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Hanns Johst

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Hanns Johst (*8. Juli 1890 in Seerhausen, Sachsen - † 23. November 1978 in Oberallmannshausen) war ein völkischer Dramatiker und Lyriker und Funktionär der NSDAP in der Zeit des Nationalsozialismus.

Jugend, Studium und berufliche Anfänge

Johst wuchs als Sohn eines Volkschullehrers in Oschatz und Leipzig auf, wo er 1910 Abitur machte. Er studierte Medizin, Germanistik, Philosophie und später Kunstgeschichte. Sein Studium an den Universitäten Leipzig, München und Wien beendete er 1915 ohne Abschluß, veröffentlicht aber 1914 sein erstes Drama, den Einakter Die Stunde der Sterbenden. 1915 wurde Johst nach nur zwei Monaten wegen einer nicht näher bezeichneten Krankheit aus der Wehrmacht entlassen und lebte anschließend als freier Schriftsteller, Regieassistent und Rezensent. Johst heiratete die wohlhabende Johanna Feder, mit der er 1918 ein Anwesen am Starnberger See bezog.

Karriere als Bühnenautor und Dramatiker

Johsts Frühwerk entstand unter dem Einfluß des Expressionismus, Beispiele sind Der Anfang (1917) oder Der König (1920). Mit dem Stück Der Einsame über den Dramatiker Christian Dietrich Grabbe erzielte Johst 1917 den Durchbruch als Bühnenautor. Das Stück weist bereits völkische und antisemitische Elemente auf, die sich in seinem Roman Kreuzweg und dem Schauspiel Propheten von 1922 verfestigen sollten.

Später wandte Johst sich dem Naturalismus zu. In dieser Zeit entstanden die Komödien Wechsler und Händler (1923), Die fröhliche Stadt (1925) und Marmelade (1926), die gesellschaftliche Missstände als Versagen der demokratischen Verfassung Deutschlands darstellen, sowie das der historischen Ausnahmegestalt huldigende Drama Thomas Paine (1927).

In den 1920er Jahren war Johst zu einem der bekanntesten deutschen Nachwuchs-Dramatiker geworden.

Karriere im Nationalsozialismus

Schon 1928 trat Johst dem von Alfred Rosenberg gegründeten Kampfbund für deutsche Kultur bei, 1932 wurde er Mitglied der NSDAP. In seinem Essay Standpunkt und Fortschritt von 1933 erklärte Johst sein Einverständnis mit Hitlers Ideologie.

Nach der Machtübernahme war Johst maßgeblich an der Gleichschaltung der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste, bei der Auflösung des Deutschen PEN-Zentrums und der Gründung der Union Nationaler Schriftsteller beteiligt. Als Präsident der Reichsschrifttumskammer, einer Unterabteilung der Reichskulturkammer, stand er ab 1935 einer Institution vor, von der sich die Nationalsozialisten die "Freihaltung des Schrifttums und ungeeigneten und unzuverlässigen Elementen" erwarteten.

Während der Zeit des Nationalsozialismus bekleidete Johst zudem zahlreiche andere Ämter, darunter Chefdramaturg des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt, Berlin, Präsident der Sektion für Dichtkunst an der Preußischen Akademie der Künste, Präsident der Union Nationaler Schriftsteller. Er war Mitglied der Allgemeinen SS, zuletzt im Rang eines SS-Gruppenführers.

Das Drama "Schlageter"

Mit seinem dem "Führer" gewidmeten Stück Schlageter erzielte Johst den größten Erfolg seiner Karriere als Bühnenautor. Das Drama, an dem er von 1929 bis 1932 gearbeitet hatte, wurde zu am 20. April 1933 zu Hitlers Ehren in dessen Anwesenheit uraufgeführt. Schlageter wurde von zahlreichen deutschen Theatern in über 1.000 Städten aufgeführt. Johst erhielt knapp 50.000 Reichsmark Tantiemen. Das Stück befasst sich mit dem Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter, den Johst zum "ersten Soldaten des Drittes Reiches" verklärt.

Aus dem Schlageter stammt auch die oft fälschlich Hermann Göring zugeschriebene Aussage: "Wenn ich Kultur höre ... entsichere ich meinen Browning" – (Schlageter - 1. Akt, 1. Szene)

Preise und Ehrungen

Träger der Wartburg-Dichterrose (1933), des NSDAP-Preises für Kunst (1935), des Deutschen Nationalpreises für Kunst (1939), der Goethe-Medaille (1940) und des Kantate-Dichterpreises der Stadt Leipzig (1941).