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Religion

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Religöse Symbole, von links nach rechts: Zeile 1: Christentum, Judentum, Hinduismus; Zeile 2: Islam, Buddhismus, Shinto; Zeile 3: Sikhismus, Bahai, Jainismus

Als Religion bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die menschliches Verhalten, Denken und Wertvorstellungen normativ beeinflussen. Religiöse Sinngebungssysteme stehen jenseits von naturalistischen Welterklärungen, indem sie sinnlichen Erfahrungen transzendente oder immanente Ursachen zuschreiben. Eine einheitliche wissenschaftliche Definition des Begriffs existiert nicht und wird aufgrund der Wertungsproblematik unter Wissenschaftlern auch nicht angestrebt. Sehr viele Religionen weisen jedoch gemeinsame Elemente wie die Kommunikation mit transzendenten Wesen im Rahmen von Heilslehren, Symbolsysteme und Rituale auf.

Die weltweit größten Religionen (auch: Weltreligionen) nach Anhängerzahl sind : Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Shinto, Daoismus, Sikhismus, Judentum, Konfuzianismus und Bahai. Siehe auch Liste der Religionen der Welt.

Mit der wissenschaftlichen Erforschung befassen sich insbesondere die Religionswissenschaft, die Religionsgeschichte, die Religionssoziologie, die Religionsethnologie, die Religionsphänomenologie und die Religionsphilosophie.

Religionsgeschichte

Venus von Willendorf

Nachdem ältere Theorien wie die eines hominiden Bärenkultes heute als widerlegt gelten, andererseits aber die lange bezweifelten Datierungen jungpaläolithischer Höhlenmalereien und Musikinstrumente wesentlich erweitert und bestätigt wurden, hat sich ein wissenschaftlicher Konsens über den Beginn menschlicher Religionsgeschichte herausgebildet. Demnach werden Bestattungen und (später) Grabbeilgaben als frühe archäologische Zeichen religiösen Ausdrucks (Steinzeitliche Religionen) anerkannt, die sich ab etwa 120.000 Jahren v.Chr. im Mittelpaläolithikum sowohl bei Homo sapiens wie auch bei Homo neanderthalensis nachweisen lassen, bei Homo sapiens jedoch bald komplexere Formen von frühen Kunstwerke, aufwändigen Grabstätten und herausgehobenen Bauwerken annahmen.

Ab ca. 40.000 v. Chr. – mit dem Auftreten künstlerischer Skulpturen, Malereien und Musikinstrumente – werden die Hinweise deutlicher. Welche religiösen Inhalte und Konzepte diesen Artefakten zuzuschreiben sind, ist noch nicht geklärt. [1]

Etymologie

Das Wort religio hatte im Lateinischen verschiedene Bedeutungen: „Gottesfurcht“, „Frömmigkeit“, „Heiligkeit“, aber auch „Rücksicht“, „Bedenken“, „Skrupel“, „Pflicht“, „Gewissenhaftigkeit“ oder „Aberglaube“. Die weitere Etymologie des Begriffs ist nicht mit Sicherheit geklärt. Religio ist kein Terminus altrömischer Religion. Die frühesten Belege für die Verwendung dieses Ausdrucks finden sich erst in den Komödien des Plautus (ca. 250-184 v. Chr.) und in den politischen Reden des Cato (234-149 v. Chr.).[2]

Nach Cicero (De Natura Deorum 2, 72; 1. Jh. v. Chr.) geht religio zurück auf relegere, was wörtlich „wieder auflesen, wieder aufsammeln, wieder aufwickeln“, im übertragenen Sinn „bedenken, Acht geben“ bedeutet. Cicero dachte dabei an den Tempelkult, den es sorgsam zu beachten galt. Neben oder gegen religio als gewissenhafte Einhaltung überlieferter Regeln stand superstitio für Formen religiöser Ekstase. Auch bei der Entlehnung ins Deutsche im 16. Jahrhundert wird Religion zunächst in diesem Sinne verwandt: In Abgrenzung amtskirchlicher Bibelauslegung und Kultpraxis gegenüber sogenanntem Aberglauben (siehe superstitio).[2]

Etwa 350 Jahre nach Cicero führte der christliche Apologet Lactantius (Divinae Institutiones 4, 28) dagegen das Wort religio zurück auf religare: „an-, zurückbinden“. Mögliche ursprüngliche Bedeutungen von „Religion“ sind demnach „frommes Bedenken“, die „Rückbindung“ an einen von Gläubigen an- bzw. wahrgenommenen universellen göttlichen Ursprung oder an sonstige Auffassungen von Transzendenz.[2]

Begriffsinhalt

Religion und Religiosität

Die Bezeichnung Religio bzw. religiosus wurde im Mittelalter vor allem für den Ordensstand benutzt. Diese Bedeutung hat der Begriff bis heute im römisch-katholischen Kirchenrecht. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren für das Wort „Religion“ die Bezeichnungen fides (Glaube), lex (Gesetz) und secta (Richtung, Partei) gebräuchlich. „Religion“ bezeichnete zunächst Lehren, die je nach Auffassung als richtig oder falsch betrachtet wurden. Erst nach der Reformation und insbesondere im Zeitalter der Aufklärung wurde ein abstrakterer Religionsbegriff geprägt, auf den die gegenwärtigen Definitionsansätze zurückgehen.

Friedrich Schleiermacher

Im Deutschen wird zwischen Religion und Religiosität unterschieden. Während Religion das religiöse Denken und die Organisation bezeichnet, bezieht sich Religiosität auf das subjetive Erleben. Vor allem in der Romantik wird die innere Haltung des frommen Individuums betont. Der Theologe Friedrich Schleiermacher schrieb in seinem Buch Über die Religion (1799): Religion ist nicht Metaphysik und Moral, sondern Anschauen und Gefühl. Religiöse Aktivitäten, wie Gebet oder Meditation aber auch die Sinneseindrücke und Symbolik von religiösen Zeremonien, können zu spirituellen Erfahrungen verhelfen.

Glauben

Die in sehr langen Traditionen entstandenen Welterklärungen und Anleitungen zur Lebensbewältigung werden in der westlichen Welt vor allem aufgrund christlicher, islamischer und humanistischer Traditionen häufig alternativ oder gar synonym mit der Kurzformel „Glaube“ zusammengefasst. Hierbei handelt es sich um die zumeist institutionalisierte und organisierte Annahme einer oder mehrerer persönlicher oder auch unpersönlicher transzendenter Wesen (z. B. Gottheiten, Geister, Ahnen) oder auch immanente Wesenheiten (z. B. das Göttliche, das All-Eine oder die Allseele) und/oder Prinzipien (z. B. Dao, Dharma) und/oder andere Vorstellungen, wie z. B. Nirvana und Jenseits.

Allerdings erfasst auch dieser Ansatz einer Definition mit Hilfe des Begriffs „Glaube“ nicht alle Religionen, da dieser Terminus in einigen Religionen nicht oder kaum existiert und damit nicht das eigentliche Merkmal dieser Religionen sein kann. So suchen manche Buddhisten Erleuchtung auf Basis eigener Erfahrung und Einsicht jenseits von unüberprüfbaren Annahmen, und im Judentum wird die halachische, religiös verdienstvolle Tat über die Bejahung bestimmter Glaubenssätze gestellt (Orthopraxie).

