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Lwiw

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lemberg/Lwiw
 
Wappen von Lemberg/Lwiw Lemberg/Lwiw in der Ukraine
Basisdaten
Staat: Ukraine Ukraine
Oblast: Oblast Lemberg
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 296 m
Fläche: 171,0 km²
Einwohner: 758.900 (1. Januar 2004)
Bevölkerungsdichte: 4.438 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 79000-490
Vorwahl: +380 322
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Verwaltungsgliederung: 8 Rajone, 1 Stadt, 2 S.s.T.
Verwaltung
Bürgermeister: Sadowyj Andrij Iwanowytsch (ukrainisch Садовий Андрій Іванович)
Adresse: pl. Rynok 1
79000 M. Lviv
Website: http://www.city-adm.lviv.ua/
Statistische Informationen
Lemberg/Lwiw (Ukraine)
Lemberg/Lwiw (Ukraine)
Lemberg/Lwiw ohne Koordinaten
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Blick über die Stadt

Lemberg (ukrainisch Львів/Lwiw; polnisch Lwów, russisch Львов/Lwow, weißrussisch Львоў/Lwou, jiddisch לבוב, lateinisch Leopolis, deutsch Lemberg) ist eine Stadt in der westlichen Ukraine (Galizien, Oblast Lwiw). Sie liegt am Fluss Poltwa, etwa 80 km von der Grenze zu Polen entfernt. Es ist die wichtigste Stadt der ukrainischsprachigen Westukraine. Manche Westukrainer, die sich gegenüber der weitgehend russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine als die eigentlichen Ukrainer sehen, bezeichnen es sogar als die „heimliche Hauptstadt der Ukraine“. Der Stadtverwaltung unterstehen neben der Stadt Lemberg noch die Stadt Wynnyky (ukrainisch Винники) und die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi (ukrainisch Брюховичі) und Rudne (ukrainisch Рудне). Die Altstadt befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes .

Lemberg ist seit sehr langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben der polnischen Bevölkerungsmehrheit einen großen Anteil an jüdischer, ukrainischer, deutscher und sogar armenischer Bevölkerung, heute leben in der Stadt neben (fast ausschließlich) Ukrainern auch Russen, Weißrussen und Polen. Lemberg feierte Ende September 2006 das 750. Jubiläum seines Bestehens. Lemberg wird ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2012 sein.

Datei:Banner-Lemberger-Land.jpg
Banner des Lemberger Landes in der Schlacht von Tannenberg 1410
Wojewodschaft Lwowskie, 1918-1939, Polen

Geschichte

Lemberg teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine bzw. Galiziens/Polens

1256 errichtete der altrussische Fürst Danilo Romanovič an der Stelle des heutigen Lemberg eine Burg für seinen Sohn Lew. Von diesem Lew (ukrainisch Löwe) hat die Stadt ihren Namen. Auch im Wappen und in zahlreichen Steinskulpturen der Stadt taucht der Löwe immer wieder auf. Nach der Zerstörung des Kiewer Reiches durch die Mongolen fielen seine westlichen Gebiete, darunter Lemberg, 1340/1349 an Polen. 1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir dem Großen die Magdeburger Stadtrechte, deutsche Bürger, Juden sowie auch Christen, siedelten an und die Amtssprache war fast 200 Jahre lang deutsch. Das Siegel des Stadtrates lautete S(igilum): CIVITATIS LEMBVRGENSIS. 1387, nach einem kurzen ungarischen Intermezzo, kam sie wieder an die Krone Polens.

Von 1375 bis 1772 war Lemberg Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Ruthenia, einer administrativen Einheit des Polnisch-Litauischen Gemeinwesens (Adelsrepublik). In der frühen Neuzeit entwickelte sich der Ort bald zu einem wichtigen Handelsplatz, sowie neben Krakau, Vilnius und Warschau zu einem Zentrum polnischen Kultur- und Geisteslebens im ukrainisch-sprachigen Umland.

Die 1661 von polnischen König Johann II. Kasimir gegründete Universität Lemberg ist die älteste in der heutigen Ukraine.

1772 fiel die Stadt mit der ersten polnischen Teilung an Österreich. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im damaligen Österreich.

Lemberg war vor dem Ersten Weltkrieg, zusammen mit Krakau und der Festung Przemysl eine der größten Garnisonen der K.u.K. Österreich-Ungarischen Armee im Osten der Monarchie. Der Standort war Eckpfeiler zum Schutz der Grenze Rutheniens gegen das zaristische Russland.

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Lemberg nach teilweise heftigen Kämpfen zwischen Polen und Ukrainern wieder an Polen zurück. Die Stadt wurde am 21./22. November 1918 von polnischen Truppen besetzt. Bei einem Pogrom, das vom 22. bis zum 24. November andauerte, töteten polnische Soldaten sowie Milizionäre und Zivilisten zwischen ca. 100 Juden. Den Juden wurde ihre bis dahin neutrale Haltung im Konflikt zwischen Polen und Ukrainer vorgeworfen. Das Massaker endete, nachdem Vertreter der jüdischen Gemeinschaft zugesichert hatten, künftig zu Polen zu halten. Der Gewaltakt erschütterte das bis dahin recht harmonische Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen und Religionen in Lemberg nachhaltig.

