Hans Wollschläger
Hans Wollschläger (* 17. März 1935 in Minden; † 19. Mai 2007 in Bamberg) war ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker. Er lebte zuletzt in einem zum unterfränkischen Königsberg gehörenden Dorf.
Leben und Werk
Wollschläger wurde 1935 in eine Pastorenfamilie geboren. Er wuchs in Herford auf und machte auf dem dortigen humanistischen Gymnasium 1955 das Abitur. Anschließend studierte er bis 1957 an der Nordwestdeutschen Musikakademie (heute Hochschule für Musik) in Detmold.
Lehrer und Mentoren
Wolfgang Fortner und Hermann Scherchen
An der Musikakademie hatte Wollschläger Kompositionsunterricht bei Wolfgang Fortner und privaten Dirigierunterricht bei Hermann Scherchen.[1]
Seither beschäftigte sich Wollschläger mit Leben und Werk Gustav Mahlers, dessen Fragment gebliebene 10. Sinfonie Wollschläger Ende der 1950er Jahre vervollständigen wollte, was er später als unstatthaft [2] bezeichnete.
Laut eigenen Angaben schrieb Wollschläger drei abendfüllende Sinfonien, die aber unveröffentlicht geblieben sind, da er sie rückblickend als eklektizistisch und für durchweg ohnmächtige Versuche eines Zuspät-Geborenen eingeschätzt hat. [...] Technisch gingen diese Versuche darauf hinaus, eine komplexe tonale Struktur hinzukriegen, in der sich keine einzige Note ohne strikte Materialbindung befand [2].
Theodor W. Adorno
Die Begeisterung für Gustav Mahler verband Wollschläger mit Theodor W. Adorno, mit dem er Ende der 1950er Jahre als Vorsitzender der Deutschen Sektion der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft (IGMG) zunächst in brieflichen Kontakt kam und mit dem er schließlich 1960 in Wien zusammentraf.[3] Wollschläger erklärte, Adorno sei einer der beiden Großen gewesen, die er als seine geistigen Väter betrachte.[4] In Moments musicaux (2005) schildert Wollschläger seine Wiener Tage mit TWA und legt dar, wie sehr ihn Adornos Sicht auf Mahlers Werke und deren Aufführungsstil beeinflusst habe. Aber auch Differenzen kommen zu Wort, zum Beispiel die unterschiedliche Bewertung und Einordnung von Mahlers 8. Sinfonie.[5]
Arno Schmidt
Der zweite geistige Vater ist der Schriftsteller und Übersetzer Arno Schmidt. Ihn lernte Wollschläger in seiner Eigenschaft als freier Mitarbeiter des Karl-May-Verlags kennen, wo er zwischen 1957 bis 1970 arbeitete. In dieser Zeit bekam er Zugang zu Karl Mays unveröffentlichten bzw. unbearbeiteten Schriften. Schmidt war zeitlebens entschiedener Kritiker des Bamberger Karl-May-Verlages und begeisterter Karl-May-Leser. Die gemeinsame Vorliebe für Karl May führte Schmidt und Wollschläger oft zusammen, woraus bald ein Lehrer-Schüler-Verhältnis entstand.