Begriffliche Problematik in Wissenschaft, Recht und Politik

Wichtig bei der Betrachtung der Herkunft der Begriffe Religion und Glauben ist die kritische Beobachtung der (ggf. ideologischen) Verwendung. Abgesehen von diesen etymologischen Unsicherheiten sind die Termini auch heute noch problematisch. Mit der europäischen „Entdeckung“ bisher in der so genannten Alten Welt unbekannter Kulturen wurde europäische Begriffe auf Sachverhalte angewendet, die zwar Ähnlichkeiten mit dem christlichen Religions- und Glaubenskonzept haben (zum Beispiel die rituelle Gottesverehrung), in mancher Hinsicht aber auch sehr gegensätzlich sein können (zum Beispiel im missionarischen Ausschließlichkeitsanspruch). Die meisten Sprachen kennen ursprünglich keine genauen Übersetzungen des Wortes Religion, häufig wird es in mehreren Begriffen umschrieben oder wurde neu geprägt, darunter auch ganze Eigenbezeichnungen wie z.B. die Religion Hinduismus.

Eine Folge ist, dass heute zwar viele verschiedene Religionen und Religionsformen bekannt und erforscht sind, jedoch eine umfassend anerkannte Definition aussteht und wahrscheinlich auch in Zukunft nicht existieren wird, vielleicht erkenntnistheoretisch auch nicht existieren kann.

Das Haus der Andacht in Neu-Delhi, Indien, ist der meistbesuchte Sakralbau der Bahai.

Ein beispielhaftes Problem im juristischen und politischen Rahmen stellt die Definition einer Gemeinschaft als anerkannte Religion bzw. Religionsgemeinschaft dar. Einige Religionen beruhen auf philosophischen Systemen, bei anderen ist die politische oder wirtschaftliche Orientierung oder die Spiritualität, verstanden als Zugang zu lehrmäßig kaum ausdrückbaren Erfahrungen, sehr ausgeprägt und wieder andere beanspruchen keine Exklusivität, sondern erlauben Mehrfachmitgliedschaften und Vermischungen (Synkretismus). Eine klare Abgrenzung etwa auf dogmatischer Basis ist daher nicht immer möglich, Überschneidungen finden sich in nahezu allen Religionen und insbesondere bei der Rezeption durch einzelne Menschen und Staaten.

Während in einigen Staaten, wie Saudi-Arabien und Nord-Korea keine Religionsfreiheit existiert, haben die meisten Länder ein unterschiedliches Maß an Handlungsspielraum für religiös praktizierende Individuen und Gemeinschaften, die sich selbst als Religionsgemeinschaften verstehen. So spricht z.B. der Iran den Bahai den Status einer Religion ab. In Indien wehren sich Sikhs gegen die gesellschaftliche und auch rechtliche Vereinnahmung als Hindus. Die Türkei betrachtet den Alevismus nicht als eigenständige islamische Gemeinschaft, unabhängig vom sunnitischen Islam der großen Mehrheit der Bevölkerung. In Deutschland ist Scientology bisher juristisch nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt und politisch sehr umstritten, während in den USA praktisch jede Gemeinschaft, die sich selbst als religiös bezeichnet – einschließlich aller genannten – als religious community mit entsprechenden Rechten gilt.

Wissenschaftliche Ansätze zur Definition von Religion

Immanuel Kant

Immanuel Kant formuliert 1793 in seiner religionsphilosophischen Schrift „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ seine Auffassung über eine Vernunftreligion. Er entwickelt eine philosophische Religionslehre, die das Prinzip des Bösen postuliert. Das Böse sei dem menschlichen Wesen innewohnend. Er geht von der Existenz Gottes und von der Unsterblichkeit der Seele aus. Gott lasse sich allerdings nicht beweisen. Laut Kant verfügt lediglich das Christentum, im Gegensatz zu anderen wie er meint veralteten und ritualisierten Religionen wie Judentum und Islam, über eine Lehre und Moral, die die Philosophie anerkennen kann. Konsequentes moralisches Handeln ist demnach nicht möglich ohne den Glauben an die Freiheit, die Unsterblichkeit der Seele und Gott. Daher ist die Moral das Ursprüngliche. Die Religion indes erklärt die moralischen Pflichten als göttliche Gebote. Also folgte die Religion dem bereits vorhandenen Moralgesetz. Um die eigentlichen menschlichen Pflichten zu finden, muss man das Richtige aus den verschiedenen Religionslehren herausfiltern. Rituelle Praktiken der Religionen lehnt Kant als „Pfaffentum“ ab.

Ludwig Feuerbach erklärt 1841 Religion als „das erste und zwar indirekte Selbstbewußtsein des Menschen. […] der Mensch vergegenständlicht in der Religion sein eignes geheimes Wesen.“ [3] Demnach betrachtet der religiöse Mensch alles, was er für wahr, richtig und gut hält, als selbständige Erscheinungen außerhalb seiner selbst. Diese selbständigen Erscheinungen kann sich der Mensch als Person in Einzahl oder Mehrzahl mit begrenztem oder unbegrenztem Wirkungsbereich vorstellen und demzufolge seine Begriffe vom Wahren, Richtigen und Guten als Bereichsgötter oder einzigen Gott benennen oder ohne Personifikation als Kräfte, Mächte, Wirkungen, gesetzmäßige Abläufe oder ähnlich bestimmen. Wie er das tut, richtet sich nach regionaler Entwicklung und Überlieferung. Folgerichtig anerkennt Feuerbach Religion nicht mehr als Welt deutendes, vielleicht alle Menschen verpflichtendes System, sondern als völkerkundliches Forschungsgebiet.

Karl Marx (1861)

Karl Marx bezeichnet 1844 in seiner Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie Religion als „das Opium des Volkes“, ein Ausspruch der zum Geflügelten Wort geworden ist. Nach Marx wird Religion als ein verkehrtes Weltbewußtsein von Staat und Gesellschaft produziert, weil in ihnen der Mensch von sich selbst entfremdet ist. „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes“ ist für ihn daher „die Forderung seines wirklichen Glücks“.[4]

Sigmund Freud erklärt Religion als Zwangsneurose. Er definiert sie als infantiles Abwehrverhalten. Der Urmensch habe die Naturkräfte personalisiert und zu schützenden Mächten erhoben. Somit helfen sie ihm in seiner Hilflosigkeit. Das zugrundeliegende Verhaltensmuster knüpft demnach an die frühkindliche Erfahrung des schützenden aber auch strafenden Vaters an. Das daraus resultierende zwiespältige Verhältnis zum Vater setze sich im Erwachsenenalter im Glauben fort. Der Mensch fürchte die Gottheiten und suche gleichzeitig ihren Schutz. Im Anschluss an Charles Darwin sieht Freud die Urhorde mit einem despotischen Stammesvater als Anführer, der über alle Frauen verfügen kann. Seine Söhne verehren ihn, fürchten ihn aber auch. Aus Eifersucht bringen sie gemeinsam den Urvater um. Daraus sei der Ödipuskomplex hervorgegangen. Das Schuldbewusstsein der gesamten Menschheit („Erbsünde“) sei somit der kulturbewahrende Anfang sozialer Organisation, der Religion sowie – damit zusammenhängend – sexueller Einschränkung.

Erich Fromm bildet eine weite, sozialpsychologische Definition von Religion als jedes von einer Gruppe geteilte System des Denkens und Handelns, das dem einzelnen einen Rahmen der Orientierung und ein Objekt der Hingabe bietet.

