Tanach

Der Tanach [תנ״ך] (auch: Tanakh oder Tenach; IPA: oder ) ist die Heilige Schrift der Jüdischen Religion. Sein Kanon – auch Mikra oder Miqra, [מקרא] genannt – besteht aus 39 Büchern (durch Zusammenlegung einzelner Teile kommen auch Zählweisen wie 22 und 24 zustande), die drei Hauptteilen zugeordnet sind: der Tora („Weisung“), den Nevi'im („Propheten“) und den Ketuvim („Schriften“).
Begriff
Das Akronym „Tanach“ wird aus den Initialen der drei Hauptteile gebildet: Taw (ת), Nun (נ) und Kaph (ך). Diese Dreiteilung war schon in der Zeit des jüdischen Zweiten Tempels (530 v. Chr. bis 70 n. Chr.) üblich und wird auch in den Texten der rabbinischen Literatur dokumentiert. Trotzdem wurde der Tanach damals wegen seines Gebrauchs im Gottesdienst der Synagogen Mikra („Lesung“) genannt. Heute werden beide Bezeichnungen parallel verwendet, wobei „Mikra“ einen höheren formalen Charakter hat.
Entstehung
Ursprache und Urschrift
Die ältesten Überlieferungen, die in die Bibel einwanderten, wurden in der Phönizisch-Althebräischen Schrift abgefasst. Diese ist die erste bekannte alphabetische Buchstabenschrift, entstanden um 2000 v. Chr. im Raum Syrien-Libanons. Sie bestand aus weniger als 30 Konsonanten ohne Vokale.
Seit dem babylonischen Exil im 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. vorchristlichen Jahrhundert wurde sie allmählich von der hebräischen Quadratschrift abgelöst. Beide Schriftarten bestanden noch bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. nebeneinander fort, wobei Althebräisch als besonders heilig galt. Zum Teil wurden althebräische Handschriften auch in die Aramäische Sprache übertragen; diese Übersetzungen heißen Targunim.
Älteste Handschriften
Das Hebräische eignete sich nicht für Tontafeln, die sonst im Alten Orient in Keilschrift beschrieben wurden. Auch mit sakralen Texten beschriebene Tonscherben (Ostraka) wurden in Israel bisher nicht aufgefunden. Das übliche Schreibmaterial waren handgefertigte Papyrus-, seltener Lederrollen, mit Tinte aus rußigem Olivenöl oder metallhaltigem Vitriol beschrieben. Sie waren ebenso haltbar wie heutiges hochwertiges Papier, blieben aber nur unter günstigen klimatischen Bedingungen erhalten.
Die ältesten bekannten biblischen Schriftrollen wurden 1947-1949 bei Qumran gefunden. Sie entstanden zwischen 200 und 100 v. Chr. und enthalten aramäische und hebräische Bibeltexte aus exilisch-nachexilischer Zeit, darunter eine fast 7,5 Meter lange Rolle des vollständigen Jesajabuchs (66 Kapitel). Diese wich zur großen Überraschung der Bibelforschung nur minimal von den bis dahin bekannten, 1.200 Jahre jüngeren mittelalterlichen Bibelhandschriften ab, so dass von einer enormen Disziplin und Texttreue bei der generationenlangen Abschrift von Bibeltexten auszugehen ist.
Der samaritanische Pentateuch war schon 1616 wiederentdeckt worden. Er wich in etwa 6000 Fällen meist nur orthografisch vom bis dahin bekannten Masoretentext ab, stimmte aber in einem Drittel dieser Fälle mit der Septuaginta überein. 1850 kamen Zufallsfunde in einer zugemauerten Geniza (Rumpelkammer) zum Entsorgen überholter Schriftrollen in Kairo hinzu. Durch diese Schriftfragmente weiß man heute, dass die Masoreten überwiegend die palästinensische Tradition überliefert haben, die vor 135 nicht die einzige Bibelversion war.
Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. löste Pergament das Papyrus als Schreibmaterial ab: Nun wurde es möglich, mehrere umfangreiche Schriftrollen zu einem „Kodex“ zu bündeln. Der älteste erhaltene hebräische Bibelkodex ist der Codex Cairensis aus 895 n. Chr.; er enthält nur die Bücher der 12 „kleinen“ Propheten.
