Zum Inhalt springen

Der ewige Jude

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2007 um 15:50 Uhr durch Anaqonda (Diskussion | Beiträge) (Inhalt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Film
Titel Der Ewige Jude
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 1940
Länge ca. 65 Minuten
Stab
Regie Fritz Hippler
Drehbuch Eberhard Taubert
Produktion Deutsche Film Gesellschaft
Musik Franz R. Friedl
Kamera Albert Endrejat, Anton Hafner, Robert Hartmann, Friedrich-Carl Heere, Heinz Kluth, Erich Stoll, Heinz Winterfeld
Schnitt Hans Dieter Schiller, Albert Baumeister
Besetzung
Harry Giese: Sprecher

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"

Der Ewige Jude ist ein nationalsozialistischer Propagandafilm mit unverhüllt antisemitischer Intention. Der Film kam nach dem ersten Kriegsjahr des Zweiten Weltkriegs im September 1940 in die deutschen Kinos. Er wurde unter der Regie von Fritz Hippler gedreht, wobei Hitler und Goebbels starken Einfluss auf dessen Form und Inhalt genommen hatten. Mit diesem Film sollte die deutsche Öffentlichkeit auf die anlaufende sog. „Endlösung der Judenfrage“ (vgl. Holocaust) eingestimmt werden.

Dem mit den Stilmitteln des Dokumentarfilms produzierten Film ging der ebenfalls antisemitisch motivierte Spielfilm „Jud Süß“ von Veit Harlan voraus. Dieser sollte entsprechende Ressentiments gegen die Juden als vorgeblich schädliche „Rasse“ beim Publikum wecken - Ressentiments, die durch den Film „Der Ewige Jude“ mit scheinbar dokumentarischem Charakter untermauert werden sollten.

Inhalt

Der Film lässt sich grob in vier Themengebiete unterteilen:

  • 1. Aufnahmen aus polnischen Ghettos
  • 2. Aufzählung und Beurteilung zahlreicher politischer, kultureller und gesellschaftlicher Größen der internationalen Bühne mit jüdischer Herkunft
  • 3. Religiöse Zeremonien, Religionsunterricht, Gottesdienst, Schächtung
  • 4. Reichstagsrede Adolf Hitlers, paradierende SA-Männer

Der Film besteht aus einer Aneinanderreihung von Szenen, in welchen Juden als sozial niedrigstehendes, kulturloses, parasitäres Volk dargestellt werden. Die Bilder stammen weitestgehend aus polnischen Ghettos, bewusst ausgewählt wurden Personen, die ärmlich gekleidet, teilweise zahnlos und verschmutzt in die Kamera grinsen. Die gezeigten Örtlichkeiten sind dreckig und von Schädlingsinsekten befallen. Die grafisch dargestellte Wanderung der Juden aus Osteuropa wird mit der Wanderung von Ratten verglichen:

O-Ton: „Wo Ratten auch auftauchen, tragen sie Vernichtung ins Land, zerstören sie menschliche Güter und Nahrungsmittel. Sie sind hinterlistig, feige und grausam und treten meist in großen Scharen auf. Sie stellen unter den Tieren das Element der heimtückischen, unterirdischen Zerstörung dar – nicht anders als die Juden unter den Menschen.“

Für Inflation und Arbeitslosigkeit in Deutschland werden im Film Juden verantwortlich gemacht. Sie hätten sich in alle Berufszweige eingeschlichen und sich durch Wucher, Gaunereien und Verbrechen am deutschen Vermögen schadlos gehalten.

Der Wissenschaftler und Physiknobelpreisträger Albert Einstein wird als Relativitätsjude, der seinen Deutschenhass hinter einer obskuren Pseudowissenschaft versteckt, bezeichnet. In weiteren Filmausschnitten werden Curt Bois, Charles Chaplin (der gar kein Jude war!), Fritz Kortner, Peter Lorre, Ernst Lubitsch und Rosa Luxemburg als Repräsentanten des „internationalen Judentums“ vorgeführt.

In einer weiteren Szene wird das Schächten einer Kuh durch Juden in allen Details gezeigt. (Diese Szene ist aus einer für Frauen und Kinder gedachten Fassung herausgeschnitten worden.) O-Ton: „Diese Bilder sind ein eindeutiger Beweis für die Grausamkeit der Schächtmethode. Sie enthüllen zugleich den Charakter einer Rasse, die ihre stumpfe Roheit unter dem Mantel frommer Religionsausübung verbirgt.“

Es folgt eine Szene vom 30. Januar 1939 im Reichstag, Adolf Hitler verkündet dort die Worte, die den Holocaust einleiten und die mit dem Satz enden: „Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und somit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa!“ Mit Bildern von jubelnden Deutschen und mannhaften Soldaten endet der Film.

Sprecher des Films ist Harry Giese, der auch als Stimme der „Deutschen Wochenschau“ (1940-45) bekannt ist.

Zeitgenössische Rezeption

In der deutschen Öffentlichkeit fand der Film „Der Ewige Jude“ keinen großen Anklang. Im Wesentlichen wurde er von Parteianhängern gesehen und in NS-Organisationen wie zum Beispiel der Hitler-Jugend vorgeführt. Gleichwohl wurde wegen seiner drastischen Bilder darüber gesprochen, so dass er von weiten Teilen der Bevölkerung wahrgenommen worden ist.

Situation in Deutschland

Der Film ist in Deutschland verboten. Aufgrund seiner propagandistischen Wirkung darf er nur in einer speziell kommentierten Fassung (Vorbehaltsfilm) gezeigt werden.

Literatur

  • Stefan Mannes: Antisemitismus im nationalsozialistischen Propagandafilm. Der ewige Jude und Jud Süß. Teiresias, Köln 1999, ISBN 3-9805860-3-0

Siehe auch