Pflaster (Bodenbelag)

Als Pflaster (v. lat. (em)plastrum) wird ein Belag für Verkehrsflächen im Straßen- und Wegebau bezeichnet. Der Pflasterbelag besteht aus den eigentlichen Pflastersteinen, die in einer Pflasterbettung liegen, und der darunter befindlichen Tragschicht. Pflastersteine werden aus Naturstein, Beton, Klinker, Holz und Hochofenschlacke hergestellt. Pflaster eignet sich zur Befestigung von innerstädtischen Straßen, Fuß- und Radwegen, Parkplätzen sowie Flächen mit hohen Ansprüchen an die Gestaltung und an die Aufenthaltsqualität wie beispielsweise Fußgängerzonen oder öffentliche Plätze. Je nach Verwendungszweck und Anforderung kann die Pflasterfläche in verschiedenen Bauweisen ausgeführt werden. Zu diesen Bauweisen zählen unter anderem die ungebundene und gebundene Ausführung sowie die Erstellung einer wasserdurchlässigen Pflasterfläche zur Versickerung von Oberflächenwasser.
Der Einbau erfolgt größtenteils in Handarbeit, ein Verlegen mit maschineller Unterstützung ist bei geeigneten Pflasterformaten jedoch möglich. Ausgeführt wird der Einbau durch Landschaftsgärtner oder Straßenbauer (früher Steinsetzer genannt). Pflasterarbeiten führen nur dann zu einem dauerhaften und schadensfreien Ergebnis, wenn die anerkannten Regeln der Technik beachtet werden. So ist grundsätzlich auf eine ausreichende Tragfähigkeit des Pflasterunterbaus zu achten (Vermeidung von Setzungen und Verdrückungen) und eine ausreichende Entwässerung der Pflasterfläche zu gewährleisten (Vermeidung von Frostschäden und Auswaschen des Unterbaus).
Pflasterbeläge, darunter besonders großformatig angelegte Natursteinpflaster mit breitem Fugenabstand, verursachen bei entsprechender Verkehrsbelastung einen erhöhten Geräuschpegel. Gegenüber einer ebenen Asphaltfläche ist mit einer Pegelerhöhung von 2 bis 6 dB(A) zu rechnen, bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von ≥ 50 km/h.[1]
Der Anteil der Pflasterflächen beläuft sich in Deutschland im Bereich von Gemeindestraßen auf nahezu 1/4 der befestigten Straßendecken.[2] Dabei wird die Verwendung auf privaten Grundstücksflächen jedoch nicht berücksichtigt.
Geschichte

Die Möglichkeit eine Straße oder einen Weg zu pflastern ist schon sehr lange bekannt. So lassen Reste von erhaltenen Pflasterflächen aus Mesopotamien auf die Entstehung der Pflastertechnik um das Jahr 4000 v. Chr. schließen.[3] Auch von den Ägyptern und den Babyloniern wurden Pflasterbeläge für den Transport von Waren gebaut. Dies belegt beispielsweise eine Prozessionsstraße in Babylon, welche im 7. Jahrhundert v. Chr. gebaut wurde.
Zur Zeit des Römischen Reiches wurde die Pflasterbautechnik weiter perfektioniert und ein tragfähiger Unterbau entwickelt. Die Arbeiter verlegten Natursteine aus Basalt oder Kalkstein in unregelmäßiger Anordnung (so genannter wilder Verband) und bauten eine Querneigung zur Entwässerung der Fahrbahn ein.
Nach dem Fall des Römischen Reiches trat die Bedeutung des Pflasterbelags in den Hintergrund, lediglich die Gassen und Plätze in europäischen Städten wurden mit dem Belag ausgestattet. Erst mit der Zunahme des Verkehrs und dem Anwachsen der Städte rückte der Pflasterbau wieder in den Vordergrund. So wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erste Richtlinien zum sachgemäßem Einbau von Straßenpflaster erstellt, deren grundlegenden Aussagen noch heute Gültigkeit besitzen.
Vor der Erfindung der Betonpflastersteine standen nur Steine aus natürlichen Vorkommen (Steinbruch, Flußbett, Feldsteine) zur Verfügung. Fehlten solche Vorkommen wie beispielsweise in Norddeutschland oder in den Niederlanden, wurden Steine aus Klinker gefertigt. Verdrängt wurden diese beiden Materialien von dem Baustoff Beton, der Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verbilligung des Zements erschwinglich wurde. Die exakte Maßhaltigkeit und die mögliche Formenvielfalt sowie der geringe Preis sorgten dafür, dass sich Betonpflaster anteilsmäßig zum meistverwendeten Pflasterbelag entwickelte.
