Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Die Stadt Quedlinburg [kwetlɪŋbuʁk] liegt an der Bode nördlich des Harzes in Sachsen-Anhalt. 994 mit Stadtrecht versehen, war sie vom 10. bis 12. Jahrhundert die zu Ostern besuchte Königspfalz weltlicher Herrscher und fast 900 Jahre lang ein freiweltliches Damenstift. Quedlinburgs architektonisches Erbe steht seit 1994 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes und macht die Stadt zum größten Flächendenkmal in Deutschland.
Das Quedlinburger Schloss.
Sehenswert sind insbesondere die historische Altstadt mit kopfsteingepflasterten Straßen, verwinkelten Gassen und kleinen Plätzen sowie den 1.200 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten.
In der Altstadt befindet sich der Markt mit dem Renaissance-Rathaus und der Roland-Statue. Südlich davon liegt der Schlossberg mit der romanischen Stiftskirche und dem Domschatz als Zeugnissen des kayserlichen freien und weltlichen Quedlinburger Damenstiftes.
Auch der Münzenberg mit der (wieder zugänglichen) romanischen Klosterkirche St.-Marien und im Tal dazwischen die romanische St.-Wipertikirche sowie der sich anschließende Abteigarten und der Brühl-Park gehören zum Weltkulturerbe.
Der Marktplatz von Quedlinburg mit dem Rathaus (links).
Quedlinburg im Jahre 1782 gezeichnet von C.C. Voigt (Norden ist links)
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt liegt im nördlichen Harzvorland durchschnittlich 123 Meter über dem Meeresspiegel. Die unmittelbar angrenzenden Höhen erreichen 181 Meter über Normalnull. Der größte Teil der Stadt liegt westlich des Flusses Bode, in dessen weiterem Flussbett Quedlinburg liegt. Die Bode mündet aus dem nördlichsten deutschen Mittelgebirge, dem Harz kommend in die nordöstlich gelegene Saale und diese weiter in die Elbe. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 78,15 Quadratkilometern.
Geologie
Markanteste Schichtrippe im Harzvorland – die Teufelsmauer südlich von Quedlinburg
Parallel zum Nordrand des herausgehobenen Harzes sind die mesozoischen Gesteinsschichten aufgebogen und teilweise abgebrochen. Die wechselnden Lagen von unterschiedlich widerständigen mesozoischen Gesteinen (Jura, Kreide, Muschelkalk) bilden später freipräparierte Schichtrippen, die als markante Höhenzüge von der Bode quer durchschnitten werden. Der Quedlinburger Schlossberg bildet mit seiner Verlängerung über den Münzenberg-Strohberg einen solchen Höhenzug, ebenso die nördlich gelegene Hamwarte. Die südlicher gelegene Altenburg mit der Verlängerung über den Strohberg den nächsten. Der wohl markanteste Höhenzug ist die weiter südlich verlaufende Teufelsmauer. Da dieser Bereich während der letzten Eiszeiten nicht vom Inlandeis bedeckt war, konnte sich hier Löß ablagern, der später zu Schwarzerdeböden hoher Güte umgewandelt wurde. Es sind dies die südlichen Ausläufer der fruchtbaren Magdeburger Börde.
Klima
Klimadiagramm[1]Schema des Föhnprinzip - Quedlinburg im Regenschatten des Harzes
Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Quedlinburg beträgt 8,8 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 17,8 bzw. 17,2 °C und die kältesten Januar und Februar mit 0,1 bzw. 0,4 °C im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit durchschnittlich 57 mm, der geringste im Februar mit durchschnittlich 23 mm.
Wie eine Faust steht das Pultschollengebirge Harz in der von Südwesten kommenden Westwinddrift. Durch die Höhe, (Brocken mit 1.141,1 m ü. NN), werden die Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen und regnen sich dabei ab. Die nordöstliche Seite liegt im Regenschatten des Harzes. In diesem Gebiet befindet sich Quedlinburg mit einem der geringsten Jahresniederschläge in Deutschland von nur 438 mm (zum Vergleich: Köln ca. 700 mm).
Stadtgliederung
Die historische Kernstadt gliedert sich in den ehemaligen Königsbesitz mit dem Westendorf, dem Burgberg und der St. Wiperti sowie dem Münzenberg. Nördlich davon liegt die 994 gegründete Altstadt und östlich die im 12. Jahrhundert gegründete Neustadt. Im dazwischen liegenden Bereich wurde im 13./14. Jahrhundert die Steinbrücke angelegt und die Word trockengelegt. Nördlich der Altstadt befindet sich das mittelalterliche Vorstadtviertel Gröpern.
Um diesen mittelalterlichen Kern wurde am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Gürtel aus Villen im Jugendstil gebaut. Im Zuge der Industrialisierung entstanden außerhalb dieses Gürtels neue Ortsteile, so die Kleysiedlung, das Neubaugebiet in der Süderstadt (19./20. Jh.) und das auf dem Kleers (1980er).
Neben dieser Kernstadt besteht Quedlinburg noch aus den Ortsteilen Münchenhof (4 km nördlich), Gersdorfer Burg (3 km südwestlich), Morgenrot (4 km westlich) und Quarmbeck (4 km südlich).
Die ersten Siedlungsspuren reichen bis in die Altsteinzeit zurück. Die Gegend war fast durchgehend besiedelt. Die ertragreichen Böden machten die Gegend für Siedler während des Neolithikum besonders interessant, was sich in vielen Siedlungsresten dieser Epoche nachweisen lässt. So finden sich auf den markanten Bergspitzen die an den Seitenwänden des Bodetals aufragen, aufgereiht wie auf einer Kette, viele neolithische Begräbnishügel, wie auf dem Moorberg, der Bockshornschanze oder dem Brüggeberg. Etwa 2 km nordwestlich von Quedlinburg, westlich der Wüstung Marsleben konnte 2005 eine Kreisgrabenanlage der Stichbandkeramik untersucht werden, die der Kreisgrabenanlage von Goseck in Alter, Ausdehnung und Form nicht nachsteht. [2] Im Gegensatz zu Goseck verläuft über diese Anlage heute die Trasse der B 6n.
Am Ende des 8. Jahrhunderts häufen sich urkundliche Nachrichten über Ortschaften in der Umgebung Quedlinburgs: Marsleben (wüst), Groß Orden (wüst), Ballersleben (wüst), Ditfurt und Weddersleben. Die Wipertikirche ist als Filiale der Abtei Hersfeld wahrscheinlich um 835/63 gegründet worden.
Die legendäre Königserhebung Heinrichs I. am Quedlinburger Finkenherd fand tatsächlich 919 zu Fritzlar statt
Königliche Osterpfalz vom 10. bis 12. Jh.
Seine Bedeutung erlangte Quedlinburg, als es im 10. Jahrhundert die Königspfalz wurde, an der die ottonischen Herrscher das höchste christliche Fest, das Osterfest feierten. Erstmals wurde es als villa quae dicitur Quitilingaburg in einer Urkunde KönigHeinrichs I. vom 22. April922 erwähnt.
Später bestimmte Heinrich den Ort zu seiner Grablege und wurde nach seinem Tod in Memleben im Jahr 936 in der Pfalzkapelle auf dem Schlossberg bestattet.
Seine Witwe Königin Mathilde ließ sich von Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. die Gründung eines Damenstiftes mit der Aufgabe der Totenmemorie bestätigen. Dreißig Jahre lang stand die Witwe Mathilde ihrer Stiftsgründung selbst als Leiterin vor, ohne eine Äbtissin gewesen zu sein.
Otto I. besuchte Quedlinburg in unregelmäßigen Abständen zur Feier des Osterfestes und zu den Gedenktagen an seinen Vater. Im Jahr 941 entging er dabei nur knapp einem Mordanschlag durch seinen jüngeren Bruder Heinrich. Ottos 955 geborene Tochter Mathilde, die von Anfang an für die Leitung des Damenstiftes vorgesehen war, wurde auf dem Osterhoftag 966 mit der Leitung des Damenstiftes betraut. Zwei Jahre später, am 14. März 968 starb ihre Großmutter und wurde an der Seite ihres Gemahls bestattet. Ihr Grab und ihr steinerner Sarkophag sind erhalten geblieben, während die Grablege Heinrichs leer ist.
Der größte und glanzvollste Hoftag Ottos des Großen fand 973 statt. Unter den internationalen Teilnehmern befanden sich auch Boleslav I., Herzog von Böhmen, und Mieszko I., Herzog der Polanen, die dem Kaiser den Treueeid leisteten. Kurz darauf starb Otto I. und wurde in Magdeburg begraben. Sein Sohn Otto II. besuchte in seiner zehnjährigen Regentschaft nur zwei Mal Quedlinburg.
