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Hatschepsut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Namen von Hatschepsut
Horusname
G5
wsrsX1
D28
D28
D28
Useret-kau
(wsr.t k3.w)
Reich an Ka-Kräften
Nebtiname
G16
M13X1M4M4M4
Uadet reneput
(w3ḏ.t rnp.wt)
Gedeihlich an Jahren
Goldname
G8
R8t
r
V13
N28
D36
G43
Neteret-chau
(nṯr.t ḫˁw)
Mit göttlichen Erscheinungen
Thronname
M23
X1
L2
X1
rakAmAat
Maat-ka-Re
(M3ˁ.t-k3-Rˁ)
Gerechtigkeit und Lebenskraft des Re
Eigenname
F4
X1
B7X1
Z2
Hatschepsut
(ḥ3.t-šps.wt)
Die erste der Damen
Königsliste von Karnak
M17Y5
N35
W9
X1
F4
X1
B7
Hat-shepsut henemet Amun
(ḥ3.t-šps.wt ẖnm.t Jmn)
Die erste der Damen, die Amun umarmt

Hatschepsut war eine altägyptische Königin (Pharaonin) der 18. Dynastie (Neues Reich). Sie regierte etwa von 1479 bis 1458 v. Chr. (Helck: 1467 - 1445, Krauss: 1479 - 1458 v. Chr.).

Namensbedeutung

Der Name Hatschepsut bedeutet "Die erste der vornehmen Frauen (Damen)", oder wie in der Hieroglyphenkartusche rechts abgebildet "Die erste der vornehmen Frauen (Damen), die Amun umarmt". Der Name ist schon seit dem Mittleren Reich bezeugt.

Familie

Herkunft

Hatschepsut und Thutmosis II. hatten zusammen zwei Töchter. Namentlich bekannt ist nur die Tochter Neferu-Re, die andere Tochter verstarb früh. Der Nachfolger von Thutmosis II. wurde sein Sohn Thutmosis III., der aus der Verbindung des Pharaos mit der Nebenfrau Isis entstammt. Hatschepsut war gleichzeitig Tante und Stiefmutter für den neuen Herrscher, der damals drei bis vier Jahre alt war, und übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Regentschaft für den kleinen Jungen.

Regentschaft

Büste der Hatschepsut

Unbestritten ist, dass Hatschepsut die Herrschaft als Pharao inne hatte. Die bis dahin geltende Regentin-Version (Mutter Isis stellvertretend für den minderjährigen Horus) legte sie nach einiger Zeit ab und übernahm selbst die Königswürde. Sie trug die volle Königstitulatur eines Königs von Ober- und Unterägypten, mit Ausnahme des Titels „Starker Stier“. Hatschepsut legitimierte ihr Königtum mit der „göttlichen Geburt“, ihrer Zeugung durch Gott Amun.

Bald nach Antritt ihrer Regentschaft nahm sie die traditionellen Herrschaftsinsignien an, darunter ein Zeremonialbart (künstlicher Pharaonenbart). Deshalb erscheint sie in Bildnissen als "Mann".

Innenpolitik

Bautätigkeit

Als Baumeisterin vollendete sie in 15-jähriger Bauzeit mit ihrem Architekten (vermutet wird Senenmut) den Totentempel in Deir el-Bahari neben dem Grabtempel Mentuhotep II. und führte zahlreiche Bauten im Amun-Tempel von Karnak durch. Neben der Roten Kapelle, einem Barkensanktuar, sind ihre Obelisken bekannt, von denen einer noch heute in situ steht.
Architekt, Baumeister, und oberster Vermögensverwalter von Hatschepsut sowie Erzieher ihrer Tochter Neferu-Re war Senenmut. Er war sicher einer ihrer Lieblinge, es gibt aber keinerlei Beweise, dass er und die Königin ein Liebespaar waren. Einige Forscher sind jedoch der Meinung, dass dieses sehr wohl der Fall war, und berufen sich auf eine Statue, die ihn zusammen mit Neferu-Rê in einer beschützend umarmenden Geste zeigt.

Totentempel

Totentempel in Deir el-Bahari

Ihr herausragendstes Bauwerk war ihr eigener Totentempel der von D. Arnold als "Eine der bedeutendsten und eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur" bezeichnet wurde. Von dem Taltempel am Rand des Fruchtlandes führt ein Aufweg zu der unteren Terrasse und- zu beiden Seiten der aufwärtführenden Rampe- Südhalle und Nordhalle. Im Westen der nächsthöheren mittleren Terrasse liegt im Süden die Halle mit den Darstellungen der Puntexpedition, im Norden jene mit der beschriebenen Darstellung der göttlichen Geburt und Erwählung Hatschepsuts. Eine weitere Rampe führt auf die obere Terrasse mit einem Säulenhof und dahinter dem Allerheiligsten.