Die Bedeutung von Pflasterbelägen allgemein ging jedoch im ersten Teil des 20. Jahrhunderts zurück, da durch die Verbreitung des Kraftfahrzeugverkehrs ebene und tragfähigere Teer- und Asphaltstraßen gebaut wurden. Ende des des Zweiten Weltkrieges gewann das Pflaster wieder an Ansehen und wurde vermehrt in Fußgängerzonen, Altstädten und auf Plätzen angelegt.
Aufgaben
Pflasterdecken müssen einer Vielzahl von Anforderungen gerecht werden. Anforderungen zweckmäßiger Art sind eine ausreichende Tragfähigkeit und Ebenheit bei gleichzeitiger Griffigkeit. Die Tragfähigkeit der Pflasterfläche steht in direkter Verbindung mit der Qualität des Pflasterunterbaus, deshalb ist besonders auf ausreichende Standfestigkeit zu achten. Um anfallendes Oberflächenwasser sicher ableiten zu können und einen Eintritt in die unteren Schichten zu verhindern müssen Pflasterdecken möglichst dicht sein (Ausnahme wasserdurchlässige Pflasterflächen) und eine ausreichende Neigung besitzen. Des Weiteren werden hohe Ansprüche bezüglich der Dauerhaftigkeit gestellt. Das bedeutet, dass Pflasterbeläge bruchfest sowie frostbeständig sind und sich durch eine hohe Abriebsfestigkeit auszeichnen. Neben der Zweckmäßigkeit müssen Pflasterdecken auch optisch gefallen, was etwa durch eine schöne Form- und Farbgebung oder einen ansprechenden Steinverband erzielt werden kann.
Die Anforderungen an den Pflasterbelag haben sich im Laufe der Zeit geändert. Die Kontaktspannung und die damit übertragene vertikale Last der mit Stahlbändern verstärkten Holzräder war wesentlich höher als das bei heutigen Reifen der Fall ist. So erzeugt ein Eisenrad auf einer Pflasterfläche eine Kontaktspannung zwischen 360 und 1100 kg/cm².[4] Ein Lkw-Reifen verursacht dagegen nur eine Kontaktspannung von 8 kg/cm² bei einer zul. Achslast von 5 Tonnen. Neben der erhöhten Spannung war früher die Belastung durch Exkremente von Pferden auf den Pflasterflächen wesentlich stärker.
Unabhängig von der Art der Pflasterbauweise ist ein wesentlicher Faktor der Unterbau. Dieser muss die bei Belastung entstehenden Scherkräfte sowie die vertikal bedingte Nachverdichtung ohne Oberflächenverformung aufnehmen.
Bauweisen
Im Bereich des Pflasterbaus haben sich über die Zeit viele verschiedene Bauweisen entwickelt und bewährt, es sind jedoch nur wenige dieser Bauweisen in Normen und Richtlinien festgeschrieben. Nicht normierte Bauweisen sind vielerorts in guter Qualität anzutreffen.
Ungebundene Bauweise

Die ungebundene Bauweise ist die älteste Pflasterbautechnik und zählt heute zur Standardbauweise. Die Steine werden auf ein „loses“ Bett aus Splitt, Sand oder Granulat gesetzt. Darauf abgestimmt ist das Fugenmaterial, welches idealerweise aus dem gleichen Material bestehen sollte. Diese Konstruktion reagiert auf statische oder dynamische Belastung mit elastischer Verformung. Temperaturspannung wird durch ungehinderte Verformung abgebaut, es entstehen keine Zwängungen. Die Pflasterdecke bleibt grundsätzlich wasserdurchlässig. Nachteilig ist die Gefahr, dass der Fugenstoff aus der Fuge gewaschen oder beispielsweise durch Kehrsaugmaschinen ausgekehrt und aufgesaugt wird. Als Folge können die Steine ihren Halt verlieren. Zudem kann Unkraut in diesen Fugen bei geringer Verkehrsbelastung wachsen, was vor allem bei Natursteinflächen oft als störend empfunden wird.
