Verschwörungstheorien zum 11. September 2001
Der Begriff
Aufgrund angeblicher Ungereimtheiten bezüglich des Anschlags stellen mehrere Autoren die offizielle in den Medien präsentierte Version in Frage. Hierzu gehören unter anderem Mathias Bröckers, Gerhard Wisnewski, Thierry Meyssan, Andreas von Bülow und Eric Hufschmid.
Die Verschwörungstheorien suchen eine Daseinberechtigung, indem sie eine große Anzahl an Widersprüchen und offene Fragen aufstellen. Diese sind in mehrere Kategorien unterteilbar - auch wenn es Überschneidungen gibt:
Angebliche physikalische Widersprüche
- In Pennsylvania seien nur kleine bis gar keine Teile des abgestürzten Flugzeugs gefunden worden, so dass hier gar kein Flugzeug abgestürzt sein könne. Problematisch sind hierbei jedoch die Quellen dieser Aussage: Buchautor Gerhard Wisnewski belegt diese These durch ein Zitat des Bürgermeisters einer benachbarten Ortschaft: „There was no airplane. No airplane!“. Dem Spiegel, Ausgabe Nr. 37/2003 zufolge fand diese Äußerung jedoch in dem Kontext von „there was no airplane anymore – nothing was left“ statt, worauf Gerhard Wisnewski nicht eingeht.
- Nach den Fotos müsste das Flugzeug im Pentagon nach Ansicht mancher Verschwörungstheoretiker perfekt das erste Stockwerk getroffen haben. Für die mutmaßlichen Piloten, dessen Fluglehrer nicht von ihren Künsten überzeugt waren, müsse das eine Meisterleistung gewesen sein. Tatsächlich schlug das Flugzeug vorher auf dem Boden auf und rutschte ins Gebäude. Außerdem gab es auch Schäden an den anderen Stockwerken.
- Das Loch im Pentagon sei zu klein für eine Boeing 757, zudem seien auf keinem Foto Trümmerteile zu sehen. Tatsächlich gibt es zahlreiche Photos von Flugzeugtrümmerteilen im Pentagon. Unklar ist zudem, was nach Überzeugung der Verschwörungstheoretiker stattdessen mit Flug 77 und dessen Insassen passierte, sowie weshalb zahlreiche Augenzeugen übereinstimmend den Absturz des Flugzeuges bestätigen.
- Beide Türme des WTC und andere (nicht in direkter Verbindung stehende) umliegende Gebäude seien mit dem Erkennungsbild einer gezielten Sprengung eingestürzt.[1] Die Brenntemperatur von Kerosin liegt bei maximal 800°C, erst ab 1100°C verliert Stahl seine Festigkeit. Diese Temperatur könne im Gebäude nicht erreicht worden sein, da nach kurzer Zeit kaum noch Sauerstoff vorhanden war. Des weiteren waren die Stahlträger teilweise mit Asbest und Beton gegen Feuer geschützt. Darüberhinaus wurde eine genaue Untersuchung der Trümmer verhindert, da diese relativ schnell abtransportiert wurden. Es sei unmöglich, dass die Erhitzung und das Versagen tragender Elemente oder das Fallen der Betonfussboden auf allen Seiten gleichzeitig begannen. Es ist eher vorhersehbar, dass dies zuerst in Einschlagnähe begänne. Die logische Konsequenz sei, dass die Masse auf dieser Seite sich zuerst beschleunigte, was zu einer seitlichen Neigung führen würde. Die kleinste Winkelabweichung würde sich daraufhin nur potenzieren und nicht annullieren. Nur das gezielte sprengtechnische Trennen, symmetrisch und synchronisiert, könne eine derartig perfekte Demolierung hervorrufen. [2]. Auch die Massenträgheit könne dies nicht erklären: Massenträgheit wirkt stabilisierend auf bewegte (fallende Körper). Erweichende Stahlprofile tun dies langsam, dann winden sie sich von der Hitzeseite weg, das kostet endliche Zeit. Dabei erfährt die Turmspitze eine Winkelabweichung, welche weiter zum Biegegrund beiträgt. Ein gefällter Baum zerschmettere nicht seinen Stamm, sondern kippt um. Dieser Ansicht stehen Gutachten, z.B. eines Materialforschers vom renommierten Massachusetts Institute of Technology, dem MIT entgegen:
- Verbauter Stahl verliert seine Festigkeit bereits bei geringeren Temperaturen als den angegebenen 1100 °C: Bereits bei 425°C beginnt eine Erweichung, bei ca. 650 °C verliert er die Hälfte seiner Festigkeit.
