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Verschwörungstheorien zum 11. September 2001

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Der Begriff

Eine Verschwörung nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch eine geheime Verabredung einer Gruppe von Menschen mit einem bestimmten Zweck - meist dem einer feindseligen Machtausübung -, von dem andere nichts ahnen.

Eine Verschwörungstheorie ist eine Theorie, die bestimmte außergewöhnliche Ereignisse auf einen solchen Geheimplan zurückführt. Sie bietet damit eine alternative Erklärung für diese Ereignisse an und weicht darin von der Mehrheitstheorie ab.

Die Ereignisse des 11. 9. 2001 haben eine Reihe solcher Erklärungsmuster hervorgerufen. Wegen angeblicher Ungereimtheiten in der offiziellen Darstellung der Anschlagsursachen stellen mehrere Autoren die in den Medien präsentierte Version in Frage: u.a. Mathias Bröckers, Gerhard Wisnewski, Thierry Meyssan, Andreas von Bülow und Eric Hufschmid.

Diese Autoren betonen in der Regel, dass ihre Thesen auf ganz normalen journalistischen Recherchen beruhen. Sie halten diese für notwendig, da sie aus ihrer Sicht eine große Anzahl an Widersprüchen und offene Fragen aufdecken, die berechtigte Zweifel an der offiziellen Version wecken.

Darum lehnen einige dieser Autoren den Begriff "Verschwörungstheorie" als tendenziös ab. Sie verweisen darauf, dass dann ja jede Hintergrund-Recherche so genannt werden könnte. Sie führen die Mehrheitstheorie ihrerseits auf eine Verschwörung gegen die Mehrheit zurück.

Physikalische Zweifel

1. Behauptung:

An der Absturzstelle in Pennsylvania seien nur sehr kleine oder gar keine Bruchstücke eines Flugzeugs gefunden worden. Daher könne hier gar keine große Verkehrsmaschine abgestürzt sein.

Angegebene Argumente dafür:

Gerhard Wisnewski führte für diese These an:

- ein Zitat des ersten Zeugen an der Absturzstelle, des Bürgermeisters von Shankville: „There was no airplane. No airplane!“

- angeblich fehlende Untersuchungsberichte des Flugunfalls,

- fehlende Fotos von Wrackteilen,

- nicht identifizierbare Blechteile am Boden, die keinem Flugzeug zuzuordnen sind

- Zeugenaussagen von Dutzenden Menschen, die sich über das Fehlen eines Wracks und von Wrackteilen an der Absturzstelle wunderten.

- Das soll den Abschuss des Flugzeugs durch eine Rakete und die geheime Beseitigung der Wrackteile durch US-Geheimdienste nahelegen.

Argumente dagegen:

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL Nr. 37/2003 ist diesen Gerüchten nachgegangen und befragte einige der von Wisnewsky genannten Zeugen.

- Demnach sagte der Bürgermeister: „There was no airplane anymore – nothing was left“, bezogen auf die Explosion des Flugzeugs beim Aufprall, die es völlig zerfetzt habe.

- Er sagte aber auch: Es seien sehr wohl größere Flugzeugteile, u.a. die Triebwerke, an anderer Stelle gefunden worden.

- Das "Verschwinden" des Wracks erklärt sich aus der Explosion sowie dem tiefen Eindringen in den Ackerboden.

- Zahlreiche Augenzeugen bestätigen übereinstimmend den Absturz des Flugzeuges.

- Die fehlenden Fotos von Wrackteilen oder angeblich fehlende Untersuchungsberichte konnte der Spiegel nicht "widerlegen", weil die behördliche Untersuchung noch nicht abgeschlossen und ihre Ergebnisse noch nicht veröffentlicht waren.

2. Behauptung:

Auch das Flugzeug, das das Pentagon getroffen haben soll, existiere nicht.

