Klettern
Unter Klettern versteht man heutzutage hauptsächlich das Klettern als Freizeitbeschäftigung oder Sportart, das in zahlreichen Varianten betrieben werden kann. In den meisten Fällen ist das Ziel das Durchklettern einer vorgebenen Strecke, der so genannten Route. Der Kletterer wird dabei üblicherweise von einem Partner mit einem Seil gegen Absturz gesichert.
Um die Leistungen von Kletterern vergleichen zu können, sind die Routen fast immer mit einem Schwierigkeitsgrad versehen. In Deutschland ist zur Einteilung die UIAA-Skala üblich, die im Augenblick von 1 (extrem leicht) bis 11 (extrem schwer) reicht. In anderen Ländern sind oft andere Schwierigkeitseinteilung üblich. (Vergleich von Kletterschwierigkeiten)
Varianten des Kletterns
- Beim technischen Klettern werden das Seil und eine Vielzahl von Hilfmitteln - bis hin zu Steigleitern - zur Fortbewegung benutzt. Diese Art des Kletterns war bis in die 1970er und 1980er Jahre sehr populär.
- Beim Freiklettern darf zur Fortbewegung nur der Fels und der eigene Körper genutzt werden. Seil und technische Hilfsmittel dienen lediglich zur Sicherung gegen Abstürze (der Begriff bezeichnet also nicht das Klettern ohne Sicherung). Diese Art des Kletterns wurde in den 1970er und 1980er Jahren als Gegenbewegung zum technischen Klettern "wiederentdeckt" und ist heute die populärste Form des Kletterns.
- Das Sportklettern ist eine Variante des Freikletterns, bei der der sportliche Aspekt im Vordergrund steht. Sportkletterrouten sind meist mit zahlreichen fest angebrachten Sicherungspunkten abgesichert, um das Risiko bei einem Sturz zu minimieren. Der Kletterer kann daher gefahrlos bis an seine Leistungsgrenze gehen und sich voll auf seine Klettertechnik konzentrieren. Sportklettern wird sowohl an künstlichen Anlagen als auch an natürlichen Felsen, in sogenannten Klettergärten, betrieben. Die Athleten können sich in nationalen und internationalen Wettkämpfen messen.
- Das klassische Freiklettern (engl: Trad Climbing) wird an natürlichen Felsen betrieben. Auf fest angebrachte Sicherungspunkte wird hier ganz oder teilweise verzichtet. Der Kletterer verwendet statt dessen Sicherungsgeräte, die er selbst anbringen muss. Manche Kletterer schätzen diese zusätzliche Herausforderung und die Art der Eigenverantwortung, die diese Art des Kletterns mit sich bringt.
- Als Soloklettern bezeichnet man das Klettern ohne jede Sicherung. Da hier jeder Sturz zu schwersten Verletzungen oder zum Tode führen kann, wird das Soloklettern meist nur von sehr erfahrenen Kletteren betrieben. Für diese kann das Soloklettern eine besondere mentale Herausforderung darstellen. "Normale" Kletterer begehen manchmal Routen solo, die weit unter ihrer Leistungsgrenze liegen.
- Bouldern ist das Klettern an kleinen Felsblöcken (engl: Boulder) in Absprunghöhe. Eine Seilsicherung ist hier nicht notwendig, zur Dämpfung von Stürzen können Matten oder die Hilfestellung anderer Kletterer dienen. Beim Bouldern kann sich der Kletterer auf die Ausführung einzelner, schwieriger Kletterbewegungen (Züge) konzentrieren.
- Das alpine Klettern ist ein Teil des Bergsteigens. Ziel ist hier meist das Erreichen des Gipfels. Bei Bergtouren ist das Klettern nur ein Teilaspekt, genau so wichtig sind Routenplanung, Ausrüstung, Beobachtung des Wetters und ähnliches. Alpine Routen können je nach Können und Geschmack frei oder technisch geklettert werden.
- Das Bigwall-Klettern ist das Beklettern sehr hoher Felswände wie z.B. denen im Yosemite Valley in den USA. Da ein durchschnittlicher Kletterer für die Besteigung einer Big Wall meist mehrere Tage benötigt, ist sind Mitnahme von Vorräten und das Übernachten in der Wand notwendig.
- Eisklettern ist das Klettern an Eisformationen wie z.B. gefrorenen Wasserfällen. Die Kletterer verwenden Steigeisen und Eisgeräte (eine Art Pickel) um sich im Eis festzuhalten.