Der zeitgenössische deutsche Philosoph Peter Sloterdijk schreibt der Religion die Wirkung eines psychosemantischen Immunsystems zu. Im Zuge der kulturellen Entwicklung sei der Mensch offener aber auch verletzbarer geworden. Religion befähige den Menschen „Verletzungen, Invasionen und Kränkungen“ selbst zu heilen. Sloterdijk bezeichnet nicht Gott, sondern „das Wissen um Heilung als Realität, von der biologischen bis zu einer spirituellen Stufe“ als die Perle in der Muschel der Theologie.[5]

Religionssoziologische Ansätze

Ferdinand Tönnies
  • Nach Ferdinand Tönnies, einem Mitbegründer der Soziologie, ist die „Religion“ in der „Gemeinschaft“ das Äquivalent zur „öffentlichen Meinung“ in der „Gesellschaft“. Diese Abgrenzung versteht Tönnies als normaltypisch. Religion und öffentliche Meinung sind die jeweilige mentale Ausbildung von Gemeinschaft bzw. Gesellschaft (neben der politischen und der wirtschaftlichen). Da nach Tönnies in der „Gemeinschaft“ die Menschen sich als Mittel zum Zweck übergeordneter Kollektive verstehen, seien sie für große Opfer zugunsten einer höheren und geglaubten Instanz fähig – anders als „gesellschaftlich“ verbundene Menschen, die alle Kollektive als Mittel für ihre je individuellen Zwecke sähen, und sie utilitaristisch unterstützten oder bekämpften.[6] Doch haben „Religion“ und „Öffentliche Meinung“ starke Gemeinsamkeiten, etwa heftige Unduldsamkeit gegen Abweicher.[7]
Emile Durkheim
  • Nach Émile Durkheim, einem anderen Mitbegründer der Soziologie, trägt Religion zur Festigung sozialer Strukturen, aber auch zur Stabilisierung des Einzelnen bei. Sein „Religions“-Begriff ist somit ein funktionalistischer. Gemäß Durkheim ist die Religion ein solidarisches System, das sich auf Überzeugungen und Praktiken bezieht, die heilige Dinge beinhalten und in einer moralischen Gemeinschaft wie beispielsweise der Kirche, alle vereinen, die dieser angehören. Daraus ergeben sich drei Aspekte von Religion, die Glaubensüberzeugungen (Mythen), die Praktiken (Riten) und die Gemeinschaft, auf die diese bezogen sind. Durkheim bezeichnet unter anderen Faktoren den Glauben als ein Element der Macht, die die Gesellschaft über ihre Mitglieder ausübt. Zu den bemerkenswerten Aspekten des durkheimschen Religionsbegriffs gehört auch die Unterscheidung zwischen dem „Heiligen“ und dem „Profanen“ zugrunde[8], die es erlaubt, „Religion“ ohne den Bezug auf Gott, Götter oder übernatürliche Wesenheiten zu definieren.[9]
Max Weber
  • Max Weber, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts ausführlich mit dem Phänomen „Religion“ aus soziologischer Sicht befasste, unterscheidet zwischen Religion und Magie. Unter Religion versteht er ein dauerhaftes, ethisch fundiertes System mit hauptamtlichen Funktionären, die eine geregelte Lehre vertreten, einer organisierten Gemeinschaft vorstehen und gesellschaftlichen Einfluss anstreben. Magie dagegen ist nach Weber lediglich kurzfristig wirksam, gebunden an einzelne Magier oder Zauberer, die als charismatische Persönlichkeiten vermeintlich Naturgewalten bezwingen und eigene moralische Vorstellungen entwickeln. Diese Abgrenzung versteht Weber als idealtypisch. Reinformen sind selten, Überschneidungen und Übergänge werden konstatiert.[10] Weber erarbeitete umfangreiche theoretische Abhandlungen über die verschiedenen Religionen, insbesondere über die protestantische Ethik und führte empirische Studien zu der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung in protestantischen und katholischen Ländern durch.[11]
  • Niklas Luhmann ist einer der Begründer der soziologischen Systemtheorie, deren Grundlage in einer Unterscheidung zwischen System und Umwelt liegt. Die Umwelt bietet hierbei Möglichkeiten, die vom System durch Ausgrenzung und Auswahl genutzt werden können. Durch diesen Selektionsprozess wird die Umwelt in ihrer Komplexität eingeschränkt. Da jedoch sowohl das System als auch die Umwelt nach wie vor von hoher Komplexität geprägt sind, sind Vereinfachungen notwendig, die der Orientierung dienen. Religion kommt solch eine orientierende Funktion zu. Sie begrenzt ein Übermaß an Möglichkeiten und verhindert die beliebige Veränderung der Auswahl.[12]
  • In den 90er Jahren entstand die Rational Choice Theorie der Religionen. Als ihre Hauptvertreter gelten Rodney Stark[13], Laurence R. Iannaccone[14] und Roger Finke[15]. Diese Theorie besagt, dass Akteure ihre Handlungen nutzenorientiert wählen.[16] Annahmen dieser Theorie sind: der Akteur handelt rational durch Abwiegen von Kosten und Nutzen; es gibt stabile Präferenzen, die sich weder von Akteur zu Akteur noch zeitlich stark unterscheiden; soziale Ereignisse sind Ergebnisse von sozialen Interaktionen zwischen den Akteuren[17]. Nicht nur der Akteur in Form des Gläubigen handelt nach dieser Theorie nutzenmaximierend, sondern auch religiöse Institutionen. Sie spezialisieren ihr Angebot von religiösen Gütern, so dass sie möglichst viele Gläubige anziehen. Diese Theorie wird von vielen Seiten kritisiert, da beispielsweise zentrale Begriffe der Theorie nicht genau definiert sind (Kosten, Nutzen) und es ist strittig, ob Begriffe aus der Ökonomie auf religiöses Verhalten übertragen werden können.[18]

Religionswissenschaftliche Ansätze

Die Religionswissenschaft, die sich in eine Vielzahl von Disziplinen wie Religionssoziologie, Religionsphilosophie, Religionsphilologie, Religionsgeschichte u.a. unterteilt, untersucht auf empirischer und theoretischer Grundlage Religionen als gesellschaftliche Phänomene. Religionswissenschaftliche Theorien müssen unabhängig von Glaubensannahmen nachvollziehbar und falszifizierbar sein. Seit etwa 100 Jahren als eigenständige Disziplin etabliert, geht sie auf Vorläufer sowohl innerhalb Europas wie auch darüber hinaus (religionsvergleichende Studien in China und der islamischen Welt) zurück. In Abgrenzung zur Theologie gehört dabei zur Religionswissenschaft neben die Möglichkeit des Dialoges auch die Option der umfassenden Religionskritik.