Angegebene Argumente dafür:

- Fotos vom zerstörten Pentagon legen nahe, dass das Flugzeug perfekt das erste Stockwerk des Gebäudes getroffen haben müsse, ohne den Boden zu berühren.

- Das sei unwahrscheinlich, da die Piloten eine solche fliegerische Meisterleistung kaum hätten vollbringen können. Ihre Fluglehrer seien nicht von ihren Künsten überzeugt gewesen.

- Auch im Pentagon habe es wie in Pennsylvania, keine Spuren einer Boeing 757 gegeben.

- Die Blackboxes würden unter Verschluss gehalten.

- Das Loch im Pentagon sei zu klein für eine Boeing 757.

- Auf keinem Foto seien Flugzeugtrümmer zu sehen.

- Sichtbare Trümmer erinnerten, wie in Pennsylvania, an alten Schrott, nicht an Wrackteile eines Flugzeugs.

Die Zweifel an den öffentlich zugänglichen Fotos beider Abstürze werden dann kombiniert: So entsteht der Eindruck, als sei zweimal an einem Tag eine große Verkehrsmaschine beim Absturz praktisch spurlos verschwunden. Dies, so die Skeptiker, sei ein sehr unwahrscheinliches Novum in der Luftfahrtgeschichte und lege den Verdacht nahe: Es müsse anders gewesen sein.

Argumente dagegen:

- Das Flugzeug schlug zunächst auf dem Boden auf und schoss dann ins Gebäude.

- Es wurde im Gebäude durch die gewaltige Freisetzung thermischer und kinetischer Energie in kleine Teile zerfetzt.

- Der Aufprall wurde von einer Außenkamera gefilmt und zeigt deutlich die Explosion mit Spuren einer riesigen Kerosinwolke.

- Der Einschlagskrater entspricht den Maßen der Verkehrsmaschine. Es entstanden auch an den anderen Stockwerken Schäden.

- Es existieren zahlreiche Fotos von den Flugzeugtrümmern und Wrackresten im Innern des Gebäudes ([1]).

3. Behauptung:

Beide Türme des World Trade Center in New York und andere, nicht direkt damit verbundene Gebäude seien mit dem Erkennungsbild einer gezielten Sprengung eingestürzt ([2]).

Angegebene Argumente dafür:

- zahlreiche Fotos und Filmaufnahmen von der Art des Einsturzes der Gebäude sollen deren Sprengung "beweisen".

4. Behauptung:

Die Stahlträger der WTC-Gebäude hätten nicht schmelzen können, so dass die Einsturzursache woanders liegen müsse.

Angegebene Argumente dafür:

- Die Brenntemperatur von Kerosin liege bei maximal 800°C.

- Erst ab 1100°C verliere Stahl seine Festigkeit.

- Diese Temperatur könne im Gebäude nicht erreicht worden sein, da nach kurzer Zeit kaum noch Sauerstoff vorhanden gewesen sei.

- Die Stahlträger seien teilweise mit Asbest und Beton gegen Feuer geschützt gewesen.

- Der relativ schnelle Abtransport der Trümmer habe deren genaue Untersuchung unmöglich gemacht.

5. Behauptung:

Die Türme hätten bei Erhitzung durch Kerosin und allmählichem Versagen tragender Elemente zur Einschlagsseite hin kippen müssen.

Angegebene Argumente dafür:

- das Fallen der Betonfussböden könne unmöglich auf allen Seiten zugleich eingesetzt, sondern müsse zuerst in Einschlagnähe begonnen haben.

- Demnach müsse sich das Gebäude zur Einschlagsseite geneigt haben.

- Die kleinste Winkelabweichung würde sich daraufhin nur potenzieren, nicht annullieren.

- Dann hätten die Türme zur Seite kippen, nicht von oben nach unten zusammensacken müssen.

