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Bibelübersetzung

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Bibelübersetzungen versuchen die Urtexte der biblischen Schriften in moderne Sprachen zu übersetzen um sie einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen. Die antiken Schriften waren ursprünglich in hebräischer, aramäischer und altgriechischer Sprache verfasst. Neben allgemeinen Schwierigkeiten beim Übersetzten altertümlicher Texte kommt hier noch die religiöse Bedeutung der Bibel hinzu, die als Heilige Schrift insbesondere im Judentum und im Christentum, in neuerer Zeit auch bei den Zeugen Jehovas angesehen wird.


Geschichte

Die Ostkirchen verwendeten schon früh Übersetzungen in der jeweiligen Landessprache (vergleiche Altkirchenslawisch). Im 4. Jahrhundert entstand die gotische Wulfila-Bibel.

Im Westen war lange Zeit nur die lateinische Bibelübersetzung von Hieronymus (Vulgata) gebräuchlich. Bis ins Mittelalter waren Bibelübersetzungen von der Kirche nicht erwünscht. Auch Gottesdienste wurden bis 1970 nur in Latein abgehalten. Übersetzer wurden als Ketzer verfolgt. Dennoch vollendete 1383 John Wyclif die erste maßgebliche englische Bibelübersetzung.

Befreit durch die Reformation im 16. Jahrhundert konnten sich Bibelübersetzer an die Arbeit machen. In dieser Zeit setzte auch das Interesse an den Sprachen der Urtexte ein. Besonders die hebräische Sprache wurde bis dahin fast ausschließlich von jüdischen Gelehrten erforscht. Die neu entstandene christliche Philologie musste nach Wilhelm Gesenius bei ihnen Unterricht nehmen. Zu erster größerer Verbreitung von Bibeln kam es durch die deutschen Übersetzungen von Luther und Zwingli. Die Erfindung des Buchdruckes begünstigte diese Entwicklung.

Bedingungen einer Bibelübersetzung

Das Ergebnis der Übersetzungsarbeit ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die da sind: die Auftraggeber, die Vorgaben und Ziele, Umfang (ganze Bibel oder nur Teile) und Art (neu, Revision, Bearbeitung), die Zielsprache und Zielkultur, die Konfession, die Auslegung der zu übersetztenden Texte, der verwendete Ausgangstext, der Übersetzungsansatz (siehe unten) und der angestrebte Sprachstil.

Die beteiligten Personen prägen das Ergebnis maßgeblich. Nicht nur die Auftraggeber und die Übersetzer, sondern auch Redakteure, Berater (z.B. Liguisten, Historiker, Archäologen und natürlich Theologen) und Keorrektoren nehmen Einfluss auf die Übersetzung.

Schließlich spielen auch die Bedingungen der Zusammenarbeit sowie Ort und Zeit der Übersetzung eine Rolle.

Ziele einer Übersetzung

Das Ergebnis einer Übersetzung richtet sich nach den Zielen, jedoch geht es stets darum, Lesern, welche die alten Sprachen der Urtexte nicht verstehen und denen die notwendigen historischen Kenntnisse fehlen, die Bibel nahe zu bringen.

Die gängigsten Bibelübersetzungen haben das Ziel, die altertümlichen Texte einem breiten Leserkreis zugänglich zu machen um den darin enthaltenen Glauben zu verbreiten. Sie sind deshalb besonders auf gute Verständlichkeit ausgerichtet und bedienen sich einer möglichst alltäglichen Sprache. Meist wird dabei Rücksicht auf religiöse Traditionen genommen. So werden z.B. in deutschen Übersetzungen Worte wie Evangelium, Taufe, Sünde, Jünger, oft nicht der Alltagssprache angepasst bzw. sind durch die Religion in die Alltagssprache eingegangen. Die konfessionell bedingt unterschiedliche theologische Auslegung der Bibel bringt auch konfessionell geprägte Übersetzungen hervor.

Um Theologen und theologisch Interessierten präzisere Hilfsmittel in die Hand zu geben, werden mehr oder weniger wissenschaftliche Übersetzungen herausgegeben.