  • Nach Clifford Geertz (1973) ist Religion ein kulturell-geschaffenes Symbolsystem, das versucht, dauerhafte Stimmungen und Motivationen im Menschen zu schaffen, indem es eine allgemeine Seinsordnung formuliert. Diese geschaffenen Vorstellungen werden mit einer solch überzeugenden Wirkung („Aura von Faktizität“) umgeben, dass diese Stimmungen und Motivationen real erscheinen. Solche „heiligen“ Symbolsysteme haben die Funktion, das Ethos – das heißt das moralische Selbstbewusstsein einer Kultur – mit dem Bild, das diese Kultur von der Realität hat, mit ihren Ordnungsvorstellungen zu verbinden. Die Vorstellung von der Welt wird zum Abbild der tatsächlichen Gegebenheiten einer Lebensform. Die religiösen Symbolsysteme bewirken eine Übereinstimmung zwischen einem bestimmten Lebensstil und einer bestimmten Metaphysik, die einander stützen. Religion stimmt demnach menschliche Handlungen auf eine vorgestellte kosmische Ordnung ab. Die ethischen und ästhetischen Präferenzen der Kultur werden dadurch objektiviert und erscheinen als Notwendigkeit, die von einer bestimmten Struktur der Welt erzeugt wird. Die Glaubensvorstellungen der Religionen bleiben demgemäß nicht auf ihre metaphysischen Zusammenhänge beschränkt, sondern erzeugen Systeme allgemeiner Ideen, mit denen intellektuelle, emotionale oder moralische Erfahrungen sinnvoll ausgedrückt werden können. Da somit eine Übertragbarkeit von Symbolsystem und Kulturprozess vorliegt, bieten Religionen nicht nur Welterklärungsmodelle, sondern gestalten auch soziale und psychologische Prozesse. Durch die unterschiedlichen Religionen wird eine Vielfalt unterschiedlicher Stimmungen und Motivationen erzeugt, sodass es nicht möglich ist, die Bedeutsamkeit von Religion in ethischer oder funktionaler Hinsicht festzulegen.[19]
  • Jacques Waardenburg bezeichnet die Definition von Religion als 'Glauben' als ein Produkt westlicher Tradition. Dieser Begriff treffe daher nicht auf die Vorstellungen anderer Kulturen zu und sei für die Beschreibung von Religionen eher ungeeignet. Religionen können nach seiner Auffassung als Bedeutungsgefüge mit darunterliegenden Grundintentionen für Menschen angesehen werden. [20]
  • Ein in der Religionswissenschaft gängiger Umgang mit dem Religionsbegriff ist, Religion als „Offenes Konzept“ zu betrachten, also auf eine Definition des Religionsbegriffes gänzlich zu verzichten. Diese Neigung prägte besonders der Bremer Religionswissenschaftler Hans Kippenberg. [21]
  • Andere Religionswissenschaftler entwickelten das Konzept der verschiedenen „Dimensionen“ von Religiosität. Hier sind vor allem Rodney Stark und Charles Glock zu nennen. Sie unterscheiden in die ideologische Dimension, die ritualistische Dimension, die intellektuelle Dimension, die Dimension der Erfahrung, sowie die handlungspraktische Dimension. [22] Ein ähnliches Konzept entwickelte der irisch-britische Religionswissenschaftler Ninian Smart: er entwirft auch ein multidimensionales Modell von Religion und unterscheidet dabei sieben Dimensionen: 1. die praktische und rituelle, 2. die erfahrungsmäßige und emotionale, 3. die narrative oder mythische, 4. die doktrinale und philosophische, 5. die ethische und rechtliche, 6. die soziale und institutionale und 7. die materielle Dimension (z. B. sakrale Bauwerke).

In jüngster Zeit entwickelt sich ein Dialog zwischen einigen Hirnforschern und Religionswissenschaftlern sowie Theologen, der mitunter als Neurotheologie bezeichnet wird und sich zunehmend auch mit der Suche von Biologen nach einer schlüssigen Theorie zur Evolution der Religion verschränkt.

Naturwissenschaftliche Ansätze

  • Verschiedene Hirnforscher suchen seit 1970 nach neurologischen Erklärungen für verschiedene Typen religiöser Erfahrungen. Entsprechende Studien wurden etwa publiziert von David M. Wulff, Eugene d'Aquili, C. Daniel Batson, Patricia Schoenrade, W. Larry Ventis, Michael A. Persinger, K. Dewhurst, A. W. Beard, James J. Austin und Andrew Newberg.
  • Evolutionsforscher wie der Biologe Richard Dawkins und die Psychologin Susan Blackmore suchen im Rahmen der Theorie der Meme eine naturwissenschaftliche Erklärung für das Phänomen Religion. Dawkins analysiert 1991 eine Religion als Gruppe von Ideen und Denkmustern, die sich gegenseitig bestärken und gemeinsam auf ihre Verbreitung hinwirken (Memplex). Grundlage dieser Einordnung bildet dabei die Beobachtung, dass durch Religionen Handlungen und Überzeugungen erfolgreich verbreitet werden können, die außerhalb ihres religiösen Kontexts sinnlos scheinen oder im Gegensatz zur objektiven Realität stehen. Voraussetzung zur Verbreitung von religiösen Gedanken sind laut Dawkins die Bereitschaft zur wörtlichen Weitergabe von Glaubenssätzen und zur Befolgung der in ihnen kodierten Anweisungen. Er vergleicht diese Vorgänge mit den Mechanismen, durch die Viren einen befallenen Organismus zur Weiterverbreitung ihres eigenen Erbguts anregen. In Analogie zu Computerviren spricht er auch von Viren des Geistes.

Religionsgeschichtliche Theorien

In der Frühzeit der wissenschaftlichen Behandlung von Religion waren evolutionistische Entwürfe vorherrschend, in denen die einzelnen Ereignisse als bloße Etappen vergleichsweise einfacher, globaler, quasi naturgesetzlicher Entwicklungen gesehen wurden, etwa bei James Frazer als eine Entwicklung von der Magie über die Religion zur Wissenschaft. Diese teleologischen Konzepte krankten an unzureichender empirischen Grundlagen, enthielten meist explizite oder implizite Wertungen und waren vielfach auf den Einzelfall konkreter religionsgeschichtlicher Ereignisse nicht anwendbar. In der modernen Religionswissenschaft spielen sie nur noch als Teil der Fachgeschichte eine Rolle.[23]

In einer geschichtsphilosophischen Betrachtung machte Karl Jaspers eine von ihm so genannte Achsenzeit zwischen 800 und 200 v.Chr. aus, in der wesentliche geistesgeschichtliche Innovationen die Philosophie- und Religionsgeschichte Chinas, Indiens, des Iran und in Griechenland prägten. Jaspers deutete diese als eine umfassende „Vergeistigung“ des Menschen, die sich in Philosophie und Religion, sekundär auch in Recht und Technologie ausgewirkt habe. Mit dieser pluralistischen Interpretation wandte Jaspers sich vor allem gegen eine christlich motivierte Konzeption einer Universalgeschichte.[24]

Die Religionen schriftloser Kulturen, häufig als Naturreligionen bzw. indigene Religionen oder Animismus bezeichnet, wurden aufgrund ihrer „Primitivität“ lange für die ältesten Formen von Religion gehalten. Auch sie unterliegen aber historischem Wandel und werden daher als Bezugsgrößen religionswissenschaftlicher Theoriebildung und nicht mehr im Sinne unveränderter Traditionen verstanden.[25]

In neuerer Zeit tritt die Religionsgeschichte als Universalgeschichte gegenüber dem Studium der Geschichte einzelner Religionen oder Kulturräume zurück. Jedoch finden religionsgeschichtliche Theoriekonzepte wie Säkularisierung und Pluralisierung wieder verstärkt Beachtung.

Elemente von Religionen

Meditierende Jainas

Um Religionen zu beschreiben, haben Menschen, die sich mit Religion(en) beschäftigten, Kriterien und Begriffe für gefundene Phänomene geschaffen. Viele dieser Begriffe sind selbst Produkte religiöser Sichtweisen und damit problematisch für das Beschreiben religiöser Phänomene auf wissenschaftlicher Grundlage, da sie oftmals religiöse Interpretationen des jeweiligen Objektes sind und höchstens einen Ausschnitt des eigentlichen Phänomens zeigen können. So ist z. B. der Begriff „Gebet“ ein christlicher und beschreibt eine christliche Praktik, die nicht auf Dinge wie Meditation oder Versenkung angewandt werden kann, obgleich dies immer wieder geschieht. Dennoch gibt es in vielen Religionen ähnliche Konzepte, die miteinander verglichen und einander gegenüber gestellt werden können, wodurch ein Ordnen und Beschreiben von Religionen erst möglich wird.