- Auch die Massenträgheit erkläre das Zusammensacken nicht: Masse wirke stabilisierend auf bewegte (fallende) Körper. Stahlprofile erweichen langsam, dann winden sie sich von der Hitzeseite weg. Das koste Zeit. Dabei erfahre die Turmspitze eine Winkelabweichung, die weiter zum Biegegrund beitrage. Wie bei einem gefällten Baum hätte der Turm also umkippen, nicht seinen "Stamm" zerschmettern müssen.

- Demnach könne nur das gezielte sprengtechnische Trennen, symmetrisch und synchronisiert, eine derartig perfekte Demolierung hervorgerufen haben ([3]).

Argumente gegen 3., 4. und 5. Behauptung:

Das Gutachten eines Materialforschers vom renommierten Massachusetts Institute of Technology, dem MIT, setzt sich mit sämtlichen dieser Hypothesen, einschließlich der angeblich notwendigen gezielten Sprengung auseinander (siehe dazu Analyse vom MIT).

- Es widerlegt die These vom Schmelzgrad der Stahlträger: Verbauter Stahl verliert seine Festigkeit bereits bei geringeren Temperaturen als den angegebenen 1100 °C. Schon bei 425°C beginnt er weich zu werden, bei ca. 650 °C verliert er die Hälfte seiner Festigkeit.

- Es handelte sich nicht um einen schmalen Industrieturm, der durch einen niedrigen Knickpunkt quasi umgekippt worden wäre.

- Vielmehr verhinderte die Massenträgheit der jeweils etwa 500.000 Tonnen schweren Türme ein Kippen zur Seite, selbst mit unterschiedlich angesetzten Bruchpunkten.

- Die Türme besaßen aus Gründen der Gewichtseinsparung keine solide betonierten Fußböden, sondern diese bestanden aus Aluminiumblechen, die zwischen dem Kern und der stählernen Außenwand eingehängt waren. Diese Bleche wurden dann mit einer dünnen Lage Zement übergossen.

- Aluminium hat zwar einen höheren Schmelzpunkt als Stahl, seine Festigkeit leidet aber trotzdem unter Hitzeeinwirkung.

- Nach Aussagen von Feuerwehrexperten können solche Böden einem Brand nur etwa 15 Minuten standhalten.

- Trotz ihres gewaltigen Gewichts bestanden die Türme hauptsächlich aus Luft und waren kein monolithischer Körper wie ein Baumstamm, so dass sie in sich zusammensacken konnten.

- Sobald ein Boden zusammenbrach, stürzte er auf den nächstunteren und löste so eine Kettenreaktion aus.

- Das bestätigen die Bilder des eingestürzten Trümmerhaufens, nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte.

6. Behauptung:

Aufgrund der unterschiedlichen Aufschlaghöhen und Aufschlagwinkel hätte der zuerst getroffene Turm eher einstürzen müssen als der zweite.

Angegebene Argumente dafür:

- Die Türme bestanden aus einem Stahlkern und einer durch Stahlträger gehaltenen Betonhülle. Flugzeug 1 traf Tower 1 genau rechtwinklig, die Explosion traf also genau den tragenden Stahlkern.

- Flugzeug 2 hätte Tower 2 fast verfehlt und traf ihn seitlich. Große Teile der Explosion fanden außerhalb des Gebäudes oder in der Betonhülle statt und betrafen kaum den Stahlkern.

- Trotzdem stürzte Tower 2 früher ein als Tower 1. Das könne nur durch eine andere Ursache erklärt werden.

Argumente dagegen:

- Flugzeug 2 traf den Turm deutlich tiefer als Flugzeug 1. Die weit höhere Belastung des beschädigten Turms 2 durch die Schwerkraft führte zu seinem früheren Einsturz.

Zweifel am Verhalten der mutmaßlichen Täter

1. Behauptung:

Die Vielzahl der hinterlassenen "eindeutigen Spuren" wirke wie gestellt und sei unglaubwürdig.

Angegebene Argumente dafür:

- In Boston "hinterließen" die angeblichen Täter arabische Flugpläne, Lehrvideos und einen Koran in Mietautos. Mindestens den Koran hätten sie mitgenommen.

