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Klaviersonate

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Eine Klaviersonate ist eine Solosonate für Klavier. Mit dieser Instrumentalkomposition kann der musikalisch-zeitliche Ablauf einheitlich und sinnvoll gestaltet werden.[1] Dabei bietet sie einen Rahmen für die Verarbeitung musikalischer, häufig gegensätzlicher Gedanken. [2] Sie ist in mehrere, auch intern strukturierbare Sätze geteilt. Sie entwickelte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts aus anderen musikalischen Formen als Werkgattung für ein Tasteninstrument. Ihre erste "verbindliche" Form erhielt sie durch Joseph Haydn. Über 200 Jahre hinweg war sie dann in wechselnder innerer und äußerer Form eine der zentralen Formen der Klaviermusik. Einen Höhepunkt stellen die Klaviersonaten Beethovens dar. In der Romantik wandelte sie sich inhaltlich und formal stark, und löste sich mit dem Aufkommen der Atonalität zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusehends auf. Das theoretische Konzept der Sonate wurde nachträglich von der Musikwissenschaft aus einigen Werken abstrahiert, und entspricht in seiner Vereinfachung häufig nicht der musikalischen Realität.

Der Begriff Sonate

Der Begriff der Sonate und speziell der Klaviersonate ist musikgeschichtlich schwer zu definieren. Es werden damit unterschiedliche musikalische Werke zwischen 1650 bis in die Gegenwart bezeichnet. Im engeren Sinn des Begriffs Sonate fallen darunter aber nur Werke, welche die in sich widersprüchlichen Definitionen der klassischen Sonate bzw. Sonatenhauptsatzform erfüllen. Diese sind verallgemeinernd:

Vereinfachtes Schema von Exposition, Durchführung und Reprise

Diese Form kann erst seit Haydn konstatiert werden und wurde schon seit dem späten Beethoven und spätestens mit der Romantik zunehmend obsolet. Ab 1900 blieb meist nur noch der reine Begriff oder Werktitel „Sonate“ übrig, der dem theoretisch definierten Begriff der Sonate kaum noch entsprach. Werke des 20. Jahrhunderts tragen auch dann den Werktitel Klaviersonate, wenn sie, wie etwa Pierre Boulez dritte Klaviersonate, jeglichen Bezug zur Sonatentradition explizit ablehnen [5].

Der Begriff Sonatine bezeichnet eine kleine, leichter spielbare Sonate, welche meist keine oder nur eine sehr kurze Durchführung besitzt.

Der Begriff Klavier

Bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts kann Klavier bzw. Clavier (Schreibweise z.B. bei Carl Philipp Emanuel Bach) prinzipiell jedes Tasteninstrument bezeichnen, also z. B. das Cembalo, das Klavichord und das Hammerklavier, aber auch die Orgel.

Stärker als bei anderen Gattungen ist die musikalische Entwicklung der Klaviersonate von der Entwicklung der Tasteninstrumente abhängig. So lässt das Cembalo keine Anschlags- sondern lediglich eine Registrierungsdynamik (Terrassendynamik) zu; auf dem Klavichord dagegen ist eine stufenlose dynamische Gestaltung möglich. Es lässt zudem mit der Bebung ein Vibrato auf dem einmal angeschlagenen Ton zu, besitzt aber bei begrenztem Tonumfang nur ein sehr kleines Tonvolumen.

Klaviermusik als heute gängiger Begriff ergibt sich erst im Zusammenhang mit den technischen Möglichkeiten und Klangvorstellungen des von Bartolomeo Cristofori ab 1698 konstruierten Hammerklaviers.

Frühzeit

Nimmt man nicht das Klavier (Cembalo), sondern Tasteninstrumente allgemein als Ausgangspunkt, so kann der Beginn der Gattung auf das Jahr 1605 mit Orgelkompositionen des Italieners Adriano Banchieri festgelegt werden, die den Titel Sonate tragen.

Die ersten im engeren Sinn Klaviersonaten genannten und heute erhaltenen Werke stammen von dem italienischen Komponisten Gian Pietro del Buono aus Palermo. Es handelt sich um Bearbeitungen über das Ave Maris Stella aus dem Jahr 1645. Es folgten vereinzelte Werke für Tasteninstrument mit der Bezeichnung Sonate, z. B. von Gregorio Strozzi aus dem Jahr 1687.

Die Gattung wurde mit dem ausgehenden 17. Jahrhundert populär; eine frühe musiktheoretische Erwähnung findet sich im Musiklexikon von Sebastién de Brossard (1703). Dabei war der Begriff Sonate inhaltlich noch weitgehend undefiniert, und wurde häufig austauschbar mit Bezeichnungen wie Toccata, Canzona, Phantasia, und anderen verwandt. [6]

Die erste weithin bekannte Reihe von Klaviersonaten schrieb der Thomaskantor Johann Kuhnau. Es handelt sich um die Musicalischen Vorstellungen einiger biblischer Historien, in 6 Sonaten auff dem Claviere zu spielen, die 1700 in Leipzig erschienen. Die illustrativen Stücke geben verschiedene Geschichten des alten Testaments auf dem Tasteninstrument wieder. Die Bezeichnung Sonate ist hier wahrscheinlich lediglich als Abgrenzung zur Vokalmusik gemeint und weist auf den rein instrumentalen Charakter der Werke hin.

Barock und Vorklassik

Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Klaviersonaten zu einer populären Gattung. Zahlreiche Komponisten schrieben Klavier- bzw. Cembalowerke [7], die sie Sonate nannten.

Domenico Scarlatti, porträtiert von Domingo Antonio Velasco (1738)

Dabei konnte es sich um zyklische Formen oder um Einzelsätze handeln. So schrieb Domenico Scarlatti über 500 einsätzige Stücke, in denen er barocke und klassische Formen, Einflüsse spanische Folklore, sowie Chopinsche Virtuosität und Empfindsamkeit miteinander verband. In ihnen wird teilweise schon den Satzzyklus [8], und die Sonatenhauptsatzform vorweggenommen. [9] Weitere Sonatenkomponisten der iberischen Halbinsel waren z. B. Pater Antonio Soler oder Carlos Seixas.

Sowohl französische als auch italienische Komponisten vermieden die Bezeichnung Sonate weitgehend, wenn es sich um Kompositionen für Klavier alleine handelt. François Couperin verwendete beispielsweise für seine Klavierwerke, die in Wirklichkeit Suiten sind und aus mehreren aufeinanderfolgenden Tanzsätzen bestehen, den Begriff Ordre, und Jean Philippe Rameau gab seine Werke unter dem Titel Pieces de Clavecin heraus. Der Begriff Sonate wurde in diesen Regionen eher für Werke für Melodieinstrumente oder Melodieinstrumente und Basso continuo verwendet. Typisch dafür ist die Triosonate. Im umfangreichen Klavierwerk von Johann Sebastian Bach existieren mit BWV 963 und 964 (eine Bearbeitung der Violin-Solosonate in a-Moll) nur zwei Werke für Tasteninstrumente, welche den Titel Sonate tragen.

Nördlich der Alpen begann ein regelmäßiges und systematisches Komponieren von Klaviersonaten erst mit der Generation von Johann Sebastian Bachs Söhnen. So schrieb Carl Philipp Emanuel Bach zahlreiche Klaviersonaten; er unterschied auch zwischen dem aufkommenden Hammerklavier und dem Cembalo; Bachs Söhne lebten genau in der Zeit der Ablösung des Instruments.

Die Entwicklung von Klavichord und Hammerklavier ermöglichte einen tiefgreifenden Umbruch in der Komposition; erstmals nutzten die Komponisten in ihren Kompositionen für Klavier alleine die Möglichkeit kleinräumiger dynamischer Differenzierung als stilgebenden Parameter. Hiervon machten beispielsweise die Bach-Söhne, insbesondere Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach, regen Gebrauch; es kam zur Ausprägung des galanten und empfindsamen Stils in der Klaviermusik.

Ausschnitt aus Carl Phillip Emanuel Bachs Klaviersonate in f-Moll

Die Werke Carl Philipp Emanuel Bachs und des nahezu gleichzeitig lebenden Joseph Haydn erlangten für spätere Komponisten, insbesondere für Mozart und Beethoven, Vorbildcharakter. Zwar waren Satzfolge und Form noch nicht festgeschrieben, die Mehrsätzigkeit wurde jedoch zur Regel. Immer häufiger setzte sich als grundlegende Form die Umklammerung eines langsamen Satzes durch zwei schnelle Sätze durch. Johann Christian Bach trieb in seinen Sonaten besonders die Periodisierung innerhalb der Themen in viertaktigen Vorder- und Nachsatz voran. Einem meist kantablen Hauptthema folgt meist freie Figuration, ohne dass sich daraus ein in der Klassik später obligates zweites Seitenthema klar herausbildet. In den circa 150 Sonaten des als typischer Vertreter der „neuen Empfindsamkeit“ geltenden Carl Philipp Emanuel Bachs wird der Gegensatz unterschiedlicher musikalischer Themen dagegen schon schärfer und kontrastreicher herausgearbeitet. Diese werden dabei häufig in stark figurativen Fortspinnungen aus einem gemeinsamen thematischen Kern entwickelt. In seinen meist hochvirtuos gehaltenen, einfallsreichen und mitunter harmonisch zukunftsweisenden Sonaten ist eine klare Trennung zwischen rein thematischen, expressiven, und eher spielerischen Partien dennoch schwierig.

Klassik

Die Klaviersonate leitete sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts - und dies bestimmte ihre jeweilige Gestalt - aus zwei Gattungen ab: aus dem klassischen Konzert oder aus der Sonata da camera, die in der Abfolge der Sätze der barocken Suite entsprechen kann. Eine geringere Rolle spielte im Zusammenhang mit der Klaviersonate die Sonata da chiesa als zweite wichtige barocke Form.

Das gesamte Sonaten-Oeuvre für Klavier ist spätestens ab 1770 qualitativ und quantitativ nicht mehr leicht zu überblicken. Von gattungsgeschichtlicher Bedeutung sind in besonderem Maße die Sonaten von Johann Christian Bach, jedoch ebenso Sonaten von Muzio Clementi, Joseph Martin Kraus, Georg Christoph Wagenseil und zahlreichen anderen.

Wiener Klassik

Ihren ersten gattungsgeschichtlichen Höhepunkt erlebte die Klaviersonate ohne Zweifel in der Wiener Klassik. Joseph Haydn (52 Sonaten), Wolfgang Amadeus Mozart (18 Sonaten) und Ludwig van Beethoven (32 Sonaten) gelten als die wichtigsten Verfasser von Klaviersonaten.