Kanonisierung
Als erster Hauptteil entstand die Tora bis zum 6. vorchristlichen Jahrhundert. Sie besteht aus den fünf Büchern des Moses, auf Griechisch auch Pentateuch („Fünf-Schriftrollen-Behälter“) genannt. Ihre Anfänge fallen mit den Ursprüngen des Judentums zusammen: Die ältesten Schichten der Erzväter- und Exodus-Erzählungen in ihr werden auf etwa 1000 v. Chr. datiert. Für die etwa 150 v. Chr. vom Jerusalemer Tempelkult abgefallenen Samaritaner bildete sie die einzige Heilige Schrift.
Ein Großteil des Tanach wurde bereits seit dem Exil in Babylonien als Heilige Schrift des Judentums redaktionell zusammengefügt und festgelegt: vor allem die Tora und die Propheten, aber auch ein Teil der später entstandenen Schriften. Ab etwa 340 v. Chr. wurde der Tanach in seiner damaligen Gestalt ins Griechische übersetzt und Septuaginta genannt. In dieser Form wurde der Tanach im ganzen Mittelmeerraum bekannt.
Eine bereits dreigliedrige hebräische und griechische Vorform des noch nicht endültig kanonisierten Tanach wurde im Raum Palästina jahrhundertelang als feste religiöse Schriftensammlung gebraucht. Dies war auch die Bibel Jesus von Nazarets und des Urchristentums.
Nach dem Ende des antiken Staates Israel 70 n. Chr. begann eine Phase der jüdischen Restauration, die um 100 n. Chr. ihren vorläufigen Abschluss fand. Damals wurden die zum Judentum gehörenden Gruppen und Traditionen festgelegt: so auch der biblische Kanon, soweit die Zugehörigkeit einzelner Schriften zur Bibel noch umstritten war. Dabei wurde z.B. das bis dahin umstrittene Buch Daniel aufgenommen, ander Bücher wie 1. Makkabäer und 2. Makkabäer jedoch ausgegrenzt. Hinzu kam die seit Rabbi Akiba (55–137 n. Chr.) vorherrschende Methode der Bibelauslegung (Exegese). Daraus ergab sich die Notwendigkeit, einen autoritativen Text der Gesamtbibel festzulegen.
Der Konsonantentext vor allem der Tora wurde um 135 n. Chr. – nach der Niederlage des Simon Bar Kochba im letzten jüdischen Aufstandsversuch gegen das Römische Reich – festgelegt. Dass er dabei alter vorchristlicher, jedoch noch nicht kanonisierter Überlieferung folgte, ist durch die Funde in Qumran und den Papyrus Nash (um 170 v. Chr. entstanden) erwiesen. Bis dahin. gab es mehrere Versionen der Hebräischen Bibel nebeneinander: die Septuaginta, den samaritanischen Pentateuch und hebräisch-aramäische Vorfomnen des Tanach mit leichten Abweichungen, auf die innerbiblische Paralleltexte hinweisen: z.B. Psalm 18 und 2. Samuel 22 oder Jesaja 2, 2-4 und Micha 4, 1-3.
Die griechische Septuaginta wurde um diese Zeit ebenfalls fertiggestellt, vom Christentum übernommen und dort etwa 180 als sogenanntes Altes Testament ebenfalls kanonisiert. Da die Septuaginta noch einige der 135 ausgegrenzten Schriften enthielt, unterscheidet sich der jüdische und der orthodox-christliche Kanon des Tanach geringfügig.
Den Tanach ergänzt im Judentum eine lange mündliche und schriftliche Auslegungstradition (Halacha, Mischna). Ihre wichtigste Sammlung ist der Talmud, der dem Tanach bis zum 5. Jahrhundert als Heilige Schrift zur Seite gestellt wurde.