Von großer Bedeutung für Wollschläger war, dass Schmidt ihn in der Arbeit an den Herzgewächsen bestärkte und deren singuläre Neuartigkeit lobte: darüber kann Niemand hinweg, daß hier gewichtiges, noch nie gesagtes Neues, en masse und with a lavish hand, deponiert wurde! [6]
Um 1968 brach Schmidt, der damals mit der Niederschrift seines opus magnum Zettels Traum begann, den persönlichen Kontakt zu Wollschläger ab, nachdem er diesen immer wieder erfolglos zur schriftstellerischen Arbeit angetrieben hat. Ende 1968 bedauert Schmidt, etwa in einem Brief, dass Wollschläger trotz eines Verlagvorschusses nicht mit seinem neuen Romanprojekt vorankommt und schließt resigniert, dass da Niemand helfen könne.[7] Am Ende eines Besuches des Ehepaares Wollschläger in Bargfeld sagt Schmidt Monika Wollschläger, dass Wollschläger ihn nicht mehr brauche. In der Folge pflegt Wollschläger noch losen Kontakt zu Schmidts Frau Alice, der Anfang der 1970er Jahre gleichfalls endete und erst 1979, anlässlich Arno Schmidts Tod, wieder aufgenommen wurde. Just am Morgen jenes Tages als Alice Schmidt Hans und Monika Wollschläger in Bamberg besuchen will, stirbt sie kurz vor der Fahrt zum Bahnhof neben ihren gepackten Koffern.[8]
Wollschlägers Nah- und Nachverhältnis zu Arno Schmidt bringt der Schmidt- und Joyce-Spezialist Friedhelm Rathjen auf folgenden Punkt: "Hans Wollschläger schreibt eleganter als Schmidt; er ist im eigentlichen Sinne ein begnadeter Stilist [...] Hier zeigt sich, dass Wollschläger von Haus aus ganz andere Schreibanlagen mitbringt als Schmidt und dessen Werk in der produktiven Anverwandlung unter gänzlich anderen Bedingungen verwertet; genau dies ist die Voraussetzung für die Eigenständigkeit der Wollschlägerschen Prosa trotz des immensen Einflusses, den Schmidt darauf genommen hat." [9]
Einfluss der Psychoanalyse
Die weltgeschichtliche Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, den er als Kind erlebte, betrachtete Wollschläger rückblickend nicht nur unter dem Gesichtspunkt der humanen Opfer und materiellen Schäden, sondern vor allem als den bisher brutalsten Angriff auf die Zivilisation. Um diese einzigartige Epoche zu verstehen, las er schon während seiner Schulzeit unter anderem Heine, Schopenhauer, Nietzsche und vor allem den Autor, in dem diese Tradition in der Sicht Wollschlägers kulminierte: Freud ... vielleicht das grösste Geschenk des Weltgeistes an dieses barbarische Jahrhundert, das sich uns dadurch verstehbar machte. [10]
Freud und die Psychoanalyse grundieren und durchsetzen Wollschlägers gesamtes Werk. Wenn er als Motto seines opus magnum den Satz, der über dem Eingang zur Platonischen Akademie stand, abwandelte in Niemand, der sich nicht auf die Psychologie versteht, möge hier eintreten, so meinte er die Psychoanalyse. Er versuchte in späteren Jahren selbst, psychoanalytische Techniken konventionell und in kleinen Gruppen mit dem Ziel der nachholenden Ich-Entwicklung anzuwenden [11]; doch primär schätzte er an Freud nicht den Psychiater oder Kliniker, sondern den Religionskritiker, der die Religion als universelle Zwangsneurose diagnostizierte, und den Philosophen, der die Bausteine einer künftigen Ethik der Vernunft bereitgestellt habe. [12]
Eine vorwiegend privatim gepflegte Passion hatte Wollschläger für den 1934 von Freud verstoßenen Psychoanalytiker Wilhelm Reich. Sie datiert von den 1960er Jahren [13] und bezieht sich ausdrücklich auf den späten Reich. In den 1970er Jahren experimentierte Wollschläger zusammen mit einem befreundeten Medizinstudenten mit Reichs Orgonakkumulator. [14] Im Jahre 2005 trat er erstmals öffentlich für Reich bzw. dessen Spätwerk ein, das zu Unrecht als bloßes Kuriosum der Forschungsgeschichte angesehen werde. Doch obwohl Wollschläger die Brisanz seiner [Reichs] Gedanken bewunderte, fand er nicht den Ort, auf sie differenziert einzugehen. [14] So entging er dem Dilemma, sich zwischen Freud und Reich zu entscheiden; denn während er Freuds Unbehagen in der Kultur als überragenden Gipfel von Freuds wissenschaftlicher Altersphilosophie [15] hochschätzt, berichtet Reich, eben dieses Buch habe Freud als Abwehrschrift gegen ihn verfasst. [16] Die antipodische Gegnerschaft zwischen Freud und Reich geriet ihm nicht in den Blick.
Literarischer Übersetzer
Gemeinsam mit Arno Schmidt und anderen arbeitete Wollschläger an der Neuübersetzung der Gesammelten Werke von Edgar Allan Poe. Zuvor hatte er Robert Govers „Kitten-Trilogie“ übersetzt, Bücher, die in den Jahren 1965ff auch in Deutschland bestseller waren. Später wurde er durch seine Übersetzungen der Kriminalromane von Raymond Chandler und Dashiell Hammett bekannt. Wollschlägers Ruhm als Übersetzer kam jedoch erst mit seiner hochgelobten und mehrfach ausgezeichneten Übertragung des „Jahrhundertromans“ Ulysses von James Joyce. Auch seine Übersetzung des Kapitels Anna Livia Plurabelle aus Joyce' Finnegans Wake gilt als bedeutende schöpferische Nachdichtung.