Daneben gibt es auch Übersetzungen, die nur einen bestimmten Aspekt des Urtextes beleuchten wollen (z.B. Walter Jens' Übersetzung des Markusevangeliums) oder die überhaupt eine künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Urtext darstellen.

Spezielle Probleme beim Übersetzen der Bibel

Bibelübersetzungen müssen eine Brücke von einer fremden, vergangen Kultur und Denkweise zu modernen Lesern schlagen. Nicht nur die alten Sprachen der Urtexte mit ihrer eigentümlichen Grammatik und Ausdrucksweise stellen hohe Anforderungen an die Übersetzungsarbeit, sondern auch die Tatsache, dass der kulturelle Kontext, in dem diese Werke entstanden, längst vergangen ist.

Verständnisschwierigkeiten

Neben sprachlichen spielen auch inhaltliche Verständnisschwierigkeiten bei der Übersetzung der Bibel eine Rolle. Schon die biblischen Schriften selbst bezeugen diese, wie z.B. der Apostel Petrus über die Schriften des Paulus im 2. Petrusbrief 3,16 sagt, sie seien teilweise schwer verständlich. Die Verständlichkeit kann daher nicht alleiniger Maßstab für die Qualität einer Bibelübersetzung sein, besonders nicht wenn zu Gunsten der Einfachheit schwierige Passagen entstellt werden, so dass man nicht mehr von übersetzen sprechen kann.

Theologische bzw. dogmatische Traditionen bestimmen die Übersetzungsarbeit ebenso wie der historische und linguistischen Erkenntnisstand des Übersetzers.

Unabhängig von der theologischen Ausrichtung des Übersetzers ist klar, dass sein Verständnis der Texte auch von dessen Prägungen und subjektiven Empfindungen beeinflusst ist, ja sogar von seinen Charaktereigenschaften (vergl. besonders bei Luther).

Wahl des Originaltextes

Sowohl für das Alte als auch für das Neue Testament der Bibel liegen eine Reihe von Handschriften vor, die an manchen Stellen voneinander abweichen. Eine Bibelübersetzung erfordert daher gleichzeitig eine Auswahl einer Textversion, wobei einige Bibelausgaben Varianten aus unterschiedlichen Ursprungstexten in Fußnoten anmerken.

Im alten Testament sind die bedeutendsten Texte der hebräische masoretische Text und die griechische Septuaginta. Der masoretische Text wird in protestantischen Kirchen als der verlässlichere angesehen; orthodoxe und katholische Kirchen benutzen traditionell eher die Septuaginta.

Für das neue Testament gibt es eine Vielzahl an Manuskripten, deren wichtigste (Codex Vaticanus, Codex Sinaiticus) aus dem 4. Jahrhundert stammen, und Grundlage aller traditionellen Übersetzungen sind. Dabei ist nicht gesagt, dass diese ältesten Handschriften auch die verlässlichsten sind. Im 4. Jahrhundert waren die Schriften der Bibel schon relativ weit verbreitet. Signifikante Änderungen des Textes wären logistisch kaum machbar gewesen, da diese in allen Handschriften der damaligen Welt hätten vorgenommen werden müssen (es gab schließlich noch kein Internet). Man vetraut deshalb auch Handschriften aus späteren Zeiten, wo sie unter sich im Wesentlichen gleich sind, und spricht in diesem Zusammenhang vom Mehrheitstext.

Die Schriften der Bibel gelten als die bestüberlieferten Texten des Altertums. Als man 1947 in Qumran Jesaja-Abschriften aus der Zeit vor Christus fand, enthielten sie nur marginale Abweichungen von dem heute in Bibeln stehenden Text.