Rundplastik

Die Rundplastiken der Hatschepsut

Hatschepsut ließ die Bauten mit rundplastischen Abbildern ausstatten. Diese wurden in der Tradition dem Königstyp Thutmosis II. angepasst. Zunächst ließ sie sich als Frau darstellen. Doch später, wohl durch Repressalien und Nicht-Akzeptanz einer Frau als Königin, ließ sie sich als Mann abbilden. Sie schuf einen neuen Statuentyp - den Sistrumopfernden - der nur unter ihr Verbreitung fand. Ihre Statuen lassen eine Weiterentwicklung des königlichen Statuentyps erkennen und sich zeitlich in Abschnitte einordnen, die physiognomische und ikonographische Entwicklungen aufzeigen.

Außenpolitik

Expedition nach Punt

Eine von Hatschepsuts größten Leistungen war die Expedition in das sagenumwobene Land Punt, das vermutlich dem heutigen Somalia entspricht. Zu ihrer Zeit war eine solche Expedition schon länger nicht mehr durchgeführt worden, so dass die Routen nicht genau bekannt waren. Außerdem muss man berücksichtigen, dass die Ägypter sich eigentlich vor allem in der Flußfahrt betätigten. Eine Fahrt in ein fremdes Land, dessen Lage ungenau war, muss also als großes Unterfangen betrachtet werden. Dementsprechend viel Platz nimmt diese Expedition bei der Dekoration ihres Totentempels ein. Beachtung findet immer wieder die Frau des "Herrschers" von Punt, die sich durch einen außerordentlichen Umfang auszeichnet. Es ist nicht hinreichend geklärt, ob dies eine natürliche Darstellung sein soll. Die wichtigsten eingeführten Güter waren Weihrauch und Ebenholz, aber auch Tiere und weitere Gegenstände wurden mitgebracht. Da die Darstellungen in ihrem Totentempel den Transport ganzer, in Töpfen gepflanzter Weihrauchpflanzen zeigen, gilt dies als die erste botanische Sammelreise der Geschichte (vgl. Pflanzenjäger).

Feldzüge

Es ist nur ein Feldzug unter Hatschepsut belegt, der jedoch unter Thutmosis III. geführt wurde: die Einnahme von Gaza am Ende ihrer Regierungszeit. Reste einer Inschrift aus dem Grab des Senenmut (TT 71) nennen Nubien und ein "Drittes Mal des Zupackens". Unter Hatschepsut selbst sind lediglich Strafexpeditionen gegen Nubien und andere abhängige Gebiete belegt, nämlich:

  1. Gegen die Nubier zu Beginn der Regierungszeit (Inschrift des Schatzmeisters Tij auf der Insel Sehel), von Hatschepsut geführt;
  2. Strafexpedition nach Syrien-Palästina (historische Inschrift von Deir el-Bahari; hier weitere nubische Strafexpedition genannt?);
  3. Strafexpedition des Jahres 12 (Inschrift im Nubischen Tangur-West; erste Doppeldatierung von Hatschepsut und Thutmosis III.);
  4. Strafexpedition des Jahres 20 nach Nubien (Stele in Tombos);
  5. Strafexpedition nach Mau (Gegend von Firka) zwischen Jahr 20 und 22

Tod

Sie starb nach einer Regentschaft von ca. 22 Jahren. Es ist bis heute nichts darüber bekannt, ob sie auf natürliche Weise verstarb, oder infolge innenpolitischer Auseinandersetzungen. Ihre Grabanlage befindet sich im Tal der Könige und hat heute die Bezeichnung KV20. Möglicherweise hat sie das Grab ihres Vaters erweitert und dann auch selbst benutzt. Den Sarg ihres geliebten Vaters ließ sie ebenfalls neben dem ihren aufstellen, ihre Mumie ist jedoch bis heute nicht entdeckt oder identifiziert. Aus ihrem Grab fand man bisher nur ihre inneren Organe in einem mit ihrem Namen beschrifteten Kasten im Versteck (Königscachette von Deir el-Bahari) von Deir el-Bahari (DB320). Reste ihres hölzernen Sarges wurden zusammen mit einigen Gegenständen anderer Pharaonen in einem Schacht der Grabanlage von Ramses XI. (KV4) entdeckt.

