Schwarzes Moor
Lage des Schwarzen Moores |

Das Schwarze Moor liegt in der Bayerischen Rhön am Dreiländereck zu Hessen, Thüringen und Bayern. Mit 66,4 Hektar ist das Feuchtgebiet der größte Moorkomplex aus Niedermooren bis hin zu einem weitgehend unberührten und intakten Regenmoor im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Es ist Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems Natura 2000 und eines der bedeutendsten Hochmoore in Mitteleuropa. Das Schwarze Moor liegt auf der Wasserscheide zwischen dem Main und der Weser. 2007 wurde das Moor in die Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen.
Das Schwarze Moor ist ein exzentrisches, kuppelförmig aufgewölbtes Regenmoor. In seiner Oberflächengestalt entspricht es den nordischen Kermimooren. Von der zum oberen Rand im Norden verschobenen zentralen Hochfläche mit einer Torfmächtigkeit von teilweise über acht Metern fällt die Oberfläche nach allen Seiten ab. Auf den am stärksten geneigten Flächen treten höhenlinienparallel angeordnete Flarken, das sind langgestreckte, scharf begrenzte Schlenken, auf. Diese werden bis zu 50 Meter lang und weisen eine Tiefe zwischen einem und drei Metern auf. Das Moor entwässert überwiegend über den zwölf Meter tiefer liegenden Eisgraben im Süden. Dieser fließt in die sechs Kilometer östlich und 400 Meter tiefer gelegene Streu und damit in das Flusssystem des Rheines. Ein weiterer Abfluss gelangt in die hessische Ulster, die drei Kilometer westlich und knapp 300 Meter tiefer vorbeifließt und zum Flusssystem der Weser gehört.
Lage

Das Schwarze Moor liegt sechs Kilometer von Fladungen entfernt an der Hochrhönstraße und an der von Seiferts kommenden Zubringerstraße, einen Kilometer südöstlich der Grenze zu Thüringen und zwei Kilometer östlich der Grenze zu Hessen. Es liegt 770 bis 782 Meter über Normalnull in einer flachen Hangmulde des leicht nach Südosten geneigten oberen Hanges des 805 Meter hohen Querenberges.
Entstehung

Das Schwarze Moor entstand, wie auch die anderen Hochmoore der Rhön, vor etwa 12.000 Jahren nach der letzten Eiszeit. Durch die Pollenanalyse konnte die Entwicklung bis zum Ende der Eiszeit zurückverfolgt werden. In der heutigen Rhön kam es im Tertiär zur Ablagerung toniger Sedimente. Vulkane förderten vor 25 bis 18 Millionen Jahren ausgedehnte Lavaströme zu Tage, die zu verwitterungsresistentem Basalt erstarrten. Während der letzten Eiszeit lag die Rhön im Periglazialbereich, sie war also nicht von Gletschern bedeckt. Es entstanden durch Firnerosion und Bodenfließen große Hangmulden. In Gebieten, in denen diese durch wasserstauende Sedimente wie Tone oder lehmige Verwitterungsrückstände der Basalte diese Mulden abdichteten, konnten sich über Niedermoorstadien Regenmoore bilden. Die klimatischen Bedingungen mit hohen Niederschlagsmengen sowie niedrigen Bodentemperaturen begünstigten das Moorwachstum.