Nach dessen Tod 984 war Otto III. erst sechs Jahre alt. Er wurde von seinem Onkel Heinrich dem Zänker entführt, der sich in Quedlinburg mit einer Oppositionsbewegung selbst zum König machen wollte. Aufgrund des Eingreifens verschiedener Großer und vor allem von seiner Großmutter Adelheid, der zweiten Gemahlin Ottos I., und seiner Mutter Theophanus, der Gemahlin Ottos II., gelang es, dies zu verhindern. Zwei Jahre später musste Heinrich in Quedlinburg sehr symbolträchtig dem jungen Otto III. huldigen.
Otto III. war es auch, der 994 dem Stift seiner Tante, der Äbtissin Mathilde, das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. Damit war eine wichtige Bedingung für die weitere städtische Entwicklung Quedlinburgs geschaffen.
Im Jahr 1000 fand erneut ein großer Hoftag in Quedlinburg statt, zunächst wurde das Osterfest auf dem Schlossberg gefeiert, anschließend zogen Otto und alle anwesenden Großen des Reiches auf Ottos Pfalz (ad cortem suam) im Tal bei St. Wiperti.
Von der weiteren reichspolitischen Bedeutung Quedlinburgs im 11. und 12. Jahrhunderts zeugen die vor Ort verfassten später so genannten Quedlinburger Annalen.
In den ersten Jahrzehnten nach Gründung des Damenstiftes werden zahlreiche Schenkungen durch das sächsische Königshaus verzeichnet. Alle spätern Quedlinburger Wüstungen gehören dazu, aber auch weit entfernte Orte, wie das 170 km entfernte Soltau, die Kirche St. Michael des Volkmarskellers (956), Duderstadt (974), Potsdam (993) und Gera (999). Otto I. schenkte insgesamt 48 Orte, Otto II. elf Orte und Otto III. zehn Orte an das Quedlinburger Damenstift. Später kamen weitere 150 Orte hinzu,[3] aber auch andere Schätze.
In den folgenden vier Jahrhunderten nahm Quedlinburg als Stadt einen wirtschaftlichen und politischen Aufschwung. Wie in anderen Städten (Braunschweig, Halberstadt) der Region waren das Gewandschneider- und Kaufmannswesen besonders intensiv. Um 1330 wurde die Altstadt mit der im 12. Jh. gegründeten Neustadt belehnt, die fortan immer geschlossen als Stadt Quedlinburg agierten.
Zum wirtschaftlichen Erfolg gesellte sich 1336 auch politischer, als die Stadt in einem regionalen Konflikt zwischen dem Halberstädter Bischof und dem Grafen von Regenstein letzteren gefangen setzen konnte. Die Stadt erlangte größere Unabhängigkeit von der Stadtherrin, der Äbtissin des Damenstiftes, und durfte in der Folge ihre Verteidigungsanlagen massiv ausbauen. Das neue Selbstbewustsein wurde in Form von vielen Städtebündnissen auch nach Außen hin demonstriert. Als Krönung dieser Entwicklung trat die Stadt 1384 dem Niedersächsischen Städtebund und 1426 dem Hansebund bei.
Der Plan des Stadtrates, sich immer stärker von den Befugnissen der Äbtissin zu befreien, mündete 1477 in einem gewaltsamen Konflikt. Die Quedlinburger hatten mit dem Versuch, Äbtissin Hedwig von Sachsen mit Waffen aus der Stadt zu vertreiben, den Bogen überspannt. Die Abtissin ersuchte bei ihren Brüdern, den Wettiner Herzögen Ernst und Albrecht um Hilfe. Die entsandten Truppen stürmten die Stadt ohne Verluste, während 80 Quedlinburger fielen. Die Bürgerschaft unterwarf sich daraufhin und schied aus sämtlichen Bündnissen aus. Der 1440 aufgestellte Roland, Symbol der Marktfreiheit und Zeichen städtischer Unabhängigkeit, wurde gestürzt und zerschlagen (erst 1869 wurde wieder eine Rolandstatue aufgestellt).
Abtei Quedlinburg um 1750
Reformation und Frühneuzeit
Während des Bauernkriegs wurden vier Klöster der Stadt, das Prämonstratenserkloster St. Wiperti, das Benediktinerinnenkloster St. Marien, das Franziskanerkloster in der Altstadt und das Agustinerkloster in der Neustadt zerstört. Die Reformation wurde in Quedlinburg im Jahr 1539 durchgesetzt und das Stift in ein evangelisches „Freies weltliches Stift“ umgewandelt. 1615 wurde das Rathaus umgebaut. Den größten städtebaulichen Aufschwung nahm die Stadt beachtenswerterweise ab dem Dreißigjährigen Krieg. Die meisten der 1.200 erhaltenen Fachwerkhäuser sind in dieser Zeit entstanden. 1698 besetzten brandenburgische Truppen die Stadt, womit fortan Preußen Schutzmacht war.
Quedlinburg von Südwesten, um 1900Quedlinburger Schloßberg, April 2004Schlossberg mit Stiftskirche St. Servatii und Stiftsgebäuden, Dezember 2005
Aufstrebendes Pflanzzuchtzentrum seit dem 18. Jh.
Im Laufe des 18. und besonders im 19. Jahrhunderts entwickelte sich durch die Blumen- und Saatgutzucht ein beachtlicher Wohlstand, der städtebaulich in einer Reihe von Jugendstilvillen seinen Ausdruck fand. Saatzuchtfirmen wie die Gebr. Dippe AG, Heinrich Mette & Co GmbH und Rudolf Schreiber & Söhne waren in Quedlinburg entstanden und führten zu einer weltwirtschaftlichen Bedeutung der Stadt in diesem Bereich. Neben der Zucht von Blumensamen wuchs seit Beginn des 20. Jahrhunders die Bedeutung der Gemüsezucht.
Kaiserreich und Weimarer Republik
Während des Ersten Weltkrieges wurden viele landwirtschaftliche Arbeiten mit Hilfe von zwischenzeitlich 17.000 Kriegsgefangenen aus Russland, Frankreich, England, Belgien und Italien durchgeführt, die in einem Kriegsgefangenenlager auf dem sog. Ritteranger etwa 2 km nordöstlich der Stadt untergebracht waren. Dieses Lager wurde seit September 1914 eingerichtet, war etwa Ostern 1915 fertig gestellt und bestand über den Krieg hinaus aus Notunterkunft zaristischer Soldaten, bis es im Juni 1922 niedergebrannt wurde. Im selben Jahr wurde in Quedlinburg eine Feier zum tausendsten Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung (922) gefeiert. Die folgenden Jahre waren dann allerdings von der großen Inflation geprägt, die ganz Deutschland als Spätfolge des Ersten Weltkrieges heimsuchte.
Die Zeit des Dritten Reiches
Die Tausendjahrfeier (936-1936) des Todestages König Heinrichs I. wurde von den Nationalsozialisten als ein „propagandistisches Geschenk“ angesehen. Heinrich Himmler sah sich selbst als eine Reincarnation von König Heinrich. Ein Gedanke, über den Hitler nur müde gelacht haben soll. In Quedlinburg wurden die Wipertikrypta und die Kirche St. Servatii auf dem Schlossberg beschlagnahmt und als Weihestätten der SS profaniert. Himmlers persönliches Erscheinen zu den jährlichen „Feierlichkeiten“ am 2. Juli sollte propagandistisch mit falschen Nachrichten über das Auffinden der verlorenen Gebeine Heinrichs I. aufgewertet werden. Nach dem Krieg wurden bei einer Öffnung des (neuen) Sakrophags die vermeintlichen Funde der SS als plumpe Fälschungen entlarvt.
Seit 1943/44 wurde Quedlinburg als Lazarettstadt genutzt, bis am 19. April 1945 amerikanische Truppenverbände die Stadt fast kampflos einnehmen konnten. Die Kriegszerstörungen beschränkten sich im Gegensatz zu den stark bombardierten Städten Halberstadt oder Magdeburg auf Artillerietreffer.
Die Zeit der DDR
Es gab also kaum nennenswerte Kriegszerstörungen, doch reichten die Bemühungen durch die DDR nach 1945 bei weitem nicht aus, den drohenden natürlichen Verfall zu stoppen (zum Beispiel durch den Einsatz erfahrener polnischer Restauratoren und Bauleute). Die Demonstrationen vom 17. Juni 1953 konnten auch in Quedlinburg nur durch den Einsatz von Streitkräften der Sowjetarmee unterbunden werden.[4] Die ursprünglichen Planungen der DDR in den 1960er Jahren, die historische Altstadt vollständig niederzureißen und durch einen zentralen Platz und sozialistische Plattenbauten zu ersetzen, scheiterten an Geldmangel. Ein Versuch, die Plattenbauweise den historischen Verhältnissen anzupassen, ist im Bereich des Marschlinger Hofe, Neuendorf und der Schmalen Straße nördlich des Marktes zu sehen. Dafür wurde die sogenannte Hallesche Monolithbauweise (HMB) modifiziert und als Hallesche Monolithbauweise Typ Quedlinburg (HMBQ) umgesetzt. Erst nach der Wiedervereinigung 1990 konnten zielstrebig Maßnahmen getroffen werden, um die Fachwerkbauwerke zu bewahren.