Theismus und Atheismus

Hinduistische Darstellung des Göttlichen in seiner Form als Ganesha

Religionen, deren Anhänger mehrheitlich an die eigene Verpflichtung, nur einem einzigen höchsten Gott ihre Verehrung zu erweisen, glauben, werden als monotheistisch bezeichnet. Damit ist nicht zwingend eine Leugnung der Existenz anderer Götter (im wörtlichen oder auch übertragenen Sinn) verbunden, sondern meist vielmehr ein Werturteil, eine Unterscheidung zwischen dem einen wahren Gott und den verschiedenen falschen Göttern, womit vom Anhänger eine „richtige“ Entscheidung gefordert wird (siehe auch: Schirk im Islam). Religionen hingegen, deren Anhänger sowohl die Existenz mehrerer Götter annehmen als auch vielen von ihnen eine Bedeutung für bzw. einen Einfluss auf ihr Leben zugestehen, werden polytheistisch genannt[26]. Vorstellungen, denenzufolge das Göttliche bzw. Gott nicht-persönlich und mit der Gesamtheit der Welt (dem Universum) identisch ist, werden wiederum gemeinhin als pantheistisch bezeichnet. Religionen, deren tradierte Vorstellungen und Riten im Kern nicht auf ein oder mehrere Götter ausgerichtet sind, können in gewissem Sinn als atheistisch gelten, obgleich im alltäglichen Diskurs der Begriff Atheismus im Allgemeinen meist den neuzeitlichen, säkularen Atheismus europäischer Herkunft im Speziellen meint. Das eine ist vom anderen jedenfalls wesentlich verschieden. Es existieren aber insofern tatsächlich atheistische Religionen wie z.B. der Theravada-Buddhismus oder der Jainismus.[27]

Schöpfungsmythen und Kosmologie

Häufig vermitteln Religionen eine Vorstellung, wie die Welt entstanden ist, eine Schöpfungsgeschichte und ein Bild der letzten Dinge, eine Eschatologie. Dazu gehören auch Antworten auf die Hauptfrage, was mit dem Menschen nach dem Tod geschieht. Zahlreiche Religionen postulieren ein Dasein nach dem Tod und machen Aussagen über die Zukunft der Welt. Themen wie Reinkarnation, Nirvana, Ewigkeit, Jenseits, Himmel oder Hölle, und was letztlich mit der Welt geschehen wird (Weltuntergang, Apokalypse, Ragnarök, Reich Gottes), sind in vielen Religionen zentral.[28]

Religiöse Spezialisten

Japanischer Mönch

Die meisten Religionen kennen Seher oder Propheten, Priester, Prediger, Geistliche, Mönche, Nonnen, Magier, Druiden, Medizinmann oder Schamanen, die die Religion überliefern, lehren, ihre Rituale ausführen und zwischen Mensch und Gottheit vermitteln. Manche Religionen sprechen einzelnen dieser Menschen übernatürliche Eigenschaften zu. In vielen Religionen sind diese Personen innerhalb einer formellen Organisation tätig, in anderen unabhängig. Sie werden bezahlt oder üben ihre Tätigkeit unentgeltlich aus. In einigen Religionen werden die religiösen Rituale vom Familienoberhaupt durchgeführt oder geleitet. Es existieren auch Religionen, in denen es keinen autorisierten Vermittler zwischen dem Übernatürlichen und dem Menschen gibt.[29]

Spiritualität und Rituale

Häufig pflegen Religionen und Konfessionen eine eigene Art von Spiritualität. Spiritualität – insbesondere im Christentum – ist das geistliche Erleben, im Gegensatz zur Dogmatik, welche die festgesetzte Lehre einer Religion darstellt. Das Ritual hingegen ist durch die Religion formalisierte Spiritualität. Im heutigen westlichen Sprachgebrauch wird Spiritualität als seelische Suche nach Gott oder einem anderen transzendenten Bezug bezeichnet, ob im Rahmen von spezifischen Religionen oder jenseits davon. In einigen Religionen finden sich Strömungen, deren Anhänger die Begegnung mit der Transzendenz oder dem Göttlichen in mystischen Erfahrungen finden.

Zu religiösen Riten gehören unter anderem Gebet, Meditation, Gottesdienst, religiöse Ekstase, Opfer, Liturgie, Prozessionen und Wallfahrten. Darüberhinaus zählen beispielsweise auch im Alltag gelebte Frömmigkeit wie das Geben von Almosen, Barmherzigkeit oder Askese dazu.

Auch einige atheistisch-säkulare Weltanschauungen bedienen sich religiös anmutender Rituale. Beispielhaft seien hier die aufwendig inszenierten Aufmärsche und Feiern in kommunistischen oder faschistischen Staaten wie auch die zumindest zeitweilig in ihnen praktizierten (An-)Führer-Kulte (siehe auch: Hitler, Stalin, u.a.) genannt. Neuere Forschungen zur Entstehung des Nationalsozialismus widmen dieser Thematik besondere Aufmerksamkeit. Die These, dass scheinbar nichtreligiöse Systeme sich religiöser Formen bedienen, wird wissenschaftlich diskutiert (siehe auch: Politische Religion, Zivilreligion, Staatsreligion).[30]

Schismen und Synkretismen

Aufgrund ihrer ideologischen Momente haben Religionen die latente Tendenz zur Spaltung. Subreligionen sind oft durch die Abtrennung einer Gruppe aus der ursprünglichen Religionsgemeinschaft entstanden.[31]

Der Begriff Synkretismus beschreibt das gleichzeitige Ausüben von Praktiken verschiedener Religionen. Im klassischen Sinne ist er der Versuch, ähnliche Religionen (wieder) zu vereinen oder die Schaffung einer neuen Religion aus unterschiedlichen Vorgängern zu initiieren.[32]

Seit der Aufklärung wird – vor allem im westlichen Kulturkreis – zwischen institutionalisierter Religion und persönlicher Haltung zum Transzendenten unterschieden. Hierdurch wird die individuelle Ausformung der Religiösität des Einzelnen begünstigt.[33]

Hinzu kommen seit den 1960er Jahren postmoderne Ansätze, nach denen Gruppen oder Individuen Ideen, Rituale usw. aus Religionen und anderen Weltanschauungen neu zusammenstellen und auf ihre Bedürfnisse zuschneiden. Dieses eklektizistische Vorgehen wird von Vertretern traditioneller Religionen zuweilen „Patchwork-Religion“ oder „Supermarkt der Weltanschauungen“ genannt.[34]

Religionen in Zahlen

Bei der Religionszugehörigkeit ist zu beachten, dass die Daten den wirklichen Stand nur grob darstellen können, da z.B. die Datenerhebung (Kirchensteuerzahler oder Befragungen) eine hohe Varianz aufweist. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass auch Kinder in Kirchen durch ihre Eltern registriert sind, jedoch sich selbst nicht unbedingt dieser Religion angehörig fühlen. Darüber hinaus gibt es auch sehr unterschiedliche Ausprägungen der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, wodurch die Einordnung schwierig wird und oft nicht eindeutig ist.[35]