Die Stadt hatte damals 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen, ein Drittel Juden, außerdem Deutsche und Armenier. In den Zwischenkriegsjahren blieb Lemberg sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls. In den Jahren 1939 bis 1941 wurde es nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert, 1941 wurde es durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements. Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung wurde ermordet, u.a. im städtischen KZ Janowska. Insgesamt wurden in Lemberg und Lemberger Umgebung während der Nazi-Zeit ca. 540.000 Menschen in Konzentrations- und Gefangenenlagern umgebracht (davon 400.000 Juden, darunter fast alle jüdischen Stadtbewohner (ca. 130.000). Die restlichen 140.000 waren russische Gefangene. Dazu kam der brutale Naziterror gegen die polnische Bevölkerung wie z.B. die Ermordung von 25 polnischen Professoren am 5. Juli 1941. Diese Gräueltaten fanden unter aktiver Teilnahme der ukrainischen Nationalisten (u.a. Bataillon Nachtigall) statt. Als die Stadt 1944 wieder unter sowjetische Herrschaft kam, wurden die meisten dort ansässigen Polen vertrieben. Ein Teil der Bevölkerung wurde in Niederschlesien v.a. in Breslau/Wroclaw nach der Vertreibung der dort lebenden Deutschen angesiedelt. Seit 1991 ist es Teil der unabhängigen Ukraine, doch gehen immer wieder Autonomie-Bestrebungen von der Region Galizien aus, nicht zuletzt wegen der Geschichte Lembergs als Hauptstadt eines eigenen Königreiches. Die Stadt feierte im Herbst 2006 das 750te Jubiläum ihres Bestehens.

Sehenswürdigkeiten

St.-Georgs-Kathedrale (1744) mit der Statue des Georg, der einen Drachen tötet

1998 wurde das historische Zentrum der Stadt in die Liste des Weltkulturerben UNESCO eingetragen. Begründung: II: Mit seiner städtischen Struktur und seiner Architektur ist Lemberg ein hervorragendes Beispiel der Verschmelzung von architektonischen und künstlerischen Traditionen Osteuropas mit denen von Italien und Deutschland. V: Die politische und wirtschaftliche Rolle von Lemberg zog eine Anzahl von ethnischen Gruppierungen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen an, die unterschiedliche aber dennoch voneinander abhängige Gemeinschaften innerhalb der Stadt bildeten, die auch noch im modernen Stadtbild erkennbar sind.

  • Lateinische Kathedrale Mariae Himmelfahrt (14. Jh)
  • Armenische Marien-Kathedrale (14. Jh.)
  • Griechisch-katholische St.-Georgs-Kathedrale (Bernard Meretyn, 1744-1776)
  • Ehemalige Stavropihija-Kirche (Paolo Romano, 16. Jh.)
  • Boim-Kapelle (17 Jh.)
  • Ehemalige Dominikanerkirche Corpus Christi (Jan de Witte, 18. Jh.)
  • Kirche St. Andreas
  • Lytschakiwski-Friedhof
  • Bürgerhäuser am Marktplatz (ukr.:Rinok) (16.-18. Jh.)
  • Rathaus von Lemberg (19. Jh.)
  • Ukrainisches Nationalmuseum Lemberg mit einer großen Ikonensammlung
  • Hoher Schloßberg: Ruinen der Burg König Daniels
  • Eine Wand der Synagoge Goldene Rose
  • Lemberger Oper (19 Jh.)
  • Stryjski-Park (1887)

Verkehr

Hauptbahnhof der Stadt (gebaut 1903)

Der Öffentliche Personennahverkehr der Stadt wird mit Straßenbahnen, Autobussen und Obussen realisiert. Ergänzend dazu stehen privatwirtschaftlich betrieben Marschrutki (Sammeltaxis) zur Verfügung. Die Stadt verfügt über einen internationalen Flughafen, der beispielsweise mehrmals wöchentlich von Frankfurt am Main und Wien angeflogen wird. Der aus Zeiten der österreichisch-ungarischen Herrschaft stammende Hauptbahnhof bildet das Zentrum des Bahnverkehrs in der gesamten Westukraine.

Sport

In den Jahren 1930 bis 1933 fand im damals polnischen Lwiw der Grand Prix statt. Durchgeführt wurden die Rennen in folgenden Strassen: Vitos'koho, Hvardiyska and Stryjska.

Die damaligen Sieger waren:

8. September 1930 Henryk Liefeld Austro-Daimler Skolimowski Alfa Romeo
8. Juni 1931 Hans Stuck Mercedes-Benz Nadu Bugatti
19. Juni 1932 Rudolf Caracciola Alfa Romeo Schmidt Bugatti
11. Juni 1933 Eugen Bjørnstad Alfa Romeo Veyron Bugatti

Kultur

Das Lemberger Opernhaus

Die größte ukrainische Buchmesse, das Lemberger Buchforum, findet jährlich in Lemberg statt.

Einziger Undergroundklub ist das 'Lyalka', das sich unter dem Marionettentheater befindet. Der Angabe im Stadtplan des Lonely Planet sollte man keinen Glauben schenken, da dieses das Lokal dort am entgegengesetzten Ende der Altstadt angegeben ist.

Städtepartnerschaften

Typische Altstadtszene 2005

Stadtteile

  • Lviv-Klyepariv (Lemberg-Klopperhof)
  • Lviv-Kul'parkiv (Lemberg-Goldberghof)
  • Lviv-Lychakiv (Lemberg-Lutzenhof)
  • Lviv-Mayorivka (Lemberg-Meier)
  • Lviv-Zamarshtyniv (Lemberg-Sommersteinhof)

Töchter und Söhne der Stadt

(Folgende Persönlichkeiten sind in Lemberg geboren. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Lemberg hatten oder nicht ist dabei unerheblich)

Siehe auch

Commons: Category:Lviv – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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