Gymnasiale Oberstufe
Die gymnasiale Oberstufe umfasst die der Sekundarstufe Ⅱ zugerechneten oberen Jahrgangsstufen von Gymnasium, beruflichen Gymnasien, und Gesamtschule und führt von der mittleren Reife zum Abitur (allgemeine Hochschulreife).
In einer Waldorfschule besteht die Oberstufe aus den Klassen 9 bis 13.
Die letzten beiden Schuljahre der gymnasialen Oberstufe werden in Deutschland auch als Reformierte Oberstufe bezeichnet.
Das Kurssystem
In der gymnasialen Oberstufe wird im Kurssystem unterrichtet. Es existieren in der Regel keine Klassen mehr, sondern nur noch ein Jahrgang. Die Schüler wählen nach bestimmten Vorgaben (Aufgabenfelder; sprachlich, gesellschaftswissenschaftlich und naturwissenschaftlich) in der Regel zwei Leistungskurse zu je fünf und Grundkurse zu je zwei, drei oder vier Wochenstunden. Das Abitur wird in den beiden Leistungskursen und zwei, teilweise wählbaren, Grundkursen geschrieben. Dadurch muss man in den letzten Schuljahren deutliche Schwerpunkte setzen.
In die Abiturnote fließen neben 22 Grundkurs-Halbjahresleistungen auch die Leistungskursnoten und die Abiturprüfungen ein.
Außer dem Kurssystem kann es jedoch auch zu einer Mischform aus Kursen und Klassen kommen. Es wird beispielsweise im ersten Oberstufenjahr (Einführungsphase) noch im Klassenverband unterrichtet oder auch nur bestimmte Fächer in gewählten Kursen, während in den letzten beiden Jahren (Kursphase) ausschließlich in Kursen unterrichtet wird.
In Niedersachsen z. B. wurde hingegen wegen Einsparmaßnahmen mit dem Schuljahr 2005/2006 die gymnasiale Oberstufe reformiert; Planungen über dieselben Veränderungen laufen u. a. in Schleswig-Holstein. Während die Zwölft- und Dreizehntklässler nach dem herkömmlichen System unterrichtet werden, bleiben die jetzigen Elftklässler bis zum Abitur im Klassenverband. Statt Grund- und Leistungskursen spezialisieren sich die Schüler durch die Wahl von Schwerpunkten (sprachlicher, gesellschaftswissenschaftlicher, musisch-künstlerischer und naturwissenschaftlicher Schwerpunkt), bei denen bestimmte Fächer intensiver unterrichtet werden als andere. Jede Schule muss den sprachlichen und den naturwissenschaftlichen Schwerpunkt bzw. Profil, wie es genannt wird, anbieten. Außerdem ist es von den Schülern abhängig, da sie ja „wählen“, welche Profile zustande kommen (es müssen mindestens 19 Schüler in einem Kurs sein). Auch das Abitur wird dort jetzt nicht mehr in vier, sondern in fünf Fächern geschrieben; zwei der Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache sind Pflichtprüfungsfächer. In manchen Bundesländern wird darüber hinaus inzwischen die Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre reduziert. Die gymnasiale Oberstufe dauert dadurch ein Jahr weniger.
Auch Sport kann in der gymnasialen Oberstufe frei gewählt werden, unter Beachtung der Vorgabe, gleich viele Individual- wie Mannschaftssportarten bis zum Abitur zu belegen. Es wird in Sportkursen unterrichtet. In einigen Bundesländern ist Sport Pflichtfach, ebenso wie Religion, Ethik, Geschichte oder politische Weltkunde.
Phasen
Einführungsphase
Das erste Jahr in der gymnasialen Oberstufe ist die Einführungsphase (auch: Vorbereitungsphase), die zur Orientierung und der Vorbereitung auf die Qualifikationsphase dient.
Qualifikationsphase
Innerhalb der Qualifikationsphase (auch: Qualifizierungsphase) existiert keine Versetzungsmöglichkeit. In der Qualifikationsphase werden die notwendigen Vorleistungen für das Abitur jedes Schülers in Form von Punkten erbracht.
Kurse
Grundkurse
Grundkurse (GK) vermitteln grundlegende wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen und führen in grundlegende Sachverhalte und Problemkomplexe eines Faches ein.