Gebundene Bauweise
Hier bestehen das Pflasterbett und die Fugen aus einem Zementmörtel, der zum Teil mit Zusätzen verbessert wird. In älteren Büchern und Merkblättern wird die gebundene Bauweise als starre Bauweise bezeichnet. Das Wort „starr“ assoziiert die Vorstellung, dass keinerlei Verformungen auftreten. Dieses ist jedoch nicht der Fall. Die Dehnungen bei gebundenen Pflasterflächen dürfen aber nur ein sehr kleines Maß erreichen. Die Bruchdehnung beträgt bei Zementmörteln nur 0,1 bis 0,2·10-3 oder 0,1 bis 0,2 mm/m. Dieses ist weniger als 1/10 bis 1/100 derjenigen von Stahl oder Asphalt. Bei der Überschreitung dieser geringen Bruchdehnung oder ebenfalls geringen Zugfestigkeit entstehen Risse und sich lösende Fugen, wodurch sich wiederum einzelne Steine aus dem Verband lösen können. Es ist aber möglich, durch die Verwendung von speziell für diese Zwecke und Ansprüche hergestellten, zweikomponentigen Fugenmörtel auf Harzbasis entgegenzuwirken.
Dieser Fugenmörtel ist wasserdurchlässig und kann somit nicht „hochfrieren“ und es entstehen keine Risse. Das Material besteht aus einem Quarzsand und einem separat abgepackten Harz, das untergemischt wird.
Die Tragschichten unterhalb des Pflasters müssen besonders verformungsstabil hergestellt werden. Qualitativ hochwertige gebundene Decken sind nur mit genauer Planung, abgestimmten Materialien und aufwendiger Herstellung erzielbar. Trotz aller Sorgfalt führt die Ausführung dieser als Sonderbauweise geltenden Pflastertechnik häufig zu Schäden, eine Normierung in einem Regelwerk wird erst für das Jahr 2008 erwartet.
Bauweise der verfestigten Fugen

Diese Technik orientiert sich an der ungebundenen Bauweise, allerdings besteht der obere Teil der Fuge aus gebundenem Material. Die Tiefe der gebundenen Fuge beträgt dabei mindestens 3 cm und kann im Höchstmaß die volle Steinhöhe annehmen. Verbindliche Regelungen oder Richtlinien gibt es für diese Bauweise nur wenige, dennoch wird sie vielerorts ausgeführt. Durch die gebundene Fuge ist ein Versickern von Oberflächenwasser nicht möglich, eine ausreichende Neigung der Pflasterfläche ist zur Entwässerung daher immer einzuhalten. Da bei dieser Bauweise kein „starrer“ Baukörper erzeugt wird, muss die Fugenmasse möglichst dauerelastische Eigenschaften besitzen, um eventuell auftretende kleine Bewegungen im Pflaster ausgleichen zu können. Hierfür eignen sich besonders Fugenmassen aus Bitumen, es kommen jedoch auch Mörtel auf Zement- oder Epoxidharzbasis zum Einsatz. Letztere sollten eher auf gering belasteten Verkehrsflächen (beispielsweise Gehwege) eingebaut werden, da die Fugenmasse bei starker Belastung zur Rissbildung neigt und die so zerstört wird.
Wasserdurchlässige Bauweise

Diese auch unter dem Namen Sicker- oder Ökopflaster bekannte Bauweise wählt einen alternativen Weg in der Pflasterbautechnik. Der Grundsatz, anfallendes Oberflächenwasser möglichst schnell abzuleiten und damit ein Eindringen in die Pflasterkonstruktion zu verhindern, wird bei dieser Technik fallen gelassen. Ziel der wasserdurchlässigen Bauweise ist es das Oberflächenwasser ohne Umwege durch das Pflaster hindurch in den Untergrund zu versickern. Eine Versickerung kann dabei entweder nur durch die Fugen, aber auch durch wasserdurchlässige Pflastersteine erfolgen. Zwischen den Steinen ist häufig die Ausbildung einer so genannten Fugenvegetation erwünscht. Der Pflasterunterbau muss auf die Sickereigenschaft abgestimmt sein und muss sich filterstabil verhalten. Der Feinkornanteil (Korngröße kleiner 0,063 mm) sollte zu diesem Zweck nicht mehr als 3 bis 5 Massen-% aufweisen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Sickerfähigkeit dieser Bauweise über die Jahre abnimmt, da ein stetiges Zusetzen der Fugen und Steine mit Feinteilen und Staub erfolgt. Um diesen Effekt zu verlangsamen, sollte der Einsatz von sickerfähigen Pflasterflächen nur im Bereich von schwach belasteten Pkw-Parkflächen, Rad- und Gehwegen oder selten befahrenen Verkehrsflächen (beispielsweise Feuerwehrzufahrten) eingebaut werden.
