Zum Inhalt springen

Weizen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. November 2007 um 19:00 Uhr durch 81.210.209.158 (Diskussion) (brockhaus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Triticum

Unbegrannter Weizen

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Triticum
Wissenschaftlicher Name
Triticum
L.

Mit Weizen wird eine Reihe von Arten der Süßgräser (Poaceae) in der Gattung Triticum L. bezeichnet. Er wird ca. 0,5 bis 1 m hoch, der Halm ist rundlich. Von der Gesamterscheinung wirkt er dunkelgrün und die Ähre gedrungen. Morphologisches Unterscheidungsmerkmal sind die kurzen bewimperten Blattöhrchen, die, im Gegensatz zur Gerste, den Halm nicht umschließen. Das Blatthäutchen ist mittelgroß und gezähnt. Die Früchte werden botanisch als „einsamige Schließfrüchte“ (Karyopsen) bezeichnet. Etymologisch leitet sich Weizen vom „Weiß“ des Produkts dieses Getreides, dem Weißmehl, ab.

Anbau

Weizen stellt an Klima, Boden und Wasserversorgung höhere Ansprüche als andere Getreidearten.

Winterweizen wird im Herbst ab Mitte September ausgesät wenn die Keimruhe des Saatguts überwunden ist. Bei der Saat in das herbstliche Saatbett ist zu beachten, dass Weizen ein Dunkelkeimer ist. Bei feuchtwarmem Boden keimen die Samenkörner schnell und führen in 15-20 Tagen zum Feldaufgang. Die kleinen Pflanzen bilden Nebensprossen (Bestockung) aus und überwintern. Wie alle Wintergetreidearten benötigt auch Winterweizen zum Abbau der Schosshemmung eine Vernalisation durch Frosttemperaturen. Die Hauptbestockung findet erst im Frühjahr statt und ist stark Sortenabhängig. Bei später Aussaat, die meistens mit niedrigen Bodentemperaturen verbunden ist, verläuft die Keimung langsamer. Winterweizen ist spätsaatverträglich; die Aussaat ist bis Dezember möglich, führt dann aber zu unteroptimalen Ernteerträgen. Obwohl Weizen (sortenabhängig) bis ca. −20 °C frostresistent ist, bevorzugt er insgesamt ein gemäßigtes Klima. Im Frühjahr setzt das Streckungswachstum (Schossen) ein und die Blätter entwickeln sich. Am Ende der Streckungsphase ist bereits eine vollständige Ähre mit Ährchen und Blüten vorhanden. Die Ähren schieben nach außen und mit der Blüte ist die Pflanzenentwicklung abgeschlossen. Nach der (Selbst-)Befruchtung entwickeln sich die Körner. Je Pflanze bilden sich zwei bis drei Ähren tragende Halme aus, was etwa 350 bis 700 Halmen je m² entspricht. In jeder Ähre bilden sich etwa 25 bis 40 Körner aus. Sie bestehen in der Vollreife aus ca.70% Stärke, ca.10-12 % Eiweiß, ca. 2 % Fett und ca. 14 % Wasser. Die Höhe der genannten Inhaltsstoffe hängt von der Sorte, der Düngung und beim Wasser von Luftfeuchtigkeit sowie Regen ab. Gegen Unkräuter und Pilze sind im konventionellen Anbau mehrere Pflanzenschutzanwendungen erforderlich. Für einen optimalen Ertrag ist auch eine ausreichende und ausgeglichene Nährstoffversorgung notwendig, wobei insbesondere die Stickstoffdüngung in mehreren Gaben (Portionen) erfolgt.

Die Ernte findet im Hochsommer des auf die Aussaat folgenden Jahres statt, wobei der Durchschnittskornertrag zwischen 60 und 70 dt/ha liegt. Als Spitzenwerte werden Kornerträge von über 110 dt/ha erreicht. Durch diese hohen Kornerträge ist der Winterweizen allen anderen Getreidearten überlegen. Das Stroh verbleibt gehäckselt auf dem Feld oder es wird als Einstreu für die Tiere zu Ballen gepresst und abgefahren. In Deutschland werden auf über 90 % der Weizenanbauflächen Winterweizensorten ausgesät.

Sommerweizen wird möglichst frühzeitig im Frühjahr ausgesät; er braucht keine Vegetationsruhephase, muss also nicht vernalisiert werden. Seine Kornerträge liegen in der Regel deutlich unter denen von Winterweizen. Die Körner haben eine glasigere Struktur als Winterweizen, sind aber proteinreicher.

Unter Wechselweizen versteht man einen Sommerweizen, der bereits im Herbst (November/Dezember) des Vorjahres ausgesät werden kann.

Bedeutung

gekeimte Weizenkörner

Die verschiedenen Arten des Weizen stellen das meistangebaute Getreide der Welt dar ( gefolgt vom Reis). Er wird auf allen Kontinenten angebaut. Weizen ist für Menschen in vielen Ländern ein Grundnahrungsmittel (Brotgetreide) und hat eine große Bedeutung in der Tiermast. Hartweizen ist besonders für die Herstellung von Teigwaren (Hartweizengrieß) geeignet – wird aber in Deutschland so gut wie nicht angebaut.