Für das Schwarze Moor sind Vertiefungen wie Flarken und Kolke, die das Torfgebiet durchziehen, charakteristisch. Dabei handelt es sich um Wasseransammlungen, die teilweise bis zu zwei Meter tief sind und manchmal die Form und Größe ändern. Die Flarken, Risse in der Moorvegetation, bilden sich durch die Bewegung des Moorkörpers, vergleichbar mit dem Eis eines Gletschers. Diese Häufigkeit von Flarken kommt weder im zweitgrößten Moor in der Rhön, dem Roten Moor, noch in anderen Mooren in Mitteleuropa vor.[1] Mit den Vertiefungen wechseln sich die Bulte ab, was als Bult-Schlenken-Komplex bezeichnet wird. Die Kolke, auch Mooraugen oder Blänke genannt, gelten als eine Besonderheit des Schwarzen Moores. Die Entstehung dieser Mooraugen ist noch nicht restlos erforscht. Der größte der drei Kolke, in der Nähe des Bohlensteges, hat eine Fläche von fast 500 Quadratmetern und eine Wassertiefe von etwa 2,5 Metern. Darunter schließt sich eine etwa 1,5 Meter mächtige Torfschlammschicht an, die in vier Meter Tiefe auf die Tonunterlage stößt. Im Moorauge ist das Wasser nährstoffarm und sauer. Die kaffeebraune Farbe ergibt sich durch gelöste Humusstoffe.[2]
Flora und Vegetation
In Abhängigkeit von der Oberflächengestalt ist das Moor in verschiedene Vegatationszonen gegliedert. Jede dieser Vegetationszonen verfügt über besondere Nährstoff- und Wasserverhältnisse und besitzt eine eigene typische Pflanzengesellschaft. Am Rand des Schwarzen Moores befindet sich ein Fichtenforst, der vom Reichsarbeitsdienst gepflanzt wurde. Nach den Plänen des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e. V. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Umweltministerium soll dieser Wald nach und nach auf natürliche Weichlaubwaldvegetation, wie der Karpaten-Birke zurückgeführt werden. Die Karpaten-Birke, eine besondere Gebirgs-Unterart der Moor-Birke, zählt zu den markantesten Baumarten der Moorlandschaft und bildet am Moorrand ein Wald. Diese Baumart fällt durch ihren bizarren Wuchs auf.
Als nächste Vegetationszone schließt sich das Niedermoor an, ein das Moor umgebender Sumpfgürtel mit charakteristischer Grasvegetation. Kleinseggenriede (Scheiden-Wollgras, Grau-Segge, Hunds-Straußgras, Sumpf-Blutauge, Sumpf-Labkraut, Sumpf-Kratzdistel, Fieberklee) gedeihen hier, weil sich das vom Moor ablaufende Wasser mit dem Oberflächenwasser und dem hochanstehenden Grundwasser der mineralischen Böden der Umgebung vermischt. Dadurch ist das Nährstoffangebot gegenüber der zentralen Moorfläche erhöht. Weiter nach innen folgt das Moor-Randgehänge mit kleinwüchsigen Bäumen und Sträuchern (Moor-Birke, Kiefer, Rauschbeere, Heidelbeere, Besenheide, Schwarze Krähenbeere, Gewöhnliche Moosbeere). Dieser Bereich ist, bedingt durch das deutliche Gefälle, im Vergleich zur nahezu ebenen Hochfläche der trockenste Bereich innerhalb des Moores. Im Zentrum liegt das Hochmoor, die Heimat der Torfmoose auf stark saurem, nährstoffarmem und wassergesättigtem Boden. Dieser Bereich erhält nur nährstoffarmes Regenwasser und kein nährstoffangereichertes Grundwasser. Vereinzelt wachsen dort kümmerlich gewachsene Kiefern. Hier gedeiht der seltene Rundblättrige Sonnentau, eine fast unscheinbare fleischfressende Pflanze und die Rosmarinheide. Von 30 Torfmoosarten, die es in Mitteleuropa gibt, kommen elf im Schwarzen Moor vor. Die Torfschicht erreicht in ihrer Kernzone teilweise eine Mächtigkeit von mehr als acht Metern.
Tierwelt
Das Schwarze Moor ist relativ arm an Tierarten. Dort lebende Wirbeltierarten sind zudem meist sehr scheu und meiden die Nähe der Besucher. Zu den im Moor lebenden Säugetierarten zählt der Baummarder, die versteckt lebende Sumpfspitzmaus und der Iltis. Hinzu kommen die für die Rhön typischen Raubtiere, wie der teilweise tagaktive Hermelin, das Mauswiesel und der Fuchs, der aufgrund seiner Tollwutimmunisierung sehr zahlreich auftritt. Der Steinmarder, Dachs und der 1970 in die Rhön zugewanderte Waschbär sind in der Dunkelheit aktiv. Diese nachtaktiven Tiere lassen sich anhand von Spuren, Fraßresten und Kot indirekt nachweisen. In der Region hält sich ganzjährig Rehwild auf. Weitere dort lebende Tiere sind Feldhasen, Eichhörnchen und Siebenschläfer.
Im Moor leben Birkhühner, die außerhalb der Alpen vom Aussterben bedroht sind und in der Rhön und im Schwarzen Moor eines ihrer letzten Rückzugsgebiete haben. Hier leben zudem Bekassine, Zwergschnepfe, Gemeine Binsenjungfer, Baumpieper und die Kreuzotter. Die häufigsten Greifvögel sind der Turmfalke, der Rotmilan und der Mäusebussard. Die Waldschnepfe, die in der Hochrhön häufig anzutreffen ist, lebt auch im Schwarzen Moor.