Weiteres
Die wenigsten Kletterer sind lebensmüde Zeitgenossen oder Adrenalinfetischisten, wie oftmals in reisserischen Artikeln glaubhaft gemacht werden soll, sondern haben diesen Sport gewählt, weil er eine unglaubliche Fülle an Erfahrungen bietet: Körperbeherrschung und Kraft, Ausdauer und Dynamik, Angstüberwindung und Erfolgserlebnis, partnerschafliches Zusammenspiel und dies alles in meist wunderschöner Naturkulisse.
Klettern ist auch für die Jugend sehr interessant macht, da keine spezielle Ausrüstung für den ersten Start notwendig ist. Den ersten Versuch im Fels sollte man mit einem erfahrenen Kletterer unternehmen, und dieser sollte über das notwendige Material verfügen. Auch weniger sportliche Kinder werden schon zu Beginn gute Erfolge erleben können. Danach ist die Ausrüstung einmal gekauft bei guter Behandlung viele Jahre verwendbar und die Benutzung des Felsen ist kostenlos.
Ein weiterer Aspekt des Klettern liegt in der Schulung des Gespürs für den Erhalt der Natur. Dieser wird leider nicht von allen Kletterern vorgelebt, und dessen Missachtung haben schon zu Felssperrungen durch die Naturschutzbehörden und dadurch zur Einschränkung des Felszahlen geführt. Dies kann nicht im Sinne der Kletterer sein.
Der Beitritt in einen Verein ist nicht notwendig. Wer sich gerne dem Klettern zuwenden will, kann dies auch organisiert tun, indem er einer der Sektionen des DAV beitritt, oder einer regionalen IG Klettern. Mittlerweile gibt es flächendeckend Kletterhallen, wo das Sportklettern und das Bouldern erlernt und trainiert werden kann. Dies ersetzt aber für viele Kletterer nie den Ausflug an die Felsen. Den hohen pädagogischen Wert des Sportkletterns haben auch einige unserer Schulen bereits erkannt (oder den Franzosen abgeschaut) und bieten mittlerweile schuleigene Kletterwände und Unterricht im Fach Sport an.
Um sich im Fels zurecht zu finden sollte man sich einen Kletterführer zulegen. Zahlreiche Autoren haben diese topographischen Führer der einzelnen Klettergebiete mit Anfahrtsskizzen, Wegbeschreibung, Routenauflistungen und möglicherweise zu beachtenden Kletterbeschränkungen herausgegeben. Da auch weiterhin neue Routen erschlossen und neue Felsen mit Routen versehen werden, müssen Kletterführer ständig überarbeitet werden Diese Erschließung von Neurouten wird meist von lokal ansäßigen Sportkletterern durchgeführt, die ein noch unbeklettertes Stück Fels mit Sicherungshaken versehen oder mit z.B. Klemmkeilen und Schlingen absichern. Nach einer erfolgreichen Durchsteigung gibt der Erstbegeher der Route einen Namen und bewertet die Schwierigkeiten, um den Wiederholern einen Anhalt über den Charakter der Route geben zu können. Neurouten werden heute oftmals in Fachzeitschriften oder auf Internetseiten veröffentlicht.
Wichtige Sportklettergebiete in Deutschland sind die Mittelgebirge mit Wandhöhen bis ca. 150m: Frankenjura, Altmühltal, Elbsandstein, Südpfalz, Schwäbische Alb, Donautal, Eifel uvm. .
Daneben gibt es auch in den Alpen so genannte Klettergärten (meist mit Wandhöhen bis ca. 250m) oder Sportkletterrouten durch hohe Wände. Der Unterschied zum klassischen Bergsteigen besteht dabei in der konsequenten Einhaltung der bestehenden Kletterethik, nach der eine Route als geklettert gilt, wenn diese ohne Zuhilfenahme der Haken oder sonstiger Hilfsmittel durchstiegen wurde. Anfang der 1970er Jahre wurde in Deutschland dafür der Begriff des "rotpunkt Kletterns" durch Kurt Albert eingeführt. Das Sportklettern und seine Ethik ist jedoch schon viel älter und wurde schon um 1900 im Elbsandstein praktiziert, geriet aber wieder in Vergessenheit und kam erst ca. 1970 über die amerikanischen Kletterer wieder nach Deutschland zurück.