- Die Massenträgheit der jeweils ca. 500.000 Tonnen schweren Türme verhinderte ein Kippen zur Seite, selbst mit unterschiedlich angesetzten Bruchpunkten - immerhin handelte es sich nicht um einen schmalen Industrieturm, der durch einen niedrigen Knickpunkt quasi umgekippt wurde; trotz ihres gewaltigen Gewichts bestanden die Türme hauptsächlich aus Luft und waren kein monolithischer Körper wie etwa ein Baumstamm (vgl. die Bilder des eingestürzten Trümmerhaufens, nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte), so dass das WTC in sich zusammensacken konnte.
- Für eine tiefere Urteilsbildung sei auf eine englischsprachige Analyse vom MIT verwiesen, die sich mit sämtlichen Hypothesen, einschließlich der der angeblich notwendigen gezielten Sprengung auseinandersetzt.)
- Die Türme sollten aus einem Stahlkern und einer durch Stahlträger gehaltene Betonhülle bestehen. Flugzeug 1 traf Tower 1 genau rechtwinklig, die Explosion traf also genau den tragenden Stahlkern. Flugzeug 2 hätte Tower 2 fast verfehlt und traf ihn seitlich, große Teile der Explosion fanden außerhalb des Gebäudes oder in der Betonhülle statt und betrafen kaum den Stahlkern. Trotzdem stürzte Tower 2 früher ein als Tower 1. Tastache ist: Die Türme hatten keinen tragenden "Stahlkern", wie mit minimalem Aufwand recherchierbar ist. Zudem traf Flugzeug 2 den Turm deutlich tiefer als Flugzeug 1; die weit höhere Belastung des beschädigten Turms 2 durch die Schwerkraft führte zu seinem früheren Einsturz.
- Details von : http://www.whatreallyhappened.com/911_smoking_gun.html
- Es sei noch darauf hingewiesen, dass die WTC-Türme aus Gründen der Gewichtseinsparung keine soliden Böden besaßen (d.h. keinen betonierten Fussboden): Die Böden bestanden aus Aluminiumblechen, die zwischen dem tragenden (Stahl-)Kern und der stählernen Aussenwand eingehängt waren. Diese Bleche wurden dann mit einer dünnen Lage Zement übergossen. Nach Aussagen von Feuerwehrexperten können solche Böden einem Brand nur etwa 15 Minuten standhalten. Man vermutet, dass ein Boden zusammenbrach und auf den nächstunteren stürzte - und so eine Kettenreaktion auslöste. Aluminium hat zwar einen ziemlich hohen Schmelzpunkt (höher als Stahl), aber die Festigkeit des Aluminiums leidet trotzdem unter Hitzeeinwirkung. Dies zur Entkräftung von Argumenten, das WTC sei von den USA selber planmässig gesprengt worden. (Aus einer ARD- oder ZDF-Dokumentation)
Offene Fragen zum Verhalten der mutmaßlichen Terroristen
Zweifel gibt es auch an den in Boston gefundenen "Beweisen" zu den angeblichen Tätern. So hinterließen die "Topterroristen" arabische Flugpläne/Lehrvideos und einen Koran in Mietautos und buchten Inlandsflüge - für die keine Ausweiskontrolle besteht - unter ihren wirklichen Namen.
Sie schrieben außerdem Abschiedsbriefe, die unsinnigerweise im Gepäck lagen, welches durch Zufall am Flughafen hängenblieb.!
Ungeklärte Fragen zu den offiziellen Verlautbarungen
- Trotz der verheerenden Feuersbrunst durch die Flugzeuge und der riesigen Verwüstungen, die das einstürzende WTC verursachten, soll schon kurz nach der Katastrophe ein paar Straßen weiter der unversehrte Pass eines Entführers gefunden worden. Für diese Aussage gibt es keinen Beleg.
