Landsknecht
Als Landsknecht bezeichnet man den zu Fuß kämpfenden, zumeist deutschen Söldner des späten 15. und des 16. Jahrhunderts, dessen primäre Waffe nach Schweizer Vorbild die Pike war. Obwohl Landsknechte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ursprünglich als kaiserlich-habsburgische Söldner angeworben wurden, kämpften sie unter den verschiedensten europäischen Fürsten. Sie galten aufgrund ihrer fortschrittlichen und disziplinierten Kampfweise als besonders schlagkräftig, waren aber zugleich als Plünderer bekannt, die nach ausgebliebenen Soldzahlungen ganze Landstriche verheerten. Begründet wurden die Landsknechtheere von Kaiser Maximilian I., der auch als "Vater der Landsknechte" bekannt ist.
Etymologie
Die Bezeichnung Landsknecht ist seit den 1480er Jahren belegt, ihre Bedeutung jedoch nicht geklärt. Möglicherweise war sie als bewusste Abgrenzung von den aus dem Gebirge - und nicht vom flachen Land - stammenden, Schweizer Pikenieren gedacht. Bereits um 1500 setzte sich die irreführende Bezeichnung Lanzknecht durch, welche auf die eigentlich als Langspieße einzustufenden Piken der Söldner anspielte. Knecht weist wahrscheinlich auf die Verpflichtung des Söldners gegenüber Reich und Kaiser hin. Das aus neuerer Zeit stammende Wort "Landser" leitet sich direkt von Landsknecht ab. Im heutigen Sprachgebrauch wird Landsknecht gelegentlich als Synonym für "Söldner" verwendet.
Ursprung der Landsknechte
Im Verlauf des Spätmittelalters wurde in mehreren Schlachten deutlich, dass eine eigenständig agierende, schwere Reiterei, wie sie für die Ritterheere des Mittelalters typisch gewesen war, gegen eine mit Stangenwaffen ausgestattete, diszipliniert kämpfende Infanterie nur wenig ausrichten konnte. Auf blutige Weise demonstrierten dies vor allem die Schweizer Eidgenossen, die 1315 in der Schlacht bei Morgarten und 1386 in der Schlacht bei Sempach die habsburgischen Österreicher vernichtend schlugen. In den Burgunderkriegen (1474-1477) errangen die Schweizer Hellebardiere und Pikeniere, die in mehreren Tausend Mann starken Gewalthaufen kämpften, diverse Siege über Karl den Kühnen von Burgund, welcher in der Schlacht bei Nancy den Tod fand. Diese militärischen Erfolge veranlassten zahlreiche europäische Herrscher dazu, Schweizer Söldner anzuwerben, die auch als "Reisläufer" bekannt waren.
Durch Erbfolge fielen die burgundischen Territorien an den Habsburger Maximilian, Sohn des damaligen Kaisers Friedrich III.. In der Schlacht bei Guinegate (1479) konnte Maximilian den Großteil seiner neu gewonnenen Gebiete gegen König Ludwig XI. von Frankreich behaupten, darunter die Niederlande, Luxemburg und die Freigrafschaft Burgund. Um weiteren französischen Angriffen begegnen zu können und um Druck auf die mächtigen Territorialstaaten Bayern und Böhmen auszuüben, plante Maximilian die Aufstellung eines schlagkräftigen Heeres von Fußsoldaten. Im Jahre 1487 ließ der wenige Monate zuvor zum deutschen König gekrönte Maximilian die ersten Einheiten dieses Fußvolkes zusammenstellen. Sie wurden in Brügge von Graf Eitelfritz von Hohenzollern ausgebildet und gingen siegreich aus Feldzügen in Flandern und Böhmen hervor. Um die Kampfmoral seiner Soldaten zu erhöhen, verpflichtete sie Maximilian seit 1490 dazu, einen Gefolgschaftseid auf ihn zu leisten.