Die seit der Reformation maßgeblichen Grundtextausgaben waren geprägt von der Textschiene des so genannten "Textus receptus", einem Grundtext, der erstmals von Erasmus von Rotterdam herausgegeben wurde. Auf dieser Textgrundlage basierten die entscheidenden Bibelübersetzungen seit der Reformation wie beispielsweise die englische King-James-Version, die Lutherbibel 1545, die Zürcherbibel vor 1931 usw. und auch jetzt wieder die Schlachter-2000-Bibel (herausgegeben 2003). Einige ältere Manuskripte haben an einigen Stellen Abweichungen, die auch theologisch bedeutsam sind. Diese veränderten Manuskripte haben die meisten Übersetzungen der Neuzeit geprägt.

Revisionen

Die meisten Übersetzungen werden ständig revidiert, d.h. überarbeitet. Bedingt durch den natürlichen Sprachwandel können einst treffende, leichtverständliche Formulierungen in Vergessenheit geraten und müssen deshalb ersetzt werden (z.B. Luthers Eidam =Schwiegersohn, Farren = Rind etc.). Neue linguistische oder historische Erkenntnisse können Überarbeitungen notwendig machen. Veränderte Moralvorstellungen fließen ebenfalls ein (z B. Gleichstellung der Frau). Nicht zu letzt beeinflussen auch Erfahrungen in der Glaubenspraxis, die mit vorangegangen Übersetzungen gemacht wurden, spätere Übersetzungen (z.B. Luther, der die Glaubenssätze seiner Zeit mit großer Entschlossenheit umzusetzen versuchte, aber daran scheiterte und daraus seine Neuinterpretation der Paulusbriefe entwickelte).


Verschiedene Ansätze zu einer Bibelübersetzung

Aufgrund der unterschiedlichen Struktur verschiedener Sprachen im Allgemeinen ist eine Eins-zu-eins-Übersetzung nicht möglich. Nach Schleiermacher gibt es im wesentlichen zwei Strategien, mit diesem Problem umzugehen. Entweder passt man den Inhalt an den Leser an und nimmt dadurch Kompromisse in der Genauigkeit in Kauf, oder man verlangt vom Leser, sich an den Inhalt anzupassen und nimmt damit Kompromisse in der Verständlichkeit in Kauf. Man nennt diese Strategien auch zieltextorientiert und ausgangstextorientiert. Andere Bezeichnungen sind wirkungstreu und strukturtreu, wobei zu betonen ist, dass -treu hier hauptsächlich die Absicht der Übersetzer meint.

Strukturtreu – der ausgangstextorientierte Ansatz

Der ausgangstextorientierte Ansatz stellt die Forderung den Urtext strukturtreu wiederzugeben. Dabei wird versucht das Original in Bezug auf Wortwahl (lexikalisch), Wortbau (morphologisch), Syntax (Satzbau und Grammatik) und Sprachklang (phonetisch) wieder zugeben.

Dabei wird in Kauf genommen, das der Leser fremde Begrifflichkeiten erlernen und sich gegebenfalls historische Kenntnisse aneignen muss, um den Text zu verstehen. Diesen Nachteil versucht man durch Fußnoten und Anmerkungen, beigefügte Lexika und Kommentare auszugleichen. Da die kompromislose Einhaltung des Prinzipes nicht möglich ist, bergen diese Übersetzungen die Gefahr, dass sich der Leser in einer falschen Sicherheit wiegt. Eine Übersetzung muss gegenüber dem Original immer Verlusste in Kauf nehmen. Gewisse Ausdrücke sind, wörtlich übersetzt, nicht verständlich oder werden sogar falsch verstanden. Ausgangstextorientierte Übersetzungen überlassen die Auslegung weitestgehend dem Leser.

Hierher gehören folgende Begriffe:

  • Wort- und formgetreue Übersetzungen
  • strukturtreue Übersetzungen
  • grammatische Übersetzungen
  • philologische/wörtliche Übersetzungen
  • konkordante bzw. Begriffskonkordante Übersetzungen
  • Interlinearübersetzungen

Wirkungstreu – der zieltextorientierte Ansatz

Der zieltextorientierte Ansatz stellt die Forderung den Urtext wirkungstreu wiederzugeben. Dabei steht die Wirkung bzw. die Absicht des Textes in der Zielsprache bzw. deren Kultur im Mittelpunkt. Die dabei notwendige inhaltliche Entfernung vom Original wird hingenommen, um dem Leser einen leichtverständlichen, gut lesbaren Text zu bieten.