Wie verschieden die Satzfolge sein kann, lässt sich an drei Klaviersonaten W. A. Mozarts deutlich machen:

  • Die Sonate Es-Dur KV 282 (1774) beginnt mit einem langsamen Satz, es schließt sich ein Menuett mitTrio (von Mozart als Menuett II bezeichnet) an, die Sonate endet mit einem schnellen Satz. Hier liegt die Verwandtschaft zur „Sonata da Camera“ nahe.
  • Dagegen ist die Sonate D-Dur KV 576 (1789) ein sehr brillantes Werk, dessen Satztechnik bis hin zu erkennbaren Tutti-Solo-Wechseln stark vom Konzert beeinflusst ist.
  • Die Sonate A-Dur KV 331 (1778) beginnt mit einem sechsteiligen Variationssatz über ein bekanntes (später auch von Max Reger in dessen Mozartvariationen op. 132 verarbeitetes) liedhaftes Thema. Es schließt sich ein Menuett mit Trio an, gefolgt von dem berühmtem, im 2/4-Takt stehenden Satz „Alla Turca“ in a-Moll, dessen schwungvolle Coda in Dur ausklingt.

Haydn

Im Werk von Joseph Haydns spielen seine 52 Klaviersonaten auch als innovatives Experimentierfeld von Modellen eine bedeutende Rolle, die später in orchestralen Formen verwirklicht wurden. [10]

Takte 1 bis 12 des ersten Satzes Haydns G-Dur Sonate Hob. XVI/8

Seine Sonaten werden eher durch harmonische Zusammenhänge als durch thematische Beziehungen und Gegensätze der klassischen Sonatendefinition zu einer Einheit. Kleingliedrige Taktgruppen werden meist locker assoziativ verbunden. Die ordnungsschaffende Funktion der Harmonik überwiegt die Themenbildung. [11] So sind in den Anfangstakten des ersten Satzes der G-Dur-Sonate (Hob.XVI/8) eher locker aneinander gereihte Floskeln, Dreiklangsfiguren und Läufe, als wirklich abgrenzbare Themen zu beobachten. Diese Exposition wird primär vom allmählichen Übergang des Tonika- zum Dominantbereich zusammengehalten. Der später geforderte Gegensatz zwischen Haupt- und Nebenthema ist noch nicht immer genau abzugrenzen. Haydn folgt hier eher noch der barocken Vorstellung von Heinrich Christoph Koch („Ein Nebengedanke muß immer so beschaffen seyn, daß er uns wieder zur Hauptvorstellung leitet.“) [12]

Seine früheren Sonaten, wie zum Beispiel die c-Moll-Sonate Nr. 20, sind spürbar von der formalen Vorarbeit (weniger von der Expressivität) Philipp Emanuel Bachs beeinflusst. Dabei bleibt er teilweise noch dem barocken Divertimento-Stil mit einer einfachen Reihung der Sätze verhaftet. [13] In den vermehrt auf Themenbildung und Verarbeitung achtendenden, formal ausgewogeneren häufig gespielten Sonaten ab Nummer 27 wird im allgemeinen meist der „klassische Haydn“ und ein „Frühmodell der Sonatenform“ erblickt. [14] Die Sonaten ab 1780 sind dann zunehmend von einer auf Beethoven verweisenden „Individualisierung des Ausdrucks“ und vom eher auf konsequente Themenverarbeitung und Form denn auf melodische Variation achtenden Einfluss Mozarts beeinflusst. [15]

Obwohl Beethoven später viele Gestaltungsmittel der Haydnschen Sonate übernommen hat, wäre es falsch, Haydns eher der barocken Idee der monothematischen Affekteneinheit eines Satzes verbundenes musikalisches Denken, als „sonatentypisch“ zu konstatieren.

Mozart

Vier Themen aus dem ersten Satz von Mozarts F-Dur Sonate KV 332

Mozarts schrieb 18 von Klavierschülern wie Konzertpianisten gleichermaßen gerne gespielte Sonaten. Er komponiert im Gegensatz zu Haydn, zumindest in seinen frühen Sonaten, eher locker aneinander gereihte, an Johann Christian Bach angelehnte, kantabel-melodische Themengruppen. Diese sind meist nur assoziativ aneinander geknüpft, und aus ihnen werden selbst in der Durchführung häufig außer dem Sequenzieren thematischer Elemente keine weitergehenden logischen Konsequenzen gezogen. [16] [17] Ein Beispiel hierfür ist die Sonate KV 332, in der in den ersten 93 Takten an die sechs thematische Gebilde ohne greifbare Zusammenhänge miteinander verbunden sind. Diese werden auch in der Durchführung, in der stattdessen neue Themen auftauchen, kaum aufgegriffen. [18]

In den ersten Sonaten von KV 279 bis 284 kann noch eine relativ starke Bindung an standardisierte Begleitformen wie Alberti- oder Murkybässe und oder formelhaftes Laufwerk, sowie eine im Vergleich zu späteren Werken weniger reichhaltige und plastische melodische Erfindungsgabe festgestellt werden. In den Werken der Mannheimer und Pariser Zeit ab KV 309 wird die Form dann allerdings freier, vielfältiger und ungezwungener. [19] So entspricht in der Sonate A-Dur KV 331, die aus einem Variationensatz, Menuett und Trio besteht, ähnlich wie später in Beethovens Klaviersonate Nr. 12 As-Dur op. 26, kein Satz der Sonatenform. Die Werke bestechen nun durch einen fast unerschöpflichen melodischen Einfallsreichtum. Ein erster Einbruch fast Beethoven und Schubert vorausahnender unerbittlicher Härte und Tragik erfolgt in der a-Moll-Sonate KV 310. [20]

Vergleich von Mozarts KV 457 und Beethovens op. 13

In den Sonaten ab KV 475 ist dann eine zunehmende Konzentrierung auf die Themenverarbeitung im Sinne von Haydn sowie der Einfluss barocker Schreibweisen und Formen wie Fuge oder Suite festzustellen, die wohl auf Mozarts intensiver Auseinandersetzung mit J.S. Bach und Händel beruhen. Dies ist z.B. an der linearen meist zweistimmigen Satzentwicklung von KV 494/533 zu beobachten. Die dramatischen c-Moll-Werke KV 475 und 457 dagegen stehen in Ausdruck und Gestaltung schon Beethovens Sonaten nahe. So weisen Paul Badura-Skoda und Richard Rosenberg detailliert auf frappierende Ähnlichkeiten zwischen KV 457 und Beethovens Pathétique op. 13 hin [21] [22]

Beethoven

Beethovens 32 Klaviersonaten stellen einen Höhe- und Wendepunkt in der Geschichte der Klaviersonate dar.[23] Sie haben seit Entstehung immer wieder Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler zu Analysen, und mitunter gewagten lyrischen Analogien[24] oder philosophischen Spekulationen[25][26] angeregt.[27][28] Beethoven lotet in ihnen die formalen, harmonischen und sonstigen Grenzen der Sonate und Klaviermusik[29] fast bis an ihre Grenzen aus, und sprengt und überwindet sie in den späteren Werken zunehmend. Hans von Bülow fasste ihre Bedeutung in folgenden Worten zusammen:

„Die Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers sind das Alte Testament, die Sonaten von Beethoven das Neue Testament der Klavierspieler.“

Die beliebte - allerdings auch umstrittene[30] - Dreiteilung des Werks unterscheidet frühen, mittleren und späten Beethoven[31] (bei den Sonaten ungefähr op. 2 bis 22 - op. 26 bis 90 - op. 101 bis 111).

Datei:Beethoven-Haydn2.PNG
Vergleich der Adagios aus Beethovens op. 2/1 und Haydns op. 64/5

In der ersten Phase werden die klassischen Ansprüche an Sonatensätze und Zyklusbildung ausformuliert, und mit überreichen Eingebungen verbunden, während in der mittleren Periode zunehmend der Wille zur organischen Gestaltung des Gesamtwerkes aus einheitlichem Themenmaterial unter Einschluss gewagter musikalischer Experimente bestimmend wird.[32] [33] Ein individualistischer Ausdruckswille, der die formalen Anforderungen zunehmend ignoriert und sich an außermusikalischen „poetischen Vorwürfen“[34] orientiert, überwindet zunehmend überlieferte Formen.[35] Das häufig als esoterisch, spekulativ, oder unverständlich bezeichnete Spätwerk ist durch unterschiedliche, teils widersprüchliche Tendenzen geprägt. Der radikalisierten Missachtung musikalischer Konventionen und den nochmals gesteigerten technischen Anforderungen stehen teilweise Reminiszenzen an das eigene Frühwerk, die Einbeziehung barocker Formen (Fuge) sowie ein reduzierter, ausgedünnter Klaviersatz gegenüber.

Frühe Phase

Beethovens erste Sonaten sind - trotz aller Eigenständigkeit - von dem Bemühen geprägt, die Anforderungen des traditionellen Regelkanons zu erfüllen. Konventionelle Periodisierungen in Zwei-, Vier- und Achttaktgruppen werden recht genau befolgt. Die Themenbildung besteht häufig aus musikalischem Grundmaterial wie gebrochenen Dreiklängen, Skalenbewegungen oder einfachen Vorhalten, welche mit zeittypischen Begleitfiguren gekoppelt werden. Eine stilistische Anlehnung an Haydn und Mozart ist nicht zu überhören. [36] Dies macht ein Vergleich des Adagios aus Beethovens op. 2/1 mit Haydns Streichquartett op. 64, Nr. 5 deutlich. Dies ändert sich aber schon mit der individueller gestalteten und in den Ausmaßen angewachsenen Es-Dur-Sonate op. 7, und dem zum ersten Mal das „dialektische Themenprinzip“ konsequent aufgreifenden op. 10,1.

Datei:Beethoven-op10-1-2.PNG
Kontrastierende Ableitung: Punktierte Dreiklangstöne und Vorhaltsbildungen in op. 10/1

Hier verwendet Beethoven konsequent das später so genannte Prinzip der kontrastierenden Ableitung, bei der unterschiedliche, sogar gegensätzliche Themen aus einem gemeinsamen strukturellen Kern entwickelt werden, und damit den Unterschied zwischen Themenaufstellung und Verarbeitung überwinden. [37] Der Gegensatz der ersten acht Takte aus punktierten Dreiklangtönen im forte und Vorhaltsauflösung im piano erweist sich sowohl als Basis für die folgende Überleitung, das zweite Thema ab Takt 56, sowie die Schlussgruppe ab Takt 94. Das populärste Werk dieser Phase ist dann die im heroischen Duktus durchaus auf Außenwirkung bedachte Pathétique (op. 13).

Mittlere Phase

Ab der Klaviersonate Nr. 12 (op. 26) wird die Sonatenform sowohl in ihrer äußeren wie auch inneren Gliederung vermehrt aufgebrochen. Dies zeigt bereits op. 26, welches mit dem ersten Satz, einem Andante mit Variationen, und dem Trauermarsch des dritten Satzes wenig mit der Gliederung einer Sonate gemein hat.

