Frau
Eine Frau (von althochdeutsch frouwe: Herrin) ist ein weiblicher, erwachsener Mensch. Das männliche Gegenstück ist der Mann. Der Begriff wird verwendet, um den das Geschlecht, die soziale Rolle oder beides zu unterscheiden. Der Begriff "Weib" ist dem gegenüber zurückgetreten; Martin Luther hat in seiner Bibelübersetzung - in der Schöpfungsgeschichte des Menschen - dafür das Wort "Männin" gewählt.
Weibliche Kinder und Jugendliche werden als Mädchen bezeichnet. (Vgl. auch: Fräulein.)
Körperliche Merkmale
Frauen unterscheiden sich körperlich in mehreren Kriterien vom Mann, vor allem, da sie bei der Fortpflanzung unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Die weibliche Keimzelle, die sogenannte Eizelle, wird im Eierstock vorrätig gehalten. Ungefähr alle 29,5 Tage setzt sich eine solche Eizelle in der Gebärmutter fest. Diese kann dann beim Geschlechtsverkehr, bei dem das männliche primäre Geschlechtsteil, der Penis, in das primäre Geschlechtsteil der Frau, die Vagina, eindringt, befruchtet werden (vgl.auch: Orgasmus). Nach der Zeugung trägt die Frau das Kind in der Gebärmutter aus, bis es schließlich ca. neuneinhalb Monate später geboren wird. Mit dem sekundären Geschlechtsteil, der Brust, produziert die Frau nach einer Geburt Muttermilch, mit der das Neugeborene gesäugt wird, bis es normale Nahrung zu sich nehmen kann.
Neben den Organen, die der Fortpflanzung dienen, gibt es auch noch einige andere kleinere Unterschiede. So unterscheidet sich z. B. der weibliche Knochenbau (besonders im Becken und im Gesicht) geringfügig, auch der Muskelaufbau ist etwas anders. Frauen sind in der Regel nicht ganz so kräftig wie Männer, dies wird jedoch auch oft überbewertet.
Obwohl etwas mehr männliche Kinder geboren werden (das Verhältnis liegt bei ungefähr einem Mädchen zu 1,05 Jungen) machen Frauen die Mehrheit der Erwachsenen aus. Dies liegt daran, dass Männer in allen Altersstufen eine geringfügig höhere Sterblichkeit aufweisen als Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen eine um ca. fünf Jahre höhere Lebenserwartung haben, teils durch tatsächliche geschlechtliche Unterschiede begründet, teilweise aber auch durch die gesellschaftliche Rolle begründet. So ist es beispielsweise Frauen lange Zeit nicht möglich gewesen, Soldat zu werden; Auch heute ist der Anteil weiblicher Soldaten deutlich geringer als der der männlichen (s. jedoch: Amazone).
Gesellschaftliche Rolle und Emanzipation
In fast allen Kulturen gibt es eine mehr oder weniger ausgeprägte geschlechtliche Arbeitsteilung. In industrialisierten und postindustriellen Gesellschaften übernehmen Frauen in der Regel reproduktive und Männer produktive Aufgaben. Die reproduktiven Aufgaben in einer Gesellschaft beinhalten insbesondere die Erziehung und Betreuung von Kindern, aber auch die Pflege kranker und alter Menschen, das Bereitstellen von Nahrung usw.
Durch die Frauenbewegung und die durch sie ausgelöste Emanzipation der Frauen wurden in der westlichen Welt die traditionell festgelegten Geschlechterrollen infrage gestellt und haben in den letzten hundert Jahren etwas an Bedeutung verloren. So steht Frauen heute grundsätzlich jede Berufsausbildung offen. Aber auch der aktuelle Arbeitsmarkt in Westeuropa weist eine geschlechtsspezifische Seggregation auf, bei der in reproduktiven und Dienstleistungsberufen überdurchschnittlich viele Frauen anzutreffen sind: Erziehungs- und Ausbildungsberufe, Pflegeberufe, Verkauf und kaufmännische Berufe. Auch innerhalb frauentypischer Berufsfelder tritt eine geschlechtliche Seggregation zutage, so dass, verglichen mit der Grundpopulation im untersuchten Berufsfeld überdurchschnittlich wenige Frauen in Führungspositionen anzutreffen sind. Hinzu kommt, dass in solchen Berufsfeldern (z.B. Krankenpflege, Unterstufen-Lehrer) trotz intensiver politischer Bemühungen bislang das Lohnniveau tiefer ist, als in den Berufsfeldern, in denen überdurchschnittlich viele Männer arbeiten (z.B. Bau oder Produktion). Frauen haben dreimal weniger Berufsunfälle und -krankheiten, wobei die bei der Ausführung der Hausarbeit erlittenen Unfälle sowie Folgeschäden nicht als Berufsunfälle oder -krankheiten gewertet werden.
