Zum Inhalt springen

OpenType

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Januar 2005 um 09:18 Uhr durch Jirret (Diskussion | Beiträge) (Andere Smartfont-Techniken: Typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

OpenType ist eine von Microsoft und Adobe entwickelte Computer-Schrifttechnik, welche die Möglichkeiten von TrueType- und Postscript-Schriften in gleicher Weise ergänzt. Eine solche fortgeschrittene Schrifttechnik wird vorausgesetzt zur korrekten Darstellung vieler Schriftsysteme nach dem Unicode-Standard, dem OpenType-Schriften folgen. Hierzu werden den Schriften Tabellen hinzugefügt, die natürlich auch vom jeweiligen Anwendungsprogramm bzw. Schrift-Interpreter (Rasterizer) umgesetzt werden müssen. OpenType verändert die Darstellung, nicht aber die zugrundeliegende Kodierung.

OpenType-Schriften, die intern TrueType-Konturen enthalten, haben die Dateiendung .ttf, solche auf Postscript-Basis (CFF-Format) haben die Dateiendung .otf. OpenType-Schriften sind im selben Dateiformat unter Windows, Apples Mac OS X und in zunehmendem Maße auch unter Linux verwendbar. Wenn auch bislang eine volle Unterstützung von OpenType-Features auf keiner Platform zu finden ist, funktionieren die Schriften wenigstens als Unicode-Schriften, die einen Zeichensatz von maximal 65536 Glyphen umfassen können. Hierbei erlauben Schriften, die intern im TrueType-Format gespeichert sind, auch die Zuweisung mehrerer Codes zu einer Glyphe, z.B. als A (U+0041), Alpha (U+0391) und kyrillisches A (U+0491).

Einige Beispiele für OT-Features

Ligaturen

Sonderformen für Großschreibung

Sprachspezifische Varianten

Sonstige Varianten

Während es sich bei den Beispielen lediglich um typographische Varianten handelt, gibt es viele Situationen, in denen der Einsatz einer sogenannten "Smartfont"-Technik wie OpenType zur Erstellung von Texten unerläßlich ist. Fast alle von der Brāhmī-Schrift abgeleiteten Schriften wie z.B. Devanāgarī, Tibetisch, Khmer und Tamilisch kennen komplexe Regeln für den Einsatz stellungsbedingter Buchstabenformen und Ligaturen. Urdu wird mit verbundenen Buchstaben wortweise von rechts oben nach links unten geschrieben. Auch die korrekte Plazierung diakritischer Zeichen sowie deren theoretisch unbegrenzte Stapelung über und unter Buchstaben wird mit OpenType ermöglicht.

Die meisten namhaften Anbieter haben ihre Schriften schon weitgehend auf OpenType umgestellt. Die OpenType-Fähigkeiten der Anwendungsprogramme aber lassen derzeit (Jan. 2005) noch viele Wünsche offen. Microsoft Office beherrscht die Handhabung komplexer Schriften, bidirektionales Schreiben, und für die lateinische Schrift immerhin die korrekte Diakritikaplazierung. Ersetzungen von Zeichen wie in den oben gezeigten Beispielen bieten unter Windows und auf neueren Apple Computern lediglich einige professionelle Programme von Adobe sowie alle Programme, die unter Mac OS X das Textsystem von Cocoa nutzen.

OpenType ist zwar ein eingetragenes Warenzeichen von Microsoft, die Technik aber darf uneingeschränkt auf andere Betriebssysteme übertragen werden. So bietet auch der Texteditor von Apples Mac OS X ein gewisses Maß an OpenType-Unterstützung, und das leicht portierbare Open Source Projekt FreeType eröffnet Entwicklern die Möglichkeit, vollen Zugriff auf die OpenType-Features von Schriften in ihre Programme zu integrieren. Hiervon profitieren in zunehmendem Maße insbesondere Linux-Anwendungen. Weiterhin kann OpenType- Unterstützung mit den Programmibliotheken ICU (International Components for Unicode), Pango, einem Nebenprodukt von GTK und GNOME und QT in Anwendungen eingebunden werden.

Andere Smartfont-Techniken

Außer OpenType gibt es zwei weitere Schrifttechniken, die für ähnliche erweiterte typographische Möglichkeiten konzipiert sind. Ihnen gemeinsam ist, daß sie außer Tabellen auch regelrechte Programme benutzen, und daß bislang für keine von ihnen komfortable Werkzeuge für Schriftentwickler existieren. Auch ihre Unterstüzung durch Anwendungssoftware ist derzeit noch wesentlich dürftiger als die für OpenType.

AAT (Apple Advanced Typography), die älteste Smartfonttechnik, ist OpenType bezüglich der typographischen Möglichkeiten überlegen. Hinsichtlich der Vielsprachigkeit aber hat OpenType eindeutig die Nase vorn. Aus urheberrechtlichen Gründen darf AAT nicht ohne weiteres auf andere Platformen übertragen werden.

Graphite, ein Open Source Projekt von SIL, wurde entwickelt für die Darstellung von Minderheitensprachen unter Windows. Für noch nicht in Unicode genormte Zeichen ist man nicht selten auf die sogenannte „Private Use Area“ (U+E000 – U+F8FF) als Zwischenlösung angewiesen. Die dort kodierten Zeichen sind in Unicode als Buchstaben klassifiziert (Lo = Letter, other). Anders als OpenType gestattet Graphite (wie auch AAT) eine abweichende Behandlung von PUA-Zeichen, beispielsweise als Diakritika. Für Graphite steht Worldpad, ein einfacher Texteditor zur Verfügung. SILA, ein um Graphite erweiterter Mozilla-Browser ist in Arbeit. Sehr frühe Versionen können getestet werden. Unter Linux steht eine Alpha-Version von OpenOffice mit Graphite-Unterstützung zur Verfügung. Eine spätere Portierung nach Windows ist geplant. Graphite wird von der UNESCO unterstützt.


minnan:OpenType