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-ismus

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Das Suffix -ismus (manchmal auch in der Form -smus) ist ein Mittel zur Wortbildung durch Ableitung (Derivation). Das entstandene Wort bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst. Es kann sowohl an Substantive (Alkohol-, Putsch-) angefügt werden als auch an Adjektive (sozial-, extrem-), wodurch dann gleichzeitig neue Adjektive auf die Endung -istisch entstehen.

Da die Ismen (Plural v. Ismus [nach der häufig verwendeten Endung …ismus] m. Gen. – meist spött. Bezeichnung für [bloße] Theorie) häufig ein Kollektiv von Anhängern einer Bewegung bezeichnen (z. B. Sozialisten, Putschisten), wird diese Form von Adjektiven häufig auch – oft nur umgangssprachlich – abwertend oder aufwertend als Zeichen der Gruppenzugehörigkeit verwendet, um sich mental von etwas zu distanzieren (wie z. B. imperialistisch statt imperial) oder sich mit etwas zu identifizieren. Außerdem wird das Suffix verwendet, um jemanden zu charakterisieren oder zu klassifizieren (Egoismus, Narzissmus).

Im Gegensatz zu vielen anderen Suffixen sind die Suffixe „-ismus“ und „-ist“ in der deutschen Sprache der Gegenwart noch produktiv. Neue Wörter entstehen nach Bedarf.

-ismus und -istik als Suffix

Die beiden aus dem Griechischen stammenden Endungen -isma (aus der Endung der Verben auf -izein gebildet: „auf eine bestimmte Art handeln, vorgehen“, latinisiert, ursprünglich -ισμός, ismós, substantivisch) und -istik (-ιστική, adjektivisch) werden oft gleichwertig gebraucht. Doch weisen die Wörter, die auf „-ismus“ enden, mehr auf eine Tendenz, Richtung oder (oft extreme) Geisteshaltung hin, während sich die Wörter auf „-istik“ mehr auf die Erscheinung, die Äußerungsform oder ein erlernbares Fach beziehen.

Bedeutungen

Bei vielen Begriffen mit der Nachsilbe -ismus handelt es sich um Begriffe für gesellschaftliche Verhältnisse, Meinungen, Lehren, Schulen und Ideen (Beispiele: Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, Militarismus, Anarchismus, Dualismus).

Eine große Anzahl dieser Begriffe leiten sich zunächst von wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen ab, die zwar unter den entsprechenden Fachwissenschaftlern nicht allgemein anerkannt sein müssen, die sich aber der wissenschaftlichen Methodik bedienen, sich einer wissenschaftlichen Diskussion aussetzen, und dadurch wandlungs- und ausbaufähig entsprechend dem Zuwachs an Erkenntnis und den technischen Möglichkeiten sind. Diese Meinungen können aber auch das Ergebnis einer unkritischen Entwicklung einer Idee sein, die ungenau oder gar nicht überprüft oder irrational begründet wird.

Ismen als neutrale Begriffe

Eine neutrale Bedeutung kommt Begriffen wie Organismus oder Mechanismus zu, die zur Klassifizierung und Zuordnung verwendet werden. Der Atavismus ist ein Fachbegriff, der ein biologisches Phänomen definiert. Deshalb gibt es hierzu auch keinen Begriff für einen „Vertreter“ des Atavismus (also einen „Atavisten“), sondern nur das Adjektiv „atavistisch“.

Siehe auch: Anglizismus, Syllogismus, Katabolismus, Anabolismus, Metabolismus

Ismen als Geisteshaltung und Lebenseinstellung

Ebenfalls ohne dogmatischen Einschlag, wenn auch mit der Bedeutung der grundlegenden, verallgemeinernden Einstellung verknüpft, sind Pessimismus, Idealismus, Zynismus (hier auch: Zyniker und zynisch statt „Zynist“ und „zynistisch“).

