Zum Inhalt springen

Verschwörungstheorien zum 11. September 2001

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. November 2004 um 19:56 Uhr durch Finanzer (Diskussion | Beiträge) (einmal Tatsache raus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Begriff

Aufgrund angeblicher Ungereimtheiten bezüglich des Anschlags stellen mehrere Autoren die offizielle in den Medien präsentierte Version in Frage. Hierzu gehören unter anderem Mathias Bröckers, Gerhard Wisnewski, Thierry Meyssan, Andreas von Bülow und Eric Hufschmid.

Der Begriff "Verschwörungstheorie" wird nach Meinung einiger dieser Autoren allerdings als tendenziöse Darstellung gewertet. Denn es handele sich um ganz normale journalistische Recherchen. Wenn es sich um "Verschwörungstheorien" handelte, dann wäre jede andere Hintergrundrecherche auch eine "Verschwörungstheorie". Sie sehen ihre Arbeit als berechtigt an, da sie eine große Anzahl an Widersprüchen und offene Fragen aufdecken.

Angebliche physikalische Widersprüche

  • Behauptung: In Pennsylvania seien nur kleine bis gar keine Teile des abgestürzten Flugzeugs gefunden worden, so dass hier gar kein Flugzeug abgestürzt sein könne. Problematisch sind hierbei jedoch die Quellen dieser Aussage: Buchautor Gerhard Wisnewski belegt diese These durch ein Zitat des Bürgermeisters einer benachbarten Ortschaft: „There was no airplane. No airplane!“. Zahlreiche weitere Belege sind die angeblich fehlenden Flugunfalluntersuchungsberichte, fehlende Fotos von Wrackteilen, Dutzende Zeugenaussagen von Menschen, die sich über das Fehlen eines Wracks gewundert haben.

Dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, Ausgabe Nr. 37/2003 zufolge fand diese Äußerung jedoch in dem Kontext von „there was no airplane anymore – nothing was left“ statt, worauf Gerhard Wisnewski nicht eingeht.

  • Behauptung: Nach den Fotos müsste das Flugzeug im Pentagon nach Ansicht mancher Verschwörungstheoretiker perfekt das erste Stockwerk getroffen haben, ohne gleichzeitig den Boden berührt zu haben. Für die Piloten, deren Fluglehrer nicht von ihren Künsten überzeugt waren, müsse das eine Meisterleistung gewesen sein. Nach Angabe der Autoren gibt es auch im Pentagon, genauso wie in Pennsylvania, keine Spuren einer Boeing 757. Die Blackboxes werden unter Verschluß gehalten. Die 9/11-Skeptiker geben zu bedenken, daß damit zum zweiten Mal an einem Tag eine große Verkehrsmaschine beim Absturz praktisch spurlos verschwunden sein soll. Ein Novum in der Luftfahrtgeschichte.

Tatsache: Tatsächlich schlug das Flugzeug vorher auf dem Boden auf und schoss ins Gebäude, wo es durch die gewaltige Freisetzung thermischer und kinetischer Energie vernichtet wurde. Außerdem gab es durchaus auch Schäden an den anderen Stockwerken.

  • Behauptung: Das Loch im Pentagon sei zu klein für eine Boeing 757, zudem seien auf keinem Foto Trümmerteile zu sehen. Diese Trümmerteile sollen außerdem, genau wie die angeblich nicht identifizierbaren Blechteile in Pennsylvania, an alten Schrott, nicht an Wrackteile eines Flugzeugs erinnern.

Tatsache: Tatsächlich gibt es zahlreiche Photos von Flugzeugtrümmerteilen im Pentagon [1]. Unklar ist zudem, was nach Überzeugung der Verschwörungstheoretiker stattdessen mit Flug 77 und dessen Insassen passierte, sowie weshalb zahlreiche Augenzeugen übereinstimmend den Absturz des Flugzeuges bestätigen.


