Große Moschee von Djenné
Die Große Moschee von Djenné gilt als eines der größten Lehmgebäude der Welt und wird von vielen Architekten für den Höhepunkt der sudanesisch-sahelischen Architektur gehalten, wenn auch das Bauwerk einen deutlichen islamischen Einfluß zeigt.
Die Moschee liegt in der Stadt Djenné, Mali in der Flussebene des Bani Flusses. Die erste Moschee an dieser Stelle wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Die heutige Moschee stammt jedoch im wesentlichen aus dem Jahr 1907. Sie ist nicht nur der Mittelpunkt der Stadt Djenne sondern auch eines der berühmtesten Bauwerke Afrikas. Gemeinsam mit der gesamten Stadt Djenné wurde sie von der UNESCO 1988 zum Weltkulturerbe erklärt.

Geschichte
Die große Moschee von Djenné unterscheidet sich von anderen westafrikanischen Moscheen dadurch, dass sie nicht an einem Platz errichtet wurde, der zuvor schon religiöse Bedeutung hatte. Auf dem Platz stand zuvor ein Palast. Die erste Moschee, die an dieser Stelle stand, war von Koi Kunboro im Jahre 1240 in Auftrag gegeben worden. Amadou Lobbo, der Djenné während des Tukulor Krieges eroberte, ließ diese Moschee 1834 zerstören. Er betrachtete diese Moschee, die auf Basis der ursprünglichen Palastgebäude errichtet wurde, als zu üppig und luxuriös. Der einzige Teil, der vom ursprünglichen Gebäude übrig blieb, ist die Umfassung, in der sich die Gräber der lokalen Führer befanden. Die Moschee wurde bis 1896 auf Basis des alten Designs wieder errichtet. Sie wurde für die neue Moschee jedoch wieder abgerissen.
Der Bau an der derzeitigen Großen Moschee begann 1906 und war wahrscheinlich 1907 oder 1909 abgeschlossen. Überwacht und geleitet wurde der Bau vom Vorsitzenden der Maurergilde, Ismaila Traoré. Zu diesem Zeitpunkt war Djenné Teil von Französisch Westafrika und die Franzosen haben möglicherweise politische und wirtschaftliche Unterstützung für die Errichtung der Moschee und der nahegelegenen Madrasa bieten.

Eine elektrische Verkabelung und sanitäre Einrichtungen sind mittlerweile in vielen Moscheen in Mali eingerichtet worden. In einigen Fällen wurden dabei die Oberfläche der Moscheen verkachelt worden. Dabei wurde das historische Erscheinungsbild und die strukturelle Integrität der Gebäude zerstört. Die Große Moschee von Djenné wurde zwar mit einem Lautsprecher-System ausgestattet, die Bürger von Djenné haben sich jedoch der äußeren Modernisierung des Gebäudes widersetzt. Die Große Moschee von Djenné ist für Nichtmuslimen nicht zugänglich, nachdem Modeaufnahmen auf dem Dach und im Gebetsraum gemacht wurden.
Das Gebäude
Die Wände der Großen Moschee bestehen aus sonnengetrockneten Lehmziegeln, die "ferey" genannt werden, aus einem Mörtel, der auf Lehm basiert und einem Verputz aus Lehm, dem das Gebäude seine regelmäßige Oberfläche verdankt. Die Wände sind zwischen 41 und 61 cm dick. Die Dicke ist abhängig von der Höhe der Mauer: höhere Wandteile werden dicker gebaut, damit die Basis in der Lage ist, die Mauer zu tragen. Palmzweige, die in den Mauern eingebracht werden, sollen helfen, Risse in der Wand durch die häufigen, sehr großen Schwankungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu vermeiden. Die Palmenzweige ragen aus der Mauer heraus und dienen als Gerüst für Reparaturen.