Diese Arbeiten sind naturgemäß stark von der theologischen bzw. weltanschaulichen Prägung der Übersetzer beeinflusst, da die Übersetzung von deren Interpretation abhängt. Dies muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn so können Übersetzungsvarianten forciert werden, die allgemein anerkannte Glaubenssätze klar zum Ausdruck bringen. Für eine theologische Meinungsbildung, die sich auf den Wortlaut der Bibel gründen möchte, eignen sich diese Übersetzungen jedoch nicht.

Einige Übersetzungen des zieltextorientierten Typs nehmen auch inhaltliche Anpassungen vor, nicht um eines besseren Verständnisses Willen, sondern beispielsweise um bestimmte theologische Ansichten zu stützen. Solche Der Begriff wirkungstreu ist hier irreführend, es muss dann wirkungsorientiert heißen.

Die Forderung der Einfachheit und Eindeutigkeit birgt die Gefahr, den Text auch dort zu vereinfachen, wo das Original nicht einfach und nicht eindeutig ist. Daduch wird dem Leser das falsche Gefühl vermittelt, er hätte die betreffende Passage verstanden. Diesen Nachteil versucht man durch Fußnoten auszugleichen, in denen alternativ ausgangstextorientierte Übersetzungen geboten werden.

Hierher gehören folgende Begriffe:

  • kommunikative Übersetzungen
  • dynamisch-äquivalente Übersetzungen
  • liturgische Übersetzungen
  • literarische Übersetzungen
  • common language translation (Übersetzung in Umgangssprache)
  • culturally reinterpretation

Sinntreu – der gemischte Ansatz

Die Mischformen stellen Kompromisse zwischen beiden Typen dar, wobei entweder das ausgangstextorientierte oder das zieltextorientierte Prinzip favorisiert wird und das jeweils entgegengesetzte Prinzip zum Ausgleich der Nachteile herangezogen wird. Ziel ist eine sinntreue Wiedergabe des Urtextes.

Übertragungen

Von Übertragungen spricht man, wenn die Übersetzung (a) sich an dein Publikum richtet, an das sich der Urtext ursprünglich nicht richtet (z.B. Kinderbibeln, Jugendbibeln) oder wenn die Übersetzung (b) einen Sinn verfolgt, den der Urtext nicht verfolgt (Unterhaltung, Parodie z.B. Bibelcomics, "Der große Boss", manche Dialektausgaben). Chronologische Zusammenstellungen der biblischen Geschichte oder Nacherzählungen in Romanform sowie Bearbeitungen für Film und Fernsehen gehören ebenfalls hier her. Übertragungen erfolgen oft nicht direkt aus der Ursprache sondern gehen von einer vorhandenen Übersetzung aus.

Verschiedene Übersetzungen

Die Listen sind Chronologisch geordnet.

Wo bekannt, wird der Übersetzungsansatz (siehe oben) angegeben. Dabei bedeuten [S]=strukturtreu, [Sx]=extrem strukturtreu, [W]=wirkungstreu, [Wx] extrem wirkungstreu, [Sw]=gemischt, Strukturtreue favorisiert, [Ws] gemischt, Wirkungstreue favorisiert, [Ü]=Übertragung. Eine feinere Unterscheidung lohnt sich kaum, da die Übergänge fließend sind und die Zuordnung zum Teil subjektiv ist.

Deutschsprachige Übersetzungen

Deutschsprachige Übersetzungen in jüdischer Tradition

Jüdische Übersetzungen beschränken sich naturgemäß auf das Alte Testament (mit Ausnahme von David H. Stern: Das jüdische Neue Testament von 1997). Sie sind aufgrund der speziellen Bedeutung des Bibelstudiums im jüdischen Glauben meist ausgangstextorientiert.


Englischsprachige Übersetzungen

Siehe auch