Die aktuelle 15. Shell Jugendstudie gibt für die Jugend in Deutschland (Alter: 12–25 Jahre) 30% an, die an einen persönlichen Gott sowie 19%, die an eine überirdische Macht glauben. 23% der Jugendlichen wissen nicht so richtig, ob und woran sie glauben sollen, 28% glauben weder an einen Gott noch eine höhere Macht.[36]

Die Welt: vorherrschende Religionen nach Staaten

Statistik A – Religionen der Welt – Zugehörige (Quelle: adherents.com[37])

Religionen in Europa

Statistik B – Religionen der Welt – Zugehörige (Quelle: David B. Barrett[38])

  • Islam (1,313 Milliarden)
  • Römisch-Katholische Kirche (1,119 Milliarden)
  • Hinduismus (870 Millionen)
  • Nichtreligiös (769 Millionen)
  • Unabhängige Christliche Kirchen (427 Millionen)
  • Traditionelle Chinesische Religionen (405 Millionen)
  • Protestantische Kirchen (376 Millionen)
  • Orthodoxe Kirchen (220 Millionen)
  • Anglikanische Christen (80 Millionen)
  • Buddhismus (379 Millionen)
  • Sikhismus (25 Millionen)
  • Judentum (15 Millionen)
  • Ethnoreligionen (256 Millionen)
  • Atheismus (152 Millionen)
  • Afrikanische Religionen (100 Millionen)
  • Neue Religionen (108 Millionen)

Stand Mitte 2005, Weltbevölkerung: 6,454 Milliarden.

Statistik C – Religionen in Deutschland – Zugehörige (Quelle: Religionswissenschaftlicher Medieninformationsdienst e.V.[39])

  • Konfessionslos, ohne Angabe (27,8 Millionen oder 33,7%), Stand: 12/2004
  • Römisch-Katholische Kirche (25.685 Millionen oder 31,2 %), Stand: 31/12/2006
  • Evangelische Landeskirchen (25,386 Millionen oder 30,8%), Stand: 31/12/2005
  • Islam (gesamt: 3,3 Millionen), Stand: 2006
  • Neuapostolische Kirche (0,37 Millionen), Stand: 31/12/2006
  • Judentum (gesamt: 0,21 Millionen), Stand: 12/2004
  • Buddhismus (gesamt: 0,21 Millionen), Stand: 12/2004
  • Jehovas Zeugen (gesamt 0,165 Millionen), Stand 12/2006
  • Hinduismus (gesamt: 0,092 Millionen), Stand: 12/2004

Für Österreich siehe: Anerkannte Religionen in Österreich

Religion und Ethik

Bibel aus dem 16. Jhd. – viele Religionen kennen Heilige Schriften, in welchen ethisches Verhalten festgelegt und über die Schrift weitergegeben wird.

Zahlreiche alte Religionen hatten den Anspruch, menschliches Zusammenleben durch Gesetze zu regeln. Die meisten Religionen der Gegenwart haben ein ethisches Wertesystem, dessen Einhaltung sie fordern. Dieses System umfasst Vorstellungen darüber, was richtig und falsch und was gut und böse ist, wie ein Angehöriger der jeweiligen Religion zu handeln und teilweise wie er zu denken hat. Immer also findet sich eine zugrundeliegende Auffassung über die Welt, die Natur und die Stellung des Menschen dazu darin. Obgleich sich diese Vorstellungen historisch wandeln, stehen hinter solchen religiösen Pflichten in fast allen Religionen ähnliche ethische Prinzipien. Diese sollen das konfliktarme Miteinander der Mitglieder der Religionsgemeinschaft regeln, sollen die Gesellschaft und zum Teil die Politik positiv beeinflussen und die Menschen individuell dem jeweiligen religiösen Ziel näher bringen. Zum Teil bieten sie für den Einzelnen einen moralischen Rahmen, der ihn psychisch und physisch stabilisieren soll, zu individueller und kollektiver Hilfsbereitschaft anhalten oder zu gesellschaftlichen Verbesserungen beitragen soll. Alle Weltreligionen und die meisten kleineren Religionen fordern Barmherzigkeit von ihren Mitgliedern. So ist im Islam z.B. vorgeschrieben, dass jeder einen festen Anteil seines Einkommens für soziale Zwecke spenden soll. (Siehe Zakat.) Im christlich geprägten Mittelalter hat die Kirche Universitäten und Schulen gegründet, Hospitäler und Waisenhäuser unterhalten und für die Armenspeisung gesorgt. Ein Aspekt von Religion kann der Frieden stiftende sein, der in den meisten Religionen durch besondere Vorschriften über Mitgefühl, Vergebung oder Feindesliebe Ausdruck findet.[40]

In einigen Religionen sollen diese moralischen Gesetze der jeweiligen Überlieferung nach direkt dem Religionsstifter von der entsprechenden Gottheit überbracht worden sein und somit höchste Autorität besitzen. Nach dieser Vorstellung sollen sich auch weltliche Herrscher diesen ethischen Anforderungen beugen. Gehorsam wird jeweils unter Androhung von diesseitigen oder jenseitigen Strafen gefordert oder als einziger Weg zum Heil dargestellt.[40]

Häufig existieren noch weitere Regeln, die nicht direkt vom Stifter der Religion stammen, sondern aus den heiligen Schriften und anderen Tradierungen der jeweiligen Religion abgeleitet werden (z. B. Talmud, Sunna). Einige dieser Normen verloren im Laufe der historischen Entwicklung für viele Gläubige ihren Sinn und wurden in einigen Fällen den sehr unterschiedlichen Wertesystemen der entsprechenden Zeit angepasst. (Vgl. Reformjudentum.)[40]

Wie in allen Weltanschauungen, gibt es auch in den Religionen einen Widerspruch zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Umsetzung. Während Machtmissbrauch und andere Missstände im Mittelalter und der frühen Neuzeit häufig zu Schismen und religiösen Erneuerungsbewegungen führten, haben sie gegenwärtig teilweise eine Abkehr von der Religion insgesamt zur Folge. Parallel zu Reformbestrebungen, kommt es aber auch zu fundamentalistischen religiösen Interpretationen und Praktiken, die bis hin zu terroristischen Aktivitäten reichen können.[40]

Die stärkste Form des Versagens ethischer religiöser Normen stellen Religionskriege und andere Gewalttaten dar, die mit religiösen Auffassungen begründet werden. Dies werten Gläubige zumeist als Missbrauch ihrer Religion, während Religionskritiker von einer allen Religionen immanenten Tendenz zu Fanatismus und Grausamkeit ausgehen. Überdies ist umstritten, ob diese Geschehnisse notwendige Folge von Religionen sind.