- Das Pentagon, Führungszentrale der mächtigsten Armee der Welt mit Tausenden Beschäftigten, verfügt zwar über einen dem Status entsprechenden Eigenschutz mit eigener Flugabwehr. In der Tat ist schwer zu glauben, dass ein Verkehrsflugzeug einfach vom gesamten Sicherheitssystem übersehen wurde. Tatsächlich war jedoch die Erkennung der Ziele der Terrorpiloten schwer möglich und die Kommunikation lief chaotisch ab. Die Behauptung, das Pentagon liege in einer für die zivile Luftfahrt gesperrten Zone, erscheint fraglich: immerhin liegt nur wenige Flugsekunden vom Pentagon entfernt der große Ronald-Reagan-Zivilflughafen. (Hier im Hintergrund zu sehen.)
- Die Maschinen aller US-Fluggesellschaften sind gerade für den Fall einer Entführung mit Transpondern ausgerüstet, die ein entsprechend codiertes Notsignal absetzen. Die Auslöseschalter für diese Notsender sind über das Flugzeug verteilt. Äußerst unwahrscheinlich ist es deshalb, dass nicht ein einziges Besatzungsmitglied von allen vier Maschinen es geschafft haben sollte, einen der Auslöser zu betätigen. Tatsache ist: Die Transpondersteuerung ist nicht über das Flugzeug verteilt, sondern steht natürlich nur dem Flugkapitän im Cockpit zur Verfügung. Da die Flugkapitäne - soweit rekonstruierbar - von den Entführern nach dem Eindringen in die Kabinen sofort getötet wurden, war das Absetzen eines Notsignals nicht mehr möglich. Zur Erinnerung: "Klassische" Flugzeugentführer töten normalerweise keine Crewmitglieder, die für die Steuerung des Flugzeugs benötigt werden, die Vorgehensweise war neuartig. Der Untersuchungsbericht des Kongress beklagte in diesem Zusammenhang, dass das schwerwiegendste Versagen ein "failure of imagination" gewesen sei.
Vorwissen der Geheimdienste
Angesichts solcher Systeme wie Echelon und der enormen Budgets der Geheimdienste NSA und CIA möchten Kritiker nicht glauben, dass die USA überrascht waren. Laut der FAZ gab es Mitte August Warnungen vom BND, dem Mossad und weiteren Geheimdiensten, welche speziell vor Flugzeugentführungen warnten. Ein reines Versagen bei der Zusammenarbeit der Dienste ist angesichts dieser Umstände eher unwahrscheinlich.
Es scheint paradox, dass die USA erst nichtsahnend überrascht waren, aber dennoch nach wenigen Stunden bereits die Täter aus dem Hut zauberten.
Medienmanipulation / Propaganda
- Viele Kritiker finden bereits die Bezeichnung "Verschwörungstheorie" unpassend, da sie abwertend ist, obgleich der Vorwurf einer teilweise unsorgfältigen Recherche durch die Verschwörungstheoretiker nicht zu leugnen ist.
- Unterstellt wird eine zentrale Steuerung der Massenmedien, durch die die Verbreitung "wahrer" Informationen über die Anschläge verhindert werde. Die Verschwörungstheoretiker haben es ihrerseits jedoch gut vermocht, ihre Thesen in den Medien Buch und Fernsehen zu verbreiten.
- Angeblich konnte außer einem umstrittenen Bekennervideo von Osama Bin Laden kein stichhaltiger Beweis gegen ihn vorgelegt werden. Tatsächlich gibt es mehr als genug Beweise, die die Terrorpiloten mit bin Laden in Verbindung bringen. Die Täter konnten durch verschiedene Quellen - unter anderem Aufnahmen von Flughafenkameras und gespeicherte Kreditkarteninformationen - rasch als arabische Terroristen identifiziert werden. Es wurde bekannt, dass die Attentäter in afghanischen Ausbildungslagern der Al Qaida gewesen waren. Zudem hatten die mittlerweile gefaßten Ramzi Binalshibh und Chalid Sheikh Mohammed Kontakt sowohl zur Führungsebene der Al Qaida als auch zu den Flugzeugentführern. Deren Aussagen sind allerdings bislang weder freigegeben noch unabhängig überprüft worden, da die amerikanischen Behörden dies mit Hinweis auf die nationale Sicherheit verboten. Zu erinnern ist außerdem an das Attentat radikaler Islamisten auf das WTC im März 1993 sowie an die Fatwa von Osama Bin Laden, in der die Ermordung amerikanischer Zivilisten gerechtfertigt wird.