Datei:Beethoven-Grafik2.PNG
Änderung der Ausdehnung der einzelnen Sätze - von links nach rechts Opus 10/1, 26, 53, 106, und 109

Die Proportionen und Funktionen der einzelnen Sätze ändern sich. Der Schwerpunkt verschiebt sich, schon rein längenmäßig, zunehmend vom ersten Satz auf das Finale.[38] Die früher nur angehängte kurze Coda wird zu einer Form von zweiter Durchführung ausgeweitet, und die Grenzen zwischen Exposition und Durchführung beginnen sich zu verflüchtigen.

Klassische Musikästhetik und Formen werden – wie z.B. in der populären Mondschein-Sonate (op. 27 Nr. 2), welche den Untertitel Sonata quasi una Fantasia trägt – zunehmend durch poetisch-phantastische, ungebundene und die Romantik vorahnende Vorstellungen verdrängt.

Nach einigen eher „klassisch entspannten Sonaten“ (op. 31 und 49) wird dann mit der Waldsteinsonate (op. 53) und Appassionata (op. 57) die Virtuosität und der individuelle Ausdruckswille auf ein bisher nicht gekanntes Niveau angehoben. Dass diese Tendenzen den herkömmlichen Rahmen des Sonatenbegriffs bis zum Bersten strapazieren, zeigen allein die bis heute widersprüchlichen Deutungsversuche der Musikwissenschaft in Bezug auf die Gliederung der Exposition der Appassionata nach herkömmlichen „Schulmustern“.[39]

Späte Phase

Die Sonaten ab op. 90 sind formal und von den in ihnen vorherrschenden musikalischen Tendenzen vielfältig und widersprüchlich, und damit schwer eindeutig beschreibbar.

Datei:Op111-Rezitativ-Fuge-1.PNG
As-Dur-Sonate op. 111: Rezitativ und repetiertes A, sowie Fuge

Die Tendenz zur Reduktion der pianistischen Mittel in schlichter kammermusikalisch wirkender Zweistimmigkeit (wie im ersten Satz von op. 110) oder zum "Verstummen" in rezitativisch gestalteten Partien wie im dritten Satz des selben Werkes kontrastiert mit einer, wie z.B. in der Hammerklaviersonate op. 106, nochmals gesteigerten Virtuosität und Überdehnung der Form bzw. Gesamtlänge. [40] Der "Rückerinnerung" an vergangene Zeiten im schlichten Stil der frühen an Haydn erinnernden Sonaten (op. 109) steht mitunter eine herbe und die Musik des 20. Jahrhunderts vorausnehmende, Dissonanzen dabei "in Kauf nehmende" Harmonik gegenüber [41]. Manches, wie das in op. 110 über mehrere Takte allein repetierte A, wirkt dabei in Verfolgung einer "individuellen, sich aller Konventionen und Rücksichten entledigenden Radikalisierung" [42] skurril und funktional unverständlich. Besonders wichtig werden dabei die Prinzipien der polyphonen Variation und damit verbunden der Rückgriff auf barocke Formen, speziell der Fuge. Während diese in op. 10/2 noch ohne konsequente Durchführung in Form eines Fugatos auftreten, stellen die Fugen aus op. 106 und 110 vollgültige Fugen dar. Dabei gestatten sich die Fugen Beethovens durchaus formale und harmonische Freiheiten, welche im herkömmlichen Stil der Fuge als Verletzung der Regeln nicht gestattet gewesen wären. [43] Diese Vermischung und Auflösung von Formkategorien veranlasste Thomas Mann, der fiktiven Gestalt Wendell Kretzschmar seines Romans Doktor Faustus folgende Worte in Bezug auf op. 111 in den Mund zu legen:

"… Es sei geschehen, daß die Sonate im zweiten Satz, diesem enormen, sich zu Ende geführt habe, zu Ende auf Nimmerwiederkehr. Und wenn er sage: "Die Sonate", so meine er nicht diese nur, in c-Moll, sondern er meine die Sonate überhaupt, als Gattung, als überlieferte Kunstform... " [44]

Veränderungen am Instrument

Um 1800 änderte sich die Bauweise der Klaviere. Sie erhielten erstmals Abstützungen im Rahmen zum Ausgleich der Saitenspannung. Dies führte zu einer Vergrößerung des Tonumfangs bis hin zum heute Üblichen. Diese Neuerung brachte eine nachhaltige Erweiterung der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten mit sich, insbesondere bei der gezielten Verwendung extremer Lagen. Eines der frühesten Werke, das diesen neuen Tonumfang bewusst ausschöpft, ist die sogenannte Waldstein-Sonate Ludwig van Beethovens. Die Entwicklung der Repetitionsmechanik durch Sébastien Érard im Jahr 1821 ermöglichte erst eine rasche Anschlagfolge und damit das virtuose Spiel der Romantik.

Virtuosentum und Hausmusik

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war eine große Anzahl von heute teilweise kaum noch bekannten Komponisten - gefördert durch das blühende musikalische Verlagswesen und das Aufkommen der Salonmusik ab 1830 [45] - an der zunehmenden Sonatenproduktion beteiligt. In den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erreichte das technische Niveau der Berufspianisten - mitbedingt durch die rasch erfolgenden bautechnischen Verbesserungen des Instruments - ein beträchtliches, vorher kaum gekanntes Niveau. [46]

Junge Mädchen üben das Klavierspiel - Pierre-Auguste Renoir: Zwei Mädchen am Klavier, 1892-1893

Viele heute fast vergessene Pianisten und Komponisten schufen die Grundlage für die Klaviertechnik der Romantik mit ihren weitgriffigen Passagen, Sprüngen, Oktav- und Doppelgriffen, sowie sonstigen „Hexenkunststücken“. [47] In den häufig den damaligen Zeit- und Modeströmungen verhafteten Werken - welche heute in Bezug auf ihren „musikalischen Gehalt“ meist kritisch beurteilt werden, tritt die Virtuosität stark in den Vordergrund. [48] Komponisten, die sich von der zeitbedingten „Massenware“ abheben, sind - neben heutzutage eher vergessenen Komponisten und damals meist auch als Konzertpianisten berühmten Personen wie Johann Ladislaus Dussek, Leopold Anton Kozeluch, Ignaz Moscheles, und Ferdinand Ries - Johann Nepomuk Hummel mit seiner damals sehr populären und hochvirtuosen fis-Moll-Sonate op. 81 und Carl Maria von Weber.

Im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert wurde es vor allem bei Töchtern aus dem gehobenen europäischen Bürgertum zum unerlässlichen Bestandteil einer guten Erziehung, eine musikalische Ausbildung genossen zu haben. Meist beeinhaltete dies Klavier- und Gesangsstunden. Neben Barockmusik und romantischen Charakterstücken gehörten hierzu auch Sonatinen, z.B. von Clementi, Diabelli, und Kuhlau, sowie technisch einfachere Sonaten von Haydn (Hob. 1-15), Mozart (KV 297 bis 283, KV 545) und Beethoven (op. 10/1, 14, 49, 79). Dadurch entstand eine Nachfrage nach einfachen Sonaten oder Sonatinen, welche in Stilistik und technischen Anforderungen teilweise direkt auf den Markt der Hausmusik zugeschnitten waren. Manche dieser Werke integrierten dabei technische Aufgabenstellungen, welche sonst eher „trockenen“ Etüden vorbehalten sind, und waren in der Setzweise teilweise darauf angelegt, auch dem technisch nicht so versierten Schüler Werke an die Hand zu geben, welche beim Vortrag trotzdem virtuose Wirkung entfalten konnten.

Beginn der Formdiskussion im 18. Jahrhundert

Es ist eine weit verbreitete Ansicht, die Klaviersonate folge seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einem bestimmten Schema in Bezug auf die Abfolge bzw. Form der Sätze, die Themenbildung und anderes. Dies lässt sich anhand der Gestalt der aus dem 18. Jahrhundert vorliegenden Werke nicht belegen. Sonaten können einen bis viele Sätze besitzen (in der Regel nicht mehr als vier), die in vielfältigen Formen und Satztechniken verfasst sein können. Die Anzahl der Themen - Monothematik, Themendualismus, oder mehr als zwei Themen - und die Frage nach deren Verarbeitung versus einfacher Aneinanderreihung ist in der Realität ebenso wenig eindeutig zu beantworten, wie die Realisierung bzw. Existenz der nachträglich formulierten, die Sonate konstituierenden Teile wie Exposition, Durchführung, Reprise, Coda et cetera. Die Kombinationsmöglichkeiten sind beinahe unüberschaubar. Es lässt sich eher eine personal- oder allenfalls regionalstilistische formale Verwandtheit zwischen Werken erkennen. Eine darüber hinausgehende Systematik der Gestalt ist auch in Ansätzen kaum zu erkennen.

So sind die auf der iberischen Halbinsel verfassten Werke oft einsätzige, von zeitgenössischen Instrumentaltänzen beeinflusste Stücke. Dagegen scheint Italien eher die Verwandtschaft zum Konzert als Formvorlage zu bevorzugen. Diese als epochentypisch zu sehende Freiheit spiegelt sich ebenfalls im Sonatenschaffen Mozarts, Haydns und Beethovens wieder.

Die klassisch-romantische Sonate ist ein nachträglich von Theoretikern des 19. und 20. Jahrhunderts vornehmlich an den Sonaten Beethovens definiertes Gebilde, das eine Regelhaftigkeit postuliert, die so nicht existiert hat. Es versucht dabei formale Kriterien und ideellen Gehalt unterschiedlichster Musikepochen trotz der fundamental unterschiedlichen dahinter stehenden musikalischen Denkweisen zusammenzufassen. [49]

Eingrenzung des Gattungsbegriffs

Es bieten sich statt der historisch fragwürdigen Sonatenform-Definition verschiedene Vorgehensweisen zur Eingrenzung der Gattung an, von denen hier drei genannt werden:

Zum einen kann untersucht werden, wie einzelne Satztypen in der Musik verwendet wurden. So kam z. B. das Menuett als Schlusssatz bis ca. 1775 nicht nur in der Klaviersonate bei verschiedenen Komponisten noch gelegentlich vor. Es wurde dann immer ausschließlicher als Binnensatz verwendet, um schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts fast ganz aus dem Satztableau der Klaviersonate zu verschwinden.

Zum zweiten ist ein Zugang über den musikalischen Gehalt möglich und sinnvoll. Von der ursprünglichen Bedeutung des Klingstücks rein instrumentaler Prägung ausgehend, bildete sich mit einem ersten Höhepunkt in den späten Klaviersonaten Mozarts ein bestimmter Anspruch aus, sowohl in kompositorischer als auch in ästhetischer Hinsicht. Über ihn lässt sich die Gattung bis weit ins 19. Jahrhundert hinein treffend beschreiben, sieht man von rein didaktischen Werken bzw. Zyklen ab.

Zum dritten sollte, wie oben beschrieben, methodisch stets ein Abgleich der Form- und Gehaltsaspekte mit der Terminologie erfolgen. Die Frage, was in einer bestimmten Epoche als Sonate bezeichnet wird, ist von entscheidender Bedeutung. Hier ist eine isolierte Betrachtung der Klaviersonate nicht zielführend.