Ismen mit herabsetzender Bedeutung

Aus der grundsätzlichen Ablehnung von Ideologie, Dogma, Unbeweglichkeit und Starrsinnigkeit, die mit vielen „Ismen“ assoziiert worden sind, ergeben sich auch zumindest in der heutigen Wortbedeutung herabsetzende Begriffe: Dilettantismus („dilettieren“ hatte früher eine durchaus positive Bedeutung im Sinne von Kunst oder Wissenschaft betreiben, ohne dafür an einer Universität ausgebildet zu sein, dilettantisch bedeutet also ursprünglich durch Selbststudium gelehrt, erfahren, bewandert, fähig – Goethe ist dafür ein Musterbeispiel). Grundsätzlich ist für jeden Wissenschaftler, der eine offene und freie Diskussion seiner Ideen bevorzugt, als Anhänger eines –ismus zu gelten, ein X–ist, oder x-istisch zu sein, eine Herabsetzung.

Ismen als Dogmata

Die hiervon abgeleiteten Ismen sind im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Theorie starr und nicht wandlungsfähig, sie verharren auf dem einmal angenommenen Erkenntnisstand. Die Meinungen werden auch auf Lebensbereiche ausgedehnt, die mit der ursprünglichen Wissenschaft nichts mehr zu tun haben. In bestimmten Fällen kommt es zu einem missionarischen Eifer der Vertreter dieser Meinungen, die allen Menschen die eigene Geisteshaltung darlegen und zum Teil auch aufzwingen wollen und in manchen Fällen zur Durchsetzung dieses Zieles auch vor Repressalien und Gewalt nicht zurückschrecken. (Rassismus, Kommunismus, Faschismus, Islamismus)

Insofern stellen diese Ismen einen falschen Gebrauch, der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen dar, vor dem manchmal auch Wissenschaftler nicht gefeit sind. (Sozialdarwinistische Ansätze bereits bei Darwin!)

Ismen als Gegensätze

Viele Ismen stellen Gegensätze dar, die dazu führen, dass deren Vertreter (die „-Isten“) die Regeln einer wissenschaftlichen Diskussion missachten und sich mit allen Mitteln (z. B. karikierende Darstellung Darwins in der Presse als Affe) bekämpfen. Solch ein Gegensatz-Paar stellen z. B. Darwinismus und Kreationismus dar. Da aber der ursprüngliche Darwinismus wie seine neuere Spielart, der Neodarwinismus, oder seine Abart, der Sozialdarwinismus, in der modernen Wissenschaft nur noch historische Bedeutung hat, richtet sich die Kritik der Kreationisten gegen die Evolutionstheorie, was zu einer ungleichen Auseinandersetzung führt, da der Kreationismus als Ideologie und Dogma keiner wissenschaftlichen Argumentation zugänglich ist. Neu eingeführt wurde in den letzten Jahren der Begriff „universeller Darwinismus“, der die Evolutionstheorie auf Prozesse außerhalb der Biologie verallgemeinert.

Vergleiche auch die Gegensatz-Paare TheismusAtheismus, Rechts- und Links-Hegelianismus, Realismus – Anti-Realismus.

Ismen zur Kennzeichnung von Revolutionen

Eine andere Gruppe von Begriffen mit der Endsilbe –ismus erhebt zumindest heute nicht mehr den ideologisch-indoktrinären Anspruch. Um verkrustete, unbewegliche Strukturen aufzubrechen und Neues zu ermöglichen, wurden für die damalige Zeit provokante Ideengebäude konstruiert und öffentlich gemacht. Dies findet sich vor allem auf dem Gebiete der Kunst (Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus), aber auch in anderen Bereichen (Protestantismus). Möglicherweise sind auch die ursprünglichen Ideen von Marxismus, Leninismus, Sozialismus und Kommunismus (Politische Ideologie) dazuzurechen, die aber durch totalitären Machtmissbrauch diskreditiert wurden.

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  • Gaullismus - Politik von oder im Sinne von Charles de Gaulle
  • Geozentrismus
  • Germanismus - ein Wort oder ein Spruch, der aus dem Deutschen unverändert in eine andere Sprache übernommen wurde
  • Gigantismus - Neigung zum unverhältnismäßig Großen
  • Gnostizismus - Religion und Philosophie: die Lehre, dass (religiöses) Wissen intuitiv zugänglich sei
  • Gradualismus - Geologie und Biologie: die Annahme von Veränderungen in kleinen Schritten

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  • Quietismus - Religion und Philosophie: eine Lehre, die die Weltabgewandtheit und die innere Ruhe betont; Vita contemplativa

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Siehe auch: Liste lateinischer Suffixe