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Ceneri-Basistunnel

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Datei:NEAT Gotthardachse Süd.jpg
Der Ceneri-Basistunnel wird zusammen mit dem Gotthard-Basistunnel und der Neubaustrecke bei Biasca den südlichen Teil der Gotthardachse der NEAT bilden. Weitere Ausbauten sind in Planung.

Der Ceneri-Basistunnel (CBT) ist ein im Bau befindlicher Eisenbahntunnel im Süden des Schweizer Kantons Tessin. Er wird im Zuge des Schweizer Jahrhundertprojekts Neue Eisenbahn-Alpentransversale NEAT erstellt und wird als südlicher Zubringer für den Gotthard-Basistunnel dienen.

Zweck

Mit diesem 15.4 km langen Tunnel entsteht eine neue Verbindung zwischen dem alpin geprägten nördlichen Tessin (Sopraceneri), bzw. genauer: zwischen der oberhalb des (Lago Maggiore) tief in die umgebende Gebirgswelt eingeschnittenen (Magadino-Ebene) und dem stark hügeligen und bereits lombardisch anmutenden südlichen Kantonsteil (Sottoceneri). Durch den neuen Durchstich nähert sich die Gotthard-Bahnstrecke in entscheiden-dem Masse dem Zielzustand einer Flachbahn (höchster Punkt: 550 m ü.M.) an, was markante betrieblich-wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. So werden dank den Basistunnels Gotthard und Ceneri, die maximale Neigungen von ca. sieben Promille aufweisen (und trotz noch verbleibender kürzerer Abschnitte mit Neigungen bis 21 Promille) schwere Güterzüge (mit Anhängelasten bis 4'000 Tonnen) die Schweiz ohne Traktionsverstärkung passieren können.

Im Personenfernverkehr ergibt sich ein Zeitgewinn von zehn Minuten, allerdings um den Preis der spektakulären Aussicht, die sich den Reisenden auf der der bisherigen Nordrampe bietet. Ferner verhilft der Ceneri-Basistunnel dem Tessin zu einem attraktiveren S-Bahn-Netz zwischen den Ballungszentren Bellinzona und Locarno im Sopraceneri sowie Lugano und Chiasso im Sottoceneri und Varese in der Lombardei. Dank neuer Direktverbindungen lassen sich die Reisezeiten zwischen Lugano und Locarno von heute 50 auf 22 Minuten verkürzen. Allerdings kann die boomende Luganeser Industrie- und Dienstleistungszone Valle Vedeggio nicht vom schnellen Verkehr via Ceneri-Basistunnel bedient werden, und auch das dortige Kombiverkehrsterminal wird von der künftigen Transitachse abgehängt. Kritisch wird auch vermerkt, dass im Bereich Ceneri Überkapazität geschaffen wird, während bei Bellinzona und auf der einspurigen Zweiglinie Richtung Luino (-Genua) teilweise einschneidende Engpässe weiterbestehen.

Bau

1999 genehmigte der Schweizer Bundesrat das Vorprojekt zur Erstellung des Basistunnels durch den Monte Ceneri und beauftragte wie beim Gotthard-Basistunnel-Projekt die AlpTransit Gotthard AG, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), mit dem Bau. Darauf wurde bei Sigirino ein über 3 km langer Sondier- und Erkundungsstollen ausgebrochen, um die Geologie auf Tunnelebene zu abzuklären. Im Dezember 2003 stimmte der Ständerat, im Juni 2004 der Nationalrat der Kreditvergabe zu.

Auf Multifunktionsstellen, wie sie beim Gotthard im Abstand von ca. 20 km gebaut werden, kann auf Grund der Tunnellänge von 15,4 km verzichtet werden. Hingegen erwies sich das ursprünglich vorgesehene Tunnelkonzept einer Doppelspurröhre nachträglich als für das geforderte Betriebskonzept des Mischverkehrs ungeeignet, weshalb zur wesentlich teureren Bauweise mit zwei Einspurtunnels übergegangen werden musste. Diese werden alle 300 Meter durch Querschläge miteinander verbunden. In Fachkreisen bleibt dieses Konzept aber weiterhin umstritten, wie offenbar auch innerhalb der NEAT-Aufsichtsdelegation.