Als Ende des 15. Jahrhunderts der Konflikt zwischen dem Schwäbischen Bund und der Schweizerischen Eidgenossenschaft eskalierte, kam es zum bewaffneten Konflikt. In dem so genannten Schwabenkrieg kämpften Maximilians Truppen auf Seiten des Schwäbischen Bundes, der 1488 als Gegengewicht zu den Expansionsbestrebungen der bayerischen Wittelsbacher gegründet worden war. Die kaiserlichen und schwäbischen Aufgebote mussten im Kampf gegen die Schweizer schwere Niederlagen hinnehmen, die mit dem Frieden von Basel 1499 ihre faktische Unabhängigkeit vom Reich erlangten. An dem Krieg hatte auf schwäbischer Seite auch Georg von Frundsberg teilgenommen, der noch im selben Jahr in kaiserlichen Diensten gegen die in das Herzogtum Mailand eingefallenen Franzosen kämpfte. Frundsberg half Maximilian bei der Aufstellung und Ausbildung der Landsknechtheere, wobei er sich aufgrund der im Schwabenkrieg gesammelten Erfahrungen an den Schweizer Söldnerhaufen orientierte, deren Taktiken er aber weiterentwickelte. Frundsberg sollte zum bedeutendsten Landsknechtführer werden, dessen Truppen in den Italienkriegen mehrere wichtige Siege gegen Franzosen und auch Schweizer erkämpfen konnten. Sein Tod im Jahre 1528 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Landsknechte.
Bereits im frühen 16. Jahrhundert war der militärische Ruf der deutschen Landsknechte mit dem der Schweizer Reisläufer vergleichbar. Dies führte dazu, dass nicht nur der Kaiser und die Reichsfürsten, sondern auch ausländische Herrscher Landsknechte anwarben, insbesondere die französischen Könige. Zwischen Landsknechten und Reisläufern entwickelte sich eine latente Feindschaft, die in mehreren Schlachten der Italienkriege zum Ausdruck kam.
Anwerbung
Die meisten Landsknechte stammten aus Baden, dem Elsass, Tirol und Württemberg, aber auch aus dem Rheinland und Norddeutschland. Ihre Anwerbung und Musterung wurde nach schweizerischem Vorbild durchgeführt. Ein Kriegsherr wurde vom Kaiser, einem Fürsten oder einer Stadt durch den so genannten Bestallungsbrief mit der Aufstellung eines Landsknechtregiments beauftragt. Nachdem der Kriegsherr die nötigen finanziellen Mittel beschafft hatte, stellte er als Obrist des Regiments den Offiziersstab zusammen. Dann ließ er Trommler ausschicken, die auf Marktplätzen potenzielle Rekruten herbeitrommelten.
Hatten sich die Rekruten eingeschrieben, mussten sie sich zur Musterung begeben, die auf einem im Bestallungsbrief festgelegten Sammelplatz durchgeführt wurde. Dort angekommen, wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich gegenüber standen. Am Ende der beiden Gruppen wurde mit zwei Hellebarden und einer Pike ein Durchgang errichtet, den jeder Rekrut durchschreiten musste, wobei ein Offizier seine körperliche Verfassung und seine Bewaffnung prüfte. Da ein Landsknecht selbst für seine Ausrüstung aufkommen musste, verkauften Marketender auf den Sammelplätzen überteuerte Waffen und Rüstungen. Die für die Musterung zuständigen Offiziere versuchten oftmals, den Obristen zu übervorteilen. So zählten sie manche Rekruten doppelt oder stuften unerfahrene und schlecht ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen ein, um vom Obristen eine höhere Summe für die Besoldung des Regiments zu erhalten. Die Differenz zur tatsächlichen Summe behielten sie für sich selbst.