Theoretische Werke

Die ersten theoretischen Behandlungen der Sonate stammen aus Heinrich Christoph Kochs dreiteiligem Versuch einer Anleitung zur Komposition von 1782 bis 1793. [50], und seinem Musikalischem Lexikon von 1802. Koch betont hier die zentrale Bedeutung einer konsequenten musikalischen Gestaltung in folgenden Worten:

"Soll jeder Theil einer Sonate einen sich auszeichnenden Charakter, oder den Ausdruck einer bestimmten Empfindung enthalten, so kann er nicht aus solchen locker an einander gereiheten einzelnen melodischen Theilen bestehen (Anm.: hier nennt er das Divertimento), [...], sondern ein solcher Theil einer Sonate muß, wenn er einen bestimmten und durchgehaltenen Charakter behaupten soll, aus völlig in einander greifenden und zusammenhängen melodischen Theilen bestehen, die sich auf das fühlbareste aus einander entwickeln, damit die Einheit und der Charakter des Ganzen erhalten, und die Vorstellung, oder vielmehr die Empfindung, nicht auf Abwege geleitet werde." [51]

Die viersätzige Form aus erstem Satz in Sonatenform, langsamem Satz im Schema a-b-a bzw. in Variationsform, Menuett oder Scherzo, sowie schnellem Finale (meist als Rondo) wurde für verbindlich erklärt. Auch die grundsätzlichen tonartlichen Verhältnisse zwischen den Sätzen wurden beschrieben. Der erste und vierte Satz hätten in der Haupttonart zu stehen. Der letzte Satz stehe bei einer Moll-Tonart des ersten Satzes nicht selten in der parallelen Dur-Tonart. [52] Koch spricht hier in Bezug zum ersten Satz noch von einem "ersten Allegro der Sinfonie", und gliedert den ersten Satz noch in zwei Teile ("Erster Satz, Mittelsatz und Repetition"). [53] Anton Reicha spricht ebenso noch vom "grossen zweiteiligen Rahmen". [54]

Spätere Sonatendefinitionen gliedern die Sonatensatzform dann in drei Teile. Adolf Bernhard Marx betont dann 1847 die tonale Zweiteiligkeit der Exposition, die Forderung nach deren Themendualismus, und die Bedeutung der thematischen Arbeit, und verwendet als erster explizit den Begriff "Sonatenform". [55] Er erwartet von der Sonate die Integration der einzelnen musikalischen Gedanken im Sinne einer Einheit des Ganzen in der Vielheit.

"Haupt- und Seitensatz sind zwei Gegensätze zu einander, die in einem umfassenden Ganzen zu einer höhern Einheit sich innig vereinen." [56]

Dennoch wurde der Begriff der Sonate, wie folgendes Zitat von Gottfried Wilhelm Fink zeigt, in der Wissenschaft weiterhin kontrovers diskutiert.

"Im Ausdruck Sonate (Klingstück) liegt wie in den allermeisten Benennungen der Kompositionsarten nichts Bestimmtes, was den Character oder die Form anzeigte: Beides ist in das Wort im Laufe der Zeit erst hineingetragen worden [...] Sie hat also durchaus keine besondere, nur ihr allein angehörende Form." [57]

Romantik und 19. Jahrhundert

Vor allem durch die späten Werke Beethovens ist die Sonate, ähnlich wie das Streichquartett, spätestens mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts als Gattung von „besonderem Anspruch“ festgelegt. Dies gilt natürlich auch für die Klaviersonate.

Die größeren Dimensionen der Einzelwerke, sowie der gegenüber dem klassischen Verständnis gesteigerte Anspruch nach „Originalität“ brachten naturgemäß eine quantitative Verringerung der Produktion mit sich. In Wechselwirkung mit der Symphonie als wichtigster Gattung der Orchestermusik und dem Streichquartett als herausragender Kammermusik-Gattung setzte sich mehrheitlich eine viersätzige Satzfolge durch. Das Menuett als Binnensatz wurde seltener; an seine Stelle trat (schon bei Beethoven) oft ein Scherzo.

Dabei unterlag die Klaviersonate aufgrund gänzlich anders gearteter Ästhetik und Ausdruckwillens der Romantik einem starken formalen und konzeptionellen Wandel. In der Spätromantik wurden im Spätwerk von Franz Liszt und Alexander Skrjabin dann erste Grundlagen für Musik und Klaviersonate des 20. Jahrhunderts angedacht.

Schubert

Franz Schubert hatte zu Beginn seines Schaffens schwer am „Erbe“ Beethovens und der durch sein Werk festgelegten Sonatenform zu tragen. Die Sonaten zwischen 1815 und 1817 blieben teilweise unvollendete Torsi.

Franz Schubert am Klavier - Moritz von Schwind: Schubertiade, 1868 aus der Erinnerung gezeichnet

So bricht die E-Dur-Sonate nach der Durchführung ab, was die Vermutung nahe legt, dass Schubert den Rest ab der Reprise nur als Routinearbeit zur Erfüllung der Form ansah, [58] oder das Sonatenschema ihn mehr beherrschte als er selbiges. [59] So schreibt K. M. Komma über den ersten Satz der in manchem dennoch an Beethoven erinnernden a-Moll-Sonate D 537, bei welcher die einzelnen Abschnitte nicht organisch ineinander übergehen sondern teilweise durch Generalpausen voneinander abgegrenzt sind:

„Dieser Satz ist ein einziger Zweifel an der Sonate im überlieferten Sinn, ein Rütteln an der überkommenen Form, Aufbäumen und erschöpftes Niederbrechen. Die Kontraste sind nicht antithetisch, sie werden nicht dialektisch ausgetragen.“ [60]

Das Beethovensche auf dem Themendualismus und seiner Verarbeitung beruhende Sonatenmodell entspricht Schubert innerlich nicht. Seine musikalischen Gedanken drücken sich eher in Reihungsformen wie der Lied- und Variationenform aus. [61] Schuberts melodische Gebilde sind in sich so gerundet und abgeschlossen, dass sie sich weniger zur sonatengemäßen Zerlegung, Rekombination, und Verarbeitung eignen. [62]

In den Sonaten von 1817 bis 1819 gelingen Schubert erste Erfolge bei der Entwicklung eigener Formen, welche keine „verkümmerten Beethovenschen sondern vollwertige Schubertsche“ [63] sind. Durch das Singspiel Das Dreimäderlhaus und den gleichnamigen Film mit Karl-Heinz Böhm ist besonders die A-Dur-Sonate zur volkstümlichsten Sonate Schuberts avanciert. Bis 1825 folgt dann, abgesehen von der Wanderer-Fantasie - einem der bedeutendsten Klavierwerke Schuberts, welches Sonaten- und Fantasieform zu einer gelungenen Synthese bringt - eine Pause im Sonatenschaffen.

Drei rhythmische Formeln (Hauptthema: blau - Überleitung: rot - Seitenthema: lila) im ersten Satz der a-Moll-Sonate op. 143 (DV 784)

In den Werken danach werden dann alle beengenden Fesseln der Gattungstradition abgestreift. Das Ansteuern und die Modulation in weit erntfernte, teilweise mediantisch verwandte Tonarten lockert das harmonische Konzept der Sonate. So wird in der C-Dur-Sonate D 840 schon nach 12 Takten As-Dur erreicht, und führt über B-Dur und As-Dur zum h-Moll des Seitensatzes. Die Reprise steht dann in H-Dur bzw. F-Dur.

[64] Schubert strukturiert teilweise ganze Sätze eher durch rhythmische Modelle als durch Thematik oder Harmonik. So beruht der erste Satz der a-Moll-Sonate DV 784 auf drei dem ersten und zweiten Thema sowie der Überleitung zugeordneten rhythmischen Formeln, welche auch miteinander kombiniert werden. Die Formeln des ersten und zweiten Themas werden dabei in zwei ähnlichen bzw. voneinander abgespaltenen Formen verwandt.

Die Sonaten ab 1825 stellen den eigentlichen Höhepunkt seines Sonatenschaffens dar. Unter gänzlichem Verzicht auf Dynamik und dramatische Spannung thematischer Arbeit spannt Schubert hier harmonisch gewagt weite Bögen. Sie sind eher als weiträumige musikalische „Erzählungen“ von lyrischem Grundcharakter konzipiert. So lobte Robert Schumann die „himmlischen Längen“ in diesen Werken Schuberts. [65] Sie wirken mit ihren plötzlichen Ritardandi und Haltepunkten sehr improvisatorisch und romantisch.

Sonate und Fantasie

Die Bezeichnung Fantasie für ein freier und formloser gestaltetes, eher improvisatorisch-rhapsodisches Musikstück für Tasteninstrumente war bereits im Barock beliebt. Beispiele hier für sind J.S. Bachs Chromatische Fantasie und Fuge, oder Carl Philipp Emanuel Bachs und Mozarts c-Moll-Phantasien. Ab 1810 erfreute sich diese der Kunsttheorie der Romantik entgegenkommende Form und Bezeichnung, auch aus Gründen der erhofften besseren Publikumsakzeptanz, zunehmender Beliebtheit.

Sonata quasi una Fantasia oder Fantasia quasi una Sonata ? - Deckblatt von Beethovens op. 27

Dabei beeinflussten sich die Gattungen Fantasie und Sonate unter zunehmendem Verlust der sie voneinander abgrenzenden Kriterien. Einfluss hatten dabei auch Beethovens, Elemente beider Gattungen verbindende Sonaten op. 27 mit dem Untertitel Sonata quasi una Phantasia. Gottfied Wilhelm Fink beschrieb diese Modeströmung in einer Rezension aus dem Jahre 1826 folgendermaßen:

„Es führen jetzt viele Musikstücke den Namen Phantasie, an denen die Phantasie sehr wenigen oder gar keinen Anteil hat,, und die man nur so tauft, weil der Name gut klingt … […] Hier (Anm.: Gemeint ist Schuberts Sonate a-Moll, op. 42) führt, einmal umgekehrt, ein Musikstück den Namen Sonate, an dem die Phantasie ganz offenbar den größten und entscheidensten Anteil hat …“ [66]

In Schuberts Wanderer-Fantasie werden dann beide Gattungen zukunftsweisend miteinander verschmolzen. Das Werk kann auch als auf Franz Liszt vorausweisender Versuch interpretiert werden, die Formteile des Sonatenhauptsatzes auf die Satzfolge des Gesamtwerkes zu transferieren. Demnach würden Allegro, Adagio, Scherzo und Finale die Funktionen von Exposition, Durchführung, Reprise und Coda übernehmen. [67] Weitere wichtige Fantasien sind Felix Mendelssohn Bartholdys fis-Moll-Sonate op. 28 welche hinter allen eingestreuten Läufen und Akkordbrechungen dennoch einen Sonatengrundriss aufweist, sowie Robert Schumanns Fantasie C-Dur op. 17, welche die Sonatenform angesichts vieler harmonischer und formaler Freiheiten nur noch erahnen lässt. Mit dem Untertitel Sonata quasi una Phantasia von Franz Liszts Dante-Sonate wird dann die Konsequenz aus Beethovens Emanzipationsbemühungen in Richtung einer „freieren Form“ (Sonata quasi una Phantasia) aus op. 27 auch im Werktitel deutlich.