Fachwerkhaus in der Wordgasse
Nach der gewaltlosen Revolution 1989/90
„Im Herbst 1989 demonstrierten in kaum einer anderen Stadt, gemessen an der Einwohnerzahl, so viele Menschen wie in Quedlinburg.“[5]
Gewaltlose Demonstrationen mit bis zu 30.000 Teilnehmern fanden in Quedlinburg immer am Donnerstag statt. Am 6. Januar 1990 fand zum Dank für den überwältigenden Empfang beim Überschreiten der Grenze ein großes Stadtfest statt. Zu diesem Fest kamen Würdenträger und 50.000 Gäste aus Goslar, den späteren Partnerstädten und anderen Orten. Die 1945 geraubten Teile des Domschatzes kehrten 1993 aus den USA zurück. Zur Tausendjahrfeier der Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechtes wurden große Teile der Quedlinburger Altstadt und der Königshofkomplex im Dezember 1994 auf die Liste der Welterbestätten der UNESCO gesetzt.
Im September 2006 wurde Quedlinburg in der Fernsehsendung des ZDFUnsere Besten - Deutschlands Lieblingsorte auf Platz 10 gewählt.
Einwohnerentwicklung
Bevölkerungsentwicklung
Da Quedlinburg lange Zeit nicht über seine mittelalterliche (Stadtmauer-)Grenzen hinauswuchs, blieb die Einwohnerzahl vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert bei maximal 8–10.000 Personen. Erst mit der Industrialisierung begann diese zu wachsen und erreichte den höchsten Wert 1950 mit 35.426 Einwohnern. Danach sank die Zahl von 1950 bis 1990 um 21 Prozent (7.459) kontinuierlich ab und lag bereits 1975 wieder unter 30.000. Seit der gewaltlosen Revolution und der Grenzöffnung 1989/90 verlor die Stadt wegen hoher Arbeitslosigkeit, des Wegzugs vieler Einwohner in das Umland und des Geburtenrückgangs erneut 20 Prozent ihrer Bewohner (5.500 Personen). Am 30. Juni 2006 betrug die Amtliche Einwohnerzahl für Quedlinburg nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt 22.481 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).
Die Bertelsmann Stiftung, Wegweiser Demographischer Wandel, liefert Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland (Publikation Januar 2006).
Für Quedlinburg wird ein Absinken der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 14,1 Prozent (3.281 Personen) vorausgesagt.[7]
Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung von 2003 bis 2020 für Quedlinburg (Hauptwohnsitze):
Datum
2003
2005
2010
2015
2020
Einwohner
23.216
22.631
21.447
20.627
19.935
Altersstruktur
Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2005.[8] Einige Zahlen spiegeln drei Jahrgänge, andere über 15 Jahrgänge wider.
Alter von - bis
0 - 16
16 - 18
18 - 25
25 - 35
35 - 45
45 - 60
über 69
Gesamt
Einwohnerzahl
2.657
603
2.052
2.366
3.454
4.850
6.625
22.607
Anteil in Prozent
11,8
2,7
9,1
10,5
15,3
21,5
29,3
100,0
Religionen
Christentum
Der überwiegende Teil der Quedlinburger Bevölkerung gehört keiner Religionsgemeinschaft an. Die ehemals fünf protestantischen Gemeinden umfassen etwa 15 bis 20 Prozent der Stadtbevölkerung und haben sich im Evangelischen Kirchspiel Quedlinburg gebündelt, die ein Teil der Evangelischen Landeskirche Anhalts ist. Etwa fünf Prozent der Stadtbevölkerung gehören zur katholischen St. Mathildisgemeinde, einer Pfarrei im Bistum Magdeburg.
Weitere christliche Gemeinden gehören zu den Siebenten-Tags-Adventisten, der Evangelischen Freikirche und der Neuapostolischen Kirche. Darüberhinaus leben in der Stadt Mitglieder der Blankenburger Gemeinde der Alt-Katholischen Kirche.
Bereits im 11./12. Jahrhundert sollen sich jüdische Kaufleute in Quedlinburg angesiedelt haben. Seit dem frühen 13. Jahrhundert sind sie urkundlich fassbar. Sie fungierten vor allem als unabhängige Kreditgeber der Quedlinburger Äbtissin und anderer lokaler Herrscher. Im Jahr 1514 mussten alle Juden Quedlinburg verlassen. Erst nach der Auflösung des Stiftes 1802 siedelten sich wieder Juden in Quedlinburg an. Von 1933 bis 1945 lebten weniger als 100 "Nichtarier" in Quedlinburg. Von diesen kamen mindestens 13 gewaltsam zu Tode, 14 gelang die Emigration und 34 überwiegend "Halbjuden" überlebten und starben eines natürlichen Todes. Die anderen Schicksale sind unbekannt. Eine jüdische Gemeinde gibt es seit der NS-Zeit nicht mehr in Quedlinburg.
Politik
Liste der (Ober-)Bürgermeister seit 1800
1800–1837 Donndorf, Johann August, Bürgermeister
1838–1848 Schiller, Wilhelm Ferdinand, Bürgermeister
Rathaus von Quedlinburg, links dahinter die MarktkircheSitzverteilung im Quedlinburger Stadtrat
Stadtrat
An der Spitze der Stadt stand seit dem 13. Jahrhundert der Rat mit zunächst zwölf, später drei Mal zwölf Ratsherren (jeweils abwechselnd zwölf pro Jahr). Den Vorsitz hatte ein Bürgermeisterpaar, bestehend aus einem Bürgermeister der Alt- und einem der Neustadt. Bis zum 19. Jahrhundert gab es also drei Altstädter und drei Neustädter Bürgermeister die sich abwechselten. Dann wurde das Amt auf eine Person beschränkt. Von 1890 bis 2000 trugen die Bürgermeister den Titel Oberbürgermeister.
Als Vertretung der Bürger gibt es eine Stadtvertretung, die in Quedlinburg die Bezeichnung Stadtrat trägt (in anderen Städten heißt dieses Gremium auch Gemeinderat oder Stadtverordnetenversammlung). Die Mitglieder der Bürgerschaft werden von den Bürgern der Stadt auf 5 Jahre gewählt. Die Mehrheitsverhältnisse in der Quedlinburger Bürgerschaft sind sehr unübersichtlich.
Zum Bürgermeister der Stadt wurde am 6. Mai 2001 mit 56,6 Prozent der Stimmen Dr. Eberhard Brecht (SPD) gewählt.
Seit der letzten Kommunalwahl am 13. Juni 2004 sitzen in dem 36köpfigen Stadtrat (in Klammern Wahlergebnisse 1999)[9]: CDU 8 Sitze 23,5 % (27,0 %), SPD 6 Sitze 17,7 % (19,9 %), PDS 7 Sitze 18,8 % (11,5 %), Quedlinburger freie Wählergemeinschaft 6 Sitze 19,1 %, FDP 5 Sitze 13,0 % (7,7 %), GRÜNE 2 Sitze 5,8 % (1,8 %) und die NPD 1 Sitz 2,8 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 34,7 % (51,3 %) und zählt damit zu den niedrigsten in der Bundesrepublik.
Das Wappen Quedlinburgs zeigt in Gold einen einköpfigen, nach rechts gewandten rotbewehrten schwarzen Adler mit einem aufgelegten goldkonturiertem rotem Brustschild. Dieser Brustschild zeigt eine silberne Burg mit einer schwarz gefugten Zinnenmauer und einem gezinnten Torturm mit offenem Rundbogenfenster im Spitzdach, geöffneten Torflügeln und emporgezogenem Fallgitter. Der Torturm ist von zwei spitzbedachten Zinnentürmen mit je einem offenen Rundbogenfenster flankiert. Im Tor sitzt ein nach rechts gewandter silberner Hund mit schwarzem Halsband. Mit dem Adler dokumentiert die Stadt seit 1460 den Anspruch auf Reichsfreiheit. Der im 16. Jh. zugegebene Brustschild soll mit dem Wachhund („Quedel“) wohl die Treue zur Stadt oder zur Stadtherrin in Erinnerung rufen.
Die Farben der Stadt sind schwarz-gelb.