Nach der Musterung wurde den Landsknechten ihr erster Monatssold ausgezahlt und das Regiment in zehn Fähnlein zu je 400 Mann unterteilt. Jedes Fähnlein umfasste im Idealfall 100 kampferfahrene Landsknechte, die den doppelten Sold erhielten und deshalb als Doppelsöldner bezeichnet wurden. Das gesamte Regiment musste sich in einem Kreis um den Obristen sammeln, der den im Bestallungsbrief enthaltenen Artikelbrief verlas. Der Artikelbrief umfasste die Rechte und vor allem die Pflichten der Landsknechte und wurde alle 6 Monate von Neuem verlesen. Nach der Verlesung mussten alle Landsknechte auf Weisung des Schultheiß einen Eid auf den Kaiser oder den Obristen schwören und geloben, sich gemäß des Artikelbriefes zu verhalten. Die zu Fähnrichen bestimmten Landsknechte mussten zudem schwören, die ihnen anvertraute Fahne unter keinen Umständen im Gefecht zu verlieren. Die Aufstellung des Regiments wurde durch die Unterteilung der Fähnlein in Rotten abgeschlossen, die aus 10 einfachen Landsknechten oder 6 Doppelsöldnern bestanden. Jede Rotte wählte ihren eigenen Rottmeister.
Organisation
Für ein Landsknechtregiment war eine Stärke von 4.000 Mann vorgesehen, doch wurde diese Zahl nur selten erreicht. Ein Obrist, der mehrere Regimenter kommandierte, hatte den Rang eines Obersten Feldhauptmannes inne. Der Befehl über die einzelnen Regimenter fiel in diesem Fall den Locotenents (den späteren Leutnants) zu, die in Anwesenheit ihres Vorgesetzten nur als Hauptmann eines Fähnleins galten. Ein Obrist verfügte über einen "Staat" aus 22 Personen, darunter ein Feldscher, ein Dolmetscher, ein Quartiermeister, ein Schreiber, ein Trommler und 8 Trabanten (Leibwächter). Auch die Hauptmänner der Fähnlein hatten einen eigenen "Staat", der unter anderem einen Feldwebel umfasste. Aufgabe der Feldwebel war es, die Landsknechte zu drillen und im Formationskampf zu unterweisen. Der Gemeinwebel wurde monatlich von den einfachen Landsknechten gewählt, um ihre Interessen gegenüber den Offizieren zu vertreten.
Um die Einhaltung des Artikelbriefs überwachen zu lassen, ernannte der Obrist einen Provost. Im Gefolge des Provost befand sich der in einen blutroten Mantel gehüllte Freimann, der mit einem Richtschwert und einem Strick ausgerüstet war. Die Exekutivgewalt des Provost unterlag nur wenigen Einschränkungen. Gelang es einem Landsknecht, der sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatte, auf der Flucht vor dem Provost ein Geschütz zu berühren, konnte er sich für eine bestimmte Zeit in Sicherheit wähnen. Der Provost durfte ihn unter diesen Umständen innerhalb der darauf folgenden 72 Stunden nicht festnehmen, doch durfte sich der Landsknecht nicht mehr als 24 Schritte von dem Geschütz entfernen. Verstieß der Provost gegen dieses Gesetz, durfte der Kommandant der Artillerie aus Protest sämtliche Geschütze abziehen lassen. Zu den Strafen, die über einen Landsknecht verhängt werden konnten, gehörte das "Recht der langen Spieße", eine frühe Form des Spießrutenlaufs.
Für den Tross des Heeres, der aus Marketendern, Prostituierten und Angehörigen der Landsknechte bestand, war ein Hurenwebel verantwortlich, der zum "Staat" des Obristen gehörte. Unterstützt wurde der Hurenwebel von einem Rumormeister. Die vornehmliche Aufgabe des Rumormeisters bestand im Auseinandertreiben von streitenden Trossfrauen, wobei er nicht selten einen Knüppel verwendete. Für viele Landsknechte stellte die Ernennung zum Hurenwebel die einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit dar.
Die Besoldung der Landsknechtheere basierte zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Faktor 4, da einfache Landsknechte 4 Gulden monatlich ausgezahlt bekamen. Dementsprechend wurde ein Doppelsöldner mit 8 Gulden entlohnt, während der Hurenwebel 12 und die Hauptmänner jeweils 40 Gulden erhielten. Der Sold für einen Obristen betrug 400 Gulden im Monat. Eine regelmäßige und angemessene Besoldung stellte jedoch nicht den Regelfall dar, was Meutereien und Plünderungen nach sich zog. Da die Finanzkraft ausländischer Staaten oftmals größer war als die der Habsburger, ließen sich viele Landsknechte unter Missachtung des von ihnen geleisteten Eids abwerben.