Die im Wasser lebenden Larven der Moorlibellen sind auf Moortümpel angewiesen. In der zentralen Moorfläche lebt die Arktische Smaragdlibelle, die Torf-Mosaikjungfer und die Große- und Kleine Moosjungfer. Zehn verschiedene Arten der Heuschrecken sind im Schwarzen Moor nachgewiesen worden. Die Raupen der moorspezifischen Schmetterlinge, wie der Hochmoorgelbling, der Hochmoor-Perlmutterfalter und der Dukatenfalter, finden in den Rausch- und Moosbeeren ihre Futterpflanzen. Im Moor kommt auch ein endemischer Kurzflügler vor.
Klima

Das Klima um das Schwarze Moor und die Lange Rhön ist rau und kalt. Das Rhönvorland, welches 300 bis 500 Meter tiefer liegt, hatte 1961 bis 1990 Jahresmitteltemperaturen von sieben bis acht Grad Celsius. Die Hochrhön bildet eine Kälteinsel und weist Jahresmitteltemperaturen von 4,8 Grad Celsius (Wasserkuppe) auf. Das drei Kilometer nördlich gelegene Frankenheim hatte bei etwas geringerer Höhenlage als das Schwarze Moor eine Jahresmitteltemperatur von 5,3 Grad Celsius bei einem Jahresniederschlag von 938 Millimetern. Der ein Kilometer östlich gelegene Rhönhof in gleicher Höhenlage verzeichnete Jahresniederschläge von über 1000 Millimetern.[3]
Die Hochrhön ist durch eine Schneebedeckung von bis zu 110 Tagen und eine kurze sommerliche Vegetationsperiode von weniger als 190 Tagen im Jahr geprägt. Die Temperaturverhältnisse schränken das Pflanzenwachstum erheblich ein. Hinzu kommen bis zu 200 Nebeltage und eine hohe Zahl an Tagen mit Raureifbildung. Die Lange Rhön und das Schwarze Moor weisen gegenüber ihrer Umgebung mit teilweise über 1000 Millimeter Niederschlag hohe Werte auf. Das Schwarze Moor stellt innerhalb dieser hochgelegenen Fläche eine weitere Kälteinsel dar. In der Nacht kann sich auf den Freiflächen dieser Höhenlage zu jeder Jahreszeit Kaltluft bilden und Frost auftreten.[3][4]
Torfabbau
Im Schwarzen Moor wurde von 1770 bis 1939 unregelmäßig Torf abgebaut, es lieferte aber nur geringe Mengen. Der Mensch griff hierzu in die Wasserwirtschaft des Moores ein, indem zur Entwässerung an verschiedenen Stellen Gräben angelegt wurden. In diesen Bereichen sank der Wasserstand im Moorkörper ab und die Torfmoose stellten ihr Wachstum ein oder starben ab. Unter anderem versuchte die Würzburger Hofkammer im Schwarzen Moor Torf stechen zu lassen, was sich allerdings nicht lohnte. Im Roten Moor hingegen fand ein stärkerer Abbau statt. 1905 wurde vom Schwarzen Moor nochmals für kurze Zeit Badetorf nach Bad Kissingen geliefert. Dies scheiterte jedoch daran, dass die Qualität beanstandet wurde, unbefestigte Feldwege den Abtransport erschwerten und die Entwässerungskosten zu hoch waren.
Die zentrale Hochfläche wird noch bis etwa 1924 als nahezu baumfrei beschrieben. Das Gebiet wurde am 6. Januar 1939 unter Naturschutz gestellt. Danach durfte kein Torf mehr abgebaut werden. In den 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre wurde das noch nicht erschlossene Moor zunehmend von Ausflüglern begangen. Dabei bildeten sich im Moor mehrere Trampelpfade. Dieses Verhalten der Besucher, vorwiegend an Wochenenden und zu den Ferienzeiten, führte zu einer systematischen Zerstörung großer Teile des Moores. Dabei wurden die Uferbereiche einiger Mooraugen zertrampelt, die dort vorhandene Pflanzendecke teilweise zerstört und Tiere verscheucht. Manche Besucher badeten sogar in den Mooraugen und es befand sich dort ein Sprungbrett.