Zusammenarbeit mit den Terroristen
- Vor dem Krieg sei es den Taliban gelungen den Opium-Mohn Anbau in Afghanistan fast vollständig auszuschalten. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Geheimdienste (CIA), die die Bewegung dieser Drogen weltweit kontrollieren, sei das ein Angriff auf ihre finanziell wichtigste Resource - geheime schnellflüssige Gelder (Narco Dollars) gewesen. Entkräftung: Die Taliban hatten den Opiumanbau in Afghanistan mitnichten ausgeschaltet; vielmehr hatten sie nur den wilden Anbau sowie den Konsum durch Moslems verfolgt: Der Export in nicht-islamische Länder lief von quasi-staatlicher Stelle aus ungestört weiter, da Rauschgiftabhängigkeit von Ungläubigen, also Nicht-Moslems, von den Taliban als durchaus wünschenswert angesehen wurde; die allmähliche Zerstörung der nicht-islamischen, insbesondere westlichen Staaten sollte so unterstützt werden. Die Behauptung, die CIA kontrolliere den weltweiten Opium-Handel und habe den Anschlag auf das WTC zumindest gebilligt oder sogar maßgeblich ausgeführt, um in Afghanistan ungestört Mohn anbauen zu können, muß ohne Belege oder wenigstens Indizien wohl als abenteuerlich bezeichnet werden.
Folgen
Viele Verschwörungstheorien basieren auf der Annahme, der Nutznießer eines Ereignisses sei dessen Urheber. Dies kann natürlich so sein, muss es aber nicht, auf jeden Fall muss die Urheberschaft separat belegt werden. Dieses Argumentationsmuster ist auf den klassischen Denkfehler der Verschwörungstheoretiker zurückzuführen: Die Unterschätzung der Komplexität. Aus Intentionen folgen angeblich linear Resultate, weshalb umgekehrt von Resultaten linear auf Intentionen zurückgeschlossen werden könne.
Beispiele für diese Argumentationsweise:
- Nach den Anschlägen wurde von den USA ein neuer "Weltkrieg" gegen die "Schurkenstaaten", die Terroristen beherbergen, eingeleitet. Nach Ende des Kalten Krieges, nachdem der Kommunismus verloren hatte, erfolgte nun ein Feindbildwechsel der westlichen Welt. Bei dieser Behauptung wird völlig übersehen, dass der Islamismus dem Westen tatsächlich feindlich gesonnen ist.
- So genannte "Anti-Terror-Gesetze", die zu mehr Überwachung und Einschränkung von Grundrechten führten, waren in vielen westlichen Staaten leicht durchzusetzen.
"Die Juden sind schuld"
Manche Verschwörungstheorien dieses Typs in der islamischen Welt sind fest in ein antisemitisches Verschwörungsszenario integriert. So unterstellte beispielsweise der Fernsehsender der libanesischen Hisbollah, der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad habe die Anschläge inszeniert, um die israelische Position zu stärken. Belegt wurde dies mit der falschen Behauptung, alle 4000 im WTC beschäftigten Juden hätten an diesem Tag Urlaub genommen. Die Behauptung wurde von Gerhard Wisnewski weiterverbreitet.
Die Kritik an den Theorien
Die taz griff die Verschwörungstheoretiker scharf an und wies auf einen Schulterschluß mit Rechtsextremisten wie Horst Mahler hin [3]; in einer Spiegel-Titelgeschichte wird das Thema auch aufgegriffen und den Enthüllungsjournalisten der 11.September-Verschwörung einseitige Berichterstattung und schlampige Recherchen bis hin zur Faktenverfälschung nachzuweisen versucht. Einige Schlußfolgerungen wurden dabei möglicherweise widerlegt. Man sollte sowohl Matthias Bröckers [4] als auch Gerhard Wisnewskis [5] Stellungnahmen zu den Vorwürfen lesen, um das für und wider beider Sichtweisen abwägen zu können.
Literatur
- Tobias Jaecker: Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters. LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 3825879178