Vokalisierung
Nach Festlegung des Konsonantentextes begann die 1000-jährige „Masora“ (philologische Arbeit) der danach genannten „Masoreten“: jüdischen Schriftgelehrten in Palästina – hier besonders in Tiberias – und Babylonien, die mit dem Sammeln und Redigieren von biblischen Handschriften befasst waren. Eine ihrer Aufgaben war auch die Punktuation (Markierung) des festgelegten Konsonantentextes durch Vokalzeichen, Akzente, Satzzeichen und Verseinteilungen. Ferner mussten nach ihren strengen Vorschriften ältere, von der als gültig vereinbarten Textversion abweichende Abschriften vernichtet werden.
Bis etwa 1000 wurde der Tanach von den Masoreten vereinheitlicht. Eine erster vollständiger Text der ganzen Hebräischen Bibel liegt vor in der Handschrift B19 (Codex Leningradensis), die 1008 n. Chr. aufgeschrieben wurde. Dieser hebräisch-aramäische Masoretentext wurde erst im Zeitalter der Renaissance und der Reformation von Christen wiederentdeckt und dann zur Grundlage ihrer Bibelübersetzungen, besonders der des Erasmus von Rotterdam und der des Martin Luther (1534). Diese seit dem Mittelalter bekannten masoretischen Bibelhandschriften galten lange Zeit als „Urtext“ der Bibel. Auf ihren Kodices beruhen alle modernen „Urtext“-Ausgaben des Tanach, so die Biblia Hebraica (Herausgeber Rudolf Kittel) und Biblia Stuttgartensia (Herausgeber Karl Elliger und Wilhelm Rudolph).
Einteilung
Der Tanach setzt sich aus den Hauptteilen Tora, Nevi'im und Ketuvim zusammen:
- Tora, [תורה], bedeutet „Unterweisung“ oder „Lehre“, in einigen bestimmten umgrenzten Kontexten auch „Gesetz“. Gedruckte und gebundene Ausgaben der Tora werden auch Chumasch [חומש] genannt, was kurz für „die Fünf“ (Bücher Moses, also den Pentateuch) steht.
- Nevi'im, [נביאים], bedeutet „Propheten“. Diese werden nochmals in „vordere“ und „hintere“ Propheten unterteilt.
- Ketuvim, [כתובים], (auch Chetuvim) bedeutet (heilige) „Schriften“. Im anglo-amerikanischen Sprachraum ist daher auch das Akronym TaNaKh gebräuchlich.
Diese Dreiteilung spiegelt nach orthodox-jüdischem Glauben einen abnehmenden Grad an Inspiration wieder: Die Tora beruht demnach auf direkter Zwiesprache des Mose mit Gott, die Nevi'im beruhen auf Prophetie, also durch Gott gesandte Träume und Visionen, die Ketuvim beruhen auf indirekter Beeinflussung der menschlichen Autoren durch den Heiligen Geist.
Die Bücher des Tanach
- Hauptartikel: Biblischer Kanon
Nach der jüdischen Tradition setzt sich der Tanach aus 24 Büchern zusammen. Die Tora hat 5 Bücher, Nevi'im beinhalten 8 Bücher und die Ketuvim beinhalten 11 Bücher.
Der hauptsächlich hebräische originale Text der Bücher des Tanach bestand nur aus Konsonanten zusammen mit einigen inkonsistent (=uneinheitlich) gebrauchten Buchstaben, die als Interpunktionszeichen dienten, den matres lectionis. Im sehr frühen Mittelalter codifizierten jüdische Schriftgelehrte, die Masoreten, die mündliche Tradition der Lesung des Tanach indem sie zwei wesentliche Interpunktionszeichenarten einführten:
- Nikud (hebr. נִקּוּד), das ist ein System von Punktierungen oder Vokalzeichen, das zur Darstellung von Vokalen in der hebräischen Schriftsprache dient, und
- Kantillation (hebr. ta`amei ha-mikra oder kurz te`amim; Jiddisch trope, was im Englischen gebräuchlich ist) bezeichnet spezielle Interpunktions-Zeichen, welche die Buchstaben und Vokalzeichen ergänzen. Einige dieser Zeichen wurden auch in den mittelalterlichen Handschriften der Mischna benutzt.
Tora
Die Tora besteht aus 5 einzelnen Büchern , die im Hebräischen nach den ersten Worten des Textes benannt sind:
- Bereschit (בְּרֵאשִית) (Im Anfang schuf ...)