In Kulturen, in denen Status und Prestige der Frauen grösstenteils oder teilweise von ihren Männern abhängt, fällt auf, dass der Wunsch von Frauen, sich mittels Schmuck, Kosmetik und neuerdings auch Schönheitschirurgie zu verschönern, deutlich ausgeprägter ist als bei Männern. In Gesellschaften, wo der Status einer Frau real oder vermeintlich über ihre Schönheit definiert ist, kann der Konkurrenzkampf zu einem regelrechten "Schönheitswahn" ausarten, der sogar pathologische Ausmaße annehmen kann (siehe z.B. Essstörungen).
Inwieweit Eigenschaften, die als "typisch weiblich" angesehen werden, individuell zutreffen, hängt auch von Vererbung, Erziehung und Prägung ab. Doch haben alle Frauen auch sog. "männliche Anteile" - und umgekehrt. Siehe dazu besonders: Weiblichkeit (auch: Männlichkeit). Es steht zu beachten, dass in in jedem bisher untersuchten Zusammenhang die Varianz innerhalb der Gruppen "Männer" und "Frauen" jeweils höher ist, als die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Bezeichnungen für Frauen
Im Deutschen werden viele Tätigkeitsbezeichnungen wie Berufe unterschieden, abhängig davon, ob diese von einem Mann oder einer Frau ausgeführt werden. Dazu wird, anders als bei sonstigen Unterschieden wie beispielsweise Herkunft kein Adjektiv verwendet, sondern es gibt für fast alle Berufe Doppelbezeichnungen. So werden viele Bezeichnungen durch das Anhängen der Silbe -in verweiblicht, der Autor wird zur Autorin, der Bäcker zur Bäckerin. (Der Duden hat sich diesem Trend nicht verschlossen und verzeichnet in der 23. Auflage [2004] erstmals alle weiblichen Bezeichnungen.) Endet die Bezeichnung auf -mann, so wird dies durch -frau ersetzt, beispielsweise ist die weibliche Form des Bürokaufmanns die Bürokauffrau. Nur wenige Berufe werden nicht nach dem Geschlecht unterschiedlich bezeichnet, so wird heute, nachdem das Fräulein gesellschaftlich geächtet wurde, heute der Begriff Ober sowohl für weibliche als auch männliche Kellner verwendet.
Obwohl eigentlich die männliche Form zum Ansprechen von einer Gruppe, in der sowohl Männer als auch Frauen vertreten sind, ausreicht, wird aus Gründen der politischen Korrektnis in Anschreiben und Ansprachen heute oft explizit sowohl die weibliche als auch die männliche Form der Bezeichnung genannt. Da dies aber in längeren Texten einen merkbaren Mehraufwand bedeutet, werden teilweise fragwürdige, da genaugenommen falsche, Abkürzungen verwendet, um Sparsamkeit und politische Korrektnis zusammen zu bringen. Am bekanntesten ist da die, laut der Rechtschreibung unzulässige, Form des Binnen-I, also beispielsweise "StudentInnen", aber auch das Hervorheben der Tätigkeit kommt in letzter Zeit mehr in Mode. So soll die Bezeichnung "Studierende" beide Geschlechter ansprechen. Dies ist allerdings nicht nur wegen des geringen Unterschieds zum universellen Studenten fragwürdig, sondern auch, weil ein Student kein Studierender ist, wenn er gerade einer anderen Tätigkeit nachgeht.
In Österreich werden Frauen manchmal noch mit dem Titel ihres Ehemannes angesprochen: Frau Direktor, Frau Hofrat, Frau Doktor - diese Form wird aber immer seltener; in Deutschland ist diese Art der Anrede inzwischen weitgehend verschwunden.
Siehe auch: Mann, Mädchen, Mensch, Frau im Alten Testament, Frauenbewegung, Frauenrechte, Internationaler Frauentag; Brüste, Emanzipation, Feminismus, Geschlechterforschung, Geschlechterrollen, Matriarchat, Jungfrau, Weib, Weiblichkeit