Turiner Grabtuch
Das Turiner Grabtuch ist ein jahrhunderte altes Leintuch, das einen Ganzkörperabdruck der Vorder- und Rückseite eines augenscheinlich Gekreuzigten trägt. Viele glauben, dies sei das Leichentuch Christi. Andere behaupten es gehöre dem 23. Großmeister der Tempelritter Jakob von Molay und der Abdruck stamme von Ausdünstungen während dessen Folter. Auch vermuten einige, das Tuch sei das Werk eines mittelalterlichen Fälschers.
Die ersten Nachweise des Tuchs reichen ins Mittelalter zurück. 1203 erwähnt der Geschichtsschreiber Robert de Clari, er habe ein Jahr zuvor während des 4. Kreuzzuges ein Tuch mit dem Abdruck des Herrn in Konstantinopel gesehen. 1350 schreibt der französische Ritter Geoffrey de Charney Papst Clemens VI., dass er eine Kirche in Lirey bauen wolle, um das Leintuch aufzubewahren. Viele Historiker glauben, er habe das Tuch in Konstantinopel erworben. König Karl VI. von Frankreich erhob vergeblich Anspruch darauf. 1390 verbot der Gegenpapst Clemens VII. die Zurschaustellung des Tuchs, aber Clements IV. befahl Nachsicht mit den Anbetern des Tuches.
1418 wurde das Tuch aus Lirey in eine Festung bei Monfort en Anoix gebracht, danach zu Saint-Hippolyte-sur-Doubs. 1453 kaufte es Ludovico, der Herzog von Savoyen. Es blieb im Besitz des Hauses Savoyen bis zum Ende ihres Königtums in Italien im Jahre 1946. Das Grabtuch wurde daraufhin dem Heiligen Stuhl übergeben. Das Tuch wurde seit dem 15. Jahrhundert an vielen Orten aufbewahrt. Es wurde von Zeit zu Zeit auch öffentlich gezeigt. Seit 1506 wird am 4. Mai eine Messe und ein Ritual zu Ehren des Tuches abgehalten.
Eine Brandkatastrophe im Jahre 1532 überstand das Tuch gefaltet in einer Silberkiste, was symmetrische Brandflecken und Löschwasserflecken hinterließ. Es wurde durch ein weiteres Feuer in Turin im Jahre 1997 teilweise zerstört.
Ein wissenschaftlicher Ansatz
Die Wissenschaft des Grabtuchs nennt sich Sindonologie (aus dem Griechischen sindón, das für Leichentuch und auch für eine Bekleidung im Markusevangelium verwendet wird).
Wie das Bild auf dem Tuch entstanden ist, ist bis heute ungeklärt. Als 1898 die erste Fotografie gemacht wurde, erkannte man, dass es im Fotonegativ wesentlich besser erkennbar ist. Eine Fälschung eines mittelalterlichen Künstlers verlangt aufgrund der Qualität der Abbildung und ihrer Eigenschaften unglaubliche Kunstfertigkeiten. Pollenuntersuchungen zeigten, dass auf dem Tuch Pflanzenspuren vorkommen, die nur aus Palästina stammen können. Die Webmethode des Tuches könnte durchaus zur Zeit Christi üblich gewesen sein.
Ein Vergleich mit dem Oviedoer Schweisstuch zeigt, dass die Tücher denselben Kopf bedeckten, der viele punktförmige Wunden trägt, die der Dornenkrone beim Tod Christi zugeschrieben werden. Auch die anderen sichtbaren Verletzungen am Körper lassen sich der Folter und Kreuzigung Christi zuordnen. Der Rücken ist mit Folterspuren überdeckt, die Handgelenke sind offensichtlich durchbohrt und an der Körperseite befindet sich ebenfalls ein grösserer Blutfleck.
Das Abbild auf dem Tuch ist nicht perfekt. Der Mann ist ziemlich gross sowohl für die Zeit um Christi Geburt als auch für das Mittelalter. Außerdem sind die Schultern unnatürlich breit und die Gesichtsstruktur ist in Einzelheiten anatomisch eher unwahrscheinlich.
Die Radiokarbon-Datierungsmethode wurde 1988 zur Ermittlung des Alters herangezogen, das Tuch wurde von drei unabhängigen Instituten auf die Zeit um 1350 datiert.
Einige Befürworter der Christusthese behaupten, dass das Feuer in der Kirche die Ergebnisse der Datierung verfälscht hat. Ruß aus der Luft könnte sich auf dem Tuch abgelagert und so zu einem wesentlich geringeren Alter geführt haben. Andere behaupten, dass die Auferstehung eine grosse Zahl von Neutronen erzeugt hätte, die den C-14 Anteil im Tuch erhöht hätten. Wieder andere glauben, dass Bakterien die Verteilung der Isotope beinflusst hätten. Auch eine absichtliche Vertauschung der Proben durch interessierte Kreise wird von einigen für möglich gehalten. Der Vatikan hat aber bis heute keine Erlaubnis zur neuerlichen Überprüfung erteilt.
Weblinks
- The Shroud of Turin Website
- speech by Pope John Paul about the shroud
- Archaeological Forgeries
- [www.silverchord.net/themen/turiner-grabtuch/forschungsobjekt.html]