16:9

16:9 ist ein Begriff, der in der Umgangssprache verschiedene Bedeutungen haben kann:
- anamorphe Kodierung von DVDs
- 16:9-Bildwiedergabegeräte (Fernseher, Video-Projektoren), deren Sichtfeld etwa das Format von 16:9 hat
- 16:9-Bildaufnahmegeräte (Videokameras), deren Sichtfeld etwa das Format von 16:9 hat
- 16:9-Darstellungsmodi auf 4:3- und 16:9-Fernsehern, wobei verschiedene Hersteller hierunter oft etwas unterschiedliches verstehen; häufig ist ein Bild mit gegenüber der Standarddarstellung um ca. 25% verringerter Bildhöhe gemeint
- 16:9-Filme auf DVDs, die nicht mittels Pan & Scan auf 4:3-Vollbilddarstellung aufgezoomt worden sind
- Standardseitenverhältnis von HDTV (1.920×1.080 bzw. 1.280×720 mit quadratischen Pixeln)
Technische Seite
„Klassische“ Bildformate sind 4:3 in der Videotechnik und 3:2 in der Fotografie. Auch die Kinotechnik fing ursprünglich mit 1,33:1 (4:3) bis 1,37:1 an, ist aber schon frühzeitig zu Formaten mit Seitenverhältnissen von 1,66:1 bis 2,35:1 gewechselt, weil sich diese im Kino besser projizieren lassen. Für Projektionen im Seitenverhältnis von 4:3 ist ein deutlich größerer vertikaler Abstand zwischen den Sitzreihen notwendig. Außerdem zeigten japanische Untersuchungen, dass das "optimale" Seitenverhältnis für den Menschen zwischen 2:1 und 1,66:1 liegt.
Fernsehen ist aus praktischen Gründen mit einem Seitenverhältnis von 4:3 eingeführt worden, da Vakuumröhren bei diesem Seitenverhältnis deutlich weniger problematisch sind und die Dicke der Röhrenwände nicht so stark wie bei 16:9-Fernseher ausgeprägt sein müssen, um gegen den Druck von außen standhalten zu können.
Entwicklung von 16:9 zum Standardformat
Formatfestlegung und Etablierung
Im Gegensatz zum Kino ist beim Fernsehen ein Wechsel des Formats weit problematischer. Daher ist das Standardseitenformat des SDTV-Fernsehens auch heutzutage immer noch 4:3. Da sich Kino fast ausnahmslos oberhalb von 1,78:1 (16:9) bewegt, ist das Bestreben seit Anfang der 90er Jahre, das Standardformat des Fernsehens von 4:3 auf 16:9 zu ändern. Das Verhältnis 16:9 wurde deswegen gewählt, weil beim Übereinanderlegen flächengleicher Rechtecke mit allen vorkommenden Seitenverhältnissen von 4:3 bis 2,35:1 eine allen gemeinsame Fläche mit dem Verhältnis 16:9 ergibt. Somit ist mit dem Aufnahmeformat 16:9 Vorsorge für alle Wiedergabeformate getroffen. Die Bestrebungen zur Umstellung auf das neue Format äußern sich im Versuch der Einführung von PALplus, der Möglichkeit der anamorphen Kodierung auf DVDs und bei DVB (die nur für Formate ab 16:9 sinnvoll sind) und der Festlegung von 16:9 als Standardformat für HDTV.
Schrittweise Einführung des Formats
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich dieser Prozess wesentlich länger hinzog als ursprünglich angenommen. Obgleich große Fernsehanstalten bereits in den 90er Jahren bei Neuanschaffungen ihrer Produktionstechnik auf 16:9-Kompatibilität achteten, produzierten und sendeten die meisten Sender im deutschsprachigen Raum bis 2007 noch überwiegend im 4:3-Format, obschon bei international vermarkteten Fernsehproduktionen und bei EBU-Produktionen 16:9 das übliche Format war.
Eine entscheidende Rolle zur Etablierung des Breitbildformats spielte die schnelle und starke Durchdringung der Haushalte mit DVD-Spielern und der Umstand, dass die meisten DVDs ein digitales anamorphes 16:9-Bild beinhalten, welches vor allem auf 16:9-Fernsehapparaten eine bessere Bildqualität bietet als die bisherige Analogfernsehtechnik. Ein weiterer Grund war, dass die Fernsehgerätehersteller die Produktion von 4:3-Geräten weitgehend einstellten. Vor diesem Hintergrund waren auch die Fernsehsender genötigt, auf das digitale 16:9-Format zu wechseln, um eine qualitativ ebenbürtige Bildqualität anzubieten, wie sie durch die DVD und andere neuere digitale Videoquellen viele Konsumenten gewohnt sind.