- Sie buchten Inlandsflüge, für die keine Ausweiskontrolle bestand, ohne Notwendigkeit unter ihren wirklichen Namen.

- Sie schrieben Abschiedsbriefe, die im Gepäck lagen, das "zufällig" am Flughafen hängengeblieben sei.

- Dieses Verhalten widerspreche der geplanten Vorgehensweise und der sonstigen Zurückhaltung von offiziellen Bekenntnissen und Erklärungen von El Quaida.

- Die Täter hätten bei ihrer sonstigen professionellen Vorbereitung nicht solche Fehler begangen.

Argumente dagegen:

- Hier wird unterstellt, dass die Täter keine solchen Spuren hätten hinterlassen dürfen, weil sie sonst als "Schläfer" Geheimhaltung pflegten.

- Diese Logik verkennt den Charakter von islamistischen Selbstmordattentaten, die durchaus der Nachwelt etwas mitteilen wollen.

- die Verfechter dieser Vermutungen erklären selber nicht, welche Absicht hinter den offenbar bewusst gelegten falschen Spuren stehen soll.

2. Behauptung:

Muslimische Täter hätten sich eine andere Zeit für die Anschläge ausgesucht. Berechnende Terroristen ebenfalls: Eine oder zwei Stunden später und am Wochenende hätten die Anschläge eine ungleich größere Zahl von Todesopfern gefordert.

Dieses Argument ist doppelbödig: Einerseits unterstellt es den Tätern noch viel größere geplante Bosheit als die gezeigte, andererseits unterstellt es den "wahren" Tätern ein Vermeiden von Opferzahlen, das mit den Tatsachen - 3000 Tote - nicht kongruent ist.

Vermutetes Vorwissen der Geheimdienste

Behauptung:

Es sei undenkbar, dass die USA von den Angriffen überrascht wurden.

Angegebene Argumente dafür:

- Obwohl die USA angeblich nichts ahnten, konnten sie schon nach wenigen Stunden die angeblichen Täter identifizieren.

- Die enormen Budgets der Geheimdienste NSA und CIA und solcher Systeme wie Echelon schlössen aus, dass die USA nichts von der Vorbereitung dieser Art Anschläge mitbekamen.

- Nach Presseberichten z.B. der FAZ habe es Mitte August spezielle Warnungen vom BND, Mossad und weiteren Geheimdiensten vor Flugzeugentführungen gegeben.

- Die Zusammenarbeit dieser Dienste mit der CIA sei sonst gut. Daher sei deren reines Versagen unwahrscheinlich.

Argumente dagegen:

- Da die Täter sich gar nicht bemühten, nicht entdeckt zu werden und alle Informationen über die Flugpassagiere verfügbar waren, konnte man sie schnell identifizieren.

- Kein noch so riesiges Budget schließt menschliche Fehler und Schlampereien aus.

- Das Konzept der Terroristen war neuartig.

- Nicht zwischen Geheimdiensten, aber zwischen Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden in den USA mangelte es an Informationsaustausch.

- Bürokratische Apparate reagieren oft träge auf neue Gefahrenlagen und stellen ihre Organisation erst nach eingetretenen Katastrophenfällen darauf um.

- Eine derartige Verschwörung der CIA würde früher oder später auffliegen, da interne Geheimhaltung nicht dauerhaft genug funktioniert (außer man bringt sofort alle Mitwisser um), zumal die Dienste miteinander konkurrieren.

- Dann müssten auch alle folgenden Untersuchungskommissionen nur fingierte Arbeit geleistet haben. Eine solche Täuschung der Weltöffentlichkeit zu planen und durchzuhalten würde viel komplexere Erklärung erfordern als die, die offiziell für die Anschläge gegeben wurde.

- Die Anschläge wurden nicht verhindert, weil die Dienste nicht konkret genug damit rechneten und nicht ernsthaft genug darauf gefasst waren.