Schriftsteller
Karl May-Monographie
Wollschlägers erste eigene Buchveröffentlichung war 1965 seine kenntnisreiche rororo-Monographie über das Leben und Werk Karl Mays, die seither in diversen Verlagen Neuauflagen erlebt hat. Arno Schmidt bezeichnete diese erste solide Biographie Karl Mays als Vorfrühling der May=Forschung und als Pseudo=Erstling wegen der ununterdrückbaren Fähigkeit des Verfassers zu eleganten Formulierungen und der unverkennbar bereits trainierte[n] Kunst der Materialkomprimierung.[17]
Kirchenkritische Schriften
In den 1970er Jahren folgten Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem, die sich mit den Kreuzzügen auseinandersetzen, und Die Gegenwart einer Illusion, die sich unter Berufung auf Sigmund Freuds Die Zukunft einer Illusion kritisch mit den christlichen Kirchen beschäftigt.
Herzgewächse oder Der Fall Adams
1982 erschien das Erste Buch von Wollschlägers experimentellem Roman Herzgewächse oder Der Fall Adams, dessen abschließendes Zweites Buch 1984 veröffentlicht werden sollte, aber bislang nicht veröffentlicht wurde. Diesen Roman hatte Wollschläger 1959 Arno Schmidt vorgelegt und war dessen Rat gefolgt, den Roman neu zu bearbeiten und dabei die Erkenntnisse des Etym-Verfahrens zu verwerten. Die in diese zweite Fassung eingefügten Etym-Notationen tilgte Wollschläger in der nun veröffentlichten dritten Fassung allerdings weitgehend wieder.[18] [19] 1987 wurde unter dem Titel Enuma elisch... ein Kapitel aus dem unveröffentlichten Zweiten Buch der »Herzgewächse« erstveröffentlicht[20], das Hans Wollschläger im Jänner 1994 in Wien erstmals öffentlich vorgelesen hat.
Die äußere Handlung der »Herzgewächse« lässt sich knapp reduzieren: Der Schriftsteller Michael Adams, Jahrgang 1900, geboren in dem Mayschen Schicksalsort Aden, kehrt 1950 in seine Heimatstadt Bamberg zurück (nachdem er schon 1948 aus der Emigration nach Frankfurt übersiedelt ist). Er begleitet seine Bamberger Erlebnisse mit Tagebuchnotizen, die sich mit Erinnerungen vermischen, die in frühere Zeiten und seelische Tiefen reichen. Hier in Bamberg wird W sein Schüler. W ist eine Fiktion des jungen Hans Wollschläger, der später als fiktiver Herausgeber H.W. die Notizen Adams' als Fragmentarische Biographik in unzufälligen Makulaturblättern veröffentlicht. Im Vorwort jenes Herausgebers H.W. aus dem Jahr 1982 werden Lesehinweise erteilt: unter anderem derjenige, dass die hier erstmals veröffentlichten Aufzeichnungen Adams' sich zu dessen bereits publizierten Schriften wie ein unsichtbare[r] Grundtext verhielten. Schließlich wird der Leser auf den zunehmenden Zerfall des „Ichs“ der Aufzeichnungen vorbereitet, indem von den Selbstzeugnissen eines Lebens, das zuletzt der Obsorge der Psychiatrie überlassen werden mußte, die Rede ist.[21]
Wollschlägers Interpretationen der Werke seiner Lieblingsautoren erweisen sich als hilfreiche Schlüssel bei dem Versuch, die Inhalte der äußerst facettenreichen Herzgewächse mit ihrer Auffächerung des Ichs in verschiedene Personen, den unterschiedlichen zeitlichen Ebenen und den ins Auge fallenden Unterschieden der Schriftgrößen und -stile[22] zu analysieren: So systematisierte er etwa in der Studie Erste Annäherung an den »Silbernen Löwen« die Symbolik, die Karl Mays literarisches Spätwerk bestimmt.
