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Georg von Schönerer

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Karikatur von Schönerer, der 1888 in betrunkenem Zustand im "Neuen Wiener Tagblatt" randaliert hatte

Georg Heinrich Ritter von Schönerer (* 17. Juli 1842 in Wien; † 14. August 1921 auf Schloss Rosenau, Niederösterreich) war ein österreichischer Gutsherr und Politiker. Schönerer hatte von 1879 bis zur Jahrhundertwende internationale Bedeutung als Führer zunächst der Deutschnationalen und später der Alldeutschen Bewegung. Er war ein heftiger Gegner der katholischen Kirche, ein radikaler Antisemit[1] und übte starken Einfluss auf den jungen Adolf Hitler aus.

Leben und Politik

Schönerer, Sohn des Eisenbahnunternehmers Matthias Schönerer (1807 - 1881) und Bruder von Alexandrine, betrieb seit 1861 landwirtschaftliche Studien in Tübingen, besuchte 1861-63 die Landwirtschaftliche Akademie in Hohenheim und 1863-65 die Höhere Landwirtschaftliche Schule in Ungarisch-Altenburg. Seit 1869 verwaltete er das väterliche Landgut in Rosenau bei Zwettl, wo er einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb aufbaute.

1873 wurde er für die deutsche Fortschrittspartei in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt, trat 1876 aus dieser Partei aus und war seit 1879 Führer der Deutschnationalen Bewegung (der Alldeutschen) in Österreich. 1878-83 gehörte er auch dem niederösterreichischen Landtag an. Schönerer war heftiger Gegner des habsburgisch-österreichischen Patriotismus („Volksrecht bricht Staatsrecht“), der katholischen Kirche und des Liberalismus; er vertrat eine völkisch-germanische Ideologie und verkündete etwa im Jahr 1887 die Abschaffung des christlichen Kalenders. Als neuen Nullpunkt für die Zeitrechnung bestimmte er das Jahr 113 v. Chr., in welchem die Kimbern und Teutonen das Römische Heer besiegt hatten[2]. Ferner vertrat er einen radikalen Antisemitismus, kämpfte für engen Anschluss an das Deutsche Reich, war ein Vorkämpfer der „Los-von-Rom-Bewegung“ und trat selbst 1900 zum Protestantismus über. Seine Ideen haben später den jungen Adolf Hitler beeinflusst. 1882 bestimmte Schönerer das deutschnationale „Linzer Programm“ maßgeblich mit, das nationalistische, soziale und antisemitische Elemente miteinander verknüpfte.

1888 überfiel er in betrunkenem Zustand die Redaktion des „Neuen Wiener Tagblatts“ und randalierte dort, weil die Zeitung vorzeitig den Tod Kaiser Wilhelms I. gemeldet hatte.[3] Schönerer wurde zu einer viermonatigen Kerkerstrafe verurteilt sowie des Abgeordnetenmandats für fünf Jahre und des Adelstitels verlustig erklärt; deshalb musste er die Führung der erstarkenden deutschnationalen Bewegung anderen überlassen. 1897-1907 gehörte Schönerer als Außenseiter wieder dem Reichsrat an. Seine politischen Organe waren die 1881 gegründete Zeitschrift „Deutsche Worte“ (seit 1883 „Unverfälschte Deutsche Worte“) und die Zeitungen „Alldeutsches Tagblatt“ (1903 gegründet) und „Grazer Wochenblatt“. Seine Alldeutsche Bewegung verlangte 1900 im Wiener Parlament, eine Prämie für jeden "niedergemachten" Juden auszusetzen.[4] Schönerer verkündete damals völkisch-antisemitische Parolen wie Durch Reinheit zur Einheit - Ohne Juda, ohne Rom / wird gebaut Germaniens Dom oder Die Religion ist einerlei / im Blute liegt die Schweinerei.[5]

1917 erhielt Schönerer durch eine Amnestie Kaiser Karls I. sein Adelsprädikat zurück. Auf seinen Wunsch hin wurde er, ein Verehrer Bismarcks, der ihn jedoch schroff ablehnte, 1922 in der Nähe Bismarcks im Sachsenwald bei Hamburg beigesetzt.

Schönerer entwickelte eine politische Symbolik, die sich teilweise noch heute in Österreich finden lässt. Als glühender Verehrer von Kaiser Wilhelm I. machte er die Kornblume zu seiner Parteiblume. Ferner ließ er Lieder wie "Die Wacht am Rhein" singen und verschmähte "österreichisch-patriotische" Lieder. Auch ließ er in den Farben Schwarz-Rot-Gold oder Schwarz-Weiß-Rot beflaggen und schmückte zu besonderen Anlässen die Bildnisse von Bismarck, Kaiser Wilhelm oder Moltke mit Lorbeerkränzen[6]

Erwähnenswertes

  • Seine Schwester, Alexandrine von Schönerer (* 15. Juni 1850 in Wien; † 28. November 1919 ebendort), war eine Theaterdirektorin, Schauspielerin und Regisseurin.

Quellenangaben

  1. Eintrag im aeiou
  2. Karlheinz Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 41
  3. Helmut Andics: Das österreichische Jahrhundert; nach der Bildbeschreibung zur Karikatur
  4. Reinhard Opitz: Faschismus und Neofaschismus, Frankfurt/M. 1984, S. 33
  5. R. Opitz, Faschismus, S. 33
  6. Eduard Pichl: Georg Schönerer, Oldenburg u. Berlin, 1938, Bd. 1/2 S. 307