Die Artillerie eines Landsknechtheeres hatte eine Sonderstellung inne. Kommandiert wurde sie von dem Obersten Zeugmeister, der bei der Plünderung einer eroberten Stadt ein Anrecht auf sämtliche intakten Geschütze und sonstige Waffen der besiegten Gegner hatte. Ein Drittel dieser Beute musste jedoch dem Obristen übergeben werden. Für den Transport der Geschütze war der Geschirrmeister zuständig, während der Zeugwart über die Munition und den Tross der Artillerie wachte. Die Artilleristen verfügten über einen eigenen Tross und konnten nicht vom Provost belangt werden. Ihre Besoldung war höher als die der restlichen Landsknechte, da sie an Plünderungen nicht teilnehmen durften. So erhielt ein Schneller, der die Geschütze nachladen musste, 6 Gulden monatlich, womit sein Sold 50 % höher war als der eines einfachen Landsknechts. Auch bei der Essensausgabe wurden die Artilleristen stets bevorzugt behandelt.
Bewaffnung
Die Hauptwaffe der Landsknechte war die Pike, ein bis zu 6 Meter langer Spieß mit einer knapp 30 cm langen Spitze. Manche Landsknechte banden einen Fuchsschwanz an ihre Pike, den sie als Glücksbringer betrachteten. Die mit einer Länge von etwa 2 Metern deutlich kürzere Hellebarde wurde von den Unteroffizieren und Doppelsöldnern getragen. Die Feldwebel stellten mit ihr die Geschlossenheit der Formation sicher. Als Varianten der Hellebarde kamen auch Glefen und Partisanen zum Einsatz. Zu den Schwertern der Landsknechte zählte der Katzbalger, der als Stichwaffe benutzt wurde. Die gewaltigen Zweihandschwerter, die länger als 1,60 Meter sein konnten, dienten möglicherweise nur repräsentativen Zwecken, da sie äußerst unhandlich waren. Im Gegensatz zu den Schweizern setzten die Landsknechte bereits früh auf die Verwendung von Handfeuerwaffen. Ein Teil der Doppelsöldner war mit Arkebusen bewaffnet, bei denen es sich um Luntenschlossgewehre handelte. Im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts übernahmen manche Landsknechte auch Radschlosspistolen. Jedes Fähnlein umfasste im Idealfall 300 Pikeniere und 100 Doppelsöldner, darunter 50 Arkebusiere und 50 Hellebardiere, doch verschob sich das zahlenmäßige Gewicht im Laufe der Zeit zugunsten der Arkebusiere. Für die Geschütze der Landsknechtheere ließ Maximilian I. eine eigene Nomenklatur schaffen. Die schwersten Geschütze, die bei Belagerungen zum Einsatz kamen, waren die Hauptbüchsen, die Basilisken, die Kartaunen, die Scharfmetzen und die Singerinnen. Als Feldgeschütz wurde die Falkaune, das Falkonett, die Sau und die Schlange eingesetzt.
Nur ein Teil der Landsknechte war durch eine Rüstung geschützt. Manche Pikeniere und Hellebardiere trugen einen schlichten Brustpanzer, der über Beintaschen zum Schutz der Oberschenkel verfügen konnte. Dabei wurde aus Kostengründen mitunter auf die Rückenplatte verzichtet. Der Preis eines Pikenierharnischs betrug üblicherweise 12 Gulden, was dem Sold für 3 Monate entsprach. Rege Verbreitung fand der "Bischofskragen" aus Kettengeflecht, der den Hals- und Schulterbereich bedeckte. Manche Landsknechte trugen eine stählerne Hirnhaube oder einen Eisenhut, bis sich die Sturmhaube und der Morion durchsetzten. Die Hauptmänner schützten sich meist durch einen nahezu vollständigen Harnisch, da sie in den vordersten Reihen der Formation kämpfen mussten und sich im Gegensatz zu den einfachen Landsknechten einen derartigen Körperschutz leisten konnten. Die am besten gepanzerten Landsknechte wurden zu Doppelsöldnern erhoben und stets an der Spitze der Formation postiert. Die Obristen legten bei der Wahl ihrer Rüstung großen Wert auf Repräsentation. Zu einem qualitativ hochwertigen Feldharnisch erwarben manche einen Rossharnisch für ihr Pferd.