Inquisitionsgericht unter Vorsitz des Hl. Dominikus in einem Fantasiegemälde von Pedro Berruguete (1475)

Die römisch-katholische Kirche war für die Inquisition verantwortlich. Andere Verbrechen im Namen der christlichen Religion waren Kreuzzüge, Hexenverfolgung, Judenverfolgung, Gewalttätige Formen der Missionierung oder aus religiös vebrämten politischen Gründen, wie die Tötung zahlreicher so genannter Indios, Angehöriger Indigener Völker Südamerikas während der Eroberung und in der Neuzeit teilweise die Unterstützung von Diktaturen und die ambivalente Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus. Der Kirchen- und Religionskritiker Karlheinz Deschner hat in seinem auf zehn Bände angelegten Werk Kriminalgeschichte des Christentums eine Fülle historischen Materials zu diesem Thema ausgewertet und kommentiert.[41]

Ethik im Judentum und Christentum

Hauptartikel: Christliche Ethik und Jüdische Ethik

Die christlichen Hauptrichtungen (Orthodoxe, Römisch-katholische und Protestantische Kirche) erkennen an, dass der christliche Glaube mit einer bestimmten Lebensführung verbunden ist, der wiederum bestimmte moralische Anforderungen stellt. Hierbei bezieht sich die Ethik, im Gegensatz zur Moral, auf eine theoretisch-wissenschaftliche Ebene und versucht, das christliche Moralleben zu erklären. Es gibt gewisse Überschneidungen mit der biblischen Ethik, jedoch ist das Feld der christlichen Ethik deutlich weiter gefasst.[42]

Es gibt in der christlichen Ethik drei theoretische Ansätze: die Teleologie, die Deontologie und das „Pflichten-Modell“. Die Teleologie fragt nach dem Guten oder dem Ende, das man erstreben sollte. Dies kann z. B. die Vereinigung mit Gott sein. Im Gegensatz dazu versteht die Deontologie die Moral als Pflicht, Gesetz oder Auflage (z. B. die Zehn Gebote). Demnach ist dieser Ansatz an dem interessiert, was richtig ist. Das „Pflichten-Modell“ (u. a. von H. Richard Niebuhr) hat hauptsächliches Interesse an dem, was passend erscheint und wird gesehen als die Antwort des Menschen auf die Wirkung Gottes.[42]

Die gelebte Ethik von Judentum und Christentum unterscheidet sich unter anderem dadurch, ob die jeweilige Religion mit einem weiten individuellem Denk- und Handlungsspielraum, traditionell oder fundamentalistisch ausgelegt wird. Auch innerhalb der einzelnen Religionen gibt es häufig unterschiedliche Schulen, welche die jeweilige Morallehre verschieden auslegen und anwenden. So gab es z. B. im Christentum Strömungen, die das Alte Testament aufgrund der darin sehr gewalttätig wirkenden Gottheit „verbannen“ wollten.

Torah

Judentum und Christentum verbindet in ihren ethischen Systemen beispielsweise der Gedanke an eine Endzeit. Dieses lineare Verständnis von Zeit bedeutet, dass die Gläubigen im Diesseits nach den von ihrer Gottheit geforderten Regeln leben, um den Lohn dafür in einer späteren Zeit zu erhalten; obgleich die Gottheit auch im Diesseits schon wirken kann. Allerdings wird im Protestantismus ebenso oftmals die göttliche Gnade für ausschlaggebend gehalten, auch teilweise unabhängig von der Befolgung moralischer Postulate. Das Judentum hat mehr Rechtscharakter als das Christentum, was sich u. a. im hebräischen Wort für Religion, Torah (Gesetz), widerspiegelt. Ähnlich wie im Hinduismus gibt es genaue Anweisungen, wie die Handlungsweisen des Mitglieds in der Gruppe sein sollen. In den christlichen Religionen sind durch die Relativierungen ihres Stifters und die neuplatonischen Einflüsse weit weniger Richtlinien vorgegeben – beispielsweise die aus dem alttestamentlich-jüdischen Glauben übernommenen Zehn Gebote.[42]

Die erste Sure al-Fatiha in einer Handschrift von Hattat Aziz Efendi (Transkription und Übersetzung auf der Bildbeschreibungsseite)

Ethik im Islam

Hauptartikel: Islamische Ethik

Die Ethik im Islam ist ähnlich wie im Judentum sehr stark an Gebote für einzelne Situationen gebunden. Der Koran gibt genaue Anweisungen für die Handlungen des Einzelnen in der Gruppe. Wichtig für den Islam ist eine kollektive Verantwortung für Gut und Böse. Dies wird beispielsweise in der Anweisung al-amr bil ma'ruf wa n-nahi an al-munkar (das Gute befehlen und das Schlechte verbieten) deutlich.[43] In Folge besteht die Möglichkeit einer unumschränkten Befehlsgewalt der Gemeinschaft (siehe auch Hisba und Hisbah). Der Islam geht in seinen Hauptrichtungen Sunna und Schia von der Prädestination (Vorherbestimmung) aus, die dem Individuum nur begrenzten Handlungsspielraum zugesteht. In fundamentalistisch ausgerichteten Staaten hat die Scharia als islamisches Recht eine wesentliche Bedeutung.[44]

Ethik bei den „östlichen Religionen“

Religionen wie der Buddhismus, der Hinduismus oder auch der Daoismus stellen ebenso ethische Anforderungen, wie unter anderem die Überwindung von Hass, Habgier, Lüge sowie besonders Gewaltlosigkeit. Dabei werden die Regeln an einer angenommen kosmischen Gesetzmäßigkeit bzw. einem Weltprinzip ausgerichtet (z. B. Dharma im Hinduismus und im Buddhismus, Dao im Daoismus). Dieses kosmische Weltprinzip beinhaltet ethische Vorgaben für jedes Individuum. Von den Anhängern wird erwartet, die Gesetzmäßigkeiten des Daseins zu erkennen und entsprechend zu handeln. So existieren z.B. Tötungsverbote, die sich teilweise auch auf Tiere beziehen.[40]

Abweichendes Verhalten wird in solchen Religionen weniger von der Religionsgemeinschaft sanktioniert, sondern soll vor allem negative Konsequenzen für das Individuum z.B. in einer der nächsten Existenzen nach sich ziehen (im Hinduismus, Buddhismus, Jainismus innerhalb der Vorstellung von Karma und Wiedergeburt, Samsara); im Daoismus und chinesischen Buddhismus äußern sich diese Konsequenzen z.B. innerhalb der daoistischen bzw. buddhistischen „Höllen“, wo grausame Strafen auf Missetäter warten.[40]

Die populäre Annahme, dass „östliche Religionen“ bedingt durch deren Ethik weniger zu Gewalt neigen, kann wissenschaftlich nicht bestätigt werden, da Gewalt eher von den jeweiligen Machthabern, als von den religiösen Autoritäten selbst ausgeht. Religiös motivierte Gewalt, wie aus der Kreuzzugs-, Conquista- und Missionierungs-Historie im christlichen Kulturkreis oder im Rahmen der islamischen Expansion kennen, tritt jedoch im Kulturkreis östlicher Religionen seltener auf.[40]

Siehe auch: Buddhistische Ethik, Dharma

Ethik bei indigenen Kulturen

Indigene Kulturen, die oftmals auch mit den problematischen Begriffen „Naturvölker“ oder „Stammeskulturen“ bezeichnet werden, weisen häufig Moralsysteme auf, welche die Gemeinschaft schützen sollen. Da nur durch ein funktionierendes Sozialbewusstsein das Überleben der Gruppe gesichert werden kann, steht ein prosoziales Verhalten im Mittelpunkt der mündlich weitergegebenen Verhaltensweisen. Im Mittelpunkt der Religionen indigener Völker stehen zumeist Rituale zur Beeinflussung übermenschlicher Mächte bzw. von Naturgewalten.

Religion in der Neuzeit

Säkularisierung

Seit dem Beginn der Neuzeit beanspruchen die Natur- und Geisteswissenschaften verbunden mit der Idee eines natürlichen Grundrechts Autorität in Fragen zu Evolution oder Ethik/Recht – Bereiche, die zuvor der Religion unterstanden. Diese Entwicklung wird als Säkularisierung bezeichnet. Erklärungsversuche für dieses Phänomen beziehen sich oft auf die Ideen der Aufklärung, die Industrielle Revolution, die allmähliche Überwindung des Ständestaates und den damit verbundenen ökonomischen, sozialen, kulturellen und rechtlichen Wandel.