Nach ihrem Tod wurden ihre Kartuschen und zahlreiche Reliefs und Statuen mit ihrem Namen und ihrer Gestalt zerstört. Hauptverdächtiger war lange Zeit Thutmosis III., da seine Stiefmutter ihn um den Thron gebracht hatte. Jedoch sind die Zerstörungen erst lange nach ihrem Tode vorgenommen worden. Ein persönlicher Feind hätte dies jedoch so bald wie möglich veranlasst. Wahrscheinlich haben die Zerstörungen erst später unter nachfolgenden Herrschern stattgefunden. Als Grund hierfür sehen Forscher, dass es für ihre späteren Nachfolger nicht sein durfte, dass eine Frau nicht nur geherrscht, sondern auch Großes vollbracht hatte. In der offiziellen ägyptischen Geschichtsschreibung sollte ihrer Meinung nach die Kontinuität der männlichen Erbfolge und damit auch der männlichen Pharaonen erhalten bleiben.

Ihre Bedeutung

Hatschepsuts Regierungszeit war insgesamt eine blühende Epoche, die zu den Glanzzeiten der ägyptischen Geschichte zählt. Die Pharaonin wird von Ägyptologen für eine der wichtigsten Herrschergestalten des Neuen Reiches gehalten. Paradoxerweise ermöglichte gerade die für Altägypten langjährige Friedenszeit und der wirtschaftliche Aufschwung Thutmosis III., weitreichende Kriegszüge zu unternehmen und den Einfluss Ägyptens bis an den Euphrat auszudehnen.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Catharine H. Roehrig (Editor), Renee Dreyfus (Editor), Cathleen A. Keller (Editor): Daughter of Re: Hatshepsut, King of Egypt, Yale University Press, New York 2005 ISBN 0300111398
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3
  • Magnus Reisinger, Entwicklung der ägyptischen Königsplastik in der frühen und hohen 18. Dynastie, Agnus-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-00-015864-2
  • Maya Müller: London BM 32624: Ein Kopf der Hatschepsut? (Göttinger Miszellen 45), Göttingen 1981, S. 35-56
  • Alfred Grimm: Ein Porträt der Hatschepsut als Gottesfrau und Königin (Göttinger Miszellen 65), Göttingen 1983, S. 33-38
  • Charles C. van Siclen: New Data on the Date of the Defacement of Hatshepsut's Name and Image on the Chapelle Rouge (Göttinger Miszellen 107), Göttingen 1989, S. 85-86
  • Hans-Werner Fischer-Elfert: Drei Personalnotizen 1. bntj-SmS = zA.t-ra.w (Hatschepsut) (Göttinger Miszellen 119), Göttingen 1990, S. 13-18
  • Massimo Cozi: Khefethernebes et la Stele de Hatshepsut (Göttinger Miszellen 143), Göttingen 1994, S. 31-36
  • Morris L. Bierbrier: How Old was Hatshepsut? (Göttinger Miszellen 144) Göttingen 1995, S. 15-20
  • William C. Hayes: Varia from the Time of Hatshepsut (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 17), 1957, S. 78-90
  • Zygmunt Wysocki : The Discoveries, Research and the Results of the Reconstruction Made at the Rock Platform and theProtective Wall over the Upper Terrace in the Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 39), Zabern Verlag Mainz 1983, S. 243-253
  • Zygmunt Wysocki : The results of research, architectonic studies and of protective work over the Northern Portico of the MiddleCourtyard in the Hatshepsut Temple at Deir el Bahari (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 40), Zabern Verlag Mainz 1984, S. 329-349
  • Zygmunt Wysocki : The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari : The Results of Analysis and Studies on the Meaning of the Lines Retained on the South Revetment of the Middle Courtyard Terrace (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 41), Zabern Verlag Mainz 1985, S. 293-307
  • Zygmunt Wysocki : The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el Bahari : Its Original Form (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 42), Zabern Verlag 1986, S. 213-228
  • Zygmunt Wysocki : The Temple of Queen Hatshepsut at Deir El Bahari - The Results of Architectural Research over the North Part of the Upper Terrace (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 43), Zabern Verlag Mainz 1987, S. 267-276. ISBN 3-8053-0537-0
  • Zygmunt Wysocki : The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari: The Raising of the Structure in View of Architectural Studies (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 48), Zabern Verlag Mainz 1992, S. 233-254. ISBN 3-8053-1294-6

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VorgängerAmtNachfolger
Thutmosis II.Pharaonin von Ägypten
18. Dynastie
Thutmosis III.

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