Bewahrer der Klassik

Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms zeigen in ihrem Werk, obwohl natürlich in der Romantik stehend, sowohl formal als auch vom Ausdrucksgehalt gesehen durchaus klassische Züge.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Felix Mendelssohn Bartholdy wurde für seine schwächeren, manchmal glatten und sentimentalen Werke manchmal als Epigone eingestuft, der die Tradition als Klassizist bewahren wolle.[68] [69] Dies wird auch an einer Aussage Schumanns deutlich, der anlässlich einer Rezension von Mendelssohns Sonaten 1827 bei aller Bewunderung für die Werke meinte, man müsse sich hier den Komponisten vorstellen als:

"… sich mit der rechten Hand an Beethoven schmiegend, zu ihm wie einem Heiligen aufschauend, und an der anderen Hand von Carl Maria von Weber geführt." [70]

Dass dieses Bild nicht gänzlich unbegründet ist, zeigen etliche Analogien - wie zwischen Mendelssohn B-Dur-Sonate und Beethovens Hammerklaviersonate - seines mitunter persönliche Züge vermissen lassenden bis zum zwanzigsten Lebensjahr vollendeten Sonatenschaffens. [71] Die Sonaten Mendelssohns verbinden Virtuosität mit der Sphäre "häuslicher Idylle" und einem manchmal gelehrt wirkenden kontrapunktischen Stil. Wesentlich überzeugender wirkt er dagegen in vielen seiner Liedern ohne Worte, der freieren fis-Moll-Fantasie von 1834 und den Variations sérieuses, die als Meisterwerk der Gattung eingestuft werden.

Johannes Brahms

Brahms wurde im Zuge der Kontroverse um die progressive Neudeutsche Schule um Franz Liszt von der Öffentlichkeit zu deren „Gegenpapst“ hochstilisiert, und als „wahrer Erbe und Nachfolger“ von Beethoven bezeichnet. Er hielt - obwohl dabei seine lange übersehene Fortschrittlichkeit beachtet werden muss - doch prinzipiell an klassischen Formen und dem Sonatensatz fest. [72] Seine drei in seine frühe Schaffenszeit fallenden Klaviersonaten meiden Listzsche und Chopinsche Virtuosität, und beziehen ihre Inspiration eher aus dem Volkslied. [73] So erinnert sich Albert Dietrich:

Variationstechniken im ersten Satz der Sonate in f-Moll. op. 5
„Da erzählte er mir im Laufe des Gesprächs, daß er beim Componieren sich gern an Volkslieder erinnere und daß die Melodien sich dann von selbst einstellten.“ [74]

Der herkömmliche Themendualismus tritt zugunsten eines kontinuierlichen Ableitungsprozesses, der das Seitenthema organisch aus dem Hauptthema hervorgehen lässt, zurück. Ein Beispiel hierfür ist der erste Satz der f-Moll-Sonate, in welchem das Hauptthema stufenweise in das Seitenthema überführt wird. [75] So wird das Kernmotiv von Takt 1 und 2 aus punktiertem As, G und F in Zweiunddreißigsteln, und dem Viertel-G, in Takt 8 und 9 rhythmisch verändert in Vierteln und Achteln eingesetzt, und in Takt 20 und 21 in den Intervallen melodisch geweitet (As - C - F - As, C - F - E - D) eingesetzt. Das in Takt 39 eintretende Seitenthema wirkt dann nicht als Kontrast, sondern als logische durch Variation vorbereitete Folge. Diese ist als Kern seiner musikalischen Technik zu verstehen. Arnold Schönberg [76] sah dieses Vorgehen von Brahms später als zukunftsweisendes Modell für formale Gestaltung auf rein thematischer Basis abseits tonaler, formgebender Elemente. Während dies einerseits als „ideale Synthese der Variationsform und des Sonatensatzes“ interpretiert wird, [77] wird andererseits die „Verknüpfung der Satzteile als Variantenreihung, deren Abschnitte zwar noch äußerlich-formal dem Aufbauschema eines tradierten Sonatenhauptsatzes entsprechen, deren innere musikalische Logik und Funktion im Satzganzen sich jedoch durch die Variantentechnik entschieden gewandelt hat.“ hervorgehoben. [78]

Gegenüber der ersten eher klassische gehaltenen Sonate in C-Dur zeigen die zweite und dritte Sonate in ihrer romantischen Haltung durchaus eine gewisse Nähe zur Neudeutschen Schule.

Typisch romantisch

Robert Schumann und Frederic Chopin gelten bis heute im volkstümlichen Sinn als die typischen und exemplarischen Vertreter der Musik der Romantik. Dennoch weist ihr Werk darüber hinaus wesentliche, auf die Musik des 20. Jahrhunderts verweisende, Ansätze auf. Ihr Klavierschaffen verwirklicht sich - auch epochebedingt - mehr in kürzeren und kleingliedrigen, weniger theoretisch festgelegten Formen und Titeln wie Fantasie, Impromptu, Mazurka, Nocturne, Variation, Intermezzo, Romanze, oder außermusikalisch inspirierten Titeln wie Nacht-/Waldstück, Phantasiestück, Kinderszenen, Gesang, Arabeske, Carnaval, als in Form der Sonate.

Schumann

Robert Schumanns drei Klaviersonaten ermangelt es, ebenso wie manchen Schubert-Sonaten, aufgrund ihres Zusammenbaus mittels meist liedhafter Elemente eines wirklich organischen Zusammenhangs. [79]

Robert und Clara Schumann am Klavier

Die Werke sind eher von poetischen Vorwürfen und Konzepten (Florestan und Eusebius) und gedanklichen Beziehungen zu seiner Frau Clara, als durch auf thematische Konsequenz zielende Arbeit gekennzeichnet. Die anzutreffende damals bemängelte "allzu bunte Mischung der Tonarten" wird heutzutage eher als historisch folgerichtiger harmonischer Fortschritt gewertet.

"In manchen Harmonieführungen sind Dissonanzen gebraucht, deren folgende Auflösung nur einem erfahrenen Ohre die Härte ihres Eindruckes mildern."

Die Formteile von Exposition, Durchführung und Reprise sind in seinen Sonaten schwer voneinander abzugrenzen. Auch Schumann selber überkamen relativ schnell Zweifel an der überlieferten Funktion, historischen Berechtigung, und gesellschaftlichen Stellung der Sonate. Dies zeigen seine Äußerungen als Musikkritiker, in denen die zunehmende Fragwürdigkeit der Gattung Sonate exemplarisch deutlich wird:

"… es gibt keine würdigere Form, durch die sie sich bei der höheren Kritik einführen und gefällig machen könnten, die meisten Sonaten sind daher auch nur als eine Art Spezimina, als Formstudien zu betrachten; aus innerem und starkem Drang werden sie schwerlich geboren. […] Einzelne schöne Erscheinungen dieser Gattung werden sicherlich hier und da zum Vorschein kommen und sind es schon; im übrigen aber scheint es, hat die Form ihren Lebenskreis durchlaufen …" [80]

Frederic Chopin

Frederic Chopin wurde häufig der Vorwurf der mangelhaften Beherrschung großer, mit seinen musikalischen Intentionen angeblich nicht kompatiblen Formen wie Klavierkonzert und Sonate gemacht. Dies zeigt ein zeitgenössisches Zitat von Franz Liszt:

"Er musste seinem Genie Gewalt anthun, so oft er versuchte, es Regeln und Anordnungen zu unterwerfen, die nicht die seinigen waren und mit den Anforderungen seines Geistes nicht übereinstimmten. [...] Er konnte der engen, starren Form das Schwebende, Unbestimmte der Umrisse nicht anpassen, was den Reiz seiner Weise ausmachte." [81]
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Typisch Chopinsche Ornamentik in Takt 54 bis 56 des ersten Satzes der Klaviersonate Nr. 3 in h-Moll

Speziell seine Expositionen (speziell in der h-Moll Sonate) erschienen vielen zeitgenössischen Kritikern als verworren und thematisch "überladen". Die Musikwissenschaft hat inzwischen gezeigt, dass dieses vereinfachende Urteil nicht gerechtfertigt ist. [82]

Chopin schrieb drei Klaviersonaten, welche neben der h-Moll-Sonate von Franz Liszt auch als "die pianistisch und formal vollendetsten nach Beethoven angesehen werden können". [83] Die erste gilt als formal gut gelöstes aber etwas "akademisches" Werk. Am populärsten wurde - nicht zuletzt wegen des auf Beerdigungen auch von Blaskapellen immer wieder gern intonierten Trauermarsches (Marche funebre) - seine zweite Sonate inb-Moll. Chopin beschreitet in diesen Werken den Weg in Richtung auf eine zyklische Einheit unter Verwendung des Prinzips der Entwickelnden Variation. Sie bleiben trotz einer modernen, chromatisch erweiterten Harmonik, sowie der für seinen Stil typischen Ornamentik und verschlungenen polyphonen Stimmführung [84] dennoch klar gegliedert. Die manchmal vom Ausdrucksgehalt sehr entgegengesetzten Seitenthemen werden stufenweise aus dem Hauptthema entwickelt.

"Innerhalb eines Abschnittes erscheinen Chopins Themen manchmal fast statisch. [...] Da ohne jedes Zwischenspiel und Unterbrechung ein Thema aus dem anderen entspringt, ist Chopins Musik stärker als anderswo die formbildende Kraft, die aus der schrittweisen Transformation des thematischen Gedankens entsteht, festzustellen." [85]

Chopin verstößt dabei häufig gegen tonale oder formale Regeln des Sonatensatzes. Diese "Regelverstöße" gegen die "konventionelle Sonatenform" können allerdings auch auf eine "bewusst veränderte Konzeption des Sonatensatzes" im Sinne der von Liszt und anderen später verfolgten Linien hinweisen. [86]

Außerhalb des deutschen Raumes

Der Schwerpunkt der Sonatenentwicklung lag im Zeitalter der Klassik und Romantik hauptsächlich in den durch deutsche Kultur und Sprache geprägten Ländern Mitteleuropas (Deutsche Länder bzw. Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, und peripher Dänemark sowie Teilen des heutigen Polens und der Tschechei). In Ländern mit einer auch musikalisch hohen kulturellen Eigenständigkeit, wie Spanien, Italien und Frankreich spielte die Klaviersonate im Musikschaffen (abgesehen von Maurice Ravels "klassische Gesetzmäßigkeiten" befolgender Sonatine in fis-Moll) eine eher nebensächliche Rolle. In den skandinavischen Ländern und Russland, welche die deutsche Musiktraditionen williger rezipierten, blühte sie dagegen auf.