Die Flagge der Stadt besteht aus den Farben der Stadt in Streifen mit einem aufgesetzten Stadtwappen.[10]
Städtepartnerschaften
Quedlinburg hat seit 1961 eine Städtepartnerschaft mit dem kleinen Ort Aulnoye-Aymeries in Westfrankreich und seit 1991 eine Städteunion mit den vier historisch bedeutsamen Städten Herford, in Nordrhein-Westfalen sowie Celle, Hann. Münden und Hameln in Niedersachsen. Gemeinsam mit diesen wurde ein sogenanntes Städteunionshaus (Hohe Straße 8) eingerichtet, in dem regelmäßig Treffen stattfinden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Welterbe
Im Jahr 1994 wurde die gesamte Quedlinburger Altstadt auf Antrag Deutschlands zum UNESCO-Welterbe erklärt. Seitdem gehören der Quedlinburger Königshofbereich mit dem Schloßberg, der Stiftkirche St. Servatii, der St.-Wiperti-Kirche, und der St. Marienkirche und dem Münzenberg sowie die gesamte Altstadt innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer zum Weltkulturerbe. Das Ensemble erfüllt die Ansprüche gemäß des Kriteriums IV. der UNESCO. Es ist ein herausragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden oder architektonischen Ensembles oder einer Landschaft, die bedeutsame Abschnitte in der menschlichen Geschichte darstellen (IV).[11]
Museen, Galerien und Archive
Eingang zum Schlossmuseum
Städtische Museen Quedlinburg
Die neu konzipierte Ausstellung des Schlossmuseums zeigt die Entwicklung des Burgberges mit dem Damenstift und Facetten der Stadtgeschichte. Herausragende Exponate sind der bronzezeitliche Hortfund vom Lehof, die Goldscheibenfibel aus Groß Orden (wüst), der sogenannte „Raubgrafenkasten“ und eine mittelalterliche Balliste. Die Leere der Repräsentationsräume seit einem Ausverkauf Anfang des 19. Jahrhunderts stellte schon Fontane in seinem Roman Cécile (1887) ironisch dar. Seit 2002 wird im sogenannten Ottonenkeller eine Ausstellung zur ottonischen Zeit und zum Nationalsozialismus präsentiert.
Im 1570 erbauten Klopstockhaus wurde 1724 der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock geboren. Klopstock wurde durch sein Wirken zu einem Begründer der klassischen deutschen Literatur und war weit über die Grenzen Deutschlands berühmt. An das Museum angeschlossen sind eine Bibliothek und ein Archiv.
Fachwerkmuseum „Ständerbau“ im Word
Das FachwerkmuseumStänderbau zählte lange zu den ältesten deutschen Fachwerkhäusern. Neuere Untersuchungen ergaben eine Datierung von 1346/47 (d).[12] Allein in Quedlinburg gibt es noch mindestens sechs Zimmermannsgefüge, die älter sind. Als alleinstehendes Gebäude ist es in Quedlinburg aber eines der ältesten und zur Verdeutlichung des Ständerbauprinzip das Markanteste. Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Fachwerkbaus vom 14. bis zum 20. Jahrhundert und die einzelnen Stile des Quedlinburger Fachwerkbaus anhand von Modellen.
Andere Museen und Galerien
Die 1986 eröffnete Lyonel-Feininger-Galerie zeigt Werken des New Yorker Bauhaus-Künstlers Lyonel Feininger (1871-1956), die vom Quedlinburger Hermann Klumpp, einem Mitschüler des Bauhauses, vor der Vernichtung durch die Nationalsozialisten bewahrt worden waren. Die Sammlung ist eine der umfangreichsten geschlossenen Bestände von Grafiken, Radierungen, Lithographien und Holzschnitten des Künstlers und dokumentiert seine Schaffensperioden von 1906 bis 1937.
Daneben befinden sich drei weitere Galerien in der Stadt: Galerie Weißer Engel, Galerie im Kunsthoken und die Galerie im kleinen Kunsthaus.
Im Mitteldeutschen Modellbahn- und Spielwarenmuseum finden sich auf 500 m² Ausstellungsfläche über 3000 Ausstellungsobjekte zu den Themen historisches Spielzeug aus der Zeit um 1900 und eine historische Modelleisenbahnsammlung. Neben den Spuren I, 0, S und H0, vor allem von Märklin werden auch ausländische Modelleisenbahnen gezeigt. [13]
Das Museum für Glasmalerei und Kunsthandwerk, untergebracht im frisch restaurierten Wordspeicher, einem Speichergebäude des 17. Jahrhunderts, bietet eine Ausstellung zur Bedeutung und Geschichte der Quedlinburger Glasmalerei. Daneben sind eine Schauwerkstatt und ein interaktiver Erlebnisraum zu besichtigen.[14]
Die Stiftskirche St. Servatii trohnt weithin sichtbar auf dem Schlossberg über der Stadt. Der jetzige, vierte, Kirchenbau an gleicher Stelle wurde im Jahr 1129 geweiht. Der romanische Kirchenraum ist durch den niedersächsischen Stützenwechsel und ein imposantes Innen und Außen verlaufendes Relieffries gekennzeichnet. Der Hohe Chor wurde unter der Äbtissin Jutta von Kranichfeld bis 1320 im gotischen Stil umgebaut. Bei der umfassenden Restaurierung unter Ferdinand von Quast 1863 bis 1882 erhielt die Kirche zwei romanische Türme mit stilwidrigen rheinischen Helmen. In der Zeit von 1936 bis 1945 war die Kirche durch die SS unter dem Reichsführer SS Heinrich Himmler besetzt und profaniert. In den beiden Schatzkammern ist der Quedlinburger Domschatz mit den aus Texas zurückgekehrten Teilen zu sehen. Gezeigt werden unter anderem das Servatiusreliquiar, das Katharinenreliquiar, Fragmente der Quedlinburger Itala, der mit Goldblech beschlagene Servatius- oder Äbtissinnenstab und der Knüpfteppich aus dem 12. Jahrhundert.
Wipertikrypta 10. Jh.
Die St.-Wiperti-Kirche wurde als (zweite) katholische Pfarrkirche 1959 neugeweiht. Reste des Altarraums reichen bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts zurück. In diesen Bau wurde in der Zeit um das Jahr 1020 die romanische Krypta eingefügt. 1146 wurde der gesamte Kanonikerkonvent (seit 961/4) in einen Prämonstartenserkonvent umgewandelt. Dieses Kloster überstand in vier Jahrhunderten mehrere Zerstörungen (1336, 1525), bevor es im Zuge der Reformation spätestens 1546 aufgehoben wurde. Die Kirche wurde als evanglische Pfarrkirche der Münzenberg- und Westendorfgemeinde genutzt. Mit der Auflösung des Damenstiftes 1802 wurde die Wipertikirche zunächst verpachtet, später verkauft und als Scheune genutzt. Von 1936 bis 1945 wurde sie ebenfalls als nationalsozialistische Weihestätte profaniert. In den Jahren 1954 bis 1958 wiederhergerichtet, wird sie seit 1959 in den Sommermonaten als katholische Pfarrkirche genutzt. 1995 wurde ein Förderverein gegründet, der die bauliche und historische Substanz betreut.
Die Stiftskirche und die Wipertikirche sind die Quedlinburger Stationen (Nr. 36) auf der südlichen Route der Straße der Romanik.
Die St.-Marienkirche auf dem Münzenberg wird nicht als Sakralraum genutzt, ist aber durch private Initiativen in den letzten Jahren wieder zugänglich gemacht worden. Die 1525 aufgegebene romanische Kirche ist 986 auf Intervention der Äbtissin Mathilde als Klosterkirche eines Benediktinerinnenklosters gegründet worden. 1017 wurde sie nach einem Brand in Gegenwart Heinrichs II. neu geweiht. Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg war das Kloster verlassen worden und seit den 1550er Jahren siedelten sich einfache Leute (Musikanten etc.) auf dem Münzenberg an. Diese zersiedelten das ehemalige Klostergelände mit vielen kleinen Häusern, sodass der Kirchenraum in 17 einzelne Gebäude aufgeteilt war. Ein Großteil der Kirche wurde wieder in der ursprünglichen Form zugänglich gemacht.
Die St.-Ägidii-Kirche im Norden der Altstadt ist ein spätgotische dreischiffige Kirche mit ihren wuchtigen, festungsartigen Türmen wurde erstmals 1179 erwähnt. Das evangelischen Kirchspiel nutzt sie aus denkmaltechnischen Gründen zur Zeit nur selten. Aus dem gleichen Grunde sind auch die Besuchsmöglichkiten eingeschränkt.
Die Marktkirche St. Benedikti mit der angeschlossenen Kalandskapelle ist auf romanischen Resten errichtet und wurde 1233 erstmals erwähnt. Sie wird vom evangelischen Kirchspiel als Pfarrkirche genutzt und ist für Gäste ganzjährig zu besichtigen. Der Bau ist eine Hallenkirche mit achteckigen Pfeilern, einem spätgotischen Chor aus dem 14. Jahrhundert und einem Taufstein aus dem Jahre 1648.