-Geheimdienste werden zu jedem Zeitpunkt mit einer Flut von Hinweisen konfrontiert, die meist unbedeutend sind. Im Nachhinein kann man die richtigen Hinweise auf den 11. September herausfiltern, die in einer Kausalkette zu diesen Ereignissen führten. Diese aus der Flut von unbedeutenden Hinweisen im Vorfeld zu erkennen, ist unmöglich; auch Geheimdienste (die mit "normalen Menschen" und einer "normalen" Informationsinfrastruktur arbeiten und keine "gottgleichen" unfehlbaren Quellen haben) können ein Ereignis nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit annehmen und weitermelden.

Medienmanipulation/Propaganda

1. Behauptung:

Es gebe keine stichhaltigen Beweise für die Täterschaft von El Quaida.

Angegebene Argumente dafür:

-Das "Bekenner"-Video von Osama Bin Laden sei kein Beweis, da es kein Schuldbekenntnis enthalte und der Text möglicherweise nur untergeschoben sei.

- Bin Laden werde vom FBI gar nicht wegen der Anschläge des 11.9. gesucht.

- Die Aussagen gefasster El-Quaida-Mitglieder wurden mit Hinweis auf die nationale Sicherheit der USA bisher weder freigegeben noch unabhängig überprüft.

Argumente dagegen:

- Die Täter konnten z.B. durch die (unscharfen) Aufnahmen von Flughafenkameras und gespeicherte Kreditkarteninformationen zu 99% sicher als gesuchte arabische Terroristen identifiziert werden.

- Dass Bin Laden nicht vom FBI gesucht wird, liegt daran, dass für ausländische Verbrecher die CIA und geheime Militäroperationen zuständig sind.

- Alle Flugzeugpiloten des 11. 9. waren zeitgleich für etwa 2 Monate in Afghanistan und Pakistan, höchstwahrscheinlich in Ausbildungslagern der Al Qaida .

- Bin Laden erwähnt Mohammed Atta in seinem Video namentlich und prahlt mit seinen architektonischen Kenntnissen, die er bei der Planung der Anschläge eingebracht habe. Dies wird durch unabhängige Übersetzungen (z.B. taz) bestätigt.

- Die gefassten El-Quaida-Mitglieder Ramzi Binalshibh und Chalid Sheikh Mohammed hatten Kontakt sowohl zur Führungsebene der Al Qaida als auch zu den Flugzeugentführern. Dass ihre Aussagen unter Folter zustande kamen, ist leider nicht auszuschließen.

- Das Attentat radikaler Islamisten auf das WTC im März 1993,

- abgehörte Telefonate im Vorfeld sowie

- die Fatwa von Osama Bin Laden, in der er zur Ermordung amerikanischer Zivilisten aufrief und diese rechtfertigte, sprechen für einen lange vorbereiteten Plan.

2. Behauptung:

Die Massenmedien seien zentral gesteuert, da sie alle die Verbreitung "wahrer" Informationen über die Anschläge verhinderten.

Angegebene Argumente dafür:

- Die Vertreter der offiziellen Version hätten die Hintergründe überhaupt nicht oder nur sehr oberflächlich erforscht.

- Die rasche Verbreitung einer einzigen Version ohne Erwägung anderer Erklärungen wecke Misstrauen und spreche für zentrale Mediensteuerung oder Selbstzensur.

- Die geschlossene Ablehnungsfront gegen die Thesen der Skeptiker beruhe ebenfalls auf einer sekundären Verschwörung und solle ihre Arbeit gezielt herabsetzen.

Argumente dagegen:

- Die Verschwörungsthesen lassen sich in den Medien sehr gut verbreiten und verkaufen, werden also keineswegs unterdrückt.

- Die Enthüllungsjournalisten recherchieren selber sehr oberflächlich und ungenau. Ein Großteil ihrer "Argumente" beruht auf unbewiesenen und unbeweisbaren Behauptungen und Vermutungen, die keiner Nachprüfung standhalten.