Seitdem ist – im Gegensatz zu den vormodernen christlichen Gesellschaften, in denen alle Bereiche menschlichen Lebens unter der Autorität der Religion standen – eine Tendenz bemerkbar, die zunehmend Bereiche der Gesellschaft aus dem vormaligen Herrschaftsbereich der Religion ausgliedert.[45]. (Siehe Soziologische Systemtheorie.) In Europa verlor das Christentum im späten 19. Jahrhundert und im gesamten 20. Jahrhundert hinsichtlich seiner Reputation, seines gesellschaftlichen und politischen Einflusses und seiner Verbreitung an Bedeutung. Einige traditionell christliche westliche Länder verzeichnen sinkenden Klerikernachwuchs, Verkleinerung der Klöster und ein Anwachsen von Kirchenaustritten oder andere Formen von Distanzierung.[46]

Besonders in Frankreich, wo Napoleon die Schließung und Enteignung von Klöstern angeordnet hatte und Anfang des 20. Jahrhunderts eine strikte Trennung von Kirche und Staat durchgesetzt wurde, ging der gesellschaftliche Einfluss der Kirchen zurück. [47]. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion konnte in den meisten so genannten Ostblockstaaten eine religiöse Betätigung zu gesellschaftlichen Benachteiligungen, aber auch Einschränkungen im Privatleben führen. Daher war der Anteil der sichtlich praktizierenden Mitglieder von Religionsgemeinschaften vergleichsweise gering. Zahlreiche Studien belegen rückläufige Besucherzahlen in Kirchen, Synagogen und anderen religiösen Einrichtungen, z.B. in Großbritannien, Deutschland und Frankreich, obwohl die Kirchen hier Umfragen zufolge weiterhin zu den anerkannten öffentlichen Einrichtungen zählen. In den meisten europäischen Staaten waren 2005 jedoch noch mehr als 50 % der Einwohner Mitglieder einer christlichen Kirche. In Polen, Irland, Spanien und Italien gilt die katholische Kirche, der jeweils mehr als 80 % der Bewohner angehören, als politisch einflussreich.[48]

Ausübung der Religion:
Gebet eines Shinto

Religion als gesellschaftspolitischer Faktor

In den meisten europäischen Ländern wurde das Recht auf Religionsfreiheit gesetzlich verankert. Davor waren auch nichtreligiöse Menschen in aller Regel in religiöse Organisationen eingebunden, da eine demonstrative Abwendung von der Religion zu Diskriminierungen führen konnte. Stark säkularisierte individuelle oder kollektive Formen von Religion üben nur wenig Einfluss auf das Alltagsleben derjenigen Individuen aus, die scheinbar nur zu bestimmten Gelegenheiten, wie Eheschließung oder Bestattung, religiöse 'Dienstleistungen' in Anspruch nehmen. Diese Auswirkungen der Moderne und Postmoderne, vor allem in den westlichen Industrieländern, werden innerhalb der religiösen Verbände und Institutionen kontrovers debattiert.

Im Gegenzug zur Säkularisierung in Europa gewinnt die Religion in der übrigen Welt partiell an Bedeutung. In den USA und Lateinamerika beispielsweise stellt die Religion nach wie vor einen wichtigen Faktor dar. Im 20. Jahrhundert ist in Afrika der Einfluss des Christentums und des Islam erheblich gewachsen. In der arabischen Welt ist der Islam nach wie vor das prägende Element der Gesellschaft. Auch in China erlebt die Religion seit der Lockerung entsprechender Verbote wieder einen Aufschwung.

Neuere Forschungen verweisen darauf, dass in zeitgenössischen Gesellschaften statistisch nachweisbar ein Zusammenhang zwischen Demografie und Religion besteht. Die Kinderzahl in religiösen Gemeinschaften ist zum Teil erheblich höher als die in der eher säkular geprägten Gesellschaften. Beispiele hierfür sind die Geburtenraten der türkischstämmigen Familien in Deutschland, die zum allergrößten Teil dem Islam angehören.[49], freikirchlich-christliche Gruppen in den USA und zunehmend auch Europa und diejenigen der orthodoxen Juden in Israel. Umgekehrt ist bisher keine säkulare und freiheitliche Gesellschaft bekannt, die nicht aufgrund geringer Geburtenrate zu schrumpfen begonnen hätte (z.B. antikes Griechenland, Rom oder seit 1989 die postkommunistischen Staaten, alle westlichen Demokratien mit Ausnahme der sehr religiösen USA usw.).

Speziell die Religionspsychologie bearbeitet die Frage, ob allgemein eine Korrelation zwischen Religion und Gesundheit bzw. Lebensdauer eines Individuums besteht. Forschungen in den USA belegen mehrheitlich diese These, während europäische Studien eine solche Verknüpfung häufig nicht finden.

Quellen

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  5. Peter Sloterdijk:Rede beim Sprengelkonvent, St. Petri Dom Schleswig, 29. Mai 2006.
  6. Vgl. Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft, [1887] Darmstadt 2005.
  7. Vgl. Rolf Fechner/Lars Clausen/Arno Bammé (Hgg.): Öffentliche Meinung zwischen neuer Religion und neuer Wissenschaft. Ferdinand Tönnies' „Kritik der öffentlichen Meinung“ in der internationalen Diskussion, München/Wien: Profil 2005, ISBN 3-89019-590-3.
  8. Sie wird auch außerhalb der Soziologie verwendet, etwa von Mircea Eliade (Das Heilige und das Profane, 1957), und liegt auch dem Begriff säkulare Religion (bei Max Weber: Diesseitigkeitsreligion), mit dem Weltanschauungen bezeichnet werden, die diesseitige Phänomene wie z. B. den Staat, eine Partei oder einen politischen Führer zum Gegenstand einer religionsähnlichen Verehrung machen.
  9. Hans G. Kippenberg: Émile Durkheim. In: Axel Michaels (Hg.:): Klassiker der Religionswissenschaft. München 2004.
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  11. Günther Kehrer: Max Weber. In: Axel Michaels (Hg.:): Klassiker der Religionswissenschaft. München 2004.
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  22. Klaus Hock: Einführung in die Religionswissenschaft. Darmstadt 2002.
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Literatur

Gesamtdarstellungen / Überblick

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  • Quack, Anton: Hexer, Heiler und Schamanen. Die Religion der Stammeskulturen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. ISBN 3-534-17473-9
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Religionsgeschichte

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Ethik / Philosophie / Recht

  • Clas, Detlef u. Paál, Gábor (Hrsg.): Gottes Bilder – Warum wir glauben, Markstein, Filderstadt 2006. ISBN 3-935129-28-9
  • Fischer, Peter: Philosophie der Religion, Vandenhoeck & Ruprecht / UTB, Göttingen 2007. ISBN 3-825-22887-8
  • Klinkhammer, Gritt M. (Hrsg.): Religionen und Recht. Eine interdisziplinäre Diskussion um die Integration von Religionen in demokratischen Gesellschaften, Diagonal, Marburg 2002. ISBN 3-927165-82-4
  • Klöcker, Michael und Tworuschka, Udo (Hrsg.): Ethik der Weltreligionen. Ein Handbuch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005. ISBN 3-5341-7253-1
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