Zum Inhalt springen

Leo Baeck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Februar 2007 um 16:01 Uhr durch Eisbaer44 (Diskussion | Beiträge) (Namensverwendung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Leo Baeck (* 23. Mai 1873 in Lissa; † 2. November 1956 in London), war ein Rabbiner und bekannter Vertreter des deutschen liberalen Judentums.

Leben

Nach einem Studium am konservativen Rabbinerseminar in Breslau wechselte er 1894 an die liberale "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" in Berlin, wo er ein Jahr später bei Wilhelm Dilthey über Spinoza promovierte. 1897 nahm er eine Rabbinerstelle in Oppeln an. Dort entstand sein Hauptwerk "Das Wesen des Judentums", das 1905 erschien. Darin setzte er sich kritisch mit den Positionen des evangelischen Theologen Adolf von Harnack auseinander. Von 1907 bis 1912 amtierte er in Düsseldorf. Ab 1912 unterrichtete er an der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin, wo er auch Gemeinderabbiner war.

Am Ersten Weltkrieg nahm Leo Baeck als Feldrabbiner teil. In der Weimarer Republik wurde er zum bekanntesten Vertreter des liberalen deutschen Judentums und übernahm mehrere repräsentative Ämter in jüdischen Organisationen, wie der deutschen Sektion von B'nai B'rith. Ab 1925 war Baeck Vorsitzender des Wohlfahrtsverbandes "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden".

Leo Baeck (Golders Green, London)

1933 wurde Baeck Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, die eine Dachorganisation der jüdischen Organisationen darstellte und zu deren Leitung er mit seinen Fähigkeiten zu vermitteln besonders geeignet war. Die Aufgaben der Reichsvertretung in der Zeit der schwersten antisemitischen Verfolgung reichten von der humanitären Unterstützung für die verelendete jüdische Bevölkerung, der Bildung für die aus den Schulen getriebenen Schülerinnen und Schüler bis zur Unterstützung bei der Auswanderung. Die Nazis entzogen durch die Einbindung der Reichsvertretung ab 1939 anderen jüdischen Einrichtungen die Selbstständigkeit und versuchten über die Gestapo die Aktivitäten direkt zu kontrollieren. Auch unter diesem Druck lehnte Leo Baeck Angebote zur Emigration ab und unterhielt Kontakte zur Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler. 1943 wurde Baeck wie die meisten anderen Vertreter der Reichsvertretung in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Dort wurde er Mitglied im Ältestenrat und kümmerte sich unter schwierigsten Bedingungen um die Gemeinde. Er überlebte den Holocaust und ging als Präsident der "Weltunion für progressives Judentum" nach London. 1947 gründete er das später nach ihm benannte „Institut zur Erforschung des Judentums in Deutschland seit der Aufklärung“. 1948 übernahm er zudem eine Professur am "Hebrew Union College" in Cincinnati.

Namensverwendung

Der Name Leo Baeck wird heute von einer Vielzahl von Institutionen als Erinnerung an ihn im Namen verwendet: Schulen, Logen, Synagogen und Gemeindezentren auf der ganzen Welt. Hier sind einige wichtige Einrichtungen genannt.

Zitate

„Unser Glaube war es, dass deutscher und jüdischer Geist auf deutschem Boden sich treffen und durch ihre Vermählung zum Segen werden könnten. Die Epoche der Juden in Deutschland ist ein für alle Mal vorbei.“ (Leo Baeck nach dem Zweiten Weltkrieg)

Werke

  • Das Wesen des Judentums (1905, 6. Aufl. 1960)
  • Die jüdische reliöse Erziehung
  • Dieses Volk - jüdische Existenz
  • Romantische Religion (1922)
  • Die Pharisäer (1927)
  • Das Evangelium als Urkunde der jüdischen Glaubensgeschichte (1938)
  • Der Sinn der Geschichte (1946)
  • Maimonides, der Mann, sein Werk und seine Wirkung (1954)