„Tiere sehen dich an“ oder das Potential Mengele
1987 trat Wollschläger mit seinem ebenso fundierten wie engagierten Tierschutz-Essay „Tiere sehen dich an“ oder das Potential Mengele nachhaltig gegen den gewissenlosen Umgang mit Nutz- und Versuchstieren auf und ein.
Herausgeber
In den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens war Wollschläger gemeinsam mit Hermann Wiedenroth Herausgeber der Historisch-kritischen Ausgabe der Werke Karl Mays und gemeinsam mit Rudolf Kreutner der Gesammelten Werke Friedrich Rückerts (1788–1866). Im Rückertjahr 1988 erschien Wollschlägers Ausgabe der Rückert'schen Kindertodtenlieder. „Zum ersten Mal [wurde] die unverfälschte Lektüre dieser entstehungsgeschichtlich begrenzten, thematisch und lebensgeschichtlich geschlossenen dichterischen Leistung möglich.“[23]
Rezeption
Zahlreiche an Wollschläger verliehene Kultur- und Literaturpreise sowie die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bamberg zeigen, dass sein Schaffen – insbesondere als Schriftsteller, nachschaffender Übersetzer und Kulturkritiker – in Fachkreisen geschätzt wird.
Allerdings hat die öffentliche Bekanntheit und Rezeption seiner Werke gegen Ende der 1990er Jahre deutlich abgenommen, obwohl das "Erste Buch" der Herzgewächse als "literarische Sensation des Jahres 1982"[24] schon unmittelbar nach Erscheinen Gegenstand mehrerer Diplomarbeiten und Dissertationen war.[25] [26] [27]
Die Geschichte von Wollschlägers Rezeption ist unter mehreren Aspekten ein Sonderfall. Die vehementeste Kritik betraf weniger das geschriebene, als vielmehr das ungeschriebene Werk und sie erfolgte weniger durch Worte als durch Taten: Schon Wollschlägers umfangreicher Briefwechsel mit Arno Schmidt deutet an, dass diesen die Vertröstungen seines Schülers so verdrossen haben, dass er 1968 das Interesse an der persönlichen Beziehung verloren hat.[28]
Ähnlich haben zahlreiche Leser, die für die Lektüre bzw. die Diskussion das "Zweite Buch" der "Herzgewächse" abwarten wollten, ihre "Herzgewächse"-Exemplare aus Enttäuschung über das Ausbleiben der Fortsetzung an die Antiquariate abgestoßen. Bei vielen hat der nicht erfolgte Abschluss der „Herzgewächse“ zum Desinteresse an Wollschlägers weiterem Schaffen geführt. Diese Abwendung großer Teile einer eingeschworenen Lesergemeinde erinnert an Bob Dylan, der von seinem Stammpublikum wegen der Hinwendung zum religiösen Predigertum nahezu ein ganzes Jahrzehnt lang nicht einmal mehr ignoriert wurde.
„Die Erwartung, dass das ‚Zweite Buch’ der ‚Herzgewächse’ hält, was das ‚Erste’ verspricht, wurde mangels Erscheinen nicht erfüllt“, womit viele der lobenden Worte, die Wollschläger als Romanautor für das "Erste Buch" erhalten hat, inzwischen leider zu unberechtigten Vorschusslorbeeren verkommen sind“, schließt etwa Andreas Weigel im Hinblick auf seine eigene, zweibändige „Herzgewächse“-Monographie.[29]
Wollschlägers letzter Verleger, Thedel von Wallmoden, hat in einem Hörfunkinterview zu Wollschlägers Tod die Frage, was von Wollschläger vermutlich am stärksten in Erinnerung bleiben wird, nicht dessen opus magnum „Herzgewächse oder Der Fall Adams“, sondern die Übersetzungen, vor allem die des Ulysses und die Essays genannt.[30]
Begräbnis
Hans Wollschläger war neben Karlheinz Deschner der bekannteste deutsche Kirchen- und Religionskritiker. Eine Auswahl seiner einschlägigen Schriften fasste er zu einem Buch mit dem bezeichnenden (Unter-)Titel Reden gegen ein Monstrum zusammen. Seine historische Untersuchung über die Kreuzzüge, die er „bewaffnete Wallfahrten gen Jerusalem“ nannte, schloss er mit der Hoffnung, dass „einmal, vielleicht erst in ein paar hundert Jahren, die vernünftigen, human empfindlichen Völker der Welt sich gegen die Christliche Kirche zusammenschließen könnten, gegen die Institution und gegen die Lehre, die sie trägt..., und sie vor einen Internationalen Gerichtshof laden könnten und sie, aufgrund ihrer Geschichte, der so langen, entsetzlichen, menschheitsverderblichen, zu dem erklären könnten, was sie dann endgültig war: - zur Verbrecherischen Organisation...?“