St. Nikolaikirche
Die St.-Nikolai-Kirche in der Neustadt wurde 1222 erstmals erwähnt und ist mit seinen 72 Meter hohen Türmen und seinem hohen dreischiffigen Bau ein imposantes Beispiel für einen frühgotischen Kirchenraum. Ob der romanische Vorgängerbau auf eingerammten „Ellernpfählen“ errichtet wurde, um in dem morastigen Untergrund Halt zu finden, konnten archäologische Untersuchungen bisher weder bestätigen noch widerlegen. Nach chronikalischen Nachrichten des 13. Jahrhunderts haben zwei Schäfer auf der sog. Pfannenwiese ihre Herden gehütet und dabei einen Schatz gefunden, den sie zum Bau der Kirche stifteten. Deshalb sind zwei Ecken des Turmes mit Figuren eines Schäfers und seines Hundes geschmückt. Die Hallenkirche besitzt verschiedenartig gegliederte Pfeiler, einen einschiffigen Chor und Doppeltürme.
Die St.-Blasii-Kirche in der Altstadt, von denen nur noch die gotischen Türme (mit Spolien eines romanischen Vorgängerbaus) stehen, während das Kirchenschiff aus dem Barock stammt, wurde wegen fehlender Nutzung durch eine eigene Kirchengemeinde der Stadt übergeben und wird heute vor allem als Konzert- und Ausstellungsraum genutzt. Sehr sehenswert sind die komplett erhaltenen hölzernen Bankeinbauten des 16./17. Jahrhunderts.
Die St. Mathildis-Kirche im Neuendorf wurde zwischen 1856 bis 1858 vom Kölner Dombaumeister Friedrich von Schmidt errichtet und 1858 von Bischof Konrad Martin von Paderborn konsekriert und Mathilde, der Ehefrau König Heinrich I. geweiht. Sie ist ein neugotischer einschiffiger Bau mit einem kleinen, z.Z. heruntergenommenen Türmchen. Sie ist die Pfarrkirche der katholischen Gemeinde.
In der Süderstadt wurde 1906 die St.-Johannis-Kirche errichtet, die sich auf dem Gebiet des ehemaligen Hosptails mit der alten St.-Johannes-Kapelle befindet. Die bereits im 13. Jahrhundert erwähnte St.-Johannis-Kapelle ist in den Jakobsweg eingebunden. Sie war einst die Kirche eines weit vor der Stadt Quedlinburg gelegenen Hospitals.
Historische Bauwerke und Plätze
Kopfsteinpflaster Hohe Straße
Der Quedlinburger Fachwerkbau
Der größte Teil des Hausbestandes im historischen Stadtkern von Quedlinburg sind Fachwerkhäuser. Diese wurden hier aufgrund ihrer Formen in fünf große Bereiche unterteilt:[15]
Danach wurden mindestens 11 (1 Prozent) Fachwerkhäuser vor 1530 errichtet, weitere 70 (5 Prozent) zwischen 1531 und 1620, mehr als 439 (33 Prozent) zwischen 1621 und 1700, mehr als 552 (42 Prozent) zwischen 1700 und 1800 und 255 (19 Prozent) die im 19. und 20. Jahrhundert. Insgesamt sind das mehr als 1327 Fachwerkhäuser in Quedlinburg. Im Vergleich haben sich in Wernigerode 624, in Stolberg 354 und in Osterwieck 353 Fachwerkbauten erhalten.
In den vergangenen Jahren konnte die Bauforschung mit Hilfe von Dendrochronologie über 20 bisher unbekannte Häuser und Dachstühle aus der Zeit zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert identifizieren.
Von 1989 bis 2005 gelang durch verschiedene Förderprogramme die Sanierung von etwa 650 der insgesamt 1.200 denkmalgeschützten Quedlinburger Fachwerkhäuser. Die Sanierung der verbliebenen etwa 550 Fachwerkhäuser bleibt für die Stadt eine bedeutende Aufgabe der kommenden Jahre. Besonders um die Förderung verdient gemacht, hat sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
Die „Börse“ im Steinweg
Einzeldenkmale
Das Denkmalverzeichnis der Stadt Quedlinburg führt über 1.200 Einzeldenkmale auf. Bei den folgenden besonders markanten Bauwerken handelt es sich infolgedessen nur um eine geringe Auswahl:
Gildehaus „Zur Rose“, Breite Straße 38 (farbenreiches Fachwerkhaus von 1612)
Sog. „Börse“, Steinweg 23 (repräsentatives Fachwerkhaus von 1683)
Ehemaliger Gast- und Kaufmannshof „Weißer Engel“, Lange Gasse 33, Eckfachwerkbau von 1623 im Fachwerkoberstock einzigartige Decke mit 11 Stuckreliefs (Szenen aus dem Alten Testament)
Steinerner Rathausbau (13./14. Jahrhundert) mit der Statue des Roland
Hagensches Freihaus, Bockstraße 6/Klink 11 (Steinbau von 1597)
ambitionierter Jugendstilbau von 1903 an Stelle des Heiliggeist-Hospitals vom Architekten Max Schneck
Mittelalterliche Wehrbauten
Der Ring der mittelalterlichen Stadtmauer mit seinen Stadttürmen ist in weiten Teilen noch zu sehen. Von den mittelalterlichen Stadtoren, dem Hohen Tor, dem Gröpern-Tor, dem Öringer-Tor und dem Pölken-Tor, hat sich dagegen keines erhalten. Der größte und unheimlichste Turm ist zweifelsohne der Schreckensturm mit Folterkammer und Verließ. Er ist ganzjährig zu besichtigen und in zwei modernen Hotelzimmern auch zu bewohnen. Der, durch sein grünes Dach, leicht erkennbare Lindenbeinsche Turm ist mit einer Galerie versehen und für Besucher geöffnet. Zwei Türme sind heute zu Wohnungen ausgebaut, der Schweinehirtenturm (nicht zu besichtigen) und der Kaiserturm, der mit ein bisschen Glück zu besichtigen ist. Einige Türme sind in Privathand, andere in so schlechtem Bauzustand, dass sie nicht besichtigt werden können. Dazu zählen unter anderem der Gänsehirtenturm, der Turm opp'n Tittenplan (Kuhhirtenturm), der Kruschitzkyturm, der Pulverturm, der Mertensturm und der Spiegelsturm.
Bicklingswarte südlich von Quedlinburg
Von den im Felde um die Stadt befindlichen ehemals elf Wachtürmen, die entlang des Landgrabens oder der Landwehr an wichtigen strategischen Positionen erbaut waren, haben sich immerhin sechs, hier so genannte, Feldwarten erhalten. Es sind dies die Bicklingswarte, die Lethwarte, die Altenburgwarte, die Gaterslebener Warte, die Steinholz-Warte und die Sewecken-Warte. Weitgehend durch Steinraub verschwunden sind die Warte auf dem Lehof, die Aholz-Warte, die Heidberg-Warte, die Anamberger Warte und die Sülten-Warte. Sie waren umgeben von einem befestigten Hof, der den auf den Feldern arbeitenden Bauern und Hirten als Fliehburg diente. Die Warttürme wurden auf Bergen an der Gemarkungsgrenze als Frühwarnsystem errichtet und meldeten Gefahren mittels Rauch- und Feuerzeichen an die Stadt Quedlinburg.
Der größte Park ist der Brühl, ein altes Waldstück, dass bereits um 1179 als broil genannt und das im 16./17. Jahrhundert planmäßig angelegt wurde. Zwischen Brühl und Schlossberg wurde 2006 der Historische Abteigarten wieder neu gestaltet und mit einem Demeter-Garten versehen. Als weiterer Park steht der Worgarten im unmittelbaren Stadtbereich Spaziergängern offen. In der Süderstadt wurde der ehemalige Johannisfriedhof im 19. Jahrhundert zum Park umgestaltet (Johannishain). Als Ausflugsziele in der Nähe sind die Altenburg, der Lehof, der Eselstall und die Hamwarte zu nennen. Die dort im 19. Jahrhundert befindlichen Ausflugslokale sind allerdings fast vollständig verschwunden.
Theater und Musik
Das Nordharzer Städtebundtheater ist mit je zwei Spielstätten in Halberstadt und Städtische Bühnen Quedlinburg sowie Sommerbespielung im Bergtheater Thale aktiv. Weitere Theaterbesuche sind in der Waldbühne Altenbrak, der Seebühne Magdeburg und der Schlossbühne Wolfenbüttel möglich.
Der 1981 von Kirchenmusikdirektor Gottfried Biller gegründete Quedlinburger Musiksommer bietet in den Sommermonaten wöchentlich ein Konzert innerhalb einer thematischen Konzertreihe in der Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg an.