  • Behauptung: Beide Türme des WTC und andere (nicht in direkter Verbindung stehende) umliegende Gebäude seien mit dem Erkennungsbild einer gezielten Sprengung eingestürzt.[2] Für diese Sprengung präsentieren die Skeptiker zahlreiche Beweise in Form von Fotos und Filmaufnahmen

Die Brenntemperatur von Kerosin liege bei maximal 800°C, erst ab 1100°C verliere Stahl seine Festigkeit. Diese Temperatur könne im Gebäude nicht erreicht worden sein, da nach kurzer Zeit kaum noch Sauerstoff vorhanden war. Des weiteren waren die Stahlträger teilweise mit Asbest und Beton gegen Feuer geschützt. Darüberhinaus sei eine genaue Untersuchung der Trümmer nicht möglich gewesen, da diese relativ schnell abtransportiert wurden. Es sei unmöglich, dass die Erhitzung und das Versagen tragender Elemente oder das Fallen der Betonfussboden auf allen Seiten gleichzeitig begannen. Es sei eher vorhersehbar, dass dies zuerst in Einschlagnähe begänne. Die logische Konsequenz sei, dass die Masse auf dieser Seite sich zuerst beschleunigte, was zu einer seitlichen Neigung führen würde. Die kleinste Winkelabweichung würde sich daraufhin nur potenzieren und nicht annullieren. Nur das gezielte sprengtechnische Trennen, symmetrisch und synchronisiert, könne eine derartig perfekte Demolierung hervorrufen. [3]. Auch die Massenträgheit könne dies nicht erklären: Massenträgheit wirkt stabilisierend auf bewegte (fallende Körper). Erweichende Stahlprofile tun dies langsam, dann winden sie sich von der Hitzeseite weg, das kostet endliche Zeit. Dabei erfährt die Turmspitze eine Winkelabweichung, welche weiter zum Biegegrund beiträgt. Ein gefällter Baum zerschmettere nicht seinen Stamm, sondern kippt um. Tatsache: Dieser Ansicht stehen Gutachten, z.B. eines Materialforschers vom renommierten Massachusetts Institute of Technology, dem MIT entgegen:

  1. Verbauter Stahl verliert seine Festigkeit bereits bei geringeren Temperaturen als den angegebenen 1100 °C: Bereits bei 425°C beginnt eine Erweichung, bei ca. 650 °C verliert er die Hälfte seiner Festigkeit.
  2. Die Massenträgheit der jeweils ca. 500.000 Tonnen schweren Türme verhinderte ein Kippen zur Seite, selbst mit unterschiedlich angesetzten Bruchpunkten - immerhin handelte es sich nicht um einen schmalen Industrieturm, der durch einen niedrigen Knickpunkt quasi umgekippt wurde; trotz ihres gewaltigen Gewichts bestanden die Türme hauptsächlich aus Luft und waren kein monolithischer Körper wie etwa ein Baumstamm (vgl. die Bilder des eingestürzten Trümmerhaufens, nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte), so dass das WTC in sich zusammensacken konnte.
Für eine tiefere Urteilsbildung sei auf eine englischsprachige Analyse vom MIT verwiesen, die sich mit sämtlichen Hypothesen, einschließlich der der angeblich notwendigen gezielten Sprengung auseinandersetzt.)
  • Behauptung: Die Türme sollten aus einem Stahlkern und einer durch Stahlträger gehaltene Betonhülle bestehen. Flugzeug 1 traf Tower 1 genau rechtwinklig, die Explosion traf also genau den tragenden Stahlkern. Flugzeug 2 hätte Tower 2 fast verfehlt und traf ihn seitlich, große Teile der Explosion fanden außerhalb des Gebäudes oder in der Betonhülle statt und betrafen kaum den Stahlkern. Trotzdem stürzte Tower 2 früher ein als Tower 1. Tatsache: Flugzeug 2 traf den Turm deutlich tiefer als Flugzeug 1; die weit höhere Belastung des beschädigten Turms 2 durch die Schwerkraft führte zu seinem früheren Einsturz. Die WTC-Türme besaßen aus Gründen der Gewichtseinsparung keine soliden Böden (d.h. keinen betonierten Fußboden): Die Böden bestanden aus Aluminiumblechen, die zwischen dem Kern und der stählernen Aussenwand eingehängt waren. Diese Bleche wurden dann mit einer dünnen Lage Zement übergossen. Nach Aussagen von Feuerwehrexperten können solche Böden einem Brand nur etwa 15 Minuten standhalten. Sobald ein Boden zusammenbrach stürzte er auf den nächstunteren und löste so eine Kettenreaktion aus. Aluminium hat zwar einen ziemlich hohen Schmelzpunkt (höher als Stahl), aber die Festigkeit des Aluminiums leidet trotzdem unter Hitzeeinwirkung.