- Schemot (שְמוֹת) (Dies sind die Namen ...)
- Wajikra (וַיִּקְרָא) (Und es rief JHWH ...)
- Bemidbar (בְּמִּדְבַּר) (Und es redete JHWH in der Wüste ...)
- Devarim (דְּבָרִים) (Dies sind die Worte ...)
Aus der Tora wird in der Synagoge im Gottesdienst am Sabbat (Samstag), Montag und Donnerstag vorgelesen.
Nevi'im
Die Nevi'im, die Prophetenbücher, entstanden nach der Tora, etwa in den Jahren 750 v. Chr. bis 500 v. Chr.. Sie werden in die frühen Propheten (Josua, Richter, Samuel, Könige), die eine frühe Geschichte des Volkes Israel darstellen, und die späten Propheten unterteilt.
Die späten Propheten umfassen Jesaja, Jeremia, Ezechiel (in drei Büchern) sowie die 12 kleinen Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi) in einem Buch.
Aus den Prophetenbüchern wird am Sabbat (Samstag) sowie an besonderen Feiertagen gelesen (siehe hierzu Haftara).
Ketuvim
Die Ketuvim entstanden nach jüdischer Tradition in der Zeit des Babylonischen Exils. Sie werden in die poetischen Schriften (Psalmen, Buch der Sprichwörter, Ijob), die 'fünf Rollen' (Hoheslied, Rut, Klagelieder, Kohelet, Ester) und die geschichtlichen Schriften (Daniel, Esra, Nehemia, Chronik) unterteilt.
Inhalte
Der Tanach erzählt die Geschichte der Schöpfung und des Volkes Israel unter JHWHs gnädiger Führung über einen Zeitraum von etwa 1300 Jahren. Er enthält verschiedenste Traditionen der einzelnen Stämme von Halbnomaden, die sich um den Glauben an den Gott JHWH im Raum des heutigen Palästina zu einem Volk vereinten. Dazu gehören Ortsätiologien, Kultsagen, Erinnerungen an Siege und Niederlagen aller Art und Gebotssammlungen. Sie wurden von verschiedenen Autoren redaktionell zu einer Gesamtgeschichte Israels verbunden.
Ein Teil dieser Gebote spiegelt längst vergangene vor-antike Lebensverhältnisse, die bis ins Einzelne geregelt waren. Wesentliche Kernbestandteile der jüdischen Tora sind jedoch in das kulturelle Erbe der Neuzeit eingegangen: Dazu gehören vor allem der Dekalog und die Menschenwürde jedes Einzelnen. Sie wird im Tanach mit der Befreiung Israels aus der in der Antike allgemein üblichen Sklaverei, die als Erwählung eines Volkes zum Segen für alle Völker verstanden wird, und der Gottebenbildlichkeit des Menschen begründet.
Einige Schichten des Tanach spiegeln andere als die jahwistische Tradition: Beim Einsickern der Halbnomaden-Stämme in das Kulturland Kanaan brachte jeder Stamm seinen Sippengott mit. Diese wurden erst miteinander, dann mit der Gotteserfahrung der Hebräer aus dem Raum Ägyptens und der Sinaihalbinsel verschmolzen (Ex 3). Sie wurden zum Teil auch zusammen mit Gottheiten der Kanaanäer verehrt (Synkretismus). Während etwa die Schöpfergottheit des kanaanäischen Pantheons El problemlos mit JHWH identifiziert werden konnte (Gen 14,17f), wurden Fruchtbarkeits- und Astralgötter wie Baal, Astarte, Marduk u.a. als der eigenen Glaubensidentität fremd abgestoßen. Die einheitsstiftende Rolle des 1. Gebots – der sogenannte Monotheismus – setzte sich erst allmählich in Israel durch.
Vergleich mit dem Alten Testament
Im Christentum wird der Tanach als „Altes Testament“ (AT) im Gegenüber zum Neuen Testament (NT) bezeichnet. Auch die Bücher des AT werden in drei Hauptteile eingeteilt: „Geschichtsbücher“ (1. Mose bis Buch Esther), „Dichtung“ (Hiob, Psalmen, Sprüche Salomos, Prediger, Hoheslied) und „Propheten“.