Die Wände isolieren das Gebäude gegen die Tageshitze, heizen sich tagsüber jedoch so auf, dass sie während der Nacht das Gebäude warm halten. Keramikrohre ragen über die Wände heraus und sorgen dafür, dass das Regenwasser nicht die Wände herabläuft. Die Gebetswand oder "quibla" der Großen Moschee ist ostwärts gegen Mekka ausgerichtet. Vor ihr liegt der Marktplatz der Stadt. Die Quibla wird durch drei große Minarette und achtzehn „buttresses“ überragt. Jedes Minarett enthält eine spiralförmige Treppe, die zum Dach des Minaretts führt und auf jedem Minarett sitzt eine konisch geformte Spitze, die mit einem Straußenei abschließt.
Die Hälfte der Moscheeanlage ist durch ein Dach bedeckt und stellt den eigentlichen Moscheeteil dar und die andere Hälfte wird als offene Gebetshalle genutzt. Das Dach der Moschee wird durch neunzig Holzsäulen gestützt, die in der inneren Gebetshalle stehen. Lüftungsschlitze im Dach sind mit entfernbaren Keramikziegeln bedeckt, die entfernt werden, wenn für eine bessere Luftzirkulation im Inneren Gebetsraum gesorgt werden soll. Die zweite, offene Gebetshalle liegt im Hof hinter dem überdachten Moscheeteil. Sie ist im Norden, Süden, Westen von Wänden umgeben, den östlichen Teil schließt der überdachte Moscheeteil ab. In den Wänden sind Arkaden eingelassen, die den inneren Hof umziehen.
Wasserschäden, vor allem Überflutungen, waren die größte Sorge des Baumeisters Traoré, als er die Moschee erbaute. Die jährliche Flut des Bani Flusses lässt Djenné zu einer Insel werden und ungewöhnlich große Fluten überfluten auch Teile der Stadt. Traoré ließ deshalb die Moschee auf einer Anhebung von 5.625 Quadratmeter errichten. Bislang blieb die Moschee auch von den schwerwiegendsten Überschwemmungen verschont.
Kulturelle Bedeutung
In einem jährlichen Fest wird die Moschee gemeinschaftlich von den Einwohnern von Djenné repariert. Musik und Essen spielt eine große Rolle während dieses Festes, aber das hauptsächliche Ziel ist die Reparatur der Moschee. Die Moschee nimmt während der jährlichen Regenperiode Schaden und Risse in den Mauerteilen treten aufgrund von Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur auf. In den Tagen vor dem Fest wird der Lehmverputz, der für die Reparatur benötigt wird, in Gruben vorbereitet. Der Lehmverputz muß über mehrere Tage mehrmals umgerührt werden. Diese Aufgabe fällt gewöhnlichen den Jungen zu, die im vorbereiteten Lehmverputz spielen und ihn dabei umrühren. Die Frauen und Mädchen tragen das Wasser zu den Gruben und versorgen während des Festivals die Männer damit, die auf den Gerüsten arbeiten.
Das Festival beginnt mit einem Wettrennen unter den Männern, die den Lehmverputz von den Gruben zu der Moschee bringen. Dort klettern die Männer auf das Gerüst aus den Palmenzweigen, dass in die Wände eingelassen ist und verschmieren den Verputz auf die Oberfläche der Moschee. Mitglieder der Zunft der Maurer leiten die Arbeiten. Die älteren Gemeindemitglieder, die schon viele Male an dem jährlichen Festival mitgearbeitet haben, sitzen derweil auf einem Ehrenplatz auf dem Marktplatz und beobachten das Geschehen.
Die Große Moschee von Djenné war im Mittelalter eines der wichtigsten islamischen Zentren. Tausende von Studenten kamen hierher, um den Koran hier zu studieren. Auch wenn es zahlreiche Moscheen gibt, die älter sind als die heutige Moschee von Djenné ist diese Moschee doch eines der wichtigsten Symbole sowohl der Stadt Djenné als auch des Staates Mali.