Flüssigkeitsdichte Bauweise
Keine der oben genannten Pflasterbauweisen lässt sich vollkommen flüssigkeitsdicht ausführen. Selbst bei Pflasterflächen mit verfestigten Fugen kann Flüssigkeit in feine Risse eindringen. Aus dieser Problematik heraus wurde eine Pflastertechnik entwickelt bei der weder die einzelnen Pflastersteine noch die Fugen verunreinigtes Wasser, Kraftstoffe oder andere umweltschädigende Flüssigkeiten ins Erdreich gelangen lässt. Diese Bauweise ist in der Regel an Abfüllanlagen dieser Flüssigkeiten einzubauen (beispielsweise an Tankstellen) und deren Tauglichkeit durch eine wasserrechtliche Zulassung zu bestätigen.
Ausgeführt wird diese Bauweise mit Hilfe von großformatigen Betonplatten, deren Fugen durch eine tiefliegende Verzahnung und eine dauerelastischen Dichtung langfristig dicht gehalten werden. Nur zugelassenen Fachbetrieben ist der Einbau von flüssigkeitsdichten Pflasterbelägen erlaubt.
Natursteinpflaster
Herstellung

Natürliche Pflastersteine werden aus Natursteinen gewonnen, die eine ausreichende Festigkeit aufweisen. Dazu zählen besonders Granit, Gneis, Basalt, Grauwacke und Porphyr. Das Grundmaterial wird im Steinbruch durch Sprengungen abgebaut und anschließend im Werk maschinell verarbeitet. Die weitere Zerkleinerung der bruchrauen Steine wird mit Hilfe von Steinsägen oder diamantbesetzten Drahtsägen vollzogen. Die so hergestellten Pflastersteine unterliegen natürlichen Schwankungen in Hinsicht auf Form, Güte und Farbe. Die zulässigen Toleranzen sind in den entsprechenden Normen festgelegt.
Einteilung
Die jeweilig gültigen Richtlinien und Normen sehen eine Einteilung der Natursteine in Großpflaster, Kleinpflaster, Mosaikpflaster sowie Natursteinplatten vor.
- Großsteinpflaster
Die für Großsteinpflaster gängigen Größen sind 13/15, 15/17 und 17/19 cm. Es sind damit Würfel in den Abmessungen 14 x 14 cm, 16 x 16 cm und 18 x 18 cm gemeint. Die Kantenlänge variiert dabei um +/- 1 cm, da Natursteine nicht ganz exakt gebrochen werden können.
- Kleinpflaster
Kleinpflaster wird meist mit Hartmetallkeilen gebrochen. Gebräuchlich sind die Größen 9/11, 8/10, 8/11, 7/9, und 7/10 cm. Die Steine sind auch hier annähernd quadratisch, mit Abmessungstoleranzen nach unten und oben. Von der Größensortierung 9/11 cm werden etwa 100 bis 110 Steine pro Quadratmeter benötigt.
- Mosaikpflaster
Das Mosaikpflaster, die kleinste Pflastergröße, wird heute im Maschinenschlag hergestellt. Üblich sind die Größen 6/8, 5/7, 4/6 und 3/5 cm. Bei der Kantenlänge 5/7 cm kommen etwa 270 bis 290 Steine auf einen Quadratmeter.
- Steinplatten
Die Platten sind größer als Großsteinpflaster besitzen jedoch eine geringere Dicke. Ihre Größe kann bis im Meter-Bereich liegen. Sie eignen sich für Beläge von Gehwegen oder großen Flächen. Die Platten müssen ein Verhältnis von größter Länge zu Dicke von ≥ 3:1 besitzen. Ist das Verhältnis kleiner spricht die Norm von Pflasterplatten.
