Roaming
Der Begriff Roaming (engl. Herumwandern, Streunen, Herumstreifen) stammt ursprünglich aus der GSM-Welt (Global System for Mobile Communications Association). Traditionelles GSM-Roaming ist definiert (vgl. GSM Association Permanent Reference Document AA.39) durch die Fähigkeit eines Mobilfunknetz-Teilnehmers in einem anderen, fremden Netzwerk («visited network») als seinem Heimnetzwerk («home network») automatisch Anrufe empfangen oder tätigen zu können, automatisch Daten schicken und empfangen zu können oder Zugriff auf andere Mobilfunknetzdienstleistungen zu habe. Dies kann durch Nutzung eines Kommunikationsendgerätes oder auch nur durch die Nutzung der Teilnehmeridentität im fremden Netzwerk geschehen. Roaming-Fähigkeiten können dann z. B. relevant für einen Teilnehmer sein, wenn er sich ausserhalb des geographischen Gebietes bewegt, welches durch sein Heimnetzwerk abgedeckt wird. Die Mobilitätsverwaltung der mobilen Endgeräte wird technisch unterstützt durch Authentifikation, Autorisierung und Verrechnung-Verfahren (Billing).
Roaming allgemein
Es wird unterschieden zwischen SIM-basierten Roaming und Username/Password basierten Roaming, wobei auch das Roaming in Netzwerken unterschiedlichen Netzwerkstandards, wie z.B. WLAN (Wireless Local Area Network) und GSM, unter den technischen Begriff des Roamings fällt. Ausstattung und Funktionalität des Gerätes, wie z.B. SIM-Karten-Fähigkeit, Antennen- und Netzwerkinterfaces und Energiemanagement bestimmen die Möglichkeiten des Zugriffs.
Am Beispiel von WLAN/GSM-Roaming werden folgende Szenarien unterschieden (vgl. GSM Association Permanent Reference Document AA.39):
- SIM-basiertes Roaming: Ein GSM-Benutzer bewegt sich (roamt) in ein öffentliches WLAN, das von seinem eigenen GSM-Netzwerkbetreiber betrieben wird.
- SIM-basiertes Roaming: Ein GSM-Benutzer roamt in ein öffentliches WLAN, das von einem anderen Netzwerkbetreiber betrieben wird und ein Roaming-Agreement mit dem Heimnetzbetreiber besitzt.
- Username/Password basiertes Roaming: Ein GSM-Benutzer roamt in ein öffentliches WLAN, das von seinem eigenen GSM-Netzwerkbetreiber betrieben wird.
- Username/Password basiertes Roaming: Ein GSM-Benutzer roamt in ein öffentliches WLAN, das von einem anderen Netzwerkbetreiber betrieben wird und ein Roaming-Agreement mit dem Heimnetzbetreiber besitzt.
Es ist klar, dass die oben erwähnten Roaming-Szenarios bidirektional gedacht sind, d.h. sowohl das Roaming von einem GSM-Netzwerk in ein WLAN-Netzwerk als auch von einem WLAN-Netzwerk in ein GSM-Netzwerk umfassen. Traditionelles Roaming in Netzwerken gleichen Standards z.B. von einem WLAN in ein WLAN oder GSM-Netzwerk in ein GSM-Netzwerk wurde oben bereits beschrieben und definiert sich ebenfalls durch die Fremdheit des Netzwerk basierend auf der Art des Subscriber-Eintrages.
Heim- und Fremdnetzwerke
Die «Fremdheit» des Netzwerkes («visited network») ist durch die Art des Subscriber-Eintrages im Netzwerk definiert. Hat ein Teilnehmer keinen Eintrag in einem Heimbenutzerverzeichnis (z.B. HLR (Home Location Register) für GSM-Netzwerke oder die lokale Benutzerdatenbank (Customer Database) für WLANs) des Netzwerkes, muss der Teilnehmer innerhalb dieses fremden Netzwerk basierend auf entsprechenden Subscriber-Daten erst authetisiert und eine allfällige Autorisierung zur Benutzung der Netzwerkdienste überprüft werden. Der "fremde" Teilnehmer erhält einen Eintrag in der Benutzerdatenbank (z.B. VLR (Visited Location Register)) des besuchten Netzwerkes und die Netzwerkdienste werden, falls der Benutzer die notwendige Autorisierung erhält, freigegeben. Für den konkreten Vorgang des Roaming ist die Möglichkeit der Zuordnung der Subscriber-Daten in jedem Fall unabdingbar, damit im entsprechenden Netz Authentifikation, Autorisierung und Billing des Teilnehmers vorgenommen werden können. Der Begriff des Roaming ist damit nicht an einen bestimmten Netzwerkstandard gebunden, sondern an die Art des Teilnehmereintrages im Heimbenutzerverzeichnis des Mobilfunknetzes.