Moorlehrpfad
Als Schutzmaßnahme zur Erhaltung des Naturschutzgebietes umgab die Pflegetruppe des Naturparks 1976 das Schwarze Moor mit einem zwei Meter hohen und 4,8 Kilometer langen Zaun. Diese Arbeiten geschahen in enger Arbeits- und Fördergemeinschaft mit der Regierung von Unterfranken, der Flurbereinigungsdirektion Würzburg und der Oberforstdirektion. Um der Bevölkerung weiterhin den Zugang zum Moor zu ermöglichen, wurde 1976 innerhalb des Schutzgebietes ein erster befestigter Weg errichtet. Anfang der 1980er Jahre wurde ein 1,8 Kilometer langer Knüppeldamm errichtet, der zu den interessantesten Bereichen des Moores führte. Die Schutzmaßnahmen haben sich positiv auf die Regenerierung des Moores ausgewirkt. Einige Tiere und Pflanzen sind jedoch verschwunden, bevor die Schutzmaßnahmen umgesetzt worden sind. Darunter befand sich die zuvor im Moor großflächig gewachsene Blumenbinse, die zuletzt 1960 gesehen worden ist.

In der Folgezeit wurde dieser Steg durch Verwitterung und starke Belastung beschädigt, so dass aus Sicherheitsgründen eine umgehende Erneuerung notwendig wurde. Zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Birkwildes wurde die Lange Rhön, zu der das Schwarze Moor gehört, am 28. Mai 1982 mit der heutigen Fläche von 3245 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Bei der Planung des neuen Steges, der mit einer neuen Trasse durch das Moor verlaufen sollte, wurden die im Moor gefährdeten Einstände berücksichtigt. Im Mai 1987 wurde der neue Moorweg als erster Moorlehrpfad in Bayern mit einem 2,2 Kilometer langen Eichen-Bohlensteg eröffnet. Der erste Abschnitt des Lehrpfades wird doppelt – als Hin- und Rückweg – und der weitere Verlauf als Rundweg begangen. Die gesamte Wegstrecke beträgt 2,7 Kilometer. Entlang des Steges stellen 22 Informationstafeln die Tier- und Pflanzenwelt des Moores vor. Verlandende Wasserflächen sind zu Schwingrasen mutiert; seit 2000 sind Wiederbewässerungsmaßnahmen im Gange. Ehemalige Entwässerungsgräben wurden zu diesem Zweck durch kleine Stauwehre verschlossen, um das Wasser im Moor zu halten.

2001 wurden die Informationstafeln des Lehrpfades als gemeinsame Initiative der Regierung von Unterfranken, der Bayerischen Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön und des Naturpark Rhön im Zuge der Umsetzung des länderübergreifenden EU-Projektes LIFE neu gestaltet und deren Zahl auf 23 erhöht. Diplom-Biologin Ursula Schneider hatte hierbei die Koordination und fachliche Gesamtleitung inne. In den vergangenen Jahren wurde der Moorlehrpfad erweitert. Im letzten Teil des Rundweges zweigt ein weiterer Bohlensteg vom Lehrpfad ab und nimmt einen anderen Verlauf zum Ein- und Ausgang des Moores. Im Jahr 2007 wurde am nördlichen Rand des Moores, direkt am Bohlensteg, für 225.000 Euro ein 17 Meter hoher Aussichtsturm mit einer 56 Quadratmeter großen Plattform errichtet.[5] Der Aussichtsturm befindet sich in der Nähe des abzweigenden erweiterten Abschnittes und ist direkt vom Eingang des Schwarzen Moores aus zu erreichen.