Offene Fragen zum Verhalten der mutmaßlichen Terroristen

Behauptung: Zweifel gibt es auch an den in Boston gefundenen "Beweisen" zu den Tätern. So hinterließen sie arabische Flugpläne/Lehrvideos und einen Koran in Mietautos und buchten Inlandsflüge - für die keine Ausweiskontrolle besteht - unter ihren wirklichen Namen.

Sie schrieben außerdem Abschiedsbriefe, die unsinnigerweise im Gepäck lagen, welches durch Zufall am Flughafen hängenblieb! Warum hätten die Attentäter bei professioneller Vorbereitung so viele Spuren hinterlassen sollen, wo sie sich mit offiziellen Erklärungen ihrer Organisation so stark zurückgehalten hatten? Tatsache: Nicht einmal die Verfechter der Verschwörungstheorien erklären, was mit diesen "Zweifeln" dargelegt, untermauert oder widerlegt werden soll.

Vorwissen der Geheimdienste

  • Behauptung: Angesichts solcher Systeme wie Echelon und der enormen Budgets der Geheimdienste NSA und CIA möchten Kritiker nicht glauben, dass die USA überrascht waren. Laut der FAZ gab es Mitte August Warnungen vom BND, dem Mossad und weiteren Geheimdiensten, welche speziell vor Flugzeugentführungen warnten. Ein reines Versagen bei der Zusammenarbeit der Dienste sei angesichts dieser Umstände eher unwahrscheinlich. Tatsache: Das neuartige Konzept der Terroristen und ein Versagen beim Informationsaustausch zwischen Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden trugen wesentlich zum Versagen bei der Verhinderung der Anschläge bei.
  • Behauptung: Es scheint paradox, dass die USA erst nichtsahnend überrascht waren, aber dennoch nach wenigen Stunden bereits die Täter aus dem Hut identifizierten. Tatsache: Sämtliche Informationen über alle Flugpassagiere waren ja vorhanden - nach den Anschlägen konnte daher eine Identifizierung innerhalb kurzer Zeit erfolgen.

Medienmanipulation / Propaganda

  • Viele Kritiker finden bereits die Bezeichnung "Verschwörungstheorie" unpassend, da sie abwertend sei, obgleich der Vorwurf einer teilweise unsorgfältigen Recherche durch die 9/11-Skeptiker nicht zu leugnen ist. Dem stehe eine angeblich völlig fehlende Recherche der Vertreter der offiziellen Version gegenüber.
  • Unterstellt wird eine zentrale Steuerung der Massenmedien, durch die die Verbreitung "wahrer" Informationen über die Anschläge verhindert werde. Die "Verschwörungstheoretiker" haben es ihrerseits jedoch gut vermocht, ihre Thesen in den Medien Buch und Fernsehen zu verbreiten.


  • Angeblich konnte außer einem umstrittenen Bekennervideo von Osama Bin Laden kein stichhaltiger Beweis gegen ihn vorgelegt werden. Außerdem werde Bin Laden vom FBI nicht wegen der Anschläge des 11.9. gesucht.

Tatsache': Es gibt es mehr als genug Beweise, die die Terrorpiloten mit bin Laden in Verbindung bringen. Die Täter konnten durch verschiedene Quellen - unter anderem Aufnahmen von Flughafenkameras (die zugegebenermassen unscharf waren) und gespeicherte Kreditkarteninformationen - rasch als arabische Terroristen identifiziert werden. Es wurde bekannt, dass die Attentäter in afghanischen Ausbildungslagern der Al Qaida gewesen waren. Zudem hatten die mittlerweile gefaßten Ramzi Binalshibh und Chalid Sheikh Mohammed Kontakt sowohl zur Führungsebene der Al Qaida als auch zu den Flugzeugentführern. Deren Aussagen sind allerdings bislang weder freigegeben noch unabhängig überprüft worden, da die amerikanischen Behörden dies mit Hinweis auf die nationale Sicherheit verboten. Zu erinnern ist außerdem an das Attentat radikaler Islamisten auf das WTC im März 1993 sowie an die Fatwa von Osama Bin Laden, in der die Ermordung amerikanischer Zivilisten gerechtfertigt wird.