Das AT enthält einige Bücher mehr als der Tanach, wobei sich Umfang, Zuordnung und Reihenfolge der Bücher je nach christlicher Konfession unterscheiden. Hauptunterschied ist die Stellung der Propheten, die im Tanach nach der Tora stehen, im AT erst am Ende nach den übrigen Schriften. Zudem gehören im Tanach auch solche Bücher zu den Propheten, die im AT als Geschichtsbücher gelten. Darin zeigt sich bereits das unterschiedliche inhaltliche Verständnis der Heiligen Schriften im Judentum und Christentum: Für Juden ist die Geschichtserinnerung zugleich aktuelle Zukunftsverheißung.
Die Tora eröffnet die Bibel in beiden Religionen. Im AT bildet sie aber keine eigene Gruppe, sondern steht mit den Büchern Josua, Richter, Samuel, Könige, Ruth, Chronik, Esra, Nehemia und Ester in einer Reihe. Damit wird der in der Tora geoffenbarte Wille Gottes in gewisser Weise zu einer Erinnerung an vergangene Geschichte. Auch die übrigen Schriften (Ketubim) sind anders zugeordnet. In der Reihenfolge der sogenannten „hinteren“ Propheten (Nevi'im) stimmen beide Versionen überein.
Die katholische Kirche zählt zu den Geschichtsbüchern noch die Bücher Tobit und Judith, die nicht Teil des Tanach sind.
Im Christentum werden die fünf Bücher Mose also hauptsächlich als geschichtliche Zeugnisse des Volkes Israel gelesen und weniger als aktuelle Lehre oder Unterweisung, abgesehen von den Zehn Geboten, frühen Verheißungen an die Erzväter und messianischen Weissagungen der Propheten Israels. Die christlichen Kirchenväter, die einerseits die Aufnahme des AT in den christlichen Bibelkanon durchsetzten, deuteten andererseits viele prophetische Verheißungen, Psalmgebete und Schöpfungserzählungen entgegen ihrem Eigensinn allegorisch oder typologisch, um auf das Kommen Christi hinzuweisen.
Die Bezeichnung „Altes Testament“ geht auf die Rede vom „Alten“ und „Neuen“ Bund im Hebräerbrief zurück. Sie wurde oft irrtümlich als Ablösung des Bundes Gottes mit Israel durch das neue Gottesvolk, die Kirche, aufgefasst, so dass „alt“ als „veraltet“ oder „überholt“ gedeutet wurde. Damit war die theologische „Enteignung“ des Judentums in der Substitutionstheologie verbunden.
Um diese traditionelle Abwertung zu vermeiden, nennen heute manche Christen, Theologen und Kirchen den Tanach bzw. das AT heute Hebräische Bibel, Erstes Testament oder Hebräische Schriften. Damit grenzen sie sich vom christlichen Antijudaismus ab und betonen die gemeinsame Grundlage beider Religionen. Denn auch das NT verkündet den „Neuen Bund“ als endgültige Bekräftigung des ersten Bundes Gottes mit seinem Volk Israel (Röm 11,2). An dieser lebendigen Beziehung des einen Gottes zu seinem erwählten Volk halten bekennende Juden und Christen gerade heute, nach der Erfahrung des Holocaust, gemeinsam fest.
Literatur
- Hanna Liss u.a.: Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel. Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5116-5.
- Erich Zenger (Hrsg.): Einleitung in das Alte Testament. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-019526-3, S. 21-32.
- Erich Zenger: Das Erste Testament. Die jüdische Bibel und die Christen. Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-69416-7.
Weblinks
- Commons: Tanach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- „Auge für Auge“ – nicht „Auge um Auge"
- Biblia Hebraica Stuttgartensia Masoretischer Text mit englischen Erläuterungen
- Westminster Leningrad Codex Der Text des Codex Leningradensis
- iTanakh: Onlinetexte zur Erforschung der Hebräischen Bibel (englisch, pdf), Pepperdine University, Malibu, Kalifornien