Ende März 2006 wurde in Sigirino mit Vorbereitungsarbeiten für die Bauplatzinstallationen begonnen. Am 2. Juni 2006 fand die feierliche Grundsteinlegung am Nordportal statt, welche der schweizerische Verkehrsminister Moritz Leuenberger für eine aussergewöhnlich scharfe Attacke gegen die Kritiker des Projekts nutzte. Bis 2008 sollen die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sein, darunter die Einrichtung der Installationsplätze sowie der Bau von Baustellengleisen und einer provisorischen Brücke bei Camorino, damit zwischen 2010 und 2015 die Hauptarbeiten stattfinden können. Der Bau des Tunnels würde demnach im Jahr 2018 abgeschlossen und der Tunnel 2019 eröffnet werden.

Ähnlich wie beim Gotthard-Basistunnel wird ein Zwischenangriff über einen neuen 2.5 km langen Zugangsstollen bei Sigirino aufgefahren. Dadurch kann an der Haupttunnel an vier Stellen gleichzeitig ausgebrochen werden, was wesentlich zur Begrenzung der Bauzeit beiträgt. Allerdings sollen an zwei dieser vier Angriffspunkten, nämlich an den beiden Portalen, lediglich relativ kurze Gegenvortriebe aufgefahren werden, um die Anrainer vor übermässigen Belästigungen zu schützen. Die Hauptausbrucharbeiten werden daher in Sigirino stattfinden, wo wegen erwarteter Störzonen primär im Bohr-/Sprengvortrieb ausgebrochen wird. Für das Schlussstück Richtung Süden soll dann eine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz kommen. Richtung Norden ist ausschliesslich Sprengvortrieb geplant. Der Abraum soll in Sigirino vor Ort deponiert werden.

Das Nordportal des Ceneri-Basistunnels befindt sich im Raum Vigana-Camorino, das Südportal bei Vezia. 2.5 km vor dem Südportal wird die unterirdische Verzweigung von Sarè gebaut, welche eine künftige Weiterführung des Tunnels Richtung Süden erlauben soll. Entsprechende Pläne liegen allerdings erst in summarischer Form vor und dürften mit grossen Ausführungs- und Finanzierungsproblemen verbunden sein. Auch konnte bisher noch keine Einigung mit Italien über die Linienführung einer solchen Fortsetzung erzielt werden. (Für Italien steht ein möglichst zügiger Ausbau der Verbindung Richtung Langensee-Novara-Genua im Vordergrund, während das Tessin primär am Ausbau der Achse Lugano-Chiasso interessiert ist.)

Im Bereich der beiden Nordportale entstehen im Tunnel sogenannte Verzweigungskavernen, die den Wechsel von der einen in die andere Röhre zulassen. Dabei wird die östliche Tunnelröhre im Portalbereich doppelspurig ausgeführt, wobei das zusätzliche, dritte Gleis der Herstellung einer direkten Verbindung zwischen Lugano und Locarno dient.

Knoten von Camorino

Der Knoten von Camorino (ital. Nodo di Camorino) befindet sich gleich anschliessend an das Nordportal, nämlich dort, wo sich die Neue mit der bestehenden Bahnlinie kreuzt. In diesem Bereich müssen zahlreiche Brücken neu erstellt werden. Die bestehende zweigleisige Brücke über die Autobahn A2 wird durch eine Viergleisige ersetzt. Zwei weitere Brücken über die Kantonsstrasse für die Zu- und Wegfahrten vom Nordportal in Richtung Bellinzona/Gotthard als auch in Richtung Locarno/Luino müssen ebenfalls neu erstellt werden. Zudem wird für die Baustelle eine provisorische Brücke über die Kantonsstrasse gebaut.

Der Knoten könnte in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen; nämlich dann, wenn irgenwann einmal auch die Bahnumfahrung Bellinzona gebaut wird (wozu es allerdings wegen vorzeitiger Ausschöpfung der verfügbaren Mittel kaum in absehbarer Zeit kommen dürfte). Diese grösstenteils auch wieder im Tunnel verlaufende Umfahrung würde auf der gegenüberliegenden Talseite bei Sementina ihr Südportal haben und mit der Querung der Magadino-Ebene die beiden Tunnel verbinden. Im Kreuzungspunkt mit der alten Bahnlinie, dem Knoten von Camorino, würde dann ein neuer Bahnhof entstehen, die Stazione Ticino. Der Name lässt erahnen, dass die meisten Schnellzüge, die dann über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke das Südtessin erreichen, nur noch dort halten und an der Tessiner Wirtschaftsmetropole Lugano vorbeifahren würden.

Kosten

Für den Ceneri-Basistunnel wurden ursprünglich Kosten von ca. 1,2 Mrd. CHF veranschlagt, die sich nach dem Übergang zur zweiröhrigen Bauweise auf 2,050 Mrd. CHF erhöhten. Bereits zu Baubeginn rechnet man jedoch mit einer Kostenübersteigung von mindestens 10%.