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Nationalradikales Lager

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Falanga – das Symbol des ONR

Das Nationalradikale Lager (poln.: Obóz Narodowo-Radykalny, ONR) ist eine polnische faschistische politische Partei. Gegründet wurde sie am 14. Mai 1934 von zumeist jugendlichen Radikalen, die die Narodowa-Demokracja-Bewegung verlassen hatten.

Geschichte

Die Parteibildung erfolgte maßgeblich auf Drängen ehemaliger Mitglieder des „Großpolnischen Lagers“ (Obóz Wielkiej Polski) wie Jan Mosdorf, Tadeusz Gluziński und Henryk Rossman. Die Partei verfolgte faschistische Ziele und arbeitete überwiegend im Geheimen. Sie forderte Klassensolidarität, die Verstaatlichung ausländischen und vor allem jüdischen Eigentums und die Einführung antisemitischer Gesetze. Ebenso sprach sie sich für den Schutz polnischen Privateigentums und einen zentralistisch geführten Staat aus. Ihren größten Zulauf erhielt das ONR von Studenten und anderen urbanen Jugendgruppen. Wegen seiner Beteiligung am Boykott jüdischer Unternehmen sowie zahlreicher gewalttätiger Ausschreitungen gegen demonstrierende Arbeiter wurde gegen das ONR im Juli 1934 ein Parteiverbot verhängt, und die Partei agierte fortan im Untergrund.

1935 zersplitterte das ONR in mehrere Fraktionen, von denen die größten die ONR-Falanga (geführt von Bolesław Piasecki als polnisch-nationale Schlägertruppen) und ONR-ABC (geführt von Stanisław Piasecki) waren. Beide bildeten während des Zweiten Weltkriegs Widerstandsorganisationen: ONR-ABC bildete den Związek Jaszczurczy und Szaniec, aus der die Narodowe Siły Zbrojne gebildet wurden, Mitglieder der ONR-Falanga gründeten die Konfederacja Narodu.

Am 15. April 2003 bestätigte das Gebietsgericht von Opole die Ansichten des Bürgermeisters von Brzeg, der das Vorkriegs-ONR als eine „rechtsextreme Organisation, die antisemitische Rhetorik verwendete, sich öffentlich gegen die Regierung stellte und von faschistischen Ideen geleitet wurde“ bezeichnete.

Neugründung

Das Nationalradikale Lager wurde 1993 wiedergegründet. Es arbeitet eng mit der rechtsextremen Partei „Nationale Wiedergeburt Polens“ (Narodowe Odrodzenie Polski, NOP) zusammen, mit der es auch das Parteilogo teilt. Das ONR zählte im Jahre 2005 schätzungsweise dreihundert Mitglieder.

ONR und NOP waren an homophob motivierten Gewalttätigkeiten beteiligt, wie etwa den Ausschreitungen bei den Gay Pride-Paraden in Warschau und Posen 2005 und 2006, als Teilnehmer mit Steinen und Flaschen beworfen wurden. Ob Mitglieder von ONR und NOP für diese Taten zur Rechenschaft gezogen wurden, ist nicht bekannt. Der ehemalige Warschauer Bürgermeister und heutige polnische Staatspräsident Lech Kaczyński kritisierte die Paradeteilnehmer, nicht jedoch die Steinewerfer.

Am 2. Mai 2007 störten Anhänger von ONR und der Gesellschaft Zadruga die Feierlichkeiten zum 86. Jahrestag des III. Schlesischen Aufstandes in Góra św. Anny. Beim Blumenniederlegen zeigten sie den Hitlergruß und riefen „Deutsche raus aus unseren Gebieten“ (Niemcy won z tutejszych stron) und „Slawisches Polen, slawisches Schlesien“. Sie trugen eine rote Flagge, deren Symbol an das Hakenkreuz erinnert.[1]

Quellen

  1. Artikel in der Gazeta Wyborcza vom 2. Mai 2007 (poln.)

Literatur

  • Peter D. Stachura: Poland, 1918–1945. An Interpretive and Documentary History of the Second Republic. Taylor & Francis Ltd., 2004, ISBN 0415343585.

Siehe auch