- So hat etwa die Studie des MIT gerade diejenigen physikalischen Thesen wissenschaftlich überzeugend widerlegt, die am ehesten den Anschein von Tatsachen erweckten.

- Daher erscheint die Ablehnungsfront nicht als verabredete Weigerung, Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen, sondern als begründete Ablehnung von Lügen und der Verbreitung von Gerüchten.

Vermutete Zusammenarbeit der USA mit den Terroristen

Behauptung:

Die USA hätten die Taliban zunächst als Ordnungsfaktor in Afghanistan gefördert, dann ausgeschaltet, weil diese ihre wichtige Finanzquelle aus dem Drogenanbau verstopft hätten.

Angegebene Argumente dafür:

- Die islamistischen Warlords in Afghanistan, darunter auch Bin Laden und die Taliban, erhielten von der CIA in den 1980-ger Jahren Finanz- und Militärhilfen.

- Das Opium Afghanistans sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Geheimdienste. Die CIA kontrolliere die Bewegung dieser Drogen weltweit.

- Vor dem Krieg sei es den Taliban gelungen, den Opium-Mohn Anbau in Afghanistan fast vollständig zu beenden.

- Das habe die wichtigste Geldquelle der CIA - geheime schnellflüssige Narco Dollars - bedroht.

Argumente dagegen:

- Die Förderung der afghanischen Warlords geschah 1980. Der Aufbau von Ausbildungslagern für Terroristen in Afghanistan geschah seit 1991, nicht vorher. Seit dem 1. Golfkrieg hat Osama Bin Laden die USA zum neuen Hauptfeind des wahabitischen Djihad erkoren.

- Die Taliban hatten nicht den ganzen, sondern nur den wilden Opiumanbau sowie den Konsum durch Moslems in Afghanistan ausgeschaltet.

- Den Export von Opium in nicht-islamische Länder unterbanden sie nicht, da sie Rauschgiftabhängigkeit von "Ungläubigen" für wünschenswert hielten.

- So sollte die allmähliche Zerstörung der nicht-islamischen, besonders der westlichen Staaten unterstützt werden.

- Es gibt weder Belege noch Indizien dafür, dass die CIA den weltweiten Opium-Handel kontrolliert. Es gibt Belege dafür, dass die USA dem internationalen Drogenhandel den Kampf angesagt haben: Bombardierungen von Kokafeldern und Mafia-Quartieren in Kolumbien.

- Es gibt keinerlei Indizien dafür, dass die CIA den Anschlag auf das WTC gebilligt oder gar maßgeblich ausgeführt hat, um in Afghanistan ungestört weiter Mohn anbauen zu können.

- Um einen Grund zu fnden, die Taliban auszuschalten, hätte die CIA die Anschläge nicht unbedingt gebraucht.

Rückschluss vom Nutznießer auf den Verursacher

Viele Verschwörungstheorien basieren auf der Annahme, der Nutznießer eines Ereignisses sei dessen Urheber. Insofern stellen sie die Frage: "Wem nützt es?" (Lateinisch: "cui bono?")

Das Problem ist dabei nicht die Frage als solche. Sie kann und muss gesondert gestellt werden. Im Zusammenhang der vorgefassten Verschwörungstheorie hat sie jedoch die Funktion, eine bereits für sicher gehaltene Erklärung zu untermauern: nämlich dass die USA selber die Anschläge in Auftrag gegeben hätten.