Skandinavien

Im skandinavischen Raum sind Johann Peter Emilius Hartmann, Niels Wilhelm Gade, und Edvard Grieg hervorzuheben. Hartmanns damals hochgelobten Werke erfüllen beinahe "schulmäßig" die Anforderungen der Sonatenform. In seiner zweiten Sonate sind auf nordeuropäische Volksmusik verweisende Bordun- und Orgelklänge zu hören. [87] Die strenge Sonatenkonzeption wird im Werk von Gade zugunsten einer poetischen, sich eher in liedhaften Formen ausdrückenden "poetischen Grundstimmung" gebrochen. Gades spezifisch "nordischer Ton" wurde dabei schon von Schumann hervorgehoben:

"... unseren jungen Tonkünstler erzogen die Dichter seines Vaterlandes, er kennt und liebt sie alle; die alten Märchen und Sagen begleiteten ihn auf seinen Knabenwanderungen, und von Englands Küste ragte Ossians Riesenharfe herüber." [88]

Die einzige Sonate des berühmtesten skandinavischen Komponisten Edvard Grieg widerspricht dagegen - trotz einer fortschrittlichen, auf den Impressionismus verweisenden Harmonik - mit ihrer Aneinanderreihung von miniaturhaften in sich geschlossenen Gedanken sehr der "Entwicklungskonzeption" der Sonate. [89]

Russland

Die russische Musik des 19. Jahrhunderts wurde geprägt durch den Kampf zwischen prowestlichen, deutsche Musiktradition übernehmenden Musiker, und Autodidakten, deren Ziel es war, eine primär auf autochthonen Einflüssen basierende "nationale Musik" zu etablieren. [90] Die Klaviersonate als formbewusste Gattung hatte demnach nur in der Gruppe der "Traditionalisten" eine Chance. Beliebt waren damals die virtuosen, allerdings musikalisch wenig innovativen Sonaten von Anton Rubinstein. Weitere zu erwähnende Werke sind Tschaikowskys mit mitreißender Rhythmik und romantischem Gestus konzipierte G-Dur-Sonate, Alexander Konstantinowitsch Glasunows zwei Sonaten, sowie Sergei Liapunows sich an Liszt orientierende einsätzige Sonate in f-Moll op. 27. Der einzige formal und harmonisch Neuland betretende Komponist sollte also Alexander Scrjabin bleiben.

Vordenker der Moderne

Obwohl Franz Liszt und der frühe Alexander Skrjabin der Spätromantik zuzuordnen sind, können sie wegen der harmonischen und formalen Freiheiten und Neuerungen in ihrem Spätwerk auch als Vorbereiter der Musik des 20. Jahrhunderts und einer modernisierten Form der Sonate gesehen werden.

Franz Liszt

Im Werk von Franz Liszt zeigen sich schon wesentliche, für die spätere „Auflösung“ der Klaviersonate im 20. Jahrhundert relevante Faktoren. Hierbei ist die formsprengende Tendenz zur Programmmusik zu nennen. So nimmt Liszt für sich in Anspruch, „die Formen durch den Inhalt bestimmen zu dürfen“, und schreibt:

„Die Instrumentalmusik wird mit oder ohne Zustimmung derer, die sich in Sachen der Kunst für die höchsten Richter halten, auf dem Weg des Programms sicherer und siegreicher vorwärts schreiten.“ [91]
Franz Liszt am Klavier. Basierend auf einer Photographie. Century Magazine 1886

Diese Schwerpunktverschiebung wird am Titel seiner Dante-Sonate deutlich, der er in Anlehnung an Beethovens op. 27 den Zusatz Fantasia quasi Sonata gibt. Ausgehend vom Beethovenschen Prinzip der „kontrastierenden Ableitung“ werden monothematische, dem dialektischen Sonatenprinzip widersprechende Kompositionsprinzipien bestimmend. [92] Die Virtuosität wird dabei zu einem Mittel der Variation und formalen Integration experimentellen Materials. [93] Die Progressivität von Liszt als Wegbereiter der Auflösung der harmonischen Tonalität ist ein weiterer, von Skrjabin und anderen fortgesetzter, die Klaviersonate „sprengender“ Punkt. In seiner h-Moll-Sonate von 1853 unternahm er den Versuch, den ineinander übergehenden Sätzen die Großform eines Sonatenhauptsatzes mit breit ausgestalteter Coda zu verleihen. Versuche der Wissenschaft ein eindeutiges Formschema in Bezug auf die herkömmliche Sonatenform sind unterschiedlich. Schon der Zeitgenosse Louis Köhler bescheinigte ihr „trotz der Abweichung von der bekannten Sonatenform“ einen „derartig geordneten Bau, daß ihr unterster Grundriß in den Hauptlinien doch Parallelen mit denen einer Sonate“ zeige. [94] Die Verbindung von Ein- und Mehrsätzigkeit wird ebenso wie das Streben nach werkübergreifender zyklischer Einheit hervorgehoben. Häufig wird versucht, das Werk mit der Definition einer „Synthese von Sonatensatz und Sonatenzyklus“ zu beschreiben.

Alexander Skrjabin

In den (abgesehen von zwei Jugendwerken) zehn Klaviersonaten Skrjabins lässt sich die bei Liszt zu findende formale und harmonische Entwicklung von der Spätromantik bis zur Atonalität und die damit einhergehende Auflösung der Sonatenform besonders gut beobachten. Dieser Weg begann bei Werken, die noch sehr an Chopin und gelegentlich an Liszt erinnern und den Einfluss Richard Wagners spüren lassen. Er setzte sich fort über eine extreme Alterationsharmonik bis zu frei- und atonalen Werken und zeigt auch einen formalen Auflösungsprozess.

Quartsprung aufwärts im 1. und 4. Satz von Skrjabins dritter Klaviersonate op. 23

Schon in der ersten Sonate ist eine „alle Sätze miteinander verklammernde Substanzgemeinschaft durch ein charakteristisches Dreitonmotiv sowie eine nachtristansche Alterationsharmonik“ vorhanden. [95] In den ersten drei Sonaten herrscht trotz dem improvisatorischen Charakter der Musik durch viele Ritardandi, Fermaten, Generalpausen, und tonale schwer zu bestimmende Klangimpressionen [96] dennoch musikalische Logik aufgrund von Thementransformationen und deren Entwicklung/Verbindung, sowie eine rudimentäre funktionsharmonische Bindung. In der dritten Sonate haben trotz Viersätzigkeit in der formalen Großgliederung die einzelnen Abschnitte nicht mehr die dem Sonatenprinzip folgenden themendualistischen oder harmonischen Funktionen, sondern sind eher als Entwicklung der Themen aus einer „Urzelle“ [97] zu verstehen, welche dabei auch kontrapunktisch, simultan auftreten können. [98] Die zyklische Zusammenschluss der Sätze aufgrund spezieller Intervalle, wie dem aufwärts gerichteten Quartsprung in der 3. und 4. Sonate, beziehungsweise ganzer Quartenakkorde (promethischer/mystischer Akkord), wird zunehmend wichtiger als herkömmliche Themenbildung.

Die Sonatenform wird zusehends zur leeren Hülse, und ab der 5. Sonate ist dann die Einsätzigkeit erreicht. [99] Fünf Themen bilden hier die Grundlage einer von der Sonatenform freien Entwicklung. Zum letzten Mal setzt Skrjabin hier - allerdings häufig - wechselnde Vorzeichen. Die Metrik, welche z.B. in den ersten 48 Takten von op. 53 zwischen 2/4, 5/8, und 6/8 wechselt und zusätzlich polymetrisch ist, kann auch nicht mehr formbildend wirkend.

Die Sonaten 6 bis 10 bewirken dann allein durch die Konzentration auf gewisse „Klangzentren“ und rhythmische Formen Gestaltbildung, und vollziehen damit - in Vorbereitung der Reihentechnik - das endgültige Ende bzw. den Wandel der Sonatenform. [100]

Liste wichtiger Komponisten von Klaviersonaten im 19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

Die Klaviersonaten sind ebenso wie die Musik des 20. Jahrhunderts generell von drei Tendenzen geprägt:

  • Der Aufgabe der Tonalität zugunsten von freier Tonalität, Atonalität, sowie Zwölfton- und Reihentechnik.
  • Der Bewahrung von einer wie auch immer gestalteten Tonalität in Bitonalität, eigenen Tonalitätskonzepten, oder dem neoklassizistischen Rückgriff auf überlieferte Gestaltungsmittel.
  • Die Aufgabe oder bewusste Weiterführung bzw. Reaktivierung überlieferter gliedernder Prinzipien und Formen.

Atonalität

In der Atonalität bzw. Zwölftonmusik verliert die Sonate endgültig ihre formbildende Kraft, welche untrennbar mit der Tonalität und der funktionsharmonischen Bedeutung der Akkorde (speziell Tonika und Dominante) verbunden war. [101] Dies bringt der „Theoretiker der Zwölftontechnik“, Theodor W. Adorno auf den Punkt:

„Der Sinn der klassischen Sonatereprise ist unabtrennbar vom Modulationsschema der Exposition und von den harmonischen Ausweichungen der Durchführung. […] Die zentrale Schwierigkeit einer zwölftönigen Sonatensatzform liegt im Widerspruch zwischen den Prinzipien der Zwölftontechnik und dem für die Sonatenidee konstitutiven Begriff des Dynamischen. […] Wie sie (Anm.: die Zwölftontechnik) die Begriffe von Melos und Thema entwertet, so schließt sie die eigentlich dynamischen Formkategorien, Entwicklung, Überleitung, Durchführung aus.“ [102]

Dennoch haben Arnold Schönberg und seine „Schüler“ sich intensiv mit dem Sonatenproblem auseinandergesetzt, und Werke in dieser Gattung geschaffen. Atonal sind z. B. Hanns Eislers Klaviersonate op. 1, Ferruccio Busonis Sonatina Seconda, [103] oder Ernst Kreneks dritte Klaviersonate [104], welche trotz Zwölftontechnik traditionelle Satzbautechniken anwendet. Durch die Thematik als essentielles formbildendes Element scheint das Paradoxon einer Sonatenform ohne tonale Struktur möglich. [105]

Der Amerikaner Charles Ives geht weniger akademisch an das Sonatenproblem, und verbindet in der Three-Page-Sonata und seinen Klaviersonaten 1 und 2 synkretistisch klassische Formen, Standardkadenzen, Beethovenzitate aus der 5. Sinfonie und der Hammerklaviersonate, Ragtime, Choräle, Poly- und Atonalität, und Cluster. Man kann dies gleichermaßen als Hommage an und Persiflierung von „geheiligten Traditionen der europäischen Musiktradition“ auffassen. [106] Ives selber schreibt zum Titel seiner zweiten Sonate:

„a group of four pieces, called a sonata for want of a more exact name, as the form, perhaps substance, does not justify it.“ [107]

Erweiterte Tonalität

Die Mehrsätzigkeit und eine gewisse formale Anlehnung an Werke des 19. Jahrhunderts findet sich vornehmlich bei im weitesten Sinne noch tonal arbeitenden Komponisten mit einem - gemessen an der jeweiligen Zeit - eher konservativen Musikästhetik bzw. Tonsprache, wie Stravinsky, Hindemith, Prokofjew, oder Bela Bartok. Dem antiromantischen Zeitempfinden der 20er Jahre folgend vermied man jedoch meist den „heroisch-monumentalen“ Begriff der Sonate, und verlegte sich auf sachlichere und verkleinernde Bezeichnungen wie Sonatine, Kleine Sonate, oder einfach Klavierstück.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei der; allerdings mit modernen Mitteln verfremdende; Zugriff auf überkommene Formen im Zuge des Neoklassizismus bzw. Neobarock.