Zusammenarbeit mit den Terroristen

  • Vor dem Krieg sei es den Taliban gelungen den Opium-Mohn Anbau in Afghanistan fast vollständig auszuschalten. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Geheimdienste (CIA), die die Bewegung dieser Drogen weltweit kontrollieren, sei das ein Angriff auf ihre finanziell wichtigste Resource - geheime schnellflüssige Gelder (Narco Dollars) gewesen. Entkräftung: Die Taliban hatten den Opiumanbau in Afghanistan mitnichten ausgeschaltet; vielmehr hatten sie nur den wilden Anbau sowie den Konsum durch Moslems verfolgt: Der Export in nicht-islamische Länder lief von quasi-staatlicher Stelle aus ungestört weiter, da Rauschgiftabhängigkeit von Ungläubigen, also Nicht-Moslems, von den Taliban als durchaus wünschenswert angesehen wurde; die allmähliche Zerstörung der nicht-islamischen, insbesondere westlichen Staaten sollte so unterstützt werden. Die Behauptung, die CIA kontrolliere den weltweiten Opium-Handel und habe den Anschlag auf das WTC zumindest gebilligt oder sogar maßgeblich ausgeführt, um in Afghanistan ungestört Mohn anbauen zu können, muß ohne Belege oder wenigstens Indizien wohl als abenteuerlich bezeichnet werden.

Folgen

Viele "Verschwörungstheorien" basieren auf der Annahme, der Nutznießer eines Ereignisses sei dessen Urheber. Insofern stellen sie die Frage "wem nützt es", lateinisch "cui bono?". Dies kann natürlich so sein, muss es aber nicht, auf jeden Fall wäre es besser, muss separat belegt werden. Dieses Argumentationsmuster ist auf den klassischen Denkfehler der Verschwörungstheoretiker zurückzuführen: Die Unterschätzung der Komplexität. Aus Intentionen folgen angeblich linear Resultate, weshalb umgekehrt von Resultaten linear auf Intentionen zurückgeschlossen werden könne.

Beispiele für diese Argumentationsweise:

  • Nach den Anschlägen wurde von den USA ein neuer "Weltkrieg" gegen die "Schurkenstaaten", die Terroristen beherbergen, eingeleitet. Nach dem Ende des Kalten Krieges, nachdem der Kommunismus verloren hatte, erfolgte nun ein Feindbildwechsel der westlichen Welt. Bei dieser Behauptung wird aber völlig übersehen, dass der Islamismus dem Westen tatsächlich feindlich gesonnen ist.
  • So genannte "Anti-Terror-Gesetze", die zu mehr Überwachung und Einschränkung von Grundrechten führten, waren in vielen westlichen Staaten leicht durchzusetzen.


Sind die Juden "schuld"?

Diese Behauptung wird, wenn überhaupt, nur von einer Minderheit und von Außenseitern in der Skeptiker-Szene vertreten. Die eingangs zitierten 9/11-Skeptiker vertreten diese Behauptung nicht. Manche Verschwörungstheorien dieses Typs in der islamischen Welt sind fest in ein antisemitisches Verschwörungsszenario integriert. So unterstellte beispielsweise der Fernsehsender der libanesischen Hisbollah, der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad habe die Anschläge inszeniert, um die israelische Position zu stärken. Belegt wurde dies mit der falschen Behauptung, alle 4000 im WTC beschäftigten Juden hätten an diesem Tag Urlaub genommen.

Die Kritik an den Theorien

Die taz griff die Verschwörungstheoretiker scharf an und wies auf einen Schulterschluß mit Rechtsextremisten wie Horst Mahler hin [4]; in einer Spiegel-Titelgeschichte wird das Thema auch aufgegriffen und den Enthüllungsjournalisten der 11.September-Verschwörung einseitige Berichterstattung und schlampige Recherchen bis hin zur Faktenverfälschung nachzuweisen versucht. Einige Schlußfolgerungen wurden dabei möglicherweise widerlegt. Andreas von Bülow wurde in der Sendung "Menschen bei Maischberger" [5] als Spinner bezeichnet. Man sollte sowohl Matthias Bröckers [6] als auch Gerhard Wisnewskis [7] Stellungnahmen zu den Vorwürfen lesen, um das für und wider beider Sichtweisen abwägen zu können.

Literatur

  • Bröckers, Mathias: Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9., Frankfurt am Main 2002
  • Bröckers, Mathias; Hauß, Andreas: Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9. Frankfurt am Main 2003
  • Bülow, Andreas von: Die CIA und der 11. September, München 2003
  • Wisnewski, Gerhard: Operation 9/11. Angriff auf den Globus. München 2003
  • Wisnewski, Gerhard: Mythos 9/11. Der Wahrheit auf der Spur. München 2004