Weizen ist an trockene und warme Sommer angepasst. Eine moderne Kreuzung aus Weizen und Roggen, Triticale, erlaubt den Anbau in kühleren Klimazonen.

Im Jahr 2005 wurden weltweit 630 Millionen Tonnen Weizen geerntet. Davon produzierten die fünfzehn größten Erzeugerländer ca. 80 %. Die gesamte Anbaufläche belief sich auf 217 Millionen Hektar. Der durchschnittliche Hektar-Ertrag lag weltweit bei 29 dt, während er in Deutschland bei ca. 75 dt/ha lag.

Weizenähre

Weizen im Welthandel

Weizen wird an den Warenterminbörsen Kansas City Board of Trade (KCBOT) und der Chicago Board of Trade (CBOT) in der Größe von 5.000 Bushels und 1.000 Bushels (Mini) gehandelt. Die Terminmonate sind Juli, September, Dezember, März und Mai. Die Handelszeiten sind börsentäglich von 9:30 bis 13:15 Ortszeit im Parketthandel sowie von 18:32 bis 6:00 und 9:30–13:15 Ortszeit im elektronischen Handel.

Die größten Weizenproduzenten

2005 wurden laut Food and Agriculture Organization weltweit 629,5 Mio. t Weizen geerntet. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 15 größten Produzenten von Weizen weltweit:

Die größten Weizenproduzenten weltweit (2005)
Rang Land Menge
(in Tsd. t)
Rang Land Menge
(in Tsd. t)
1 China Volksrepublik Volksrepublik China 96.340 9 Pakistan Pakistan 21.591
2 Indien Indien 72.000 10 Turkei Türkei 21.000
3 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 57.106 11 Ukraine Ukraine 18.700
4 Russland Russland 47.608 12 Argentinien Argentinien 16.000
5 Frankreich Frankreich 36.922 13 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 14.950
6 Kanada Kanada 25.547 14 Iran Iran 14.500
7 Australien Australien 24.067 15 Kasachstan Kasachstan 11.070
8 Deutschland Deutschland 23.578 Welt 629.566

Quelle: FAO, Faostat, 2006[1]

Siehe auch: Die größten Getreideproduzenten, Die größten Gersteproduzenten, Die größten Roggenproduzenten, Die größten Haferproduzenten

Datei:Weizenkörner.jpg
Weizenkörner

Arten (Auswahl)

  • T. aestivum L. (Weichweizen)
  • T. antiquorum Heer
  • T. baeoticum Boiss.
  • T. compactum Host (Zwergweizen)
  • T. compositum L.
  • T. dicoccum Schübler (Emmer)
  • T. durum Desf. (Hartweizen)
  • T. ispahanicum Heslot
  • T. jakubzineri (Udacz. & Schachm.) Udacz. & Schachm.)
  • T. karamyschevii Nevski
  • T. militinae Zhuk. & Migush.
  • T. monococcum L. (Einkorn)
  • T. parvicoccum
  • T. petropavlovskyi Udacz. & Migush.
  • T. polonicum L.
  • T. sinskajae Filat. & Kurk.
  • T. spelta (L.) (Dinkel)
  • T. tetraurartu Gandil.
  • T. timonovum Heslot & Ferrary
  • T. timopheevii (Zhuk.) Zhuk.
  • T. turanicum Jakubz.
  • T. turgidum L. (Rauweizen/Nacktweizen)
  • T. urartu Thumanyan ex Gandilyan
  • T. vavilovii (Tum.) Jakubc. in Zhuk.
  • T. zhukovskyi Menabe & Ericzjan

Ackerbaulich wichtige Weizenarten

Weizenanbaugebiete
  • Weichweizen (Triticum aestivum L.) ist eine hexaploide Weizenart und die weitest verbreitet angebaute. Es gibt eine Vielzahl von Sorten, die an unterschiedliche Klimate angepasst sind.
  • Spelt oder Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta (L.) Thell.), ebenfalls hexaploid, wird als spezielles Brotgetreide begrenzt angebaut. Das in der Milchreife geerntete und geröstete Korn, Grünkern genannt, ist mineralstoffreich und stark aromatisch.
  • Emmer (Triticum dicoccum Schübler) ist eine tetraploide Weizenart, die historisch angebaut wurde, heute aber keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat.
  • Hartweizen (Triticum durum Desf.) ist die einzige tetraploide Weizenart, die heute noch verbreitet angebaut wird.
  • Kamut (Triticum turgidum subsp. polonicum (L.) Thell.) ist eine Zuchtform des Emmer, die in kleinen Mengen, oft im biologischen Landbau, als 'gesundes' Getreide vermarktet wird. Kamut ist ein eingetragenes Warenzeichen.
  • Einkorn (Triticum monococcum L.) ist die älteste Weizensorte. Sie wird heute noch aus wissenschaftlichen Gründen oder zu Illustrationszwecken angebaut, ist aber auch im Naturkosthandel wieder erhältlich und dient zur Produktion von Backwaren und Bier.