Von den verschiedenen Chören seien genannt, der Fritz-Prieß-Chor, der Quedlinburger Oratorienchor und der Ökumenische Jugendchor.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Festival Kaiserfrühling 2002
Mittlerweile weist Quedlinburg ein zunehmend besuchtes Veranstaltungsprogramm auf. Als größtes Ereignis kristallisiert sich in den letzten Jahren der Advent in den Höfen heraus, bei dem 2006 an jedem Wochenende über 50.000 Besucher in die Stadt kamen. Traditionell am zweiten und dritten Adventswochenende laden bis zu 24 Höfe zum Geschenke kaufen, Essen, Glühweintrinken und Verweilen auf ihren sonst größtenteils geschlossenen Höfen ein.
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt im Frühjahr mit dem sogenannten Kaiserfrühling zu Ostern und Pfingsten, einem mittelalterlichen Spektakel in der historischen Altstadt. Mitte Mai folgt die deutschlandweit verbreitete Lange Nacht der Museen. Das nächste Ereigniss ist das Programm Zauber der Bäume, eine Kunst- und Musikinstallationen im Brühlpark, die am ersten Samstag des Monats Juli stattfindet. Über den Sommer verteilt, von Juni bis September finden die verschiedenen Aufführungen des Quedlinburger Musiksommers statt. Am zweiten Wochenende im September wird der Tag des offenen Denkmals für Deutschland in Quedlinburg eröffnet. In der Stadt sind über 70 Quedlinburger Denkmäler für Besucher kostenlos geöffnet, die sonst meist verschlossen sind. Im Rahmen dieses Stadtfestes wird eine Quedlinburger Blumenmesse am Mathildenbrunnen in der Neustadt veranstaltet.
Daneben laden alle drei Monate die Quedlinburger Dixieland- und Swingtage ein, von einem Konzertort zu nächsten zu fahren und die Musik zu geniessen, weiterhin findet monatlich eine sog. Milonga, ein Tanzabend mit argentinischem Tango statt, der dankenswerter Weise von BraunschweigerMilongueras ausgerichtet wird.
Kulinarische Spezialitäten
Von den über 400 Quedlinburger Brauereien des 17. Jahrhunderts hat sich nur eine erhalten. Auch die Produktion des Quedlinburger Broihan, einem Bier, das bis nach Braunschweig und Leipzig exportiert wurde, ist lange eingestellt. An wirklich lokal produzierten Spezialitäten sind lediglich einige Imkererzeugnisse, wie reiner Raps-Honig, zu nennen.
Infrastruktur
Quedlinburg: Übersicht Infrastruktur
Straßenanbindung
Die Stadt liegt am Knotenpunkt der Bundesstraßen 79 und der 6 bzw. der neugebauten vierspurigen Bundesstraße B 6n. Der nördliche Anschluss (Quedlinburg-Nord) zur B 6n liegt über der mittelalterlichen Siedlung Marsleben (wüst), einem Dorf, das zwischen 800 und 1400 bewohnt war. Zur Autobahn A 14 fährt man 40 km in östlicher, zur A 395 44 km in westlicher, zur A 2 50 km in nördlicher und zur A 7 75 km in westlicher Richtung.
Bahn und ÖPNV
Quedlinburg ist seit 1863 Durchgangsbahnhof des Nordharzer Eisenbahnnetzes an der Verbindung über Halberstadt in Richtung Magdeburg und auf der Gegenrichtung bis zum Harzrand bei Thale. Der frühere Verkehr über die Nebenstrecke Quarmbeck, Gernrode und Ballenstedt nach Ermsleben, der ältesten regelspurigen Nebenbahn des Harzes, dem sogenannten Balkan wurde Ende 2004 eingestellt. Diese Stichstrecke Frose-Ballenstadt war 1868 von den Magdeburg-Halberstädter Eisenbahnen (MHE) auf Drängen des Herzogs von Anhalt errichtet worden, der sein Schloss in Ballenstedt erreichen wollte.
Nachdem die Deutsch Bahn AG den normalspurigen Streckenabschnitt nach Gernrode stillgelegt hatte, wurde am 18. April 2005 mit den Arbeiten zur Verlängerung der Selketalbahn von Gernrode nach Quedlinburg begonnen. Dafür wurde zunächst der Endbahnhof Gernrode zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut. Die Selketalbahn der Harzer Schmalspurbahnen wurde bis Ende Dezember 2005 um 8,5 km von Gernrode (Harz) nach Quedlinburg verlängert. Die bestehende Normalspurstrecke - auf der Trasse der im Januar 2004 eingestellten Nebenbahn Quedlinburg-Frose - wurde dazu auf Meterspur umgespurt. Am 4. März 2006 fuhr der erste Schmalspurzug der Harzer Schmalspurbahnen in den Bahnhof Quedlinburg ein, und seit dem 26. Juni 2006 gibt es einen planmäßigen Zugbetrieb der Harzer Schmalspurbahnen bis Quedlinburg mit mindestens zwei Dampfzugpaaren am Tag.
Der Busverkehr wird von der Q-Bus Nahverkehrsgesellschaft mbH Ballenstedt mit 110 Beschäftigten und 55 Bussen für den gesamten Landkreis Quedlinburg betrieben.
Flugverkehr
In den 1920er Jahren wurde im zwei Kilometer südlich gelegenen Quarmbeck ein Regionalflughafen eröffnet, der in den 1930er Jahren zum Flugübungsplatz ausgebaut wurde. Während der DDR-Zeit war dort ein russischer Truppenstützpunkt untergebracht. Der Flugbetrieb ist heute eingestellt.
Südwestlich in vier km Entfernung befindet sich der Verkehrslandeplatz Ballenstedt-Quedlinburg, der über eine 800 m lange Asphaltbahn verfügt und zum Nachtflugbetrieb zugelassen ist. Als kleiner Sonderlandeplatz (für Flugzeuge bis 5700 kg zugelassen) befindet sich 3 km nördlich von Aschersleben der Flugplatz Aschersleben. Etwa 22 km nordöstlich von Quedlinburg befindet sich der seit 1. September 2006 wieder aktivierte Flughafen Magdeburg-Cochstedt.
Die ersten Nachweise einer Lateinschule der Benediktikirche und der Nikolaikirche reichen bis 1303 zurück. Seit den 1530er Jahren sind die Rektoren bekannt. Die Lateinschule der Altstadt führte seit 1623 den Namen Gymnasium illustre und seit 1776 die Bezeichnung Fürstliches Gymnasium. Neben den Lateinschulen gab es auch sogenannte deutsche Schulen, die Elemantarkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelten. Bis 1787 gab es acht solcher Schulen. Auch eine Mädchenschule wird bereits 1539 genannt.[16]
Im 19. Jahrhundert wurden verschiedene Privatschulen, wie die Katholische Privatschule, höhere Mädchenschulen[17] oder eine jüdische Privatschule gegründet. Neben dem obengenannten altsprachlichen Gymnasium und einer Oberrealschule entwickelte sich auch ein neusprachliches Lyceum.
Zu DDR-Zeiten wurden alle Schulen zu zehn sogenannten Polytechnischen Oberschulen vereinheitlicht, die in zehn Klassen eine allgemeine, dem realschulniveau entsprechende Bildung vermittelten. Das Abitur wurde in zwei weiteren Jahren auf der Erweiterten Oberschule (EOS) erworben, sofern verschiedene gesellschaftlich relevante Bedingungen (dreijähriger Wehrdienst bei Jungen etc.) erfüllt wurden. Die Polytechnischen Oberschulen waren nach verschiedenen Klassenkämpfern, wie Martin Schwantes oder Erich Weinert benannt.
Grundausbildung
Derzeit gibt es in Quedlinburg vier Grundschulen, zwei Sekundarschulen (Bosse- und Bansischule) und ein Gymnasium, weiterhin eine berufsbildende Schule und die Kreismusikschule.
Das GutsMuths-Gymnasium besteht aus zwei Gebäuden: dem 1906-09 gebauten denkmalgeschützten Hauptgebäude im Konvent und dem Erxleben-Haus in der Süderstadt, welches von 1991 bis 1998 als Süderstadt-Gymnasium und bis 2004 als Dorothea-Erxleben-Gymnasium bezeichnet wurde. Beide Schulen fusionierten im Jahre 2004. In der Süderstadt sind die Klassen 5 bis 9 und im Konvent die Oberstufenklassen 10 bis 12 untergebracht. Schulleiter ist Oberstudiendirektor Joachim Friedrich. Die Schule zeichnet sich durch ein breit gefächertes Angebot von Freizeitangeboten aus, darunter Projekte wie Das Lernen lernen, Blockunterricht, Musik am Computer (Medien) und moderne Technik. Seit 2006 ist das Gymnasium eine Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage.
Die Kleersgrundschule ist im Rahmen der Errichtung des Neubaugebietes Kleers in den 1980er Jahren entstanden und führt seit 1991 ihren Namen. Seit 2004 ist sie eine integrative Schule mit Kooperationsklassen, integrativen Klassen und einer umfangreiche Nachmittagsbetreuung. Die Schule siegte bei Landeswettbewerben in den Bereichen Schülerzeitung (2005) sowie Schülertheater (2003/04 und 2005).
