Türkei
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Wahlspruch: Yurtta Sulh, Cihanda Sulh türk., "Frieden zuhause, Frieden in der Welt") | |||||
Amtssprache | Türkisch | ||||
Hauptstadt | Ankara | ||||
Staatsform | Säkulare Republik | ||||
Staatspräsident | Ahmet Necdet Sezer | ||||
Premierminister | Recep Tayyip Erdogan | ||||
Fläche | 779.500 km² | ||||
Einwohnerzahl | 67.308.928 (2002) | ||||
Bevölkerungsdichte | 87,25 Einwohner pro km² | ||||
Gründung | 29. Oktober 1923 | ||||
Währung | Lira | ||||
Zeitzone | MEZ+1 | ||||
Nationalhymne | İstiklâl Marşı | ||||
Kfz-Kennzeichen | TR | ||||
Internet-TLD | .tr | ||||
Vorwahl | +90 | ||||
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Die Türkei, amtlich Türkiye Cumhuriyeti (Republik Türkei) (Amtssprache: Türkisch) liegt größtenteils in Asien südöstlich von Europa. Ein relativ kleiner Teil (23.623 km²) liegt in Europa - dieser entspricht etwa 3% der Gesamtfläche der Türkei.
Die Türkei bildet somit eine Schnittstelle zwischen Europa und Asien - zwischen Okzident und Orient.
Im Süden und Westen grenzt sie an das Mittelmeer, im Norden an das Schwarze Meer.
Die Nachbarländer sind Griechenland, Bulgarien, Georgien, Armenien, Iran, Irak und Syrien.
Mitgliedschaften: NATO, OATCT, CENTO, UNO.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Türkei
Anatolien (Kleinasien) war die Wiege einer Vielzahl von Kulturen und Reichen des Altertums. Zu dieser Zeit lebten in Anatolien allerdings noch keine Türken, deren Heimat war Zentralasien. Die Seldschuken waren die erste türkische Dynastie, deren Heere im 11. Jahrhundert Teile Anatoliens eroberten und in der Folge große Teile des Byzantinischen Reiches unterwarfen.
Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Nachfolger der Seldschuken, die Osmanen, über große Teile des Nahen Ostens und des Balkans.
Im späten 17. Jahrhundert begann der Niedergang des Osmanischen Reiches, das immer weiter aus seinen europäischen Besitzungen zurückgedrängt wurde. Das ab dem 19. Jahrhundert stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben diverser Nationen im Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.
Am Ersten Weltkrieg nahm das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte teil und verlor in der Folge alle Gebiete außerhalb des türkischen Sprachraums und Anatoliens.
1915 kam es zum Völkermord an den christlichen Armeniern, die seit über 2500 Jahren in ihrem historischen Siedlungsgebiet in Ostanatolien und dem Kaukasus ansässig waren. Diese Gebiete standen seit dem 15. Jahrhundert unter türkischer Herrschaft. Aufgrund der Befürchtung, die Armenier könnten mit den Kriegsgegnern gemeinsame Sache machen, rief die jungtürkische Regierung am 24. April 1915 offiziell zur Vernichtung der armenischen Bevölkerung auf.
Binnen weniger Wochen wurde die intellektuelle Elite der Armenier festgenommen und ermordet. Später wurden die übrigen Männer umgebracht und Frauen, Kinder sowie Alte zu Fuß, ohne jegliche Verpflegung, in die syrische Wüste deportiert. Ein Todesmarsch, bei dem Hunger und Seuchen die Hauptvernichtungsmittel bildeten. Nach Angaben der deutschen Botschaft zu Konstantinopel vom Oktober 1916 waren etwa, von den 2,5 Millionen Armeniern des Osmanischen Reiches, 1,5 Millionen gestorben.
Die heutige türkische Regierung bestreitet offiziell diesen Völkermord und versucht, durch Propaganda und politischen Druck Staaten daran zu hindern, den Völkermord offiziell anzuerkennen. Früher hatte sie weitgehend Erfolg damit, aber immer mehr Staaten und Organisationen haben den Völkermord in den letzten Jahren offiziell anerkannt, darunter Frankreich, Italien, Russland, Belgien, die UNO und die EU. Die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern ist ein Aufnahmekriterium für den EU-Beitritt der Türkei.
Die türkische Republik wurde 1923 unter Mustafa Kemal Pascha, genannt Atatürk, ausgerufen. Atatürk führte Reformen durch, die die Türkei in einen modernen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten.
Im Jahre 1952 wurde die Türkei Mitglied in der NATO.
Nach einer sehr instabilen Phase in den 1970er Jahren putschte sich das Militär im Jahre 1980 an die Macht, welche sie mit einer neuen Verfassung 1980 bzw. Wahlen im Jahre 1983 wieder abgab. Ministerpräsident wurde der Wirtschaftsfachmann Turgut Özal, der marktwirtschaftliche Reformen einleitete. Seine Mutterlandspartei vereinigte Technokraten, aber auch islamische Kreise.