Roaming Aggrements
Die rechtlichen Roaming-Geschäftsbedingungen, welche zwischen den Roaming-Partner für die Verrechung der bezogenen Leistungen ausgehandelt werden, werden üblicherweise in sog. Roaming Agreement festgehalten. Die GSM Association gibt ihren Mitgliedern den Inhalt solcher Roaming-Aggrements in groben Zügen standardisiert vor.
Nutzung von Diensten
Roaming gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen:
- Der Teilnehmer nutzt (maximal) die Dienste des fremden Netzwerks.
- Es kann auch ermöglicht werden, dass der Teilnehmer im fremden Netzwerk sein persönliches Serviceprofil nutzen kann, das er auch im Heimatnetzwerk verwendet (engl.: global service roaming capability).
Realisierung von Roaming
Aus Sicht der beteiligten Netzwerke ist Roaming ein vermittlungstechnisches Leistungsmerkmal. Hauptfunktionalität ist der Zugriff der Mobilfunkvermittlungssysteme des besuchten Netzes auf eine Heimnetzbenutzerdatenbank wie z.B. ein Teilnehmerregister (HLR) des Heimatnetzes des Kunden. So kann überprüft werden, ob der roamende Teilnehmer nicht gesperrt ist und die notwendige Autorisierung zur Benutzung der Dienste besitzt (im Allgemeinen oder für Roaming im Besonderen).
Bei Prepaidkarten kann Roaming je nach Karte entweder nicht möglich sein (d.h. die Karte funktioniert im Ausland überhaupt nicht), eingeschränkt möglich sein (z.B. ankommende Rufe werden in das fremde Netz weitergeleitet und SMS können wie gewohnt gesendet und empfangen werden) oder ohne Einschränkung möglich sein.
Der Transfer der Roamingdaten wird von sog. Clearing-Häusern realisiert, deren Aufgabe die weltweite Übermittlung der Telefoniedaten der verschiedenen Netzanbietern ist. Zusätzlich zur reinen Übermittlung dieser Daten werden auch Dienste wie Datenkonsistenz-Checks, Tarifüberprüfung und Rechnungsabwicklung von den Clearing-Häusern übernommen. Es existieren weltweit nur einige wenige Netzanbieter, die diese Aufgaben noch selbst übernehmen.
Die hohen Roaminggebühren europäischer Mobilfunkanbieter sind in den letzten Jahren wiederholt kritisiert worden, unter anderem von der für Telekommunikation zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding. Im März 2007 wurde eine Höchstgrenze der europäischen Roaminggebühren beschlosen, die bis Juni 2007 umgesetzt werden soll.
Aufgrund der immer wieder vorkommenden Fehler bei der Verbindungsdatenübermittlung und -berechnung ist die Abrechnungsfehlerquote sehr hoch. Die Netzbetreiber versuchen jetzt durch Einführung von sogenannten Zonen eine vereinfachte Abrechnung zu "erzwingen". Dem Kunden wird dabei eine Preissicherheit und eine Preissenkung suggeriert. In Wirklichkeit kommt es zu Erhöhungen von bis zu 800 %. Bei Roamingrechnungskontrollen wurde eine Fehlerquote von rund 40% festgestellt (Quelle: http://www.tcsmoers.de)
Begriffsabgrenzung
Vom Begriff "Roaming" (auch "Makromobility") zu unterscheiden sind Handover und Cell Change (auch "Mikromobility"). Diese Begriffe bezeichnen den Wechsel der Funkzelle während eines laufenden Gesprächs oder einer laufenden Datenverbindung. Wird hierbei das Netzwerk (PLMN) gewechselt, spricht man von InterPLMN-handover bzw. InterPLMN-cell-change.
Beide Funktionen werden genutzt, wenn bspw. Schwester-Unternehmen international operierender Mobilfunkunternehmen ihre direkt benachbarten nationalen Netze so zusammenschalten, dass die Dienste grenzüberschreitend unterbrechungsfrei genutzt werden können.
Diese Funktionen nutzt auch O2 beim Wechsel von seinem eigenen Netz in das Netz von T-Mobile in ländlichen Gebieten ohne eigenes O2-Netz. Dazu haben beide Firmen ein National Roaming realisiert. Technisch betrachtet ist dies - abgesehen von der Nachbarschafts-Planung der Funkzellen - das gleiche wie Roaming zwischen internationalen Partnern. National Roaming ist dabei im Prinzip - genau wie normales Roaming - auch möglich, ohne dass Handover stattfinden, was bei regional begrenzten Netzen (z.B. in Indien) sinnvoll ist.
Weblinks
- Handynutzung im Ausland: Fallen die Preise? Verbraucherinformationen der EU-Kommission über Roaming-Gebühren, mit Tariftabellen und Links zu nationalen Providern
- Roaming-Preisübersicht Auf dieser Internetseite der europäischen Netzbetreiber kann man sich ausrechnen lassen, mit welchem Anbieter man im Ausland gegebenenfalls am günstigsten telefoniert. Nach einem Mausklick auf DE am unteren Bildschirmrand wird die Seite in deutscher Sprache angezeigt