Walchensee
Walchensee | |
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Daten | |
Name: | Walchensee |
Lage: | 75 km südlich von München |
Fläche | 16,4 km² |
max. Länge | 7 km |
max. Breite | 4 km |
max. Tiefe: | 189,5 m |
Zuflüsse: | Verschiedene Gebirgsbäche, sowie (künstlich erzeugt) ein Teil der Isar |
Abflüsse: | Jachen, sowie Abflußrohre zum Kraftwerk und damit zum Kochelsee |
Höhe über NN: | 802 m |
Besonderheiten: | Kraftwerk Walchensee |
Der Walchensee ist einer der tiefsten Seen Deutschlands und zugleich mit 16,4 km² der größte Gebirgssee. Er liegt 75 km südlich von München inmitten der bayerischen Alpen.
Die Bezeichnung Walchen kommt aus dem mittelhochdeutschen und bedeutet ursprünglich Fremde. So waren alle romanischen Völker (auch die z.T. romanisierte Bevölkerung der Alpen) südlich von Bayern für die Einheimischen Welsche oder eben Walche. Eine andere Interpretation geht vom lateinischen Lacus vallensis aus, was soviel heißt wie ein im Tal gelegener See.
Am Walchensee sprach man bis ins 13. Jahrhundert hinein ladinisch, solange wie nirgend anders in Bayern. Die oberbayrischen Klöster Benediktbeuren und Schlehdorf stellten schon 740 n. Chr. erste Besitzansprüche an den See. Bis zur Säkularisation 1803 war er in Besitz verschiedener kirchlicher Institutionen. Auf Landkarten des 16. Jahrhunderts wurde der See auch als Italico dicto (nach Italien führend) bezeichnet, was seinen Ursprung vermutlich daher hat, daß durch das Walchenseetal ein Reiseweg über Mittenwald und Innsbruck nach Italien führte.
Entstehung
Der Walchensee befindet sich direkt über einer geologischen Mulde (Bayerische Synkline), welche auch für seine extreme Tiefe verantwortlich ist. Parallel zu dieser Muldenstruktur ist eine geologische Störung ausgebildet. Deshalb weist der See am nordwestlichen Ufer sehr steile Partien auf. Während der Eiszeiten wurde die Morphologie des Gebietes mehrfach von Gletschern überprägt. Aus erdgeschichtlicher Sicht spricht einiges dafür, dass es sich beim Walchensee um den ältesten See Bayerns handelt.
Geografie

Rund 27 km Ufer umranden den Gebirgssee, der ein durchschnittliches Wasservolumen von 1.300 Mio. Kubikmeter hat. Die Jachen entwässert, als natürlicher Abfluss des Sees, durch das Tal der Jachenau in Richtung Westen zur Isar hin. Der größte natürliche Zufluss bildet die Obernach, welche im Südwesten in den See mündet. Zusammen mit dem künstlichen Zufluß (Siehe unter Kapitel Kraftwerk Walchensee) erschließt sich so ein Einzugsgebiet von rund 780 km².
Der Walchensee wird von bewaldeten Bergen umrahmt, im Nordwesten von der Herzogstand-Heimgartengruppe (1731 m und 1790 m), daran anschließend westlich vom See das Tal der Eschenlaine, auf deren Südseite der Simetsberg (1836 m) als erster Ausläufer des Estergebirges anschließt. Im Süden des Sees trennt der Hochkopf den Walchensee vom Tal der Isar. Am östlichen Ufer beginnt die Jachenau, ein langgezogenes Hochtal, das Richtung Lenggries führt. Der Nordosten wird von der Benediktenwand dominiert und, ein wenig weiter westlich, schließt der Jochbergs (1565 m) den Talkessel.

Zwischen dem Herzogstand und dem Jochberg ist noch der kleine Kesselberg, welcher aufgrund seiner relativ niedrigen Höhe aber als Senke zwischen den Bergen ins Auge fällt und letztlich den Walchensee vom 200m tiefer gelegenen Kochelsee trennt.
Auf den Herzogstand fährt bis kurz unterhalb des Gipfels vom Frühjahr bis Herbst eine Seilbahn (Siehe auch: Herzogstandbahn). Die einzige Insel des Sees, die Insel Sassau, steht unter Naturschutz und ist gleichzeitig ein Naturwaldreservat.
Wasser
Das klare Gewässer, mit einer durchschnittlichen Sichttiefe von 8 –10 m, verdankt seine türkis-grüner Färbung dem relativ hohen Anteil an Calcuimkarbonat. Auch Aufgrund des Motorbootverbot hat das Wasser des Walchensees Güteklasse I, sprich Trinkwasserqualität. Die Wassertemperaturen sind, wie für einen Bergsee typisch, relativ niedrig. Sie bewegen sich im Sommer zwischen 17 - 20 Grad und im Frühling/Herbst um die 10 - 16 Grad.
Klima
Aufgrund seiner Lage inmitten eines Talkessels ist der See größtenteils vor nördlichen und östlichen Windströmungen geschützt. Die relativ niedrige Bergkette, die unmittelbar am Südufer beginnt, lässt eine optimale Sonneneinstrahlung zu, so dass das Klima insgesamt milder ist, als im Gebirge zu erwarten wäre. Während der Sommermonate entsteht es bei sonnigen Wetter über den aufgeheizten Südhängen des Herzogstands und des Jochberges eine ausgeprägte Thermik. Die stabilen Thermikwinden wehen in der Regel in Richtung Südwest. Vereinigen sich die so in die Höhe transportierten, feuchten Luftmassen des Walchensees mit denen des nördlich gelegenen Kochelsees durch einen leichten, vorherrschenden Hauptwind aus Nordost können so besonders heftige Gewitter entstehen.
Bei Föhn weht dagegen ein warmer Fallwind aus Süd in Richtung Nord; durch die damit einher gehende trockene Luft kommt es zu einer sehr guten Fernsicht.
Fauna
Ursprünglich kamen vor allem Hechte, Barsche und verschiedene Forellenarten in diesem Gewässer vor. Vor über 500 Jahren wurden hier zusätzlich auch noch Renken und Seesaiblinge ausgesetzt.