Dieses Argumentationsmuster ist auf einen klassischen Denkfehler zurückzuführen: die Unterschätzung der Komplexität. Aus Intentionen folgen angeblich linear Resultate, weshalb umgekehrt von Resultaten linear auf Intentionen zurückgeschlossen werden könne. Ein Beispiel dafür ist folgende Argumentationsweise:

Nach den Anschlägen hätten die USA einen neuen "Weltkrieg" gegen die "Schurkenstaaten", die Terroristen beherbergen, eingeleitet. Um diesen geplanten Zweck zu erreichen, habe die westliche Welt nach dem Ende des Kalten Krieges und des Kommunismus einen Feindbildwechsel vollziehen müssen. Um diesen herbeizuführen, seien die Terroranschläge des 11. September 2001 nötig gewesen. So habe man auch die sogenannten "Anti-Terror-Gesetze", die zu mehr Überwachung und Einschränkung von Grundrechten führten, in vielen westlichen Staaten leichter durchsetzen können.

Die Zurückweisung solcher Erklärungsmuster wird dadurch erschwert, dass die westliche Öffentlichkeit tatsächlich verschiedentlich von ihren Regierungen und Geheimdiensten belogen wurde und wird. Hinzu kommen die offenbar fast grenzenlosen technischen Manipulationsmöglichkeiten, z.B. von Bild-Medien. Daraus wird in Verschwörungstheorien häufig linear eine Umkehrung der Beweislast gefolgert: Die US-Regierung müsse widerlegen, dass sie die Anschläge nicht selbst geplant habe. Zugleich glaubt man von vornherein nicht, dass ihre Aufklärungsbemühungen glaubwürdig sein könnten. So wird ein starres Manipulationsdogma vorausgesetzt und auf neue Ereignisse wie die Anschläge des 11. September 2001 übertragen.

Es geht also bei der "Verschwörung" im Kern um eine alternative Gewichtung von Ursachen und Wirkungen des Antiterrorkrieges. Die - durchaus diskussionswürdige - Kritik der realen Wirkungen der Anschläge und der daraus abgeleiteten Politik wird mit einer verschwörerischen Deutung ihrer Ursachen begründet. Bei dieser monokausalen Ableitung wird jedoch meist übergangen oder nicht ausreichend berücksichtigt:

- dass der wahabitische Islamismus, auf den El Quaida sich bezieht, den Westen tatsächlich als Feind sieht und bekämpft;

- dass das "Feindbild" des Islam in Ansätzen schon vor dem 11. 9. aufgebaut wurde. Damit wurden bereits früher Interventionen gerechtfertigt, ohne dass ein derartiges Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung dazu nötig gewesen wäre;

- dass die Planung und Durchführung der Anschläge von mehreren führenden El-Quaida-Vertretern zugegeben wurde.

Sind die Juden "Schuld"?

Dieses Stereotyp tauchte in Medien der Islamisten auf und war dort fest in ein antisemitisches Verschwörungsszenario integriert. So unterstellte z.B. der Fernsehsender der libanesischen Hisbollah, der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad habe die Anschläge inszeniert, um die israelische Position zu stärken. "Belegt" wurde dies mit der falschen Behauptung, alle 4000 im WTC beschäftigten Juden hätten an diesem Tag Urlaub genommen.

Die eingangs zitierten 9/11-Skeptiker vertreten diese Behauptung jedoch nicht. Trotzdem hört man diese Sicht - wenn auch abgemildert - oft auch bei westlichen Anhängern der "911-Verschwörung". Deshalb übernehmen und kolportieren auch Rechtsextremisten diese Sicht gern.

Kritik und Gegenkritik

Die Medien nahmen besonders im Jahr 2003 das Thema auf und versuchten auf verschiedene Weise, den Wahrheitsgehalt der Verschwörungsthesen zum 11. 9. 2001 zu überprüfen, deren Autoren und die politischen Nebenwirkungen ihrer Thesen zu kritisieren.