Die Kreismusikschule Johann Heinrich Rolle ist im Jahr 1952 aus dem seit 1945 bestehenden Landeskonservatorium hervorgegangen. Die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen ist ihr Hauptziel. Dafür werden in Quedlinburg und an den Außenstellen Thale, Ballenstedt und Harzgerode ungefähr 560 Schüler in 30 Fächern instrumental und vokal unterrichtet. Die Kreismusikschule Quedlinburg ist Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM). [18]
Weiterführende Bildungsmöglichkeiten
Weiterführende Bildung ermöglichen die Volkshochschule, die Landesfachschule für Gartenbau, das Deutsche Fachwerkzentrum und eine Reihe von Bildungswerken, wie das Regionale Kompetenzzentrum Harz das Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft e.V., das Bildungszentrum für das Hotel- und Gaststättengewerbe Ostharz gGmbH, das Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. und die Kreishandwerkerschaft Harzland-Staßfurt. Die Berufsbildende Schule führt seit 2007 den Namen des Quedlinburger Firmengründers und Saatzüchters Johann Peter Christian Heinrich Mette (1735-1806). Die amerikanische Texas Tech University bietet in Quedlinburg (Deutsch-)Kurse für ihre Studenten an.
Die Landesfachschule für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau - Fachbereich Gartenbau des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt befindet sich in Quedlinburg. Sie bietet ein- und zweijährige Fachschulausbildungen in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau und Hauswirtschaft sowie Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung in den beiden genannten Bereichen an.
Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg wurde am 29. November 2002 als Trägerverein der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Quedlinburg unter Mithilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gegründet. Das Zentrums soll ökologische Sanierungen und Bauforschungen betreuen und Jugendlichen ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege in einer Jugendbauhütte ermöglichen.
Freizeit- und Sportanlagen
In der Stadt gibt es ein 1903 eröffnetes Hallenbad und eine 2004 eröffnete moderne Dreifelderhalle. Für den Schulsport stehen eine Reihe von Sporthallen zur Verfügung, die zum Teil schon älter sind, so wurde die Kleersturnhalle 1910 erbaut. Die größten öffentlichen Sportplätze befinden sich am Moorberg südlich der Stadt und an der Lindenstraße, nordöstlich der Stadt. Die Judo-Halle auf dem Gelände der Polizei ist teilweise für den Breitensport zugänglich.
Gesundheitswesen
Das Klinikum Dorothea Christiane Erxleben Quedlinburg befindet sich am östlichen Rand von Quedlinburg. Das 1907 eingeweihte Krankenhaus wurde in den 1990er Jahren zum Akademischen Lehrkrankenhaus mit Schwerpunktversorgungsauftrag des Universitätsklinikums der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ausgebaut. Der Standard der zwölf stationären Fachbereiche und dreier tagesklinischer Einrichtungen zählt zu den höchsten in Sachsen-Anhalt. Auf 481 stationären und 50 teilstationären Betten sowie in einer Tagesklinik für ambulantes Operieren werden jährlich ca. 20.000 stationäre und noch einmal 20.000 ambulante Patienten betreut.
Friedhöfe
Größter kommunaler Friedhof ist der 1906 eingerichtete Städtische Zentralfriedhof am Badeborner Weg. Er befindet sich im Südosten der Stadt und sein Wegenetz ist sternförmig auf die Kapelle ausgerichtet. Während des 1. Weltkrieges wurden hier über 700 verstorbene kriegsgefangene Soldaten und ein großteil der gefallenen Quedlinburger begraben. Das gleiche geschah im 2. Weltkrieg mit einer unbekannten Zahl Kriegegfangener und Quedlinburger. In dieser Zeit wurde das Krematorium (gebaut 1928) aber auch zur Verbrennung von Opfern des KZ Langenstein-Zwieberge benutzt.
Die historischen kirchlichen Friedhöfe befanden sich jeweils im unmittelbaren Umfeld der Kirchen. Sie lagen innerhalb der Stadtmauern an folgenden Stellen: St. Aegidiifriedhof nordöstlich der Kirche, ist bis auf einzelne späte Grabsteine fast vollständig verschwunden; der St. Benedikti-Kirchhof liegt unter der neuzeitlichen Pflasterung und wird z.T. als Parkplatz genutzt (ein Mausoleum ist erhalten); der St. Nikolai-Kirchhof ist heute eine Grünanlage; ein weiterer Friedhof der St. Nikolaigemeinde lag zwischen der östlichen Bebauung (im nördlichen Teil) der Ballstraße und der Stadtmauer (diese Grünanlage ist als privates Gartengelände erhalten). Alle innerhalb der Stadtmauern gelegenen Friedhöfe wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelassen. Die Gemeinden legten in der Folge neue Friedhöfe vor den Toren der Stadt an: den Friedhof der Marktkirchgemeinde in der Weststraße (seit 1843, Kapelle 1915), den Friedhof der Blasiikirchgemeinde an der Zwergkuhle (neuerrichtet 1841-43), den Friedhof der Aegidiigemeinde am Ziegelhohlweg (Mitte 19. Jh.) und den Friedhof der Katholischen Gemeinde Weststraße (seit 1868) und den Wiperti- und Servatiikirchhof links und rechts der Wipertistraße (Kapelle 1934/5). An dieser Stelle befindet sich auch eine Quedlinburger Besonderheit: die in den Felsen des Kapellenberges eingehauene dreistöckige terassenförmige Gruftanlage mit jeweils über zwanzig Grüften auf jeder Etage und Seite des Berges.
Historisches Wirtschaftszentrum, die "Börse" im Steinweg
Ortsansässige Unternehmen
Zu Zeiten der Industrialisierung wuchs auch in Quedlinburg die wirtschaftlicher Kraft. Im Süden der Stadt siedelten sich zahlreiche Betriebe, Unternehmen und Firmen an, die besonders in den Bereichen Metallverarbeitung oder landwirtschaftliche Samenzucht zu Hause waren. Der Zuwachs der Beschäftigten in dieser Zeit kam in dem neu gebauten Wohngebiet der Süderstadt unter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle diese Werke zwangsenteignet und in staatliche Formen wie Volkseigener Betrieb oder Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft überführt. Größter Arbeitgeber wurde das Werk Mertik, der Nachfolgebetrieb von „Hartmann & Söhne“, in dem zwischenzeitlich mehr als 7.000 Menschen beschäftigt waren. Viele dieser Betriebe, deren Wirtschaft fast ausschließlich auf den sozialistischen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe ausgerichtet war, gingen nach der Wiedervereinigung 1990 in Konkurs. Die leeren Betriebs- und Lagerhallen stehen zum Teil bis heute.
Eines der wenigen Unternehmen, das die Marktanpassung geschafft hat, ist die Walzengießerei & Hartgusswerk Quedlinburg GmbH, die 1865 gegründet wurde und eine der wenigen in Sachsen-Anhalt ist.
Die Nachfolgeeinrichtungen der 1945 enteigneten Saatzuchtbetriebe, wurde nach 1990 zu Teilinstituten der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ), einer dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zugeordneten Forschungseinrichtung umgewandelt. Von den neun Teilinstituten der BAZ befinden sich fünf in Quedlinburg. Es sind dies, das Institut für gartenbauliche Kulturen, das Institut für Epidemiologie und Resistenzressourcen, das Institut für Resistenzforschung und Pathogendiagnostik, das Institut für Pflanzenanalytik und das Forschungs- und Koordinierungszentrum für pflanzengenetische Ressourcen.
Wirtschaftsbereiche
Die Wirtschaftsbereiche unterteilen sich in: 2 Prozent im 1. Sektor (Landwirtschaft), 19,29 Prozent im 2. Sektor (Industrie) und 78,71 Prozent im 3. Sektor (Dienstleistung). Die Landwirtschaft ist spezialisiert auf Saatzucht, die Industrie auf Baugewerbe mit Spezialleistungen für Restaurierung und Sanierung, Bauelementefertigung, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung und Pharmazie, der Dienstleistungssektor vornehmlich auf Tourismus.
Tourismus
Dächer der Altstadt, vom Burgberg aus gesehen
Der Tourismus stellt für Quedlinburg eine der wichtigsten wirtschaftlichen Größen dar und so zählt die Schaffung einer modernen touristischen Infrastruktur zu den Hauptvorhaben. An Übernachtungskapazitäten in Quedlinburg stehen den auswärtigen Gästen zur Zeit 20 Pensionen, 18 Hotels und eine Jugendherberge zur Verfügung. Das Übernachtungsgeschäft ist stark saisonabhängig, mit Spitzenwerten um Ostern, von Mai bis Anfang Juli, von September bis Oktober und zum Advent/Jahreswechsel. Größte Schwächezeit ist von Januar bis März. In den Spitzenzeiten sind die Kapazitäten in Quedlinburg und meist im ganzen Vorharz sehr stark ausgelastet. Die meisten Hotels wurden in den letzten zehn Jahren neu gebaut oder vollständig saniert.