Die Verwicklung in den Zypern-Konflikt, der erst einige Jahre zurückliegende Bürgerkrieg mit der PKK im Osten des Landes und der zunehmende Erfolg des politischen Islams werden als Hindernisse für eine Aufnahme in die Europäische Union aufgeführt.
Politik
Nach der Verfassung aus dem Jahre 1982 ist die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten und einer unabhängigen Justiz.
Das 550 Sitze umfassende Parlament wird alle fünf Jahre neu gewählt. Der Präsident wird für eine Amtsperiode von sieben Jahren vom Parlament gewählt, eine Wiederwahl ist nicht möglich.
Der Nationalfeiertag am 29. Oktober ("Tag der Republik") erinnert an die Ausrufung der Republik durch Atatürk im Jahre 1923.
Parteien
Die wichtigsten Parteien:
Name | Übersetzung | politische Richtung |
---|---|---|
Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP) | Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung | moderat islamisch |
Demokratik Sol Partisi (DSP) | Demokratische Linkspartei | sozialdemokratisch, linksnationalistisch |
Milliyetci Hareket Partisi (MHP) | Partei der Nationalen Bewegung | nationalistisch |
Fazilet Partisi (FP) | Tugendpartei | islamistisch |
Anavatan Partisi (ANAP) | Mutterlandspartei | konservativ |
Dogru Yol Partisi (DYP) | Partei des Rechten Weges | konservativ |
Cumhuriyet Halk Partisi (CHP) | Republikanische Volkspartei | sozialdemokratisch |
Halkın Demokrasi Partisi (HADEP) | Demokratie-Partei des Volkes | kurdische Minderheit |
EU-Beitrittsbestrebungen
Seit 1964 ist die Türkei mit der EU assoziiert. Nachdem die EU 1989 einen Antrag der Türkei auf Vollmitgliedschaft abgelehnt hatte, setzte sie auf dem Gipfel von Kopenhagen 2002 fest, dass im Dezember 2004 über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen entschieden wird. Dazu muss die Türkei die Kopenhagener Kriterien erfüllen.
Ein wichtiger Grund für diesen Sinneswandel war der Beginn umfassender Reformen. Schon unter Ecevit wurde eine Zivilrechtsreform durchgeführt, die vor allem die rechtliche Stellung der Frau verbesserte.
Die neue Regierung unter der AKP hat gleich zu Beginn ein Paket von Gesetzesänderungen vorgelegt, das u. a. die Abschaffung der Todesstrafe auch in Kriegszeiten, ein Verbot der Folter, das Ende der Straffreiheit für Polizisten, Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit und Maßnahmen gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit vorsieht, wie den freien Gebrauch der kurdischen Sprache, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle.
Ein möglicher EU-Beitritt ist sehr umstritten, da die Türkei nicht nur größtenteils geografisch, sondern auch sprachlich und kulturell ein Teil Asiens ist.
Befürworter betonen, dass ein Beitritt zur EU die Demokratie in der Türkei weiter stärken würde und sehen darin einen wirksames Mittel, den islamischen Fundamentalismus weiter zurückzudrängen. Zudem wurde der Türkei der EU-Beitritt seit langem versprochen und die Reformen in der Türkei müssten nun durch einen Beitritt belohnt werden.
Auch die USA haben mehrmals den Staaten der EU eine Aufnahme der Türkei nahegelegt. Man betrachtet einen möglichen Beitritt aus strategischer Sicht und erhofft sich durch die Integration in die EU einen geopolitischen Vorteil gegenüber den Anrainerstaaten im Nahen Osten zu erlangen.
Provinzen
Die Türkei ist in 81 Provinzen gegliedert.
Zu den Provinzen gehören u.a.: Adana, Adiyaman, Afyonkarahisar, Agri, Amasya, Ankara, Antalya, Artvin, [[Aydin, Balikesir, Bilecik, Bingöl, Bitlis, Bolu, Burdur, Bursa, Çanakkale, Çankiri, Çorum, Denizli, Diyarbakir, Edirne, Elazig, Erzincan, Erzurum, Eskisehir, Gaziantep, Giresun, Gümüshane, Hakkari, Hatay, Içel, Isparta, Istanbul, Izmir, Kars, Kastamonu, Kayseri, Kirklareli, Kirsehir, Kocaeli, Konya, Kütahya, Malatya, Manisa, Kahramanmaras, Mardin, Mugla, Mus, Nevsehir, Nigde, Ordu, Rize, Sakarya, Samsun, Siirt, Sinop, Sivas, Tekirdag, Tokat, Trabzon, Tunceli, Urfa, Usak, Van, Yozgat und Zonguldak.
Geographie und Klima
Hauptstadt ist das in Zentralanatolien gelegene Ankara, größte und wichtigste Stadt ist jedoch das am Bosporus gelegene İstanbul. Weitere wichtige Städte sind İzmir, Diyarbakır, Adana, Bursa, Gaziantep, Konya, Antalya, İzmit (=Kocaeli) und Samsun. Die Türkei wurde in den letzten Jahren immer wieder von Erdbeben erschüttert. Da eine gewisse chronologische Ost-West Abfolge der Beben in der Nordtürkei festzustellen ist, geht man davon aus, dass in absehbarer Zeit auch Istanbul von einem großen Beben erschüttert wird. Die letzten großen Beben in der Provinz Kocaeli lagen bereits weniger als 100 km vor Istanbul.