Taktik
Die Formation der Landsknechtregimenter orientierte sich zunächst stark an den annähernd quadratischen Gewalt- oder Gevierthaufen der Schweizer, die über 5.000 Mann umfassen konnten. Das Zentrum des Gevierthaufens bestand aus den Hellebardieren und Pikenieren, wobei in den ersten und letzten Reihen die erfahrensten Doppelsöldner postiert wurden. Diejenigen, die in den letzten Reihen standen, sollten ihre Vordermänner antreiben und fliehende Kameraden rücksichtslos umbringen. Der zentrale Block aus Hellebardieren und Pikenieren wurde vollständig von Arkebusieren umgeben. Diese sollten Lücken in gegnerische Formationen schießen, in die dann mit Hellebarden und Katzbalgern bewaffnete Doppelsöldner eindrangen. In den Ladepausen wurden die Arkebusiere von den Pikenieren geschützt. Um einen gleichmäßigen Vormarsch zu gewährleisten, spielten Trommler auf. Vor dem Landsknechtregiment marschierte als Vorhut der "Verlorene Haufen". Dieser bestand aus Freiwilligen, Sträflingen und ausgelosten Landsknechten. Erkennungszeichen des Verlorenen Haufens war die rote Blutfahne. Drohte die Umzingelung des Gevierthaufens durch gegnerische Truppen, bildeten die Landsknechte den kreisförmigen "Igel", auch "Rädlein" genannt. Dabei zogen sich die Arkebusiere hinter die Pikeniere zurück, die mit aufgestützter Waffe den Angriff abwarteten.
Während der Italienkriege gewannen die Arkebusiere kriegstaktisch an Bedeutung. Die Landsknechtführer gingen dazu über, ihre Regimenter nach dem Vorbild des spanischen Feldherren Gonzalo Fernándo de Córdoba anzuordnen. Dieser hatte bereits 1495 2.000 Landsknechte von Maximilian I. zur Verfügung gestellt bekommen, um mit ihrer Hilfe die spanische Infanterie zu reformieren. Tatsächlich erlangte die spanische Infanterie innerhalb weniger Jahre einen herausragenden Ruf. Zu den Reformen von Córdoba zählte die Entwicklung der so genannten Tercio-Formation. Dabei wurde der Gevierthaufen verkleinert, so dass er sich besser manövrieren ließ. Zum Schutz der Flanken und zur Erhöhung der Feuerkraft postierten sich an den Ecken des Gevierthaufens Arkebusiere. Die so entstandenen Tercios verteilten sich schachbrettartig auf dem Schlachtfeld, um sich gegenseitig Feuerschutz geben zu können. Bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein kämpften die Fußsoldaten der meisten europäischen Armeen in der Tercio-Formation, die auch als "Spanisches Viereck" bekannt war.
Landsknechtmode
Die Landsknechte waren nicht nur für ihre Kampfkraft, sondern auch für ihr extravagantes Erscheinungsbild bekannt. Ihre äußerst bunte Bekleidung bestand aus gepufften und geschlitzten Hemden und Hosen, zu denen sie ein Barett oder eine Bundhaube und die nach ihrer Form benannten Kuhmaulschuhe trugen. Der Ursprung dieser Mode ist wahrscheinlich in der Tatsache zu sehen, dass die enge Kleidung des späten 15. Jahrhunderts im Kampf äußerst hinderlich war. Die Landsknechte schlitzten sie deshalb auf, banden sich Stofffetzen um die Ärmel und ließen die dicken Unterstoffe herauspludern. Die gepuffte und geschlitzte Kleidung der Landsknechte wurde in adeligen Kreisen als Anmaßung betrachtet. Auf Initiative Maximilians I. gewährte ihnen der 1503 tagende Reichstag zu Augsburg jedoch das Recht, sich nach eigenem Gutdünken zu kleiden. Der Hosenlatz der meisten Landsknechte suggerierte ein besonders großes Geschlechtsteil, was insbesondere Geistliche mit Entsetzen zur Kenntnis nahmen. Die Kleidung der Landsknechte beeinflusste die zivile Mode des damaligen Europas stark und wurde sogar in Stahl nachgebildet. So entstanden "gepuffte und geschlitzte" Paraderüstungen, die repräsentativen Zwecken dienten. Der Brayette genannte Genitalschutz der damaligen Rüstungen war ein stählernes Abbild des Hosenlatzes der Landsknechte.