Vor dem Hintergrund seiner kirchenkritischen Schriften, die ein entschiedenes Urteil über Gegenwart und Vergangenheit der christlichen Kirchen sprechen, hat die von Karlheinz Deschner überlieferte Nachricht, dass Wollschläger nach christlichem Ritus bestattet wurde, die meisten Wollschläger-Leser überrascht.[31]
Nachlass
Ulrich Raulff, der Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach, hat Anfang Juli 2007 in einem FAZ-Interview berichtet, dass das Auktionshaus Christie’s dem Deutschen Literaturarchiv Marbach Hans Wollschlägers Vorlass für eine Million Euro angeboten habe. Für das Archiv war diese Summe aber zu viel Geld, weshalb Wollschlägers Nachlass bislang weder in ein Archiv noch unter den Hammer gekommen ist.[32]
Ungeklärt ist, ob der von Wollschläger selbst für die Nachwelt geordnete Nachlass frühere, vollständige Versionen seines Romans Herzgewächse oder Der Fall Adams enthält bzw. ob gar eine jüngere Version des "Zweiten Buches" der Herzgewächse aus dem Nachlass veröffentlicht werden kann und wird.
Die Nachrufe haben lediglich erwähnt, dass die im Wallstein Verlag begonnene Werkausgabe von Wollschlägers Schriften fortgesetzt werde.[33] Demzufolge wird früher oder später auch das "Erste Buch" der "Herzgewächse" wieder veröffentlicht werden (Bis dahin ist es aus den oben genannten Gründen leicht und günstig antiquarisch erhältlich).
Preise und Auszeichnungen
- Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1976
- Deutscher Jugendbuchpreis (für Übersetzungen) 1977
- Arno-Schmidt-Preis 1982
- Kulturpreis der Stadt Nürnberg 1982
- Stipendium des Deutschen Literaturfonds 1986
- Deutscher Sprachpreis 1988
- E. T. A.-Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg 1989
- Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland 2000
- Friedrich-Rückert-Preis der Stadt Schweinfurt 2003
- Friedrich-Baur-Preis für Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 2005
- August-Graf-von-Platen-Preis der Stadt Ansbach 2007 (posthum)
Schriften (Auswahl)
Eigene Werke
- Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens (1965, 1976, 2004)
- Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem. Geschichte der Kreuzzüge (1970, 1973, 2003)
- Die Gegenwart einer Illusion. Reden gegen ein Monstrum (1978)
- Herzgewächse oder Der Fall Adams. Fragmentarische Biographik in unzufälligen Makulaturblättern. Erstes Buch (1982)
- Die Insel und einige andere Metaphern für Arno Schmidt. In: Arno Schmidt Preis 1982 für Hans Wollschläger (1982)
- Von Sternen und Schnuppen. Bei Gelegenheit einiger Bücher. Rezensionen und Zensuren (1984, 2006)
- In diesen geistfernen Zeiten. Konzertante Noten zur Lage der Dichter und Denker für deren Volk (1986)
- „Tiere sehen dich an“ oder das Potential Mengele (1987, 2002)
- Wiedersehen mit Dr. F. Beim Lesen in letzter Zeit (1997)
- Moments musicaux. Tage mit TWA (2005)
Derzeit entsteht im Wallstein-Verlag Göttingen eine Werkreihe mit dem Titel Hans Wollschläger – Schriften in Einzelausgaben
Bisher erschienen sind:
- „Tiere sehen dich an“. Essays, Reden. Göttingen 2002 ISBN 3-89244-516-8
- Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem. Geschichte der Kreuzzüge. Göttingen 2003 ISBN 3-89244-659-8
- Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-740-3
- Von Sternen und Schnuppen I. Bei Gelegenheit einiger Bücher. Göttingen 2006 ISBN 3-89244-937-6
- Von Sternen und Schnuppen II. Bei Gelegenheit einiger Bücher. Göttingen 2006 ISBN 3-8353-0100-4
Editionen
- Karl May: Historisch-kritische Ausgabe für die Karl-May-Gedächtnis-Stiftung. 1987ff (gemeinsam mit Hermann Wiedenroth)
- Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder. Nördlingen 1988
- Friedrich Rückert: Historisch-kritische Ausgabe in Einzelbänden. Schweinfurt 1998ff (gemeinsam mit Rudolf Kreutner)
Tonträger
- Hans Wollschläger liest Ulysses. Kassette mit dem Mitschnitt einer Lesung in der Univ. Mainz. Mit Textheft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1982
- Hans Wollschläger liest „Wir in effigie“ aus Herzgewächse. Mitschnitt einer Lesung in der Univ. Freiburg. Einf. von U. Pörksen. Staufen/Br. Aurophon 1984
- Hans Wollschläger liest Karl Kraus. Text und Kassette. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1988.