Datei:Stravinsky-Sonate-Bsp2.PNG
Bitonalität in Igor Stravinskys zweiter Klaviersonate

Beispiele hier für sind sowohl Prokofjews mit einem harten und klaren, jeglichen Romantizismus vermeidenden Stil, an die klassische Sonate angelehnte Sonaten 3 und 5. Stravinsky legt hier bitonal zwei in sich konsonante, funktionsharmonisch bestimmbare und nur im Zusammenklang dissonante, an die Musiksprache Haydns erinnernde Schichten übereinander. [108] Paul Hindemith berücksichtigt in seinen drei Sonaten ebenso seine eigene in der „Unterweisung zum Tonsatz“ geschaffene Tonalitätsauffassung, wie formale Kriterien der Sonate, und Bela Bartok versucht in seiner 1926 entstandenen Sonate die Anforderungen der Sonatenform über den Aufbau rhythmischer Elemente zu erfüllen. [109] Von Sergei Rachmaninov stammen zwei monumentale, post-romantische Klaviersonaten (1907 und 1913).

Nach 1950

Mit der in den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg dominierenden seriellen Kompositionstechnik sank die Klaviersonate zu einer nahezu bedeutungsleeren Form herab. Es ist zweifelhaft, Werke wie Pierre Boulez drei atonale Sonaten angesichts seiner Äußerungen, dass "diese vorklassischen und klassischen Formen der größte Widersinn der zeitgenößischen Geschichte sind", [110] noch als Sonaten zu bezeichnen. Dasselbe gilt für Hans Werner Henzes Sonata per Pianoforte von 1959.

Liste wichtiger Komponisten von Klaviersonaten im 20. Jahrhundert

Belege

  1. Arnfried Edler: Robert Schumann und seine Zeit, Laber, 2002, Seite 136
  2. Carl Dahlhaus: Die Idee der absoluten Musik, Kassel, 1987, Seite 109
  3. Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten - Allgemeine Strukturen und individuelle Gestaltung, Seite 12
  4. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven - von Schubert bis Skrjabin, Seite 2
  5. Pierre Boulez: Anhaltspunkte, Seite 257: „… diese vorklassischen oder klassischen Formen sind der größte Widersinn der sich in der zeitgenössischen Musik finden lässt.“
  6. Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, 2001, Seite 8
  7. Anm.: So werden beispielsweise die Sonaten von Scarlatti, den Bach-Söhnen, und anderen Komponisten der Zeit auch heute noch wahlweise auf Cembalo oder Klavier gespielt.
  8. Anm.: Der amerikanische Cembalist und Scarlatti-Fachmann Ralph Kirkpatrick führt Gründe an, welche für eine Zusammenfassung von zwei, seltener auch drei, Sätzen zu einem Zyklus sprechen.
  9. Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten: Seite 12
  10. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, 1977, Seite 234: „Er benützte sein Klavierwek sozusagen nur als ‚Werkstatt modell‘ zu seinen symphonischen Arbeiten, als Vorstufe dazu, ganz im Gegensatz zu Ph. Em. Bach, der von Anfang an entschieden aufs Klavier hin konzipierte. Wir zitieren hier einen treffenden Satz von Oskar Brie, der 1898 schrieb: ‚Haydn hat mehr am Klavier gelernt, als er ihm gegeben hat. Er übertrug die zeitgenössischen Klavierformen auf das Orchester und wies diesem damit den Weg der Symphonie.‘“
  11. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, 1987, Seite 135 und 136
  12. Heinrich Christoph Koch: Versuch einer Anleitung zur Composition, Band II, 1782–1793, Seite 101; zitiert nach Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, Seite 7
  13. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven - Von Schubert bis Skrjabin, 1987, Seite 2
  14. Uwe Höll: Studien zum Sonatensatz in den Klaviersonaten Joseph Haydns, 1984, Seite 110 ff.
  15. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, Seite 138
  16. Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, Seite 14 und 15
  17. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, Seite 138
  18. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, Seite 71 bis 74
  19. Wolfgang Burde: Studien zu Mozarts Klaviersonaten - Formungsprinzipien und Formtypen, 1970, Seite 25 ff.
  20. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 253 und 254
  21. Paul Badura-Skoda: Die Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, Seite 62 und 62
  22. Richard Rosenberg: Die Klaviersonaten Ludwig van Beethovens, Seite 114
  23. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven - Von Schubert bis Scrjabin, Vorwort
  24. Ein Beispiel: „Beethovens Klaviermusik ist bis heute immer noch das Evangelium einer hoch idealisiereten, von menschlichem Atem durchwehten und bekenntnishaften Tonkunst.“; aus Hans Schnoor: Geschichte der Musik, 1954, Seite 273
  25. Ein Beispiel: „Formt der Weltgeist, ohne Wissen des produzierenden Subjekts, hier tatsächlich endzeitliche Musik… ?“; aus: Jürgen Uhde: Beethovens Klaviermusik III, Sonaten 16-32, op.111, c-Moll
  26. Thomas Mann: Doktor Faustus, Seite 86
  27. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 271
  28. Alfred Brendel: Nachdenken über Musik, 1982, Seite 85
  29. Kurt Honolka: Knaurs Geschichte der Musik - Von den Anfängen bis zur Klassik, Seite 433
  30. Maximilian Hohenegger: Beethovens Sonata appassionata op 57 im Lichte verschiedener Analysemethoden, Peter Lang, Frankfurt, 1992, Seite 92
  31. Anm.: Diese Dreiteilung geht auf Beethovens ersten Biographen, Johann Aloys Schlosser, zurück. Sie wurde dann von vielen anderen, wie z.B. Franz Liszt, welcher mit folgenden Worten Beethovens Schaffensphasen kategorisierte: „l'adolescent, l'homme, le dieu“, aufgegriffen.
  32. Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, Seite 18
  33. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 272
  34. Martin Geck: Ludwig van Beethoven, Rowohlt, 1996, Reinbek bei Hamburg, 1996, Seite 103 ff.
  35. Kurt Honolka: Knaurs Geschichte der Musik - Von den Anfängen bis zur Klassik, Droemersche Verlagsanstalt, München, 1979, Seite 434
  36. Richard Rosenberg: Die Klaviersonaten Ludwig van Beethovens, Seite 10 bis 23
  37. Arnold Schmitz: Zwei Prinzipe - Ihre Bedeutung für Themen- und Satzbau, 1923, eite 38 und 96
  38. Udo Zilkens: Beethovens Finalssätze in den Klaviersonaten - Allgemeine Strukturen und individuelle Gestaltung, 1994, Seite 14
  39. Maximilian Hohenegger: Beethovens Sonata appassionata op. 57 im Lichte verschiedener Analysemethoden, 1991, Seite 24 bis 30, und Tabelle Seite 38
  40. Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten, Seite 128, 130, und 230
  41. Paul Badura-Skoda: Die Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, Seite 169
  42. Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, Seite 124
  43. Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten, Seite 128, 130, und 230
  44. Thomas Mann: Doktor Faustus, Kap. VIII
  45. Salonmusik; auf der Seite des Staatlichen Instituts für Musikforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
  46. William S. Newman, The Sonata since Beethoven, 1969, Seite 177
  47. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 296 bis 303
  48. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 52 ff.
  49. Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, dtv, 1987, Seite 124 und 125
  50. Heinrich Christoph Koch: Versuch einer Anleitung zur Komposition, Teil 1 von 1782, Teil 2 von 1787, Teil 3 von 1793
  51. Kochs Musikalisches Lexikon zum Begriff der Sonate; auf www.koelnklavier.de
  52. Heinrich Christoph Koch: Versuch einer Anleitung zur Komposition; zitiert nach Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten, Seite 10
  53. Heinrich Christoph Koch: Versuch einer Anleitung zur Komposition, Teil 3, Seite 304 ff.; zitiert nach Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten, Seite 36
  54. Anton Reicha: Vollständiges Lehrbuch der musikalischen Composition, 1832
  55. Fred Ritzel: Die Entwicklung der Sonatenform im musiktheoretischen Schrifttum des 18. und 19. Jahrhunderts, 1969, Seite 180, 196 ff. und 230
  56. Adolf Bernhard Marx: Die Lehre von der musikalischen Komposition, Band 3, 1848, Seite 273, zitiert nach Sonatenform, Sonatenhauptsatzform auf www.mim-berlin.de
  57. G.W.Fink: Kompositionslehre, 1847, Seite 94; zitiert nach Sonatenform, Sonatenhauptsatzform auf www.mim-berlin.de
  58. Walther Dürr: Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen ? Gedanken über die Beziehungen Schuberts zu Beethoven; in: Musikkonzepte - Sonderband Franz Schubert, 1979, Seite 17
  59. Walther Vetter: Der Klassiker Schubert, Band 1, 1953, Seite 178, zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 22
  60. Karl Michael Komma: Franz Schuberts Klaviersonate a-Moll op. posth. 164 (D 537); in: Zeitschrift für Musiktheorie 3, 1972, Seite 7
  61. August Gerstmeier: Meisterwercke der Musik - Robert Schumann, Klavierkonzert a-Moll op. 54, 1986, Seite 8 und 9
  62. Alfred Einstein: Schubert - Ein musikalisches Portrait, 1952, Seite 86
  63. Hermann Keller: Schubert Verhältnis zur Sonatenform, 1969, Seite 293; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 21
  64. Schuberts Sonate D 840: Analyse und Interpretation
  65. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 313
  66. Gottfied Wilhelm Fink: Allgemeine Musikalische Zeitung 28, 1826, Sp. 137; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 91
  67. Alfred Brendel: Die beiden Versionen von Schuberts Wanderer-Fantasie; in: Östereichische Musikzeitschrift 17, 1962, Seite 58 bis 60
  68. Carl Dahlhaus: Mendelssohn und die musikalischen Gattungstraditionen, in: Das Problem Mendelsohn - Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, Band 41, 1974, Seite 55 ff.
  69. Anm.: Bei der Einstufung dieser Kritik muss auch die Tatsache seiner jüdischen Herkunft berücksichtigt werden, die schon lange vor dem Dritten Reich eine wesentliche Motivation unsachlicher Kritik an seinem Werk darstellte. Auch Adorno verweist auf sozialpsychologische Probleme der Emanzipation, die einen gefälligen Stil zu verlangen schienen
  70. Robert Schumann in: Allgemeine Musikalische Zeitung 29, 1827, Sp. 122
  71. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 327
  72. Hans A. Neunzig: Johannes Brahms, 1997, Seite 118
  73. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 155.
  74. Albert Dietrich: Erinnerungen an Johannes Brahms in Briefen, 1899; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 155
  75. Jürgen Schläder: Zur Funktion der Variantentechnik in den Klaviersonaten f-Moll von Johannes Brahms und h-Moll von Franz Liszt, in: Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, Band 7, Seite 178
  76. Arnold Schönberg: Brahms - Der Fortschrittliche, in: Stil und Gedanke - Aufsätze zur Musik
  77. Viktor Urbantsitsch: Die Entwicklung der Sonatenform bei Brahms, in: Studien zu Musikwissenschaft, Band 14, 1927, Seite 250
  78. Jürgen Schläder: Zur Funktion der Variantentechnik in den Klaviersonaten f-Moll von Johannes Brahms und h-Moll von Franz Liszt, in: Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, Band 7, Seite 178
  79. Mosco Carner: Some Observations on Schumanns Sonata Form, in: The Musical Times 76, 1935, Seite 884-886; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 78
  80. Robert Schumann: Schriften, Band 1, Seite 395
  81. Franz Liszt: Friedrich Chopin - Gesammelte Schriften, Band 1, Seite 12
  82. Hugo Leichtentritt: Analyse der Chopinschen Klavierwerke, Band 2, Seite 210 ff.
  83. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 356
  84. Hugo Leichtentritt: Analyse der Chopinschen Klavierwerke, Band 2, Seite 93
  85. Frei übersetzt nach Rudolph Reti: The Thematic Process in Music, 1951, Seite 309
  86. György Kroo: Einige Probleme des Romantischen bei Chopin und Liszt, 1963, Seite 319; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 129
  87. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven: Seite 179
  88. Robert Schumann: Schriften, Band 2, Seite 159
  89. Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 190
  90. Victor I.Seroff: Die Mächtigen Fünf - Der Ursprung der russischen Nationalmusik, Atlantis, 1987, Seite 9 bis 16
  91. Franz Liszt: Friedrich Chopin - Gesammelte Schriften, Band I, Seite 8
  92. Norbert Nagler: Die verspätete Zukunftsmusik; in: Franz Liszt, Musik-Konzepte, Heft 12, Seite 13
  93. Carl Dalhaus: Die Musik des 19. Jahrhunderts, Seite 11 und 112
  94. Louis Köhler in: Neue Zeitschift für Musik 41/2, 1854, Seite 72; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven - Von Schubert bis Skrjabin, Seite 143
  95. Siegfried Schibli: Alexander Skrjabin und seine Musik - Grenzüberschreitungen eines promethischen Geistes, 1983, Seite 169
  96. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Seite 490
  97. Siegfried Schibli: Alexander Skrjabin und seine Musik - Grenzüberschreitungen eines promethischen Geistes, 1983, Seite 172
  98. Dietrich Mast: Struktur und Form bei Alexander Skrjabin, 1981, Seite 15 und 66
  99. Siegfried Schibli: Alexander Skrjabin und seine Musik - Grenzüberschreitungen eines promethischen Geistes, Seite 179
  100. Gottfried Eberle: Zwischen Tonalität und Atonalität - Studien zur Harmonik Alexander Skrjabins, 1978, Seite 129 ff.
  101. Diether de la Motte: Harmonielehre, 1976, Seite 135 ff.
  102. Adorno: Philosophie der Neuen Musik, 1949, Seite 64 und 65
  103. Busoni bezeichnete diese in einem Programmheft zu ihrer Premiere selber als tonalitätslos (senza tonalità)
  104. Anm.: Glenn Gould lobte diese als „eine der besten Klavierkompositionen unseres Jahrhunderts“. Auf www.zeit.de
  105. Carl Dalhaus: Ludwig van Beethoven und seine Zeit, 1987, Seite 196 ff. und 230 ff.; zitiert nach Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten, Seite 84
  106. Herbert Henck: Experimentelle Musik, Mainz, 1994, Seite 167 ff.
  107. Chrales Ives: Essays on a Sonata - Introduction, The Knickerbocker Press, 1920. Online auf www.gutenberg.org
  108. Diether de la Motte: Kontrapunkt- Ein Lese- und Arbeitsbuch, Seite 310
  109. Tadeuz A. Zielinski: Bartok, 1973, Seite 240 ff.
  110. Pierre Boulez: Werkstatt-Texte, Berlin, 1972, Seite Seite 15; zitiert nach Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven, Seite 255