Lebensumstände
Bei den meisten Landsknechten handelte es sich um Tagelöhner, einfache Handwerker und Gesellen, Kleinkriminelle und Bauernsöhne, die sich von dem relativ hohen Sold und etwaigen Plünderungen eine finanzielle Alternative erhofften. Einfache Landsknechte lebten jedoch im Regelfall am Rande der Armut, da sie ihre Ausrüstung und Nahrung zu überhöhten Preisen verkauft bekamen. Zudem waren sie unter Zivilisten Außenseiter, denen man bestenfalls Misstrauen entgegenbrachte. Landsknechte galten weithin als Sinnbild der Unmoral und Gotteslästerlichkeit. In deutschen Kreuzigungsgemälden des 16. Jahrhunderts war es üblich, die römischen Soldaten als Landsknechte darzustellen. Neben die soziale Randstellung der Landsknechte trat ihre äußerst geringe Lebenserwartung. Bereits eine leichte Verletzung im Kampf konnte eine Wundinfektion zur Folge haben, die zum Tod des Betroffenen führte. Eine nennenswerte medizinische Versorgung oder gar Lazarette existierten nicht. Hinzu kamen Seuchen, die vor allem bei längeren Belagerungen zahlreiche Menschen dahinraffen ließen. Auch Geschlechtskrankheiten waren äußerst verbreitet. Eine zeitgenössische Redensart wies nicht zu Unrecht darauf hin, dass man nur selten alte Landsknechte sieht. Nach dem Ende eines Feldzuges oder Krieges wurden die Landsknechte von ihren militärischen Pflichten entbunden. Sie sahen sich dann gezwungen, zu "garten", also bettelnd oder plündernd durch das Land zu ziehen. Auch Kriegversehrten blieb nur ein Leben als Bettler übrig. Das Problem der umherziehenden Söldnerbanden, unter denen vor allem die bäuerliche Bevölkerung zu leiden hatte, konnte bis weit in das 17. Jahrhundert hinein nicht gelöst werden.
Niedergang der Landsknechtheere
Landsknechte nahmen an diversen kriegerischen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts teil. Sie kämpften unter anderem in den Italienkriegen, im Landshuter Erbfolgekrieg, im Bauernkrieg und im Schmalkaldischen Krieg. Da Maximilian I. und sein Nachfolger Karl V. stets mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatten, ließen sich zahlreiche Landsknechte von fremden Mächten abwerben. Dadurch beschleunigten sie ihren Bedeutungsverlust, da ihre Taktiken von diversen Armeen adaptiert wurden. Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten sich in großen Teilen Europas militärische Standards herausgebildet. Zwischen den Formationen, der Bewaffnung, den Truppengattungen und der Organisation der europäischen Heere bestanden keine nennenswerten Unterschiede mehr, womit auch die herausragende Stellung der Landsknechte wegfiel. Dies zeigte sich nicht nur an der Tatsache, dass die gepuffte und geschlitzte Kleidung außer Mode kam, sondern auch an der Verdrängung der Bezeichnung Landsknecht durch Kaiserlicher Fußknecht. Die Anwerbung und Organisation von Söldnerheeren folgte jedoch im deutschen Raum bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts der Vorgehensweise aus der Landsknechtzeit. Das Söldnertum spielte zwar im Dreißigjährigen Krieg noch einmal eine entscheidende Rolle, jedoch waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kämpfer aus weiten Teilen Europas beteiligt, so dass Landsknechte (im engeren Sinn als deutschsprachige Söldner) nicht mehr dominierten. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde das gesamte Söldnertum weitgehend durch Stehende Heere verdrängt.