Neben den genormten Natursteinpflasterbelägen gibt es weitere nicht genormte Pflasterarten:
- Kieselsteinpflaster
Mit Kieselsteinpflaster können Aussparungen geschlossen oder ein Ornament gebildet werden. Ihre Verwendung ist besonders häufig in Südeuropa oder Asien anzutreffen.
- Findlingspflaster
Findlinge sind von Flüssen weit transportierte und somit runde Steine. Sie werden mindestens 1/3 in den Boden eingegraben. Ihre eigentliche Wirkung erzielen diese Steine erst ab 80 cm Größe.
Pflasterverbände
Natursteine werden in vielen verschiedenen Steinverbänden angeordnet. Die nachfolgende Aufzählung gibt einen groben Überblick über die gängigsten Natursteinverbände.
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Reihenverband
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Diagonalverband
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Polygonalverband
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Bogenpflaster
Betonsteinpflaster
Siehe Hauptartikel: Betonpflasterstein
Herstellung
Betonpflastersteine werden industriell aus einer Mischung von Zement, Gesteinskörnung und Wasser gefertigt. Der daraus entstandene Frischbeton kann eingefärbt und in jede beliebige Steinform gegeben werden. Dabei ist ein w/z- Wert von 0,35 bis 0,40 anzustreben. Der Zementgehalt beträgt 300 bis 350 kg/m³ bei einer Gesteinszusammensetzung von 50 bis 60 % Sand und 40 bis 50 % Splitt oder Kies.[5] Des Weiteren müssen die Steine durch entsprechende Betonzusätze gegen Frost-Tausalzschäden widerstandsfähig gemacht werden. Betonsteine bestehen aus zwei Betonarten. Der Beton im Inneren des Steins (so genannter Kernbeton) wird mit einer Betonhülle (so genannter Vorsatzbeton) umgeben.
Einteilung
Alternativ zum Pflaster aus Naturstein ist heute das Betonsteinpflaster im Einsatz. Diese Pflasterart ist preiswerter und exakter in ihrer Formgebung. Seit ihrer Anwendung im 20. Jahrhundert haben sich verschiedenartige Form- und Farbkombinationen sowie Verbundarten entwickelt. Durch ihre regelmäßige Form ist eine großflächige Verlegung mit maschineller Unterstützung möglich. Die Steine besitzen eine maximale Druckfestigkeit von 60 N/mm² (Platten 6 N/mm²) und werden in eine Bettung von 3 bis 5 cm gelegt. Folgende Betonpflasterarten werden unterschieden:
- Betonstein
Dieser gewöhnliche Stein wird in quadratischer oder rechteckiger Form gefertigt und kann mit oder ohne gebrochener Kante ausgeführt sein. Um den Einbau zu erleichtern sind an den Seiten der Steine Abstandhalter oder Noppen vorhanden. Die üblichen Abessungen reichen von 60 mm bis 240 mm in Breite bzw. Länge und 60 mm bis 140 mm Tiefe.
- Betonplatte
Betonplatten überschreiten die Zahl 4 des Verhältnisses von Länge zu Dicke. Ihre Empfindlichkeit gegenüber eines Bruches infolge Lasteinleitung ist erheblich größer, sodass ihre Festigkeit größer sein muss, als die von Betonsteinen. Eine Herstellung erfolgt in den Größen 200/200 mm bis 500/500 mm. Des Weiteren werden neben der quadratischen Platte für das Verlegen im Diagonalverband auch Platten in Bischofsmützen- oder Eckform gefertigt.
- Betonverbundstein
Der Betonverbundstein wird in einer nahezu unüberschaubaren Formenvielfalt von der Industrie produziert. Vorteilhaft auf die Tragfähigkeit wirkt sich die Verbundwirkung der Steine in horizontaler und vertikaler Richtung aus. Das Fugenbild ist dabei je nach Steinform unterschiedlich. Zu den Steinformgruppen gehören die einfach und doppelt-symmetrische Form, die S-Form, V- und W-Form sowie die Vieleckform.
- Betonzierstein
Betonziersteine zeichnen sich durch eine besondere Farbgebung oder Oberflächenbeschaffenheit aus. So wird mit Hilfe von Weißzement oder Farbpigment die Steinfarbe verändert. Die Oberfläche wird durch Waschen, Schleifen, Stocken oder Kugelstrahlen verändert. Um dem Pflaster eine antike Optik zu verleihen, werden die Steine gerompelt wodurch die Kanten unregelmäßig gebrochen werden. Zu den Betonziersteinen zählen auch Pflastersteine, die sich aufgrund ihrer Oberfläche für die Orientierung von Blinden und Sehbehinderten eignen. So werden auf der Oberseite der Steine Rillen oder Noppen ausgebildet, welche mit dem Langstock oder den Schuhsohlen erfühlbar sind.
