Friedrich Ebert, USPD, Spartakusbund, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Kommunismus, Leninismus, Stalinismus, Internationalismus usw.

  • Gibt es eigentlich ein Portal "Arbeiterbewegung" für diesen Themenbereich? Wär das nicht ein lohnendes Projekt?

Rote undogmatische Grüße, --Jesusfreund 07:10, 5. Jan 2005 (CET)

Nochmal Neugründungen

M.E. sollte, außer einem Verweis auf K-Gruppe, höchstens die Organisationen erwähnet werden, die überhaupt beanspruchten, in Tradition der KPD zu stehen. --Pjacobi 17:50, 6. Jan 2005 (CET)

Das waren ja schon einige. Man muss sich deren Inhalte anschauen, sonst kommt man unvermeidlich zu Fehleinschätzungen. Werde wohl erstmal K-Gruppen klären und hier bis 1933, später dann auch nach 1945. --Jesusfreund 19:05, 6. Jan 2005 (CET)

Habe die Charakteriesierung "stalinistisch" bei der KPD/AB weggenommen, sie hat "maoistisch" begonnen, und ihr späterer "stalinismus" ist auch nicht mehr das was er mal war. 212.238.215.149 00:58, 19. Jan 2005 (CET)

Diskussion aus dem Review

  • Und für die Hardcore-Kommunsiten gleich noch was richtig fettes. Als nicht mehr existente Partei sollte es doch möglich sein, diesen Artikel "fertig" zu schreiben, die Grundlage erscheint mir (als Geschichtslaien) lohnend. Bilder wären sicher noch machbar -- Achim Raschka 00:10, 4. Jan 2005 (CET)
Zur Weimarer Zeit könnte man sicher was ergänzen (z.B. ihre Rolle bei der Reichspräsidentenwahl)--G 23:36, 7. Jan 2005 (CET)

Das stimmt und wurde auch schon begonnen. Auch zum Verhalten der restlichen KPD-Kader im 3. Reich, besonders nach dem Hitler-Stalin-Pakt wäre was zu ergänzen. Und die Einteilung der Geschichtsabschnitte müsste man dann den tatsächlichen Zäsuren bei der KPD anpassen. Wünschenswert wäre ein möglichst klares Bild von der Parteigeschichte und Erklärung für die ideologischen Kurswechsel. Ich werde das nach und nach versuchen, sobald ich dafür Zeit finde. --Jesusfreund 05:04, 9. Jan 2005 (CET)

Verfassungsmäßigkeit der KPD während der Weimarer Republik

In der Einleitung dieses Wikipedia-Artikels heißt es:

"KPD [...] versuchte während der Weimarer Republik, im Rahmen der verfassungsmäßigen Möglichkeiten auf sozialistische Produktionsverhältnisse hinzuwirken."

Bitte um Auflistung, welche Verfassungsartikel diese "Verfassungsmäßigkeit" belegen; insbesondere jene, die einen *gewaltsamen Umsturz* zur Erlangung dieses Ziels rechtfertigen. Im übrigen umfassten die Ziele der KPD auch die Errichtung der "Diktatur des Prolteriats". Bitte auch hierfür die entsprechenden Verfassungsartikel der Weimarer Verfassung vorlegen.

[Mir fehlt ingesamt in dem Artikel der - in der Geschichtsforschung wohl unumstrittene - Aspekt der *Destabilisierung* der Weimarer Republik durch die KPD. Die KPD war ihrer Natur nach eine Gegnerin der parlamentarischen Demokratie, ebenso wie sie eine Gegnerin der republikanischen Prinzipien der Gewaltenteilung war.]

--Felixkrull 14:02, 30. Jan 2005 (CET)