- Hans Wollschläger liest: Rückerts ist der Orient, Rückerts ist der Okzident... Ein Jahrtausend persischer und arabischer Dichtung in Übersetzungen von Friedrich Rückert (1788–1866). Bamberg: Cavalli Records 2005
Literatur
- Guido Graf: Über den Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und Hans Wollschläger. Wiesenbach 1997 ISBN 3-924147-40-X
- Martin Huber: Polyphonie des Schreibens. Zur Funktion der Musik in Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder der Fall Adams“. In: Jb. der Dt. Schiller-Gesellsch. 39, 1995, S. 371-387.
- Gerhard Kaucic: Grammatotechne als Grammatologie der „Herzgewächse“ oder von der Inkommunikabilität. Salzburg 1986
- Thomas Körber: Nietzsches ewige Wiederkehr bei Hans Wollschläger. In: Thomas Körber:Nietzsche nach 1945. Zu Werk und Biographie Friedrich Nietzsches in der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Würzburg 2006, S. 138-145 ISBN 3-8260-3220-9
- Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995 ISBN 3-86142-060-0
- Wulf Segebrecht (Hrsg.): Auskünfte von und über Hans Wollschläger. Bamberg 2002 ISBN 3-935167-06-7
- Andreas Weigel: „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lesenotizen zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams“. 2 Bände. Frankfurt 1992 (ISBN 3924147116) und Wiesenbach 1994 (ISBN 3924147183).
Texte von Hans Wollschläger im Internet
- Arbeiten zu Karl May online bei der Karl-May-Gesellschaft
- Anderrede vom Weltgebäude herab oder Kleine Mauerschau des Alterns (Vortrag vom 21. Oktober 2006)
- Leitfaden a priori Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentum
- Tiere sehen dich an (Online-Edition)
- Vom Schatten über Allem (Rede vom 7. November 2001 anlässlich der Verleihung des Kulturpreises der Bayerischen Landesstiftung)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Monika Buschey: „Ich mache Musik mit Buchstaben“ – Zum 70. Geburtstag des Schriftstellers und Übersetzers Hans Wollschläger (Sendemanuskript WDR5, Scala vom 16. Februar 2005, PDF)
- Andreas Weigel: Zum 70. Geburtstag Hans Wollschlägers (Kultur online, 17. März 2005)
- Nachrufe auf Hans Wollschläger Linksammlung zu online verfügbaren Texten
- Karlheinz Deschner: Persönliche Erinnerungen an Hans Wollschläger (pdf-Datei)
Quellen
- ↑ Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 333
- ↑ a b Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 261ff
- ↑ Hans Wollschläger: Moments musicaux. Tage mit TWA, Göttingen 2005, S. 6f
- ↑ Hans Wollschläger: Moments musicaux. Tage mit TWA, Göttingen 2005, S. 5
- ↑ Hans Wollschläger: Moments musicaux. Tage mit TWA, Göttingen 2005, S. 15
- ↑ Arno Schmidt: „Also schreiben Sie ja weiter“. In: Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 219-225
- ↑ Brief vom 6. November 1968. Unveröffentlichter Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und Hans Wollschläger.
- ↑ Andreas Weigel: Notizen zum unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Arno Schmidt, Alice Schmidt und Hans Wollschläger. 1998
- ↑ Friedhelm Rathjen: Dritte Wege. Weites Feld, dünn besiedelt. Zur Wirkung Arno Schmidt auf Schriftstellerkollegen. S.153-163. S.159. Scheeßel 2005.