Literatur

Allgemein

  • Dietrich Kämper: Die Klaviersonate nach Beethoven - Von Schubert bis Skrjabin, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1987, ISBN 3534017943
  • Thomas Schmidt-Beste. Die Sonate. Geschichte - Formen - Analysen, Bärenreiter, 2006, ISBN 3761811551
  • Stefan Schaub: Die Sonatenform bei Mozart und Beethoven (Audio-CD), Naxos, 2004, ISBN 389816134X
  • Wolfgang Jacobi: Die Sonate, Buch & Media, 2003, ISBN 3865200184
  • Karl G. Fellerer und Franz Giegling: Das Musikwerk, Band 21 - Die Solosonate, Laaber-Verlag, 2005, ISBN-10 3890076246
  • Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur zu zwei Händen, Atlantis, 1977, ISBN 3761102917
  • Reinhard Wigand: Formanalyse von Klavier- und Kammermusikwerken aus Barockzeit, Klassik und Romantik, Verlag Dr. Kovac, 2000, ISBN 3830001355
  • Fred Ritzel: Die Entwicklung der Sonatenform im musiktheoretischen Schrifttum des 18. und 19. Jahrhunderts, Breitkopf u. Härtel, 1968, ASIN B0000BT95R
  • Matthias Hermann: Sonatensatzform 1, Pfau-Verlag, 2002, ISBN 3897271745

Barock und Frühklassik

  • Maria Bieler: Binärer Satz, Sonate, Konzert - Johann Christian Bachs Klaviersonaten op. V im Spiegel barocker Formprinzipien und ihrer Bearbeitung durch Mozart, Bärenreiter, Kassel, 2002, ISBN 3-7618-1562-X
  • Wolfgang Horn: Carl Philipp Emanuel Bachs frühe Klaviersonaten - eine Studie zur Form der ersten Sätze nebst eeiner kritischen Untersuchung der Quellen, Verlag der Musikalienhandlung Wagner, Hamburg, 1988, ISBN 3-88979-039-9
  • Maria Biesold: Domenico Scarlatti - Die Geburtsstunde des modernen Klavierspiels, ISBN-10 3980201929

Brahms

  • Gero Ehlert: Architektonik der Leidenschaften - Eine Studie zu den Klaviersonaten von Johannes Brahms, Bärenreiter, Kassel, 2005, ISBN 3-7618-1812-2

Beethoven

  • Paul Badura-Skoda und Jörg Demus: Die Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, F.A. Brockhaus, Leipzig, 1970, ISBN 3765301183
  • Edwin Fischer: Ludwig van Beethovens Klaviersonaten - Ein Begleiter für Studierende und Liebhaber, Insel-Verlag, Wiesbaden, 1956, ASIN B0000BI262
  • Maximilian Hohenegger: Beethovens Sonate appassionata op. 57 im Lichte verschiedener Analysemethoden, Peter Lang, Frankfurt am Main, 1992, ISBN 0721-3611
  • Joachim Kaiser: Beethovens 32 Klaviersonaten und ihre Interpreten, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main, 1999, ISBN 3596236010
  • Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten - Ein musikalischer Werkführer, C.H.Beck, 2001, ISBN 3406418732
  • Richard Rosenberg: Die Klaviersonaten Ludwig van Beethovens - Studien über Form und Vortrag, Band 2, Urs Graf-Verlag, 1957, ASIN B0000BN082
  • Jürgen Uhde: Beethovens Klaviersonaten 16 - 32, Reclam, Ditzingen, 2000, ISBN 3150101514
  • Udo Zilkens: Beethovens Finalsätze in den Klaviersonaten, Tonger Musikverlag, 1994, ISBN 3920950038

Chopin

  • Ursula Dammeier-Kirpal: Der Sonatensatz bei Frédéric Chopin, Breitkopf & Härtel, 1986, ISBN 3765100609

Haydn

  • Bettina Wackernagel: Joseph Haydns frühe Klaviersonaten - Ihre Beziehungen zur Klaviermusik um die Mitte des 18. Jahrhunderts, Schneider, Tutzing, 1975, ISBN 3-7952-0160-8
  • Federico Celestini: Die frühen Klaviersonaten von Joseph Haydn - Eine vergleichende Studie, Schneider, 2004, ISBN 3-7952-1168-9
  • Uwe Höll: Studien zum Sonatensatz in den Klaviersonaten Joseph Haydns, Schneider, 1984, ISBN 3795204259

Franz Liszt

  • Michael Heinemann: Franz Liszt - Klaviersonate h-Moll / Michael Heinemann, Fink, München, 1993, ISBN 3-7705-2782-8

Mozart

  • Richard Rosenberg: Die Klaviersonaten Mozarts - Gestalt- und Stilanalyse, Hofmeister, 1972, ISBN 3-87350-001-9
  • Wolfgang Burde: Studien zu Mozarts Klaviersonaten - Formungsprinzipien und Formtypen, Tübingen, 1970

Schubert

  • Hans Költzsch: Franz Schubert in seinen Klaviersonaten, Olms, Hildesheim, 2002, ISBN 3-487-05964-9
  • Andreas Krause: Die Klaviersonaten Franz Schuberts - Form, Gattung, Ästhetik, Bärenreiter, Kassel, 1992, ISBN 3-7618-1046-6
  • Arthur Godel: Schuberts letzte drei Klaviersonaten (D 958 - 960) - Entstehungsgeschichte, Entwurf und Reinschrift, sowie Werkanalyse, Koerner, Baden-Baden, 1985, ISBN 3-87320-569-6

Schumann

  • Markus Waldura: Monomotivik, Sequenz und Sonatenform im Werk Robert Schumanns, SDV Saarländische Druckerei und Verlag, 1990, ISBN 3925036490

Skrjabin

  • Martin Münch: Die Klaviersonaten und späten Préludes Alexander Skrjabins - Wechselbeziehungen zwischen Harmonik und Melodik, Kuhn, Berlin, 2004, ISBN 3-928864-97-1
  • Hanns Steger: Der Weg der Klaviersonate bei Alexander Skrjabin, Wollenweber, 1979, ISBN 3-922407-00-5

20. Jahrhundert

  • Dieter Schulte-Bunert: Die deutsche Klaviersonate des zwanzigsten Jahrhunderts - Eine Formuntersuchung der deutschen Klaviersonaten der zwanziger Jahre, Köln, 1963, ASIN B0000BNLAW

Siehe auch