Geotop
Das Schwarze Moor wird im Umweltobjektkatalog (UOK) Bayern als Geotop mit dem Prädikat wertvoll geführt.[6] In Bayern werden vom Geologischen Landesamt (jetzt: Bayerisches Landesamt für Umwelt) etwa 2800 Geotope detailliert beschrieben.[7] Aus diesen wählt ein Gremium von Fachleuten der obersten Fachbehörde für Geologie, Natur, Wasser und Umwelt seit 2001 die 100 Geotope aus, die als die wichtigsten angesehen werden.[8] Diese Maßnahme soll im Jahr 2010 abgeschlossen werden.[9] Das Schwarze Moor wurde von diesem Gremium am 20. Juli 2007 als 56. Objekt von Bayerns schönsten Geotopen gewählt.[10] Das Schwarze Moor wird als Torfgemeinschaft mit der Geotop-Nummer 47 geführt.[11]
Tourismus

Das Schwarze Moor ist touristisch gut erschlossen und ein beliebtes Ausflugsziel in der Rhön. Jährlich wird das frei zugängliche, rollstuhlgerecht ausgebaute Schwarze Moor von 100.000 bis 150.000 Personen besucht; es liegt damit hinter dem Kreuzberg an zweiter Stelle in der bayerischen Rhön.[12] Von Mai bis Oktober werden mehrmals in der Woche geführte Wanderungen durch das Moor angeboten.[13] 300 Meter nordöstlich des Schwarzen Moores, an der Straße nach Seiferts, befindet sich ein großer Parkplatz und das 2005 neu erbaute Haus zum Schwarzen Moor, mit Sanitäranlagen, Kiosk und Imbissbereich und dem Informationszentrum zum Schwarzen Moor. Am östlichen Rand des Schwarzen Moores hat die 2005 eröffnete Umweltbildungsstation des Biosphärenreservates Bayerische Rhön ihren Sitz, mit einem Schulungsraum für Schulklassen und einem überdachten Arbeitsbereich im Freien.
RAD-Lager
Das ehemalige RAD-Lager Hochrhön, auch Dr. Hellmuth-Lager lag am östlichen Rand des Schwarzen Moores. Ein steinernes Tor im Eingangsbereich, 1936 errichtet, erinnert als Mahnmal daran. Das Lager wurde zwischen August 1934 und Frühjahr 1936 errichtet und beherbergte etwa 300 Personen. Mainfrankens Gauleiter Dr. Otto Hellmuth wollte mit seinem Rhönaufbauplan die wirtschaftlich schwache Region kultivieren und für die Landwirtschaft öffnen (so genannter Dr-Hellmuth-Plan zur Neuordnung des Gaues Mainfranken). Die Rhön war als Notstandsgebiet, aus der ein Wohlstandsgebiet werden sollte, definiert. Aufgaben des RAD waren: Drainagen legen, Entfernung von Steinen, Fichtenanpflanzungen und Kartoffelanbau. Die Maßnahmen brachten nicht das gewünschte Ergebnis. 1945 wurde das Lager aufgegeben und bis auf die Fundamente abgetragen, die heute noch zu erkennen sind. Von den RAD-Männern wurde bis 1938 der Rhönhof als Musterhof fertiggestellt. Während dieser Zeit wurden etwa 500 Hektar Jungwald aufgeforstet. Die Aufforstungen um das Schwarze Moor rühren von diesen Maßnahmen her.[14][15]
Sagen und Legenden
Über das Schwarze Moor gibt es verschiedene Sagen und Legenden, die sich bis in die heutige Zeit erhalten haben:
Das versunkene Dorf
„Vor langer Zeit versank am Schwarzen Moor eine Ortschaft, ob es eine Stadt oder ein Dorf war, weiß niemand zu sagen. Die Bewohner wollten von ihrem sündhaften Leben nicht lassen. An die Stelle des Ortes trat ein unergründlich tiefer, schwarzer See, der nach und nach von einer schwarzen Moordecke überzogen wurde. Davon hat auch das Schwarze Moor seinen Namen. In der Tiefe ist aber das Leben des Dorfes noch nicht erstorben. Die Versunkenen gehen jetzt oft in ihre Kirche und bitten Gott reuevoll um ihre Erlösung. An solchen Tagen kann man aus der Tiefe ein Rauschen, Brausen und Orgelklang vernehmen. Dann brodelt und kocht es im Schwarzen Moor, und schlammiges Wasser gärt aus den Mooraugen. Manche, die sich am Rande des Moores hinlegten, konnten das Läuten der Glocken, das Schlagen der Turmuhr und das Krähen der Hähne aus der Tiefe des untergegangenen Dorfes hören.“
Seevögelchen
Eine weitere Geschichte über das Moor handelt vom Seevögelchen. Es wird erzählt, dass im Schwarzen Moor in lauen Sommernächten manchmal ein Vogel singt, ein seltsames Lied, um jedesmal zu verschwinden, wenn in der Morgendämmerung die Aveglocke aus der Tiefe des Sumpfes klingt.[16]
Gebet gegen Überschwemmung
In der Gemeinde Rüdenschwinden wurde bis etwa 1780 seit alters her jeden Freitag eine Betstunde abgehalten, um eine befürchtete Überschwemmung des Dorfes und die Vernichtung der Fluren abzuwenden. Die Gemeinde befürchtete, dass das Moor in einer stürmischen Nacht rauscht und tobt, um dann auszubrechen und die ganze Gegend zu überschwemmen.[16]
Das Moor als Wetterprophet
Für die umliegenden Dörfer dient das Schwarze Moor als Wetterprophet: Wenn am Morgen leichter Dunst auf dem Moor liegt, gibt es keinen schönen Tag. Trübes, regnerisches Wetter wird am Morgen durch dichten Dunst prophezeit. Raucht das Moor am Morgen, so ist mit Sturm und Gewitter zu rechnen. Mit dem schlimmsten Unwetter ist zu rechnen, wenn frühmorgens schon ein Sturm über das Moor fegt, dass die Mooraugen hohe Wellen schlagen. Das Tosen des Moorwassers könne sogar Erdbeben, die in weiter Ferne stattfinden, anzeigen.[17]
Quellen
- ↑ Naturschätze der Rhön: Hochmoore. Seite 7.