  • Die Berliner "Tageszeitung" (taz) griff deren Vertreter am 2. 7. 2003 scharf an, weil sie sich von Rechtsextremisten hofieren und benutzen ließen und deren Weltsicht bestätigten. Vorausgegangen war ein Treffen von Verschwörungsautoren, bei dem Horst Mahler als Gast unbehelligt blieb, während Zwischenrufer gegen seine Anwesenheit sofort aus dem Saal verwiesen wurden. Daher vertrat die taz die Auffassung, die gesellschaftliche Funktion der Gerüchte um den 11. 9. könne eine ganz andere als die vorgegebene Absicht der "Aufklärung" sein. http://www.taz.de/pt/2003/07/02/a0089.nf/text].
  • Eine Spiegel-Titelgeschichte vom 8. 9. 2003 setzte sich mit einigen Kernthesen besonders von Gerhard Wisnewsky und Matthias Bröckers auseinander. Man wies beiden detailliert schlampige Recherche, einseitige Zeugenauswahl und Faktenverfälschung nach.
  • Autor Andreas von Bülow wurde in der Sendung "Menschen bei Maischberger" am 9. 9. 2003 vorgeworfen, seine Vorwürfe unter Missachtung jeglicher journalistischer Sorgfaltspflicht in die Welt zu setzen [4].
  • Matthias Bröckers [5] und Gerhard Wisnewski [6] haben Stellungnahmen zu den Vorwürfen abgegeben. Diese erklären die Gegenargumente der Presseberichte wiederum aus verabredeter Ignoranz und halten die meisten ihrer Verdachtsmomente aufrecht.

Vorläufiges Ergebnis

Wie bei vielen Medienberichten, muss der gewöhnliche Nachrichtenkonsument sich der Wahrheit mühsam annähern, ohne die wissenschaftlichen Fakten genau nachprüfen zu können. Um das Für und Wider beider Sichtweisen abwägen zu können, muss er die Original-Berichte beider Seiten kennen, die situationsbedingte Polemik abziehen und Punkt für Punkt aufeinander beziehen. Stellt man die Sachargumente für und gegen jede einzelne These einander gegenüber und überprüft dann sorgfältig Quelle und Kern jedes einzelnen Arguments, sollte eine Abwägung und teilweise Klärung ihres Wahrheitsgehalts möglich sein.

Daraus ergeben sich einige klare Indizien für die Unglaubwürdigkeit einiger Verschwörungsthesen zum 11. 9. 2001. Verdacht auf verkaufsorientierte Sensationsmache besteht schon deshalb,

  • weil die verschiedenen Verschwörungsautoren inhaltlich wenig Neues und Originäres zu bieten haben, sondern vielfach von amerikanischen Vorbildern und voneinander abschreiben;
  • ein Großteil ihrer angegebenen "Argumente" keine sind, sondern ihrerseits nur aus unbewiesenen Behauptungen bestehen;
  • diese relativ wahllos zusammengetragen werden und oft nicht konsistent miteinander sind;
  • eine wirklich alternative Erklärung für die geweckten Zweifel von den Autoren nicht geboten wird. Sie deuten nur an, dass hinter all dem die CIA selbst stecken müsse. So fördern sie einen ohnehin verbreiteten dumpfen Anti-Amerikanismus besonders bei denen, die sich der Mühe einer Nachprüfung nicht unterziehen können oder wollen.

Die, die es genauer wissen wollen, können jedoch inzwischen auf den umfangreichen Untersuchungsbericht der gemeinsamen Nationalen Kommission von US-Senat und US-Kongress vom Mai 2004 zurückgreifen, der von einer regierungsunabhängigen Expertenkommission erstellt und akribisch belegt wurde. Den Skeptikern gebührt das Verdienst, die präzise Erklärung der Anschlags-Abläufe und ihrer Hintergründe indirekt mit vorangetrieben zu haben.

Literatur

  • Matthias Bröckers: Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.. Frankfurt am Main 2002
  • Matthias Bröckers; Andreas Hauß: Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9. Frankfurt am Main 2003
  • Andreas von Bülow: Die CIA und der 11. September. München 2003
  • Gerhard Wisnewski: Operation 9/11. Angriff auf den Globus. München 2003
  • Gerhard Wisnewski: Mythos 9/11. Der Wahrheit auf der Spur. München 2004
  • Tobias Jaecker: Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters. LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 3825879178