2003 wurde vom Bezirk Oberbayern ein Projekt gestartet,um den Edelkrebs (Astacus astacus) im Walchensee wiederanzusiedeln. 1900 Krebse wurde zun diesem Zweck im Eibsee westlich von Garmisch-Partenkirchen eingefangen. Allerdings läßt sich der Erfolg dieser Wiederansiedlungsaktion erst in ca. 5 Jahren abschließend bewerten.
Für viele Vogelarten bietet das Seeufer und die Insel Sassau Brutmöglichkeiten, sowie ein Winter- oder Durchzugsquartier für Zugvögel. Rothals- und Schwarzhalstaucher, sowie Stockenten und Blässhühner stehen nur stellvertretend für die Vielzahl der hier vorkommenden Arten.
Flora
Neben Kiesel- und Grünalgen kommen noch der Flutende Hahnenfuß und das Ährige Tausendblatt in dem Bereich direkt unter der Wasseroberfläche vor. Im Gegensatz dazu wird das heimische Schilfrohr und die Teichsimse als Oberwasserpflanzen bezeichnet. Eine eigene Kategorie bilden die Schwimmblattpflanzen. So wachsen hier sowohl die Seerose, als auch die Teichrose.
Ortschaften
Direkt am Westufer liegt der kleine Luftkurort Walchensee mit nur ca. 600 Einwohnern. Ebenso wie die anderen noch kleineren Ortschaften Urfeld, Zwergern und Einsiedl gehört Walchensee zur Gemeinde Kochel am See und damit zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Ein alter Pilgerweg, der Jakobsweg, zieht sich von Süden kommend über Einsiedl und Urfeld nach Norden in das Alpenvorland und anschließend nach Santiago de Compostela.
Besonderheiten
Kraftwerk Walchensee
Bundesweit bekannt ist der Name des Sees auch wegen des großen Speicherkraftwerks Walchensee, obwohl das Kraftwerk nicht am Walchen-, sondern am Kochelsee steht. Um die Verfügbarkeit des Wassers aus dem Walchensee für das Kraftwerk zu erhöhen, wurde durch einen 8 km langen Stollen der Rißbach aus dem Karwendel, sowie ein Teil des Wassers aus der Isar dem See zugeführt.
Wegen des dadurch stark schwankenden Wasserspiegels friert im Winter der See nicht mehr ganz zu. Die Eisflächen in den einzelnen Buchten sind z.T. sehr dünn und dürfen nicht betreten werden.
Wracks
Am Seegrund befinden sich mindestens drei Flugzeugwracks. Aus dem Zweiten Weltkrieg stammen die Me 109, sowie der britische Bomber vom Typ Lancaster. Das dritte Flugzeug unbekannten Typs stammt aus der Zeit nach 1960. Weder über Unglücksursache, noch -vorgang ist etwas bekannt.
Bei Tauchern als Erkundungsziel beliebt sind die Wracks zweier Autos, einem VW-Käfer und einem Ford, die ebenfalls auf dem Seegrund nahe des Ufers liegen.
Landschaftsmalerei
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Maler Lovis Corinth ein Haus in Urfeld. Von 1919 bis zu seinem Lebensende 1925 verbrachte der Impressionist, zusammen mit seiner Frau, die Sommermonate am See und malte seine bekannten Walchensee-Motive.
Sagen
Stellvertretend für die Vielzahl der Sagen rund um den Walchensee, stehen folgende Erzählungen:
In den Tiefen des Sees lebt ein riesiger Waller. Der Fisch ist so gewaltig, dass er sich in den Schwanz beißen muss, um genug Platz zu finden. So ist alles in schöner Ordnung. Aber wenn die Menschen eines Tages von ihrem rechten Glauben abfallen würden, dann würde auch der Waller seinen Schwanz loslassen und eine gewaltige Flut brächte Verderben über das gesamte Oberland bis hin nach München. Um das Unheil abzuwenden, wurden regelmäßig Messen gelesen und über viele Jahre hinweg wurde zusätzlich alljährlich ein goldener, geweihter Ring im See versenkt.
Eine andere, wesentlich jüngere Erzählung wird über den Reichsjugendführer Baldur von Schirach berichtet, welcher kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges seine umfangreiche und sehr wertvolle Zinnfigurensammlung im See versenkt haben soll. Untersuchungen des Seegrundes konnten dies aber nicht bestätigen.
Literatur
- Martin Siepmann, Brigitta Siepmann (Hrsg.): Landschaft in Bayern. Bayerland 1995 ISBN 3-89251200-0
- Lovis Corinth: Walchensee. Piper, München 1984 ISBN 3-49202179-4
Weblinks
- Informationen zum Ort und See
- Flugzeugwracks im Walchensee
- Seeportrait des Wasserwirtschaftsamts Weilheim
- Sagen vom Walchensee I
- Sagen vom Walchensee II
Siehe auch: Liste der Seen in Deutschland, Liste der Seen in Bayern