- Betonrasenstein
Für die Verwendung in wasserdurchlässigen Pflasterflächen eignen sich Betonsteine mit Rasenkammern. Diese Steinart ist in vielen verschiedenen Steinformaten und Verlegemustern gebräuchlich.
- Haufwerksporiger Betonstein
Anders als die oben genannten Steine bestehen die haufwerksporigen Betonsteine (auch Dränsteine genannt) aus hohlraumreichem Haufwerksbeton. Anfallendes Oberflächenwasser kann durch den Stein hindurch in das Erdreich versickern. Mit einer stetigen Abnahme der Sickerfähigkeit ist zu rechnen. Ihre Druckfestigkeit ist aufgrund der Hohlräume geringer als bei normalen Betonsteinen.
Pflasterverbände
Nachfolgende Aufzählung fasst die große Zahl der Betonsteinverbände zusammen und zeigt die gängigsten Steinverbände.
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Reihenverband
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Diagonalverband
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Römischer Verband
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Zierverband
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Spezialverband
Klinkerpflaster
Herstellung

Klinkersteine bestehen aus mit Wasser angemischtem Ton oder Lehm. Die Rohmasse wird mittels einer Strangpresse in die gewünschte Form gebracht und anschließend mehrere Tage getrocknet. Danach können die Rohlinge bei 1200 °C bis zur Sinterung gebrannt werden.[6] Die Farbe ist abhängig vom Eisen- oder Mangangehalt des Ausgangsmaterials, kann aber auch durch andere Zusätze verändert werden. Durch die Sinterung besitzt der Klinker ein geringes Wasseraufnahmevermögen und wird so frostbeständig.
Einteilung
Klinkerpflaster besteht aus verschiedenartigen Formaten von Klinkern, welche in den Normen erwähnt werden. Der Einsatz von Klinkerpflaster besitzt besonders in Norddeutschland und den Niederlanden eine lange Tradition, da hier die Vorkommen von Natursteinen geringer sind als in den anderen Teilen Deutschlands. Es wird zwischen Pflasterklinker und Klinkerplatten unterschieden. Beide Arten besitzen eine maximale Druckfestigkeit von 80 N/mm² und dürfen im höchsten Fall 6 Masse-% Wasser aufnehmen. Die Dicke der Pflasterbettung sollte zwischen 3 und 5 cm liegen.
Holzpflaster

Eher eine Randerscheinung im Pflasterbau nimmt das Holzpflaster ein. Aufgrund des Quellverhaltens des Holzes bei Feuchtigkeit erweist sich Holzpflaster im Freien als ungeeignet. In Innenräumen wird es wegen seiner gefälligen Optik und seiner fußwarmen und robusten Oberfläche geschätzt. Früher wurde das Holz in Teerpech getränkt, um seine Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Diese Art des Holzschutzes ist heute aufgrund der gesundheitsschädigenden Wirkung von Teer jedoch verboten.
Im Gegensatz zu Parkett stehen bei Holzpflaster die Holzfasern vertikal, also mit sichtbaren Jahresringen (auch Hirnholz genannt). Das Holzpflaster ist aus Holz-Klötzen und oft mit Abmessungen von typisch 6 cm × 8 cm zusammengesetzt, die auf den tragenden Unterboden geklebt werden. Die Stärke beträgt 20–60 mm. Die gebräuchlichsten Holzarten sind Kiefer und Eiche.
Das typische Einsatzgebiet für Holzpflaster sind Werkstätten. Da Holz senkrecht zur Faser um ein vielfaches widerstandsfähiger ist, lässt sich so seine mechanische Fähigkeit als Fußboden optimal ausnützen.
Schlackensteine
Herstellung
Schlackensteine bestehen aus Kupfer- oder Hochofenschlacke. Die glutflüssige Schlacke wird in die gewünschte Form gegossen und kann anschließend aushärten. Ihre charakteristisch raue Oberfläche erhalten sie durch das Abstreuen mit Splitt. Ihre Produktion ist allerdings seit dem 20. Jahrhundert in Deutschland eingestellt worden.