Leistungskurse
Leistungskurse (LK) vermitteln erweiterte Kenntnisse und Einsichten in Inhalte, Theorien und Modelle. Auf die Fertigkeit im selbstständigen Umgang mit Arbeitsmitteln und -methoden sowie ihrer Übertragung und Reflexion wurde ein besonderer Schwerpunkt gesetzt.
Das Beurteilungssystem
In Deutschland ist in der gymnasialen Oberstufe die Grundlage für die Beurteilung der Leistungen der Schüler die kontinuierlich erbrachten Leistungen und Klausuren. Das Notensystem der Mittelstufe (Schulnoten 1–6) wird durch ein Punktesystem (15–0 Punkte) ersetzt.
Punkte | Note (in Worten) | Note (mit Tendenz) | Notendefinition | Bemerkungen |
15 | sehr gut | 1+ | Die Leistungen entsprechen den Anforderungen in besonderem Maße. | |
14 | 1 | |||
13 | 1− | |||
12 | gut | 2+ | Die Leistungen entsprechen den Anforderungen voll. | |
11 | 2 | |||
10 | 2− | |||
9 | befriedigend | 3+ | Die Leistungen entsprechen den Anforderungen im Allgemeinen. | |
8 | 3 | |||
7 | 3− | |||
6 | ausreichend | 4+ | Die Leistungen weisen zwar Mängel auf, entsprechen aber im Ganzen noch den Anforderungen. | |
5 | 4 | |||
4 | schwach ausreichend | 4− | Die Leistungen weisen Mängel auf und entsprechen den Anforderungen nur noch mit Einschränkungen. | defizitärer Bereich |
3 | mangelhaft | 5+ | Die Leistungen entsprechen den Anforderungen nicht, lassen jedoch erkennen, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können. | |
2 | 5 | |||
1 | 5− | |||
0 | ungenügend | 6 | Die Leistungen entsprechen den Anforderungen nicht und selbst die Grundkenntnisse sind so lückenhaft, dass die Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können. | nicht belegt |
Die Punkte die in den Kurshalbjahren gesammelt werden, werden zusammengerechnet zu der Gesamtqualifikation. Aus dieser Gesamtpunktezahl kann man einen Durchschnittsnote errechnen. Per Konvention kann der Schnitt dabei nicht besser als 1,0 sein.
Für die Umrechnung in eine Durchschnittsnote werden die erreichten Punkte durch die Anzahl der Wertungen dividiert, beim Abitur sind dies 168; beim Fachabitur 57. Um anschließend die Durchschnittsnote zu errechnen geht man davon aus, dass eine glatte 2 der Note 2,0 entspricht, eine glatte 1 der Note 1,0 usw. Eine 1+ entspricht dann einer 0,66. Um eine solche Note zu erzielen zieht man die errechnete Durchschnittspunktzahl von 5,66 ab. Daraus ergibt sich folgende Formel:
bzw. für das Fachabitur:
Die Note wird nach der ersten Stelle nach dem Komma abgeschnitten. Es wird nicht gerundet. 0,9; 0,8; 0,7 und 0,6 entsprechen 1,0.
Durchschnittsnote im Abitur
Die Durchschnittsnote im Abitur ergibt sich durch die Punktzahl der Gesamtqualifikation:
Gesamtpunktzahl | Durchschnittsnote |
840–768 | 1,0 |
767–751 | 1,1 |
750–734 | 1,2 |
733–717 | 1,3 |
716–701 | 1,4 |
700–684 | 1,5 |
683–667 | 1,6 |
666–650 | 1,7 |
649–633 | 1,8 |
632–617 | 1,9 |
616–600 | 2,0 |
599–583 | 2,1 |
582–566 | 2,2 |
565–549 | 2,3 |
548–533 | 2,4 |
532–516 | 2,5 |
Gesamtpunktzahl | Durchschnittsnote |
515–499 | 2,6 |
498–482 | 2,7 |
481–465 | 2,8 |
464–449 | 2,9 |
448–432 | 3,0 |
431–415 | 3,1 |
414–398 | 3,2 |
397–381 | 3,3 |
380–365 | 3,4 |
364–348 | 3,5 |
347–331 | 3,6 |
330–314 | 3,7 |
313–297 | 3,8 |
296–281 | 3,9 |
280 | 4,0 |
Sollte eine Abiturprüfung weniger als 280 Punkte aufweisen, so wurde diese nicht bestanden.