- ↑ Hans Wollschläger: Wir. Einige Randbemerkungen für Wolfgang Beutin zur Resignation. In: Auskünfte von und über Hans Wollschläger. Hrsg.: Wulf Segebrecht. Bamberg 2002, S. 9-29
- ↑ Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 81
- ↑ Hans Wollschläger: Sigmund Freud. In: Karlheinz Deschner (Hrsg.): Das Christentum im Urteil seiner Gegner. München: Max Hueber 1986, S. 398-417
- ↑ Siegfried Schober berichtete beiläufig darüber in einer home story im Spiegel v. 22. März 1976.
- ↑ a b Hans Wollschläger: Vorwort. In: Jorgos Kavouras: Heilen mit Orgon. Bietigheim: Turm-Verlag 2005, S. 9-13
- ↑ Hans Wollschläger: Sigmund Freud. op.cit.
- ↑ Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus (1942). Köln: Kiepenheuer & Witsch 1969, S. 181; wenig später erfolgte, von Freud veranlasst, der Ausschluss Reichs aus der Psychoanalytischen Gesellschaft.
- ↑ Arno Schmidt: Ein Toast für Nummer 104. In: Rudi Schweikert (Hrsg): Hans Wollschläger . Eggingen 1995, S.129-132
- ↑ Andreas Weigel: „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lesenotizen (I) zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams. Erstes Buch“. Frankfurt a. Main 1992, S. 6-23
- ↑ Andreas Weigel: „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lesenotizen (II) zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams. Erstes Buch“. Frankfurt a. Main 1994, S. 53
- ↑ Hans Wollschläger: Enuma elisch ... In: Gerd Haffmans (Hrsg.): Der Rabe Nr.500. S.134-139. Zürich: Haffmans 1987.
- ↑ Hans Wollschläger: Herzgewächse oder Der Fall Adams. Haffmanns Verlag 1982, S. 7-9
- ↑ Beispielhaft: Hans Wollschläger: Herzgewächse oder Der Fall Adams. Fragmentarische Biographik in unzufälligen Makulaturblättern. Erstes Buch. Haffmanns Verlag 1982, S. 166f oder S. 196-202
- ↑ Peter Horst Neumann: Hans Wollschlägers Edition der Rückertschen Kindertotenlieder. In: Rudi Schweikert [Hrsg.]: Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 183
- ↑ Andreas Weigel: Hans Wollschlägers "Herzgewächse. In: Falter. Stadtzeitung Wien. Nr.51/52 1997. Kultur. S.98.
- ↑ Gerhard Kaucic: Grammatotechne als Grammatologie der „Herzgewächse“ oder von der Inkommunikabilität. Salzburg 1986 (Phil. Diss.).
- ↑ Andreas Weigel: „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lesenotizen (I) zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams. Erstes Buch“. Wien 1988 (Phil. Diplomarbeit).
- ↑ Andreas Weigel: sofern sich's lesen lässt, ohne Gedächtnis an Gegenwart - las ich noch nie so lange Zeit aus so gekürzten Zeilen: Stunden aus noch Sekunden. Lese-Notizen (II) zu Hans Wollschlaegers Herzgewächse oder Der Fall Adams. Erstes Buch. Wien 1990 (Phil. Diss.).
- ↑ Andreas Weigel: Notizen zum unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Arno Schmidt, Alice Schmidt und Hans Wollschläger. 1998.
- ↑ Andreas Weigel: „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lesenotizen zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams“. 2 Bände. Frankfurt 1992 udn 1994.
- ↑ Hubert Winkels: Künstler der Übersetzung. Gespräch mit Thedel von Wallmoden zum Tode Hans Wollschlägers. Deutschlandfunk, "Büchermarkt". 21.5.2007 (MP3-Datei).
- ↑ Karlheinz Deschner: Persönliche Erinnerungen an Hans Wollschläger (17.3.1935 – 19.5.2007)
- ↑ Auf der Jagd nach den Zettelkästen der Zukunft.
- ↑ Birgit Walter: Er hatte die Scheuern voll. Zum Tode des Übersetzers und Schriftstellers Hans Wollschläger.
Personendaten | |
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NAME | Wollschläger, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 17. März 1935 |
GEBURTSORT | Minden, Deutschland |
STERBEDATUM | 19. Mai 2007 |
STERBEORT | Bamberg |