Das Bundessortenamt teilt mit seiner Zulassung die Weichweizensorten in fünf so genannte Backqualitätsgruppen ein: (Hauptmerkmal der Einteilung ist die Volumenausbeute im Rapid-Mix-Test, einem Backversuch)

  • E-Gruppe: Eliteweizen – mit hervorragenden Eigenschaften. Wird meistens zum Aufmischen schwächerer Weizen verwendet oder exportiert.
  • A-Gruppe: Qualitätsweizen – hohe Eiweißqualität. Kann Defizite anderer Sorten ausgleichen.
  • B-Gruppe: Brotweizen – alle Sorten, die für die Gebäckherstellung gut geeignet sind.
  • C-Gruppe: Futterweizen – hauptsächlich für Futterzwecke, nicht backfähig.
  • K-Gruppe: Keksweizen - wird in der industriellen Keksherstellung verwendet.

Geschichte der Domestizierung/Anbaugebiete

Reife Weizenähren

Der heutige Saatweizen ging aus der Kreuzung mehrerer Getreide- und Wildgrasarten hervor. Die ersten von Menschen angebauten Weizenarten waren Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (Triticum dicoccum). Ihr Herkunftsgebiet ist der vordere Orient. Die ältesten Nacktweizenfunde stammen aus der Zeit zwischen 7800–5200 v. Chr. Damit ist Weizen nach Gerste die zweitälteste Getreideart. Mit seiner Ausbreitung nach Europa, Nordafrika und Asien gewann der Weizen eine grundlegende Bedeutung für viele Kulturen. Doch lange Zeit blieb der Anbau hinter dem der Hauptgetreidearten Einkorn, Emmer und Gerste weit zurück. Erst durch das Weißbrot, das ab dem 11. Jahrhundert in Mode kam, etablierte sich der Weizen. Heute ist Weizen die am häufigsten angebaute Getreideart und nimmt den größten Anteil der Getreideanbauflächen ein.

Einkorn (T. monococcum) ist die ursprünglichste Form des kultivierten Weizens; man findet auch heute noch Wildformen des Einkorn, so dass die Domestizierung mittels menschlicher Auslese relativ klar erscheint.

Aus dem Einkorn entwickelte sich durch Bildung eines Additionsbastards mit einem anderen Wildgras (evtl. T. speltoides oder Aegilops speltoides) in vorgeschichtlicher Zeit der tetraploide Emmer (T. dicoccum), aus dem später durch Zucht Arten wie Hartweizen und Kamut entstanden.

Durch eine weitere Aufnahme des gesamten Gensatzes des Wildgras T. tauschii (oder Aegilops squarrose) in den Emmer entstand dann der moderne hexaploide Saatweizen.

Zusammensetzung (Weichweizen)

Weizenpflanze
Weizen
Bestandteile
Wasser 10,42 %
Eiweiß 10,7 %
Fett 2,0 %
Kohlenhydrate 75,36 %
Ballaststoffe (Teil der Kohlenhydrate) 12,7 %
Mineralstoffe 1,5 %
Mineralstoffe pro 100 g
Calcium 34 mg
Eisen 5,4 mg
Magnesium 90 mg
Phosphor 402 mg
Kalium 435 mg
Natrium 2 mg
Zink 3,5 mg
Kupfer 0,43 mg
Mangan 3,40 mg
Vitamine pro 100 g
Thiamin (Vitamin B1) 0,41 mg
Riboflavin (Vitamin B2) 0,11 mg
Niacin 4,77 mg
Pantothensäure 0,85 mg
Vitamin B6 0,38 mg
Folsäure 0,04 mg
Vitamin E 1,44 mg

Der Brennwert beträgt 1425 kJ je 100 g.

Literatur

  • Friedrich J. Zeller, Sai L.K. Hsam: Weizen: Grundstoff für die menschliche Ernährung und für industrielle Erzeugnisse. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 57 (8), S. 413–421 (2004), ISSN 0028-1050
  • Elisabeth Schiemann: Weizen, Roggen, Gerste. Systematik, Geschichte und Verwendung. 1948
  • i.m.a e.V. (Hrsg.): Pflanzen in der Landwirtschaft. 2004
  • Wilfried Seibel (Hrsg.): Warenkunde Getreide – Inhaltsstoffe, Analytik, Reinigung, Trocknung, Lagerung, Vermarktung, Verarbeitung. Agrimedia, 2005, ISBN 3-86037-257-2.

Sonstiges

  • Weizenregatta
  • „Weizengras“: Der Saft von Keimlingen des Weizens, als „Weizengras“ angeboten, wird in der Alternativmedizin zur Vorbeugung gegen diverse Krankheiten empfohlen.

Quellen

  1. FAO, Faostat [1], Statistik der FAO 2006
Wiktionary: Weizen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Weizen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Link FA