Der Reiseführer „1000 places to see before you die“ nennt Quedlinburg: „Ein Märchen aus Fachwerk“, der Reiseführer Lonely Planet spricht von einem „ungeschliffenen Juwel“ und die Stadt selbst hat sich 2006 den Leitspruch „Quedlinburg - Wiege Deutschlands“ gegeben (bis 2006 „Neugierig auf...?“).
Vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, als Quedlinburg die Osterpfalz der ostfränkisch/deutschen Herrscherhäuser war, hielten sich die Mitglieder der Herrscherfamilien zeitweise in Quedlinburg auf. Die Tradition der Könige und Kaiser das Osterfest in Quedlinburg zu feiern erlosch erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Insgesamt sind 69 urkundlich nachweisbare Aufenthalte eines Königs oder Kaisers gezählt worden.[19]
Mit Quedlinburg verbunden
Zu den bekannten Persönlichkeiten, die in Quedlinburg geboren sind, zählt unter anderem Dorothea Erxleben (* 1715), die als erste deutsche Frau zur Ärztin promoviert wurde. Friedrich Gottlieb Klopstock (* 1724), der Begründer der Erlebnisdichtung und des deutschen Irrationalismus stammt aus Quedlinburg und auch der Begründer der wissenschaftlichen Erdkunde, Carl Ritter wurde 1779 ebenfalls in Quedlinburg geboren. Aus neuerer Zeit zählen der Dichter und Maler Fritz Graßhoff (1913-1997), die ehemalige Präsidentin des Bundesrechnungshofes (1993-2001) Hedda von Wedel (* 1942) und der Regisseur Leander Haußmann (* 1959, u. a. Sonnenallee, Herr Lehmann, NVA) zu den Töchtern und Söhnen der Stadt.
Zahlreiche Persönlichkeiten wurden zu Ehrenbürgern der Stadt Quedlinburg ernannt, auch orientiert am politischen Geschehen. So wurden in der Zeit des nationalsozialistischen Aufstiegs am 20. April 1933 Adolf Hitler (1889–1945) und am 1. Juni 1937 Heinrich Himmler (1900–1945) zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt. Beiden wurde die Ehre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder aberkannt.
Die Stadt Quedlinburg hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Auflistung erfolgt in der Reihenfolge der Verleihung:
vor 1879: Karl Friedrich Ludwig Weyhe (1789-1879), Landrat des Kreises Aschersleben und Geheimer Regierungsrat
Die Mitteldeutsche Zeitung ist mit einer Lokalredaktion in Quedlinburg vertreten. Weiterhin die lokal erscheinenden Blätter SuperSonntag, Wochenspiegel und Quedlinburger Kreisblatt.
Regionalprogramm des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist der im Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt in Magdeburg produzierte Mitteldeutschen Rundfunks (MDR).
Der Sender des Regionalfernsehens Harz (RFH) kann über das örtliche Kabelnetz im Harzkreis empfangen werden. Aufgrund der malerischen Bausubstanz bietet sich Quedlinburg als Hintergrund für verschiedene Film- und Fernsehprojekte an. Die folgende Liste zeigt einen kleinen Ausschnitt von in Quedlinburg gedrehten Filmen:
1938: Spiel im Sommerwind, Regie: Roger von Norman
1954: Pole Poppenspäler, DDR, Regie: Arthur Pohl, Uraufführung: 25. Dezember 1954, Berlin/Ost; 16. März 1956, BRD (Titel: „Dorf in der Heimat“)
Christian Amling: Quitilinga History Land. Quedlinburg 2005.
Sonstiges
Das Hochseeschiff ("Typ XD") MS „Quedlinburg“ war im August 1967 auf der Warnow-Werft in Rostock vom Stapel gelaufen und fuhr bis Februar 1991 für general cargo und container.[20]
Am 4. Mai 2004 wurde im Hauptbahnhof Magdeburg der ICE Nr. 242 (Baureihe 402/ICE 2) auf den Namen „Quedlinburg“ getauft. [21]
Literatur- und Kartenverzeichnis
Literatur
Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg, 1 u. 2, Berlin 1922 u. 1923.
Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 7.1.: Landkreis Quedlinburg Stadt Quedlinburg, erarbeitet von Falko Grubitzsch et al., Halle/Saale, 1998, ISBN 3-910147-67-4
Angela Pfotenhauer, Elmar Lixenfeld: Quedlinburg. Welterbe, Monumente-Edition, Monumente-Publikation der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2004, ISBN 3-936942-45-5 oder ISBN 3-936942-46-3
Johann Heinrich Fritsch: Geschichte des vormaligen Reichsstifts und der Stadt Quedlinburg, Quedlinburg, 1828 (Band 1 und 2).
Selmar Kleemann: Kulturgeschichtliche Bilder aus Quedlinburgs Vergangenheit, Quedlinburg, 1922.
Hermann Lorenz: Werdegang von Stadt und Stift Quedlinburg, Quedlinburg, 1922.
Harald Meller (Hrsg.): Archäologie XXL. Archäologie an der B 6n im Landkreis Quedlinburg. Halle/Saale 2006. (= Archäologie in Sachsen-Anhalt Sonderband 4) ISBN 3-910010-99-7
Klaus Militzer, Peter Przybilla: Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Göttingen 1980. ISBN 3-525-35380-4
Hans-Hartmut Schauer: Das städtebauliche Denkmal Quedlinburg und seine Fachwerkbauten. Berlin 1990, ISBN 3-345-00233-7
Hans-Hartmut Schauer: Quedlinburg Fachwerkstadt Weltkulturerbe. Berlin, 1999, ISBN 3-345-00676-6
Karten
Ulrich Reuling/Daniel Stracke: Deutscher Historischer Städteatlas (DHStA) Nr. 1 Quedlinburg. Hrsg. von Wilfried Ehbrecht/Peter Johanek/Jürgen Lafrenz. Kartographie von Thomas Kaling/Dieter Overhageböck. Münster (Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte – Münster) 2006, ISBN 3-870-23272-2
Topographische Karten des Landesamt für Landesvermessung und Datenverarbeitung Sachsen-Anhalt, TK 25 Blätter 4132 (Halberstadt), 4232 (Quedlinburg), 4133 (Wegeleben) und 4233 (Ballenstedt), 2. Aufl. 1997; TK 50 Blätter L 4332 (Quedlinburg) und 4132 (Halberstadt), 2. Aufl. 1998.
Geologische Karte der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Lieferung 240 Blatt 2307 (Halbertstadt) Berlin 1928 und Blatt 2381 (Quedlinburg) Berlin 1927.
↑Vgl. Hanfried Schmidt: Das Frühneolithikum. In: Harald Meller (Hrsg.): Archäologie XXL. Archäologie an der B 6n im Landkreis Quedlinburg. Halle/Saale 2006, S. 65-69.
↑Vgl. Manfred Mehl: Die Münzen des Stiftes Quedlinburg. Hamburg 2006, S. 42-49.
↑Vgl. Hans-Dieter Nover: In den Städten wird demonstriert: Quedlinburg. In: Wahl, Stefanie (Hrsg.): Die Ereignisse um den 17. Juni 1953 im Bezirk Halle. Schlaglichter. Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Sachsen-Anhalt. 2. Aufl. 2003.
↑Vgl. Holm Petri: Das Wunder der Kerzen: Von der gewaltlosen Revolution bis zur Einheit 1989/90 Quedlinburg. Quedlinburg: Ed. Atos 1999, S. 2.
↑Einwohnerzahl jeweils zum 31. Dezember, außer zum 10. Oktober 1990 und zum 30. Juni 2006
↑Vgl. Frank Högg: Gefügeforschung in Quedlinburg: Fachwerkhäuser des 13. und 14. Jahrhunderts. In: Historische Bauforschung in Sachsen-Anhalt (2007), S. 251-280, hier S. 279.
↑Vgl. zur Restaurierung des Gebäudes und Einrichtung der Ausstellung: P. Stechert, R. Pagel: Wordspeicher Quedlinburg. Weimar 2000.
↑Hans-Hartmut Schauer: Quedlinburg Fachwerkstadt Weltkulturerbe. Berlin 1999, S. 49.
↑Selmar Kleemann: Kulturgeschichtliche Bilder aus Quedlinburgs Vergangenheit. Quedlinburg 1922, S. 269-275.
↑Hans Löhr: Geschichte der Städtischen Höheren Mädchenschule zu Quedlinburg: Ein Beitrag zur Geschichte Quedlinburgs und zur Entwicklung des höheren Mädchenschulwesens. [Quedlinburg] 1899.