Einteilung
Alle Schlackensteine besitzen eine dunkelgraue bis fast schwarze Farbgebung und erreichen hohe Festigkeiswerte. Sie existieren in den Abmessungen 160/160/160 mm und 240/160/160 mm. Aufgrund ihrer Festigkeit erfolgte der Einbau auf Verkehrsflächen mit hohen Radlasten, wie beispielsweise Busspuren und Busbuchten sowie Parkplätzen.
Lärmentwicklung
Siehe Hauptartikel: Straßenlärm
Das Befahren von Pflasterflächen mit Kraftfahrzeugen verursacht einen erhöhten Geräuschpegel im Straßenraum. Je nach gefahrener Geschwindigkeit und Oberflächenbeschaffenheit des Pflasterbelags kommen unterschiedliche Pegelerhöhungen zustande. Eine lärmbegünstigende Wirkung haben raue Steinoberflächen mit breitem Fugenabstand (größer 5 mm) sowie gefasten oder gebrochenen Steinkanten. Eine Lärmminderung kann dagegen durch eine möglichst glatte Belagsoberfläche mit geringem Fugenabstand und großen Steinformaten erzielt werden.
Um dem Problem des Reifen-Fahrbahn-Geräusches, welches beim Befahren von Pflasterflächen auftritt, entgegen zu wirken, sollten derartige Flächen nur in Bereichen mit geringer Fahrgeschwindigkeit angelegt werden sowie Fahrspuren aus Asphalt ausgebildet werden.
Sport

Die jährlich stattfindenden eintägigen Radrennen Paris-Roubaix und Flandern-Rundfahrt sind auch als „Pflastersteinrennen“ bekannt, da große Teile der Strecke über gepflasterte Wege und Straßen führen und somit eine große Herausforderung für die Teilnehmer darstellen.
Die Siegestrophäe des Paris-Roubaix-Rennens ist ein auf einem Sockel befestigter Pflasterstein. Für die 100. Ausgabe des Rennens wurde 2002 ein übergroßer Pflasterstein ebenfalls auf einem Sockel vor dem Vélodrome von Roubaix aufgestellt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, Ausgabe 1990, FGSV-Verlag Köln
- ↑ D. Richter, M. Heindel: Straßen- und Tiefbau, Teubner Verlag, 2004, ISBN3-519-35621-X, Seite 11
- ↑ Horst Mentlein: Pflaster Atlas, Rudolf Müller Verlag, 2007, ISBN 978-3-481-02347-8, Seite 9.
- ↑ D. Richter, M. Heindel: Straßen- und Tiefbau, Teubner Verlag, 2004, ISBN3-519-35621-X, Seite 249
- ↑ Horst Mentlein: Pflaster Atlas, Rudolf Müller Verlag, 2007, ISBN 978-3-481-02347-8, Seite 18 ff.
- ↑ Joachim Lorenz: Handbuch Straßenbau, Fraunhofer IRB Verlag, 2006, ISBN 3-8167-7083-5, Seite 195
Literatur
Allgemein
- Brian Shackel: Handbuch Betonsteinpflaster. Bemessung, Konstruktion, Ausführung , Beton Verlag, 1996, ISBN 3-7640-0344-8
- Volker Friedrich: Pflastern mit Naturstein, Ulmer Verlag, 1999, ISBN 3-8001-5078-6
Normen und Richtlinien
- DIN 18158 Bodenklinkerplatten
- DIN 18503 Pflasterklinker – Anforderungen und Prüfverfahren
- EN 1338 Pflastersteine aus Beton - Anforderungen und Prüfverfahren
- EN 1339 Platten aus Beton - Anforderungen und Prüfverfahren
- EN 1341 Platten aus Naturstein für Außenbereiche - Anforderungen und Prüfverfahren
- EN 1342 Pflastersteine aus Naturstein für Außenbereiche - Anforderungen und Prüfverfahren
- EN 1338 Pflasterziegel - Anforderungen und Prüfverfahren
- Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien zur Herstellung von Pflaster- und Plattenbelägen (ZTV Pflaster-StB)
- Technische Lieferbedingungen für für Bauprodukte zur Herstellung von Pflaster- und Plattenbelägen (TL Pflaster–StB)
- Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO 01)
Weblinks
- Straßenbau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 374.