Durch den Wechsel von der analogen zur digitalen Ausstrahlung über Satellit, Kabel und Antenne wurde es auch den Fernsehsendern möglich, eine der DVD ebenbürtige Bildqualität bis ins Wohnzimmer des Zuschauers zu bringen. Beim digitalen Fernsehempfang wird nämlich - ähnlich anamorpher 16:9-DVDs - ebenfalls ein anamorphes digitales 16:9-Bild übertragen und vom Fernsehapparat entzerrt und optimal dargestellt, sofern die entsprechende Empfangs-Settopbox auf 16:9-Bildausgabe eingestellt ist. Auch 4:3-Fernsehern können in der Regel ein anamorphes 16:9-Bild in voller horizontaler Zeilenzahl darstellen. Bei älteren Modellen muss dazu mitunter manuell der 16:9-Quetsch-Modus aktiviert werden, wodurch auch hier eine bessere Bildqualität (mehr Bildpunkte, bessere Farben, kein Grieseln) erzielt wird. Voraussetzung ist jedoch der Anschluss per Scartkabel und die Einstellung der Digitalempfangsbox auf RGB.
Bei analogem Empfang (wie er häufig noch bei Kabelfernsehempfang üblich ist) wird dagegen ein herkömmliches 4:3-Letterbox-Bild (anamorphe Bildaufzeichnung) mit schwarzen Streifen und entsprechend geringerer horizontaler Bildzeilenzahl gesendet. 16:9-Fernseher erkennen in der Regel ein solches Letterbox-Bild und vergrößern es automatisch so stark, dass die schwarzen Streifen oben und unten verschwinden und der Breitbildinhalt entsprechend aufgezoomt formatfüllend auf der gesamten vorhandenen Bildfläche dargestellt wird. Die grobe Pixelstruktur des niedrigaufgelösten Analogbildes kaschieren diese Fernseher durch starke Weichzeichnung. Auf neuen Breitbildfernsehern erzielt man in der Regel nur ein gutes, und dann besseres Bild als beim herkömmlichen Analogempfang, mit einem digitalen DVB-Receiver.
In Großbritannien wechselten die grossen Sender bereits Anfang des Jahrtausends auf das breitere Bildformat, jedoch achten dort die Kameraleute darauf, dass alle relevanten Inhalte (Personen und Textgrafiken) in der Bildmitte sind, so dass Zuschauer mit 4:3-Fernsehern die Möglichkeit haben, an ihren Digitalempfängern das 16:9-Bild hineingezoomt als 4:3-Bild ausgeben zu lassen, wodurch der 4:3 Fernseher vollständig genutzt wird, also keine schwarzen Streifen oben und unten sichtbar werden, jedoch der rechte und linke Bereich des Breitbildes, der über das 4:3-Format hinausgeht, abgeschnitten wird. Durch die frühere Einführung des Breitbildes haben sich im vereinigten Königreich Breitbildfernsehr längst sehr viel stärker verbreitet. Im deutschsprachigen Raum wechseln die öffentlich-rechtlichen Sender bis Ende 2007 vollständig auf 16:9. Die Eigenproduktionen stellten komplett um: SWR im Herbst 2006, österreichische Rundfunk (ORF) im April 2007, NDR und MDR, ARD und ZDF im Sommer 2007, RBB, SR, RB und das französisch-schweizerische Fernsehen im Herbst 2007, das deutsch-schweizer Fernsehen will erst Ende 2007 vollständig auf 16:9 umstellen und ab Dezember auch das digitale Satellitensignal in anamorpher Form übertragen. In Frankreich haben einzelne kleinere Privatsender vollständig auf 16:9 umgestellt, wohingegen die großen Anstalten selbst die Fußball-WM 2006 noch in beschnittenem 4:3 ausstrahlten. In den Beneluxländern stellten die meisten größeren Sendeanstalten bereits 2004 weitgehend auf 16:9 um. In Italien produziert die RAI zahlreiche Programme in 16:9, sendet jedoch digital kein anamorphes 16:9. Die „Berlusconisender“ produzieren und senden 4:3, der italienische Pay-TV-Anbieter SKY sendet dagegen - wie viele andere europäische Pay-TV-Anbieter - vor allem Spielfilme in echtem anamorphem 16:9 (Stand: Juli 2007). Die grösseren Privatsender zaudern mit der Umstellung und haben erst 2007 vereinzelt mit der Ausstrahlung von 16:9 begonnen, planen inzwischen eine weitgehende Umstellung ab 2008.
Formatvergleich
4:3 (1,33:1) | 16:9 (1,78:1) |
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Vor allem im US-Markt werden Filmproduktionen und bei Angaben von TV-Geräten im 16:9-Format auch zusätzlich zur üblichen Schreibweise auch die Kennzeichnung 177 verwendet, das dem schon genannten Verhältnis von 16:9 = 1,7777777... entspricht.