Wirtschaft
Die Türkei ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde.
- Bruttosozialprodukt (je Einwohner): 2.800 Euro (2004)
- Bruttoinlandsprodukt (BIP): 199.937 Mio. $ (2003)
- Anteil am BIP: Landwirtschaft 16 %, Industrie 25 %, Dienstleistungen 59 %
- Erwerbstätigkeit: Landwirtschaft 45,8 %, Industrie 20,5 %, Dienstleistungen 33,7 %
- Arbeitslosigkeit: 9,2 % (offizielle Angaben)
- Inflation: 9,8 % (?) (Dez. 2003)
Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU, in die 51,6% der Exporte gehen, eine Zollunion.
Bevölkerung
In der Türkei leben neben dem Staatsvolk der Türken, die 70% der Gesamtbevölkerung ausmachen, auch 20% Kurden, 2% Araber, 0,5% Tscherkessen, 0,5% Georgier, sowie diverse andere ethnische Gruppen und Nationalitäten (Armenier, Griechen, Assyrer, Bosnier, Albaner u.a.).
Der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung beträgt rund 74 %.
Im Jahre 2000 waren ungefähr 6 % der Männer und 18 % der Frauen in der Türkei Analphabeten.
Religion
99,8% der türkischen Bevölkerung bekennen sich zum Islam. Davon sind etwa 80% Sunniten, die restlichen 20% Aleviten. Außerdem leben in der Türkei 125.000 Christen und 23.000 Juden. Das Prinzip des Laizismus schreibt eine strenge Trennung von Religion und Staat vor. Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkt die Glaubensfreiheit auf das Individuum. Religionsgemeinschaften können aus dem Verfassungsabschnitt keine Rechte geltend machen. Die Ideologie des Kemalismus war lange Zeit die exklusive de facto-Religion der herrschenden Kreise, dies hat sich aber in den letzten Jahren etwas abgeschwächt.
Die islamischen Einrichtungen werden vom Diyanet Isleri Baskanligi, dem Präsidium für Religionsangelegenheiten verwaltet. Es regelt die Ausbildung der etwa 100 000 Imame und Muezzin, bezahlt und erhält die Moscheen und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor. Ebenso ist es zuständig für die knapp 500 Imame an den türkischen Moscheen in Deutschland.
Jedoch wurden Andersgläubige durch den Staat diskriminiert. So erhielten Nicht-Muslime einen entsprechenden Eintrag im Ausweis: "Ungläubig".
In der Türkei leben etwa 0,15% Christen, die größte Gruppe davon bilden mit etwa 65 000 Angehörigen die Armenier. Dazu kommen 2000 griechisch-orthodoxe Christen (die nur in Istanbul leben dürfen) und 2000 syrisch-katholische Christen. Sie alle fallen ebenso wie Juden unter den 1923 geschlossenen Vertrag von Lausanne, der ihnen Minderheitenschutz gewährt. Dieser ist aber oft nur auf dem Papier vorhanden, wie etwa der Fall des seit Jahrzehten "wegen Baufälligkeit" zwangsgeschlossenen orthodoxen Priesterseminars auf der Insel Chalki im Marmarameer beweist, wobei gleichzeitig keine Baugenehmigung zur Behebung der Baufälligkeit gewährt wird. Auch sonst werden die nötigen Genehmigungen für Reparaturarbeiten oder Neubauten von nichtislamischen Gebetsstätten von den Behörden routinemäßig verweigert.
Nicht unter die Bestimmungen des Vertrags fallen einerseits später zugewanderte Menschen römisch-katholischen und evangelischen Glaubens, andererseits die syrisch-orthodoxen Christen Südostanatoliens (Tur Abdin). Die fast ausschließlich aus Ausländern bestehenden protestantischen und katholischen Gemeinschaften dürfen weder Eigentum erwerben noch offizielle Gemeinden bilden. Auch die Mission ist ihnen verboten.
Kultur
Die Türkei hat eine große Zahl Künstler hervorgebracht. Dazu gehören u. a. der Filmregisseur Yilmaz Güney (Goldene Palme in Cannes für Yol - Der Weg (1982)), der Dichter Orhan Veli und die Schriftsteller Yaşar Kemal, Orhan Pamuk oder Aziz Nesin. Türkische Popsänger wie Tarkan, Sertab Erener oder Mustafa Sandal waren in letzter Zeit auch im Ausland recht erfolgreich.
Siehe auch: Türkischsprachige Kultur in Deutschland, Liste türkischsprachiger Künstlerinnen und Künstler
Weblinks
- [1] Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zur Türkei
- Türkische Impressionen - Marion Burc lebt seit über 10 Jahren in der Region Antalya und schreibt über das Leben in der Türkei aus der Sicht einer Deutschen.
- Aysens Homepage - Eine deutschsprachige Türkin stellt ihr Land vor.