- ↑ Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. Seite 28–29.
- ↑ a b Horst Bayer: Die aktuelle Klimaentwicklung der Rhön mit vergleichen zum Thüringer Wald.
- ↑ Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. Seite 38–39.
- ↑ rhoentourist.de
- ↑ Umweltobjektkatalog Bayern – Schwarzes Moor
- ↑ Geotoprecherche beim Bayerischen Landesamt für Umwelt
- ↑ Bayerns schönste Geotope beim Bayerischen Landesamt für Umwelt
- ↑ Bayerns schönste Geotope – Halbzeitbilanz (pdf-Datei – 0,6 MB)
- ↑ Pressemeldung vom 20. Juli 2007
- ↑ Schwarzes Moor – Nummer 47
- ↑ Umweltbildungseinrichtung Schwarzes Moor
- ↑ Tourist-Information Fladungen Rhön
- ↑ Willy Kiefer: Die Moore der Rhön. Seite 21–22.
- ↑ Heribert Kramm: Die Hochrhön. Seite 24.
- ↑ a b c Max Mölter: Die Hochrhönstraße. Seite 38.
- ↑ Max Mölter: Die Hochrhönstraße. Seite 36.
Literatur
- Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e. V. (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. 2003.
- Zweckverband Naturpark Bayerische Rhön (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. Rötter Druck und Verlag GmbH, Bad Neustadt, 1988.
- Willy Kiefer: Die Moore der Rhön. Verlag Parzeller GmbH & Co. KG, Fulda 1996. ISBN 3-7900-0269-0.
- Hohmann, Joachim s.: Landvolk unterm Hakenkreuz. Agrar- und Rassenpolitik in der Rhön. Ein Beitrag zur Landesgeschichte Bayerns, Hessens und Thüringens, Frankfurt/M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, 1992. ISBN 978-3-631-45093-2.
- Max Mölter: Die Hochrhönstraße. Verlag Parzeller Fulda, 5. Auflage 1986. ISBN 3-7900-0149-X.
- Heribert Kramm: Die Hochrhön. Verlag Parzeller GmbH & Co. KG, Fulda 2006. ISBN 3-7900-0305-0.
- Th. Gies: Vegetation und Ökologie des Schwarzen Moores (Rhön) unter besonderer Berücksichtigung des Kationengehaltes. Dissertationes Botanicae. 1972.
- U. Bohn: Die Vegetation der Hohen Rhön – Gesellschaftsinventar, Bewertung, aktuelle Gefährdungen, Erhaltungsmaßnahmen. Natur und Landschaft. Bonn-Bad Godesberg 1981.
- G. Große-Brauckmann: Moore in der Rhön als Beispiele für Enstehung, Entwicklung und Ausbildungsformen von Mooren und ihre Probleme heute. Beitrag in Naturkunde Osthessen. Fulda 1996.
- LIFE-Projekt Rhön der EU (Hrsg.): Naturschätze der Rhön: Hochmoore. Kaltensundheim 1997.
- Jürgen Holzhausen, Ernst Hettche: Hochmoore im Biosphärenreservat Rhön. Verlag Richard Mack, Mellrichstadt 1996. ISBN 3-9802-4362-1.